Sonntag, 6. Februar 2022

4. Sonntag vor der Passionszeit 2022

6. Februar 2022

Wieder einmal zeitigt die Perikopenrevision von 2018 ihre Folgen. Die Epiphaniaszeit endete am 2. Februar und Ostern feiern wir nicht ganz so früh in diesem Jahr. Deshalb muss vor die mit einem Namen gekennzeichneten Sonntage der Vorpassionszeit - Septuagesimae, Sexagesimae und Estomihi - ein weiterer namenloser Sonntag geschoben werden, eben der 4. Sonntag in der Vorpassionszeit. Inhaltlich wurde dieser Sonntag mit einem aus der alten Perikopenordnung gleichgesetzt, nämlich mit dem 4. Sonntag in der Epiphaniaszeit. Was ich von dieser Revision halte, habe ich 2019 zum 5. Sonntag vor der Passionzeit geschrieben und in einem separaten Artikel zum Thema "Epiphanias- und Vorpassionszeit" geschrieben. 

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte beim 4. Sonntag nach Epiphanias unter der Nummer 954.17. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. (Ps 66, 5)

Wochenlieder:

Wach auf, wach auf, 's ist hohe Zeit (EG 244)

Stimme, die Stein zerbricht (fT 45, LPfG 21)

Lieder für den Gottesdienst

fT 15 Und ein neuer Morgen

Psalm 19,2-10a

fT 129 Ich glaube, also bin ich geliebt bei meinem Gott

EG 145,1-3.7 Wach auf, wach auf, du deutsches Land

fT 177 Freunde, dass der Mandelzweig

fT 120 Den meine Seele liebt, der ist das Licht

fT 161 Schenk uns Zeit

Evangelium - Mk 4, 35-41 - Die Stillung des Sturmes

35 Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns hinüberfahren. 36 Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm. 37 Und es erhob sich ein großer Windwirbel und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde. 38 Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? 39 Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich und es entstand eine große Stille. 40 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?

41 Sie aber fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? Auch Wind und Meer sind ihm gehorsam!

Predigttext - Jes 51, 9-16 - Der HERR greift ein mit Macht und Trost

Geschichte der Juden in Babylon - waren wohl schon etliche Jahre bzw. Jahrzehnte im Exil - Feierlichkeiten beim babylonischen Akitu-Fest - Neujahrsfest - Schöpfungserzählung Enūma eliš - der Sieg des Gottes Marduk über die Urgottheit Tiamat (Urozean) ermöglicht die Schaffung von Himmel und Erde.

Vielleicht ist die genau die Situation, in der sich Israel an seinen Gott wendet: 

9 Wach auf, wach auf, zieh Macht an, du Arm des HERRN! Wach auf, wie vor alters zu Anbeginn der Welt! Warst du es nicht, der Rahab zerhauen und den Drachen durchbohrt hat? 

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. (Gen 1)

10 Warst du es nicht, der das Meer austrocknete, die Wasser der großen Tiefe, der den Grund des Meeres zum Wege machte, dass die Erlösten hindurchgingen? 

Da nahm Mirjam, die Prophetin, Aarons Schwester, eine Pauke in ihre Hand und alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken im Reigen. Und Mirjam sang ihnen vor: Lasst uns dem HERRN singen, denn er hat eine herrliche Tat getan; Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.

11 So werden die Erlösten des HERRN heimkehren und nach Zion kommen mit Jauchzen, und ewige Freude wird auf ihrem Haupte sein. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber Trauern und Seufzen wird von ihnen fliehen.

Hast du nicht dies alles gemacht?

12 Ich, ich bin euer Tröster! 

Wer bist du denn, dass du dich vor Menschen gefürchtet hast, die doch sterben, und vor Menschenkindern, die wie Gras vergehen, 13 und hast des HERRN vergessen, der dich gemacht hat, der den Himmel ausgebreitet und die Erde gegründet hat, 

Damit benennt Gott den entscheidenden Punkt: Israel hatte Gott vergessen! Den Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat und den der Beter gerade zuvor gefragt hat, ob er es nicht war. 

Martin Luther zum 1. Gebot: Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.

Da, wo die Gottesfurcht verloren geht, da entsteht Menschenfurcht.

Fortsetzung des biblischen Textes: und hast dich ständig gefürchtet den ganzen Tag vor dem Grimm des Bedrängers, als er sich vornahm, dich zu verderben? 

Wo ist nun der Grimm des Bedrängers? 

Ganz so leicht können wir es heute nicht sagen. 

  • Corona: Eine nicht enden wollende Pandemie hält unser Leben im Griff.
  • Russland / Ukraine 
  • Krieg in Europa ist wieder ein Thema 
  • ratlose Politik im Westens 
  • Menschenrechtsverletzungen in China - und die Welt feiert Olympia
  • Umweltprobleme

14 Der Gefangene wird eilends losgegeben, dass er nicht sterbe und begraben werde und dass er keinen Mangel an Brot habe. 

15 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der das Meer erregt, dass seine Wellen wüten – sein Name heißt HERR Zebaoth –; 16 ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt und habe dich unter dem Schatten meiner Hände geborgen, auf dass ich den Himmel von neuem ausbreite und die Erde gründe und zu Zion spreche: 

Du bist mein Volk.

Jesaja: ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt - Reichenbach in der Begrüßung: die Sprachlosigkeit der Kirchen zu den Problemen der Welt war kaum je geringer als heute - das aber ist das Eigentliche der Kirche Jesu Christi, das Proprium, unser Markenkern

Das Wort Gottes ist Zuspruch und das Wort Gottes ist auch Gericht!

Hebräer 4,12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn kein zweischneidig Schwert, und dringt durch, bis dass es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.

Dieses Wort ist in den Mund gelegt. Wenn Kirchen es nicht mehr wagen, dieses Wort auszusprechen, dann haben sie keine Relevanz. Allerdings muss dieses Wort dann auch in den eigenen Reihen gelebt werden. 

Die evangelische Kirche wird zu einem Religionskonzern umgebaut.

Die römisch-katholische Kirche versinkt zusehends im Missbrauchsskandal und sie droht unsere Kirche mitzureißen

9 Wach auf, wach auf, zieh Macht an, du Arm des HERRN! 

Das wünschen wir uns, wenn wir nicht weiterwissen. Gott möge dreinschlagen wie Jesus den Sturm gestillt hat. Für Jesus war das aber keine Machtdemonstration, sondern die Frage nach dem Glauben seiner Jünger. 

Gottes Antwort an sein Volk im Exil: 

16 ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt und habe dich unter dem Schatten meiner Hände geborgen, auf dass ich den Himmel von neuem ausbreite und die Erde gründe und zu Zion spreche: 

Du bist mein Volk.

Jesaja 51,17 Werde wach, werde wach, steh auf, Jerusalem, die du getrunken hast von der Hand des HERRN den Kelch seines Grimmes! Den Taumelkelch hast du ausgetrunken, den Becher geleert. 

Zu Beginn der Coronapandemie gab es Stimmen, die sagten, dass wir nicht einfach nur dort weitermachen können, wo wir vorher aufgehört haben. Und die Einschränkungen im ersten Jahr haben gezeigt, dass manches auch gut für die Umwelt ist. Das alles scheint vergessen. Jes 22,13 »Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!«

Israel hat die Zeit des Exils genutzt, seinen Lebensstil zu überdenken. Wir haben gesündigt und Gott vergessen, sind unseren eigenen Vorstellungen nachgelaufen. 

Jesaja 52,1 Wach auf, wach auf, Zion, zieh an deine Stärke! Schmücke dich herrlich, Jerusalem, du heilige Stadt! 

EG 145 Wach auf, wach auf, du deutsches Land! 

aus Wikipedia (abgerufen am 05.02.2022) ... (eigentlich: Ein newes Christlichs Lied / Dadurch Deudschland zur Busse vermanet) ist ein lutherisches geistliches Lied, das das im Schlaf der Sünde liegende Deutschland aufrufen und wecken will. Den Text und die Melodie schuf Johann Walter im Jahr 1561 … Im Original hat das Lied 26 Strophen. 

Der entschieden an Luthers Seite wirkende Walter … nahm die … im Zuge des Leipziger Interims und des Trienter Konzils zutage tretenden Veränderungen in Religion und Politik als kompromisslerisch und rekatholisierend wahr. Damit sah er die Reformation in Gefahr, die Deutschland als eine unverdiente Auszeichnung „durch Luther den Propheten“ zuteilgeworden war (Strophen 2–7). Er (Walter) wollte dem göttlichen Wort seinen Platz im alltäglichen Leben zurückgeben und zugleich gegen den um sich greifenden Werteverfall auftreten. Dieser manifestiere sich in einer korrupten Wirtschaft, dem Niedergang der Familienmoral, in Ausschweifung, in Zügellosigkeit der Jugend, in Kleiderluxus sowie in der Auflösung der Ständegesellschaft, kurzum einem oberflächlichen Christentum (Strophen 8–18). Als Konsequenz kündet Walter das Gericht an: die endzeitliche verdiente Strafe Gottes (durch „Zeichen“ in den Strophen 19–22). Gleich dem Propheten (Jes 51,17 LUT) erhebt er angesichts ihres Herannahens einen warnenden Bußruf (Strophe 23). Da dieser die Menschen überforderte, mündet das Lied in einem dreistrophigen Gebetsruf (Strophen 24–26).

Wach auf, wach auf, zieh Macht an, du Arm des HERRN!

Ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt.

Werde wach, werde wach, steh auf, Jerusalem!

Wach auf, wach auf, du Christenheit !

Amen

Fürbitte - EG 136 O komm, du Geist der Wahrheit

O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.

O du, den unser größter Regent uns zugesagt: komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt. Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit die scharf geschliffnen Waffen der ersten Christenheit.

Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je; darum musst du uns rüsten mit Waffen aus der Höh. Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu und musst uns ganz befreien von aller Menschenscheu.

Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium.

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