Mittwoch, 30. August 2017

12. Sonntag nach Trinitatis

3. September 2017


Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 12. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.55. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr". Jedoch werde ich wohl nicht auf die Texte dieses Sonntags zurückgreifen.

Am vergangenen Sonntag war Hiob 23 der Predigttext. Als Lesung hatten wir Hiob 1 gehört, die Wette Gottes mit dem Satan. Das hatte Fragen aufgeworfen, so dass ich jetzt am kommenden Sonntag noch einmal über Hiob predigen möchte. Nachfolgend stelle ich erst einmal die Texte zusammen, über die ich mir in den nächsten Tagen Gedanken machen werde.

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 2017, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch: 

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. (Jes 42, 3)

vorläufige Liedauswahl:

EG 295 - Wohl denen, die da wandeln
EG 706 - Psalm 13
EG 596 - Ich möchte Glauben haben
EG 382 - Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
EG 379 - Gott wohnt in einem Lichte (Melodie: Befiehl du deine Wege)
EG 213 - Kommt her, ihr seid geladen
EG 216 - Du hast uns Leib und Seel gespeist

Lesung für den Gottesdienst

Der Knecht Gottes, das Licht der Welt (Jesaja 42)

Die Lesung habe ich gewählt, weil sie den Wochenspruch erhält. Man könnte auch Jesaja 29,17-24 (Predigtreihe 3 nach der alten Ordnung) lesen. Beide Texte betonen die Zuwendung Gottes zu seinen Menschen. Sie sind das Pendant zu den Hiobtexten.

1 Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. 2 Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. 3 Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. 4 Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte ... 5 So spricht Gott, der HERR, ...: 6 Ich, der HERR, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand. ... 8 Ich, der HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen. 9 Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen.

Predigt

Am vergangenen Sonntag war Hiob 23 der Predigttext. Als Lesung hatten wir Hiob 1 gehört, die Wette Gottes mit dem Satan. Das hatte Fragen aufgeworfen, so dass ich heute noch einmal über Hiob predigen möchte. Hören wir noch einmal, was es mit Hiob auf sich hat.

Gottes Wette mit dem Satan - Hiob 1

Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob. Der war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse. 2 Und er zeugte sieben Söhne und drei Töchter, 3 und er besaß siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Eselinnen und sehr viel Gesinde, und er war reicher als alle, die im Osten wohnten.

6 Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, kam auch der Satan mit ihnen. 7 Der HERR aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her?

Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen.

8 Der HERR sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse.

9 Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Meinst du, dass Hiob Gott umsonst fürchtet? 10 Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher bewahrt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande. 11 Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat: Was gilt's, er wird dir ins Angesicht fluchen!

12 Der HERR sprach zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht.

Da ging der Satan hinaus von dem HERRN.

Auslegung und Überleitung zu Hiob 3

Wir erfahren, wer Hiob ist - “fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse”. Und er ist reich. Dieser Sachverhalt ist sowohl Gott bekannt als auch dem Satan. Menschlich gesagt, ist Gott offensichtlich sehr stolz auf Hiob: “Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? ... Es ist seinesgleichen nicht auf Erden …” - “Was gilt´s …” ruft der Satan Gott zu und bietet ihm damit eine Wette an. Hiob ist doch nur so fromm, weil Gott “ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher bewahrt”. “Das Werk seiner Hände ist gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande.” Was passiert, wenn das alles nicht mehr ist? Der Satan ist sich sicher: “Er wird dir ins Angesicht fluchen.”

Wie wird Gott reagieren? Er geht auf diese Wette ein. Er ist sich Hiobs offensichtlich sicher. Ich gebe zu, dass ich für diese Wette kein Verständnis habe, insbesondere weil ich weiß, dass Menschen zu Schaden kommen, die mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun haben.

Interessant ist allerdings, was der Satan über Hiob im Sinn hat: "Meinst du, dass Hiob Gott umsonst fürchtet? Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher bewahrt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande." Halten wir uns nur zu Gott, wenn es uns gut geht?

Der Satan setzt seine Pläne um: Zuerst verliert Hiob seinen ganzen Besitz durch Raub, Überfall und Naturkatastrophen. Dann kommen seine Kinder zu Tode, und schließlich wird Hiob mit Geschwüren geschlagen, so dass er aus der menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen ist.

Trotz allem gehören in diesen Zusammenhang zwei Glaubenszeugnisse, die Menschen bis heute beeindrucken und Glaubenskraft geben:

  • Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt!
  • Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?

Aber wir hören auch Klagen. Hiob verflucht den Tag seiner Geburt.

1 Danach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag. 2 Und Hiob sprach: 3 Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, und die Nacht, da man sprach: Ein Knabe kam zur Welt! 4 Jener Tag sei Finsternis, und Gott droben frage nicht nach ihm! Kein Glanz soll über ihm scheinen! ... 7 Siehe, jene Nacht sei unfruchtbar und kein Jauchzen darin! ... 11 Warum bin ich nicht gestorben im Mutterschoß? Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam? (Hiob 3)

Neben der Klage gibt es auch die Anklage gegen Gott. Hiob beteuert seine Unschuld.

1 Und Hiob fuhr fort mit seinem Spruch und sprach: 2 So wahr Gott lebt, der mir mein Recht verweigert, und der Allmächtige, der meine Seele betrübt – 3 solange noch mein Odem in mir ist und der Hauch von Gott in meiner Nase –: 4 Meine Lippen reden nichts Unrechtes, und meine Zunge sagt keinen Betrug. 5 Das sei ferne von mir, dass ich euch recht gebe; bis ich sterbe, will ich von meiner Unschuld nicht lassen. 6 An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht; mein Gewissen beißt mich nicht wegen eines meiner Tage. (Hiob 27)

EG 382 - Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr

An dieser Stelle unterbreche ich die Predigt.

Gottes Antworten

Freunde versuchen, mit Hiob zusammen eine Antwort zu finden. Was sie bewegt, ergibt sich aus dem, was Elihu sagt - Kap 32 und 33

Elihu, der Sohn Barachels ..., ward zornig. Er ward zornig über Hiob, weil er sich selber für gerechter hielt als Gott. 3 Auch ward er zornig über seine drei Freunde, weil sie keine Antwort fanden und doch Hiob verdammten. ...

1 Höre doch, Hiob, meine Rede und merke auf alle meine Worte! 2 Siehe, ich tue meinen Mund auf, und meine Zunge redet in meinem Munde. 3 Mein Herz spricht aufrichtige Worte, und meine Lippen reden lautere Erkenntnis. ... 8 Du hast geredet vor meinen Ohren, den Ton deiner Reden höre ich noch: 9 »Ich bin rein, ohne Missetat, unschuldig und habe keine Sünde. 10 Siehe, Gott erfindet Vorwürfe wider mich, er betrachtet mich als seinen Feind; 11 er hat meine Füße in den Block gelegt und hat acht auf alle meine Wege.« 12 Siehe, darin hast du nicht recht, muss ich dir antworten; denn Gott ist mehr als ein Mensch. 13 Warum willst du mit ihm hadern, weil er auf Menschenworte nicht Antwort gibt? 14 Denn auf eine Weise redet Gott und auf eine zweite; nur beachtet man's nicht. …

»Ich bin rein, ohne Missetat, unschuldig und habe keine Sünde. 10 Siehe, Gott erfindet Vorwürfe wider mich, er betrachtet mich als seinen Feind ...« - Das ist ein Schlüsselsatz. Offensichtlich vermutet Hiob, vermuten auch seine Freunde einen Zusammenhang zwischen dem, was Hiob tut und wie es ihm geht. Darum drehen sich die Gespräche, darum geht es auch heute, wenn die Frage nach dem Warum auftaucht. Wir wollen etwas erklären, was wir nicht verstehen. Und wir finden keine Antwort, die uns zufriedenstellt.

Die Antwort können wir nur bei Gott finden. Der antwortet Hiob im Sturm; wobei der Sturm ein Bild dafür ist, wie Gott manchmal über unser Leben fegt.

1 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Sturm und sprach: 2 Wer ist's, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Verstand? 3 Gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich! 4 Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir's, wenn du so klug bist! 5 Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie die Messschnur gezogen hat? 6 Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, 7 als die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Gottessöhne jubelten?

Kap 40,1 Und der HERR antwortete Hiob und sprach: 2 Wer da meint, alles besser zu wissen, sollte der mit dem Allmächtigen rechten? Wer Gott zurechtweist, der antworte!

Hiobs erste Antwort an den Herrn - Kap 40

3 Hiob aber antwortete dem HERRN und sprach: 4 Siehe, ich bin zu gering, was soll ich dir antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen. 5 Einmal hab ich geredet und will nicht mehr antworten, ein zweites Mal geredet und will's nicht wieder tun.

Hiobs letzte Antwort an den Herrn - Kap 42

1 Und Hiob antwortete dem HERRN und sprach: 2 Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. 3 »Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?« Darum hab ich ohne Einsicht geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. 4 »So höre nun, lass mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!« 5 Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. 6 Darum gebe ich auf und bereue in Staub und Asche.

Hiob lässt los. Er ordnet sich ein - Gott der Schöpfer, wir die Kreatur, das Geschöpf. Er wendet sich dem Gott zu, von dem wir durch den Propheten Jesaja gehört haben: “Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat.” - Oder: “Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? ... es ist seinesgleichen nicht auf Erden ...”

Ich gebe zu, dass ich nicht ganz einverstanden bin, dass sich vieles in mir gegen diese Auflösung stemmt. War es doch die Wette Gottes mit dem Satan, die das ganze Unglück heraufbeschworen hat. Aber kommen Sie weiter? Haben Sie eine Antwort, die zufriedenstellt?

Gott rechtfertigt Hiob

7 Als nun der HERR diese Worte mit Hiob geredet hatte, sprach er zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt über dich und über deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. …

Was meint Gott hier? Hiobs Klagen, Hiobs Anklagen, seine Rebellion? Oder seine Demut? “Darum gebe ich auf und bereue in Staub und Asche.” Wahrscheinlich letzteres, denn das entspricht genau dem, was Jesus später einmal auf die Frage antworten wird, warum 18 Arbeiter erschlagen wurde, als in Jerusalem der Turm von Siloah zusammenbrach und die Menschen unter sich begrub:  “... meint ihr, dass die achtzehn, auf die der Turm von Siloah fiel und erschlug sie, schuldiger gewesen seien als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen? Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.” (Lukas 13,4-5)

Ich weiß, dass vergleichbare Geschichten nicht immer zu einem Ende führen, wie wir es uns wünschen. Trotzdem möchte ich das Ende der Hiobgeschichte vorlesen, weil es die Heilige Schrift, das Wort Gottes erzählt.

10 Und der HERR wandte das Geschick Hiobs ... Und der HERR gab Hiob doppelt so viel, wie er gehabt hatte. ... 12 Und der HERR segnete Hiob fortan mehr als zuvor, er besaß vierzehntausend Schafe und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen. 13 Und er bekam sieben Söhne und drei Töchter ... 16 Und Hiob lebte danach hundertvierzig Jahre und sah seine Kinder und Kindeskinder bis in das vierte Glied.

17 Und Hiob starb alt und lebenssatt.
Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt!
Amen.

Textsammlung zu Hiob

Nachfolgend stelle ich noch einmal die Texte zusammen, auf die ich mich in der Predigt bezogen hatte. Aus dieser Zusammenstellung hatte sich in den Tagen vor dem Sonntag allmählich die Predigt entwickelt. 

Gottes Wette mit dem Satan - Hiob 1

Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob. Der war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse. 2 Und er zeugte sieben Söhne und drei Töchter, 3 und er besaß siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Eselinnen und sehr viel Gesinde, und er war reicher als alle, die im Osten wohnten.

6 Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, kam auch der Satan mit ihnen. 7 Der HERR aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her?

Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen.

8 Der HERR sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse.

9 Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Meinst du, dass Hiob Gott umsonst fürchtet? 10 Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher bewahrt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande. 11 Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat: Was gilt's, er wird dir ins Angesicht fluchen!

12 Der HERR sprach zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht.

Da ging der Satan hinaus von dem HERRN.

    Die Wette ist in keiner Weise zu verstehen. Was bezweckt Gott damit?
    Interessant ist allerdings, was der Satan über Hiob im Sinn hat: "Meinst du, dass Hiob Gott umsonst fürchtet? Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher bewahrt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande." Halten wir uns nur zu Gott, wenn es uns gut geht?

Hiobs Klage - Kap 3

1 Danach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag. 2 Und Hiob sprach: 3 Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, und die Nacht, da man sprach: Ein Knabe kam zur Welt! 4 Jener Tag sei Finsternis, und Gott droben frage nicht nach ihm! Kein Glanz soll über ihm scheinen! ... 7 Siehe, jene Nacht sei unfruchtbar und kein Jauchzen darin! ... 11 Warum bin ich nicht gestorben im Mutterschoß? Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam? 12 Warum hat man mich auf den Schoß genommen? Warum bin ich an den Brüsten gesäugt? 13 Dann läge ich da und wäre still, dann schliefe ich und hätte Ruhe 14 mit den Königen und Ratsherren auf Erden ... 17 Dort haben die Frevler aufgehört mit Toben; dort ruhen, die viel Mühe gehabt haben. 18 Da haben die Gefangenen allesamt Frieden und hören nicht die Stimme des Treibers. 19 Da sind Klein und Groß gleich und der Knecht ist frei von seinem Herrn.

Gott anklagen

    Neben der Klage gibt es auch die Anklage. 

Hiob beteuert seine Unschuld - Hiob 27

1 Und Hiob fuhr fort mit seinem Spruch und sprach: 2 So wahr Gott lebt, der mir mein Recht verweigert, und der Allmächtige, der meine Seele betrübt – 3 solange noch mein Odem in mir ist und der Hauch von Gott in meiner Nase –: 4 Meine Lippen reden nichts Unrechtes, und meine Zunge sagt keinen Betrug. 5 Das sei ferne von mir, dass ich euch recht gebe; bis ich sterbe, will ich von meiner Unschuld nicht lassen. 6 An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht; mein Gewissen beißt mich nicht wegen eines meiner Tage.

aus Elihus erster Rede - Kap 32 und 33

Elihu, der Sohn Barachels ..., ward zornig. Er ward zornig über Hiob, weil er sich selber für gerechter hielt als Gott. 3 Auch ward er zornig über seine drei Freunde, weil sie keine Antwort fanden und doch Hiob verdammten. ...

1 Höre doch, Hiob, meine Rede und merke auf alle meine Worte! 2 Siehe, ich tue meinen Mund auf, und meine Zunge redet in meinem Munde. 3 Mein Herz spricht aufrichtige Worte, und meine Lippen reden lautere Erkenntnis. ... 8 Du hast geredet vor meinen Ohren, den Ton deiner Reden höre ich noch: 9 »Ich bin rein, ohne Missetat, unschuldig und habe keine Sünde. 10 Siehe, Gott erfindet Vorwürfe wider mich, er betrachtet mich als seinen Feind; 11 er hat meine Füße in den Block gelegt und hat acht auf alle meine Wege.« 12 Siehe, darin hast du nicht recht, muss ich dir antworten; denn Gott ist mehr als ein Mensch. 13 Warum willst du mit ihm hadern, weil er auf Menschenworte nicht Antwort gibt? 14 Denn auf eine Weise redet Gott und auf eine zweite; nur beachtet man's nicht. ...

    Im zweiten Teil der Predigt werde ich auf den Schluss des Buches eingehen. Hiob kann einzig die Größe Gottes preisen. Sein Versuch, Gott vor ein Gericht zu ziehen, ist gescheitert. "Siehe, ich bin zu gering, was soll ich dir antworten?" Gott erwidert: "... mein Knecht Hiob hat recht geredet ..." Letztendlich bekommt er alles wieder, was er verloren hat. Aber geht es tatsächlich "so einfach"?

Die erste Rede des Herrn aus dem Sturm - Kap 38

1 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Sturm und sprach: 2 Wer ist's, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Verstand? 3 Gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich! 4 Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir's, wenn du so klug bist! 5 Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie die Messschnur gezogen hat? 6 Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, 7 als die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Gottessöhne jubelten?

Kap 40,1 Und der HERR antwortete Hiob und sprach: 2 Wer da meint, alles besser zu wissen, sollte der mit dem Allmächtigen rechten? Wer Gott zurechtweist, der antworte!

Hiobs erste Antwort an den Herrn - Kap 40

3 Hiob aber antwortete dem HERRN und sprach: 4 Siehe, ich bin zu gering, was soll ich dir antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen. 5 Einmal hab ich geredet und will nicht mehr antworten, ein zweites Mal geredet und will's nicht wieder tun.

Hiobs letzte Antwort an den Herrn

1 Und Hiob antwortete dem HERRN und sprach: 2 Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. 3 »Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?« Darum hab ich ohne Einsicht geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. 4 »So höre nun, lass mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!« 5 Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. 6 Darum gebe ich auf und bereue in Staub und Asche.

Gott rechtfertigt Hiob

7 Als nun der HERR diese Worte mit Hiob geredet hatte, sprach er zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt über dich und über deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. ...

10 Und der HERR wandte das Geschick Hiobs ... Und der HERR gab Hiob doppelt so viel, wie er gehabt hatte. ... 12 Und der HERR segnete Hiob fortan mehr als zuvor, er besaß vierzehntausend Schafe und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen. 13 Und er bekam sieben Söhne und drei Töchter ... 16 Und Hiob lebte danach hundertvierzig Jahre und sah seine Kinder und Kindeskinder bis in das vierte Glied.

17 Und Hiob starb alt und lebenssatt.

Samstag, 26. August 2017

11. Sonntag nach Trinitatis

27. August 2017


Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 11. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.54. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch: 

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. (1. Petr 5, 5)

Lieder:

EG 452 - Er weckt mich alle Morgen
EG 709 - Psalm 22 I
EG 357 - Ich weiß, woran ich glaube
Musikstück - DK
EG 607 - Vertrauen wagen dürfen wir getrost
EG 452 - Er ist mir täglich nahe
EG 710 - Psalm 22 II

Hiob

Die neue Perikopenordnung schlägt für den heutigen Sonntag einen Abschnitt aus dem Buch Hiob vor. Zusammen mit den beiden Prädikantinnen Petra Heidemann und Marga Pradel, die in diesem Gottesdienst auf 30 Jahre Lektoren- und Prädikantendienst zurückschauen, gestalte ich den Gottesdienst. Dabei werden die beiden Prädikantinnen den Bibeltext auslegen.

Wenn man über Hilb predigen möchte, dann muss man den Kreis aber etwas weiter ziehen. Beginnen wir also am Anfang des Buches. Dort wird einerseits beschrieben, wie Hiob lebt, was sein Leben ausmacht. Andererseits beschreibt dieses Kapitel sozusagen eine Wette, auf die sich Gott mit dem Satan einlässt.

Hiob 1

Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob. Der war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse. 2 Und er zeugte sieben Söhne und drei Töchter, 3 und er besaß siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Eselinnen und sehr viel Gesinde, und er war reicher als alle, die im Osten wohnten.

6 Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, kam auch der Satan mit ihnen. 7 Der HERR aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her?

Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen.

8 Der HERR sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse.

9 Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Meinst du, dass Hiob Gott umsonst fürchtet? 10 Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher bewahrt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande. 11 Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat: Was gilt's, er wird dir ins Angesicht fluchen!

12 Der HERR sprach zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht.

Da ging der Satan hinaus von dem HERRN.

Einleitung zum Predigttext Hiob 23

“Siehe, alles, was Hiob hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht”, so hatte es Gott dem Satan erlaubt. Und der schritt sofort zur Tat:

  • zuerst verliert Hiob seinen Besitz - Raub und Überfall und durch Naturkatastrophen
  • dann stürzt das Haus ein, in dem Hiobs Kinder sich gerade aufhalten, und alle sterben 

Die “Hiobsbotschaften” sind geradezu sprichwörtlich geworden

  • Hiob jedoch bleibt auch im Unglück seinem Gott treu: Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt!
  • zum Schluss wird Hiob mit Geschwüren geschlagen, die ihn aus der menschlichen Gemeinschaft ausschließen

Seine Verwandten wenden sich von ihm ab. Seine Frau spricht zu ihm: “Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb!” Hiob aber sprach zu ihr: “... Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?”

Drei Freunde kommen: Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama
Wollen Hiob trösten, aber auch für ihn / mit ihm erkunden, warum das Unglück auf ihn kam. Einerseits muss sich doch für all das Unglück ein Grund in Hiobs Leben finden. Andererseits sagt die ganze Tradition, dass die Gerechten nicht leiden werden. Da setzt unser Predigttext ein. Hiob antwortet auf eine Rede von Elifas.

Prädikantin Petra Heidemann

Liebe Gemeinde !

Elifas hat dem verzweifelnden Hiob geraten:  “Fasse Gottes Worte in Dein Herz - nimm Weisung an - vertrage Dich mit Gott - demütige Dich; DANN kommt die Freude zu Dir, dann kannst Du zum Allmächtigen aufschauen, dann  ist Licht auf Deinem Weg, dann wird Dir Dein Leben wieder gelingen."

Und Hiob antwortet. Und diese Antwort klingt zunächst verworren und kompliziert und durchläuft die verschiedensten Gemütsverfassungen. Und wir stehen vor diesem Text, so wie es eben auch sonst nicht einfach ist, einem Menschen zu folgen, wenn aus diesem so allerhand hervorbricht. Am besten, man hört aufmerksam zu,  hört sich in ihn hinein und versucht, seine Gedanken schrittweise zu verstehen. Das will ich nun auch mit Hiobs Gedanken versuchen.

2  Auch heute lehnt sich meine Klage auf; seine Hand drückt schwer, dass ich seufzen muss.

Auch heute -  das geht also schon länger so, gestern, vorgestern, seit Wochen und eben auch heute: Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr. Hiob lehnt sich auf, wehrt sich. Aber je mehr er sich auflehnt, desto erdrückender wird ihm die Last. Druck erzeugt Gegendruck, wer sich stemmt, dem geht die Luft aus - ohne Luft keine Kraft - seine Anstrengung verpufft ins Leere.

Hiob, dazu hat Gott Dir nicht seinen Atem, Deine Seele, gegeben.

3  Ach dass ich wüsste, wie ich ihn finden und zu seinem Thron kommen könnte!

Das ist Hiobs Aufschrei nach Gewissheit, der Griff nach dem Baum der Erkenntnis. Aus seinem Verstand heraus sucht er den Zugang zu Gott, Hiob möchte nicht die Hände in den Schoß legen und abwarten, er möchte die Dinge selbst  in die Hand nehmen, etwas tun.

Hiob, Gott zu finden ist doch nicht eine Frage von "sag mir die Adresse und ich werde das schon in den Griff kriegen"!

4  So würde ich ihm das Recht darlegen und meinen Mund mit Beweisen füllen

Hätte, würde, könnte - aber man gibt mir ja den Weg nicht frei, da habe ich ja eh keine Chance - ließe man mich - ich würde schon genügend Beweise und Verdienste vorbringen, mein Recht erstreiten; würde Gott überzeugen und damit besiegen, zu sagen hätte ich genug.

Hiob, Patent-Pläne lassen sich immer gut verkünden, wenn man genau weiß, dass es dazu gar nicht kommen kann .

5  und erfahren die Reden, die er mir antworten, und vernehmen, was er mir sagen würde.

Gott zur Rede stellen und Antwort fordern, das möchte Hiob. Damit stellt er Gott in eine Rechtfertigungs- und Verteidigungsposition, die Gesprächsführung und die Fäden will Hiob dabei selber in der Hand behalten - er kann einfach nicht loslassen. Er will Gott ansprechen und direkt fragen, von Angesicht zu Angesicht, als Dialogpartner in Augenhöhe, und er fordert Antwort.
Hiob, verstehen kann ich das, das läuft auch heute bei uns nicht anders. Da passiert so viel, und man meint, von Gott nicht wahrgenommen zu werden, und unsere Warum-Fragen klagen Gott an.

Aber ein bisschen Hiob sind wir doch alle ....

6  Würde er mit großer Macht mit mir rechten? Nein, er selbst würde Acht haben auf mich.

Da plötzlich vollzieht sich in Hiob ein erster entscheidender Schritt - er hält inne im Strudel seiner Gedanken, bleibt stehen, und eine neue Perspektive, eine neue Sichtweise  tut sich auf. Es ist, als ob man bei einer anstrengenden Bergtour, bei der man sich mit Tunnelblick nach oben kämpft, stehen bleibt, verschnauft und beim Aufschauen erkennt, wie blind man an der Schönheit der Landschaft vorbeigelaufen ist. Hiob überkommt die Erkenntnis: Nee, das Spielchen läuft anders. Gott hat es nicht nötig, sich zu rechtfertigen und seine Übermacht zu demonstrieren. Ich darf alles rauslassen, ihm vor die Füße werfen, meine Last damit ablegen. Aber auf einen Schlagabtausch lässt sich Gott nicht ein - im Gegenteil, Gott hat mich im Blick - väterlich, fürsorglich wie Eltern ihr tobendes, verletztes, Kind, nicht besserwisserisch von oben herab, sondern liebend.

Hiob, das ist es doch: Du darfst alle Last Gott vor die Füße werfen. Das tut seiner Liebe zu Dir keinen Abbruch. Er nimmt Dich ernst.

7  Dann würde ein Redlicher mit ihm rechten, und für immer würde ich entrinnen meinem Richter!

Hier leuchtet bereits eine neutestamentliche Ahnung in Hiobs Gedanken hinein, ein Fingerzeig auf Jesus, der sich dem Menschen an die Seite stellt. Jesus, dessen Leben und Bruderschaft der Teil Gottes ist, der für uns begreifbar, nachvollziehbar und Orientierung ist. Jesus, der nicht sich recht-fertigt, sondern für uns alles richtig fertig macht, zur rechten Vollendung bringt, richten als aufrichten, als zurechtrücken.

Hiob, was da in Dir noch Wunschgedanke ist, das hat sich inzwischen bewahrheitet. Aber es gilt auch schon für Dich.

8  Aber gehe ich nun vorwärts, so ist er nicht da; gehe ich zurück, so spüre ich ihn nicht. 9  Ist er zur Linken, so schaue ich ihn nicht; verbirgt er sich zur Rechten, so sehe ich ihn nicht.

Jetzt bricht Hiobs Gedankenspiel ab,  “Rücksturz” zur Erde", Ernüchterung, Tunnelblick. Keine Richtung, Orientierungs-losigkeit, wohin er sich auch wendet. Keiner seiner Sinne taugt zur Wahrnehmung - kein Sehen, Entdecken, Spüren, Fühlen, Hören. Alle Antennen gehen ins Leere.

10  Er aber kennt meinen Weg gut. Er prüfe mich, so will ich erfunden werden wie das Gold.

So völlig auf sich zurückgeworfen  kommt Hiob nun auf die alles entscheidende, die richtige Schlussfolgerung: Es geht gar nicht darum, wo ich hin will, es geht darum, dass ER immer genau da ist, wo ich gerade bin.

Nicht Hiob will mehr Gott erkennen, sondern Gott möge ihn erkennen in seinem Innersten, besser als er sich je selber kennen kann. Und dann möge GOTT in ihm das Wesentliche, das Eigentliche, den wertvollen Kern aus dem ganzen Chaos drumherum freilegen und unter seinem Blick erstrahlen lassen.

Gott weiß, wo es lang geht, warum soll er dann in alle Richtungen herumtapern?!. Wenn Gott genau da ist, wo er ist, kann er ihn beim eigenständigen Woanders-Suchen nur verlieren.

11  Denn ich hielt meinen Fuß auf seiner Bahn und bewahrte seinen Weg und wich nicht ab 12  und übertrat nicht das Gebot seiner Lippen und bewahrte die Reden seines Mundes bei mir.

Also geht es nicht darum, Gott auf den eigenen Weg zu zerren, sondern den eigenen Weg auf Gottes Weg anzusiedeln, seiner gespurten “Loipe” zu folgen, zu “spuren” und keine Extratouren zu versuchen, die unweigerlich doch nur in Absturz oder Lawinen enden.

Nicht das eigene Hätte-Könnte-Würde-Möchte zählt, sondern Gottes Navigationssystem in Geboten, Prophetenrede und in Jesu Erscheinen in der Geschichte der Menschheit als aufblitzendes “Wie Gott sich den Menschen nach seinem Bilde” gedacht hat, Jesus als Vorbild, Wegweiser, brüderlicher Begleiter, der sich auf die gleiche Ebene stellt und durch alle Höhen und Tiefen menschlichen Lebens geht, eben “glaub-würdig” .

13  Doch er ist der Eine – wer will ihm wehren? Und er macht's, wie er will.

Nach der Erkenntnis folgt Hiobs Bekenntnis: ER ist es! Der EINE, unvergleichlich, einzig, alles umfassend, alles in einem, nicht zu fassen, nicht manipulierbar, außerhalb jeder menschlichen Beurteilung und Steuerung, unangreifbar, unantastbar, und gerade deshalb  kann ich mich bedingungslos auf ihn verlassen, kann loslassen. “Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe."

14  Ja, er wird vollenden, was mir bestimmt ist, und hat noch mehr derart im Sinn.

Hiobs Bekenntnis folgt Hiobs uneingeschränktes Ja zu Gott, sich ihm in allem, was war, ist und sich anbahnt und auch in allem, wovon jetzt noch nichts zu ahnen ist. Alles liegt in Gottes Händen.

15  Darum erschrecke ich vor seinem Angesicht, und wenn ich darüber nachdenke, so fürchte ich mich vor ihm. 16  Gott ist's, der mein Herz mutlos gemacht, und der Allmächtige, der mich erschreckt hat; 17  denn nicht der Finsternis wegen muss ich schweigen, und nicht, weil Dunkel mein Angesicht deckt.

Das ist so groß, dass es zusammenzucken lässt, dass es in den Kopf nicht hineingeht, dass man Panik kriegen müsste, wenn, ja wenn  da nicht unendliches Vertrauen wäre.

Nicht , was vor mir, hinter mir, neben mir ist, muss mich erschrecken. Wenn hier etwas oder jemand überwältigend ist, dann ER, Gott, daneben verblasst alles andere.

Das, was mir konkret Angst macht und mein Leben verdunkelt, das ist nichts im Vergleich zu Gottes Größe. Wenn Er nicht der wäre, der FÜR mich in seiner ganzen Allmacht da wäre, und zwar immer genau da, wo ich gerade bin, das wäre dann ein echter Grund zu fürchten.

Gott schuf den Menschen als respektablen Dialogpartner, und er hält Dialog und Streit aus. Auch Auseinandersetzung ist Kommunikation, ist eben nicht Resignation und Vereinsamung, sondern Ringen um das Zueinander und Miteinander, ohne sich selbst  zu verlieren. So hat schon Jakob mit Gott gerungen, so hat Jesus im Gebet mit Gott gerungen, so haben Menschen, die Jesus um Hilfe baten, um diese gerungen wie die Syrophynizierin für ihr Kind.  Und immer vollzog sich die Erlösung erst im grenzenlosen Vertrauen gegen allen Anschein und gegen alle menschliche Logik. Gott ALLES zutrauen, sich in seine Hand begeben, darauf kommt es an. Auch Isaaks Beinahe-Opferung war solch eine Grenzerfahrung. Erst durch Loslassen werde ich fähig zu neuer Erkenntnis.
Jammern muss sein, es muss alles raus, damit man nicht erstickt, damit Raum geschaffen wird, wieder etwas aufnehmen zu können. Aber wer nur noch laut jammert, der hört nicht mehr zu, sondern überhört. Wer alles selber will, dem ist nicht zu helfen, wer sich an etwas klammert, hat keine Hand frei, sich etwas schenken zu lassen, wenn der Blick auf die eigenen geglaubte Patentlösung fixiert ist, sieht man in keine andere Richtung mehr und ist blind für alles andere.

Nein - Gott sei Dank - ich muss Gott nicht irgendwo und nirgendwo in blinder Panik suchen. Er ist immer genau da, wo ich bin. Damit lässt sich allen Widrigkeiten zum Trotz ein erfülltes Leben führen und in Ruhe alt werden - Gott lob - nicht nur Hiob.

Wir alle sind ein bisschen Hiob.
Danke, Hiob, für dieses Lehrstück.

A M E N .

nach einem musikalischen Zwischenspiel

Prädikantin Marga Pradel

Liebe Gemeinde, als ich mir den Hiob-Text angesehen habe, um meine Gedanken aufzuschreiben, war ich sofort in Tansania, in unserem kleinen Dorf Chemchem, in den Hütten der Frauen, die IMMER fröhlich im Hof sitzen und doch die Erlebnisse von Hiob fast jeden Tag selber erleben.   ERDBEBEN zerstören ihr Zuhause,   durch tödliche KRANKHEITEN, eiternde Brüche oder Geschwüre, oder wilde TIERE erleben sie Tod und Einsamkeit.

Wenn wir die Familien in ihren Hütten besuchen, treten wir ein mit dem Segen: "GOTT SEGNE EUCH".

Unerschütterlich ist ihr Vertrauen in Gott, ihr Leben liegt buchstäblich in Gottes Händen.

Dies ist eine tiefe Glaubenserfahrung für mich, immer wieder.
Wir beten total intensiv miteinander - und ich habe mal aufgeschrieben, wie diese Gebete in den Hütten gebetet werden könnten. Dazu bitte ich Sie aufzustehen und durch mich, mit unseren Brüdern und Schwestern in Chemchem zu beten:

Gott, ich sitze hier in meiner Hütte und fühle mich atemlos, als ob mir meine Seele genommen werden soll. Welcher Dämon sitzt in meinem Nacken, dass ich mir selbst zur Last werde.

Gott, Du bist meine Stärke und meine Zuversicht. Die Not und die Schmerzen sind groß, ich bin am verzweifeln, aber finde mich und sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.

Gott, ich weiß, Du zeigst mir meinen Weg den ich mit Dir gehen soll, aber ich bin blind. Nichts kann ich erstreiten, Durch dieses Tal muss ich gehen und in Geduld annehmen. Es plagt mich der Hunger, weil wieder die Ernte ausgefallen ist, und doch erlebe ich, wie mein Nächster mir zu Essen gibt. Ich spüre, du bist da. Ich vertraue auf Dich, dass Du mich an die Hand nimmst und mich führst.

Gott, immer wieder kommen Nachbarn mit besonderen, heilenden Kräften zu mir in die Hütte, Menschen, die in ganz besonderem Kontakt mit Dir stehen und beten mit mir und  für mich, damit meine Gedanken nicht von bösen Dämonen, vom Satan Besitz ergreifen, sondern die Verbindung zu Dir nicht abreißt.
Sie legen mir die Hände auf, beten in fremden Sprachen, lassen ihre ganze Kraft in mich hineinfließen, damit ich den Weg zu Dir nicht verliere. Ich vertraue auf Dich. Gott, ich weiß, Du bist da, Du läßt mich in meinem Elend und meiner Verzweiflung nicht alleine. Gott, Dein Wille geschehe,

Gott, ich lege alles was mich plagt und bedrückt, in Deine Hände. Nur Du hast die Kraft und schenkst mir Zuversicht, dass mich meine schweren Lasten nicht erdrücken. Ich weiß, Du hörst mein Flehen und Schreien, Du, nur Du.

Gott, brich mit mir, dem Hungrigen, Dein Brot.
trink mit mir, dem Dürstenden, den Wein aus einem Kelch.
Behüte mich und lass mich unter Deinem Schirm zu Hause sein.
AMEN

Psalm 22 - Teil 1

2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? 
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. 
3 Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, 
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe. 
4 Aber du bist heilig, 
der du thronst über den Lobgesängen Israels. 
5 Unsere Väter hofften auf dich; 
und da sie hofften, halfst du ihnen heraus. 
6 Zu dir schrien sie und wurden errettet, 
sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden. 
12 Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; 
denn es ist hier kein Helfer. 
20 Aber du, HERR, sei nicht ferne; 
meine Stärke, eile, mir zu helfen! 

Psalm 22 - Teil 2

23 Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern,
ich will dich in der Gemeinde rühmen:
24 Rühmet den HERRN, die ihr ihn fürchtet;
denn er hat nicht verachtet noch verschmäht das Elend des Armen
und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen;
und als er zu ihm schrie, hörte er's.
26 Dich will ich preisen in der großen Gemeinde,
ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.
27 Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden;
und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen;
euer Herz soll ewiglich leben.
28 Es werden gedenken und sich zum HERRN bekehren aller Welt Enden
und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden.
29 Denn des HERRN ist das Reich,
und er herrscht unter den Heiden.
32 Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen
dem Volk, das geboren wird.

Epistel und Evangelium werden nicht gelesen.

Epistel - Eph 2, 4-10

Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, 5 auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht - aus Gnade seid ihr selig geworden -; 6 und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, 7 damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus. 8 Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, 9 nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. 10 Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.

Evangelium - Lk 18, 9-14

Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: 10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. 13 Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! 14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden

Samstag, 12. August 2017

9. Sonntag nach Trinitatis

13. August 2017


Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 9. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.52. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern. (Lk 12, 48b)

Wochenlieder:

Rev. 2014: Herzlich lieb hab ich dich, o Herr (EG 397)
Ich weiß, mein Gott, dass all mein Tun (EG 497 - auch in Rev. 2014)
Rev. 2014: Die Erde ist des Herrn. Geliehen ist der Stern (Westf-EG 677 / NB-EG 623 / KHW-/HN-EG 634)

Lieder für den Gottesdienst

452,1-3 - Er weckt mich alle Morgen
754 - Pslam 139
494,1-3 - In Gottes Namen fang ich an
494,4-6 - Drum komm, Herr Jesu, stärke mich
623,1-4 - Die Erde ist des Herrn. Geliehen ist der Stern
136,1-4 - O komm, du Geist der Wahrheit

Weitere Liedvorschläge finden sich auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Epistel Phil 3, 7-11 (12-14)

Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. 8 Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne 9 und in ihm gefunden werde, daß ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird. 10 Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleichgestaltet werden, 11 damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.

Evangelium Mt 25, 14-30

Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; 15 dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort. 16 Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. 17 Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. 18 Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. 19 Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. 20 Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen. 21 Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! 22 Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen. 23 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! 24 Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; 25 und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. 26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wußtest du, daß ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? 27 Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. 28 Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. 29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. 30 Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

Predigttext Jer 1, 4-10

Ich werde den Text abschnittweise vorlesen und die einzelnen Satzpassagen u.a. auch mit anderen Bibelstellen auslegen. Dabei verweist der 9. Sonntag nach Trinitatis einerseits durch das Evangelium von den "anvertrauten Zentnern" auf die Aufgaben, die Gott einem jeden von uns zugedacht hat. Andererseits kommt durch den alttestamentlichen Predigttext von der Berufung des Propheten Jeremia Gott und sein wirkmächtiges Wort in den Blick. 

Und des HERRN Wort geschah zu mir:
    Gottes Wort ereignet sich - wer Gottes Wort hört, und wer es Gottes Wort sein lässt, der spürt, dass dieses Wort uns unbedingt in Anspruch nimmt.

    10 Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, 11 so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende. (Jes 55)
5 Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker.
    In Gottes Augen sind wir einmalig - Gott gibt uns unsere Aufgaben, unser Amt - Gott sagt uns seine Begleitung zu

    1 Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! 2 Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen. (Jes 43)
… zum Propheten für die Völker - 6 Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung.
    Das Amt wiegt schwer
    Es geht um Leben und Tod - für Jeremia, aber auch für das Volk Israel, für alle Völker.

    Es geht um Ewiges Leben oder Ewigen Tod - damals und auch heute. “Was ist, wenn meine Predigt Menschen nicht zu Gott führt, sondern wenn sie sich deswegen abwenden?” - Das fragt Jeremia und das fragt auch der Prediger heute.
7 Der HERR sprach aber zu mir: Sage nicht: «Ich bin zu jung», sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete.
    Gottes Wort packt Menschen

    Jeremia konnte sich Gottes Wort nicht entziehen. Das Wort hat Wirkmacht. Ähnliches hatte Amos - und sicherlich auch andere Propheten - erlebt:

    8 Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Gott der HERR redet, wer sollte nicht Prophet werden? (Amos 3)
8 Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR.
    Gott nimmt die Befürchtungen seines Propheten auf und er nimmt sie ernst. Dafür sagt er Jeremia seinen Beistand zu.

    18 Sie sprachen: »Kommt und lasst uns gegen Jeremia Pläne schmieden; denn dem Priester wird's nicht fehlen an Weisung noch dem Weisen an Rat noch dem Propheten am Wort! Kommt, lasst uns ihn mit Worten totschlagen und nichts geben auf alle seine Reden!«

    19 HERR, hab acht auf mich und höre die Stimme meiner Widersacher! 20 Ist's recht, dass man Gutes mit Bösem vergilt? Denn sie haben mir eine Grube gegraben! Gedenke doch, wie ich vor dir gestanden bin, um für sie zum Besten zu reden und deinen Grimm von ihnen abzuwenden! ... Denn sie haben eine Grube gegraben, mich zu fangen, und meinen Füßen Fallen gestellt. 23 Aber du, HERR, kennst alle ihre Anschläge gegen mich, dass sie mich töten wollen. (Jer 18)
9 Und der HERR streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und sprach zu mir:

Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund.
    Es sind nicht Jeremias eigenen Worte, was er sich ausdenkt, es ist Gott selbst, der durch den Mund des Propheten spricht - durch das menschliche Wort begegnet uns Gott selbst. Das ist bis heute unsere Verantwortung.
10 Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, dass du ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen.
    … ich setze dich über Völker und Königreiche … es geht um alles, es geht um die Welt!

    … ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst …
      Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an.
      (Gen 6 und 8)

        12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. (Hebr 4)

          Der Beginn des Wirkens Jesu

          14 Nachdem Johannes verhaftet worden war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes 15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße - μετανοεῖτε - und glaubt an das Evangelium!

    … und bauen und pflanzen …
Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern. (Lk 12, 48b)