Freitag, 27. März 2020

Judika

29. März 2020


Gottesdienst als Podcast

Da wir im Augenblick nicht in unseren Kirchen zum Gottesdienst zusammenkommen können, wollen wir die uns verbleibenden Möglichkeiten nutzen, um miteinander über Gottes Wort nachzudenken.


Hiermit stellen wir Ihnen unseren zweiten Versuch mit einem aufgezeichneten Gottesdienst vor. Wir hoffen, dass die Tonqualität dieses Mal besser ausgefallen ist.

Mit diesem Link kann das Video direkt bei Youtube aufgerufen werden: https://www.youtube.com/watch?v=A_Xw0sOQsNE

Weiter unten können Sie die Texte auch nachlesen.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Judika unter der Nummer 954.27. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft
Für den Predigttext gilt: Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Wochenspruch:

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. (Mt 20, 28)

Wochenlieder:

O Mensch, bewein dein Sünde groß (EG 76)
Holz auf Jesu Schulter (EG 97)

Lieder für den Gottesdienst

Orgelvorspiel: Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 641
Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken (EG 91,1-2)
Mir nach, spricht Christus, unser Held (EG 385,1.2.5 - instrumental)
Sende dein Licht (EG 172 - zur Fürbitte)
Orgel nach der Predigt: Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 641

Psalm 43

1 Schaffe mir Recht, Gott, und führe meine Sache wider das treulose Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten!

2 Denn du bist der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich drängt?

3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung, 4 dass ich hineingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.

5 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Evangelium Markus 10,35-45 - Wer groß sein will unter euch ...

Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, das ich für euch tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.

41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Predigt über Amos 8

Die Stichworte Corona, covid-19, Isolation, Ansteckungsgefahr, Hamsterkäufe, das alles und noch viel mehr hat uns die ganzen letzten Tage beschäftigt. Wir schauen einerseits besorgt auf die Situation in den Krankenhäusern, andererseits fragen wir mit Blick auf die Wirtschaft, wer all die finanziellen Ausfälle bezahlen soll. Wir machen uns Sorgen, nicht grundlos!

Aber es wurde auch manch eine gute Initiative entwickelt. Die Stadt Meppen hat beispielsweise mit dem Youtube-Kanal "Meppen mag dich" ein Angebot geschaffen, wo Menschen aus unserer Stadt mit kleinen Beiträgen Bürgerinnen und Bürgern Mut zusprechen wollen. Es werden Einkaufsinitiativen gegründet und NAchbarschaft neu belebt, wir telefonieren mit Menschen, die wir nicht besuchen können, und sprechen so wieder mehr miteinander. So halten wir auf der einen Seite zwar Distanz, auf der anderen Seite fragen wir aber auch, wie es dem anderen geht.

Gibt es daneben auch andere Themen? Manchmal haben wir den Eindruck: Nein. Gerade deshalb sollte der Blick nicht einfach bei Corona und allem, was dazu gehört, haften bleiben. Die Probleme, die uns vor der Pandemie beschäftigt haben, die sind ja jetzt nicht einfach verschwunden - und die neuen, die sich jetzt auftun, werden dazu kommen. Fast muss man schon angestrengt überlegen, um sich diese Punkte wieder ins Gedächtnis zu rufen:

  • Da fallen mit zuerst die Flüchtlinge in den türkischen Lagern und auf den griechischen Inseln ein. Kinder und Erwachsene hausen dort unter menschenunwürdigen Verhältnissen. 
  • Vom Krieg in Syrien haben wir seit dem Auftauchen des Virus in Europa so gut wie nichts mehr gehört. 
  • Es fehlt in unserem Land an bezahlbarem Wohnraum. 
  • Unter den europäischen Staaten macht sich Egoismus breit. 
  • In Sportstadien und in unsozialen Netzwerken, auf der Straße und an vielen anderen Stellen werden Menschen aufs schändlichste beschimpft. 
  • Am rechten Rand der Politik werden Positionen laut, von denen wir gehofft hatten, dass solche Gedanken in unserem Land nach den 2. Weltkrieg nie wieder Fuß fassen könnten. 
  • Von wirtschaftlichen und umweltpolitischen Problemen will ich gar nicht reden. 

All das - und noch vieles mehr - hatte uns vor Corona beschäftigt.
All das - und noch vieles mehr - ist keineswegs gelöst, wird jetzt nur verdrängt.
All das - und noch vieles mehr - wird uns nach der Corona-Krise noch ganz fürchterlich zu schaffen machen.

Deshalb möchte ich mich heute in der Passionszeit, in der Leidenszeit Christi, wieder den Propheten Amos zuwenden. Amos kritisierte in seiner Zeit, dass die soziale Schere immer weiter auseinander drifteten. Die einen bekamen ganz viel, die anderen verloren es. Gerechtigkeit, wie Gott sie will für seine Menschen, die sieht ganz anders aus. Das war die Botschaft des Propheten. Es ist faszinierend, es ist erschreckend, dass diese Worte heute eine so große Aktualität haben.

Ich empfehle dringend, dieses oder auch andere biblische Bücher wieder einmal zu lesen. Jetzt könnten wir uns doch einmal die Zeit dafür nehmen. Viele haben die Bibel noch zu Hause, aber man kann dieses wunderbare Buch auch an vielen Stellen online finden. Amos habe ich in der Übersetzung der “Guten Nachricht” gelesen.

Ich lese heute Zeilen aus dem 8. Kapitel des Prophetenbuches. Hier ist vom Gericht Gottes die Rede. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Corona und anderes betrachte ich nicht als Strafe Gottes. Allerdings wird uns in diesen Tagen sehr deutlich vor Augen geführt, wie fragil unsere gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung ist, wie schnell wir an unsere Grenzen stoßen, wenn die weltweiten Lieferketten reißen, die allein den Profit im Blick haben.

Das Maß ist voll

8 1 Noch etwas ließ der Herr, der mächtige Gott, mich sehen: einen Erntekorb voll Obst. 2 Er fragte mich: »Amos, was siehst du?« Ich antwortete: »Einen Korb mit reifem Obst.« Da sagte der Herr: »Ja, reif ist mein Volk – zum Gericht! Ohne Erbarmen will ich alles abernten. 3 Dann werden die Sängerinnen im Königspalast Klagelieder anstimmen. An allen Orten liegen Leichen herum, niemand begräbt sie, überall Totenstille.« Das sagt der Herr, der mächtige Gott.
    Totenstille - ja es ist ziemlich ruhig, wenn wir jetzt durch unsere Straßen gehen.

Woran krankt Israel eigentlich, die ganze Welt?

8 4 Hört her, ihr Unterdrücker und Ausbeuter! Euer ganzes Tun zielt darauf ab, die Armen im Land zu ruinieren! 5 Ihr sagt: »Wann ist endlich das Neumondfest vorbei, wann ist endlich der Sabbat vorüber? Dann können wir unsere Speicher öffnen und Korn verkaufen, das Getreidemaß kleiner machen und das Gewicht, mit dem wir das Silber zur Bezahlung abwiegen, größer, die Waagbalken verstellen 6 und sogar noch den Abfall mit Gewinn loswerden.« ... 7 Aber der Herr, auf den ihr Nachkommen Jakobs so stolz seid, hat geschworen: »Nie werde ich ihnen diese Untaten verzeihen!« 8 Wen wundert es da, dass die Erde bebt und alle ihre Bewohner erschrecken? Sie hebt und senkt sich wie der Nil in Ägypten.
  • Unterdrücker und Ausbeuter - Geld, Geld, Geld …
  • Wann kann ich verkaufen, wann kann ich kaufen - möglichst billig - ich bin doch nicht blöd!
  • Dass andere darunter leiden - ist das mein Problem?
  • Ein gerechter und angemessener Preis - warum?
  • Was machst du mit Flügeln und Unterschenkeln beim geschlachteten Huhn?
    • Kein Problem - das alles geht doch nach Afrika. Ausrangierte Kleidung und Autos und unsere riesigen Containerschiffe, wenn sie ausgedient haben, gleich dazu.
  • Und Pfötchen und Schwänzchen und anderes vom geschlachteten Tier?
    • Einmal durch den Fleischwolf - Problem gelöst. Mmmh - lecker - für die anderen. Man darf ja nichts umkommen lassen, oder?
Angesichts solchen Handelns, solch einer Wirtschaftseinstellung ist keine Strafe Gottes nötig. Solch eine Ausbeutung von Mensch und Natur führt zwangsläufig in den Untergang. Allerdings wird Gott uns eines Tages fragen, was wir angerichtet haben und warum?

Karfreitag

8 9 »An jenem Tag - wenn Gott zum Gericht kommt, wenn Menschen erkennen, wie verwerflich und schädlich ihr eigenes Tun und Handeln ist - an jenem Tag geht die Sonne am Mittag unter und am helllichten Tag wird es finster«, sagt der Herr, der mächtige Gott.
    Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. 46 Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

    Siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. 52 Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen.

    Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen! (Mt 27,45-54*)
Die einen waren froh, dass sie diesen Unruhestifter los waren, als der endlich tot war. Ihre ganze Gesellschaftsordnung hatte er infrage gestellt. Gut, schön war das Ende nicht gewesen. Jetzt konnte wieder Ruhe einkehren, man konnte zur gewohnten Tagesordnung übergehen.

Einer aber hatte die Zeichen dieses Todes erkannt. Und der gehörte noch nicht einmal zum Volk Gottes. “Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen”, das war sein und vielleicht auch seiner Kameraden Bekenntnis.

Was hatte dieser Sohn Gottes seinem Volk, was hat er uns mit auf den Weg gegeben? Wir haben die Worte heute schon in der Evangeliumslesung gehört.
    Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
Die positive Energie, die jetzt viele angesichts der aktuellen Krise freisetzen können, um anderen zu helfen, die sollten wir, wenn wir den Kopf wieder etwas freier haben, nutzen, um die Welt zum Besseren zu wenden. Wir werden nicht alles schaffen, aber anfangen sollten wir - am besten zuerst bei uns selber.

Donnerstag, 19. März 2020

Laetare

22. März 2020



Hiermit stellen wir Ihnen unseren ersten Versuch mit einem aufgezeichneten Gottesdienst vor. Wir haben mit einfachsten Mitteln, mit einem Smartphone gedreht. Die Tonqualität lässt sicherlich zu wünschen übrig. Das werden wir beim nächsten Mal in Angriff nehmen. Wir konnten die Texte am besten verstehen, wenn wir entweder mit dem Smartphone oder mit dem Tablet das Video aufgerufen haben. Am PC muss die Lautstärke vielleicht etwas höher gestellt werden als sonst gewohnt.

Mit diesem Link kann das Video direkt bei Youtube aufgerufen werden: https://www.youtube.com/watch?v=OI_H3ULUYcE

Weiter unten können Sie die Texte auch nachlesen.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Laetare unter der Nummer 954.25. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft
Für den Predigttext gilt: Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Gottesdienst als Podcast

Da wir im Augenblick nicht in unseren Kirchen zum Gottesdienst zusammenkommen können, wollen wir die uns verbleibenden Möglichkeiten nutzen, um miteinander über Gottes Wort nachzudenken. Im Augenblick bereiten wir für den kommenden Gottesdienst ein Video vor, das hier an dieser Stelle und über die Website der Ev.-luth. Gustav-Adolf-Kirche zu sehen sein wird.

Wochenspruch:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Joh 12, 24)

Wochenlieder:

Korn, das in die Erde (EG 98)
Jesu, meine Freude (EG 396)

Lieder für den Gottesdienst

  • Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362,1-3)
  • Befiehl du deine Wege (EG 361,1-4)

Eine kurze Erklärung zur Auswahl der biblischen Texte. 

Die Alttestamentliche Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja ist als Lesungstext für diesen Sonntag Laetare auch nach der gottesdienstlichen Leseordnung in den evangelischen Kirchen vorgesehen. Beim ersten Lesen dachte ich: Diese Worte passen genau in diese Zeit.

In der Predigt beziehe ich mich dann u.a. auf Abschnitte aus dem Buch des Propheten Amos. Ich hatte ja schon in den letzten Gottesdiensten angekündigt, dass ich mir für die Passionszeit vorgenommen hatten, die Botschaft dieses Propheten in unseren Gottesdiensten zu bedenken.

Das ursprünglich unter den Königen David und Salomo im 10. Jahrhundert vor Christus vereinte Reich Israel war nach Salomos Tod in zwei Reiche zerfallen, das Nordreich, das weiterhin den Namen “Israel” führte, und das Südreich mit dem Staatsnamen “Juda”. Amos stammte aus dem Südreich und trat etwa in der Mitte des 8. Jahrhunderts vor Christus auf. Von Beruf war er Viehzüchter. Von Gott wurde er ins Nordreich geschickt, um dort das Gericht Gottes anzukündigen. Amos kritisierte scharf, dass die sozialen Unterschiede immer stärker hervor traten und die ärmeren Bevölkerungsschichten ausgebeutet wurden.

Hier ist der Punkt, weswegen ich auch unter den gegebenen Umständen daran festhalte. Zwar überdeckt die Corona-Krise alles andere, doch die sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Gegenwart, die viele Menschen benachteiligen, sind dadurch ja nicht behoben.

Alttestamentliche Lesung - Jesaja, 54,7-10

7 Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. 8 Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser.

9 Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. 10 Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.

Predigt

Ein feste Burg ist unser Gott … er hilft uns frei aus aller Not - das war das Lied, das unser Organist Herr Detlau-Keire gerade auf unserer Marcussenorgel gespielt hat. Nicht, dass mit Gott alles ganz einfach ist, nicht, dass wir mit Gott schon alle Probleme gelöst hätten. Da gibt es noch ganz viel zu tun. Aber dieses alte Lied von Martin Luther spricht erst einmal vom Vertrauen. Es stellt uns in dem ganzen Chaos Gott an die Seite. Wir sind nicht allein!

Wenn man die Textzeilen dann aufmerksam verfolgt, so bekommt das Lied eine ganz eindrückliche Aktualität:
  • Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren … Das merken wir jetzt ganz deutlich!
  • Und wenn die Welt voll Teufel wär … Dieses Virus ist erst einmal nicht zu fassen. Wie aus dem Nichts ist es über die ganze Welt gekommen, hat gleichsam etwas Diabolisches, Teuflisches an sich. Es macht Angst - und Angst lähmt bekanntlich und Angst ist auch ein schlechter Ratgeber.
Aber was sagt Martin Luther:
  • ... so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen … Das soll bei all dem Chaos das Vorzeichen sein, unter das wir uns heute stellen. 
Doch bevor ich diese Linie weiter verfolge, will ich wie angekündigt auf das biblische Buch des Propheten Amos zurückgreifen, über das ich in den letzten Wochen schon mehrfach gepredigt habe und zu dem ich mir durch die ganze Passionszeit hindurch Gedanken machen wollte.

Amos nimmt die ungerechten und unsozialen Verhältnisse seiner Zeit ins Visier und prangert sie schonungslos an. Beispielsweise kann man im 6. Kapitel lesen:
    Ihr meint, das Unheil sei noch fern – dabei habt ihr ein System der Unterdrückung und Ausbeutung eingeführt! Ihr räkelt euch auf euren elfenbeinverzierten Polsterbetten und esst das zarte Fleisch von Lämmern und Mastkälbern. Ihr grölt zur Harfe und bildet euch ein, ihr könntet Lieder machen wie David. Ihr trinkt den Wein kübelweise und verwendet die kostbarsten Parfüme; aber dass euer Land in den Untergang treibt, lässt euch kalt.
Diese Zeilen sind tatsächlich vor mehr als 2500 Jahren und nicht erst jetzt in unserer Gegenwart geschrieben worden. Der Prophet redet seinem Volk ins Gewissen - und man könnte denken, wir selbst seien angesprochen. Die Israeliten jedoch meinten, wie es später so oft in der Geschichte auch bei so genannten christlichen Völkern passierte: Gott ist doch bei uns! Wir sind doch sein auserwähltes Volk! Was soll uns schon passieren. Gott mit uns!

Auch wenn ich eingangs selbst vom Vertrauen gesprochen habe: So war es nicht gemeint! Das wird auch an verschiedenen Stellen bei Amos deutlich. Ich lese einmal den Abschnitt aus dem 5. Kapitel, den ich schon seit längerem für heute als Predigttext vorgesehen hatte:
    21 Der Herr sagt: »Ich hasse eure Feste und kann eure Feiern nicht ausstehen. 22 Eure Brandopfer und Speiseopfer sind mir zuwider; das gemästete Vieh, das ihr für das Opfermahl schlachtet, kann ich nicht mehr sehen. 23 Hört auf mit dem Geplärr eurer Lieder! Euer Harfengeklimper ist mir lästig! 24 Sorgt lieber dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen das Land erfüllen wie ein Strom, der nie austrocknet.
“Sorgt lieber dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen das Land erfüllen wie ein Strom, der nie austrocknet.” - Hätte ich vor zwei drei Wochen diese Zeilen gelesen, dann hätte ich zusammen mit Amos die ungerechten und unsozialen Verhältnisse der Gegenwart angesprochen, in der ganzen Welt, aber auch in unserem Land.

Jetzt in den Zeiten von Corona bewegen die Menschen natürlich ganz andere Gedanken. Trotzdem lassen Sie uns noch einen Augenblick bei den beiden Stichworten bleiben: Recht und Gerechtigkeit. Dass hier vieles im Argen liegt, dass eben nicht jeder zu seinem Recht kommt, wie es Amos und mit ihm die anderen Propheten fordern, das bleibt wohl auch in diesen Zeiten vielen Menschen präsent. Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass wir uns in dieser Ausnahmesituation auch Gedanken machen, wie wir uns später einmal anders, wie wir uns besser aufstellen können, damit jeder mit dem zufrieden sein kann, was er hat. Auch das wäre ein Gesundungsprozess, den wir in unserer Gesellschaft wahrlich nötig haben.

Gesundungsprozess, das ist das Stichwort, mit dem ich den eingangs skizzierten Weg wieder aufnehmen will. Vom Vertrauen war da die Rede. Da habe ich zunächst die Menschen im Blick, die in vorderster Linie sich für unsere Gesundheit einsetzen: Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, aber auch die vielen anderen Kräfte, die in den Krankenhäusern und Einrichtungen alles in Ordnung und am Laufen halten. Ich denke an die vielen, die sich dafür einsetzen, dass wir in dieser Krise gut mit Essen und Trinken, auch mit materiellen Gütern versorgt sind. Ich will diejenigen nicht vergessen, die sich um andere, um Hilfsbedürftige kümmern. Und schließlich hoffe ich auch darauf, dass unsere Politiker gut beraten werden, um dann kluge Entscheidungen zu fällen.

Mit seinem Lied “Ein feste Burg ist unser Gott” stellte uns Martin Luther Gott an die Seite. Auch wenn die Welt voll Teufel wär, wir müssen uns nicht fürchten, das war seine tiefste Überzeugung. Das wird uns am Ende der Passionszeit, am Karfreitag, auch Amos sagen: Es gibt Hoffnung!

Heute hören wir zum Schluss noch einmal auf die Worte des Propheten Jesaja, die in der alttestamentlichen Lesung schon einmal erklangen: “Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.” Amen.

Samstag, 14. März 2020

Okuli

15. März 2020


Es ist schon eine seltsame Zeit. Die großen Volkskirchen sagen wegen der Corona-Epidemie die Gottesdienste ab. Wir in der Gustav-Adolf-Kirchengemeinde haben uns entschlossen, an diesem Sonntag wie vorgesehen unseren Gottesdienst mit kleinen und großen Leuten zu feiern, allerdings mit gewissen Vorsichtsmaßnahmen.

Um die Situation einschätzen zu können, haben wir uns auch an der "Gefährdungsbeurteilung „Corona“ für öffentliche Veranstaltungen" der Stadt Braunschweig orientiert. Wir werden von jedem Gottesdienstbesucher die Kontaktdaten notieren. Die Türen werden geöffnet sein, damit nicht jeder die Türgriffe berühren muss. Wir werden die Besucher bitten, nicht zu dicht zusammen zu sitzen. Wir haben keine "Werbung" gemacht und werden den Gottesdienst mit denen feiern, die kommen, weil es Sonntag ist.

Unter diesen Voraussetzungen denken wir, dass wir das Gottesdienstangebot verantworten können. Wir möchte Menschen in dieser Krisensituation ja auch stärken. Ob wir das am nächsten Sonntag auch so machen können, müssen wir dann entscheiden.

Dazu passt der Text, den das Vorbereitungsteam unabhängig von der dramatischen Entwicklung der letzten Tage ausgesucht hatte: Sturmstillung - da sage mal einer, das Wort Gottes spräche nicht in konkrete Situationen. Wir dürfen gespannt sein, wie Frau Hofmann den Text auslegen wird.

Für alle zitierten Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Mk 4,35-41 - Die Stillung des Sturmes

35 Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns hinüberfahren. 36 Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm. 37 Und es erhob sich ein großer Windwirbel und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde. 38 Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? 39 Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich und es entstand eine große Stille. 40 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?

41 Sie aber fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? Auch Wind und Meer sind ihm gehorsam!

Lieder für den Gottesdienst

Du bist da, wo Menschen leben
Im Rahmen der Fürbitte: 
- Mein Gott, das muss anders werden
- Danke, dass du mich nicht allein lässt
- Guter Gott, ich bitte dich
Tschüss, mach's gut

Predigt - Maike R. Hofmann

Frau Diakonin Hofmann stellte mir freundlicherweise Ihre Predigt zur Verfügung, die ich hier wiedergebe. Besonders eindrücklich war die Erzählung der biblischen Geschichte, weil sie die mit Wind- und Sturmgeräuschen unterlegte. Wenn man beginnt, die biblische Geschichte zu lesen, dann kann man das Bild mit dem Schiff anklicken. Dann hört man nach wenigen Sekunden den Wind pfeifen und später den Sturm brausen. . 

Die letzten Wochen waren sehr stürmisch. Wir haben ein Trampolin im Garten, es ist mehrfach umgeweht worden. Auf dem Weg zur Martin-Luther-King-Hauptprobe in Minden Mitte Februar mussten wir aufgrund der Räumung eines umgestürzten Baumes einen Umweg fahren und auf der Rückfahrt passierte das Gleiche. Es scheint in diesen Breitengraden immer stürmischer zu werden.
Da passt doch die Geschichte aus dem Markus-Evangelium sehr gut:


„Jesus befreit vom Sturm“ (Markus 4, 35-41)

Viele Menschen sind am See Genezareth. Seit Tagen kommen Männer, Frauen und Kinder, Alte und Junge, aus den umliegenden Dörfern hierher. Andere haben sogar einen sehr weiten Weg hinter sich. Sie kommen aus den Bergen.

Alle stehen am Ufer und schauen auf Jesus. Niemand sagt ein Wort. Alle sind sie gekommen, um Jesus zu hören. Es wird immer später und Jesus hat sich den ganzen Tag noch nicht ausgeruht. Nicht einmal Zeit zum Essen hatte er, so viele Leute wollen ihn hören.

Jesus steht in einem Boot nahe am Ufer und redet zu den Menschen: „Schalom! Friede sei mit euch!“ Vom Boot aus erzählt ihnen von Gott. Ganz gebannt hören sie ihm zu, wie er von der Liebe Gottes spricht: „Gott hat uns seine Liebe ins Herz gepflanzt, wie ein Korn in die Erde. Wenn wir dafür sorgen, dass seine Liebe in uns wächst, wird Frieden unter uns sein.“

Den ganzen Tag erzählt Jesus von Gott. Als es Abend wird und die Sonne tief am Himmel steht, wird Jesus müde. Er sagt seinen Freunden: „Steigt in die Boote! Wir wollen hinüberfahren an das andere Ufer, um allein zu sein. Ich bin müde. Ich brauche Ruhe. Morgen ist auch noch ein Tag.“

Ein Freund von Jesus macht die Taue los und schiebt das Boot ins Wasser. Dann springt er selbst ins Boot.

Ein anderer zurrt die Segel fest. Und schon erfasst ein leichter Wind das Segel.

Jesus legt sich gleich im Boot hin. Auf einem Kissen ganz hinten im Boot schläft er sofort ein. Das Boot gleitet sanft über den See. Der See ist glatt und ruhig.

Plötzlich geht alles ganz schnell. Wind kommt auf. Wolken ziehen herbei, dunkle, schwarze, dicke Wolken. Wie eine finstere Wand verdunkeln sie die Sonne. Auf einmal ist es rabenschwarze Nacht. Es fängt an zu regnen. Der Regen wird immer heftiger. Bald gießt es in Strömen. Es blitzt und donnert. Da erhebt sich ein mächtiger Sturm und peitscht den See auf. Die Wellen schlagen gegen das Boot. Der Sturm wird stärker und stärker. Die Wellen türmen sich immer höher und höher auf. Eine riesige Welle rollt über das Boot hinweg. Wie eine kleine Nussschale tanzt es auf dem See. Angstvoll klammern sich die Freunde am Boot fest. Voller Kraft legen sich einige Jünger in die Ruder und andere schöpfen das Wasser raus, doch immer wieder kommt Wasser ins Boot. Die Jünger haben Angst, das ist ein gewaltiger Sturm, wie sie ihn noch nie erlebt hatten. Es wird nicht mehr lange dauern, und sie alle müssen ertrinken. Das Schiff droht, jeden Moment zu sinken! Und Jesus? Er schläft. Die Jünger werden wütend. Sie alle schuften wie wild, um ja nicht unter zu gehen, und Jesus schläft! Die Freunde schreien: „Jesus, hilf uns!“ Jesus aber liegt hinten im Boot und schläft immer noch. Da rufen sie noch lauter: „Jesus! Hilf uns! Wir gehen unter!“ Es nützt nichts. Jesus schläft. Mühsam stolpert einer nach hinten und weckt ihn: „Jesus, hilf uns! Sieh doch. Wir kommen um!“

Da steht Jesus auf und bedroht Sturm und See. Kraftvoll ist seine Stimme und scharf sein Wort: „Schweig und sei still!“ Und siehe da! Der Sturm verstummt. Eine große Stille tritt ein. Ganz ruhig liegt das Boot im See. Keine Wellen. Nichts ist zu hören, nichts regt sich. Es ist ganz still.
Da dreht sich Jesus zu seinen Freunden um und sagt: „Warum habt ihr solche Angst? Vertraut ihr mir nicht? Ihr braucht keine Angst zu haben. Gott ist bei euch!“

Gott ist bei uns - auch in stürmischen Zeiten.

Stürmische Zeiten - Quarantäne für Erkrankte und ihre Kontakte, Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen, Absage der Trainings und Fußballspiele, Schließung aller Schulen und Kindergärten, Absage aller Veranstaltungen und Gruppen.

Die Mitteilungen überschlagen sich. Unser Leben scheint hin und her geworfen zu sein. Große Unsicherheit und Angst sind überall zu spüren. Es beherrscht unser Leben, wir sind in unseren Urfesten erschüttert!

Stürmische Zeiten.

Wir alle wünschen uns ein Leben in Sicherheit. Doch so scheint die Welt nicht gemacht zu sein. Jeden Tag vermitteln die Medien ein Bild von einer Welt, die gefährlich, kompliziert und schwer durchschaubar ist. Es gibt so vieles, was Grund zu Sorge und Angst gibt.

Manche Fachleute sprechen von der heutigen Zeit als einem «Zeitalter der Angst», andere vom «Zeitalter der Unsicherheit». Gemeint ist ein Lebensgefühl, das bestimmt ist von Sorgen und einem pessimistischen Blick in die Zukunft. So sind die Medien täglich voll von Themen, die beunruhigen können: die Terrorgefahr, Katastrophen, eigenartige Machthaber, das weltweite Klima, internationale Krisenherde und Kriege - und nun auch noch Corona.

Corona - dieses unbekannte und schwer einzuschätzende Virus als unbekannte, unklare Gefahr.
Gefahren, die man nicht genau kennt, führen zu Angst, Stress, Druck. Es entsteht das Gefühl, dem Ganzen hilflos ausgeliefert zu sein - so wie das Kaninchen der Schlange.

Selbst wenn wir uns über das Thema informieren und mit anderen darüber sprechen, hilft uns das nicht richtig weiter, denn niemand weiß Genaueres.

Es bleibt bei einer inneren Unruhe und ängstlichen Passivität oder ängstlicher Hyperaktivität, wie wir es an den leeren Supermarkt- Regalen sehen.

Ja, wir erleben gerade stürmische Zeiten. Wir sitzen alle in einem Boot, das zur Zeit heftig von einem Sturm namens Corona hin und hergeworfen wird.

Viele von uns sind unsicher, haben Angst. Angst ist sinnvoll, Angst kann uns schützen. Wichtig ist nur, dass die Angst nicht das Steuer übernimmt, denn das führt zu Abschottung und Hass.

Unsere Aufgabe ist es jetzt, zusammen zu halten, das Ruder so gut es geht in der Hand zu behalten, die Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten und Corona über Bord zu schmeißen.

Ja, es ist eine Situation, die wir nicht richtig einschätzen können, die wir bisher noch nicht erlebt haben und so wirkt sie bedrohlich. Gerade dann ist es sinnvoll, zusammen zu halten, sich gegenseitig zu unterstützen, dem Nachbarn, der nicht außer Haus kann oder darf, seine Einkäufe mitzubringen.
Lasst uns diese eigenartige Zeit als Chance nutzen. Als Chance, uns als Gesellschaft neu wahrzunehmen.

In letzter Zeit schien soziales Engagement immer weniger wert zu sein. Es lief ja alles. Doch nun sind soziale Kontakte verboten - Kino, Konzerte, Trainings, Kita, Schule, Gruppen - alles ist nicht mehr. Nur noch wir - mit uns und vielleicht unserer Familie. Mehr nicht. - Komisch.

Ich habe die Hoffnung, dass wir alle merken, wie sehr uns die sozialen Kontakte fehlen - so wie man immer das vermisst, was man nicht mehr hat.

Ich habe die Hoffnung, dass uns allen wieder bewusst wird, was wichtig ist in einer Gesellschaft: das Miteinander, die direkten Kontakte von Mensch zu Mensch, gemeinsame Erlebnisse, wertschätzender, respektvoller Umgang, das Lächeln anderer Menschen.

Bei allem, was passiert, bin ich mir sicher: Gott ist bei uns in dieser stürmischen Zeit. Wir können nie tiefer fallen als in Gottes Hand.

Und ich bin mir noch in einem sicher: Mit Gottes Hilfe wird nicht alles so, wie ich es haben möchte, aber es wird gut!

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Okuli unter der Nummer 954.25. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochenspruch:

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lk 9, 62)

Wochenlieder:

Jesu, geh voran (EG 391)
Kreuz auf das ich schaue (NB-EG 598)

Epistel Eph 5, 1-2(3-7)8-9 - Das Leben im Licht

51 So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder 2 und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.
3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört. 4 Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht an, sondern vielmehr Danksagung. 5 Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. 6 Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. 7 Darum seid nicht ihre Mitgenossen.
8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Evangelium Lk 9, 57-62 - Vom Ernst der Nachfolge

57 Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. 58 Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

59 Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. 60 Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!

61 Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind. 62 Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Mittwoch, 11. März 2020

Reminiscere

Nachtrag zum 8. März 2020


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Reminiscere unter der Nummer 954.24. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft
Für den Predigttext gilt: Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Wochenspruch:

Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm 5, 8)

Wochenlieder:

Das Kreuz ist aufgerichtet (EG 94)
Du schöner Lebensbaum des Paradieses (EG 96)

Lieder und Psalmgebet für den Gottesdienst
Da die Konfirmandinnen und Konfirmanden im Gottesdienst sind und die Freizeit der beiden Tage  mit dem Gottesdienst in der Gustav-Adolf-Kirche abschließen, habe ich mich bei den Liedern wieder am Jugendliederbuch orientiert:

Morgenlicht leuchtet
Psalmgebet 713 - Psalm 25
Da wohnt ein Sehnen
Wie ein Fest nach langer Trauer
Gott in deinen  Händen

Evangelium - Johannes 3,14-21

14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, 15 damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. 16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.

18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. 19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. 20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.

Predigtnotizen - Amos 3,1-2.7-8 - Amos 4,6-12 - Amos 5,18-20 - Amos 5,1ff

Den ganzen Text des Buches Amos findet man hier:
Ich habe die Übersetzung der Guten Nachricht gewählt.
Man kann den Text in einem Zug lesen. 

Das bevorzugte Volk

3 1 Hört her, ihr Leute von Israel! Ihr seid das Volk, das der Herr aus Ägypten herausgeführt hat. Er lässt euch sagen: 2 »Von allen Völkern der Erde habe ich euch allein ausgewählt. Deshalb wiegt eure Schuld so schwer und ich muss euch dafür zur Rechenschaft ziehen.«

Dieser Gedanke ist in Israel ganz neu. Bis dahin galt: Wir sind Gottes Volk, uns kann nichts passieren. Jetzt auf einmal argumentiert der Prophet in Gottes Namen: Ihr seid Gottes auserwähltes Volk, das ist richtig. Ihr kennt Gottes Willen in seinen Geboten. Deshalb seid ihr in einem weit höheren Maß selbst verantwortlich, wenn ihr diesen Geboten Gottes nicht folgt. Auserwählung heißt nicht, sich in Sicherheit wiegen, sondern es heißt, Verantwortung übernehmen und in Gottes Sinn handeln und regieren.

Der Prophet hat keine Wahl

7-8 Der Löwe brüllt – wer fürchtet sich nicht? Der Herr, der mächtige Gott, redet – wer wird da nicht zum Propheten? Der Herr, der mächtige Gott, tut nichts, ohne dass er es zuvor seine Diener, die Propheten, wissen lässt.

Der Untergang Samarias


Gegen die reichen Frauen von Samaria


Israel ist unbelehrbar

Der Herr sagt: 
  • 4 6 »Ich schickte euch eine Hungersnot, sodass es in euren Städten und Dörfern nichts mehr zu beißen gab. Das kam von mir! Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt. 
  • 7 Ich hielt den Regen zurück, als die Felder ihn am nötigsten gebraucht hätten. Über der einen Stadt ließ ich es regnen, auf die andere fiel nicht ein Tropfen. Das eine Feld stand prächtig, während auf dem andern alles verdorrte. 8 Von überall her schleppten die Leute sich halb verdurstet zu einer Stadt, die noch Wasser hatte; aber es reichte nicht für so viele. Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der Herr. 
  • 9 »Ich schickte euch Mehltau und Kornbrand; die meisten eurer Gärten und Weinberge, eurer Feigenbäume und Ölbäume fraßen die Heuschrecken kahl. Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der Herr. 
  • 10 »Ich schickte euch die Pest wie einst den Ägyptern. 
  • Ich ließ eure jungen Männer im Kampf umkommen und gab eure Pferde den Feinden zur Beute. 
  • In euren Lagern ließ ich euch den Leichengestank in die Nase steigen. Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der Herr. 
  • 11 »Ich ließ ganze Städte untergehen wie einst Sodom und Gomorra, nur ein paar Menschen überlebten die Katastrophe – so wie ein angekohltes Holzscheit gerade noch aus dem Feuer gerissen wird. Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der Herr. 
12 »Jetzt aber komme ich selbst und ziehe euch zur Rechenschaft. Macht euch bereit, mir gegenüberzutreten, ihr Leute von Israel!«

Israel wiegt sich in falscher Sicherheit

5 18 Weh euch, die ihr den Tag herbeisehnt, an dem der Herr eingreift! Was erwartet ihr denn von diesem Tag? Finsternis wird er euch bringen und nicht Licht! 19 Es wird euch ergehen wie dem Mann, der vor einem Löwen davonläuft und auf einen Bären trifft, und wenn er glücklich das Haus erreicht hat und sich an die Wand lehnt, beißt ihn eine Schlange. 20 Der Tag des Herrn bringt Finsternis und nicht Licht, ein schwarzer Tag ist er; auch nicht einen Schimmer von Hoffnung lässt er euch.

5 Gibt es noch Rettung für Israel?

... so lautete die Überschrift dieser Zeilen. Ja, es gibt Rettung, das ist die eindeutige Antwort, nämlich dann, wenn die Menschen sich wieder Gott zuwenden, wenn sie Recht sprechen und die Schwachen nicht unterdrücken. 

Ende des Amosbuches - Karfreitag

Verweis auf den Evangeliumstext

14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, 15 damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. ... 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.
  • 18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; 
  • wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. 
  • 19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. 
  • 20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 
  • 21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.

Samstag, 7. März 2020

Invokavit

Nachtrag zum 1. März 2020


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Invokavit unter der Nummer 954.23. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (1. Joh 3, 8b)

Wochenlieder:

Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362) oder
Ach bleib mit deiner Gnade (EG 347)

Lieder und Psalmgebet für den Gottesdienst

Da der Ev. Posaunenchor Meppen in diesem Jahr seinen 65. Geburtstag feiert und seit 25 Jahren von Johannes Drenger geleitet wird, gestalteten die Bläserinnen und Bläser zusammen mit Heinz Detlau-Keire an der Orgel den musikalischen Teil. Außerdem war Hajo Bunger (Landesposaunenwart im Sprengel Ostfriesland-Ems) zu Gast in der Gustav-Adolf-Kirche.

EG 334 Danke für diesen guten Morgen (6 Strophen - aufsteigend mit Orgel)
Psalmgebet EG 736 - Psalm 91
Lied: Pilger sind wir Menschen (drei Strophen)
EG 403 Schönster Herr Jesu
EG 251 Herz und Herz vereint zusammen

Evangelium Mt 4,1-11 Jesu Versuchung

41 Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. 2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. 4 Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5.Mose 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«

5 Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6 und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Psalm 91,11-12): »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« 7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (5.Mose 6,16): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«

8 Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. 10 Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (5.Mose 6,13): »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« 11 Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.

Predigt 

Vorbemerkung: Am Sonntag Sexagesimae hatte ich für die Erwachsenen Texte aus dem Buch Amos zusammengestellt. Diese sollen jetzt in der Passionszeit zu Gehör kommen. 

Den ganzen Text des Buches Amos findet man hier:
https://www.bibleserver.com/GNB/Amos1 
Ich habe die Übersetzung der Guten Nachricht gewählt.
Man kann den Text in einem Zug lesen. 

Der Sonntag Invokavit steht am Beginn der Passionssonntage. Das Evangelium nimmt das alte Bild des Teufels auf, das Bild des Versuchers, des Widersachers Gottes. Und so zeigt uns dieser Sonntag in diesem Bild die dunkle Macht, die uns von Gott weglocken will.

Wenn wir einen Moment ehrlich in die Welt sehen, können wir eigentlich nur eingestehen, dass dieses Bild absolut aktuell ist. Wo wird noch nach Gott, nach seinem Wort gefragt? Wo orientieren sich Menschen in ihren Entscheidungen an dem, was Gott uns vorgibt? Wo ist etwas zu spüren von dem, was Jesus einmal so ausgedrückt hat: Gott lieben und den Nächsten wie dich selbst - ja, die Selbstliebe, der Egoismus, der hat um sich gegriffen, der ist allenthalben präsent - aber Gottesliebe, Nächstenliebe …

Wir müssen nicht denken, dass das nur eine Erscheinung unserer Gegenwart ist. Wer die Worte des Propheten Amos schon einmal angelesen hat, der ahnt, dass es Menschen in dieser Zeit auch nicht besser erging.

1 1 In diesem Buch steht, was Amos, einem Viehzüchter aus dem Dorf Tekoa, vom Herrn offenbart worden ist. Er empfing die hier aufgeschriebenen Worte als Botschaft für das Reich Israel zwei Jahre vor dem großen Erdbeben, als in Juda König Usija regierte und in Israel Jerobeam, der Sohn Joaschs. 2 Amos sagte: Wie Löwengebrüll und Donnergrollen schallt es vom Zionsberg in Jerusalem her. Dort wohnt der Herr, im Zorn erhebt er die Stimme; da vertrocknen die saftigen Weiden, selbst der Wald auf dem Gipfel des Karmels verdorrt.

Mit diesen Zeilen wird die geschichtliche Situation beschrieben. Das ursprünglich unter König David (ca. 1000 v. Chr.) und Salomo (bis 926 v. Chr.) vereinte Reich Israel war in zwei Reiche zerfallen, das Nordreich, das weiterhin den Namen “Israel” führte, und das Südreich mit dem Staatsnamen “Juda”. Die Hauptstadt des Südreichs war Jerusalem. Im Nordreich gab es zwei Zentren, wo auch Kultstätten zu finden waren: Bethel und Samaria.

Über die beiden genannten Könige - Usija, der Juda von 767 bis 740 v. Chr. regierte, und Jerobeam II., der Israel von 781 bis 742 v. Chr. beherrschte - können die Ereignisse und Texte zeitlich eingeordnet werden. Die zusätzliche Angabe eines Erdbebens datiert man auf 763 v. Chr.

Der Prophet Amos stammte aus dem Südreich. Von Beruf ist er Viehzüchter - Schafe oder Rinder, das ist nicht so ganz klar. Von Gott wurde er ins Nordreich geschickt, um dort das Gericht Gottes anzukündigen. Er kritisierte scharf, dass die sozialen Unterschiede immer stärker hervortraten und die ärmeren Bevölkerungsschichten ausgebeutet wurden.

Wie Löwengebrüll und Donnergrollen schallt es vom Zionsberg in Jerusalem her. Dort wohnt der Herr, im Zorn erhebt er die Stimme; da vertrocknen die saftigen Weiden, selbst der Wald auf dem Gipfel des Karmels, des Gebirges im Norden Israels an der Mittelmeerküste verdorrt.

Drohung gegen die Nachbarvölker

  • Damaskus - Gilead mit eisernen Dreschschlitten gedroschen - ich will Feuer schicken in das Haus Hasaëls, das soll die Paläste Ben-Hadads verzehren. 
  • Gaza - weil sie die Gefangenen alle weggeführt und an Edom ausgeliefert haben - ich will Feuer in die Mauern von Gaza schicken
  • Tyrus - weil sie die Gefangenen alle an Edom ausgeliefert und nicht an den Bruderbund gedacht haben;
  • Edom - weil sie ihren Bruder mit dem Schwert verfolgt und alles Erbarmen von sich getan haben 
  • Ammon - weil sie die Schwangeren in Gilead aufgeschlitzt haben, um ihr Gebiet zu erweitern
Diese Karte gibt Einblick in die geografische Situation zur Zeit des Amos:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kingdoms_around_Israel_830_map-de.png
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/79/Kingdoms_around_Israel_830_map-de.png
Partynia [CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]

Israel hat Gottes Strafgericht zu erwarten ...

2 6 Hört, was der Herr sagt: »Auch ihr Leute von Israel habt Verbrechen auf Verbrechen gehäuft! Darum verschone ich euch nicht. Ihr verkauft ehrliche Leute als Sklaven, nur weil sie ihre Schulden nicht bezahlen können, ja ihr verkauft einen Armen schon, wenn er euch eine Kleinigkeit wie ein Paar Sandalen schuldet. 

Gott hat allen Anteil am Land Israel geschenkt - jeder sollte genug für sich haben - es gab einige, die bereicherten sich, und andere verarmten - offensichtlich wurde auf Kredit gekauft und auch verkauft - die Reichen verschafften sich schon Sicherheiten, damit sie nicht leer ausgingen, wenn die anderen nicht bezahlen konnten

7 Ihr giert sogar nach der Asche auf dem Kopf der Verzweifelten und wendet jeden Trick an, um die Schwachen um ihr Recht zu bringen. 

Was passiert, wenn sich Menschen um ihr Recht betrogen fühlen? Die radikalisieren sich.

Vater und Sohn missbrauchen dasselbe Mädchen. 

Mit all dem befleckt ihr meinen heiligen Namen. 

8 Neben jedem Altar streckt ihr euch auf Kleidern aus, die ihr den Armen als Pfand abgenommen habt; in euren Heiligtümern trinkt ihr Wein, den ihr als Ersatz für nicht bezahlte Schulden eingefordert habt. 

9 Dabei habe ich doch euretwegen die Amoriter vernichtet. Sie waren so groß wie Zedern und so stark wie Eichen, aber ich habe sie mit Stumpf und Stiel ausgerottet. 10 Ich habe euch aus Ägypten befreit und euch vierzig Jahre lang durch die Wüste geführt, bis ihr das Land der Amoriter in Besitz nehmen konntet. 

11 Als meine Zeugen habe ich aus eurer Mitte Propheten berufen und Männer, die sich mir geweiht haben. So ist es doch, ihr Leute von Israel!«, sagt der Herr. 12 »Aber meinen Geweihten habt ihr Wein zu trinken gegeben und den Propheten habt ihr verboten, in meinem Namen zu sprechen. 

13 Ich werde euch bestrafen, dass ihr ächzt und stöhnt wie ein überladener Erntewagen. 14-15 Auch der Schnellste kann dann nicht mehr entkommen, dem Stärksten nützt seine Kraft und dem Mutigsten sein Mut nichts. Die Bogenschützen werden überrannt, bevor sie einen Pfeil abschießen können, auch die Besatzung der Streitwagen kann sich nicht mehr retten. 16 Selbst der Tapferste der Tapferen wird an jenem Tag alles wegwerfen und um sein Leben laufen. Das sage ich, der Herr.«

Gewiss, die Bibel spricht hier von der Strafe Gottes. Und Israel hat das, was dann kam, auch tatsächlich als Strafe Gottes gedeutet. Aber ist der Absturz, der Niedergang eines Volkes und einer Gesellschaft nicht automatisch die Folge von dem, was Amos Israel - und den Völkern rundum - vorwirft: Folter, Mord, Kriegsverbrechen, Ausbeutung, Unterdrückung - so kann doch kein Gemeinwesen wachsen, so können Menschen doch nicht miteinander leben.

Zwar würde ich heute nicht mehr sagen, dass Gottes Stimme “wie Löwengebrüll und Donnergrollen ... vom Zionsberg in Jerusalem” schallt, aber dass Gott klagt über das, was wir aus seiner Erde gemacht haben und wie wir Mensche miteinander umgehen, das kann ich mir gut vorstellen. Gott steht an der Seite der Entrechteten und er klagt die Machthaber und Kriegstreiber und Ausbeuter auch heute an!

Im Evangelium haben wir gehört, was der Teufel, der Versucher, der Widersacher, was der dem Sohn Gottes angeboten hat und was er uns immer wieder anbietet:
  • Füll dir den Bauch - du willst es, du kriegst es auch!
  • Hab deinen Spaß, geh bis an deine Grenzen - und ruhig noch einen Schritt darüber hinaus. Gott wird es schon richten. 
  • Du kannst die ganze Welt bekommen - kein Problem, und wenn du willst, kriegst du auch noch mehr. Nur Gott, der passt nicht mehr in dieses Konzept. Den musst du vergessen. Dann klappt's ganz bestimmt.

Jesus zeigt uns, wie wir diesen Versuchungen begegnen können. “Du sollst Gott, dem Herrn, allein dienen und ihn anbeten!” - Das ist genau die Botschaft des Propheten Amos: Kehrt um! Ändert eure Strategie! Fördert die Gemeinschaft, lasst den Eigennutz hinter euch.

Sexagesimae

Nachtrag zum 16. Februar 2020


3. Sonntag im Monat - Gottesdienst mit kleinen und großen Leuten

Der Sonntag ist geprägt durch das Gleichnis vom Sämann aus Lk 8, 4-8 (Einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht.), das als Evangeliumslesung vorgesehen ist. Wie aber vermittelt man das Kindern?

Das Gleichnis erzählte ich zunächst mit den Bildern von Bible Illustrations From Sweet Publishing (z.Zt. aufrufbar über diesen Link: https://www.unfoldingword.org/sweet-publishing) Der Server wechselt ab und zu, aber die Bilder findet man immer wieder. Diese stammen aus der Sammlung zum Matthäusevangelium.

4 Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, redete er in einem Gleichnis:


5 Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf.


6 Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte.


7 Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's.


8 Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Jetzt wollte ich aber nicht das Gleichnis auslegen - das hat Jesus ja schon getan. Ich wollte die "hundertfache Frucht" sichtbar machen und erzählte mit den anwesenden Kindern anhand ausgewählter Bilder die Geschichte Jesu von der Geburt bis zur Himmelfahrt.














Für die Kinder im Gottesdienst hatte ich die Bilder zu einem Heft zusammengestellt.

Prophet Amos

Für die Erwachsenen stellte ich die Texte des Propheten Amos zusammen. - Amos? Wer ist das?

Antwort findet man, wie so oft, bei Wikipedia: "Amos war ein sozialkritischer Prophet aus dem Südreich Juda, der im 8. Jahrhundert v. Chr. im Nordreich Israel wirkte. Das ihm zugeschriebene Buch gehört zum Zwölfprophetenbuch im Tanach, der hebräischen Bibel. ..." (https://de.wikipedia.org/wiki/Amos)

Mit dieser Notiz hat man schon mal die wichtigsten Informationen bekommen. Aber warum nun ausgerechnet dieser Prophet und seine Botschaft?

Noch einmal Wikipedia a.a.O.: "Amos ist der erste der Propheten, dessen Worte aufgezeichnet und in Buchform überliefert wurden (Schriftprophetie)."

Dann ist das Stichwort "sozialkritisch" wichtig. Das, was Amos den Menschen vor mehr als 2700 Jahren vorhielt - Machtmissbrauch, Rechtsbeugung, Bereicherung auf Kosten der Armen -, das hat - leider - von seiner Gültigkeit bis heute nichts verloren.

Und schließlich lassen sich die Schriften der so genannten "kleinen" Propheten tatsächlich in eins lesen. Wer das tun will, kann beispielsweise die Seite "https://www.bibleserver.com/GNB/Amos1". Ich habe dabei die Übersetzung der Guten Nachricht gewählt.