28. Oktober 2018 - Silbernes Konfirmationsjubiläum
Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 22. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.66. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".
Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.
In der Gustav-Adolf-Kirche wird traditionell am Sonntag vor dem Reformationstag das Konfirmationsjubiläum gefeiert, in diesem Jahr schauen die Jubilare auf ihre Konfirmation vor 25 bzw. 26 Jahren zurück.
Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft
Wochenspruch:
Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte. (Ps 130, 4)Wochenlieder:
Herr Jesu, Gnadensonne (EG 404 - nicht in Rev. 2014)Rev. 2014: Herz und Herz vereint zusammen (EG 251)
Rev. 2014: Ein reines Herz, Herr, schaff in mir (EG 389)
Lieder für den Gottesdienst
Unser Chor Just for Fun ist dabei und bringt diese Lieder mit in den Gottesdienst ein:- Meine Zeit
- Thuma mina
- Thy word
- Möge die Straße
Die Gemeinde singt bzw. spricht dann:
- EG 455,1-3 - Morgenlicht leuchtet
- EG 748 - Psalm 119
- EG 295,1-4 - Wohl denen die da wandeln
- EG 395,1-3 - Vertraut den neuen Wegen
- EG 172 - Sende dein Licht und deine Wahrheit (zu den Fürbitten)
Evangelium Mt 18, 21-35
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal? 22 Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. 23 Darum gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. 24 Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war ihm zehntausend Zentner Silber schuldig. 25 Da er's nun nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und damit zu bezahlen. 26 Da fiel ihm der Knecht zu Füßen und flehte ihn an und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen. 27Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht und ließ ihn frei, und die Schuld erließ er ihm auch. 28 Da ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mir schuldig bist! 29 Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir's bezahlen. 30 Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war. 31 Als aber seine Mitknechte das sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor, was sich begeben hatte. 32 Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; 33 hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe? 34 Und sein Herr wurde zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis er alles bezahlt hätte, was er ihm schuldig war. 35 So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder.Predigt
Gegenüber der ersten Predigtidee - die findet man nach diesen Notizen für den Predigtvortrag - sind die Gedanken zum Anliegen des Sonntags doch etwas anders ausgefallen.Am heutigen Sonntag geht es ums "Vergeben" - einer dem Bruder bzw. der Schwester. “Wie oft muss ich dem Bruder vergeben, siebenmal?” - “Nein, nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.” Solch ein Vergeben untereinander ist gut - und das ist richtig - und nur so können Menschen miteinander leben. Und trotzdem ist da ein Unbehagen. Siebzigmal siebenmal? Das schaffen wir? Das geht nicht über die Kräfte?
Einer der Marginaltext des Sonntags aus dem Alten Testament aus dem Buch Jesus Sirach 28 verschärft den Gedanken noch.
2 Vergib deinem Nächsten sein Unrecht, so werden auch dir deine Sünden vergeben, wenn du darum betest.
- Wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein.
Wir sind allzumal Sündern und ermalngeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten.
4 Er ist unbarmherzig gegen seinesgleichen – und will für seine eigenen Sünden bitten?
5 Er ist nur Fleisch und hält am Zorn fest – wer will ihm dann seine Sünden vergeben?
6 Denk an das Ende und lass die Feindschaft fahren!
- Eph 4,26 Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen 27 und gebt nicht Raum dem Teufel.
Im Evangelium heißt es von beiden Schuldnern, dass sie ihren Gläubigern zu Füßen fielen und sie anflehten: “Hab Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen.” Das ist der Schlüsselsatz, ohne den nichts passieren kann. Das Vergeben ist kein Automatismus. Es gehört offensichtlich schon die Erkenntnis dazu, dass im vorfeld etwas schiefgelaufen ist, und es gehört dazu, dass ich das auch ausspreche.
Bei dem einen ist es offensichtlich, dass diese Worte nicht ernst gemeint waren. Es war eine Ausrede, eine Finte. Vielleicht schätzte er seinen Herrn richtig ein, dass der großzügig reagieren würde, wenn man nur den richtigen Ton traf. Das ist dann so, als wenn einer aufgefordert wird: “Jetzt musst du dich aber entschuldigen!” Gezwungenermaßen, und dann auch noch muffelig, reicht er dem anderen die Hand: “Tschuldigung.” Und schon ist alles erledigt, oder? Natürlich nicht - wir merken doch, dass das nicht ernst gemeint ist. Auf jeden Fall bleibt ein flaues Gefühl zurück. Wie wird es jetzt wohl weitergehen?
Die Geschichte Jesu nimmt eine ganz dramatische Wende. Derjenige, dem gerade das großzügige Geschenk eines Neuanfangs widerfuhr, der offenbart seinen wahren Charakter und entlarvt sein niederträchtiges Wesen selbst, als ihm sein Mitknecht begegnet, der im Augenblick eine verschwindend kleine Summe nicht zurückzahlen kann. Da kennt sein Gläubiger kein Erbarmen, bis auf den letzten Heller soll er zahlen. Wo kämen wir denn da hin, wenn Schulden nicht beglichen werden?
Was passiert, wenn wir ausschließlich auf unser vermeintliches Recht pochen, das erfährt dieser Mensch gleich am eigenen Leibe. Denn solch eine Niedertracht, die den anderen fertig macht, die bleibt nicht unentdeckt und ohne Folgen. Seine Mitknechte wenden sich an ihren Herrn und erzählen entsetzt, was da passiert ist. Und der reagiert gar nicht mehr so menschenfreundlich wie beim ersten Mal. Siebzigmal siebenmal? Bei einem, der offensichtlich nicht hören will, der nicht lernen will, der nicht darüber nachdenkt, wie viel Anteil er selbst an der gegenwärtigen Situation trägt, bei dem sind wohl schon zweimal Vergeben zu viel. Der muss offensichtlich erst einmal lernen, worum es tatsächlich geht. Dazu hat er dann im Gefängnis genügend Zeit. Hoffentlich nutzt er sie!
Jesus schließt seine Geschichte mit dem Satz: “So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder.” Es geht also letztendlich um unsere Beziehung zu Gott. Das macht auch der Wochenspruch deutlich, wenn er uns auf Gott verweist: "Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte." (Ps 130,4) Vor unserem himmlischen Vater können wir dann nur mit dem Zöllner flehen: “Gott, sei mir Sünder gnädig!” Wie aber können wir dann als begnadigte Sünder weiter leben?
"Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott."
Wenn wir das miteinander einüben, jeder für sich, aber trotzdem gemeinsam, dann verändert sich etwas. Wir spüren dem anderen ab, dass er er ernst meint, dass er zu dem steht, was er sagt, dass er sich bemüht, die Situation zu entschärfen und nicht auszunutzen, dass er seine Macht nicht missbraucht. Wenn wir das im Miteinander erleben, dann können wir einander auch vergeben - einmal, zweimal, siebenmal - und vielleicht auch siebzigmal siebenmal.
Amen
Predigtidee
"Womit soll ich mich dem Herrn nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern? 7 Wird wohl der Herr Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?"
8 Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Und trotzdem ist da ein Unbehagen. Deshalb fragt Petrus ja auch: Wie oft muss ich dem Bruder vergeben, siebenmal? Nein, nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. Das schaffen wir? Das geht nicht über die Kräfte?
Ein Marginaltext des Sonntags aus dem Alten Testament aus dem Buch Jesus Sirach 28 verschäft den Gedanken noch.
- 2 Vergib deinem Nächsten sein Unrecht, so werden auch dir deine Sünden vergeben, wenn du darum betest.
- 3 Ein Mensch hält gegen den andern am Zorn fest – und will beim Herrn Heilung suchen?
- 4 Er ist unbarmherzig gegen seinesgleichen – und will für seine eigenen Sünden bitten?
- 5 Er ist nur Fleisch und hält am Zorn fest – wer will ihm dann seine Sünden vergeben?
- 6 Denk an das Ende und lass die Feindschaft fahren!
Der Prophet Micha spricht da für mich eine andere Sprache. Da fragt wohl auch einer: "Womit soll ich mich dem Herrn nahen, mich beugen vor dem hohen Gott?", aber da geht es um unsere Beziehung zu Gott. Und vor dem stehen wir alle miteinander.
Der Beter zählt dann auf, was das jüdische Ritual als Versöhnungsgesten gegenüber Gott bereit hält:
- Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern?
- Wird wohl der Herr Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl?
- Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?
"Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott."
Wenn wir das wieder miteinander einüben, jeder für sich, aber trotzdem gemeinsam, dann verändert sich auch etwas untereinander. Dann können wir einander vergeben, weil wir dem anderen abspüren, dass er sich bemüht, dass er die Situation nicht ausnutzt, dass er seine Macht nicht missbraucht.
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