Mittwoch, 31. Oktober 2018

Allerheiligen

1. November 2018


Als Propst Blank bei der der Neueinweihung der umgebauten Gustav-Adolf-Kirche am 31.10.2017 predigte, lud er mich ein, im Jahr 2019 beim Fest Allerheiligen in der Propsteikirche zu predigen. Natürlich sagte ich spontan vor der ökumenischen Gottesdienstgemeinde zu.

Im aktuellen Kirchenblättchen vom 28.10.2018 (Nr. 43) war dann zu lesen: "Am Fest Allerheiligen wird in der Abendmesse in der Propsteikirche um 18:00 Uhr Pastor Krüger von der evangelischen Gustav-Adolf-Gemeinde die Predigt halten. Er wird von seinem evangelischen Verständnis über Heilige und Heiligenverehrung sprechen.

Ein weiterer guter ökumenischer Schritt zum besseren Verständnis zwischen den Kirchen. Pastor Krüger folgt der Einladung von Propst Dietmar Blank, der im letzten Jahr zum 500 jährigen Reformationsgedenken in der Gustav-Adolf-Kirche die Festpredigt halten durfte. Herzliche Einladung zu diesem Gottesdienst!"

Doch ganz so einfach, wir ursprünglich gedacht, war das ganze Unternehmen dann doch nicht. Ich stelle hier einige Versatzstücke zusammen, auf die ich mich in der Predigt beziehen werden.

Annäherung - Allerheiligen - Gedenktag der Heiligen - was ist das?

Wikipedia: Der Gedenktag der Heiligen ist ein Fest in einigen christlichen Kirchen, das am 1. November gefeiert wird. Es hat seinen Ursprung in der Ostkirche und wurde ursprünglich nicht in den Evangelisch-lutherischen Kirchen gefeiert. Nach Angaben der Deutschen Bibelgesellschaft fand ein entsprechendes Brauchtum erst ab 1955 Eingang in der lutherischen Liturgie. … (https://de.wikipedia.org/wiki/Gedenktag_der_Heiligen)

Augsburger Bekenntnis (CA = Confessio Augustana) Artikel 21: Vom Dienst der Heiligen
Vom Heiligendienst wird von den Unseren so gelehrt, dass man der Heiligen gedenken soll, damit wir unseren Glauben stärken, wenn wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren und auch wie ihnen durch den Glauben geholfen worden ist; außerdem soll man sich an ihren guten Werken ein Beispiel nehmen, ein jeder in seinem Beruf. ...

Münchener Merkur: Allerheiligen ist ein sehr alter katholischer Feiertag. Wie der Name schon belegt, ist Allerheiligen keinem einzelnen Heiligen gewidmet, sondern deren Gesamtheit - also allen Heiligen. Weil 365 Tage eines Kalenderjahres nicht ausreichen, um allen verehrten Menschen einen Gedenktag im Heiligenkalender zu gewähren, feiert die katholische Kirche Allerheiligen als allgemeinen Gedenktag. Zur Verdeutlichung: Allein während des Pontifikats von Papst Johannes Paul II. wurden 482 Personen heiliggesprochen. Insgesamt kennt die katholische Kirche knapp 7.000 Heilige und Selige ... (https://www.merkur.de/welt/allerheiligen-2017-feiertag-wo-bedeutung-wer-hat-frei-allerseelen-4268445.html)

CA 21: Vom Dienst der Heiligen
... Aus der Hl. Schrift kann man aber nicht beweisen, dass man die Heiligen anrufen oder Hilfe bei ihnen suchen soll. "Denn es ist nur ein einziger Versöhner und Mittler gesetzt zwischen Gott und den Menschen, Jesus Christus" (1. Tim 2,5). Er ist der einzige Heiland, der einzige Hohepriester, Gnadenstuhl und Fürsprecher vor Gott (Röm 8,34). Und er allein hat zugesagt, dass er unser Gebet erhören will. Nach der Hl. Schrift ist das auch der höchste Gottesdienst, dass man diesen Jesus Christus in allen Nöten und Anliegen von Herzen sucht und anruft: "Wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher bei Gott, der gerecht ist, Jesus" (1. Joh 2,1) usw.

Papst Franziskus (1. November 2015): Bei der Feier des heutigen Hochfestes Allerheiligen spüren wir mit besonderer Lebendigkeit die Wirklichkeit der Gemeinschaft der Heiligen, unserer großen Familie, die aus allen Gliedern der Kirche besteht, sowohl aus uns, die wir noch Pilger auf Erden sind, als auch - in unendlich größerem Maß - aus jenen, die sie bereits verlassen haben und in den Himmel gegangen sind. Wir sind alle vereint, und das bedeutet »Gemeinschaft der Heiligen«, nämlich die Gemeinschaft aller Getauften. … (http://w2.vatican.va/content/francesco/de/angelus/2015/documents/papa-francesco_angelus_20151101.html)

Zum Zweiten zeichnen sich die Heiligen dadurch aus, dass sie Vorbilder sind, die es nachzuahmen gilt. Achten wir darauf: nicht nur jene, die heiliggesprochen wurden, sondern sozusagen die Heiligen »von nebenan«, die sich mit der Gnade Gottes bemüht haben, das Evangelium im gewöhnlichen Alltag ihres Lebens zu verwirklichen. … (http://w2.vatican.va/content/francesco/de/angelus/2015/documents/papa-francesco_angelus_20151101.html)

vgl. CA 21: “… außerdem soll man sich an ihren guten Werken ein Beispiel nehmen …”, also selbst ein Heiliger werden, einer von nebenan, wie es Franziskus sagt.

Ermahnung zur Heiligung

1. Thess 4,1 Weiter, liebe (Schwestern und) Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus - da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut -, dass ihr darin immer vollkommener werdet. 3 Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung ...

… dass ihr meidet die Unzucht 4 und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, 5 nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen.
    Wo Männer ihre und andere Frauen nicht ehren, geht die Achtung vor allen Menschen verloren, meinen Männer, tun und lassen zu können, was ihnen passt.
6 Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben.
    Ausbeutung, Gier, Gewinnmaximierung, Optimierung der Arbeitsabläufe und des Zeitmanagements
7 Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. 8 Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt.

Von der Auferstehung der Toten

1. Thess 4,13 Wir wollen euch aber, Brüder und Schwestern, nicht im Ungewissen lassen über die, die da schlafen, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. 14 Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die da entschlafen sind, durch Jesus mit ihm führen. ... 18 So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.

Geschichte der Frau, die im Himmel Jesus sucht …

Wenn ich gestorben bin, muss ich ja vor Gottes Thron treten. Bevor ich dahin gehe, suche ich mir zuerst Jesus. Den nehme ich dann mit vor den Thron Gottes. Und wenn der mich dann nach meinem Leben fragt, was ich gemacht habe, dann bin ich ganz still und lasse Jesus für mich antworten. So denke ich, dass ich vor dem Gericht Gottes keine Angst haben muss. (irgendwann einmal aufgeschnappt und gemerkt; wenn jemand eine Quelle kennt, wo diese Geschichte zuerst erzählt wird, bitte ich um eine kurze Rückmeldung)

Glauben Sie nicht, dass es sich so einfach ergeben wird, dass wir uns nach dem Tod auf die Suche nach Gott machen werden. Wer hier im Leben Gott nicht sucht, wird ihn im Himmel auch nicht suchen - aber wer sich hier zu ihm hält, dem fällt nach dem Tode bestimmt ein, dass er sich auf die Suche nach Gott machen wollte - und da wird er dann bestimmt auch ankommen, in der großen Familie aller Heiligen, in der Gemeinschaft aller Getauften.

Lesungen im Gottesdienst


1. Lesung: Offb 7,2–4.9–14 (Einheitsübersetzung)

Ich, Johannes,
sah vom Osten her einen anderen Engel emporsteigen;
er hatte das Siegel des lebendigen Gottes
und rief den vier Engeln,
denen die Macht gegeben war,
dem Land und dem Meer Schaden zuzufügen,
mit lauter Stimme zu:
3 Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu,
bis wir den Knechten unseres Gottes
das Siegel auf die Stirn gedrückt haben.
4 Und ich erfuhr die Zahl derer,
die mit dem Siegel gekennzeichnet waren.
Es waren hundertvierundvierzigtausend
aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen ...

9 Danach sah ich:
eine große Schar
aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen;
niemand konnte sie zählen.
Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron
und vor dem Lamm
und trugen Palmzweige in den Händen.
10 Sie riefen mit lauter Stimme:
Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt,
und von dem Lamm. 
11 Und alle Engel standen rings um den Thron,
um die Ältesten und die vier Lebewesen.
Sie warfen sich vor dem Thron nieder, beteten Gott an
12 und sprachen:
Amen, Lob und Herrlichkeit, /
Weisheit und Dank, /
Ehre und Macht und Stärke /
unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.
13 Da fragte mich einer der Ältesten:
Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen,
und woher sind sie gekommen?
14 Ich erwiderte ihm: Mein Herr, das musst du wissen.
Und er sagte zu mir:
Es sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen;
sie haben ihre Gewänder gewaschen
und im Blut des Lammes weiß gemacht.

Evangelium: Mt 5,1-12 a (Einheitsübersetzung)

In jener Zeit,
1 als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten,
stieg er auf einen Berg.
Er setzte sich,
und seine Jünger traten zu ihm.
2 Dann begann er zu reden
und lehrte sie.
3 Er sagte:
Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
4 Selig die Trauernden;
denn sie werden getröstet werden.
5 Selig, die keine Gewalt anwenden;
denn sie werden das Land erben.
6 Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit;
denn sie werden satt werden.
7 Selig die Barmherzigen;
denn sie werden Erbarmen finden.
8 Selig, die ein reines Herz haben;
denn sie werden Gott schauen.
9 Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Söhne (und Töchter) Gottes genannt werden.
10 Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
11 Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt
und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
12a Freut euch und jubelt:
Euer Lohn im Himmel wird groß sein. 

Freitag, 26. Oktober 2018

Reformationstag

31. Oktober 2018


Foto Krüger
Bitte die Information zum Gottesdienstbeginn - 10.30 Uhr - mit anderen teilen.  Leider ist in unserem Gemeindebrief die Uhrzeit aus dem letzten Jahr abgedruckt.

Reformationstag - ein staatlicher Feiertag


Nach durchaus kontroverser Diskussion im Vorfeld wurde im Sommer d.J. vom niedersächsischen Landtag der Reformationstag als gesetzlicher Feiertag eingeführt. Bisher erinnerten insbesondere die lutherischen Kirchen am 31.10. jeden Jahres daran, dass im Jahr 1517 der Augustinermönch Martin Luther mit seinen 95 Thesen gegen den Ablass eine Erneuerung seiner Kirche anstoßen wollte. 

Zukünftig wird der Reformationstag in Meppen - wie auch an vielen anderen Orten - mit ökumenischen Gottesdiensten begangen. In Esterfeld laden die Kirchengemeinden zum Gottesdienst in die ev.-reformierte Kirche Am Stadtforst ein, für die Christen der Alt- und Neustadt und aus Nödike findet der Gottesdienst in der röm.-kath. St. Paulus-Kirche Haselünner Straße / Mühlenstraße statt. Beide Gottesdienste beginnen um 10.30 Uhr. 

Damit wird es zukünftig neben dem ökumenischen Gottesdienst am Pfingstmontag auf dem Marktplatz an einem weiteren exponierten Feiertag in Meppen Gottesdienste geben, mit denen die christlichen Kirchen deutlich machen, dass es fortan nicht mehr um Abgrenzung gehen kann, ohne dass deshalb die konfessionellen Prägungen gänzlich aufgegeben werden. 

Die christlichen Kirchen sehen die ökumenischen Gottesdienste durchaus auch als ein Zeichen an der Gesellschaft, Grenzen zu überwinden und aufeinander zuzugehen. Denn das müsste inzwischen allen klar sein: Egoistische Alleingänge, sich voneinander abzusetzen und gegeneinander zu konkurrieren oder gar Krieg zu führen, das wird die Menschen keinen Schritt vorwärts bringen. Die gegenwärtigen Krisen werden nur zu lösen sein, wenn alle - zumindest die meisten - gemeinsam an einem Strang ziehen. 

Wenn das das Ziel ist, machen die christlichen Kirchen gern den ersten Schritt zur “Reformation”, zur Erneuerung der Kirchen und der Gesellschaft.

Ralf Krüger

22. Sonntag nach Trinitatis

28. Oktober 2018 - Silbernes Konfirmationsjubiläum


Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 22. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.66. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

In der Gustav-Adolf-Kirche wird traditionell am Sonntag vor dem Reformationstag das Konfirmationsjubiläum gefeiert, in diesem Jahr schauen die Jubilare auf ihre Konfirmation vor 25 bzw. 26 Jahren zurück.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte. (Ps 130, 4)

Wochenlieder:

Herr Jesu, Gnadensonne (EG 404 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Herz und Herz vereint zusammen (EG 251)
Rev. 2014: Ein reines Herz, Herr, schaff in mir (EG 389)

Lieder für den Gottesdienst

Unser Chor Just for Fun ist dabei und bringt diese Lieder mit in den Gottesdienst ein:

  • Meine Zeit
  • Thuma mina
  • Thy word
  • Möge die Straße

Die Gemeinde singt bzw. spricht dann: 
  • EG 455,1-3 - Morgenlicht leuchtet
  • EG 748 - Psalm 119
  • EG 295,1-4 - Wohl denen die da wandeln
  • EG 395,1-3 - Vertraut den neuen Wegen
  • EG 172 - Sende dein Licht und deine Wahrheit (zu den Fürbitten)
Weitere Liedvorschläge finden sich auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Evangelium Mt 18, 21-35

Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal? 22 Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. 23 Darum gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. 24 Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war ihm zehntausend Zentner Silber schuldig. 25 Da er's nun nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und damit zu bezahlen. 26 Da fiel ihm der Knecht zu Füßen und flehte ihn an und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen. 27Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht und ließ ihn frei, und die Schuld erließ er ihm auch. 28 Da ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mir schuldig bist! 29 Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's bezahlen. 30 Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war. 31 Als aber seine Mitknechte das sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor, was sich begeben hatte. 32 Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; 33 hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe? 34 Und sein Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis er alles bezahlt hätte, was er ihm schuldig war. 35 So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder.

Predigt

Gegenüber der ersten Predigtidee - die findet man nach diesen Notizen für den Predigtvortrag - sind die Gedanken zum Anliegen des Sonntags doch etwas anders ausgefallen.

Am heutigen Sonntag geht es ums "Vergeben" - einer dem Bruder bzw. der Schwester. “Wie oft muss ich dem Bruder vergeben, siebenmal?” - “Nein, nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.” Solch ein Vergeben untereinander ist gut - und das ist richtig - und nur so können Menschen miteinander leben. Und trotzdem ist da ein Unbehagen. Siebzigmal siebenmal? Das schaffen wir? Das geht nicht über die Kräfte?

Einer der Marginaltext des Sonntags aus dem Alten Testament aus dem Buch Jesus Sirach 28 verschärft den Gedanken noch.

2 Vergib deinem Nächsten sein Unrecht, so werden auch dir deine Sünden vergeben, wenn du darum betest.
    Wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein.
    Wir sind allzumal Sündern und ermalngeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten.
3 Ein Mensch hält gegen den andern am Zorn fest – und will beim Herrn Heilung suchen?
4 Er ist unbarmherzig gegen seinesgleichen – und will für seine eigenen Sünden bitten?
5 Er ist nur Fleisch und hält am Zorn fest – wer will ihm dann seine Sünden vergeben?

6 Denk an das Ende und lass die Feindschaft fahren!
    Eph 4,26 Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen 27 und gebt nicht Raum dem Teufel.
Das sind richtige Sätze, und doch rufen sie Unbehagen bei mir vor. Warum? Weil es offensichtlich ganz allein an mir liegt, ob ich mit meinem Nächsten zurecht komme. Da trägt einer allein die Verantwortung - der Nächste ist nur Objekt meines "christlichen", meines “menschenfreundlichen” Handelns, kein Gedanke, dass er oder sie durch sein Verhalten wesentlich dazu beiträgt, dass der Streit eskalierte. Nur ich muss vergeben? Und wenn es dann nicht klappt, bin ich schuld, habe ich das schlechte Gewissen?

Im Evangelium heißt es von beiden Schuldnern, dass sie ihren Gläubigern zu Füßen fielen und sie anflehten: “Hab Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen.” Das ist der Schlüsselsatz, ohne den nichts passieren kann. Das Vergeben ist kein Automatismus. Es gehört offensichtlich schon die Erkenntnis dazu, dass im vorfeld etwas schiefgelaufen ist, und es gehört dazu, dass ich das auch ausspreche.

Bei dem einen ist es offensichtlich, dass diese Worte nicht ernst gemeint waren. Es war eine Ausrede, eine Finte. Vielleicht schätzte er seinen Herrn richtig ein, dass der großzügig reagieren würde, wenn man nur den richtigen Ton traf. Das ist dann so, als wenn einer aufgefordert wird: “Jetzt musst du dich aber entschuldigen!” Gezwungenermaßen, und dann auch noch muffelig, reicht er dem anderen die Hand: “Tschuldigung.” Und schon ist alles erledigt, oder? Natürlich nicht - wir merken doch, dass das nicht ernst gemeint ist. Auf jeden Fall bleibt ein flaues Gefühl zurück. Wie wird es jetzt wohl weitergehen?

Die Geschichte Jesu nimmt eine ganz dramatische Wende. Derjenige, dem gerade das großzügige Geschenk eines Neuanfangs widerfuhr, der offenbart seinen wahren Charakter und entlarvt sein niederträchtiges Wesen selbst, als ihm sein Mitknecht begegnet, der im Augenblick eine verschwindend kleine Summe nicht zurückzahlen kann. Da kennt sein Gläubiger kein Erbarmen, bis auf den letzten Heller soll er zahlen. Wo kämen wir denn da hin, wenn Schulden nicht beglichen werden?

Was passiert, wenn wir ausschließlich auf unser vermeintliches Recht pochen, das erfährt dieser Mensch gleich am eigenen Leibe. Denn solch eine Niedertracht, die den anderen fertig macht, die bleibt nicht unentdeckt und ohne Folgen. Seine Mitknechte wenden sich an ihren Herrn und erzählen entsetzt, was da passiert ist. Und der reagiert gar nicht mehr so menschenfreundlich wie beim ersten Mal. Siebzigmal siebenmal? Bei einem, der offensichtlich nicht hören will, der nicht lernen will, der nicht darüber nachdenkt, wie viel Anteil er selbst an der gegenwärtigen Situation trägt, bei dem sind wohl schon zweimal Vergeben zu viel. Der muss offensichtlich erst einmal lernen, worum es tatsächlich geht. Dazu hat er dann im Gefängnis genügend Zeit. Hoffentlich nutzt er sie!

Jesus schließt seine Geschichte mit dem Satz: “So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder.” Es geht also letztendlich um unsere Beziehung zu Gott. Das macht auch der Wochenspruch deutlich, wenn er uns auf Gott verweist: "Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte." (Ps 130,4) Vor unserem himmlischen Vater können wir dann nur mit dem Zöllner flehen: “Gott, sei mir Sünder gnädig!” Wie aber können wir dann als begnadigte Sünder weiter leben?

"Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott."

Wenn wir das miteinander einüben, jeder für sich, aber trotzdem gemeinsam, dann verändert sich etwas. Wir spüren dem anderen ab, dass er er ernst meint, dass er zu dem steht, was er sagt, dass er sich bemüht, die Situation zu entschärfen und nicht auszunutzen, dass er seine Macht nicht missbraucht. Wenn wir das im Miteinander erleben, dann können wir einander auch vergeben - einmal, zweimal, siebenmal - und vielleicht auch siebzigmal siebenmal.

Amen

Predigtidee

"Womit soll ich mich dem Herrn nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern? 7 Wird wohl der Herr Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?"

8 Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Es geht ums "Vergeben" - einer dem Bruder bzw. der Schwester. Der Wochenspruch verweist uns dann auf Gott: "Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte." (Ps 130, 4) Solch ein Vergeben untereinander ist gut - und das ist richtig - und nur so können Menschen miteinander leben.

Und trotzdem ist da ein Unbehagen. Deshalb fragt Petrus ja auch: Wie oft muss ich dem Bruder vergeben, siebenmal? Nein, nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. Das schaffen wir? Das geht nicht über die Kräfte?

Ein Marginaltext des Sonntags aus dem Alten Testament aus dem Buch Jesus Sirach 28 verschäft den Gedanken noch.
  • 2 Vergib deinem Nächsten sein Unrecht, so werden auch dir deine Sünden vergeben, wenn du darum betest. 
  • 3 Ein Mensch hält gegen den andern am Zorn fest – und will beim Herrn Heilung suchen? 
  • 4 Er ist unbarmherzig gegen seinesgleichen – und will für seine eigenen Sünden bitten? 
  • 5 Er ist nur Fleisch und hält am Zorn fest – wer will ihm dann seine Sünden vergeben? 
  • 6 Denk an das Ende und lass die Feindschaft fahren! 
Das sind richtige Sätze, und doch rufen sie Unbehagen bei mir vor. Warum? Weil es offensichtlich ganz allein an mir liegt, ob ich mit meinem Nächsten zurechtkomme. Da trägt einer allein die Verantwortung - der nächste ist nur Objekt meines "christlichen" Handelns, kein Gedanke, dass er oder sie durch sein Verhalten wesentlich dazu beiträgt, dass der Streit eskalierte. Nur ich muss vergeben? Und wenn es dann nicht klappt, habe ich das schlechte Gewissen?

Der Prophet Micha spricht da für mich eine andere Sprache. Da fragt wohl auch einer: "Womit soll ich mich dem Herrn nahen, mich beugen vor dem hohen Gott?", aber da geht es um unsere Beziehung zu Gott. Und vor dem stehen wir alle miteinander.

Der Beter zählt dann auf, was das jüdische Ritual als Versöhnungsgesten gegenüber Gott bereit hält:
  • Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern? 
  • Wird wohl der Herr Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? 
  • Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?
Und während der Beter noch fragt, wird schon deutlich: Das ist nicht der richtige Weg. vielmehr erklärt Gott durch den Mund seines Propheten:

"Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott."

Wenn wir das wieder miteinander einüben, jeder für sich, aber trotzdem gemeinsam, dann verändert sich auch etwas untereinander. Dann können wir einander vergeben, weil wir dem anderen abspüren, dass er sich bemüht, dass er die Situation nicht ausnutzt, dass er seine Macht nicht missbraucht.

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Erntedankfest

7. Oktober 2018


Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Erntedanktag unter der Nummer 954.62. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. (Ps 145, 15)

Wochenlieder:

Ich singe dir mit Herz und Mund (EG 324 - auch Rev. 2014) oder
Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit (EG 502 - nicht in Rev. 2014 - das sehr schade!!!)
Rev. 2014: Gottes Geschöpfe, kommt zuhauf (EG 514 - ist auch ein schönes Lied, das zur Austeilung beim Abendmahl gespielt werden kann)

Lieder für den Gottesdienst

505,1-3 - Die Ernt ist nun zu Ende, der Segen eingebracht
743 - Psalm 104 - Herr, die Erde ist voll deiner Güter
527,1 - Die Herrlichkeit der Erden muss Rauch und Asche werden
527,10 - Wohl dem, der auf ihn trauet
623,1-4 - Die Erde ist des Herrn
508,1-2 - Wir pflügen und wir streuen
461 - Aller Augen warten auf dich Herre (zu Beginn des Abendmahls und vor der Austeilung)
502,1-5 - Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit

Weitere Liedvorschläge finden sich auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Lesung aus dem Alten Testament

Ich habe dann mal auf der Seite "Das Kirchenjahr" gestöbert, was dort für Texte für Erntedank vorschlagen. Ausgesprochen interessant fand ich aus dem Alten Testament Jesus Sirach 11, 14.17-19. Dieser Text soll die erste Lesung sein: 
 
14 Es kommt alles von Gott: Glück und Unglück, Leben und Tod, Armut und Reichtum. 15 Den Frommen gibt Gott Güter, die bleiben; 16 und was er verleiht, das gedeiht immer und ewig.
17 Mancher kargt und spart und wird dadurch reich 18 und denkt, er habe es zu etwas gebracht, 19 und sagt: Nun will ich mir ein gutes Leben machen, essen und trinken von dem, was ich habe –, doch er weiß nicht, dass sein Stündlein so nahe ist und dass er alles anderen lassen und sterben muss. 

Evangelium

Jesus kannte höchstwahrscheinlich diesen Textabschnitt, wenn er die Geschichte vom reichen Kornbauern erzählt. Finde ich faszinierend zu sehen, dass Jesus augenscheinlich auf Quellen zurückgriff. Wir hören das Evangelium aus Lk 12,15-21:

15 Jesus sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.

16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. 17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. 18 Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! 20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? 

21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.

Predigt

Predigen will ich über 5. Mose 8, 6-18. Dieser Text wurde durch die Perikopenrevision von 2014 aus den Marginaltexten in die Predigtreihe IV aufgenommen. 

Schauen wir doch einmal kurz, was die Revision mit den Texten gemacht hat. Bisher kannten wir am Erntedanktag diese Reihenfolge: 

Reihe I - Evangelium Lk 12, (13-14) 15-21 - Der reiche Kornbauer
Reihe II - Epistel 2. Kor 9, 6-15 - Wer kärglich sät, der wird kärglich ernten
Reihe III - Alttestamentliche Lesung Jes 58, 7-12 - Brich dem Hungrigen dein Brot
Reihe IV - 1. Tim 4, 4-5 - Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut
Reihe V - Mt 6, 19-23 - Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden
Reihe VI - Hebr 13, 15-16 - Gott allezeit das Lobopfer darbringen

Reihe I - Jes 58, 7-12 - Brich dem Hungrigen dein Brot
Reihe II - Evangelium Mk 8,1-9 - Die Speisung der Viertausend
Reihe III - Epistel 2. Kor 9, 6-15 - Wer kärglich sät, der wird kärglich ernten
Reihe IV - Alttestamentliche Lesung 5. Mose 8,7-18 - Hüte dich, deinen Gott zu vergessen
Reihe V - Lk 12, (13-14) 15-21 - Der reiche Kornbauer
Reihe VI - 1. Tim 4, 4-5 - Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut

Ob dieses Durcheinandermixen der einzelnen Lesereihen eine wirklich gelungene Revision ist, lasse ich mal als offene Frage stehen. Wer will, kann sich diesen Mix ja mal auf dieser Seite der VELKD anschauen: http://www.velkd.de/downloads/OGTL_Predigtjahrgaenge_I-VI_Sonn-_und_Feiertage_Weitere_Tage.pdf

Gut finde ich speziell für das Erntedankfest, dass 5. Mose 8,7-18 "Hüte dich, deinen Gott zu vergessen" als Text aufgenommen wurde. Darüber will ich ja auch predigen. Aber es erschließt sich mir nicht, warum die Evangeliums- und Epistelreihen jetzt immer wieder verschoben werden. 

Dass Mt 6, 19-23 "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden" rausgefallen ist, finde ich sehr schade. Über Hebr 13,15-16 "Gott allezeit das Lobopfer darbringen" habe ich nach meiner Erinnerung noch nie gepredigt. 


Nun aber zum Predigttext. Den werde abschnittsweise vorlesen und dann auslegen

6 So halte nun die Gebote des HERRN, deines Gottes, dass du in seinen Wegen wandelst und ihn fürchtest.

Dieser Vers ist in der neuen Leseordnung nicht vorgesehen, bildet aber zusammen mit Vers 11 das Fundament des Textes und letztendlich das Fundament des Lebens vor und mit Gott: Halte die Gebote des HERRN!

7 Denn der HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Brunnen und Seen sind, die an den Bergen und in den Auen fließen, 8 ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, 9 ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt, ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo du Kupfererz aus den Bergen haust. 

Die Israeliten kommen in ein Land, in dem sie alles vorfinden, ernten und gewinnen können, was Menschen zu einem auskömmlichen Leben verhilft. Da ist dann auch vieles dabei, was das Leben direkt angenehm macht. Offensichtlich trug das Land schon damals gute Frucht, so wie heute auch. Und ich denke, es ist nicht falsch, wenn wir sagen, dass diese Verse auch auf unser Leben in Deutschland zutreffen. Wir haben genug zu essen, ein Dach über dem Kopf und in der Regel ein ordentliches Auskommen. Dafür dürfen wir Gott dankbar sein, so wie es der nächste Vers auch sagt. 

10 Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.

11 So hüte dich nun davor, den HERRN, deinen Gott, zu vergessen, sodass du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst. 

Deinen Gott vergessen ... seine Gebote, Gesetze und Rechte nicht halten ... damit sind wir in der Gegenwart angekommen. Wie oft wird erzählt, dass nach dem 2. Weltkrieg die Kirchen voll waren. Die Zahl der evangelischen Christen im Bereich der Meppener Kirche schoss durch die Flüchtlinge von 1.000 auf 11.000 und es wurden überall die neuen Kirchen gebaut - übrigens auch bei den Katholiken. Wo aber sind all diese Menschen geblieben? Wer folgt heute noch der Aufforderung unseres Predigttextes: "Wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben." Der Verfasser unseres Predigttextes sieht sich genötigt, die Warnung, Gott zu vergessen, noch einmal mit Nachdruck zu wiederholen. Er erinnert daran, dass Gott sein Volk Israel durch die Wüste geführt hat. Und wer hat nach dem Krieg hier bei uns nicht gesagt, dass Gott ihn und seine Familie bewahrt hat?

12 Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst 13 und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt, 14 dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den HERRN, deinen Gott, vergisst, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft, 15 und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war, und ließ dir Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen 16 und speiste dich mit Manna in der Wüste, von dem deine Väter nichts gewusst haben, auf dass er dich demütigte und versuchte, damit er dir hernach wohltäte. 

Was aber passiert, wenn wir Gott vergessen, wenn wir uns nicht vergegenwärtigen, dass Gott uns diese Erde anvertraut hat?

17 Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen. 

Am 2. Mai 2018 konnte man bei Focus.de lesen: "Deutschland hat an diesem Mittwoch seine natürlich verfügbaren Ressourcen für 2018 aufgebraucht. Das ergaben Berechnungen der Forschungsorganisation Global Footprint. Die Menschen in Deutschland würden dann für den Rest des Jahres auf Kosten kommender Generationen und der Menschen im Süden leben, teilte die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch mit. ... Wenn alle Menschen weltweit so leben und wirtschaften würden wie in Deutschland, dann bräuchte die Weltbevölkerung drei Erden. ... Der globale Erdüberlastungstag werde im August erwartet. ..." (https://www.focus.de/wissen/klima/deutscher-erdueberlastungstag-ressourcen-fuer-2018-verbraucht-deutsche-leben-ab-dem-2-mai-auf-pump_id_8857459.html)

Genau das passiert, wenn wir denken und dann auch so handeln: "Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen." - Gott, wozu brauchen wir den?!

Aus dieser Sackgasse kommen wir allein, wenn wir dem Text aus dem Mosebuch folgen: 

18 Sondern gedenke an den HERRN, deinen Gott; denn er ist's, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen, auf dass er hielte seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist.

Abendmahl

Auf der Seite "Das Kirchenjahr" habe ich das wunderschöne Lied 461 - Aller Augen warten auf dich Herre - gefunden. Das gibt ja auch den Wochenspruch wieder. Deshalb möchte ich es mit der Gemeinde zu Beginn des Abendmahls und vor der Austeilung singen. Da zu dieser Melodie die gesungene Abendmahlsliturgie nicht so recht passt, werde ich die Texte sprechen. Damit ergibt sich folgende Abendmahlsordnung: 
  • Votum
  • EG 461 - Aller Augen warten
  • Vaterunser
  • Einsetzungsworte
  • EG 461 - Aller Augen warten
  • Austeilung - dazu Orgelmusik (soweit der Organist nicht zum Abendmahl kommen möchte; s. oben zu EG 514)

Ausklang des Gottesdienstes

Zum Schluss des Abendmahls danken wir Gott für alles, was er uns schenkt an Seele und Leib. Diesen Dank kleiden wir am Erntedanktag in ein Lied, das gleichzeitig auch unser Schlussgebet ist: 
  • 502,1-5 - Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit
Danach folgt der Segen und das Orgelnachspiel.