Freitag, 24. April 2020

Misericordias Domini

26. April 2020


Meinen Motorradblog findet man hier: https://bmwr1200gs-rkrueger.blogspot.com/
YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/user/pastorralfkrueger

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Misericordias Domini - Barmherzigkeit oder Güte Gottes - unter der Nummer 954.35. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr". Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. (Joh 10, 11a. 27-28a)

Wochenlied:

Der Herr ist mein getreuer Hirt (EG 274)
Es kennt der Herr die Seinen (EG 358)

Lieder im Gottesdienst:

Danke für diesen guten Morgen - EG 334,1.2.4.5
Die Erde ist des Herrn - EG 623,1-4
Laudato si - EG 515,1.2.6.7
Möge die Straße uns zusammenführen

Psalm 23

Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
2 Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
3 Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
5 Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
6 Gutes und Barmherzigkeit
werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Evangelium - Johannes 10, 11-16

Jesus sagt: 11 Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. 12 Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, 13 denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. 14 Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, 15 wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.

16 Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.

Predigt

Liebe Gottesdienstgemeinde an den Bildschirmen,

einen Moment kehren wir zurück in die Gustav-Adolf-Kirche. Den 23. Psalm haben wir vorhin gehört und eben die Geschichte vom Guten Hirten Jesus, wie Johannes sie überliefert hat. Halten wir uns noch einmal vor Augen, welche Bilder der 23. Psalm beschreibt. Zunächst: Gott ist für uns wie ein guter Hirte, der sich um uns kümmert, der für uns sorgt. Dieses Bild hatte ich vorhin mit dem des Schutzengels verbunden, den wir uns für unsere Wege wünschen: Motorradfahrer, aber auch Autofahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger, Eltern für ihre Kinder, eigentlich jeder Mensch für sich und für andere.

Wenn Gott der gute Hirte ist, so beinhaltet dieses Bild aber noch mehr als die schützende Begleitung auf unseren Wegen. Gott gibt uns alles, was wir zum Leben brauchen: Frisches Wasser, grüne Auen, einen reich gedeckten Tisch. Er leitet uns auf der richtigen Bahn, zeigt uns den Weg zu unserem Lebensziel - wir müssen nur auf ihn und sein Wort hören. Selbst wenn es um uns herum dunkel ist, müssen wir uns nicht fürchten. Denn Gott ist bei uns.

Wenn jetzt Jesus sagt: Ich bin der gute Hirte …, dann ist das zunächst einmal ein ungeheuerlicher Anspruch. Alles das, was in der Heilige Schrift über Gott gesagt wurde, das bezieht Jesus auf sich. Aber wenn wir dann auf sein Leben schauen, dann ist das keine Anmaßung. Denn Jesus hat ja genau das, was der 23. Psalm und was andere Bibelstellen über den guten Hirten sagen, gelebt. Jesus hat Menschen gegeben, was sie zum Leben brauchten, er hat sie satt gemacht an der Seele - Vergebung von Sünden - und am Leib - Speisung der 5000, Tischgemeinschaft mit vielen Menschen, Krankenheilung, ja sogar Tote hat er zu neuem Leben erweckt.

Letztendlich hat Jesus das, was man von einem guten Hirten erwartet, dass er nämlich die ihm anvertrauten Schafe gegen alle Gefahren beschützt, das hat Jesus bis zur letzten Konsequenz gelebt. Er hat sein Leben tatsächlich hingegeben, damit wir vom Tod und von dem, was unser Leben kaputt macht, erlöst werden.

Das Alte Testament verwendet das Bild des Hirten aber nicht allein für Gott. Auch die Könige und die Politiker werden als Hirten bezeichnet, die ihr Volk weiden sollen: Also für die Menschen da sein, Politik und Wirtschaft so gestalten, dass jeder zu seinem Recht kommen kann. Leider entsprachen und entsprechen nur wenige dieser Vorstellung. Wir hören nachher noch einmal einen Bibeltext vom Propheten Hesekiel, wo Gott den Herrschern, den Hirten seines Volkes das Gericht ansagt, weil die ihrer Aufgabe nicht nachkommen. Sie weiden sich selbst und vergessen die ihnen anvertrauten Menschen. Deshalb wird Gott diesen Unterdrückern das Hirtenamt nehmen und sich selbst um seine Herde kümmern.

Wohin es führt, wenn politischen Machthaber und religiösen Führer eigenen Ideen und nicht Gottes Wort folgen, wenn Machtansprüche und religiöser Fundamentalismus oder religiöse Richtigkeiten wichtiger sind als eine Menschenfreundlichkeit, die jedem zu seinem Recht verhilft, das mussten Menschen erleben, als Jesus durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus und den jüdischen Hohenrat zum Tode verurteilt wurde. Diese Machthaber konnten es nicht ertragen, dass da einer auftrat, auf den sie keinen Einfluss hatten. Dieser Jesus von Nazareth erhob den Anspruch, die Menschen führen und leiten zu wollen, wie das von Gott selbst erzählt wurde - und damit hielt er den Mächtigen einen Spiegel vor, in dem sie ihr eigenes Fehlverhalten hätten erkennen können. Selbsterkenntnis ist immer der erste Schritt zur Besserung, aber dieser Schritt fällt bis heute schwer.

Wenn wir diese Gedanken auf unsere Gegenwart übertragen, dann müsste eigentlich klar werden, dass wir manches verändern müssen. Das gilt am heutigen Sonntag aus gegebenem Anlass für Motorrad- und Autofahrer und auch alle anderen Verkehrsteilnehmer, dass wir Rücksicht aufeinander nehmen, dass wir Vorsicht um Umsicht walten lassen, dass wir uns bemühen, den anderen wahrzunehmen, damit möglichst alle heil und behütet unterwegs sein können und sicher wieder nach Hause kommen.

Das gilt aber auch für die Zeit, die vor uns liegt, wenn die gegenwärtige Krise aufgearbeitet werden muss. Was ist im Vorfeld schief gelaufen? Wo liegen generell Versäumnisse? Was waren die richtigen, aber auch: was waren die falschen Entscheidungen? Welche politischen und wirtschaftlichen Strukturen müssen wir aufbauen, um besser gewappnet zu sein? Was muss getan werden, um besonders die Schwachen zu schützen - das sind nicht allein die schwachen Menschen, sondern auch schwache Staaten und Erdteile, die auch sonst eine schwere Bürde tragen müssen, damit es den anderen gut geht? Hier muss es einen gerechten Ausgleich geben.

Kriterien für so eine Neugestaltung des Lebens bietet das Bild vom Guten Hirten, das den heutigen Sonntag so prägt. Der Gute Hirte sorgt für die ihm anvertraute Herde, er gibt den Menschen, was sie zum Leben brauchen, er zeigt den Weg zum Ziel des Lebens - und selbst da, wo es dunkel ist, bleibt der Gute Hirte bei seiner Herde.

Der Schlusssatz des 23. Psalm macht deutlich, dass so ein Leben, das sich an Gott ausrichtet, durchaus auch ein erfolgreiches sein kann: Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang - nicht automatisch, aber wenn ich in Gottes Haus bleibe, wie es der Psalmbeter sagt, dann werde ich das Gute und die Barmherzigkeit immer wieder finden. Amen.

Wir hören bzw. singen jetzt das Lied “Die Erde ist des Herrn”. Im Gesangbuch die Nummer 623. Danach geht es noch einmal für eine kurze Zeit zurück auf die Strecke. Zum Abschluss sind wir dann wieder hier in der Kirche.

Alttestamentliche Lesung - Hesekiel 34,1-2.10-16.31

1 Und des HERRN Wort geschah zu mir: 2 Du Menschenkind, weissage gegen die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?

10 So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen.

11 Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. 12 Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war. 13 Ich will sie aus allen Völkern herausführen und aus allen Ländern sammeln und will sie in ihr Land bringen und will sie weiden auf den Bergen Israels, in den Tälern und an allen Plätzen des Landes. 14 Ich will sie auf die beste Weide führen, und auf den hohen Bergen in Israel sollen ihre Auen sein; da werden sie auf guten Auen lagern und fette Weide haben auf den Bergen Israels. 15 Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen, spricht Gott der HERR. 16 Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist.

31 Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der HERR.

Donnerstag, 23. April 2020

Friedensgebet

24. April 2020


Die Teamerinnen und Teamer Tobias, Johannes, Penelope, Caro, Max, Paul und Jasmin haben sich verabredet und dieses Friedensgebet erstellt. Es wird heute, Freitag - 24. April 2020, um 18.00 Uhr zur gewohnten Zeit des Friedensgebetes freigeschaltet
Das ist richtig gut geworden :-) Viele Grüße, euer Pastor

Freitag, 17. April 2020

Quasimodogeniti

19. April 2020


Live-Stream im JAM - Jugendzentrum Meppen

Seit dem 29. März werden auf dem Youtube-Kanal "Meppen mag dich" ökumensiche Gottesdienste gestreamt. Am 1. Sonntag nach dem Osterfest gestalteten Pastor Wellbrock von der katholische St. Paulus-Kirche hier in Meppen und ich den Gottesdienst gemeinsam.


Osnabrücker Kirchenbote zu den Gottesdiensten im Live-Stream

07.04.2020

Der Sonntagsname

Den meisten wird der Name dieses Sonntags - wie wohl auch die folgenden bis zum Pfingstfest - kaum noch etwas sagen. Es ist jeweils ein lateinischer Bibelvers, der den Sonntagen früher den Namen gegeben hat. In diesem Fall stammt der Vers aus dem 1. Petrusbrief: “Quasi modo geniti infantes, halleluja, rationabile sine dolo lac concupiscite, halleluja.” (1. Petr. 2,2) Die Einheitsübersetzung empfindet die lateinische Wortstellung gut nach: „Wie neugeborene Kinder, Halleluja, verlangt nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, Halleluja.“

So geläufig uns die Rede von der Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist, so schwer fällt manchem - vielleicht müssen wir erweitern: vielen; oder gar allen - der Glaube an dieses fundamentale Datum des Christentum. Deshalb rät der Verfasser des Petrusbriefes den Christen, sich ganz allmählich diesem Glaubensgrund zu nähern, mit leichter Kost am Anfang, wie auch neugeborene Kinder erst nach längerer Zeit feste Nahrung zu sich nehmen können.

Das Evangelium dieses Sonntags illustriert, was gemeint ist. Nach seiner Auferstehung war Jesus einem Teil seiner Jüngern erschienen. Thomas war nicht anwesend. Als die anderem ihm sagten "Wir haben den Herrn gesehen!" konnte er nur entgegnen: "Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's nicht glauben." (Joh 20,25) Damit kommt Thomas der Glaubens- und Gefühlslage vieler Menschen unserer Gegenwart sehr nahe.

Der auferstandene Jesus nimmt den - man könnte sagen: kindlichen - Wunsch seines Jüngers sehr ernst und erscheint ein zweites Mal. Er bietet Thomas an, einfachste "kindliche" Schritte zu tun und die Wunden zu berühren. Aber allein die Begegnung mit Jesus genügt, dass Thomas bekennen kann: "Mein Herr und mein Gott!" Eine direkte Berührung, wie er es sich zunächst gewünscht hatte, die braucht er jetzt nicht mehr. Allein das Zusammentreffen und die Anrede durch den Auferstandenen sind ausreichend.

Damit ist auch für Thomas das Unfassbare und Unbegreifbare der Auferstehung Jesu von den Toten zu einem erzählbaren Ereignis geworden. Auch Thomas kann jetzt bekennen: "Ich habe den Herrn gesehen!" Und mit diesem Bekenntnis hat Thomas - wie auch die anderen Jünger - durch die Kraft des Heiligen Geistes Menschen angesprochen, im wahrsten Sinn des Wortes "begeistert" und zum Glauben gebracht - letztendlich bis heute.

Biblische Texte

Lesung: Joh 20,19-31 (s.u. - Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, © 2016 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart)
Predigt: Jes 40, 26-31 (s.u. - Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart)

Lieder 

Christ ist erstanden - GL 318; EG 99
Gott in der Höh, sei Preis - GL 172; EG 180.2
Nun bitten wir dich, Jesus Christ - GL 328,5+6; EG 103,4+5
Laudate omnes gentes (2x) - GL 386; EG 181.6
Nun saget Dank und lobt - GL 385,1+4;  EG 294,1+4

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Quasimodogeniti unter der Nummer 954.34. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr". Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochenspruch:

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (1. Petr 1,3)

Wochenlied:

Mit Freuden zart (EG 108)
Der schöne Ostertag (EG 117)

Evangelium Joh 20,19-31 - Die Geschichte von Thomas

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 

Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Thomas, der Dídymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen.

Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.

Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei.
Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!
Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind.

Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.

Predigt über Jes 40, 26-31 - Israels unvergleichlicher Gott

Den Anfang der Predigt, die ich beim Live-Gottesdienst im JAM gehalten habe, haben die Leserinnen und Leser auf dieser Seite schon in der Einführung zum Sonntag gelesen. 

Bevor ich zum Predigttext aus dem Buch des Propheten Jesaja komme, greife ich noch einmal kurz auf den alten Sonntagsnamen zurück: Quasimodogeniti - wie die neugeborenen Kindlein nähert euch dem christlichen Urdatum der Auferstehung. Das Evangelium vom kritischen, vom nachfragenden Thomas illustriert, was gemeint ist. "Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht." (Joh 20,25) Damit kommt Thomas der Glaubens- und Gefühlslage vieler Menschen sehr nahe. Deshalb ist es gut, dass diese Geschichte in der Bibel steht, und es ist auch gut, dass sie eine Woche nach dem Auferstehungsfest gelesen wird. Zweifel und Fragen gehören zum christlichen Leben dazu.

Der auferstandene Jesus nimmt diesen - man könnte sagen: kindlichen - Wunsch seines Jüngers sehr ernst und erscheint ein zweites Mal. Jesus bietet ihm an, was er sich gewünscht hat: “Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite.” Allein diese Begegnung mit Jesus genügt, dass Thomas bekennen kann: "Mein Herr und mein Gott!" Eine direkte Berührung, einen handfesten Beweis braucht er jetzt nicht mehr.

Damit ist auch für Thomas das Unfassbare und Unbegreifbare der Auferstehung Jesu von den Toten zu einem erzählbaren Ereignis geworden. Auch Thomas kann jetzt bekennen: "Ich habe den Herrn gesehen!" Und mit diesem Bekenntnis hat Thomas - wie auch die anderen Jünger - durch die Kraft des Heiligen Geistes Menschen angesprochen, im wahrsten Sinn des Wortes "begeistert" und zum Glauben gebracht - letztendlich bis heute.

Wenn das unser Bekenntnis wird, wenn wir beginnen zu glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, können wir hören und verstehen, was Jesaja seinem niedergeschlagenen Volk sagte.

Israel hatte gerade seine ganz besondere Corona-Krise erlebt. Man hatte einen Krieg, an dem König und Fürsten nicht unschuldig waren, man hatte diesen Krieg gegen die Großmacht Babylon verloren. Jerusalem war gebrandschatzt, der Tempel zerstört und die Oberschicht nach Babylon deportiert worden. Hier hockten sie nun, fernab der Heimat, ohne Tempel, ohne Gottesdienst. Und das Schlimmste, die Babylonier triumphierten: Euer Gott hat verloren, Marduk ist stärker. In diese Situation hinein spricht Jesaja:

Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.

Jesaja fordert die Menschen auf, den Nachthimmel mit all seinen Sternen und Sternbildern zu betrachten. Wer hat dies alles gemacht, fragt er. Und seine Antwort ist klar: Das alles hat unser Gott gemacht, der Gott unserer Väter Abraham, Isaak und Jakob, der Gott, der sein Volk aus Ägypten befreit hat.

Wir auf der nördlichen Halbkugel könnten jetzt im Frühjahr auf die erwachende Natur verweisen. Nach dem Todesschlaf des Winters erwacht alles zum Leben. Auch das macht Gottes schöpferische Hand - genauso, wie er seinen Sohn Jesus Christus von den Toten auferweckt hat.

Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«?

Jesaja lässt sich von den dunklen Zeiten nicht gefangen nehmen.

Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.

Gott lässt sein Volk nicht allein, das ist die Botschaft des Propheten. Gott gibt neue Kraft denen, die darauf vertrauen, dass der Glaube jede Krise überwindet. So war das auch bei den Israeliten. Nach 70 Jahren im Exil durften sie zurückkehren in die alte Heimat.

Was die Heimkehrer damals fühlten, als sie zurück nach Jerusalem kamen, das werden wir ein Stück nachempfinden können, wenn letztendlich die Corona-Pandemie so eingedämmt ist, dass ein normales Leben wieder möglich ist. Durch das bedachte Vorgehen der Politik und das disziplinierte Verhalten der Bürger sind erste Erfolge erzielt worden und kleine Erleichterungen konnten beschlossen werden. Nicht dass wir leichtsinnig werden und die Lockerungen ausnutzen. Und wir werden nicht einfach da weiter machen können, wo das Leben zum Stillstand kann. Wir müssen unseren Lebensstil überdenken und Lehren aus der Krise ziehen. Am Ende steht das Leben - nicht allein im Himmel, sondern hier auf Erden.

Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Amen.

Sonntag, 12. April 2020

Ostersonntag - Tag der Auferstehung

12. April 2020


In diesem Jahr können wir unsere Ostergottesdienste nicht in der Kirche feiern. Deshalb haben wir den Gottesdienst wieder vorab aufgenommen. Wir haben Elemente des Frühgottesdienstes mit einbezogen.


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Ostermorgen bzw. zur Osternacht unter der Nummer 954.31, zum traditionellen Festgottesdienst unter 954.32. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr". Zunächst findet sich die Einführung zu Ostern. Von dieser Website kann man die einzelnen Anlässe zu Ostern - Osternacht - Ostersonntag - Ostermontag - anklicken.

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offb 1, 18)

Wochenlied:

Christ ist erstanden (EG 99)

Lieder im Gottesdienst:

Christ ist erstanden (EG 99)
Ich bin getauft auf deinen Namen (EG 200)
Auf, auf, mein Herz mit Freuden (EG 112)
Er ist erstanden, halleluja (EG 116)

Erinnerung an Karfreitag


Wir nahmen den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen. Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. Dahin legten wir Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war.

Psalm 6

Ach HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn
    und züchtige mich nicht in deinem Grimm!
3 HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach;
    heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken
4 und meine Seele ist sehr erschrocken.
    Ach du, HERR, wie lange!
5 Wende dich, HERR, und errette mich,
    hilf mir um deiner Güte willen!
6 Denn im Tode gedenkt man deiner nicht;
    wer wird dir bei den Toten danken?
7 Ich bin so müde vom Seufzen; / ich schwemme mein Bett die ganze Nacht
    und netze mit meinen Tränen mein Lager.
8 Mein Auge ist trübe geworden vor Gram
    und matt, weil meiner Bedränger so viele sind.

Zwischen den Psalmen erscheint die neue Osterkerze 2020

Psalm 13

2 HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen?
    Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?
3 Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele / und mich ängsten in meinem Herzen täglich?
    Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?
4 Schaue doch und erhöre mich, HERR, mein Gott!
    Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe,
5 dass nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden,
    und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke.
6 Ich aber traue darauf, dass du so gnädig bist; / mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst.
    Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl an mir tut.

Psalm 126

Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird,
    so werden wir sein wie die Träumenden.
2 Dann wird unser Mund voll Lachens
    und unsre Zunge voll Rühmens sein. Dann wird man sagen unter den Heiden: Der HERR hat Großes an ihnen getan!
3 Der HERR hat Großes an uns getan;
    des sind wir fröhlich.
4 HERR, bringe zurück unsre Gefangenen,
    wie du die Bäche wiederbringst im Südland.
5 Die mit Tränen säen,
    werden mit Freuden ernten.
6 Sie gehen hin und weinen
    und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.

Die Elemente von Karfreitag werden vom Altar entfernt, Bibel und Gottesdienstbuch aufgeschlagen und die neuen Altarkerzen aufgestellt.

Der Ostermorgen - Johannes 20,1-18

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Hans Holbein der Jüngere / Public domain
1 Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weg war. 2 Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

3 Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus und sie kamen zum Grab. 4 Es liefen aber die zwei miteinander und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab, 5 schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein. 6 Da kam Simon Petrus ihm nach und ging in das Grab hinein und sieht die Leinentücher liegen, 7 aber das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden war, nicht bei den Leinentüchern liegen, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort. 8 Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und glaubte.

9 Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste. 10 Da gingen die Jünger wieder heim.

11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab 12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. 13 Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

Bildnachweis s.o.
14 Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. 15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen.

16 Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!

17 Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.

18 Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt!


Altarkerzen werden von der Osterkerze entzündet. Dazu spielt der Posaunenchor "Christ ist erstanden" (EG 99)

Tauferinnerung


Biblische Lesung Röm 6,3-5

Wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein.

Auch wir, die wir getauft sind, liebe Mitchristinnen und Mitchristen, auch wir haben Anteil am Sterben, aber zugleich auch an der Auferweckung Christi. Auch in uns erwacht heute, an diesem Morgen, neues Leben. Und dieses neue Leben befähigt uns, aus dem Land unserer Gefangenschaften, aus unseren Zwängen, den selbstgemachten und den auferlegten, aufzubrechen in ein neues Land, in ein Land, in dem Gottes Heiliger und Guter Geist uns leitet und führt.

Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Posaunenchor spielt: Ich bin getauft auf deinen Namen (EG 200)

Predigt über 1. Kor 15,12-20

12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? 13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. 14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. 15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. 16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. 17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; 18 so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. 19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. 20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

Posaunenchor spielt: Auf, auf, mein Herz mit Freuden (EG 112)

Fürbitten und Vaterunser

Entlassung und Segen

Posaunenchor spielt: Er ist erstanden, halleluja (EG 116)

Donnerstag, 9. April 2020

Karfreitag - Kreuzigung und Tod

10. April 2020


Gottesdienst als Podcast

Da wir im Augenblick nicht in unseren Kirchen zum Gottesdienst zusammenkommen können, wollen wir die uns verbleibenden Möglichkeiten nutzen, um miteinander über Gottes Wort nachzudenken. So ist hier wieder ein aufgezeichneter Gottesdienst zu sehen.


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Karfreitag unter der Nummer 954.30. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochenspruch:

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Joh 3, 16)

Wochenlied:

O Haupt voll Blut und Wunden (EG 85)
In einer fernen Zeit (Singt Jubilate 17)

Lieder im Gottesdienst

O Mensch, bewein dein Sünde groß (EG 76,1-2)
Herzliebster Jesu (EG 81,1.2.5)

Evangelium: Joh 19, 16-30

Pilatus überantwortete Jesus, dass er gekreuzigt würde. 17 und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf hebräisch Golgatha. 18 Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. 19 Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden. 20 Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. 21 Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern, dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. 22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.

23 Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand. Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. 24 Da sprachen sie untereinander: Laßt uns das nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Psalm 22,19): "Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen." Das taten die Soldaten.
25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. 26 Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! 27 Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
28 Danach, als Jesus wußte, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. 29 Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund. 30 Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.

Predigt Amos 9,1.11-15 - Das künftige Heil des Gottesvolkes

Wer meine Predigten in der Passionszeit verfolgt hat, weiß, dass ich seit Invocavit immer wieder über Texte aus dem Buch Amos gepredigt habe. Der Prophet Amos stammte aus dem Südreich Juda. Von Beruf war er Viehzüchter - hatte prinzipiell erst einmal keinen Verkündigungsauftrag. Gott aber berief Amos zum Propheten. Der konnte sich nicht wehren. “Der Löwe brüllt – wer fürchtet sich nicht? Der Herr, der mächtige Gott, redet – wer wird da nicht zum Propheten?”

In Gottes Namen kritisierte Amos scharf, dass die sozialen Unterschiede in Israel immer stärker hervortraten und die ärmeren Bevölkerungsschichten ausgebeutet wurden. Für dieses Verhalten sagte Gott seinem Volk das Gericht an. Es ist erschreckend und faszinierend, wie aktuell die Botschaft des Propheten ist.

Bevor wir aus dem letzten Kapitel des Prophetenbuches heute am Karfreitag den Abschnitt hören, wo Amos von der Hoffnung für Israel sprechen durfte, rekapitulieren wir noch einmal seine Anklagepunkte. Ich denke, Ihnen wird es gehen wie mir. Immer wieder stehen einem Bilder und Ereignisse aus der Gegenwart vor Augen, wenn wir die biblische Botschaft hören.
  • Invokavit: Menschen werden in die wirtschaftliche Abhängigkeit gebracht
    Ihr verkauft ehrliche Leute als Sklaven, nur weil sie ihre Schulden nicht bezahlen können, ja ihr verkauft einen Armen schon, wenn er euch eine Kleinigkeit wie ein Paar Sandalen schuldet.
  • Reminiscere: Israel ist unbelehrbar
    Amos zählt in Gottes Namen auf, was in der Vergangenheit immer wieder passiert war: Hungersnot - Dürre - Mehltau und Kornbrand - Heuschreckenplagen - Pest - Untergang großer Städte und Metropolen - nur ein paar Menschen überlebten die Katastrophe ... »Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der Herr. 
  • Laetare: Wenn all das Unrecht nicht abgestellt wird, hat Gott auch keinen Gefallen am Gottesdienst.
    21 Der Herr sagt: »Ich hasse eure Feste und kann eure Feiern nicht ausstehen. ... 23 Hört auf mit dem Geplärr eurer Lieder! Euer Harfengeklimper ist mir lästig! 24 Sorgt lieber dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen das Land erfüllen wie ein Strom, der nie austrocknet.«
  • Judika: Geld, Geld Geld
    Hört her, ihr Unterdrücker und Ausbeuter! Euer ganzes Tun zielt darauf ab, die Armen im Land zu ruinieren! 5 Ihr sagt: »Wann ist endlich das Neumondfest vorbei, wann ist endlich der Sabbat vorüber? Dann können wir unsere Speicher öffnen und Korn verkaufen ... 6 und sogar noch den Abfall mit Gewinn loswerden.«
In einer letzten Vision sieht Amos Gott riesengroß über dem Altar vor dem Tempel stehen. Er gab einem Engel den Befehl: »Schlag auf die Kapitelle der Tempelsäulen, dass der ganze Bau bis in die Fundamente erzittert! Zerschmettere die Säulen, dass sie diesen Leuten auf den Kopf fallen! Und wer das überlebt, soll durch das Schwert des Feindes umkommen. Niemand wird sich retten können, niemand mit dem Leben davonkommen.«

Ja, das ist das Gericht, das Gott durch den Mund seines Propheten den Menschen ansagt, aber: Das von Amos beschriebene Verhalten - und erschreckend ist, dass wir unsere Gegenwart in diesen Worten wiedererkennen - dieses Verhalten der Menschen führt in den Untergang - es bedarf gar nicht der Strafe Gottes. Die Menschheit richtet sich selbst, weil sie gottlos - ohne Gott - lebt, weil sie somit auch nicht nach Gottes Willen fragt, weil nur die eigenen Interessen zählen.

Um die Folgen dieser Gottlosigkeit deutlich zu machen, stirbt der Sohn Gottes stellvertretend für uns, für die Menschheit. Sie fragen, wie das zu verstehen ist? Im Grunde genommen ganz einfach! Am letzten Sonntag hörten wir die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem. Er wurde von den Menschen als König begrüßt. Allerdings realisierte niemand, was diesen König kennzeichnete. Das war keineswegs Kampfeskraft und der politische Wille, sich durchzusetzen, nötigenfalls mit Gewalt. Dieser König zeichnete sich vielmehr aus durch Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Armut und Bescheidenheit und Demut: »Gott lieben von ganzem Herzen«, das war für ihn das höchste Gebot! Und das andere kam dem gleich: »Und deinen Nächsten wie dich selbst.«

Die weltlichen Machthaber, die römischen Besatzungstruppen mit dem Statthalter Pontius Pilatus und der jüdische König Herodes Antipas, die fühlten sich natürlich provoziert, weil da auf einmal ein anderer den Anspruch erhob, dass man ihm folgen solle. Das Volk fühlte sich später getäuscht, weil dieser König nicht zu den Waffen griff und den verhassten Feind aus dem Land trieb.

Und dann passierte noch etwas. Im Tempel gab es einen Aufruhr, weil das geschäftliche Treiben der Händler und Geldwechsler Jesus ein Greuel war. Ihn packte ein heiliger Zorn und er warf Tische und Bänke um und störte die einträglichen Geschäfte erheblich: »Mein Haus soll ein Bethaus sein, ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!«

Was dann kam, ereignete sich in der Geschichte immer wieder, und das ist bis heute für diejenigen, gegen die es sich richtet, immer tödlich: Religiöse und weltliche Machthaber gingen eine unheilige Allianz ein. Der Unruhestifter musste verschwinden. Da war jedes Mittel recht, auch Mord. Danach konnte man wieder zur gewohnten Tagesordnung übergehen - das war das Kalkül! Jetzt aber sollte jeder wissen: Wir lassen uns nicht reinreden!

Doch, es wurde ihnen hinein geredet! Gott ließ sich das Wort nicht verbieten. Wer es glauben kann, der weiß, dass Gott den König der Juden, Jesus von Nazareth, seinen eingeborenen Sohn, dass er den am dritten Tage von den Toten auferweckte. Und damit wurde auch klar, wie diese Welt bestehen kann, nämlich in Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Armut - sagen wir heute: Bescheidenheit - und Demut!

Amos hatte vom Gericht Gottes gesprochen. Das taten nach ihm auch die vielen anderen Propheten, die Gott seinem Volk sandte. Unter ihnen war auch Hesekiel, mehr als 200 Jahre nach Amos. Hesekiel wusste vom Untergang Israels und Judas. In der babylonischen Gefangenschaft, nach der großen Katastrophe des Untergangs, nach der Zerstörung des Tempels und nach der Deportation in das ferne Babylon, wo die Israeliten mit Fronarbeit ihre Kriegsschuld bezahlen mussten, da durfte Hesekiel seinem Volk Hoffnung geben: »So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?« (Hes 33,11)

Genauso war es aber auch bei Amos. Ganz am Ende seines Buches, mit den letzten Versen, durfte Amos seinem Volk sagen, dass Gott Israels Leben und nicht den Tod will. Durch den Mund seines Propheten sagt Gott seinem Volk: »Es kommt der Tag, an dem ich die verfallene Hütte Davids wieder aufrichten werde. Ich maure die Risse zu und ziehe die eingestürzten Mauern hoch, sodass das Haus Davids in alter Pracht wieder ersteht.«

Wir müssen wählen. Auf der einen Seite steht der Tod. Er gaukelt uns vor, dass wir es nur wollen müssen, dann bekämen wir, was das Herz begehrt und könnten in Freuden leben. Am Ende stehen wir aber mit leeren Händen da, weil wir nichts festhalten können. Auf der anderen Seite steht Gott. Der fordert uns auf: Kehrt um, seid gerecht und hilfsbereit, bescheiden und demütig. Sorgt dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen die Welt erfüllen und niemals versiegen. Dann werdet ihr leben - und wenn auch wir einst sterben, sterben wir im Frieden, im Frieden mit Gott, im Frieden mit uns selbst, im Frieden mit der Welt.

Für den ersten Weg steht das Kreuz Jesu auf Golgatha, für den zweiten die Auferstehung Ostern und das letzte Bild aus dem Propheten Amos: »13 Es kommt eine Zeit - sagt der Herr -, da werden die Schnitter schon zur Ernte antreten, kaum dass die Pflüger ihre Arbeit beendet haben, und an die Weinlese schließt sich sogleich die nächste Aussaat. Es wird so viele Trauben geben, dass ihr Saft die Berge und Hügel herabfließt. 14 Dann werde ich für mein Volk alles wieder zum Guten wenden. ...«

Das sagt der Herr, euer Gott, das sagt er damals, das sagt er heute, auch am Karfreitag!

Gründonnerstag - Einsetzung des Abendmahl und Verhaftung

09. April 2020

Seit dem 29. März werden auf dem Youtube-Kanal "Meppen mag dich" ökumensiche Gottesdienste gestreamt. Heute am Gründonnerstag gestalteten Pastor Wellbrock von der katholische St. Paulus-Kirche hier in Meppen und ich den Gottesdienst gemeinsam. Ich bette das Video zunächst einmal ein.


Lieder für den Gottesdienst: 

- Gott liebt diese Welt (GL 464, 1-3+5 - EG 409, 1-3+5)
- Wenn das Brot das wir teilen (GL 470,1-5)
- Liebe ist nicht nur ein Wort (EG 613,1-3)
- Im Frieden dein, o Herre mein (GL 261, 1-3, EG 222, 1-3)

Lesung 1 Kor 11,23-26

Schwestern und Brüder!
Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe:
Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot,
sprach das Dankgebet, brach das Brot
und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!
Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch
und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut.
Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!
Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt,
verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Predigt über Joh 13,1-15

Es tat gut, in der biblischen Lesung die Worte des Apostel Paulus zu hören. Der gibt seiner Gemeinde in Korinth, und damit auch uns, die Einsetzungsworte zum Abendmahls bzw. zur Eucharistie weiter, die er von Jesus selbst empfangen hat. An diesen Worten orientieren wir uns in unseren Kirchen, wenn wir das Mahl des Herrn einsetzen. Deshalb haben Pastor Wellbrock und ich auch unsere Abendmahlsgeräte mitgebracht, Pastor Wellbrock das von seiner Primiz, ich habe das Tongeschirr dabei, das wir heute Abend verwendet hätten, wenn wir zum Tischabendmahl hätten zusammenkommen können.

Screenshot
Vielen Menschen ist gerade der Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag ganz wichtig. Ein letzte Mal feierte Jesus mit seinen Jüngern das Passamahl und setzte dabei für uns das Abendmahl ein: Das tut zu meinem Gedächtnis.

Heute haben wir die Abendmahlsgeräte nur zur Ansicht mitgebracht. Der Mangel schmerzt. Aber wir müssen - und können das aushalten. Jesus selbst hat ja gesagt, dass er nach dem heutigen Tag das Mahl erst wieder im Reich seines Vaters feiern wird. So lange müssen wir nicht warten. Wenn es die Umstände erlauben, werden wir wieder in den Kirchen zu den Gottesdiensten und den Mahlfeiern zusammenkommen.

Der Gründonnerstag hält uns aber nicht allein den Mangel vor Augen. Neben dem Bericht von der Mahlfeier gehört eine weitere Erzählung zu diesem Tag. Die beschriebenen Zeichenhandlung spricht in dieser gegenwärtigen Zeit vielleicht noch deutlicher zu uns als das vertraute Brot und der bekannte Kelch.

Ich habe eine Waschschüssel mitgebracht, dazu Wasser in Wasserkocher, Seife und ein Handtuch. Es sind Gegenstände aus dem Alltag. Ich denke, die meisten von Ihnen werden die Geschichte kennen, die hinter diesen Gegenständen steht. Nach der Mahlzeit nimmt Jesus eine Schüssel und wäscht seinen Jüngern die Füße.

Sreenshot
Wie gut, dass wir zu Hause sind, wird jetzt der eine oder die andere von Ihnen denken. Zu mir kann er nicht kommen und mich auffordern, die Schuhe und die Strümpfe auszuziehen, um mir die Füße zu waschen. Das mögen wir nicht, dass jemand anderes uns an die Füße geht. Das ist uns unangenehm. An meine Füße lasse ich niemanden dran. So war das ja auch in der biblischen Geschichte bei Petrus.

Ich lasse jetzt mal das Gespräch aus, das Jesus an dieser Stelle mit Petrus und den anderen Jüngern führte. Ich nähere mich von der ganz praktischen Seite der Geschichte. Die älteren unter den Gottesdienstteilnehmern werden vielleicht denken: Komm erst mal in unser Alter, dann weißt du, wie gut die Fußpflege tut. Und die vielen Patienten in den Krankenhäusern - egal ob sie am Corona-Virus erkrankt sind oder ob sie sich aus anderen Gründen in ärztliche Behandlung begeben mussten - diese Menschen werden dankbar sein, wenn sich jemand ihrer Pflege annimmt.

In solchen Situationen, in denen wir uns selbst nicht helfen können, sind wir auf die Zuwendung anderer angewiesen. Auch wenn wir in diesen Tagen manches erleben, worüber wir nur den Kopf schütteln können - Hamsterkäufe sind das Harmloseste. Missachtung der Hygieneempfehlungen und dann fahrlässige Nähe zu anderen Menschen, die in der Folge mit dem Virus infiziert werden, das steht schon auf einem anderen Blatt. Und Anfeindungen, denen Pflegekräfte mancherorts ausgesetzt sind - eine Krankenschwester aus Frankreich berichtete, dass Nachbarn sie aufgefordert hätten, die Türklinken nicht mehr zu berühren, oder besser noch: vorübergehend woanders zu wohnen - so etwas geht gar nicht.

Neben diesen unschönen Dingen gibt es viele gute Zeichen des Miteinanders: Einkaufshilfen, Anrufe bei denen, die wir im Augenblick nicht besuchen dürfen. Dank und Anerkennung für den Dienst in den Krankenhäusern, Einsatz Sanitäter, Feuerwehr, Polizeikräfte. Und auch wenn die Politiker das eine oder andere Mal mit ihren Maßnahmen übers Ziel hinausschießen, im großen und ganzen bemühen sie sich, unser Land gut durch die Krise zu steuern. Gottesdienste und Andachten in den verschiedensten Formen, was immer möglich ist. All das sind ermutigende Zeichen.

Noch einmal zurück zur biblischen Geschichte. Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, sagte er ihnen:

Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Wenn die Corona Krise überwunden ist, dann dürfen wir nicht einfach zur Tagesordnung wieder übergehen. Diese Krise führt uns jetzt eklatant die Schwachstellen unseres Lebensstils vor Augen - und das weltweit. Wenn alles nur auf Gewinnoptimierung ausgerichtet ist, dann brechen in einer Krise, wie wir sie jetzt erleben, gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen wie ein Kartenhaus zusammen. Wenn wir hier nicht ansetzen und neue Wege für unser Leben, eben auch für die Wirtschaft und die Politik suchen, dann steht die nächste Katastrophe schon vor der Tür, die uns dann noch ärger treffen kann als diese.

Dass solch eine Besinnung nicht selbstverständlich ist, zeigt uns die biblische Geschichte immer wieder. Gott redet seinen Menschen ins Gewissen - und die gehen ihre eigenen Wege. Am deutlichsten wird das am morgigen Karfreitag. Eigentlich hatten die Menschen von diesem Jesus aus Nazareth nur Gutes gehört: Er hatte Menschen geholfen, er hatte Kranke geheilt und sogar Tote zum Leben erweckt, er hatte gesellschaftliche Brüche überbrückt und Menschen zusammengebracht, die sonst niemals zusammen gewesen wären, er hatte von Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft und Demut nicht nur gepredigt, er hatte das alles auch gelebt. Gott lieben von ganzem Herzen, das war für ihn das höchste Gebot, und den Nächsten wie dich selbst.

Und trotzdem haben sie ihn ans Kreuz geschlagen. Politische und religiöse Kräfte waren nicht bereit, die neuen Wege zu gehen. Und auch das Volk, das Jesus am Palmsonntag noch als König gefeiert hatte, wandte sich enttäuscht ab, weil keinen schnellen Erfolge zu sehen waren. Karfreitag forderte der Mob der Straße von Pontius Pilatus: Kreuzige ihn!

Doch das war nicht das Ende. Wer es glauben kann, der weiß und der vertraut darauf, dass Gott den König der Juden, Jesus von Nazareth, seinen eingeborenen Sohn, dass er den am dritten Tage von den Toten auferweckte. Und damit wurde auch klar, wie diese Welt bestehen kann, nämlich in Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft und Demut!

Jesus: “Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.” Tun wir das, fangen wir an umzudenken!

Noch einmal zurück zu unseren Abendmahlsgeräten, die in den gottesdienstlichen Raum, in unsere Kirchen gehören. In dem Moment, in dem wir es verantworten können, werden wir in unseren Gottesdiensten mit Freuden und Dankbarkeit das Brot und den Wein bzw. den Traubensaft zu teilen. Bis dahin müssen wir uns noch eine kleine Weile gedulden.

Aber wir dürfen sicher sein, dass Gott uns auch jetzt in dieser Zeit nicht verlassen hat. Wenn wir uns im Gebet an unseren himmlischen Vater wenden, dann hört er uns zu. Im Gleichnis vom bittenden Freund sagt Jesus: "Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan." (Mt 7,7) Und dem Vater des epileptischen Jungen sagt er: "Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt." (Mk 9,23)

Allerdings, auch das gehört dazu: Gott geht nicht immer die Wege mit uns, die wir uns wünschen. Deshalb hat Jesus heute Abend im Garten Gethsemane Gott zwar gebeten, dass der den bitteren Kelch des Leidens an ihm vorübergehen ließe - aber nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille (Mt 26,42).

Dieses Gebet hat seinen guten Ort in unseren Kirchen - da werden wir zu gegebener Zeit auch wieder zusammenkommen. Bis dahin wenden wir uns in unseren Familien - oder auch im stillen Kämmerlein - an unseren Vater im Himmel. Der hört uns zu, der steht zu uns, der geht mit.

Amen.

Gottesdienste im Live-Stream auf "Meppen mag dich"

Karfreitag - 11.30 Uhr
Ostersonntag - 11.30 Uhr

Gottesdienste als Podcast 

hier in diesem Blog und auf der Internetseite unserer Gustav-Adolf-Kirchengemeinde zu den Feiertagen.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Gründonnerstag unter der Nummer 954.29. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochenspruch:
Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Gott. (Ps 111, 4)

Samstag, 4. April 2020

Palmarum

5. April 2020


Gottesdienst als Podcast

Da wir im Augenblick nicht in unseren Kirchen zum Gottesdienst zusammenkommen können, wollen wir die uns verbleibenden Möglichkeiten nutzen, um miteinander über Gottes Wort nachzudenken. So ist hier wieder ein aufgezeichneter Gottesdienst zu sehen.


Mit diesem Link kann das Video direkt bei Youtube aufgerufen werden:
https://youtu.be/-HmvG9nAHBg

Die schriftliche Predigt finden Sie am Ende dieses Blogeintrags.

Lieder und Psalm:

EG 712 - Psalm 24
EG 9 - Nun jauchzet all ihr Frommen
EG 537 - Zieh Ehrenkönig bei mir ein
EG 11 - Wie soll ich dich empfangen
Evangelium und Predigttext Johannes 12,12-19

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Judika unter der Nummer 954.28. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. (Joh 3, 14b-15)

Wochenlieder:

Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken (EG 91)
Dein König kommt in niedern Hüllen (EG 14)

Lieder für den Gottesdienst

EG 9 - Nun jauchzet all ihr Frommen
EG 537 - Zieh Ehrenkönig bei mir ein
EG 11 - Wie soll ich dich empfangen

Psalm 24

7 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!
    8 Wer ist der König der Ehre?
      Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit.
9 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!
    10 Wer ist der König der Ehre?
      Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehre.

Evangelium Johannes 12,12-19 - Der Einzug in Jerusalem

12 Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem käme, 13 nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel! 14 Jesus aber fand einen jungen Esel und ritt darauf, wie geschrieben steht (Sacharja 9,9): 15 »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.« 16 Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm getan hatte.

17 Das Volk aber, das bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat. 18 Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan. 19 Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.

König Salomo - 1. Könige 1,32-35

Zum Einzug Jesu in Jerusalem gibt es im Alten Testament eine Parallele: Salomo wird zum König gesalbt und reitet auf dem Maultier seines Vaters David in Jerusalem ein. 

Salomo wird zum König gesalbt
http://sweetpublishing.com
https://www.unfoldingword.org/sweet-publishing

König David sprach: Ruft mir den Priester Zadok und den Propheten Nathan und Benaja, den Sohn Jojadas! Und als sie hineinkamen vor den König, 33 sprach der König zu ihnen: Nehmt mit euch die Großen eures Herrn und setzt meinen Sohn Salomo auf mein Maultier und führt ihn hinab zum Gihon. 34 Und der Priester Zadok samt dem Propheten Nathan salbe ihn dort zum König über Israel. Und blast die Posaunen und ruft: Es lebe der König Salomo! 35 Und zieht wieder hinauf hinter ihm her, und er soll kommen und sitzen auf meinem Thron und für mich König sein. Denn ihn setze ich zum Fürsten über Israel und Juda ein.

s.o.

Predigt

Vorbemerkung: Wer das Video vom Gottesdienst sich angesehen hat, der hat die Bilder, auf die ich mich in der Predigt beziehe, gesehen. Ich baue sie hier nicht noch einmal ein. Ich verweise allerdings auf eine Präsentation, wo die Bilder zusammengestellt sind. Wer nur liest, kann die Präsentation aufrufen und dann an der entsprechenden Stelle sich jeweils das Bild anschauen. Die Präsentation erreichen Sie mit diesem Link: 20 04 05 Palmarum Bilder

Mit der heutigen Predigt möchte ich Sie auf eine Reise in die Vergangenheit mitnehmen, aber in der Gegenwart ankommen. Damit Sie sich alles etwas besser vorstellen können, habe ich Bilder mitgebracht, die der Amerikaner Jim Padgett gezeichnet hat. Mit seinen ca. 3.000 Bildern hat er fast die ganze Bibel illustriert. Man darf die Bilder frei verwenden, um damit Gottes Wort den Menschen nahe zu bringen. die Bilder sind im Internet unter dem Stichwort “sweet-publishing” zu finden. Ich habe die Bilder von der Plattform https://www.unfoldingword.org/sweet-publishing - entfaltetes Wort - geladen.

Folie 1

Die Geschichte vom Einzug in Jerusalem ist Ihnen wohlvertraut. Und Sie wissen vermutlich auch, dass sich dieses Ereignis auf eine Prophezeiung aus dem Buch des Propheten Sacharja 9,9 bezieht: “Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.”

Aber wahrscheinlich wissen Sie nicht, dass es schon einmal solch einen triumphalen Einzug in Jerusalem gegeben hat. Dieses Ereignis liegt etwa 1000 Jahre zurück. Es ist die Zeit von König David und König Salomo, also ungefähr die Zeit um 960 vor Christus.

Folie 2

König David war alt geworden und bereitet sich auf seinen Tod vor. Vorher will er die Thronnachfolge regeln. Neben seinem Bett kniet Batseba, die Mutter von Salomo. Die junge Frau im Hintergrund ist Abischag von Schunem. Auf die muss ich aber nicht weiter eingehen.

Unter den Söhnen Davids hatte es wegen der Thronfolge schon viele Streitereien und tatsächlich auch Mord und Totschlag gegeben. Auch aktuell war wieder so eine Familienfehde im Gange. Wer diese Geschichten nachlesen will, der beginnt am besten im 2. Buch Samuel mit dem 13. Kapitel und liest bis zum 1. Kapitel des 1. Buchs der Könige. Ich bin mir ziemlich sicher, wenn Sie einmal angefangen haben zu lesen, dann lesen sie weiter. Denn diese Geschichten sind durchaus auch spannend.

Mir geht es jetzt aber darum, was David für seinen Sohn Salomo verfügte (1. Kön 1,32-35): “32 Ruft mir den Priester Zadok und den Propheten Nathan und Benaja, den Sohn Jojadas! Und als sie hineinkamen vor den König, 33 sprach der König zu ihnen: Nehmt mit euch die Großen eures Herrn und setzt meinen Sohn Salomo auf mein Maultier und führt ihn hinab zum Gihon. 34 Und der Priester Zadok samt dem Propheten Nathan salbe ihn dort zum König über Israel. Und blast die Posaunen und ruft: Es lebe der König Salomo! 35 Und zieht wieder hinauf hinter ihm her, und er soll kommen und sitzen auf meinem Thron und für mich König sein. Denn ihn setze ich zum Fürsten über Israel und Juda ein.”

Folien 3 und 4

Und so geschah es dann auch - hier können wir den Akt der Salbung sehen - und dann strahlt der junge König wie ein Held. In dieser Stimmung wird es dann auch wieder zurück nach Jerusalem gegangen sein - , unter dem Schall von Posaunen, auf dem Maultier des Königs, mit dem Ruf: Es lebe der König Salomo!

Folien 5 bis 10

Damit Sie sich die Örtlichkeiten auch vorstellen können, habe ich nach Karten des antiken Jerusalem gesucht und die auch gefunden. Die Fundquelle ist wieder eingeblendet. Sie sehen, dass die so genannte Davidsstadt noch recht klein ist. So könnte sie ausgesehen haben. Das ist ein Modell des antiken Jerusalem, das im heutigen Jerusalem ausgestellt ist.

Der Tempel und der größere Stadtteil im Westen wurden später unter König Salomo gebaut.

Salomo sollte also beim Gihon zum König gesalbt werden. Hundertprozentig kennt man die Lage dieses Wasserlaufs mit seiner Quelle nicht, aber die beiden markierten Punkte im Osten von Jerusalem beschreiben in etwa, wo man ihn vermutet. In dieser Karte ist der südliche Punkt mit Gihon gekennzeichnet, in der zweiten Karte, die ich gleich noch einblende, der nördliche Punkt. Fest steht aber, dass die Salbung nach dem biblischen Bericht in dieser Region südöstlich von Jerusalem stattfand.

Folie 11

Nach erfolgter Inthronisation sucht Salomo noch einmal seinen sterbenden Vater auf und erhält von ihm den Segen. In seiner Regierungszeit erlebt Israel eine Blütezeit, auch im Blick auf Bildung und wirtschaftlichen Aufschwung.

Folie 12

Mit dieser Karte springen wir 1000 Jahre zurück in die Zeit Jesu. Es fällt sofort auf, dass Jerusalem erweitert und mit einer befestigte Stadtmauer gesichert wurde. Außerdem hat sich der Tempelbereich wesentlich vergrößerte. Den Anstoß zu diesem Umbau hatte Herodes der Große um das Jahr 21 vor Christus gegeben. Das eigentliche Tempelgebäude war tatsächlich schon nach eineinhalb Jahren fertiggestellt, der gesamte Bau zog sich aber über viele Jahre und Jahrzehnte hin.

Folie 13

Ich blende einmal die Ansicht ein, die man auf den Tempel von Osten, vom Ölberg her hatte. Insgesamt erstreckte sich der Tempelbezirk in etwa über eine Fläche von 500 x 300 m. Damit war der Herodianische Tempel zu seiner Zeit die größte Tempelanlage im antiken Mittelmeerraum.

Folien 14 bis 20

Zurück zur Karte: Der Gihon, den wir aus der Geschichte von Salomo kennen, ist jetzt hier eingezeichnet. Damit Sie die weiteren Orte, die Sie aus der Passionsgeschichte kennen, einordnen können, zeige ich Ihnen die auch noch auf der Karte:

Da ist zunächst der Ölberg, auf den ich eben ja schon einmal kurz hingewiesen hatte. In der Nähe lag nach biblischem Bericht auch der Ort Betfage, wo die Jünger den Esel für Jesus fanden.

Diese beiden Wege führen nach Bethanien, wo sich Jesus nach den biblischen Berichten im Zusammenhang mit dem Passafest aufgehalten hat, ob bei Simon dem Aussätzigen oder bei den beiden Schwestern Marta und Maria oder in einem anderen Haus, das lässt sich nicht mehr feststellen.

Und schließlich liegt hier im Osten von Jerusalem auch der Garten Getsemane, wo Jesus Gründonnerstag verhaftet wurde.

So könnte das Gelände von Süden her betrachtet ausgesehen haben.

Warum erzähle ich Ihnen das alles? Damit Sie sich eine konkretere Vorstellung machen können vom Einzug Jesu in Jerusalem, irgendwo hier östlich von Jerusalem, wo schon Salomo zum König gesalbt wurde.

Folie 21

Sie dürfen sicher sein, dass den Menschen die Geschichte von Salomo vertraut war. Und wenn sie gerufen haben “Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!”, dann haben sie in Jesus wohl auch tatsächlich solch einen Herrscher gesehen, der sich ggf. auch an die Spitze eines Heeres stellt und die verhassten römischen Besatzer aus dem Land treibt.

Dass sich hier ein Konflikt mit den staatlichen Machthabern, mit den römischen Besatzungstruppen und ihrem Statthalter Pontius Pilatus anbahnte, letztendlich auch mit dem amtierenden jüdischen König Herodes Antipas, wird allen wohl klar sein - damals wie heute.

Es ist nicht so, dass Jesus den Königstitel abgelehnt hätte. Nach dem Bericht von Lukas fordern Pharisäer Jesus beim Einzug auf, die Menge zum Schweigen zu bringen. Dem kommt er ausdrücklich nicht nach. Matthäus erzählt, dass später Kinder Jesus im Tempel entdecken und lauthals den Königsruf von der Straße aufnehmen “Hosianna dem Sohn Davids!”. Auch hier kommt Jesus der Forderung der Hohenpriester und Schriftgelehrten nicht nach, vielmehr bestätigt er die Richtigkeit der Kinderrufe mit einem Zitat aus dem 8. Psalm 8,3: »Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet«.Und alle vier Evangelien berichten übereinstimmend, dass Jesus die Frage von Pilatus, ob er der König der Juden sei, mit Ja beantwortet. Und schließlich wird als Verurteilungsgrund auf die Kreuzestafel geschrieben: Jesus von Nazareth, König der Juden.

Wo lag nun die Stoßrichtung? Im unterschiedlichen Verständnis des Königstitels. Salomo war ein König, wie die Welt ihn kennt und wie Menschen sich einen König oder Herrscher auch wünschen: klug, kompetent, den Menschen einerseits zugewandt, andererseits aber auch in der Lage, das, was notwendig ist, mit Staats- und wenn es sein muss auch mit militärischer Gewalt durchzusetzen. Seine Thronansprüche fetigte Salomo übrigens, indem er seinen älteren Bruder Adonija, der durchaus auch berechtigte Ansprüche hatte, umbringen ließ.

Aber genau so ein König wollte Jesus nicht sein. Als ihn einer seiner Jünger bei der Gefangennahme Gründonnerstag im Garten Getsemane mit dem Schwert verteidigen wollte und einem Soldaten das Ohr abschlug, war Jesu Reaktion: “Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen. Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken?” (Mt 26,52f) Daraufhin flohen alle Jünger. Und vielleicht waren wegen dieser pazifistischen Haltung auch die vielen enttäuscht von Jesus, die beim Einzug noch gerufen hatten: Hosianna! Unser König! Karfreitag heißt es dann: Kreuzige ihn!

Wenn Jesus den Königstitel für sich in Anspruch nahm, dann in dem Sinn, wie der Prophet Sacharja es gesagt hatte: “Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.”

Der Esel ist hier nicht das Kennzeichen, dass Jesus ein anderer König ist. Der Esel legt die Parallele zu Salomo und seinen Einzug nahe. Aber die Attribute, die Sacharja im Namen Gottes dem wahren König Israels - und der ganzen Welt - zuspricht, die unterscheiden ihn von den weltlichen Herrschern - aber auch von den Beherrschten.

Ein Gerechter - Gerechtigkeit, die jedem Menschen zuteil wird, Gerechtigkeit, wo es nicht heißt: Recht haben und Recht bekommen sind zwei verschiedenen Dinge; und Gerechtigkeit, wo jeder sagen kann: Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.

Ein Helfer: Das hat Jesus mit seinem Tun immer wieder bewiesen. Er hat vielen Menschen geholfen, Kranke geheilt, Tote auferweckt, Ausgegrenzte - Zöllner und Prostituierte werden genannt - in die Gesellschaft zurückgeholt.

Und der wahre König ist arm - das war bei Jesus wortwörtlich gemeint. Er hatte allen Besitz aufgegeben, weil er das Reich Gottes unmittelbar erwartete. Im Hebräischen schwingt aber beim Begriff “arm” auch die Bedeutung “demütig” mit, einer, der sich Gott unterordnet, einer, der Gott tatsächlich an die erste Stelle setzt.

Wie das gemeint ist, konnten wir vor einer Woche am Sonntag Judika aus dem Munde Jesu schon einmal hören. Es ging um den Rangstreit der Jünger. Dazu meinte Jesus: “Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.” (Mk 10)

Dieser König kann die Welt zum Besseren führen. Solange dieser Satz gilt: … die Herrscher … halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an … - solange dies gilt, gibt ein Oben und ein Unten. Von oben wird angeordnet, aber die Anordnung wird auch erwartet. Eigenverantwortung kann sich nicht entwickeln. “Gerecht, helfend, arm und demütig”, das ist der Gegenansatz. Der nimmt die Herrscher, aber auch die Beherrschten mit in den Blick.

Welche Konsequenzen eine solche Haltung in unserer Welt nach sich ziehen könnte, das sehen wir am Aufruf vom UN-Generalsekretär António Guterres, den er gerade an die Welt richtet:
    Unsere Welt steht vor einem gemeinsamen Feind: COVID-19. Das Virus macht keinen Unterschied zwischen Nationalität oder ethnischer Zugehörigkeit, Gruppierung oder Glauben. Es greift alle an, unerbittlich.

    Währenddessen wüten bewaffnete Konflikte auf der ganzen Welt.

    Die Schwächsten – Frauen und Kinder, Menschen mit Behinderungen, Marginalisierte und Vertriebene – zahlen den höchsten Preis. Sie sind auch am stärksten gefährdet, verheerende Verluste durch COVID-19 zu erleiden. ...

    Deshalb rufe ich … zu einem sofortigen globalen Waffenstillstand in allen Teilen der Welt auf.
Wir können nur hoffen und beten, dass Guterres mit diesem Aufruf Gehör findet, bei Herrschern und Beherrschten. Wir Christen könnten den Anfang machen, denn heute haben wir es gehört:
    Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Christenheit, jauchze!
    Siehe, dein König kommt zu dir,
    ein Gerechter und ein Helfer,
    arm und demütig.
Amen