Mittwoch, 27. Januar 2016

Sexagesimae 2016

31. Januar 2016

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Sexagesimae - 60 Tage bis Ostern - unter der Nummer 954.21. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochenspruch:

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht. (Hebr 3, 15)

Wochenlied:

Herr, für dein Wort sei hoch gepreist (EG 196 - auch in Rev. 2014) oder
Es wolle Gott uns gnädig sein (EG 280 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Wohl denen, die da wandeln (EG 295)

Lieder, die wir im Gottesdienst singen:

451,1-4 - Mein erst Gefühl sei Preis und Dank
748 - Psalm 119 Erhalte mich, Herr, durch dein Wort
196,1-4 - Herr, für Dein Wort sei hoch gepreist
198,1.2 - Herr, dein Wort, die edle Gabe
199,1-4 - Gott hat das erste Wort
409,1-8 - Gott liebt diese Welt

Epistel - Hebr 4, 12-13

Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. 13 Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.

Erste Predigtideen

Das Wort Gottes trifft einen Menschen - schärfer als ein zweischneidiges Schwert. Das macht Angst. Wenn wir es ernst nehmen, können wir nur zurückschrecken bzw. müssen wir unser Leben überdenken.

Schuster Wilhelm Voigt
Der Schuster Wilhelm Voigt ist nach seiner Haft bei seiner Schwester und deren Mann Friedrich untergekommen.  Als er mit seinem Schwager über den Sinn des Lebens diskutiert, fallen diese Sätze:

 „Und denn, denn stehste vor Gott, dem Vater, ….und der fragt dir ins Jesichte: Willem Voigt, wat haste jemacht mit deine‘ Leben. Und da muss ick sagen: Fußmatten, muss ick sagen, die hab ick jeflochten im Jefängnis. …. Det sachste vor Gott, Mensch.

Aber der sacht zu dir: Jeh weck, sacht er! Ausweisung! Sacht er. Dafür hab ick dir det Leben nicht jeschenkt! Sacht er. Det biste mir schuldig. Wo is et? Wat haste mit jemacht?“

(Carl Zuckmayer, Der Hauptmann von Köpenick, Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag 1977, S. 91)

Berliner Taxifahrer
Letztens las ich in der Zeitung, dass ein Berliner Taxifahrer - der könnte aber auch überall sonst in Deutschland oder auf der Welt leben - seinem Fahrgast gesagt habe, dass er die Bibel nicht lesen würde, Dann müsste er ja sein Leben ändern. - Wie wahr! Was würde dieser Mensch eigentlich zum Wochenspruch sagen: Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.

Mose bei seiner Berufung
Gott spricht: "... so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst." Mose sprach zu Gott: "Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten?" Er sprach: "Ich will mit dir sein." (Ex 3,10ff)

Jesaja bei seiner Berufung
In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel ... Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen. Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei. (Jes 6,1ff)

Jeremia bei seiner Berufung
Und des HERRN Wort geschah zu mir: Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker. Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung. Der HERR sprach aber zu mir: Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR. (Jer 1,4ff)

Der Fischzug des Petrus
Jesus sprach zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. ... 8 Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. ... Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

Gott aber gibt Kraft!
"Ich will mit dir sein." - Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde ... - Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR. - Fürchte dich nicht!

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.

Was will Gott?
Was will Gott? - Vorher: Was wollen Menschen? Macht und Einfluss über andere. Spaß und Konsum - man gönnt sich ja sonst nichts. Nach Gott fragen weder die einen noch die anderen; die einen fürchten um ihre Position, die anderen um ihr Gewissen.

Deshalb wurde - und wird - zwar immer wieder von Gott geredet, aber Gott wird dann zum großen Aufpasser. Die Mächtigen wollen seine Macht für sich gebrauchen, die Schwachen fürchten diese Macht, weil sie sie noch kleiner macht. Es ist ein Teufelskreis.

Aber Gott sagt: Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir! Ich reinige dich von Schuld! Unter diesem Vorzeichnen noch einmal auf den Predigttext schauen.

Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig ...

Psalm 119 in diesem Gottesdienst: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg ...

Konfirmationssprüche aus dem letzten Jahr:

  • Gott ist die Liebe
  • Gott hat seinen Engeln befohlen
  • Gott ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz
  • Glaube, Hoffnung, Liebe
  • Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
  • Gesegnet sei der Mensch, der sich auf den HERRN verlässt
  • … bei dir ist die Quelle des Lebens
  • … selig werden
  • … die Krone des Lebens geben
  • Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.
  • Was der Mensch sät, das wird er ernten.
  • Ich bin das Licht der Welt.
  • Meine Zeit steht in deinen Händen
  • Bittet, … suchet, … klopfet an ...
  • Ich bin die Auferstehung und das Leben

und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, 
und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein,
und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.

Wäre es nicht manchmal besser, den Maßstab Gottes anzulegen, bevor wir handeln und Unheil hervorbringen? Die Situation von Wilhelm Voigt war zwar zum Verzweifeln - keine Aufenthaltserlaubnis, keine Arbeit - keine Arbeit, keine Aufenthaltserlaubnis - aber der Einbruch ins Bürgermeisteramt brachte ihm auch keine Zukunft, sondern 10 Jahre Zuchthaus. Und umgekehrt, hätte das Wort Gottes die Verantwortlichen, die sich ganz bestimmt als gute Christen bezeichnet haben, nicht auch zum Einlenken, zum Nachdenken bringen müssen? - Als strafmildernden Umstand ließ das Gericht hingegen gelten, dass er „nach Verbüßung seiner letzten Strafe ernst und - soweit es an ihm lag - erfolgreich bemüht gewesen ist, sich seinen Lebensunterhalt ehrlich zu erwerben, und auf dem besten Wege war, ein nützliches Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft zu werden, dass aber dieses Bemühen ohne seine Schuld vereitelt und er wieder auf den Weg des Verbrechens gedrängt worden ist.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Hauptmann_von_K%C3%B6penick)

Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern
es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes,
dem wir Rechenschaft geben müssen.

Wenn Menschen das bewusst wäre, müsste manche Entscheidung anders ausfallen. Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel hat diesen Gedanken in einem Interview mit der Zeit im Jahr 2007 einmal auf beeindruckende Weise ausgeführt (http://www.zeit.de/2007/14/Sterben-Interview):

ZEIT: Was sind die Kriterien für ein gelungenes oder zufriedenes Leben?

Vogel: Man sollte beim Blick in den Spiegel sagen können: Insgesamt hast du es, gemessen an den ethisch-moralischen Regeln, oder einfacher, an den Zehn Geboten, im Ganzen erträglich bewältigen können. Das zweite Kriterium ist für mich: Was hast du für deine Mitmenschen tun können? Hast du geholfen, ihnen das Leben erträglicher zu machen? Was hast du für das Gemeinwesen getan? Hast du nur kritisierend danebengestanden und alles besser gewusst, oder hast du dich selber engagiert?

ZEIT: Die meisten Menschen fürchten den Tod, weil das Leben dann nicht mehr korrigierbar ist.

Vogel: ... ich glaube schon, dass man vom Herrgott in ein ernstes Gespräch über sein Leben gezogen wird - andere nennen das »Gericht« - und dass einem dabei dies und jenes vorgehalten wird, man sich also zu rechtfertigen hat.

Das nächste Zitat von Vogel stammt zwar aus einem anderen Zusammenhang des Gespräches, bringt aber m.E. Vogels Zuversicht auch angesichts des Gerichtes, des ernsten Gespräches mit Gott zum Ausdruck: "... da schlägt meine Überzeugung durch, dass das Leben in Gottes Hand liegt."

Soweit dieses Interview.

Abschließend noch einmal ein Blick auf Psalm 119, der eingangs gebetet wurde:

Wenn ich schaue allein auf deine Gebote,
so werde ich nicht zuschanden.
Öffne mir die Augen,
dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.
Zeige mir, Herr, den Weg deiner Gebote,
dass ich sie bewahre bis ans Ende.

Würde es sich unter diesen Umständen nicht doch ab und zu Lohnen, die Bibel zu lesen, auch wenn wir dann unser Leben in Frage stellen müssten? Wir können doch eigentlich nur gewinnen.

Evangelium - Lk 8, 4-8 (9-15)

Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, redete er in einem Gleichnis: 5 Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf. 6 Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. 7 Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's. 8 Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

9 Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis bedeute. 10 Er aber sprach: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen, den andern aber in Gleichnissen, damit sie es nicht sehen, auch wenn sie es sehen, und nicht verstehen, auch wenn sie es hören.

11 Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes. 12 Die aber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. 13 Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeitlang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. 14 Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht. 15 Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.

Mittwoch, 20. Januar 2016

Septuagesimae 2016

24. Januar 2016

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Septuagesimae unter der Nummer 954.20. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Es ist der 4. Sonntag im Monat und damit feiern wir einen musikalischen Gottesdienst:

  • Orgel und Flötentrio 
  • Triosonate von Antonio Lotti, aufgeteilt vor und nach der Predigt, wie dies der alten Kantatenpraxis entspricht

Zu der Triosonate in C-Dur von Antonio Lotti kommen - ebenfalls in C-Dur - Präludium und Fuge in C-Dur BWV 531 von Johann Sebastian Bach als musikalischer Rahmen des Gottesdienstes hinzu. Spielfreude, bewegte Passagen und ein Schwingen, das ganz vom Barock geprägt Kraft und Harmonie spendet, zeichnet beide Werke aus. Das Präludium erklingt als Vorspiel und die Fuge als Nachspiel zum Gottesdienst.

Dazu diese Lieder:

  • 452,1-5 Er weckt mich alle Morgen
  • 716 - Psalm 31
  • 385,1-2 Mir nach, spricht Christus, unser Held
  • 252,1.2.8.9 Jesu der du bist alleine

Wochenspruch:


Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. (Dan 9, 18)

Wochenlied:

Es ist das Heil uns kommen her (EG 342 - auch in Rev. 2014) oder
Gott liebt diese Welt (EG 409 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Er weckt mich alle Morgen (EG 452)

Epistel - 1. Kor 9, 24-27

Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt. 25 Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. 26 Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, 27 sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.

Läufer bei den Panathenäischen Spielen (Vase, ca. 530 v. Chr.).

https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AGreek_vase_with_runners_at_the_panathenaic_games_530_bC.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a9/Greek_vase_with_runners_at_the_panathenaic_games_530_bC.jpg
By No machine-readable author provided. MatthiasKabel assumed
(based on copyright claims). [GFDL, CC-BY-SA-3.0  or CC BY 2.5, via Wikimedia Commons

Evangelium - Mt 20, 1-16a

Jesus sprach: Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. 2 Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. 3 Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markt stehen 4 und sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. 5 Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe. 6 Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag müßig da? 7 Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand eingestellt. Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg.

Mosel, Arbeiter im Weinberg

https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ABundesarchiv_B_145_Bild-F001991-0009%2C_Mosel%2C_Arbeiter_im_Weinberg.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c9/Bundesarchiv_B_145_Bild-F001991-0009%2C_Mosel%2C_Arbeiter_im_Weinberg.jpg
Bundesarchiv, B 145 Bild-F001991-0009 / Brodde / CC-BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

8 Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten. 9 Da kamen, die um die elfte Stunde eingestellt waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen. 10 Als aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und auch sie empfingen ein jeder seinen Silbergroschen. 11 Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn 12 und sprachen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. 13 Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? 14 Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten dasselbe geben wie dir. 15 Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin?

16 So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

Predigtnotizen

70 Tage bis Osten, so zählt der heutige Sonntag. Wenn ich die vor und liegende Zeit in den Blick nehme, dann steht uns das bevor: ausschweifendes Leben im Karneval, auch die 5. Jahreszeit genannt - man lebt nur einmal  - wir lassen uns das Feiern nicht verbieten, nicht von den Nachbarn, auch nicht von der Polizei - Mainz Helau (eine Erklärung leitet „Helau“ von Halleluja ab.) und Kölle Alaaf (Ursprünge des Wortes „all af“ („alles ab“ / „alles weg“) auch in Trinksprüchen legen Inschriften auf Bartmännern nahe; vgl. zu Helau und Alaaf  https://de.wikipedia.org/wiki/Narrenruf) - nach uns die Sintflut - dann kommt am Aschermittwoch der große Katzenjammer - die Fastenzeit, Passionszeit - zu Tode betrübt, alles vorbei - Karfreitag werden wir wieder die klagen hören, dass es keine laute Musik geben darf, dass nicht getanzt werden darf, die Christen seien Spaßbremsen - Christen wissen: Das Leiden, das Stillesein, das gehört zum Leben dazu. Und Osten hören wir es dann: Er ist auferstehen, wahrhaftig auferstanden, er lebt! Halleluja!

Zwischen diesen Polen spielt unser Leben. Damit beschreibt der heutige Sonntag unser Leben. Der Apostel Paulus beschreibt das Leben vom Sport her.

"Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt."

Der Apostel Paulus vergleicht unser Leben mit einem Wettkampf. Und er wundert sich: Im Wettkampf wollen alle den Sieger Preis. Und im Leben? Oder das, was Paulus am Herzen liegt: im Glauben? Der Apostel hat für sich beschlossen: er will die Krone des Lebens erringen. Mit vollem Einsatz. Nicht wie einer, der seinen Gegner mit Faustschlägen in die Luft, mit einer großen Klappe beeindrucken will. Paulus kämpft mit vollem Einsatz. … damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde. Mit dieser Lebensführung, mit diesem Einsatz hat Paulus viele Menschen für Christus gewonnen. Paulus rühmt sich nicht seiner selbst, wenn es etwas zu rühmen gibt, dann Gott. “Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben.”

»Passion and transformation« So lautet der Slogan der Olympischen Spiele, die genau in einem halben Jahr in Rio de Janeiro stattfinden. »Passion und Transformation« – Eine starke Überschrift: »Leidenschaft und Verwandlung«. (die Idee, das olympische Motto in den Zusammenhang der Predigt zu stellen, habe ich bei meinem Kollegen Pastor Stephan Jacob gefunden: http://www.velkd.de/downloads/17_24-01-2016.pdf)

Das, was Paulus für den Glauben beschreibt und was das olympische Motto zum Ausdruck bringt - mit vollem Einsatz alles dran gesetzt, das gestreckte Ziel zu erreichen, das können wir heute auf unser Leben, auf unseren Alltag übertragen. Und wie erleben es auch - nur mit negativen Vorzeichen. Jeder für sich, jeder ist sich selbst der Nächste. Gewinnmaximierung auf Kosten der anderen. Nicht nur in der Werbung, sondern schon bei uns selbst. “Wir lassen uns das Feiern nicht verbieten, nicht von den Nachbarn, auch nicht von der Polizei.” Rücksichtnahme, teilen, abgeben, zurückstecken?

Das Evangelium geht einen anderen Weg. In der Begrüßung haben wir gehört: “Heute setzen wir uns mit dem Thema „Gerechtigkeit und Gnade“  auseinander.” Die Geschichte haben Sie ja noch in Erinnerung. Wenn der Weinberg Besitzer am Ende jeden Arbeiter gleich viel Geld gibt, stört es zwar unser Gerechtigkeitsempfinden, aber die Frage ist doch berechtigt: “Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin?” Noch einmal ein Satz aus der Begrüßung: “… Wir sind gefordert, die Perspektive zu wechseln, einen anderen Blick einzunehmen.”

Wie viele Tagelöhnerfamilien hatte der Arbeitgeber mit diese Einstellung wieder über den Tag gebracht, wie viele Kinder hatten zumindest einen Tag lang zu essen bekommen? Für Jesus und für Paulus war das eine Frucht des Glaubens; sozialer Einsatz ist immer eng mit dem Glauben verbunden.

Die einmal werfen wir einen Blick auf die vor uns liegende Zeit: feiern - ja, warum nicht, es muss ja nicht immer in Ausschweifung und Betrinken ausarten, aber dann auch wieder zum Ernst des Lebens zurückkehren - auch nicht alles immer bierernst nehmen und verbissen sehen. - Olympisches Motto »Passion and transformation« - Leiden und Verwandlung - Jesus Christus ist seinen Weg durch die tiefste Passion gegangen. Er hat sich den Menschen und Gott zugewandt: Kehrt um, den das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. “Du sollst Gott deinen Herrn, lieben von ganzen Herzen … und deinen Nächsten wie dich selbst.” Für alle, die diese Botschaft gelten ließen, hat sich ihr Leben verwandelt, transformiert. Von den Etablierten, den Mächtigen wurde Jesus dafür angefeindet und ans Kreuz geschlagen und getötet.

Trotz dieses Endes wissen wir: Es führt kein Weg am Miteinander und an der Verständigung vorbei. Rücksichtnahme und Voraussicht. Nur auf diese Weise können wie unsere Welt verwandeln.

Am Ende in 70 Tagen steht Ostern, deshalb heute der Name Septuagesimae. Und Ostern werden wir hören und es weitersagen:

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!

Freitag, 1. Januar 2016

Epiphanias 2016

6. Januar 2016

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Epiphaniastag unter der Nummer 954.13. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Nach dem Gottesdienst sind die Mitarbeitenden der Gustav-Adolf-Kirchengemeinde zum Empfang ins Gemeindehaus eingeladen.

Wochenspruch:

Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt. (1. Joh 2, 8)

Wochenlied:

Wie schön leuchtet der Morgenstern (EG 70) oder
O König aller Ehren (EG 71)

Lieder:

  • Musikalisches Vorspiel
  • Begrüßung
  • EG 52,1-6 Wisst ihr noch wie es geschehen
  • 740 Psalm 100
  • Liturgie
  • Evangelium
  • Glaubendbekenntnis
  • EG 544,1-4 Stern über Bethlehem
  • Predigt
  • EG 72,1-3 O Jesu Christe, wahres Licht
  • Abkündigungen
  • EG 407,1-3 Stern auf den ich schaue
  • Fürbitte, Vaterunser, Segen
  • EG 44,1-3 O du fröhliche
  • Musikalisches Nachspiel


Epistel und Predigttext: Eph 3, 2-3a.5-6

Ihr habt ja gehört, welches Amt die Gnade Gottes mir für euch gegeben hat: 3 Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden. ... 5 Dies war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist; 6 nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.

Erste Predigtideen

Paulus war der erste, der über die Grenzen des Volkes Israel hinaus missionierte. Er wollte bis an Ende der damals bekannten Welt - bis nach Spanien - kommen.
  • Welche Bedeutung hat Mission heute?
  • Wer lässt sich ansprechen?
  • Wer soll angesprochen werden?
Nachdem ich für die Konfirmanden die Evangeliumslesung für Epiphanias aufgearbeitet und dabei die Zusammenhänge der einzelnen Sonntage in der Epiphaniaszeit dargelegt hatte, kam mir die Idee, dass diese Zusammenhänge auch Thema in der Epipaniaspredigt sein könnten (den nachfolgenden Text habe ich auch auf der soeben verlinkten Seite geschrieben):

Gottes Erscheinen in der Welt

Das Wort Epiphanias kommt aus dem Griechischen und kann mit "Erscheinung" übersetzt werden. Es geht um das Erscheinen des Göttlichen in der Welt (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Erscheinung_des_Herrn). Da im Evangelium die Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland erzählt wird, heißt der Tag auch "Dreikönigsfest, Dreikönigstag, Heilige Drei Könige, Heiligedreikönigstag" (Wikipedia a.a.O.). Damit ist aber das, was der Begriff "Epiphanie" oder "Erscheinung des Göttlichen" beschreibt, keineswegs vollständig beschrieben. Deshalb muss die Bedeutung dieser Vorstellung noch näher bestimmt werden. Gemeint "ist die menschliche Gegenwart Gottes in der Person Jesu Christi" (Wikipedia a.a.O.). Mit der Geburt Jesu, die wir Weihnachten gefeiert haben, ist das Göttliche in der Welt erschienen.

Hirten auf dem Feld von Bethlehem - Weihnachten

Die ersten, denen diese Gegenwart Gottes verkündet wurde, das waren die Hirten auf dem Feld von Bethlehem. Als sie das Kind fanden, "priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten" (vgl. Lukas 2). Die Geschichte der Hirten gehört in die Weihnachtsfeiertage.

Drei Sterndeuter - Weise - Könige aus dem Morgenland - Epiphanias

Die nächsten, die die Erscheinung Gottes in der Welt erfuhren, das waren die drei Sterndeuter oder Weisen oder Könige aus dem Morgenland. Auch sie fanden das Kind in der Krippe und beteten es an (s.u.). Ihre Geschichte ist fest mit dem Epiphaniastag verbunden.

Taufe Jesu - 1. Sonntag nach Epiphanias

Der dritte Schritt, die "menschliche Gegenwart Gottes in der Person Jesu Christi" in der Welt zu erleben, wird mit der Taufe Jesu erzählt. Beim Evangelisten Matthäus lesen wir diesen Satz: "Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." (Mt 3,16f)

Hochzeit zu Kana - 2. Sonntag nach Epiphanias

Nach dem Zeugnis des Johannes-Evangeliums offenbarte Jesus das erste Mal seine göttlichen Macht, als er bei der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelte. Nach dem Schlusssatz dieser Perikope zielte dieses Wunder darauf, bei den Jüngern Glauben zu wecken: "Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn." (Joh 2,11)

Der Hauptmann von Kapernaum - 3. Sonntag nach Epiphanias

Im Alten Testament war klar, dass sich Gott allein an sein auserwähltes Volk Israel wendet. Wenn die Bibel erzählt, dass auch die Weisen aus dem Morgenland, die keine Juden waren, das Wunder der göttlichen Geburt erleben durften, dann wird klar, dass mit dem Kommen Jesu in die Welt sich der Blick auch weitet und die anderen Völker mit in den Blick kommen. so wird am 3. Sonntag die Geschichte erzählt, dass Jesus den Knecht eines römischen Hauptmanns heilt. Dieser Heide - und dazu repräsentierte er auch noch die Besatzungsmacht - muss Jesus sehr beeindruckt haben, wenn er erklärte: "... Jesus ... sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!" (Mt 8,10)

Sturmstillung - 4. Sonntag nach Epiphanias

Das Evangelium vom vierten Sonntag nach Epiphanias zeigt, dass Gott auch macht über die Natur hat. Jesus gerät mit seinen Jüngern in einen Sturm, als die Gruppe über den See Genezareth fährt. Die Jünger stehen Todesängste aus, während Jesus schläft. In Ihrer Not wecken sie ihn. "Er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! ... Und Jesus sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?" (Mt 4,39f)

Vom Unkraut unter dem Weizen - 5. Sonntag nach Epiphanias

Das Göttliche kann aber nicht so, wie wir Menschen es uns wünschen, in der Welt Wurzeln schlagen. Dann müsste diese Welt viel friedlicher sein. Am 5. Sonntag nach Epiphanias wird erzählt, dass "der Feind" Unkraut unter das gute Getreide sät. Bis zur Ernte lässt der Bauer das Unkraut wachsen. Dann wird es zusammen mit dem guten Getreide geschnitten. Während das Getreide in der Scheune gesammelt wird, wird das Unkraut verbrannt.

Verklärung auf dem Berg - Letzter Sonntag nach Epiphanias

Am letzten Sonntag nach Epiphanias hören wir, dass Jesus mit seinen Jüngern Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes auf einen Berg steigt. Dort erscheinen ihnen Mose und Elia - die beiden prophetischen Gestalten im jüdischen Glauben. Während es bei der Taufe Jesu offensichtlich nur er allein war, der die Stimme Gottes hörte, hören jetzt auch die anderen diese Worte: "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!" (Mt 17,5)

Evangelium: Mt 2, 1-12

Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): 6 Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.

7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete.

9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut 11 und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

12 Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Die drei Könige - Krippe in der Gustav-Adolf-Kirche