Samstag, 24. August 2019

10. Sonntag nach Trinitatis

24. August 2019


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 10. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.53. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Der 10. Sonntag nach Trinitatis ist in der evangelischen Kirche der "Israelsonntag". Wir Christen erinnern uns unserer Wurzeln im auserwählten Volk Gottes, in Israel. Der Apostel Paulus beschreibt diese Verbindung mit einem Vorgang aus der Landwirtschaft. Israel ist der Ölbaum, in den die Christen als wilder Zweig eingepfropft wurden , so dass sie "teilbekommen ... an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums", (Röm 11,17)

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat. (Ps 33, 12)

Gottesdienstordnung

Neben dem Kasus "Israelsonntag" hat der Gottesdienst einen zweiten Schwerpunkt. Ein Ehepaar aus der Gemeinde feiert seine Goldene Hochzeit und erbittet im Gottesdienst Gottes Segen. 

♫ Orgelvorspiel - Kaddisch - Maurice Ravel

Begrüßung

♫ fT 168 - Sonne der Gerechtigkeit

Psalmgebet - 106, (4) 5a. 6. 47a (48a)
    4 HERR, gedenke meiner nach der Gnade,
    die du deinem Volk verheißen hast;
      erweise an uns deine Hilfe,
      5 dass wir sehen das Heil deiner Auserwählten ...
    47 Hilf uns, HERR, unser Gott,
    und bring uns zusammen aus den Völkern,
      dass wir preisen deinen heiligen Namen
      und uns rühmen, dass wir dich loben können!
    48 Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit,
      und alles Volk spreche: Amen! Halleluja!
Bittruf und Lobpreis
    ♫ fT 25 - Da wohnt ein Sehnen tief in uns
    ♫ fT 172 - Wo Menschen sich vergessen
Eingangsgebet

Evangeliumslesung Mk 12, 28-34 - Die Frage nach dem höchsten Gebot

28 Und es trat zu Jesus einer von den Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Und als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? 29 Jesus aber antwortete ihm: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, 30 und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften« (5.Mose 6,4-5). 31 Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3.Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

32 Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrhaftig recht geredet! Er ist nur einer, und ist kein anderer außer ihm; 33 und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt und von allen Kräften, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer. 34 Als Jesus aber sah, dass er verständig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und niemand wagte mehr, ihn zu fragen.

♫ Eugène Bozza - Melodie Hebraique (französisch)

Goldene Hochzeit 

Lesungen aus der Bibel zum Thema Ehe

  • Aus der Schöpfung - 1. Mose 1,27f
  • Von Jesus - Mt 19,5f
  • Das Leben in der Ehe - Kol 3,12-17

Erinnerung an das Bekenntnis zueinander, Gebet und Segen

♫ fT 137 - Wir glauben, Gott ist in der Welt

Predigt

Das Verhältnis Gottes zu seinem Volk Israel aus christlicher Sicht:

Paulus: Im Blick auf das Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen. Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. (Römer 11,28f)

Gott hält an seinem Bund mit seinem erstgeborenen Volk fest: Sie sind Geliebte um der Väter willen - um Abrahams, Isaaks und Jakobs willen!

Gott steht zu seinem Volk - wie das Ehepaar, dass im Gottesdienst seine Goldene Hochzeit feiert, zueinander steht - in guten wie auch in bösen Tagen. 

Wie kann dieses Miteinander gelingen? Zuerst hören wir, was Jesus im Evangelium gesagt hat: 
  • Gott lieben! (5.Mose 6,4-5).
  • Den Nächsten lieben wie dich selbst! (3.Mose 19,18)
Beide Sätze stammen aus dem Alten - aus dem Ersten Testament. Jesus hat sich diese Sätze nicht ausgedacht. Er steht fest in seiner jüdischen Tradition. Juden und Christen können dies gemeinsam bezeugen in unserer Welt. 

Noch einmal das Goldene Ehepaar - Kol 3
  • Die Anrede: Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen
  • Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern;
  • Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. 
  • Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in "einem" Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. 
  • Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen ...
Abgesehen von der Goldenen Hochzeit hätte ich mich stärker 3. Mose 19 zugewandt. Hier wird ausführlich beschrieben, was Leben aus dem Glauben an Gott bedeutet. Auch dieser alte Text ist eine Anleitung zu gelingendem Leben. Ich zitiere die Verse, die sich aus meiner Sicht auf die Gegenwart übertragen lassen. 

Von der Heiligung des täglichen Lebens
1 Und der HERR redete mit Mose und sprach: 2 Rede mit der ganzen Gemeinde der Israeliten und sprich zu ihnen: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott.
  • 3 Ein jeder fürchte seine Mutter und seinen Vater. 
  • Haltet meine Feiertage; ich bin der HERR, euer Gott. 
  • 4 Ihr sollt euch nicht zu den Götzen wenden und sollt euch keine gegossenen Götter machen; ich bin der HERR, euer Gott.
  • 9 Wenn du dein Land aberntest, sollst du nicht alles bis an die Ecken deines Feldes abschneiden, auch nicht Nachlese halten. 10 Auch sollst du in deinem Weinberg nicht Nachlese halten noch die abgefallenen Beeren auflesen, sondern dem Armen und Fremdling sollst du es lassen; ich bin der HERR, euer Gott.
  • 11 Ihr sollt nicht stehlen noch lügen noch betrügerisch handeln einer mit dem andern.
  • 12 Ihr sollt nicht falsch schwören bei meinem Namen und den Namen eures Gottes nicht entheiligen; ich bin der HERR.
  • 13 Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken noch berauben. Es soll des Tagelöhners Lohn nicht bei dir bleiben bis zum Morgen.
  • 14 Du sollst dem Tauben nicht fluchen und sollst vor den Blinden kein Hindernis legen, denn du sollst dich vor deinem Gott fürchten; ich bin der HERR.
  • 15 Du sollst nicht unrecht handeln im Gericht: Du sollst den Geringen nicht vorziehen, aber auch den Großen nicht begünstigen, sondern du sollst deinen Nächsten recht richten.
  • 16 Du sollst nicht als Verleumder umhergehen unter deinem Volk. Du sollst auch nicht auftreten gegen deines Nächsten Leben; ich bin der HERR. 17 Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst.
  • 18 Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.
  • Ihr sollt nicht Wahrsagerei noch Zauberei treiben.
  • 29 Du sollst deine Tochter nicht zur Hurerei anhalten, dass nicht das Land Hurerei treibe und werde voll Schandtat.
  • 30 Meine Feiertage haltet und fürchtet mein Heiligtum; ich bin der HERR.
  • 31 Ihr sollt euch nicht wenden zu den Geisterbeschwörern und Zeichendeutern und sollt sie nicht befragen, dass ihr nicht an ihnen unrein werdet; ich bin der HERR, euer Gott.
  • 32 Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der HERR.
  • 33 Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. 34 Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.
  • 35 Ihr sollt nicht unrecht handeln im Gericht, mit der Elle, mit Gewicht, mit Maß. 36 Rechte Waage, rechtes Gewicht, rechter Scheffel und rechtes Maß sollen bei euch sein; ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus Ägyptenland geführt hat, 37 dass ihr alle meine Satzungen und alle meine Rechte haltet und tut; ich bin der HERR.

♫ George Perlman Israelisches Concertino Hora-Hatikva

Abkündigungen

♫ fT 118 - Weil der Himmel bei uns wohnt

Fürbitte und Vaterunser

Entlassung und Segen

♫ Orgelnachspiel - Hava nagila

Freitag, 9. August 2019

8. Sonntag nach Trinitatis

11. August 2019


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 8. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.51. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Eph 5, 8b-9)

Wochenlied:

Sonne der Gerechtigkeit (EG 262/263)
Lass uns in deinem Namen, Herr (HE-EG 614)

Lieder im Gottesdienst

EG 444,1-5 - Die güldene Sonne bringt Leben und Wonne
EG 727 - Psalm 51 - Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz
EG 426,1-4 - Es wird sein in den letzten Tagen
EG 72,1-3 - O Jesu Christe, wahres Licht
EG 262,1.2.5 - Sonne der Gerechtigkeit
EG 389,1-5 - Ein reines Herz, Herr, schaff in mir

Alttestamentliche Lesung Jes 2, 1-5 - In Zion finden alle Völker Heil und Frieden

1 Dies ist's, was Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda und Jerusalem:

2 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, 3 und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. 4 Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.

5 Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!

Epistel Eph 5, 8b-14 - Lebt als Kinder des Lichts

Lebt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. 10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, 11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. 12 Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. 13 Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird; 14 denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

Predigt

Die beiden letzten Sonntage handelten von Gottes Gaben an uns Menschen - vor 14 Tagen ging es um die Taufe, vor einer Woche um das Abendmahl. In der Taufe erklärt uns Gott zu seinen Kindern, im Abendmahl stärkt er uns durch das gesegnete Brot und den gesegneten Kelch zum Leben im Glauben - in dieser Welt und für diese Welt. Heute hören wir, dass wir gefordert sind, gemäß unserem christlichen Glauben zu leben: “Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.”

Bei all dem Chaos, das wir im Augenblick in der Welt haben, fällt es schwer sich vorzustellen, dass solch ein Ruf überhaupt gehört wird, dass diese Aufforderung hilft, wieder in die Spur zu kommen, damit wieder ein wenig Ruhe und auch Ordnung einkehrt, damit Menschen wieder aufeinander achten und sich nicht gegenseitig hassen und fertig machen. Mancher fragt, ob es überhaupt noch einen rettenden Ausweg gibt? Oder ist es so, wie es der Prophet Jesaja für seine Zeit beschreibt? Zuerst ist da der Weckruf Gottes: “Zu der Zeit rief ... der HERR Zebaoth, dass man weine und klage und sich das Haar abschere und den Sack anlege.” - Also: Buße tun, sich besinnen und umkehren! “Aber siehe da”, so heißt es bei Jesaja weiter, “lauter Freude und Wonne, Rindertöten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken: »Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!«” (Jes 22,12f)

Was also kann helfen, dass die christliche Botschaft vom Leben im Licht des Glaubens wieder Gehör findet? Auf keinen Fall die Umwandlung von Kirchen in Abenteuerspielplätze, wie es die englische Kirche nach dem Bericht der gestrigen Ausgabe der Meppener Tagespost offensichtlich versucht. Und auch die Versuche der Evangelischen Kirche in Deutschland, unter organisationsstrategischen Gesichtspunkten die Kirche umzugestalten, sind zum Scheitern verurteilt.

“Wachsen gegen den Trend”, das war das Motto, das vor ein paar Jahren von der Kirchenleitung ausgegeben wurde. Mit sogenannten “Leuchttürmen”, mit besonderen Projekten und Events wollte man die Menschen locken. Der einzige Faktor, der in dieser Zeit gewachsen ist, ist die Zahl der Kirchenaustritte. Alles andere ist weiter zusammengeschrumpft. Der Weserkurier aus Bremen schrieb dazu vor ein paar Wochen: “Eigentlich müsste die christliche Kirche im Jahr 2019 ihre Blütezeit haben. Nie waren die Zeiten aufgeregter, nie erschien die Welt unübersichtlicher. Kirche, gebaut auf einem Wertekanon aus Nächstenliebe und Verantwortungsbewusstsein, könnte Orientierung geben und begeistern - doch sie tut es nicht. Die Folge ist fatal: Eine Kirche, die unsichtbar ist und nicht wahrgenommen wird, ist entbehrlich.“ (zitiert nach: Meppener Tagespost, 22.07.2019, Seite 2)

Was also kann helfen, dass die christliche Botschaft vom Leben im Licht des Glaubens wieder Gehör findet? Es fällt uns Menschen offensichtlich schwer, unser Verhalten zu verändern, wenn wir direkt mit unserem Fehlverhalten konfrontiert werden. Der Ruf Gottes, “dass man weine und klage und sich das Haar abschere und den Sack anlege”, wurde zur Zeit Jesajas nicht gehört - und offensichtlich auch nicht bei uns. Was muss denn noch alles gesagt werden und was muss passieren, damit die Menschheit umkehrt vom zerstörerischen Weg?

Vielleicht bewegen Worte, wie wir sie in den ersten Kapiteln des Jesajabuches lesen und wie wir sie vorhin im Gottesdienst schon gehört haben, die Herzen: “Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen!”

Das ist keine Drohung, das ist eine Verheißung: die Menschen werden kommen, sie werden nach dem Gott Israels fragen und uns sie werden auf den Gott, den Jesus seinen Vater nennt, hören! Und dann werden sie "hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen". Diese Geißel der Menschheit, die nur Leben zerstört, wird aus dem Blick geraten und keine Rolle mehr spielen.

Damit Menschen sich Gott zuwenden können, damit sie erkennen können, was Leben im christlichen Glauben bedeutet, deshalb fordert der Wochenspruch uns Christen auf: "Lebt als Kinder des Lichts!" Oder mit vergleichbaren Worten Jesu aus dem Matthäusevangelium gesagt: "Ihr seid das Licht der Welt! ... Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." (Mt 5)

Das ist nicht einfach in einer Welt, in der es offensichtlich denjenigen sehr gut geht, die sich um nichts anderes kümmern als um sich selbst, die egoistisch ihre Ziele verfolgen und durchsetzen, und die schließlich auch noch Gott verleugnen - den brauchen wir nicht, höchstens als religiöses Mäntelchen, das die eigentlichen Ziele verbirgt. Solche Menschen haben offensichtlich Erfolg und bekommen alles, was sie haben wollen. Warum?

Das ist nicht allein in der Gegenwart so, das kam schon zu biblischen Zeiten vor. An vielen Stellen kann man das nachlesen, in den Psalmen oder beispielsweise auch in einem Abschnitt aus dem Buch der Sprüche, der für den heutigen Sonntag als ein Predigttext vorgesehen ist. Ich lese diesen Text aus dem 4. Kapitel der Sprüche Salomos abschnittsweise vor und füge jeweils ein paar Gedanken ein.

“Väterliche Mahnung” - so sind diese Zeilen erst einmal in der Lutherbibel überschrieben. Offensichtlich erschließt sich ein Leben im Glauben nicht automatisch. Es gehört vielleicht ein Stück Erfahrung dazu, wie sie ältere Menschen in ihren Lebensjahren sammeln können. 

18 Der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht am Morgen, das immer heller leuchtet bis zum vollen Tag. 19 Der Gottlosen Weg aber ist wie das Dunkel; sie wissen nicht, wodurch sie zu Fall kommen werden.

Ehrlich währt am längsten! Lügen haben kurze Beine! - Unser Gesetz hat Lücken - wir sind darauf gepolt, genau diese Lücken zu finden - oder Recht wird gebeugt - oder man nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau - alternative Wahrheiten, Fake News

20 Mein Sohn, merke auf meine Rede und neige dein Ohr zu meinen Worten. 21 Lass sie dir nicht aus den Augen kommen; behalte sie in deinem Herzen, 22 denn sie sind das Leben denen, die sie finden, und heilsam ihrem ganzen Leibe.

23 Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.

24 Tu von dir die Falschheit des Mundes und sei kein Lästermaul.

Keine körperliche Gewalt, sondern den anderen mit Worten fertig machen - Mobbing, Verleumdung, den anderen schlecht machen - oder manchmal anders herum: gar nichts sagen, der offensichtlichen Lüge nicht widersprechen

25 Lass deine Augen stracks vor sich sehen und deinen Blick geradeaus gerichtet sein.

26 Lass deinen Fuß auf ebener Bahn gehen, und alle deine Wege seien gewiss.

27 Weiche weder zur Rechten noch zur Linken; wende deinen Fuß vom Bösen.

Ich kann morgens in den Spiegel schauen. 

Wenn es uns gelingt, diese “väterlichen” Mahnungen zum Maßstab unseres christlichen Handeln zu machen, wenn wir nach Gottes Gebot fragen, danach nach bestem Wissen und Gewissen handeln - und das auch so benennen: Ich handele so, weil ich Christ bin, weil ich glaube, dass mein Verhalten in Gottes Augen richtig und gut ist - wenn wir so leben, dann leben wir als “Kinder des Lichts”. Die Frucht eines solchen Handelns ist tatsächlich “Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit”. Dann lassen wir “unser Licht vor den Menschen leuchten” und die erkennen Gottes Wort und Gebot als Grundlage unseres Lebens. Das, was in unseren Kräften steht, setzen wir in die Tat um, damit Menschen sagen können: “Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen!”

Und ein Letztes: Wenn solch ein Reden und Handeln Grundlage der tatsächlich erforderlichen kirchlichen Neuorientierung wäre, dann könnte eine solche “Kirche, gebaut auf einem Wertekanon aus Nächstenliebe und Verantwortungsbewusstsein”, solch eine Kirche könnte den Menschen “Orientierung geben und begeistern” - und diese Kirche hätte auch wieder etwas zu sagen in unserer Gesellschaft.

Also, eigentlich ist es ganz einfach: “Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.” Denn: "Ihr seid das Licht der Welt! ... Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." Und die Völker werden sagen: “Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen!” … Und wir werden unsere “Schwerter zu Pflugscharen” und unsere “Spieße zu Sicheln” machen. … Und wir wollen hinfort “nicht mehr lernen, Krieg zu führen”.