Freitag, 30. März 2018

Ostern

1. April 2018


Den Ostersonntag beginnen wir morgens um 6.00 Uhr in der dunklen Gustav-Adolf-Kirche. Wir tragen die Osterkerze hinein, von der dann alle ihr Licht empfangen. Anschließend sind alle zu einem ausgiebigen Osterfrühstück eingeladen.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Ostermorgen bzw. zur Osternacht unter der Nummer 954.31, zum traditionellen Festgottesdienst unter 954.32. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offb 1, 18)

Wochenlied:

Christ ist erstanden (EG 99)

Lieder im Gottesdienst:

Wir danken dir, Herr Jesu Christ
Ich bin getauft auf deinen Namen
Der schöne Ostertag
Er ist erstanden, Halleluja

Der Gottesdienst

Die Kirche ist dunkel, kein Licht brennt. Schemenhaft kann man den verhüllten Altar von Karfreitag erkennen.


Wir denken zurück an Karfreitag, wie der Leichnam Jesu zu Grabe getragen wurde. "Wir nahmen den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen. Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. Dahin legten wir Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war."

Angesichts dieser Trauer bringen wir unsere Klage - und unsere ganz leise Hoffnung - vor Gott:

Psalm 6

Ach HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn
    und züchtige mich nicht in deinem Grimm!
3 HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach;
    heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken
4 und meine Seele ist sehr erschrocken.
    Ach du, HERR, wie lange!
5 Wende dich, HERR, und errette mich,
    hilf mir um deiner Güte willen!
6 Denn im Tode gedenkt man deiner nicht;
    wer wird dir bei den Toten danken?
7 Ich bin so müde vom Seufzen; / ich schwemme mein Bett die ganze Nacht
    und netze mit meinen Tränen mein Lager.
8 Mein Auge ist trübe geworden vor Gram
    und matt, weil meiner Bedränger so viele sind.

Psalm 13

2 HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen?
    Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?
3 Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele / und mich ängsten in meinem Herzen täglich?
    Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?
4 Schaue doch und erhöre mich, HERR, mein Gott!
    Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe,
5 dass nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden,
    und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke.
6 Ich aber traue darauf, dass du so gnädig bist; / mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst.
    Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl an mir tut.

Psalm 126

Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird,
    so werden wir sein wie die Träumenden.
2 Dann wird unser Mund voll Lachens
    und unsre Zunge voll Rühmens sein. Dann wird man sagen unter den Heiden: Der HERR hat Großes an ihnen getan!
3 Der HERR hat Großes an uns getan;
    des sind wir fröhlich.
4 HERR, bringe zurück unsre Gefangenen,
    wie du die Bäche wiederbringst im Südland.
5 Die mit Tränen säen,
    werden mit Freuden ernten.
6 Sie gehen hin und weinen
    und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.

Jeweils nach den Gebeten singen wir:
  • Christ unser Licht!
  • Gelobt sei Gott!
Wenn wir auf diese Weise die Osterkerze in die dunkle Kirche getragen haben, hören wir das gesungene Osterlob.

Nach und nach erleben wir die Osterbotschaft. Zunächst werden die Elemente des Karfreitag entfernt und wir hören den ersten Teil des Osterevangeliums aus dem Johannesevangelium.
1 Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weg war. 2 Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

3 Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus und sie kamen zum Grab. 4 Es liefen aber die zwei miteinander und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab, 5 schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein. 6 Da kam Simon Petrus ihm nach und ging in das Grab hinein und sieht die Leinentücher liegen, 7 aber das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden war, nicht bei den Leinentüchern liegen, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort. 8 Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und glaubte.

9 Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste. 10 Da gingen die Jünger wieder heim.
Ganz begriffen hat es noch keiner. Das Grab ist leer - ja! Die Leinentücher liegen im Grab, aber es ist keine Leiche da - ja, aber was bedeutet das? Hat man den Toten über Nacht weggeschafft?

Die Männer, Petrus und der andere Jünger Jesu, die gehen nach Hause. Maria von Magdala bleibt. Und sie ist es, die den Auferstandenen als erste erkennt, sie ist es, die glaubt, die sich auf Gottes Wirklichkeit einlässt!
11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab 12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. 13 Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

14 Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. 15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen.

16 Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!

17 Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.

18 Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt!
Nun haben auch wir es gehört und erlebt: Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!


Jetzt soll es auch in der Kirche ganz hell werden. Von der einen Osterkerze empfangen alle anderen Kirchen in der Kirche ihr Licht. Wir denken dabei daran, dass Jesus gesagt hat: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Joh 8,12) Jetzt können wir singen: Wir danken dir, Herr Jesu Christ" (EG 107)


Taufe in der Osternacht

Konstitutiv waren in der alten Kirche die Taufen in der Osternacht. Die Taufbewerber hatten sich vorbereitet und die Prüfung abgelegt. Jetzt konnten sie getauft werden. Was diese Taufe für die Menschen bedeutete, das beschreibt der Apostel Paulus so: "Wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein." (Röm 6,3-5)

Auch wir werden wieder in diesem Gottesdienst Menschen taufen. Über ihnen wird Gottes Name ausgesprochen - und wir erinnern uns, dass auch wir einst getauft wurden: "Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heilger Geist ..."


Abendmahl

Dann feiern wir das Abendmahl, empfangen Gottes Segen und ziehen mit dem Kanon "Der Herr ist auferstanden ..." von der Kirche ins Gemeindehaus, wo die Mitarbeiter schon alles fürs Osterfrühstück vorbereitet haben. 

Donnerstag, 29. März 2018

Karfreitag

30. März 2018


Textlich knüpfen wir an den Gründonnerstag an. Nachdem wir das Abendmahl gefeiert hatten, drehten sich die Gedanken um die Verhaftung Jesu und das Verhör vor dem Hohenpriester. Heute am Karfreitag stehen die Verhöre vor - oder sollen wir sagen: die Dispute mit Pontius Pilatus im Mittelpunkt. Wir feiern miteinander das Abendmahl und hören schließlich den Bericht von der Kreuzigung. Danach wird der Altar verhüllt und wir gehen still nach Hause.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Karfreitag unter der Nummer 954.30. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Joh 3, 16)

Wochenlied:

Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld (EG 83) oder
Christe, du Schöpfer aller Welt (EG 92)

Lieder im Gottesdienst

Lied 76 - O Mensch bewein dein Sünde groß
Lied 81,1-3 - Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen
Lied 85,1-3 - O Haupt voll Blut und Wunden
Lied 85,4-6 - Nun, was du, Herr, erduldet

Johannes 18 - Jesus und Pilatus: Was ist Wahrheit?

28 Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten. 29 Da kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Was für eine Klage bringt ihr gegen diesen Menschen vor? 30 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet. 31 Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand töten. 32 So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.

33 Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden? 34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben dir's andere über mich gesagt? 35 Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan? 36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. 37 Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. 38 Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?

Was ist Wahrheit?

"Was ist Wahrheit", fragt Pilatus, aber ist er tatsächlich an der Wahrheit interessiert? Will er es tatsächlich wissen, ob Jesus nun ein König ist, ober er der König der Juden ist?

Die Frage nach dem Wahrheitsbegriff wird gemeinhin so beantwortet, dass "die Übereinstimmung von Aussagen oder Urteilen mit einem Sachverhalt, einer Tatsache oder der Wirklichkeit im Sinne einer korrekten Wiedergabe als Wahrheit bezeichnet" wird (https://de.wikipedia.org/wiki/Was_ist_Wahrheit%3F). Diese Definition ist objekt- bzw. zustandsbezogen, die kann an objektiven Fakten festgemacht werden.

Unter diesem Blickwinkel müssen wir zunächst festhalten, dass die Aussage “Jesus ist ein König, der König der Juden” mit dem objektiven Sachverhalt, mit den Tatsachen und mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmt. Denn König in Israel ist zu dieser Zeit Herodes Antipas. Somit ist die Aussage nicht wahr, sie ist falsch.

Das würde Jesus auch nicht bestreiten, deshalb sagt er ja auch: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn diese Aussage wahr ist, kann es nicht um einen Sachverhalt gehen, oder um eine Tatsache oder um die wahrnehmbare Wirklichkeit. Was ist dann aber Wahrheit? 

Judentum und Christentum

Um in der Wahrheitsfrage weiterzukommen, müssen wir fragen,was die Heilige Schrift sagt. 
(die folgenden Textabschnitte stammen von: https://de.wikipedia.org/wiki/Was_ist_Wahrheit%3F; im Gottesdienst habe ich sie vorgelesen und mit eigenen Worten erläutert)

Altes Testament

Dem Ausdruck „Wahrheit“ entspricht im Hebräischen das Wort אֶמֶת (eh'-meth). Es ist stammverwandt mit amen (אָמַן ('aman)) und bedeutet so viel wie Verlässlichkeit, die unverbrüchliche Tragfähigkeit einer Sache oder eines Wortes, die Treue von Personen. Dieser hebräische Begriff ist damit stärker prozess- und handlungsorientiert als das griechische aletheia (objekt- und zustandsbezogen ...). Im zwischenmenschlichen Bereich hat der Begriff der Wahrheit eine enge Beziehung zum Recht. Im religiösen Sinne ist Gott selbst die Quelle aller Wahrheit: „Ja, mein Herr und Gott, du bist der einzige Gott, und deine Worte sind wahr“ (2 Sam 7,28 EU). Seine Worte und sein Tun sind die Gewähr unbedingter Verlässlichkeit: „Denn das Wort des Herrn ist wahrhaftig, all sein Tun ist verläßlich“ (Ps 33,4 EU). Auch die in der Tora niedergelegten göttlichen Gebote werden als „Wahrheit“ bezeichnet: „Deine Gerechtigkeit bleibt ewig Gerechtigkeit, deine Weisung ist Wahrheit“ (Ps 119,142 EU). Der Mensch soll sich an diese Wahrheit halten - schon im Interesse seines eigenen Lebens: „Denn wenn du dich an die Wahrheit hältst, wirst du bei allem, was du tust, erfolgreich sein“ (Tob 4,6 EU). 

Neues Testament

Im Neuen Testament wird der Wahrheitsbegriff vor allem bei Paulus und im Johannesevangelium theologisch bedeutsam.

Paulus

Paulus tritt mit dem Anspruch auf, die Wahrheit zu verkündigen (2 Kor 4,2 EU). Wahrheit und Evangelium werden bei ihm gleichgesetzt. Die Wahrheit ist „Jesus“ (Eph 4,21 EU); es gilt, ihr zu gehorchen (Gal 5,7 EU). Liebe zur Wahrheit bedeutet gleichzeitig eine Absage an Ungerechtigkeit und Bosheit (2. Thess 2,10 ff EU). Paulus spricht in den Pastoralbriefen auch von einer „Erkenntnis der Wahrheit“. Wahrheit wird bei ihm zum Synonym für die Orthodoxie, die gegen falsche „Irrlehren“ verteidigt werden muss.

Johannes

Im Johannesevangelium ist der Wahrheitsbegriff stark christologisch konnotiert. Jesus spricht von sich als der „Wahrheit“. Er sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6 EU). Auch alle Worte, die Jesus gesprochen hat, sind Wahrheit. Die Erkenntnis dieser Wahrheit, das Annehmen und Bleiben in dieser Wahrheit führt zu „Freiheit“ und „Leben“ (Joh 8,31-32 EU). Diese Wahrheit setzt eine Empfänglichkeit der Menschen voraus, verlangt aber auch, dass sie sich im Tun bewährt (1 Joh 1,6 EU; 2,4 EU; 3,18 EU). Der Geist der Wahrheit (auch Heiliger Geist genannt) (Joh 14,17 EU; 1 Joh 5,7 EU) setzt das Heilswerk Christi fort (Joh 16,13 EU); er wirkt in den Jüngern weiter und führt sie, um gegenüber der Welt Zeugnis für Jesus Christus abzugeben (Joh 15,26-27 EU).

Das Johannesevangelium (Joh 18 EU) berichtet, wie Jesus von Pilatus verhört wurde. Pilatus: „So bist du dennoch ein König?“, Jesus: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeugen soll. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“ Pilatus winkt ab: „Was ist Wahrheit?“ – Das Zitat wird auch als Hinweis auf die Beschränktheit der menschlichen Erkenntnis gedeutet, die nur durch Glauben oder Offenbarung überwunden werden kann.

Mit diesen Ausführungen ist klar, dass Johannes keine objektive Wahrheit beschreiben will, die man quasi von außen analysieren und feststellen kann. Vielmehr geht es um die "Wahrheit für mich", nicht willkürlich, sondern dass ich sagen kann: Ich lasse Gottes Wahrheit für mich gelten!

Aber genau solch einen Satz kann Pontius Pilatus nicht aussprechen. Er will quasi als unbeteiligter Zuschauer bzw. als neutraler Beobachter und Richter über das Geschehen entscheiden. Doch je mehr er sich auf diese Rolle stützt, desto mehr entgleitet ihm das Geschehen. Das wird in den beiden nächsten Bibelabschnitten deutlich.

Johannes 18 - Jesus und Pilatus: Der König der Juden

Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. 38 Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?

Und als er das gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. 39 Es besteht aber die Gewohnheit bei euch, dass ich euch einen zum Passafest losgebe; wollt ihr nun, dass ich euch den König der Juden losgebe? 40 Da schrien sie wiederum: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.

Johannes 19 - Jesu Geißelung und Verspottung

1 Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. 2 Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an 3 und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden!, und schlugen ihm ins Gesicht.

4 Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde. 5 Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!

Wenn Pilatus einen Moment seine eigenen Aussagen ernst genommen hätte "Seht, welch ein Mensch!" - "Ich finde keine Schuld an ihm.", dann hätte alles einen anderen Verlauf nehmen müssen. Aber konnte es denn einen anderen Weg nehmen? Gründonnerstag hatten wir doch gehört, dass es Gott selbst war, der seinem Sohn diesen Weg bestimmt hatte. Und Jesus hatte eingewilligt. Als Petrus ihn mit dem Schwert verteidigen will, weist Jesus ihn zurück: "Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?" Und so muss alles seinen Lauf nehmen.

Johannes 19 - Jesu Verurteilung

6 Als die Hohenpriester und die Knechte Jesus sahen, schrien sie: Kreuzige! Kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm. 7 Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.

8 Als Pilatus dies Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr 9 und ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort. 10 Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen? 11 Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre. Darum: der mich dir überantwortet hat, der hat größere Sünde. 12 Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen.

Die Juden aber schrien: Lässt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser. 13 Als Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster, auf Hebräisch Gabbata. 14 Es war aber am Rüsttag für das Passafest um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Seht, das ist euer König! 15 Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König als den Kaiser.

16 Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde.

Theater

Welch ein groteskes Schauspiel, welch ein unwürdiger Akt. Diejenigen, die es im römischen Reich als einziges Volk geschafft hatte, dass sie wegen ihrer Religion nicht den Kaiser in Rom als Gott anbeten mussten, die haben nichts besseres zu tun als öffentlich zu bekennen: “Wir haben keinen König als den Kaiser.” Wenn sie nicht so verblendet gewesen wären in ihrem Fundamentalismus, wenn sie sich erinnert hätten an die Heilige Schrift, wenn sie sich mit der Wahrheit auseinandergesetzt hätten, dann hätten sie eine andere Antwort geben müssen: “... hüte dich, dass du nicht den HERRN vergisst, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt hat,
13 sondern du sollst den HERRN, deinen Gott, fürchten und ihm dienen und bei seinem Namen schwören. 14 Und ihr sollt nicht andern Göttern nachfolgen, den Göttern der Völker, die um euch her sind …” (5. Mose 6,13)

Und derjenige, der gerade noch behauptet hatte: “Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen?” Warum lässt er ihn denn nicht gehen? Warum zittert er denn geradezu vor diesem pöbelnden Mob? Warum spricht der, der immer wieder gesagt hat “Ich finde keine Schuld an ihm.”, warum spricht er nicht endlich ein Machtwort? Schluss, aus, vorbei mit diesem Schmierentheater! - Weil auch er sich nicht der Wahrheit gestellt hat? Weil er gefangen ist in seinen weltlichen Gesetzen und Vorschriften. Und dann halten diese Hergelaufenen ihm auch noch vor, er sei des Kaisers Feind. Das lässt er nicht auf sich sitzen. Trotz der vielleicht vorhandenen Wertschätzung, trotz der vielleicht vorhandenen Sympathie für diesen doch wohl eher gebildeten jüdischen Rabbi, mit dem man wenigsten mal diskutieren konnte, soweit soll es dann doch nicht gehen, dass er sich womöglich noch Ärger mit seinem Kaiser einfängt.

Da, wo religiöser Fundamentalismus, sei es im Judentum, sei es im Christentum, sei es im Islam oder in irgendeiner anderen Religion, wo religiöser Fundamentalismus und politische und militärische Macht ein unheilvolles Bündnis eingehen, da wartet am Ende der Tod auf den Menschen, da kommt Verderben über uns. Damit wir Menschen dies endlich erkennen, hat Gott seinen Sohn in die Welt gesandt, damit wir im Vertrauen auf seine Nähe, auf sein wahres Wort das Leben gewinnen können.

Johannes 19 - Jesus stirbt

Pilatus überantwortete Jesus, dass er gekreuzigt würde. 17 und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf hebräisch Golgatha. 18 Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. 19 Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden. 20 Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. 21 Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern, dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. 22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.

23 Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand. Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. 24 Da sprachen sie untereinander: Laßt uns das nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Psalm 22,19): "Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen." Das taten die Soldaten.
25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. 26 Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! 27 Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
28 Danach, als Jesus wußte, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. 29 Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund. 30 Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.

Zum Schluss ...

Wir löschen die Altarkerzen und die Taufkerze. Den Altar verhüllen wir mit einem schwarzen Tuch, auf das wir die Dornenkrone und Ilexzweige legen. Wir sprechen noch das Schlussgebet, empfangen Gottes Segen und gehen dann still nach Haus.



Grablegung - Andacht um 15.00 Uhr auf dem Friedhof in der Hüttenstraße

Wer es einrichten kann, kommt um 15.00 Uhr zur Sterbestunde Jesu auf den Evangelischen Friedhof in der Hüttenstraße. Mit den verbliebenen Freunden aus dem Jüngerkreis hören wir, wie Jesus vom Kreuz genommen und ins Grab gelegt wurde:

Johannes 19

38 Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, dass er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab. 39 Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund. 40 Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen.

41 Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. 42 Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war.

Mittwoch, 28. März 2018

Gründonnerstag

29. März 2018


Abweichend von der üblichen Leseordnung soll in diesem Jahr von Gründonnerstag bis zum Ostersonntag das Johannesevangelium (Kapitel 18-20) im Zentrum der Gottesdienste stehen. Das erfordert die eine oder andere Umstellung in den Gottesdienstordnungen. Trotzdem stelle ich zunächst den üblichen Ablauf des Gründonnerstag vor.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Gründonnerstag unter der Nummer 954.29. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Gott. (Ps 111, 4)

Gottesdienstidee 2018

Am Gründonnerstag wird es um die Verhaftung Jesu und das Verhör vor dem Hohenpriester gehen. Wenn wir in etwa den Gang der Ereignisse nachempfinden wollen, dass gehört dieses Mal das Abendmahl vor die Lesung der biblischen Texte. Wir werden dazu wie in all den Jahren zuvor uns an die Tische im erweiterten Altarraum setzen. Hier empfangen wir von unserem Nachbarn das Brot und reichen es weiter: "Christi Leib, für dich gegeben." - "Amen." Ebenso empfangen wir den Traubensaft und schenken unserem Nachbarn ein: "Christi Blut, für dich vergossen." - "Amen." Zum Fladenbrot und dem Traubensaft gibt es wie üblich auch Weintrauben.

So gestärkt höre wir, wie die Geschichte weitergeht. Bei Johannes lesen wir im 18. Kapitel:
1 Jesus ging hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen Jesus und seine Jünger. 2 Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern. 3 Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen.

4 Da nun Jesus alles wusste, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr? 5 Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin's! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen. 6 Als nun Jesus zu ihnen sagte: Ich bin's!, wichen sie zurück und fielen zu Boden.

7 Da fragte er sie abermals: Wen sucht ihr? Sie aber sprachen: Jesus von Nazareth. 8 Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Sucht ihr mich, so lasst diese gehen! 9 Damit sollte das Wort erfüllt werden, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.

10 Simon Petrus aber hatte ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. 11 Da sprach Jesus zu Petrus: Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?

12 Die Schar aber und ihr Anführer und die Knechte der Juden nahmen Jesus und banden ihn 13 und führten ihn zuerst zu Hannas; der war der Schwiegervater des Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war. 14 Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es wäre gut, ein Mensch stürbe für das ganze Volk.
Gegenüber den synoptischen Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas setzt Johannes einen anderen Schwerpunkt. Es spielen nicht in erster Linie der Verräter Judas und die Soldaten und später die Hohenpriester die aktiven Rollen, es ist vielmehr Jesus, der das Heft des Handelns fest in der Hand hat. Er geht den Weg, den Gott ihm bestimmt hat, er lenkt alles in diese Bahn.

So wartet Jesus bei der Verhaftung nicht auf den Verräter, nein, er selbst tritt den Soldaten entgegen und fragt, wen sie suchen. Er tritt auf wie einer, der zu gebieten hat - und tatsächlich fallen die Häscher auf die Knie, als Jesus sich zu erkennen gibt. Nicht einem, den sie gefangen nehmen wollen treten sie gegenüber, sondern einem König, dem König der Juden.

Und als Petrus ihn mit der Waffe in der Hand verteidigen will, weist Jesus ihn mit dem Verweis auf Gottes Handeln zurück: "Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?" Der, der seinen Herrn verteidigen will, stellt sich damit gegen Gott. Schon einmal hatte Jesus seinen ersten Jünger scharf zurückgewiesen, als dieser zu bedenken gab, dass es gefährlich sein könnte, wenn man dieses Mal zum Fest nach Jerusalem ginge. "Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist." (Mk 8,33)

In einem zweiten Durchgang geht es dann um das Verhör vor dem Hohenpriester:
15 Simon Petrus aber folgte Jesus nach und ein anderer Jünger. Dieser Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in den Palast des Hohenpriesters. 16 Petrus aber stand draußen vor der Tür. Da kam der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, heraus und redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein. 17 Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sprach: Ich bin's nicht. 18 Es standen aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlenfeuer gemacht, denn es war kalt und sie wärmten sich. Aber auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich.

19 Der Hohepriester befragte nun Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. 20 Jesus antwortete ihm: Ich habe frei und offen vor aller Welt geredet. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet. 21 Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe. 22 Als er so redete, schlug einer von den Knechten, die dabeistanden, Jesus ins Gesicht und sprach: Sollst du dem Hohenpriester so antworten? 23 Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise, dass es böse ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich? 24 Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.

25 Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist du nicht einer seiner Jünger? Er leugnete und sprach: Ich bin's nicht. 26 Spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im Garten bei ihm? 27 Da leugnete Petrus abermals, und alsbald krähte der Hahn.
Wenden wir uns zuerst dem Verhör zu. Jesus verweist darauf, dass der Hohepriester und alle, die um ihn stehen, doch Bescheid wissen müssen. Offen hat er im Tempel und in den Synagogen gelehrt und gepredigt. Nichts geschah im Verborgenen. Wie einen dummen Schuljungen meint einer der Knechte des Hohenpriesters Jesus zurechtweisen zu müssen. Der tritt ihm seinerseits nicht wie einer entgegen, der auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, sondern wie einer, der das Herrschen gewohnt ist, eben wie der König der Juden.

Weder der Hohepriester noch die anderen gelehrten Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde haben diesem Jesus etwas entgegenzusetzen. Natürlich wissen sie, dass er von der Liebe, von der Vergebung Gottes gesprochen hat - so, wie es die Heilige Schrift bezeugt -; natürlich wissen sie, dass er vor aller Welt mutig bezeugt hat: "Du sollst Gott deinen Herrn lieben von ganzem Herzen - und deinen Nächsten wie dich selbst." - auch das bezeugt die Heilige Schrift -; und Sie wissen natürlich auch, dass viele in ihm den verheißenen Messias sehen - so wie es die Heilige Schrift bezeugt.

Aber sie wollen das alles nicht hören, sie wollen diesem Sohn Gottes nicht folgen. Denn dann müssten sie ihr ganzes Leben ändern, dann müssten sie auf den anderen zugehen, und dann wäre auch ihre gesellschaftliche Stellung nichts mehr wert, für die sie doch so sehr gekämpft hatten - angesehen und ein Stück gefürchtet beim einfachen Volk, mehr oder weniger anerkannt, zu einem gewissen Grad auch respektiert von den römischen Besatzern. Das alles sollen sie aufgeben wegen dieses einen, wegen dieses Königs, wegen dieses Propheten aus Galiläa?

Die Geschichte des Petrus, der seinen Herrn dreimal verleugnet, denjenigen, den er kurz vorher mit dem Schwert verteidigen wollte, diese Geschichte macht deutlich, dass nicht allein die Hohenpriester und die frommen Juden versagen, auch diejenigen, die den Mann aus Nazareth besser kennen, die mit ihm durchs Land gezogen sind, die erlebt haben, wie in seiner Nähe Gottes Reich zu spüren waren, auch diese Menschen versagen: Ich kenne ihn nicht!

Ein wenig ratlos bleiben wir zurück. Gern würden wir unseren Glauben so fest bekennen wie es Jesus tut, doch zu befürchten ist, dass wir unseren Herrn wie Petrus verleugnen wenn es darauf ankommt. Und trotzdem gilt uns allen die Einladung Jesu:

Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken! (Mt 11,28)

Lieder für den Gottesdienst

Wenn das Brot, das wir teilen
EG 407 - Stern auf den ich schaue
Meine Zeit steht in deinen Händen
EG 488 - Bleib bei mir, Herr!

Sonntag, 25. März 2018

Karwoche und Ostern

Gründonnerstag - Karfreitag - Ostersonntag


Nachdem der Palmsonntag angebrochen ist, an dem wir des Einzugs Jesu in Jerusalem gedenken, beginnt die Karwoche, nach der wir am kommenden Sonntag morgens im Frühgottesdienst um 6.00 Uhr hören werden:


Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden - Halleluja!

Doch bevor wir diese Worte hören, müssen wir zuerst Jesus auf seinem Weg ans Kreuz begleiten. Daran führt kein Weg vorbei. In diesem Jahr wird uns dabei das Johannesevangelium mit seinen beeindruckenden Dialogen begleiten. Liest man die Kapitel 18 bis 20 in einem Zusammenhang, so erkennt man, dass in dieser Komposition des Evangelisten Jesus das Heft des Handelns in der Hand behält. In der letzten Konsequenz ist er es selbst, der den Prozess auf die Kreuzigung zulaufen lässt und unter dieser Voraussetzung zum Schluss sagen kann: "Es ist vollbracht."

Die entscheidenden Textpassagen, auf die ich mich in den Gottesdiensten beziehen werde, stelle ich vorab hier schon einmal zusammen.

Gründonnerstag - Einsetzung des Abendmahl und Verhaftung

Der Gottesdienst beginnt um 19.00 Uhr und ist mit einer Tischabendmahlsfeier verbunden. 

Jesus zu Petrus, der ihn mit Waffengewalt gegen die anrückenden Soldaten verteidigen will: "Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?" (Joh 18,11)

Als der Hohepriester Jesus dann über seine Jünger und über seine Lehre befragt, antwortet Jesus: "Ich habe frei und offen vor aller Welt geredet. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet. Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe." (Joh 18,19ff)

Parallel zu diesem Verhör erleben wir, wie Petrus Jesus dreimal verleugnet.

Karfreitag - Kreuzigung und Tod

Wir treffen uns zunächst morgens um 10.00 Uhr zum Abendmahlsgottesdienst. Nun spielt der römische Statthalter Pilatus eine große Rolle. Es geht um die Frage nach der Königsherrschaft Jesu, die mit dem Einzug in Jerusalem am Palmsonntag proklamiert wurde. 

"Mein Reich ist nicht von dieser Welt", antwortet Jesus auf die erste Frage des römischen Prokurators. "Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt." (Joh 18,36)

Pilatus lässt nicht locker: "So bist du dennoch ein König?" Jesus antwortet: "Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme." (Joh 18,37)

Dann stellt Pilatus die alles entscheidende Frage: "Was ist Wahrheit?" (Joh 18,38) Jedoch der Römer wie die jüdische Obrigkeit sind nicht Willens und in der Lage, sich mit dieser Frage ernsthaft auseinanderzusetzen. Pilatus stellt sie in den Raum und will Jesus wieder loswerden. Sollen die Juden doch mit "ihrem" König machen was sie wollen. 

Doch die jüdische Obrigkeit lässt nicht locker: "Kreuzige, Kreuzige!" (Joh 19,6) Auch wenn Pilatus im Folgenden erklärt: "Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen?" (Joh 19,10), so wird durch den Fortgang des Geschehens deutlich, dass er eben diese Macht nicht hat, da er sich nicht auf die Frage nach der Wahrheit eingelassen hat. 

Alles nimmt seinen Lauf und gipfelt in der Groteske, dass der Römer sich mit der jüdischen Drohung konfrontiert sieht, durch seine Haltung Jesu gegenüber ein Feind des Kaisers zu sein und die jüdische Obrigkeit, die sonst so stolz drauf ist, dem Kaiser in Rom keine göttliche Verehrung entgegen bringen zu müssen, auf einmal ein eindeutiges Bekenntnis zum römischen Staat ablegt: "Wir haben keinen König als den Kaiser." (Joh 19,15) 

"So spricht der HERR, der König Israels, und sein Erlöser, der HERR Zebaoth: Ich bin der Erste und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott." (Jes 44,6 ) In ihrem Hass, in ihrer Verblendung gilt diese Ansage kaum noch!

Nachmittags um 15.00 Uhr zur Sterbestunde Jesu hören wir auf dem Friedhof Hüttenstraße, hören wir, wie der Sohn Gottes stirbt - "Es ist vollbracht!" - und begraben wird. 

Ostersonntag - Auferstanden ins Leben

Wenn alles noch dunkel ist und die meisten noch schlafen, dann machen wir uns auf in die Gustav-Adolf-Kirche, wo um 6.00 Uhr der Osterfrühgottesdienst beginnt. Noch sind wir müde, noch sitzt uns das Karfreitagsgeschehen im Nacken: "Wir nahmen den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen. Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. Dahin legten wir Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war." (Joh 19,40) Aber die ersten Hoffnungsstrahlen brechen an: "Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. ..." Psalm 126,1f) und wir singen zaghaft: "Christ unser Licht." - "Gelobt sei Gott!"

Und dann wird mit jedem Augenblick die Kirche heller werden, durch das Licht der Osterkerze, das sich langsam ausbreitet, mit den Worten der Osterbotschaft, die wir hören und nach der Maria von Magdala zum Schluss bezeugt: 

Ich habe den Herrn gesehen!

Im Gegensatz zu Pontius Pilatus und anders als der jüdische Hoherat hatte sich Maria vom auferstandenen Jesus direkt ansprechen lassen "Maria!", und sie hatte ihm geantwortet "Rabbuni, mein Meister!" Keine Betrachtung aus der Ferne "Ach wie interessant!" - "Müsste man sich mal mit beschäftigen", sondern mittendrin, direkt betroffen, persönlich angesprochen!

Diese Botschaft ist das Fundament, auf dem Christen bis heute bekennen: "Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden und lebt! Halleluja." Weil das unsere Hoffnung ist uns bleibt, werden wir in diesem Gottesdienst Taufe und Abendmahl feiern. 

In den nächsten Tagen folgen die genaueren Planungen zu den einzelnen Feiertagen.