Sonntag, 31. Mai 2020

Pfingstsonntag

31. Mai 2020


Evangelisches Gesangbuch zum  Pfingstsonntag

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Pfingstsonntag unter der Nummer 954.41. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Pfingstmontag - s. den nächsten Beitrag


Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth. (Sach 4, 6)

Wochenlied:

Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist (EG 126)
Atme in uns, Heiliger Geist (fT 7)

Lieder für den Gottesdienst

EG 135,1.3 - Schmückt das Fest mit Maien
EG 134,1.2 - Komm, o komm, du Geist des Lebens
EG 132 - Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen

Psalm 118

Dies ist der Tag, den der HERR macht; 
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. 
O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen! 
Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN! 
Wir segnen euch, die ihr vom Hause des HERRN seid. 
Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet. 
Schmückt das Fest mit Maien! 
Du bist mein Gott und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen. 
Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, 
und seine Güte währet ewiglich.

Lesung - Apostelgeschichte 2,1-21 - Das Pfingstwunder

21 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. 2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6 Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 7 Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? 8 Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? 9 Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, 10 Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, 11 Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden.

12 Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? 13 Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein.

14 Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! 15 Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; 16 sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5):

17 »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; 18 und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. 19 Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; 20 die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt. 21 Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.«

Predigt - Hes 37, 1-14

Israel, das Totenfeld, wird durch Gottes Odem lebendig




1 Des HERRN Hand kam über mich und er führte mich hinaus im Geist des HERRN und stellte mich mitten auf ein weites Feld; das lag voller Totengebeine. 2 Und er führte mich überall hindurch. Und siehe, es lagen sehr viele Gebeine über das Feld hin, und siehe, sie waren ganz verdorrt.

3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden? Und ich sprach: HERR, mein Gott, du weißt es. 4 Und er sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, höret des HERRN Wort! 5 So spricht Gott der HERR zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet. 6 Ich will euch Sehnen geben und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe euch mit Haut und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet; und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin.

7 Und ich weissagte, wie mir befohlen war. Und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich und die Gebeine rückten zusammen, Gebein zu Gebein. 8 Und ich sah, und siehe, es wuchsen Sehnen und Fleisch darauf und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen. 9 Und er sprach zu mir: Weissage zum Odem; weissage, du Menschenkind, und sprich zum Odem: So spricht Gott der HERR: Odem, komm herzu von den vier Winden und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden! 10 Und ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da kam der Odem in sie und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes Heer.

11 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt und unsere Hoffnung ist verloren und es ist aus mit uns. 12 Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels. 13 Und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. 14 Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der HERR.

Liebe Gemeinde!

Eine absolut schaurige Szene, wenn man sich vorstellt, wie da die Knochen aufeinander zu kriechen, wie sie sich verbinden und mit Fleisch, Sehnen und Haut überzogen werden. Man fühlt sich entweder an einen Horrorfilm erinnert oder hat ein surreales Bild vor Augen, dessen düstere Farben und Formen einem Angst machen, geradezu ein Alptraum. 

Aber genau dieser Alptraum liegt hinter den Israeliten. Vielleicht gab es diese Leichenfelder tatsächlich nach den verlorenen Schlachten gegen die übermächtigen Babylonier. Vielleicht hatten die Israeliten an ihren toten Landsleuten vorbeiziehen müssen, als sie nach Babylon deportiert wurden. Ein Trauma war dieser verlorene Krieg für die Überlebenden auf jeden Fall gewesen sein. 

Wenn Gott nun seinen Propheten dieses Leichenfeld sehen lässt, dann will er ihm keinen Schrecken einjagen. Hesekiel soll vielmehr seinen Landsleuten Mut zusprechen. Dazu lässt Gott seinen Propheten Station für Station die Auferstehung dieser toten Knochen erleben. Zu Beginn steht die Frage: “Glaubst du, dass diese Toten wieder auferstehen?” - Hesekiel kann offensichtlich nicht “ja” sagen, aber er will auch nicht “nein” sagen; er überlässt die Antwort ganz allein Gott: “HERR, mein Gott, du weißt es.” Gott seinerseits nimmt den Propheten mit in das Geschehen hinein. Der soll über den toten Knochen das Leben bringende Wort Gottes sprechen. “Weissage …”, so fordert Gott seinen Propheten auf. Und was der dann in Gottes Namen ausspricht, das geschieht. Damit Knochen, Fleisch, Sehnen und Haut aber auch Leben empfangen, schenkt Gott ihnen seinen Odem, seinen göttlichen Atem, seinen Heiligen Geist. 

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an dieser Stelle - hier bei uns im Gottesdienst, damals in Babylon bei den Israeliten - vielleicht erinnern Sie sich, dass solch schöpferischen Worte schon einmal gesprochen wurden: Zu Beginn der Bibel heißt es: “Und Gott sprach: Es werde!” - und “so geschah es” dann auch. Himmel und Erde wurden geschaffen, Tiere und Menschen. Und dann “blies Gott dem Menschen den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen”.

Nichts anderes als solch eine neue Schöpfung soll jetzt auch geschehen. Die Israeliten in Babylon klagen Gott ihr Leid “Unsere Gebeine sind verdorrt und unsere Hoffnung ist verloren und es ist aus mit uns.” Ganz so drastisch sagen wir es wohl nicht. Aber manch einer schaut mit Schrecken auf die vergangenen Wochen zurück und fragt mit Zagen, was die Zukunft noch bereit hält. Und wer sich infizierte, wer einen schweren Krankheitsverlauf hinter sich hat mit Atemnot und Angstzuständen, der kam sich vor wie in einem Alptraum. Selbst der britische Premierminister Boris Johnson gab zu, dass er sich im Verlauf der Krankheit mit dem Gedanken an seinen Tod auseinandersetzen musste. 

“Glaubst du, dass es nach Corona eine Zukunft gibt?”, so könnte die Frage Gottes heute lauten. Nach dem, was wir von Hesekiel gehört haben, nach der Auferstehung Jesu Christi von den Toten - auch wenn wir die nicht gemeinsam in unseren Kirchen feiern konnten - unsere Antwort sollte lauten: “Ja, es wird Zukunft geben!” Wir wissen allerdings noch nicht genau, wie die aussehen wird. Eines scheint mir aber sicher zu sein, so, wie es Herr Reichenbach in seiner Begrüßung gesagt hat, als er den Wochenspruch zitierte: “Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.”

“Wir müssen nämlich immer mehr erkennen, dass wir die Krisen der Welt mit den traditionellen Methoden menschlicher Machtausübung nicht mehr in den Griff bekommen können. Phänomene wie Klimawandel, politischen Extremismus oder Covid 19 sind mit militärischer Gewalt und einer Demonstration menschlicher Übermacht nicht zu bewältigen.”

Damit wir Leben gewinnen, schickt Gott uns seinen Heiligen Geist. Genau das feiern wir Pfingsten. Wir sollten diesem Geist unsere Herzen öffnen. Bei all den anderen Geistern, die uns beherrschen wollen, gilt der Satz des Zauberlehrlings im Gedicht von Goethe: “Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.”

Auch in der Kraft des Heiligen Geistes ist Zukunft nicht mit einem Fingerschnips zu gewinnen. Wir brauchen einen langen Atem. Aber Gott gibt uns Kriterien an die Hand, die uns bei unseren Entscheidungen helfen können. Herr Reichenbach nannte den “Weg der Hingabe, des Dienens, der Liebe, der Treue, der Demut, der Überzeugung und – nicht zuletzt – der Erkenntnis der Fehlbarkeit menschlicher Entscheidungen”. In den vergangenen Wochen habe ich auf die Zehn Gebote verwiesen, morgen im Online-Gottesdienst zitiere ich die Tugenden, die im Brief an die Kolosser aufgezählt werden. Für diesen Gottesdienst ist mir der Satz des Apostels Paulus an die Galater eingefallen: “Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.” (Gal 5,22f)

Wenn damit unser Weg aus der Corona-Krise beschrieben ist, können wir getrost in die Zukunft sehen. Patentrezepte haben wir nicht, aber Kriterien, die uns helfen können Antwort zu geben auf die sich stellenden Fragen. Und wenn wir uns tatsächlich mal geirrt haben, können wir auch dankbar einen neuen Weg suchen. 

Amen.

Freitag, 29. Mai 2020

Pfingstmontag

1. Juni 2020

Ökumenischer Pfingstgottesdienst

„... du sendest deinen Geist aus – und du erneuerst das Antlitz der Erde ...“

Seit über 15 Jahren feiern die christlichen Gemeinden in Meppen am Pfingstmontag mit bis zu 1.000 Teilnehmern den ökumenischen Festgottesdienst auf dem Marktplatz. Da solch ein Gottesdienst in Corona-Zeiten nicht möglich ist, nutzten die Mitglieder der Ökumenischen Pfarrkonferenz das Angebot der Stadt Meppen, sich über den YouTube-Kanal "Meppen mag dich" an die Gläubigen in allen christlichen Gemeinden zu wenden. 

Der Gottesdienst steht unter dem Psalmwort "Du sendest deinen Geist aus - und du erneuerst das Antlitz der Erde." (Psalm 104) Die Ausstrahlung beginnt am Pfingstmontag zu der in den letzten Wochen erprobten Zeit um 11.30 Uhr.


Eingangslied - Lobet den Herren alle, die ihn ehren

GL 81,1+5+6 - EG 447,1+7+8

Begrüßung und Lit. Eröffnung

Den Gottesdienst feiern mit den Gemeinden: 
Propst Günter Bültel von der Pfarreiengemeinschaft Meppen-Süd
Pastor Ralf Krüger von der ev.-luth. Gustav-Adolf-Gemeinde
Pater Benny von der Pfarreiengemeinschaft Meppen-West
Pastor Achim Heldt von der ev.-luth. Bethlehem Kirchengemeinde
Pfarrer Ralf Wellbrock von der Pfarreiengemeinschaft Meppen-Ost
Pastor Hajo Rebers von der ev.-freikirchlichen Gemeinde Meppen
 

Kyrie: In Ängsten die Einen

Liederbuch: God for youth 37

Gloria: Gott in der Höhe sei Preis

GL 172 - EG 180.2

Gebet - Ökumeneteam Bistum Osnabrück

Gnädiger Gott, 
du sendest deinen Geist aus – und du erneuerst das Antlitz der Erde. 
In diesem Glauben sind wir verbunden, die wir an unterschiedlichen Orten zu dir beten. 

Wir bitten dich: 
Sende deinen Geist der Hoffnung, wo uns Sorgen und Ängste umtreiben. 
Sende deinen Geist des Vertrauens, wo Krankheit und Tod herrschen. 
Sende deinen Geist der Stärke, wo Geduld und Langmut nötig sind. 
Sende deinen Geist der Weisheit, wo wir umsichtige Entscheidungen treffen müssen. 
Sende deinen Geist der Achtsamkeit, wo uns Dankbarkeit und Respekt fehlen. 
Sende deinen Geist der Glaubenskraft, wo wir im Zweifeln stecken bleiben. 
Sende deinen Geist der Gemeinschaft, wo Distanz und Einsamkeit unseren Alltag prägen. 
Du Gott des Lebens, wir sehnen uns nach einem kräftigen Brausen und frischer Kraft! Segne uns mit deinen vielfältigen Gaben. Lass uns in dieser Vielfalt gemeinsam wachsen und zur Einheit finden im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe. 
Amen.

Psalmgebet 104 

in Auswahl zur Begleitung mit der Gitarre

Lobe den Herrn, meine Seele!
Herr, mein Gott, du bist sehr groß; in Hoheit und Pracht bist du gekleidet.
Licht ist dein Kleid, das du anhast. 
Du breitest den Himmel aus wie ein Zelt;
du baust deine Gemächer über den Wassern. 
Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen und kommst daher auf den Fittichen des Windes,
der du machst Winde zu deinen Boten
und Feuerflammen zu deinen Dienern;
der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden,
dass es nicht wankt immer und ewiglich. ...
Du lässest Brunnen quellen in den Tälern,
dass sie zwischen den Bergen dahinfließen,
dass alle Tiere des Feldes trinken
und die Wildesel ihren Durst löschen.
Darüber sitzen die Vögel des Himmels
und singen in den Zweigen. ...

Herr, wie sind deine Werke so groß und viel!
Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. ...
Es wartet alles auf dich,
dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit.
Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie;
wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.
Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie;
nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.
Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen,
und du machst neu das Antlitz der Erde.
Die Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich,
der Herr freue sich seiner Werke! ...

Ich will dem Herrn singen mein Leben lang
und meinen Gott loben, solange ich bin.
Mein Reden möge ihm wohlgefallen.
Ich freue mich des Herrn. ...
Lobe den Herrn, meine Seele! Halleluja!

Lied “Nun jauchzt dem Herren, alle Welt”

(GL 144,1-2 - EG 288,1-2)

Lesung Kol 3, 1-17

Brüder und Schwestern,

1 seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. 2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. 3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. 4 Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.

12 So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; 13 und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! 14 Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. 15 Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.

16 Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. 17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

Wort des lebendigen Gottes.

Predigtskizze

Psalm 104, ein wunderbares Gotteslob, insbesondere wie von Pater Benny in der Begleitung durch Pastor Rebers vorgetragen (vgl. ab Montag das Video). 

Offensichtlich haben wir Menschen aber das Gespür verloren, dass uns die Erde nur anvertraut ist. Der Psalm sagt: 

Es wartet alles auf dich,
dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit.
Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie;
wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.

Glaubensseptiker könnten antworten:

Wieso “... wenn du ihnen gibst …”? Sarkastisch gesagt: Wir gehen einkaufen!? Wir kriegen doch überall, was wir brauchen - oder noch deutlicher: Wir kriegen, was wir wollen. So sagt es uns die Werbung. Wer will, der kriegt!

Der nachfolgende Vers aus dem Psalm kann unter dem Vorzeichen "wenn - dann" als Einschüchterung Gottes gegenüber den Menschen verstanden werden: 

Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie;
nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.

Alternativ kann man diese Verse aber auch vom Menschen her deuten: 

Sehen wir Gottes Angesicht nicht, rechnen wir nicht mehr mit Gott, dann haben wir keinen Ankerpunkt und erschrecken, wenn Unbekanntes auf uns zukommt, das wir nicht beherrschen können. Spüren wir nichts von Gottes belebenden Atem in uns, dann vergehen wir und winden uns wie ein Wurm im Staub.

Das Bild, das der Psalmbeter dem entgegensetzt setzt, lautet: 

Du sendest aus deinen Odem, so werden die Menschen geschaffen,
und du machst neu das Antlitz der Erde.

Damit sind wir bei Pfingsten angekommen. Gott will uns Mut machen, die gegenwärtige Krise auch unter dem Vorzeichen des Glaubens zu bewältigen. Der Kolosserbrief beschreibt dabei Tugenden, die nicht allein Christen weiterbringen würden: 

So zieht nun an ... herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; 13 und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander ... 14 Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. … 

16 Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit. ... 

17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

Lied: Komm, Heilger Geist, der Leben schafft

GL 342,1-3; EG 552,1-3

Glaubensbekenntnis

Durch Wasser und Heiligen Geist wurden wir in der Taufe zu Kindern des dreieinigen Gottes, zu dem wir uns jetzt in dem einen, wenn auch konfessionell unterschiedlichen Credo bekennen wollen. Wir beten gemeinsam:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde, 

und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn.
Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters.
Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, 
die heilige katholische / christliche Kirche, 
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Fürbitten

Antwortruf: Du sei bei uns, in unserer Mitte, höre du uns, Gott. (GL 182)

Vater unser im Himmel ...

 

Dank


Schlussgebet


Segen

Der gütige Gott hat seine Jünger durch die Gabe des Heiligen Geistes erleuchtet. Er segne euch und schenke euch den Reichtum seiner Gaben.
A: Amen

Durch die Feuerzungen kam Gottes Geist auf die Jünger herab; so reinige er auch eure Herzen und entzünde in euch die göttliche Liebe.
A: Amen

Der Heilige Geist, der die vielen Sprachen im Bekenntnis des Glaubens geeint hat, festige euch in der Wahrheit und führe euch vom Glauben zum Schauen.
A: Amen

Der Segen unseres allmächtigen Gottes, des Vaters, 
des Sohnes und des Heiligen Geistes, sei mit euch und bleibe bei euch für immer.
A: Amen

Schlusslied: Atme in uns, Heiliger Geist

(GL 346)

Montag, 18. Mai 2020

Himmelfahrt

21. Mai 2020

Nachdem wir die ersten Erfahrungen in den Friedensgebeten am 8. und 15. Mai gesammelt haben, feiern wir Himmelfahrt den ersten Gottesdienst an einem Feiertag zur gewohnten Gottesdienstzeit. In der Ordnung orientieren wir uns allerdings an den Friedensgebeten. 

In den vergangenen Jahren feierten die beiden lutherischen Kirchengemeinden in Meppen - Gustav-Adolf und die Bethlehem - den Gottesdienst zum Himmelfahrtstag gemeinsam. In diesem Jahr sollte die reformierte Kirchengemeinde dazukommen. Leider müssen wir aus aktuellem Anlass von dieser Idee Abstand nehmen. 

Wir wünschen unserer Nachbargemeinden gesegnete Gottesdienste. 

Für alle, die am Himmelfahrtstag - aus was für Gründen auch immer - nicht in die Kirche kommen konnten, veröffentliche ich hier Ausschnitte von diesem Gottesdienst. 


Die nächsten Gottesdienste in der Gustav-Adolf-Kirche

Freitag, 29. Mai - 18.00 Uhr - Friedensgebet
Pfingstsonntag, 31. Mai - 10.00 Uhr - Festgottesdienst
Pfingstmontag, 1. Juni - 11.30 Uhr - Ökumenischer Festgottesdienst, Übertragung aus dem Jugend- und Kulturzentrum Meppen - JAM 

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Himmelfahrtstag unter der Nummer 954.39. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, will ich alle zu mir ziehen. (Joh 12, 32)

Wochenlied:

Jesus Christus herrscht als König (EG 123)
Wir feiern deine Himmelfahrt (BT-EG 561)

Gottesdienstablauf

Orgelvorspiel
Begrüßung
EG 726 - Gott ist König über alle Völker
Lesung Apg 1, 3-11
Halleluja
Glaubensbekenntnis
EG 123,1.3.4 - Jesus Christus herrscht als König
Predigt
EG 132 - Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen
Hinweis auf die nächsten Gottesdienste
Fürbitte 
EG 588 - Der Himmel geht über allen auf
Vaterunser
Entlassung und Segen
Orgelnachspiel

Epistel Apg 1,3-11

Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und lehrte 2 bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den heiligen Geist Weisung gegeben hatte. 3 Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. 4 Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt; 5 denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.

6 Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? 7 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; 8 aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.

9 Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. 10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. 11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

Predigtidee zu 1. Kön 8, 22-24.26-28

22 Und Salomo trat vor den Altar des HERRN angesichts der ganzen Gemeinde Israel und breitete seine Hände aus gen Himmel 23 und sprach: HERR, Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen; 24 der du gehalten hast deinem Knecht, meinem Vater David, was du ihm zugesagt hast. Mit deinem Mund hast du es geredet, und mit deiner Hand hast du es erfüllt, wie es offenbar ist an diesem Tage. ... 26 Nun, Gott Israels, lass dein Wort wahr werden, das du deinem Knecht, meinem Vater David, zugesagt hast.

27 Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe? 28 Wende dich aber zum Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, HERR, mein Gott, damit du hörst das Flehen und Gebet deines Knechts heute vor dir: ...

Für den Himmelfahrtstag waren diese Verse ausgesucht, weil sie offensichtlich die Größe Gottes beschreiben. Ich führe die Verse hier einmal auf: 
    • HERR, Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich ...
    • Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? 
    • Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?
Der Text endet allerdings mit einem Doppelpunkt. Es lohnt sich deshalb weiterzulesen. 

35 Wenn der Himmel verschlossen wird, dass es nicht regnet, weil sie an dir gesündigt haben, und sie beten dann zu dieser Stätte hin und bekennen deinen Namen und bekehren sich von ihren Sünden, weil du sie bedrängst, 36 so wollest du hören im Himmel und vergeben die Sünde deiner Knechte und deines Volkes Israel, dass du ihnen den guten Weg weist, auf dem sie wandeln sollen, und regnen lässt auf das Land, das du deinem Volk zum Erbe gegeben hast.

37 Wenn eine Hungersnot oder Pest oder Dürre oder Getreidebrand oder Heuschrecken oder Raupen im Lande sein werden oder sein Feind im Lande seine Städte belagert oder irgendeine Plage oder Krankheit da ist – 38 wer dann bittet und fleht, es seien Einzelne oder dein ganzes Volk Israel, die da ihre Plage spüren, jeder in seinem Herzen, und breiten ihre Hände aus zu diesem Hause, 39 so wollest du hören im Himmel, an dem Ort, wo du wohnst, und gnädig sein und schaffen, dass du jedem gibst, wie er gewandelt ist, wie du sein Herz erkennst – denn du allein kennst das Herz aller Menschenkinder –, 40 damit sie dich fürchten allezeit, solange sie in dem Lande leben, das du unsern Vätern gegeben hast.

Im damaligen Denken handelte es sich bei den beschriebenen Katastrophen um eine Strafe Gottes. Das würde ich heute nicht mehr so sagen. Aber es wäre in der gegenwärtigen Zeit durchaus eine Anregung wert, dass wir uns Gedanken machen über den Zustand unserer Gesellschaft - und der Welt - und dass wir umkehren, dass wir neue Wege machen, dass wir nicht einfach da anknüpfen, wo wir vor Corona aufgehört haben. 

Und der Gott Israels schottet sich nicht ab. Salomo wünscht sich, dass der Glaube so ansprechend ist, dass auch Fremde kommen und im Jerusalemer Tempel anbeten. Das wäre an uns die Frage, inwieweit unsere Kirchen und Gottesdienste und das christliche Leben andere Menschen begeistern kann. 

41 Auch wenn ein Fremder, der nicht von deinem Volk Israel ist, aus fernem Lande kommt um deines Namens willen 42 – denn sie werden hören von deinem großen Namen und von deiner mächtigen Hand und von deinem ausgereckten Arm –, wenn er kommt, um zu diesem Hause hin zu beten, 43 so wollest du hören im Himmel, an dem Ort, wo du wohnst, und alles tun, worum der Fremde dich anruft, auf dass alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen, damit auch sie dich fürchten wie dein Volk Israel, und dass sie innewerden, dass dein Name über diesem Hause genannt ist, das ich gebaut habe.

Soweit erst einmal diese ersten Ideen. Ich werde weiterhin intensiv über den Text nachdenken. 

Freitag, 15. Mai 2020

Friedensgebet nach dem Sonntag Kantate

15. Mai 2020

Der Kirchenvorstand beschloss am 4. Mai einstimmig, die Gottesdienste in der Gustav-Adolf-Kirche schrittweise wieder aufzunehmen. Zunächst wird zu den Friedensgebeten eingeladen. Hinzu kommen die Gottesdienste am Himmelfahrtstag und am Pfingstsonntag.
  • Friedensgebet am 15.05. um 18:00 Uhr
  • Himmelfahrt am 21.05. um 10:00 Uhr
  • Friedensgebet am 29.05. um 18:00 Uhr
  • Pfingstsonntag am 31.05. um 10:00 Uhr

Friedensgebet

Das Friedensgebet bildet den Schluss der Arbeitswoche. In der Regel kommen Jugendliche. Das Thema des Sonntags zuvor bereite ich möglichst so auf, dass die Jugendlichen angesprochen werden; sonntags habe ich bei der Predigt eher die Erwachsenen vor Augen. 

Diejenigen, die am vergangenen Sonntag die Predigt schon einmal gehört oder gelesen haben, können jetzt vielleicht auf die eine oder andere Passage noch einmal neu hören. Ich habe die Predigt etwas anders aufgebaut, komme aber zum gleichen Schluss. 

Singen

Da nicht klar ist, welche Rolle das Singen im Zusammenhang der Corona-Infektionen spielt, werden wir uns ganz langsam herantasten. Heute werden unser Organist Herr Hagemann und ich die Lieder allein singen. 
  • Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt
  • Vater, deine Liebe ist so unbegreiflich

Predigt

Hintergrund: Der Bau des ersten Tempels in Jerusalem unter König Salomo im 10. vorchristlichen Jahrhundert war abgeschlossen und der Tempel sollte eingeweiht werden. Vieles war schon eingeräumt, jetzt musste noch die Bundeslade in den Tempel gebracht werden, die bis dahin in der Davidsstadt aufbewahrt wurde. Das war ein ganz besonders wichtiger und festlicher Anlass.

2 Da versammelte Salomo alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der Sippen Israels in Jerusalem, damit sie die Lade des Bundes des Herrn hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist Zion.

Wenn ich gleich nächsten Abschnitt vorlese, dann müssen Sie sich den schönsten, den erhabensten und ergreifendsten Gottesdienst vorstellen, den Sie je erlebt haben oder den Sie erleben möchten. Um zu beschreiben, was damals passierte und was die Menschen fühlten, ist alles geeignet, was nicht in den Kitsch abgleitet: brausende Orgelchoräle und schmetternde Posaunenklänge, jubilierende Chöre oder mitreißender Gospelgesang, Weihrauch oder ein großer festlicher Einzug mit dem Bischof oder was Sie sich gerade vorstellen. All das beschreibt nur annähernd, wie ich mir den festlichen Einzug in den Tempel damals vorstelle:

3 Und es versammelten sich beim König alle Männer Israels zum Fest, das im siebenten Monat ist. 4 Und es kamen alle Ältesten Israels, und die Leviten hoben die Lade auf 5 und brachten sie hinauf samt der Stiftshütte und allem heiligen Gerät, das in der Stiftshütte war; es brachten sie hinauf die Priester und Leviten.

12 Und alle Leviten, die Sänger waren, nämlich Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen.

13 Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem Herrn. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den Herrn lobte: »Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig«, da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, als das Haus des Herrn, 14 sodass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus Gottes.

Gerade beim Lesen dieser Verse im 2. Teil des Textes schoss mir sofort durch den Kopf: Das ist der beste Predigttext, den es für das letzte Wochenende geben konnte. Salomo lässt in einer feierlichen Prozession die Bundeslade in den Tempel bringen - und wir kommen nach wochenlanger Pause zum Gottesdienst zusammen. 

Allerdings, da ist ein gewaltiger Unterschied. Wir gehen wieder in unsere Kirchen, wir tun das aber ängstlich und zögerlich, wir haben Vorschriften zu beachten, die früher keine Rolle spielten, und manches Mal wissen wir nicht, was richtig und was falsch ist. Kein Jubilieren, kein heller Lobpreis, kein fröhliches Feiern. So verunsichert sind wir. 

Damit ist klar: der Predigttext bildet nicht allein die schöne Folie, auf der wir unsere Gegenwart betrachten können nach dem Motto: So passt doch alles richtig zusammen. Wie in jedem anderen Bibelabschnitt spricht Gott auch hier zu uns und fordert uns heraus, unsere Situation vor ihm zu bedenken. Auch jetzt gilt, was der Verfasser des Hebräerbriefes über Gottes Wort gesagt hat: 

Hebr 4,12 Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.

Dieses zweischneidige Schwert steckt im ersten Vers des Predigttextes: 

2 Da versammelte Salomo alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der Sippen Israels in Jerusalem, damit sie die Lade des Bundes des Herrn hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist Zion.

Was es mit dieser Lade, mit der Bundeslade auf sich hat, das beschreibt Vers 10:

Es war nichts in der Lade außer den zwei Tafeln, die Mose am Horeb hineingelegt hatte, die Tafeln des Bundes, den der HERR mit Israel geschlossen hatte, als sie aus Ägypten zogen.
  1. Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
  2. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! 
  3. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen...
  4. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. 
  5. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.
  6. Du sollst nicht töten.
  7. Du sollst nicht ehebrechen.
  8. Du sollst nicht stehlen.
  9. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
  10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Auf der Grundlage dieser Gebote schließt Gott mit seinem Volk den Bund am Sinai. Im Vorkonfirmandenunterricht haben wir das Thema gerade online. Die Gebote Gottes sind seine Gabe an das Volk Israel, damit die Israeliten in ihrem Land frei leben können. Das 2. Buch Mose beschreibt diesen Bundesschluss im 24. Kapitel so: 

Mose kam und sagte dem Volk alle Worte des HERRN und alle Rechtsordnungen. Da antwortete alles Volk wie aus einem Munde: Alle Worte, die der HERR gesagt hat, wollen wir tun. (Ex 24,3)

Das ist die Antwort Israels auf die Erwählung durch Gott. Der Bund, den Gott dann mit seinem Volk schließt, ist kein Vertrag mit einem “wenn” und einem “dann”. Wenn ihr das tut, dann … Wenn ihr das nicht tut, dann … Bei einer solchen Vereinbarung hätte Gott sein Volk sofort wieder aufgeben können. 

Für Gott stand seine Erwählung Israels immer an der ersten Stelle. Aus all den Völkern hat sich Gott dieses eine Volk erwählt. Als sein Volk sollten und wollten sie dann die Gebote einhalten; nicht unter dem Motto “Du musst!, Du sollst”, sondern: “Du darfst, du kannst, du hast es nicht nötig gegen Gott zu stehen.” Du kannst aus freien Stücken nach Gottes Wort leben und damit für dich und für die anderen das Leben gewinnen. 

Dass dies allerdings nicht unter dem Vorzeichen der Beliebigkeit stand, wird am Ende der fünf Bücher Mose ganz deutlich zum Ausdruck gebracht. Vor seinem Tod erklärt Mose den Israeliten:

Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen, dass du den HERRN, deinen Gott, liebst und seiner Stimme gehorchst und ihm anhangest. Denn das bedeutet für dich, dass du lebst und alt wirst und wohnen bleibst in dem Lande, das der HERR deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat, ihnen zu geben. (Dtn 30,19f)

Es geht um Segen und Fluch, Leben und Tod - im wahrsten Sinn des Worte. In unserer Stellung zu Gottes Wort und zu seinem Gebot wird deutlich, wo wir stehen. Damit kommen wir von der Vergangenheit in die Gegenwart. Die Corona-Krise hat unser ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Es ist allerdings nicht das Glaubensfundament, das uns entzogen ist. Darauf bauten auch schon vor der Corona-Krise viele nicht mehr und stehen damit nicht auf der Seite des Segens. Und dann ist uns in der Krise auch noch das wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Fundament weggebrochen. Für viele war und ist das der Dreh und Angelpunkt ihres Lebens.

Was zu Beginn dieses Jahres noch unumstößlich galt, das gilt jetzt nicht mehr. Statt eines wirtschaftlichen Plus wird es ein ganz dickes Minus geben. Heute war in der Zeitung zu lesen, dass die Kosten der Krise sich auf eine Billion Euro belaufen können - 1.000 Milliarden - 1.000.000.000.000 - eine 1 mit 12 Nullen. Jeder Einwohner in Deutschland bekommt 12.026,56 € bzw. muss die bezahlen. 

Unsere Politiker haben uns auf der einen Seite gut durch diese Krise gebracht, auf der anderen Seite: je länger die Krise dauert, je mehr Widersprüche werden in den Entscheidungen offenbar. Masken - Singen - Gefährlichkeit des Virus - Shutdown richtig oder falsch. Weil dies nicht offen kommuniziert und in einem geordneten Rahmen diskutiert wird, regt sich Widerstand - leider nicht nur von demokratisch gesinnten Kräften. Und Menschen, die manche Maßnahme kritisch hinterfragen oder abweichende Meinungen vertreten, werden in die Ecke der ewigen Nörgler oder schlimmer noch der Verschwörungstheoretiker gestellt. 

Wir können die Coronakrise zweifach betrachten. Die erste Sichtweise ist ganz einfach: Corona stört. Wir wollen so schnell wie möglich wieder dahin kommen, wo wir waren. Wenn das die Marschrichtung wird, werden wir bei der nächsten - wie auch immer gearteten Krise wahrscheinlich wieder vor ähnlichen oder noch größeren Schwierigkeiten stehen wie jetzt. 

Wir können diese Zeit aber auch als einen Weckruf Gottes betrachten - oder meinetwegen auch als einen Weckruf der Natur, dass uns Grenzen gesetzt sind und wir die jetzt durchaus auch erreicht haben. Viele sagen ja: Aus dieser Krise müssen wir Lehren ziehen. Es darf nicht so weitergehen wir vorher. Dann müssen wir Alternativen entwickeln. Welche, das muss in einem breit angelegten gesellschaftlichen Dialog geklärt werden. Da hat keiner Patentlösungen an der Hand.

Das, was wir als Christen einbringen können, sind tatsächlich die Empfehlungen Gottes, wie er sie in der Heiligen Schrift und speziell in den Zehn Geboten angelegt hat. Für uns müssten dann die Fragen lauten: Wo sehen wir unseren Gott? Wen oder was stellen wir an die erste Stellen, wenn wir Entscheidungen treffen? Fragen wir, was ist Gottes Augen das Richtige wäre oder heißt es immer noch: Was kostet das?

Auch dieser Weg schützt uns nicht vor neuen Krisen. Aber vielleicht können wir die dann etwas ruhiger angehen, vielleicht haben wir Wege gefunden, dass nicht soviel zusammenbricht, vielleicht müssen nicht so viele Menschen um ihre Existenz bangen, vielleicht ist unsere Gesellschaft wieder solidarischer geworden. 

Was Mose am Ende seines Leben seinem Volk zugesagt hat, das hat von seiner Brisanz und Dringlichkeit bis heute nichts verloren: 

Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst und am Leben bleibst, ... dass du den HERRN, deinen Gott, liebst und seiner Stimme gehorchst und ihm anhangest. 

Wir können nur hoffen und beten, dass wir, dass die Welt den Segen wählt.

Für unsere Gottesdienste hoffe ich, dass wir unsere Unsicherheiten überwinden können, dass wir schon bald wieder unsere Stimmen erheben, um Gott zu loben und zu preisen, dass wir Gottes Herrlichkeit in unseren Kirchen erleben. 

Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder. 
Er schafft Heil mit seiner Rechten 
und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.

Amen.

Glaubensbekenntnis

So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi. (Römer 10,17)

Ich glaube an Gott den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erden.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.

Schlussgebet (EG 858)

Vater, ich danke dir für diesen Tag: 
du hast mein Leben erhalten, 
du hast für mich gesorgt 
und meine Arbeit gelingen lassen 

Ich bitte dich um Vergebung, 
wo ich Unrecht getan habe, 
wo ich nachlässig war 
und Wichtiges versäumt habe 

Vergib mir auch, 
wo ich an Menschen vorübergegangen bin, 
die vielleicht auf mich gewartet haben. 
Ich bitte dich für die Menschen, 
mit denen ich arbeite und lebe 
und für alle, die meine Fürbitte brauchen

Herr, schenke mir eine ruhige Nacht und einen guten Schlaf. 
Gib mir morgen neue Kraft für alles
was ich tun soll. Amen.

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme, 
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld, 
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit 
in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Freitag, 8. Mai 2020

Kantate

10. Mai 2020

Übertragung aus dem JAM - Jugendzentrum Meppen

Seit dem 29. März werden auf dem Youtube-Kanal "Meppen mag dich" ökumensiche Gottesdienste gestreamt. Für den Sonntag Kantate gestalteten Pastor Wellbrock von der katholische St. Paulus-Kirche hier in Meppen und ich den Gottesdienst gemeinsam.


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Jubilate unter der Nummer 954.37. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr". Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! (Ps 98, 1a)

Wochenlied:

Du meine Seele, singe (EG 302)
Ich sing dir mein Lied (fT 72 / Singt Jubilate 110)

Lieder im Gottesdienst:

Herr, erbarme dich (EG 178.5 GL 153)
Sonne der Gerechtigkeit (EG 262,4-6, GL 483,4-6)
Nun singe Lob, du (EG 265,1-3, GL 487,1-3)
Singt dem Herrn ein neues Lied (EG 584,1-4, GL 409,1-4)

Johannes 14,1-12 - Jesus der Weg zum Vater

141 Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! 2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? 3 Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. 4 Und wo ich hingehe, den Weg wisst ihr.

5 Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen? 6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. 7 Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.

8 Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns. 9 Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater? 10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst aus. Und der Vater, der in mir wohnt, der tut seine Werke. 11 Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir; wenn nicht, so glaubt doch um der Werke willen.

12 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.

Predigt - 2. Chronik 5, 2-5(6-11)12-14- Einweihung des Tempels 

Als Predigttext für den heutigen Sonntag Kantate ist ein Abschnitt aus dem 2. Buch der Chronik Kapitel 5 vorgeschlagen. Als ich die Zeilen das erste Mal las, schoss mir sofort durch den Kopf: Das ist der beste Predigttext, den es für diesen Sonntag geben konnte. Der Bau des ersten Tempels in Jerusalem unter König Salomo im 10. vorchristlichen Jahrhundert war abgeschlossen und der Tempel sollte eingeweiht werden. Vieles war schon eingeräumt, jetzt musste noch die Bundeslade in den Tempel gebracht werden, die bis dahin in der Davidsstadt aufbewahrt wurde. Das war ein ganz besonders wichtiger und festlicher Anlass.

Für uns ist der heutige Sonntag auch besonders wichtig. Seit Mitte März konnten wir nicht in unseren Kirchen zum Gottesdienst zusammenkommen. Das ist jetzt wieder möglich, auch wenn wir zu unterschiedlichen Terminen und in unterschiedlicher Weise die Lockerung umsetzen. 

Allerdings bildet der Predigttext nicht allein die schöne Folie, auf der wir unsere Gegenwart betrachten können nach dem Motto: So passt doch alles richtig zusammen. Wie in jedem anderen Bibelabschnitt spricht Gott auch hier zu uns und fordert uns heraus, unsere Situation vor ihm zu bedenken. Auch jetzt gilt, was der Verfasser des Hebräerbriefes über Gottes Wort gesagt hat: 

Hebr 4,12 Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.

Hören wir also unter diesem Vorzeichen die ersten Zeilen aus dem Predigttext: 

2 Da versammelte Salomo alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der Sippen Israels in Jerusalem, damit sie die Lade des Bundes des Herrn hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist Zion.

An dieser Stelle kann ich schon innehalten. Was es mit dieser Lade, mit der Bundeslade auf sich hat, das beschreibt Vers 10:

Es war nichts in der Lade außer den zwei Tafeln, die Mose am Horeb hineingelegt hatte, die Tafeln des Bundes, den der HERR mit Israel geschlossen hatte, als sie aus Ägypten zogen.
  1. Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
  2. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! 
  3. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen...
  4. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. 
  5. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.
  6. Du sollst nicht töten.
  7. Du sollst nicht ehebrechen.
  8. Du sollst nicht stehlen.
  9. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
  10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Auf der Grundlage dieser Gebote schließt Gott mit seinem Volk den Bund am Sinai. Das 2. Buch Mose beschreibt diesen Bundesschluss im 24. Kapitel so: 

Mose kam und sagte dem Volk alle Worte des HERRN und alle Rechtsordnungen. Da antwortete alles Volk wie aus einem Munde: Alle Worte, die der HERR gesagt hat, wollen wir tun. (Ex 24,3)

Das ist die Antwort Israels auf die Erwählung durch Gott. Der Bund, den Gott dann mit seinem Volk schließt, ist kein Vertrag mit einem “wenn” und einem “dann”. Wenn ihr das tut, dann … Wenn ihr das nicht tut, dann … Bei einer solchen Vereinbarung hätte Gott sein Volk sofort wieder aufgeben können. 

Für Gott stand seine Erwählung Israels immer an der ersten Stelle. Aus all den Völkern hat sich Gott dieses eine Volk erwählt. Als sein Volk sollten und wollten sie dann die Gebote einhalten; nicht unter dem Motto “Du musst!, Du sollst”, sondern: “Du darfst, du kannst, du hast es nicht nötig gegen Gott zu stehen.” Du kannst aus freien Stücken nach Gottes Wort leben und damit für dich und für die anderen das Leben gewinnen. 

Dass dies allerdings nicht unter dem Vorzeichen der Beliebigkeit stand, wird am Ende der fünf Bücher Mose ganz deutlich zum Ausdruck gebracht. Vor seinem Tod erklärt Mose den Israeliten:

Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen, dass du den HERRN, deinen Gott, liebst und seiner Stimme gehorchst und ihm anhangest. Denn das bedeutet für dich, dass du lebst und alt wirst und wohnen bleibst in dem Lande, das der HERR deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat, ihnen zu geben. (Dtn 30,19f)

Es geht um Segen und Fluch, Leben und Tod - im wahrsten Sinn des Worte. In unserer Stellung zu Gottes Wort und zu seinem Gebot wird deutlich, wo wir stehen. 

Wenn ich gleich den Predigttext weiterlese, dann müssen Sie sich den schönsten, den erhabensten und ergreifendsten Gottesdienst vorstellen, den Sie je erlebt haben oder den Sie erleben möchten. Um zu beschreiben, was damals passierte und was die Menschen fühlten, ist alles geeignet, was nicht in den Kitsch abgleitet: brausende Orgelchoräle und schmetternde Posaunenklänge, jubilierende Chöre oder mitreißender Gospelgesang, Weihrauch oder ein großer festlicher Einzug mit dem Bischof oder was Sie sich gerade vorstellen. All das beschreibt nur annähernd, wie ich mir den festlichen Einzug in den Tempel damals vorstelle:

3 Und es versammelten sich beim König alle Männer Israels zum Fest, das im siebenten Monat ist. 4 Und es kamen alle Ältesten Israels, und die Leviten hoben die Lade auf 5 und brachten sie hinauf samt der Stiftshütte und allem heiligen Gerät, das in der Stiftshütte war; es brachten sie hinauf die Priester und Leviten.

12 Und alle Leviten, die Sänger waren, nämlich Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen.

13 Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem Herrn. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den Herrn lobte: »Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig«, da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, als das Haus des Herrn, 14 sodass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus Gottes.

Davon haben die Menschen jahrelang erzählt, nein: generationenlang, denn die Chronik wurde ja erst im 5. oder 6. vorchristlichen Jahrhundert geschrieben, während die Tempeleinweihung bereits im 10. vorchristlichen Jahrhundert stattfand. 

Von der Vergangenheit komme ich zur Gegenwart. Ja, wir gehen wieder in unsere Kirchen, wir tun das aber ängstlich und zögerlich, wir haben Vorschriften zu beachten, die früher keine Rolle spielten, und manches Mal wissen wir nicht, was richtig und was falsch ist. Kein Jubilieren, kein heller Lobpreis, kein fröhliches Feiern. So verunsichert sind wir. 

Es ist allerdings nicht das Glaubensfundament, das uns entzogen ist. Darauf bauten auch schon vor der Corona-Krise viele nicht mehr. Uns ist das wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Fundament weggebrochen. Für viele war und ist das der Dreh und Angelpunkt ihres Lebens.

Was zu Beginn dieses Jahres noch unumstößlich galt, das gilt jetzt nicht mehr. Statt eines wirtschaftlichen Plus wird es ein ganz dickes Minus geben. Unsere Politiker haben uns auf der einen Seite gut durch diese Krise gebracht, auf der anderen Seite: je länger die Krise dauert, je mehr Widersprüche werden in den Entscheidungen offenbar. Weil dies nicht offen kommuniziert und in einem geordneten Rahmen diskutiert wird, regt sich Widerstand - leider nicht nur von demokratisch gesinnten Kräften. Und Menschen, die manche Maßnahme kritisch hinterfragen oder abweichende Meinungen vertreten, werden in die Ecke der ewigen Nörgler oder schlimmer noch der Verschwörungstheoretiker gestellt. 

Wir können die Coronakrise zweifach betrachten. Die erste Sichtweise ist ganz einfach: Corona stört. Wir wollen so schnell wie möglich wieder dahin kommen, wo wir waren. Wenn das die Marschrichtung wird, werden wir bei der nächsten - wie auch immer gearteten Krise wahrscheinlich wieder vor ähnlichen oder noch größeren Schwierigkeiten stehen wie jetzt. 

Wir können diese Zeit aber auch als einen Weckruf Gottes betrachten - oder meinetwege auch als einen Weckruf der Natur, dass uns Grenzen gesetzt sind und wir die jetzt durchaus auch erreicht haben. Viele sagen ja: Aus dieser Krise müssen wir Lehren ziehen. Es darf nicht so weitergehen wir vorher. Dann müssen wir Alternativen entwickeln. Welche, das muss in einem breit angelegten gesellschaftlichen Dialog geklärt werden. Da hat keiner Patentlösungen an der Hand.

Das, was wir als Christen einbringen können, sind tatsächlich die Empfehlungen Gottes, wie er sie in der Heiligen Schrift und speziell in den Zehn Geboten angelegt hat. Für uns müssten dann die Fragen lauten: Wo sehen wir unseren Gott? Wen oder was stellen wir an die erste Stellen, wenn wir Entscheidungen treffen? Fragen wir, was ist Gottes Augen das Richtige wäre oder heißt es immer noch: Was kostet das?

Auch dieser Weg schützt uns nicht vor neuen Krisen. Aber vielleicht können wir die dann etwas ruhiger angehen, vielleicht haben wir Wege gefunden, dass nicht soviel zusammenbricht, vielleicht müssen nicht so viele Menschen um ihre Existenz bangen, vielleicht ist unsere Gesellschaft wieder solidarischer geworden. 

Was Mose am Ende seines Leben seinem Volk zugesagt hat, das hat von seiner Brisanz und Dringlichkeit bis heute nichts verloren: 

Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst und am Leben bleibst, ... dass du den HERRN, deinen Gott, liebst und seiner Stimme gehorchst und ihm anhangest. 

Wir können nur hoffen und beten, dass wir, dass die Welt den Segen wählt.

Für unsere Gottesdienste hoffe ich, dass wir unsere Unsicherheiten überwinden können, dass wir schon bald wieder unsere Stimmen erheben, um Gott zu loben und zu preisen, dass wir Gottes Herrlichkeit in unseren Kirchen erleben. 

Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder. 
Er schafft Heil mit seiner Rechten 
und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.

Amen.

Sonntag, 3. Mai 2020

Jubilate

3. Mai 2020



Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Jubilate unter der Nummer 954.36. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr". Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Kor 5, 17)

Wochenlied:

Die ganze Welt, Herr Jesu Christ (EG 110)
Gott gab uns Atem (EG 432)

Lieder im Gottesdienst:

Psalm 116 (EG 746)
Wir danken dir, Herr Jesu Christ (EG 107)
Er ist erstanden, halleluja (EG 116)
Wir wollen alle fröhlich sein (EG 100)

Orgelnachspiel: Der schöne Ostertag (EG 117)

Evangelium Joh 15,1-8 - Jesus der wahre Weinstock

1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. 2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. 3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. 4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.

5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. 8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

Predigt - Spr 8, 22-36 - Die Weisheit als Gottes Liebling

22 Der HERR hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. 23 Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. 24 Als die Meere noch nicht waren, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen. 25 Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln ward ich geboren, 26 als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. 27 Als er die Himmel bereitete, war ich da, als er den Kreis zog über den Fluten der Tiefe, 28 als er die Wolken droben mächtig machte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, 29 als er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seinen Befehl …

Von wem ist hier die Rede? Zuerst dachte ich an uns Menschen, die Gott nach Aussage des 139. Psalmes kennt, noch ehe sie geboren werden.

14 Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. 15 Es war dir mein Gebein nicht verborgen, / da ich im Verborgenen gemacht wurde, da ich gebildet wurde unten in der Erde. 16 Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.

Und dann hatte ich schon einen blick auf das Ende des Textes geworfen und da gelesen: “So hört nun auf mich, meine Söhne! Wohl denen, die meine Wege einhalten!” Das war doch die Aufforderung Gottes, auf ihn zu hören.

Aber so ganz passte das nicht, wenn ich den Satz las: ... als er die Grundfesten der Erde legte, 30 da war ich als sein Liebling bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; 31 ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern.

Von wem war die Rede? Von der Weisheit. Das ganze Buch ist ihr gewidmet. Und in diesem Abschnitt beschreibt die personifizierte Weisheit, wie sie noch vor der Schöpfung geboren wurde, um alles zu durchdringen.

Mich erinnert das an den Satz aus der ersten Schöpfungsgeschichte: “Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.”

HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. (Psalm 104,24)

Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit - so fasst der Prediger (Kap 3) alles zusammen.

Natürlich war die Schöpfung von Anfang an vergänglich, natürlich gab es Werden und Vergehen, Geburt und Tod, Anfang und Ende. Und das Leben war von Anfang an mit dem Schmerz verbunden, wenn Menschen Verluste erlitten, aber letztendlich war alles wohl geordnet. Und selbst wenn wir heute auf die Schöpfung schauen, auf die Natur, stellen wir doch fest: Alles in Allem passt das Ganze doch zusammen, die Welt an sich ist schön und gut und sie ist weise geordnet. Wo Menschen dies akzeptieren, sagen sie, dass sie mit dem Leben zurechtkommen, trotz der Verluste, trotz des Schmerzes, trotz aller Fragen und Zweifel.

Wenn wir uns dann in der Welt umschauen und überlegen, wo wir diese Ordnung, diese Schönheit, diese Weisheit im alltäglichen Leben wiederfinden, dann müssen wir schon sehr suchen. Wir reden ab und zu noch von weisen Frauen und Männern, aber da haben wir meistens auch die Vergangenheit in Erinnerung. Im biblischen Kontext fällt mir vielleicht noch Salomo ein, dem das Buch der Sprüche gewidmet ist. Oder die weisen Frauen des Mittelalters, deren Weisheit und Klugheit manchem unheimlich war, so dass diese Frauen auch als Hexen verfolgt wurden. Für die Gegenwart sind mir tatsächlich nur die fünf Wirtschaftsweisen eingefallen.

Was bedeutet denn nun Weisheit oder weise sein? Der Duden beschreibt das Adjektiv “weise”.

Weisheit besitzend

  • eine weise alte Frau
  • ein weiser Richter
  • der weise König Salomon

substantiviert: die drei Weisen aus dem Morgenland
(Wirtschaft) die Fünf/fünf Weisen (der fünfköpfige Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung)

auf Weisheit beruhend, von Weisheit zeugend

  • eine weise Antwort, Entscheidung
  • ein weiser Richterspruch
  • er übte weise Zurückhaltung
  • sie lächelte, handelte weise

Synonyme zu weise
abgeklärt, gereift, klug, lebenserfahren, lebensklug, philosophisch, reif, Weisheit besitzend, wissend

Das Pendant zur Weisheit ist die Torheit.
mangelnde Klugheit; Dummheit (1), Unvernunft - damit sind aber ganz bestimmt nicht Menschen gemeint, denen das Lernen schwerer fällt, die nicht so schnell denken können, die mehr Zeit brauchen. Von Torheit oder von einem törichten, dummen Menschen spricht man, wenn Ignoranz dazu kommt, wenn diese Menschen nur auf sich selbst bezogen sind, wenn sie andere Sichtweisen nicht wahrnehmen und bewusst ausblenden. Beispiele dafür gibt es leider zuhauf.

Synonyme zu Torheit
Begriffsstutzigkeit, Beschränktheit, Blödheit, Dummheit, Dümmlichkeit, Einfältigkeit, Unbedarftheit, Unverstand, Unverständigkeit; (gehoben) Einfalt; (bildungssprachlich abwertend) Bildungsresistenz, Stupidität, Fehler, Fehlgriff, Gedankenlosigkeit, Irrtum, Leichtsinn, Narrheit, Unsinn, Unüberlegtheit, Unvernunft; Narretei; Irrsinn - oft emotional

Stellt man diese Begriffssammlungen nebeneinander, so ist doch eigentlich klar, wo man selbst gefunden werden möchte. Umso verwunderlicher, wie viel Torheit es in der Welt noch gibt.

Dem will unser Predigttext begegnen: So hört nun auf mich, meine Söhne - meine Töchter! Wohl denen, die meine Wege einhalten! 33 Hört die Mahnung und werdet weise und schlagt sie nicht in den Wind! 34 Wohl dem Menschen, der mir gehorcht, dass er wache an meiner Tür täglich, dass er hüte die Pfosten meiner Tore! 

Eigentlich hätten wir heute Konfirmation gefeiert. So richte ich diese Worte der Weisheit, ihre Einladung auch an die Konfirmandinnen und Konfirmanden, aber nicht allein an sie. Auch wir Erwachsenen sind gemeint. Hört auf die Weisheit, hört auch einmal eine Mahnung, lasst euch von anderen durchaus auch mal einen Tipp geben, wie es vielleicht gehen könnte. Man muss nicht alles selbst ausprobieren, man kann auch mal auf andere hören. Und gehorsam darf man auch ab und zu sein; das Wort Gehorsam hat zwar bei uns einen denkbar schlechten Ruf bekommen, weil es mit Unterwürfigkeit in Zusammenhang gebracht wird, aber manches Mal bringt uns Gehorsam, den der andere nicht ausnutzt, auch weiter.

So hört nun auf mich, meine Söhne - meine Töchter! Wohl denen, die meine Wege einhalten!

Und der Verfasser unseres Bibeltextes lässt die Weisheit dann weiter sagen:
35 Wer mich findet, der findet das Leben und erlangt Wohlgefallen vom HERRN.
36 Wer aber mich verfehlt, zerstört sein Leben; alle, die mich hassen, lieben den Tod.

Damit sind wir in der Gegenwart angekommen. Wir müssen angesichts der aktuellen - aber auch angesichts der vielen anderen Krisen, die wir im Augenblick reichlich verdrängen - wir müssen mit Sinn und Verstand, klug und Weise überlegen, welche Wege wir einschlagen müssen. Es heißt doch allenthalben, dass es eine “Weiter So” nicht geben darf. Und dazu will uns der Predigttext doch auch Mut machen: Überlegen, was die richtige Entscheidung sein könnte, überlegen, was in Gottes Augen gut und richtig ist und was uns und die anderen dann auch weiterbringt.

Jesus hatte das doch so gesagt: “Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.” Weil wir Christen glauben und darauf vertrauen, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, können wir diesen Weg fröhlich und weise einschlagen.