Dienstag, 8. Februar 2022

Altjahresabend 2021 und Neujahr 2022

Silvester 31. Dezember 2021

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man - teilweise - die Texte zum Altjahresabend unter der Nummer 954.10. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Meine Zeit steht in deinen Händen. (Ps 31, 16a)

Wochenlieder:

  • Nun lasst uns gehn und treten (EG 58) oder
  • Von guten Mächten treu und still umgeben (EG 65)

Lieder für den Gottesdienst

  • fT 4 Aus den Dörfern (Eingeladen zum Fest des Glaubens)
  • Psalm 121
  • fT 131 Wir glauben: Gott ist in der Welt
  • fT 118 Weil der Himmel bei uns wohnt
  • fT 154 Ich bin das Brot
  • fT 153 Du bist heilig
  • fT 190 Verleih uns Frieden gnädiglich

Jesaja 30,8-17 - Vertrauen auf falsche Prophetie

8 So geh nun hin und schreib es vor ihnen nieder auf eine Tafel und zeichne es in ein Buch, dass es bleibe als Zeuge für immer und ewig. 9 Denn sie sind ein ungehorsames Volk und verlogene Kinder, die nicht hören wollen die Weisung des HERRN, 10 sondern sagen zu den Sehern: »Ihr sollt nicht sehen!«, und zu den Schauern: »Was wahr ist, sollt ihr uns nicht schauen! Redet zu uns, was angenehm ist; schaut, was täuscht! 11 Weicht ab vom Wege, geht aus der rechten Bahn! Lasst uns doch in Ruhe mit dem Heiligen Israels!« 12 Darum, so spricht der Heilige Israels: Weil ihr dies Wort verwerft und vertraut auf Frevel und Mutwillen und verlasst euch darauf, 13 so soll euch diese Schuld sein wie ein Riss, der aufbricht und klafft an einer hohen Mauer, die plötzlich, unversehens einstürzt, 14 wie wenn ein Topf zerschmettert wird, den man zerstößt ohne Erbarmen, sodass man von seinen Stücken nicht eine Scherbe findet, darin man Feuer hole vom Herd oder Wasser schöpfe aus dem Brunnen. 

15 Denn so spricht Gott der HERR, der Heilige Israels: Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein. Aber ihr habt nicht gewollt 16 und spracht: »Nein, sondern auf Rossen wollen wir dahinfliegen«, – darum werdet ihr dahinfliehen, »und auf Rennern wollen wir reiten«, – darum werden euch eure Verfolger überrennen. 17 Denn tausend werden fliehen vor eines Einzigen Drohen, ihr alle vor dem Drohen von fünfen, bis ihr übrig bleibt wie ein Mast oben auf einem Berge und wie ein Banner auf einem Hügel.

Predigt über Hebr 13, 8-9

8 Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. 9 Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade, nicht durch Speisegebote, von denen keinen Nutzen haben, die danach leben.

Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben … Dieser Satz sprang mir angesichts der aktuellen Situation sofort ins Auge. Lasst euch doch nicht ständig verrückt machen! 

Aber, liebe Gemeinde, an wen würden sich diese Worte heute eigentlich richten? Dass es mit Corona etwas zu tun hat, ist klar. Aber wer ist gemeint? Wer sollte diesen Satz auf sich beziehen?

Diejenigen, die der Impfung skeptisch gegenüberstehen? Die ihre Bedenken äußern, weil die Langzeitauswirkungen der Impfstoffe noch nicht geklärt sind? Die auf ihre Freiheit pochen, wie es die Politiker in der Vergangenheit doch immer wieder mit Nachdruck erklärt haben: Eine Impfpflicht wird es nicht geben!

Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben … - Verschwörungstheorien, Fakenews über die Zusammensetzung des Impfstoffs und anderes lasse ich hier aus, weil es sich nicht lohnt, darüber auch nur einen Moment nachzudenken. 

Oder sind die gemeint, die den staatlichen Vorgaben und Empfehlungen folgen? Wir wollen uns und die Menschen um uns herum schützen, wir wollen, dass das gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Leben wieder Fahrt aufnehmen kann. Aber ihr macht mit, ohne dass ihr wisst, ob die verordneten Maßnahmen Erfolg haben!

Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben …

Sie merken, liebe Gemeinde, so einfach lässt sich der Vers aus dem Hebräerbrief nicht auf unsere Situation beziehen. Da ist vielleicht zunächst ein Satz aus dem Buch des Propheten Jesaja hilfreich, den Frau Werner vorhin vorgelesen hat: “Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen …” 

Stille sein, zur Ruhe kommen, das wäre im Augenblick hilfreich. Wir können doch die vielen Informationen, die täglich auf uns einprasseln, überhaupt nicht mehr einordnen, geschweige denn verarbeiten. Uns ist gänzlich die Orientierung verlorenen gegangen; das Fundament, auf dem wir zu stehen glaubten, ist zerschlagen. 

… auf Rossen wollten wir dahinfliegen - auf Rennern wollten wir reiten … ganz vorne wollten wir mitmischen, man sollte uns wahrnehmen! Wir wollten feiern und unseren Spaß haben! Wir wollten tun und lassen, was uns gefällt. 

Corona - aber auch die anderen globalen Krisen, die die Welt erschüttern - das alles zeigt uns, dass wir nicht so nicht weitermachen können. Vielleicht können wir auch sagen: Gott zeigt uns, dass wir nicht so nicht weitermachen können. 

Israel ließ Gott links liegen, hörte nicht auf das, was die Propheten in seinem Namen zu sagen hatten: “... Redet zu uns, was angenehm ist … Weicht ab vom Wege … Lasst uns doch in Ruhe mit dem Heiligen Israels!” Aber dieser Heilige Israels, Gott ließ sich nicht spotten. “Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen …” Aber: Wer nicht hören wollte, musste fühlen. Am Ende stand die Katastrophe, der politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenbruch; in meinen Augen nicht als Strafe Gottes, sondern als Folge dessen, dass Israel jegliche Orientierung verloren und den Weg mit Gott verlassen hatte. 

Der Predigttext aus dem Hebräerbrief setzt da mit dem ersten Satz ein ganz einfaches, aber klares Vorzeichen: “Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.” Paulus schreibt im ersten Brief an die Korinther: “Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welche ist Christus Jesus!” (1. Kor 3,11) 

Dieses Fundament ist uns in unserer Gesellschaft, im sog. “christlichen Abendland” abhanden gekommen - wenn wir auf dieses Fundament überhaupt einmal vertraut hatten -, und manches Mal befürchte ich, auch in unserer Kirche. Wo wird noch nach dem Heiligen Israels gefragt, nach dem Gott, den unser Herr und Heiland Jesus Christus “Vater” genannt hat und zu dem wir auch “Vater” sagen dürfen? 

“Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade, nicht durch Speisegebote, von denen keinen Nutzen haben, die danach leben.” Offensichtlich stritt man sich in der Gemeinde, an die der Hebräerbrief gerichtet war, um die richtigen Speiseordnungen. Darf man alles essen, was einem vorgesetzt wird? Darf man Schweinefleisch essen? Darf man Fleisch und anderes essen, das auf einem heidnischen Markt angeboten und verkauft wurde? Das waren tatsächlich Fragen, um die sich die Christen stritten. Und da sprachen die einen den anderen auch schon mal den Glauben ab. Ihr seid zu lax! Ihr seid doch Fundamentalisten!

Bei uns geht es um Impfen und Nichtimpfen, Kontaktbeschränkungen, Einschränkungen bei den bisher gewohnten Aktivitäten - Sportveranstaltungen, Disco, Reisen und was Ihnen sonst noch einfällt. Auch bei uns ist man nicht zimperlich, wenn es gilt, das Verhalten des anderen zu bewerten. Beispielsweise sind die einen asozial und die anderen Lemminge, die in der Masse einfach mitlaufen. 

Um der Situation Herr zu werden, wollen Politiker auf der einen Seite alles bis ins Kleinste regeln und drohen bei Übertretung drakonische Strafen an. Auf der anderen Seite wird rebelliert, wie pubertäre Jugendliche es manchmal tun. Oder es wird bewusst versucht, die staatliche Ordnung auszuhebeln. 

Wissen Sie, welche Geschichte mir dazu einfiel: Die Geschichte vom Suppen-Kaspar von Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1917 - da wird der politisch-moralische Zeigefinger erhoben, weil einer gegen die elterlichen Vorgaben beim Essen rebelliert - der Rebell verweigert sich jeder Ansprache und stampft mit dem Fuß auf den Boden - das kommt heutzutage sogar im Bundestag vor: es muss ja mal gesagt sein - und am Ende ist die aufsässige Person tot, weil sie die von den Eltern ständig gereichte Suppe nicht wollte. 

Der Kaspar, der war kerngesund,
Ein dicker Bub und kugelrund,
Er hatte Backen rot und frisch;
Die Suppe aß er hübsch bei Tisch.
Doch einmal fing er an zu schrei’n:
„Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“
 
Am nächsten Tag, — ja sieh nur her!
Da war er schon viel magerer.
Da fing er wieder an zu schrei’n:
„Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“
 
Am dritten Tag, o weh und ach!
Wie ist der Kaspar dünn und schwach!
Doch als die Suppe kam herein,
Gleich fing er wieder an zu schrei’n:
„Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“
 
Am vierten Tage endlich gar
Der Kaspar wie ein Fädchen war.
Er wog vielleicht ein halbes Lot —
Und war am fünften Tage tot.

So ein Verhalten, egal auf welcher Seite, geprägt von Bildern aus dem letzten oder besser aus dem vorletzten Jahrhundert, das kann ja wohl nicht die Lösung für die gegenwärtigen Probleme sein. 

“Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen …” - “Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade …” Wir haben gerade Weihnachten gefeiert, liebe Gemeinde, das Fest der Liebe, der Familie, der Gemeinschaft. Wir haben gesungen - zumindest hier in der Kirche - “Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis …” Weihnachten leuchtet für einen Moment das Paradies wieder auf, Weihnachten können wir schauen, wie Leben gelingen kann - bei allen Schwierigkeiten, die die familiäre Feier für manchen mit sich bringt. Selbst die öffentlichen Medien hatten dieses christliche Fest im Blick - wenn auch nicht immer unter christlichem Vorzeichen - aber sie hatten es im Blick. Warum vergessen wir das wieder so schnell?

Wenn Sie jetzt umgekehrt fragen: “Wie kann denn dieses Schauen des Paradieses an Weihnachten zur übrigen Zeit des Jahres in praktisches Handeln umgemünzt werden?”, dann müssen wir nur an den erwachsenen Jesus wenden. Als der einmal gefragt wurde, wie wir denn gut und richtig leben könnten, war seine Antwort verblüffend einfach: “Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all deiner Kraft …” Das war der erste Teil seiner Antwort, und dann fügte er hinzu: “... und deinen Nächsten wie dich selbst”. - Nach Gottes Willen fragen - das meine ich ganz ernst, dass Gott wieder in den Blick kommt, dass nicht nur vom “Christlichen Abendland” geredet wird, sondern dass die damit verbundene Grundhaltung unser Leben auch bestimmt - also: nach Gottes Willen fragen und unser Handeln so gestalten, dass es gut ist für mich selbst - und für meinen Nächsten. Wenn dies das Fundament wäre, auf dem wir unser Leben aufbauen, es würden sich Lösungen finden lassen für die Bewältigung der gegenwärtigen Krisen, nicht sofort, aber doch mit der Zeit, wenn Menschen guten Willens und Gottvertrauen sich zusammensetzen. 

“Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade …”

Amen

Neujahr 1. Januar 2022

Das neue Jahr begrüßten die christlichen Kirchen in Meppen mit einem ökumenischen Gottesdienst, der in der Gustav-Adolf-Kirche aufgezeichnet wurde. 

Seit vielen Jahren ist die ökumenische Zusammenarbeit von der gegenseitigen Wertschätzung geprägt. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie gestalten die Geistlichen in Meppen immer wieder gemeinsame Gottesdienste. 

In diesem Neujahrsgottesdienst predigt Achim Heldt, Pastor der lutherischen Bethlehem-Gemeinde in Meppen, über Sprüche 16,9: Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.

Die vergangenen Gottesdienste können über meinen YouTube-Kanal oder über den Kanal "MEPPEN MAG DICH" aufgerufen werden. In einigen Fällen sind die Gottesdienste auch auf den Internetseiten der Kirchengemeinden verlinkt.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man - teilweise - die Texte zum Neujahrstag unter der Nummer 954.11. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebr 13, 8)

Wochenlieder:

  • Der du die Zeit in Händen hast (EG 64)
  • Von guten Mächten treu und still umgeben (EG 65)

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