Sonntag, 26. Juli 2015

9. Sonntag nach Trinitatis

2. August 2015


Am Samstagabend (1. August) feiern wir mit  den Höltingschützen um 18.00 Uhr einen Gottesdienst in der Gustav-Adolf-Kirche. Dort werden die Texte vom 9. Sonntag nach Trinitatis thematisiert. Nach dem Gottesdienst geht es zum Winzerfest auf die Schülerwiese. 

Evangelisches Gesangbuch


Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 9. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.52. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Nett animiert ist der liturgische Kalender auf der Seite der bayrischen Landeskirche.

Wochenspruch:


Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern. (Lk 12, 48b)

Wochenlieder:


Herzlich lieb hab ich dich, o Herr (EG 397 -  Rev. 2014)
Ich weiß, mein Gott, dass all mein Tun (EG 497 - auch in Rev. 2014)
Die Erde ist des Herrn. Geliehen ist der Stern (NB-EG 623 - Rev. 2014)

Lieder für den Gottesdienst:

452,1-3 - Er weckt mich alle Morgen
754 - Pslam 139
494,1-3 - In Gottes Namen fang ich an
494,4-6 - Drum komm, Herr Jesu, stärke mich
213,1.6 - Kommt her, ihr seid geladen
216 - Du hast uns Leib und Seel gespeist

Die Epistel Phil 3, (4-6) 7-11 (12-14) wird nicht gelesen


Wenn ein anderer meint, er könne sich auf Fleisch verlassen, so könnte ich es viel mehr, 5 der ich am achten Tag beschnitten bin, aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, nach dem Gesetz ein Pharisäer, 6 nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde, nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig gewesen. 

7 Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. 8 Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwenglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne 9 und in ihm gefunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird. 10 Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleichgestaltet werden, 11 damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.

12 Nicht, dass ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. 13 Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich's ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, 14 und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Evangelium Mt 25, 14-30 - Die anvertrauten Talente


Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; 15 dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort. 16 Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. 17 Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. 18 Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. 19 Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. 20 Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen. 21 Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! 22 Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen. 23 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! 24 Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; 25 und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. 26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? 27 Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. 28 Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. 29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. 30 Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

Perikopenrevision

Die 2014 begonnene Revision der Perikopenordnung schlägt für diesen Gottesdienst einen Text aus dem Alten Testament vor. Es geht um König Salomo und um die Gabe der Weisheit, die er von Gott empfängt. Mit dieser Gabe soll er auch als Politiker verantwortungsvoll umgehen. Wie dies aussehen kann, illustriert die Bibel mit der Schilderung des "salomonischen Urteils". Hier wird erzählt, wie zwei Frauen einen Streit vor den König tragen. Beide haben ein Kind geboren. Eines stirbt in der Nacht. Und beide Frauen behaupten dann, das überlebende Kind sei ihres. Wie soll der König erkennen, welche Frau die Wahrheit sagt. Er lässt sich ein Schwert geben. Sein Lösungsvorschlag: Das Kind wird in der Mitte durchgeschlagen und jede Frau erhält eine Hälfte. Dann wäre doch allen gedient. - Wie die Geschichte ausgeht, kann man ganz zum Schluss nachlesen. 

DORÉ, Gustave
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Judgement_of_Solomon.jpg?uselang=dehttps://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/Judgement_of_Solomon.jpg?uselang=de
Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Ich denke, dass ich über den Text aus dem

1. Kön 3, (1-4)5-28


Und Salomo verschwägerte sich mit dem Pharao, dem König von Ägypten, und nahm eine Tochter des Pharao zur Frau und brachte sie in die Stadt Davids, bis er sein Haus und des HERRN Haus und die Mauer um Jerusalem gebaut hatte. 2 Aber das Volk opferte noch auf den Höhen; denn es war noch kein Haus gebaut dem Namen des HERRN bis auf diese Zeit. 3 Salomo aber hatte den HERRN lieb und wandelte nach den Satzungen seines Vaters David, nur dass er auf den Höhen opferte und räucherte. 4 Und der König ging hin nach Gibeon, um dort zu opfern; denn das war die bedeutendste Höhe. Und Salomo opferte dort tausend Brandopfer auf dem Altar.

5 Und der HERR erschien Salomo zu Gibeon im Traum des Nachts und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll! 6 Salomo sprach: Du hast an meinem Vater David, deinem Knecht, große Barmherzigkeit getan, wie er denn vor dir gewandelt ist in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen vor dir, und hast ihm auch die große Barmherzigkeit erwiesen und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Thron sitzen sollte, wie es denn jetzt ist. 7 Nun, HERR, mein Gott, du hast deinen Knecht zum König gemacht an meines Vaters David statt. Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein. 8 Und dein Knecht steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, einem Volk, so groß, dass es wegen seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann. 9 So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtiges Volk zu richten? 

10 Das gefiel dem Herrn gut, dass Salomo darum bat. 11 Und Gott sprach zu ihm: Weil du darum bittest und bittest weder um langes Leben noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Verstand, zu hören und recht zu richten, 12 siehe, so tue ich nach deinen Worten. Siehe, ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, sodass deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufkommen wird. 13 Und dazu gebe ich dir, worum du nicht gebeten hast, nämlich Reichtum und Ehre, sodass deinesgleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten. 14 Und wenn du in meinen Wegen wandeln wirst, dass du hältst meine Satzungen und Gebote, wie dein Vater David gewandelt ist, so werde ich dir ein langes Leben geben. 

15 Und als Salomo erwachte, siehe, da war es ein Traum. Und er kam nach Jerusalem und trat vor die Lade des Bundes des Herrn und opferte Brandopfer und Dankopfer und machte ein großes Festmahl für alle seine Großen. 

16 Zu der Zeit kamen zwei Huren zum König und traten vor ihn. 17 Und die eine Frau sprach: Ach, mein Herr, ich und diese Frau wohnten in einem Hause und ich gebar bei ihr im Hause. 18 Und drei Tage nachdem ich geboren hatte, gebar auch sie. Und wir waren beieinander und kein Fremder war mit uns im Hause, nur wir beide. 19 Und der Sohn dieser Frau starb in der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt. 20 Und sie stand in der Nacht auf und nahm meinen Sohn von meiner Seite, als deine Magd schlief, und legte ihn in ihren Arm, und ihren toten Sohn legte sie in meinen Arm. 21 Und als ich des Morgens aufstand, um meinen Sohn zu stillen, siehe, da war er tot. Aber am Morgen sah ich ihn genau an, und siehe, es war nicht mein Sohn, den ich geboren hatte. 22 Die andere Frau sprach: Nein, mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene aber sprach: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und so redeten sie vor dem König. 

23 Und der König sprach: Diese spricht: Mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene spricht: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. 24 Und der König sprach: Holt mir ein Schwert! Und als das Schwert vor den König gebracht wurde, 25 sprach der König: Teilt das lebendige Kind in zwei Teile und gebt dieser die Hälfte und jener die Hälfte. 26 Da sagte die Frau, deren Sohn lebte, zum König – denn ihr mütterliches Herz entbrannte in Liebe für ihren Sohn – und sprach: Ach, mein Herr, gebt ihr das Kind lebendig und tötet es nicht! Jene aber sprach: Es sei weder mein noch dein; lasst es teilen! 27 Da antwortete der König und sprach: Gebt dieser das Kind lebendig und tötet's nicht; die ist seine Mutter. 

28 Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie fürchteten den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten.

Gebrüder Grimm: Der Arme und der Reiche

Als ich die Geschichte von Salomo und seinen Wünschen las, fiel mir zuerst das Märchen vom Armen und vom Reichen ein, bei denen der "liebe Gott", als er "noch selber auf Erden unter den Menschen wandelte", übernachten wollte. Der eine wies ihn ab, befürchtete er doch selbst den Bettelstab in die Hand nehmen zu müssen, wenn er jeden beherbergen sollte, der an seine Tür klopft. Der andere öffnete, kaum hatte der "liebe Gott" angeklopft, seine Tür: "Bleibt die Nacht über bei mir," sagte er, "es ist schon finster, und heute könnt Ihr doch nicht weiterkommen." Am nächsten Morgen hatte der gastfreundliche Mensch drei Wünsche frei. "Was soll ich mir wünschen als die ewige Seligkeit, und dass wir zwei, meine Frau und ich, solang wir leben, gesund dabei bleiben und unser notdürftiges tägliches Brot haben; fürs dritte weiß ich mir nichts zu wünschen." Das wusste dann allerdings der "liebe Gott".

Der andere bekam übrigens auch die Möglichkeit, sich dreierlei zu wünschen. Was er damit machte, erfährt man, wenn man diese Website aufruft: http://www.textlog.de/40134.html

Hermann Spieckermann - Theologie des Alten Testaments - Leben als Wegkunde

Das Märchen von den Gebrüder Grimm werde ich beim Abendmahlsgottesdienst im Marienhaus vorlesen. In den Gottesdiensten am Samstagabend (Höltingbürgerschützen) und am Sonntagmorgen werde ich meine Aufzeichnungen aus einer alttestamentlichen Vorlesung von Hermann Spieckermann - Göttingen - mit einbeziehen. Er legte die "Sprüche Salomos" aus. Gerade die beiden ersten Zeilen und die Auslegung haben es mir angetan. Es ist faszinierend, wie das Alte Testament das alltägliche Leben - auch die Geschäftswelt - auf Gott bezog. Ich denke, dass wir da wieder neue Zugangsweisen zum Glauben, aber auch zur Umwelt und zum Nächsten entdecken können.

Die Übersetzung der Bibeltexte stammt von Hermann Spieckermann. Die blau markierten Passagen sind meine Notizen, die ich in der Vorlesung gemacht hatte. Der Gottesname, den die Juden nicht aussprechen, wird mit dem Tetragramm YHWH wiedergegeben.

Rückbezug aufs Evangelium

Gabe Gottes für Salomo: “So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist.” 

Salomo steht für eine Epoche - eine Einstellung: Weisheit - Beobachtung, und diese Beobachtung in Regeln und Zusammenhänge stellen. - Sprüche Salomos, Prediger Salomo und das Hohelied Salomos

Hermann Spieckermann - Theologie des Alten Testaments - Leben als Wegkunde
Aus der Vorlesung am 20.05.

Sei nicht eingebildet auf dein Wissen
und verlasse dich nicht darauf, dass du ein Weiser seist,
sondern berate dich mit dem Unwissenden wie mit dem Wissenden.
Die Grenze der Kunst ist nicht erreicht,
und da ist kein Künstler, dessen Meisterschaft vollendet ist.
Vollkommene Rede ist verborgener als Malachit*,
und doch findet man sie bei den Mägden am Getreidereibstein.
(Ptahhotep (Ägypten), 1. Maxime, Z. 52-59, um 2000 v. Chr.
*Malachit - ein wertvoller Stein in damaliger Zeit)

Das wünschen wir uns heute auch wieder.

Prov 20,14
Schlecht, schlecht, sagt der Käufer,
geht er fort, da rühmt er sich.

Ordnung - das Ausprobieren, einen Spielraum zu erkunden - Ordnung schaffen angesichts des Chaos - Paradigma, wie Leben organisiert ist - kann gelten, muss nicht gelten
Beide müssen mit dem, was ausgehandelt wurde, leben können.

Leben hat etwas mit Ordnung zu tun, aber nicht in Stein gemeißelt - Ordnung hat etwas mit Flexibilität zu tun.

Prov 16,11
Rechte Stand- und Handwaage gehören Yhwh,
sein Werk sind alle (Gewichts-)Steine im Beutel.

Die Mittel des Handelns gehören YHWH. Die flexiblen Ordnungen des Handels soll nicht ausgenutzt werden. YHWH achtet darüber, dass die Spielregeln des Handelns nicht überstrapaziert wird. YHWH Eigentümerschaft über den fairen Handel. 

Das nächste Bibelzitat zeigt: arm und reich gibt es in der Welt, was die Weisen nicht ändern wollen. Aber der Reiche darf den Armen nicht verspotten.

Prov 17,5a; vgl. 14,31
Wer über einen Armen spottet, schmäht seinen Schöpfer
   wer sich über Unglück freut, bleibt nicht ungestraft.

Gott hat Arme und Reiche geschaffen. Wen das nicht schert, wird von den Weisen scharf kritisiert.

Es sind nicht alles Fromme in der Gemeinde Gottes. Es opfern auch die Frevler. 

Prov 15,8-10
Das Opfer der Frevler ist Greuel Yhwhs,
aber das Gebet der Geradsinnigen hat sein Wohlgefallen/ist sein Wille
Greuel Yhwhs ist der Weg des Frevlers,
er liebt den, der der Gerechtigkeit folgt.
Sprache ist hoch mit Affekt beladen. Es treten vor Gott auch die, die Gott mit einem Opfer zwingen wollen. Die finden kein Wohlgefallen vor Gott. Aber ein Gebet aus tiefer Hingabe ist mehr wert. Aber keine Opferkritik. Ein Opfer mit der rechten Einstellung ist Gott wohlgefällig. 

Der Weg ist ein Hauptwort für die Weisen. Zum Weg kommt die Gerechtigkeit hinzu. Weg und Gerechtigkeit bedeuten Leben. Der Weg des Frevlers ist Gott ein Greuel. 

Schlimme Züchtigung dem, der den Pfad  verlässt,
wer Zurechtweisung hasst, wird sterben.

Der Weg wird nicht selbst geformt, er wird beschritten. Diesen Weg zu beschreiten in Gerechtigkeit - Wohlordnung für alle Menschen - ist in Gottes Augen gut. Man muss sich nicht alles selbst ausdenken. Man kann lernen, den Weg zu gehen. Hören auf die Weisen. Wer diesem Weg nicht geht, führt in den (intellektuellen) Tod.

Prov 16,9
Des Menschen Herz denkt sich seinen Weg,
und/doch Yhwh lenkt  seinen Schritt.

Prov 19,21
Zahlreich sind die Gedanken im Herzen eines jeden,
aber der Ratschluss Yhwhs, er hat Bestand.

Prov 21,2
Jeder Weg ist einem jeden gerade in seinen Augen,
doch der die Herzen prüft, ist Yhwh.

Prov 20,24
Von Yhwh sind die Schritte eines jeden.
Der Mensch – wie kann er seinen Weg erkennen.

Wegkunde zwischen Gott und Mensch ist Aufgabe. Den Weg muss man finden, man hat ihn nicht. Nicht in Stein gemeißelt. Muss immer erkundet werden. 

Autonomiebestrebung des Menschen. “... das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.” (1. Mose 8,21) Gott lenkt die Gedanken in die richtige Richtung. 

Die Weisen schreiben die Spannungen auf; eigene Sicht und die Sicht Gottes.

Prov 21,21
Wer Gerechtigkeit und Güte verfolgt,
wird Leben, Gerechtigkeit und Ehre finden.

Sonntag, 5. Juli 2015

5. Sonntag nach Trinitatis

5. Juli 2015


60 Jahre Posaunenchor Meppen


In diesem Gottesdienst feiern wir den 60. Geburtstag des Posaunenchores der evangelisch-lutherischen Gustav-Adolf-Kirchengemeinde in Meppen. Gegründet wurde der Chor 1955
noz.de - Lesen Sie mehr auf: http://www.noz.de/lokales/meppen/artikel/589157/seit-1955-besteht-der-posaunenchor-in-meppen#gallery&0&0&589157

Evangelisches Gesangbuch


Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 5. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.48. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Nett animiert ist der liturgische Kalender auf der Seite der bayrischen Landeskirche.

Wochenspruch:


Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. (Eph 2, 8)

Wochenlieder:


Preis, Lob und Dank sei Gott, dem Herren (EG 245) oder
Wach auf, du Geist der ersten Zeugen (EG 241)

Lieder für den Gottesdienst


EG 241 Wach auf du Geist (Melodie Dir, dir o höchster)
EG 139 Gelobet sei der Herr (Melodie Nun danket alle Gott, 2.Fassung)
Vortrag Bläser: Ain´t that a good news
LW 85  Wo Menschen sich vergessen (Da berühren sich Himmel und Erde)
LW 102 Den Segen Gottes sehen

Weitere Liedvorschläge finden sich auf der Seite "Das Kirchenjahr"

Epistel 1. Kor 1, 18-25


Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft. 19 Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): "Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen." 20 Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? 21 Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben. 22 Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit, 23 wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit; 24 denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. 25 Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind, und die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind.

Evangelium und Predigttext Lk 5, 1-11


1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth 2 und sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. 3 Da stieg er in eins der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.

Die Menschen drängen sich zu Jesus, weil sie Gottes Wort hören wollen. - Paulussagt später dazu: Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft. - Hören wir dieses Wort oder lassen wir es an uns vorbeirauschen. 

Was hat Jesus den Menschen gesagt, können wir nur vermuten. Bestimmt hat er aber seine Kernbotschaft ausgesprochen, die er bei Johannes dem Täufer kennengelernt hatte: “Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!” (Mk 1,15) - Johannes der Täufer: “Ihr Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; ... 9 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.” - Bei Jesus klang das einladender.

Vielleicht hat Jesus auch die Geschichte erzählt, wie er nach seiner Taufe durch Johannes vom Teufel versucht worden war. Dieses Ereignis lag noch gar nicht lange zurück. Wenn Jesus diese Geschichte erzählt hat, dann wollte er den Menschen die Strukturen beschreiben, die auf der Welt bis heute eine Rolle spielen. 

Zuerst geht es um den Leib, um das Körperliche, um das Sattwerden, letztendlich um den Besitz. 40 Tage lang hatte er gefastet, so dass ihn hungerte. “Bist du Gottes Sohn, so sprich zu diesem Stein, dass er Brot werde.” Der Teufel wusste: Ist der Mensch erst einmal satt, dann ist er gefügig, dann stellt er keine Fragen, dann will er nur noch mehr haben. 

Jesus antwortet dem Versucher mit Gottes Wort: »Der Mensch lebt nicht allein vom Brot.« (5. Mose 8,3) - und wir können den Satz aus dem 5. Buch Mose ergänzen, wie er im Alten Testament auch steht: »... sondern von allem, was aus dem Mund des HERRN geht.«

Das zweite, um das es bis heute in unserer Welt geht: Macht und Einfluss: “Alle … Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben und ich gebe sie, wem ich will. ...” Macht ist nicht immer etwas Schlechtes, liebe Gemeindeglieder. Man könnte diese Macht für den Frieden auf Erden einsetzen, der der ganzen Menschheit zugute kommt. Die, die aufbegehren, die ihre Macht missbrauchen, die könnten in die Schranken gewiesen werden. - Der Haken an der Geschichte: “... Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein.”

Also war klar: Der Versucher wollte keine Rettung für die Welt, er wollte Anbetung und Macht und Ruhm allein für sich. Der Sohn Gottes sollte sich auf seine Seite stellen. Und so war die Antwort aus Gottes Wort klar: Es steht geschrieben (5.Mose 6,13): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.« - All das, was der Teufel verspricht, empfangen wir von Gott als Geschenk, aber dann nicht auf Kosten anderer, sondern als Gabe füreinander. 

Ein letzter Versuch des Teufels, des Wiedersachers, Jesus auf seine Seite zu ziehen. Auf der Zinne des Tempels forderte ihn der Teufel auf: "Bist du Gottes Sohn, so wirf dich von hier hinunter; 10 denn es steht geschrieben (Psalm 91,11-12): »Er wird seinen Engeln deinetwegen befehlen, dass sie dich bewahren. Und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.«" - Geh bis an deine Grenzen, probiere dich aus, such den Kick, verwirkliche dich selbst. 

Jesu Antwort: Es ist gesagt (5.Mose 6,16): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.« 

Wenn die Menschen Jesus so reden hören, hatten sie das Gefühl, Gott ganz nahe zu sein, dann spürten sie, dass dieses Wort tatsächlich eine Gotteskraft war. 

4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen. 7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, so dass sie fast sanken.

Ich weiß nicht, wie es zugegangen war. Ob alle zugehört hatten. Ob die Fischer um Simon Petrus, die Jesus gewinnen wollte, weiter ihrer Arbeit nachgegangen waren, dem Prediger vielleicht mit halben Ohr oder gar nicht zugehört. Aber genau diese Menschen wollte Jesus erreichen: Einfache und normale Leute aus dem Volk. Paulus fragt später: Wo sind die Klugen? Schriftgelehrten? Die Weisen dieser Welt? Denen ist das Wort Gottes eine Torheit. Deshalb geht Jesus zu den einfachen Menschen, die will er gewinnen. Und deshalb packt er Petrus jetzt bei dem, was der kann: Fischen!

"Fahr hinaus, wo es tief ist." Eigentlich ist es unsinnig, was dieser Prediger da sagt. Der hat keine Ahnung. Die ganze Nacht haben sie doch schon gefischt und nichts gefangen. Da kann man nichts machen. Die Fische stehen in diesen Tagen nicht gut. Aber das Ganze war zu weit fortgeschritten. Die Umstehenden waren offensichtlich begeistert vom Prediger. Sie hingen an seinen Lippen, glaubten jedes Wort, waren bereit, zu folgen. Und Petrus hatte schließlich sein Boot zur Verfügung gestellt. Da wäre es nicht gut gewesen, wenn er sich jetzt verweigert hätte. Und verlieren konnte er nicht. Gab es einen Fang, hatte er seinen Gewinn, gab es keinen Fang, dann sahen die Menschen, was für einen Scharlatan sie da vor sich hatten. Also, was soll’s: Netze ins Boot, ein bisschen rausfahren - und abwarten. 

Was dann passierte, kann Petrus nicht fassen. Das Wasser wimmelt nur so von Fischen. Die Netze prall gefüllt, diesen Jahrhundertfang kann er nicht allein bergen. Die anderen müssen helfen. 

8 Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. 9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, 10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten.

Aus dem, was passiert ist, können Petrus und die anderen Fischer zwei Dinge ableiten. Das erste ist ziemlich banal. Es spielt für Petrus auch keine Rolle, trotzdem will ich es nennen: Wer diesem Prediger folgt, der muss den Erfolg nicht meiden. Der darf sich freuen und dankbar sein für einen guten Fang, den er auch wirtschaftlich macht. 

Doch das ist Petrus sicherlich erst viel später aufgegangen. Ihm war in diesem Moment der andere Punkt viel wichtiger. Der großartige Fischfang in Verbindung mit dem, was er vorher gehört und erlebt hatte, war ihm zur Anrede durch Gott selbst geworden. Mit einem Schlag sieht und hört Petrus Gottes Anrede, Gottes Ruf: Petrus, wo bist du? Kehr um! Petrus, der Mensch lebt nicht vom Brot allein! Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen! Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen! - Das waren Worte, die Petrus in diesem Moment direkt auf sich selbst bezog. Und schlagartig wurde klar. wie wenig er bisher Gott Raum in seinem Leben gegeben hatte. “Geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch.”

Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.

Ohne Gottes Hilfe können wir in diesem Moment, da wir unser Versagen, unsere Sünde sehen, nicht bestehen. Immer, wenn Menschen ihren Standpunkt vor Gott erkennen, muss Gott ihnen selbst neuen Mut geben. Das war bei Mose so, bei Jeremia, bei Jesaja, bei manchem anderen der Propheten, bei Petrus, später bei Martin Luther und manches Mal auch bei uns. Ich kann es nicht, ich bin ein sündiger Mensch, weh mir, ich vergehe. 

Aber mit dieser Erkenntnis lässt Gott uns nicht allein, er spricht uns Mut zu. Wochenspruch: Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. (Eph 2, 8) Diese Fischer, diese Leute aus dem Volk mussten Gottes Wort verbreiten. Dann wurde es glaubwürdig, dann ließen sich andere gewinnen. 

11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

Liebe Gemeinde, mit Petrus und den anderen haben auch wir heute Gottes Wort gehört: Kehr um! Der Mensch lebt nicht vom Brot allein! Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen! Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen! 

Manchmal gibt es Ereignisse, wo ich erzählen kann, wie Gott mich gewonnen hat, wie bei Petrus. Manchmal ereignet es sich aber auch ganz einfach, ohne, dass wir eine solche Geschichte erzählen können. Aber wir wissen es, wir glauben es und wir vertrauen ganz fest darauf: Gott hat mich gerufen, ich gehöre zu ihm und er gehört zu mir. 

Die Antwort Jesu gilt auch auch: “Fürchte dich nicht!” - Jesaja: Ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. (Jes 43,1)

Amen.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Einweihung der Sparkasse Emsland - Meppen

1. Juli 2015


Gemeinsam mit Propst Blank war ich heute zur Einweihung des neuen Sparkassengebäudes in Meppen eingeladen. Propst Blank hielt die Begrüßung und las aus dem 1. Timotheusbrief: 

Hoffnung auf Gott setzen ...


17 Ermahne die, die in dieser Welt reich sind, nicht überheblich zu werden und ihre Hoffnung nicht auf den unsicheren Reichtum zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich gibt, was wir brauchen. 18 Sie sollen wohltätig sein, reich werden an guten Werken, freigebig sein und, was sie haben, mit anderen teilen. 19 So sammeln sie sich einen Schatz als sichere Grundlage für die Zukunft, um das wahre Leben zu erlangen. (1. Tim 6)

Im Anschluss an diese Lesung trug ich folgende Gedanken vor: 

Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon ...


Verehrte Anwesende, 

als Sie vor Wochen oder gar schon Monaten diesen Einweihnungstermin festlegten, hatte wohl keiner damit gerechnet, dass diese Feier in die Zeit einer solchen finanzpolitische Krise fällt, wie sie sich gerade in Griechenland abpielt. Zwar ist die Sparkasse Emsland - wenn überhaupt - nur ganz peripher betroffen, aber die griechische Krise ist ja nur die Spitze des Eisbergs bzw. das, was uns gerade beschäftigt. Irland, Portugal, Spanien und Italien waren die Sorgenkinder in der Vergangenheit - und wie geht es insbesondere in den südlichen Euroländern weiter, wenn die griechische Krise nicht gelöst wird?

Wenn wir uns vor Augen halten, wie viele Billionen Euro oder Dollar oder welche Währung auch immer an Schulden weltweit angehäuft sind, wenn wir bedenken, dass jeder bei dem anderen in der Kreide steht, wenn wir im Fall von Griechenland erleben, dass ein Land seine Schulden nicht zurückzahlen kann oder will, dann kann man eigentlich nur feststellen, dass in unserem Finanzsystem etwas aus dem Ruder gelaufen ist. 

Und noch etwas beschäftigt mich zunehmend. Wir erleben es tatsächlich in unserem Alltag, und in den Medien wird es immer wieder thematisiert: die Schere zwischen denen, die etwas haben und denen die immer weniger haben, die geht weiter auseinander. Die einen sammeln immer mehr Materielles an, die anderen haben immer weniger zur Verfügung. 

An dieser Stelle kommt die biblische Botschaft in den Blick. Die ist zunächst einmal gegenüber dem Thema Geld und Finanzen und Besitz eindeutig kritisch - aber es eröffnen sich dann nach der Kritik auch Perspektiven für einen sinnvollen Umgang damit. Jesus stellt allerdings zuerst unzweideutig fest: “Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.” (Mt 6,24)

In unserer gegenwärtigen Gesellschaft dreht sich fast alles nur noch ums Geld. Jeder fragt: Was bringt es mir? Wie teuer ist es? Die einen stellen fest, dass es nicht zu teuer werden darf, weil sonst der Gewinn schmilzt; die anderen müssen rechnen, dass es nicht zu teuer wird, weil sie es sonst gar nicht mehr kaufen und bezahlen dürfen. Wie wir es auch drehen: Hauptsache die Kasse stimmt. 

Gott lieben und den Nächsten wie mich selbst ...


Jesus hat da einen anderen Ansatz. Als er gefragt wurde, was für ihn denn das wichtigste Gebot sei, da antwortete er kurz und knapp: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst. Diesen Dreiklang - Gott, den Nächsten und mich selbst - diesen Dreiklang müssten wir in unserer Gesellschaft, aber auch in unserer Wirtschaft wieder neu entdecken. 

Ich knüpfe beim Menschlichen an. Die Sparkasse verfolgte wie alle Banken vor Ort früher den Gedanken: “Von den Sparen sammeln wir das Geld ein und geben es an die Kreditnehmer weiter. Die bezahlen dafür ihre Zinsen, von denen wir ein wenig behalten - das ist unser Gewinn - und den Rest geben wir an die Sparer weiter.” Bei diesem Modell profitierten alle mehr oder weniger davon und konnten zufrieden sein. 

Die Sparer sind nun aus diesem Modell herausgefallen; nicht allein bei der Sparkasse - und die war auch nicht der Motor in dieser Entwicklung - , sondern deutschlandweit, ja weltweit. Für Spareinlagen bekommen wir kaum noch Zinsen. Und das macht Menschen, die diese Zinsen für den Lebensabend eingeplant hatten, zunehmend Sorgen. 

Nun kann man einwenden: In der Geldwirtschaft - wie in der Wirtschaft überhaupt - geht es darum, optimalen Gewinn zu erzielen. Die das sagen, haben Recht. Das ist die formale Logik, wenn sich alles ums Geld dreht, wenn das Geld - und jetzt nehme ich den biblischen Ausdruck hinzu - wenn der Mammon an erster Stelle steht und dann im Verständnis Jesu schon einen göttlichen Status einnimmt. 

Während uns die Logik des Geldes den Gewinn ans Herz legt, legt uns Gott den Nächsten ans Herz. "Wohltätig sein - reich an guten Werken - freigiebig - mit anderen teilen." So haben wir es in der Lesung gehört.

Gottes Handlungsanweisung zielt auf Gemeinschaft und nicht Vereinzelung: den Nächsten lieben wie mich selbst. Wohlgemerkt: beides ist im Blick! Wenn ich nach Gottes Gebot auf den nächsten schaue, muss ich mich selbst nicht verleugnen oder verstecken. 

Das ist der Dreiklang, der uns verloren gegangen ist. Ich kann diesen Dreiklang auch so beschreiben: Zuerst steht die Frage, was in Gottes Augen gut und wichtig ist? Und dann schaue ich, was dem Nächsten nutzt und mir selbst letztendlich auch zugute kommt. 

Wenn wir diesen Dreiklang wieder neu entdeckt haben, dann werden wir feststellen, dass die biblische Botschaft dem Besitz und dem Gewinn gar nicht so negativ gegenüberstehen wie wir das landläufig meinen. Das Alte Testament ist da sehr deutlich, wenn es den materiellen Besitz auch als ein Geschenk Gottes betrachtet und wenn Gott seinen Segen zur Arbeit gibt. 

Gottes Segen für die Arbeit ...


In diesem Sinn wünsche ich der Sparkasse Emsland in der Region und für die Region zusammen mit den Mitarbeitern, die hier leben und arbeiten, und den Kunden, die der Sparkasse ihr Geld anvertrauen, gute Geschäfte unter dem Segen Gottes. Ich wünsche mir aber auch eine Veränderung in unserem Land, in Europa, ja weltweit: Dass der Mensch wieder in den Blick kommt, nicht egoistisch der Einzelne für sich allein, sondern zusammen mit dem Nächsten, den uns Gott an die Seite gestellt hat.