Nachtrag zum 1. März 2020
Evangelisches Gesangbuch
Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Invokavit unter der Nummer 954.23. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.
Für alle zitierten Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft
Wochenspruch:
Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (1. Joh 3, 8b)Wochenlieder:
Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362) oderAch bleib mit deiner Gnade (EG 347)
Lieder und Psalmgebet für den Gottesdienst
Da der Ev. Posaunenchor Meppen in diesem Jahr seinen 65. Geburtstag feiert und seit 25 Jahren von Johannes Drenger geleitet wird, gestalteten die Bläserinnen und Bläser zusammen mit Heinz Detlau-Keire an der Orgel den musikalischen Teil. Außerdem war Hajo Bunger (Landesposaunenwart im Sprengel Ostfriesland-Ems) zu Gast in der Gustav-Adolf-Kirche.EG 334 Danke für diesen guten Morgen (6 Strophen - aufsteigend mit Orgel)
Psalmgebet EG 736 - Psalm 91
Lied: Pilger sind wir Menschen (drei Strophen)
EG 403 Schönster Herr Jesu
EG 251 Herz und Herz vereint zusammen
Evangelium Mt 4,1-11 Jesu Versuchung
41 Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. 2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. 4 Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5.Mose 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«5 Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6 und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Psalm 91,11-12): »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« 7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (5.Mose 6,16): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«
8 Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. 10 Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben (5.Mose 6,13): »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« 11 Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.
Predigt
Vorbemerkung: Am Sonntag Sexagesimae hatte ich für die Erwachsenen Texte aus dem Buch Amos zusammengestellt. Diese sollen jetzt in der Passionszeit zu Gehör kommen.Den ganzen Text des Buches Amos findet man hier:
https://www.bibleserver.com/GNB/Amos1
Ich habe die Übersetzung der Guten Nachricht gewählt.
Man kann den Text in einem Zug lesen.
Der Sonntag Invokavit steht am Beginn der Passionssonntage. Das Evangelium nimmt das alte Bild des Teufels auf, das Bild des Versuchers, des Widersachers Gottes. Und so zeigt uns dieser Sonntag in diesem Bild die dunkle Macht, die uns von Gott weglocken will.
Wenn wir einen Moment ehrlich in die Welt sehen, können wir eigentlich nur eingestehen, dass dieses Bild absolut aktuell ist. Wo wird noch nach Gott, nach seinem Wort gefragt? Wo orientieren sich Menschen in ihren Entscheidungen an dem, was Gott uns vorgibt? Wo ist etwas zu spüren von dem, was Jesus einmal so ausgedrückt hat: Gott lieben und den Nächsten wie dich selbst - ja, die Selbstliebe, der Egoismus, der hat um sich gegriffen, der ist allenthalben präsent - aber Gottesliebe, Nächstenliebe …
Wir müssen nicht denken, dass das nur eine Erscheinung unserer Gegenwart ist. Wer die Worte des Propheten Amos schon einmal angelesen hat, der ahnt, dass es Menschen in dieser Zeit auch nicht besser erging.
1 1 In diesem Buch steht, was Amos, einem Viehzüchter aus dem Dorf Tekoa, vom Herrn offenbart worden ist. Er empfing die hier aufgeschriebenen Worte als Botschaft für das Reich Israel zwei Jahre vor dem großen Erdbeben, als in Juda König Usija regierte und in Israel Jerobeam, der Sohn Joaschs. 2 Amos sagte: Wie Löwengebrüll und Donnergrollen schallt es vom Zionsberg in Jerusalem her. Dort wohnt der Herr, im Zorn erhebt er die Stimme; da vertrocknen die saftigen Weiden, selbst der Wald auf dem Gipfel des Karmels verdorrt.
Mit diesen Zeilen wird die geschichtliche Situation beschrieben. Das ursprünglich unter König David (ca. 1000 v. Chr.) und Salomo (bis 926 v. Chr.) vereinte Reich Israel war in zwei Reiche zerfallen, das Nordreich, das weiterhin den Namen “Israel” führte, und das Südreich mit dem Staatsnamen “Juda”. Die Hauptstadt des Südreichs war Jerusalem. Im Nordreich gab es zwei Zentren, wo auch Kultstätten zu finden waren: Bethel und Samaria.
Über die beiden genannten Könige - Usija, der Juda von 767 bis 740 v. Chr. regierte, und Jerobeam II., der Israel von 781 bis 742 v. Chr. beherrschte - können die Ereignisse und Texte zeitlich eingeordnet werden. Die zusätzliche Angabe eines Erdbebens datiert man auf 763 v. Chr.
Der Prophet Amos stammte aus dem Südreich. Von Beruf ist er Viehzüchter - Schafe oder Rinder, das ist nicht so ganz klar. Von Gott wurde er ins Nordreich geschickt, um dort das Gericht Gottes anzukündigen. Er kritisierte scharf, dass die sozialen Unterschiede immer stärker hervortraten und die ärmeren Bevölkerungsschichten ausgebeutet wurden.
Wie Löwengebrüll und Donnergrollen schallt es vom Zionsberg in Jerusalem her. Dort wohnt der Herr, im Zorn erhebt er die Stimme; da vertrocknen die saftigen Weiden, selbst der Wald auf dem Gipfel des Karmels, des Gebirges im Norden Israels an der Mittelmeerküste verdorrt.
Drohung gegen die Nachbarvölker
- Damaskus - Gilead mit eisernen Dreschschlitten gedroschen - ich will Feuer schicken in das Haus Hasaëls, das soll die Paläste Ben-Hadads verzehren.
- Gaza - weil sie die Gefangenen alle weggeführt und an Edom ausgeliefert haben - ich will Feuer in die Mauern von Gaza schicken
- Tyrus - weil sie die Gefangenen alle an Edom ausgeliefert und nicht an den Bruderbund gedacht haben;
- Edom - weil sie ihren Bruder mit dem Schwert verfolgt und alles Erbarmen von sich getan haben
- Ammon - weil sie die Schwangeren in Gilead aufgeschlitzt haben, um ihr Gebiet zu erweitern
Israel hat Gottes Strafgericht zu erwarten ...
2 6 Hört, was der Herr sagt: »Auch ihr Leute von Israel habt Verbrechen auf Verbrechen gehäuft! Darum verschone ich euch nicht. Ihr verkauft ehrliche Leute als Sklaven, nur weil sie ihre Schulden nicht bezahlen können, ja ihr verkauft einen Armen schon, wenn er euch eine Kleinigkeit wie ein Paar Sandalen schuldet.Gott hat allen Anteil am Land Israel geschenkt - jeder sollte genug für sich haben - es gab einige, die bereicherten sich, und andere verarmten - offensichtlich wurde auf Kredit gekauft und auch verkauft - die Reichen verschafften sich schon Sicherheiten, damit sie nicht leer ausgingen, wenn die anderen nicht bezahlen konnten
7 Ihr giert sogar nach der Asche auf dem Kopf der Verzweifelten und wendet jeden Trick an, um die Schwachen um ihr Recht zu bringen.
Was passiert, wenn sich Menschen um ihr Recht betrogen fühlen? Die radikalisieren sich.
Vater und Sohn missbrauchen dasselbe Mädchen.
Mit all dem befleckt ihr meinen heiligen Namen.
8 Neben jedem Altar streckt ihr euch auf Kleidern aus, die ihr den Armen als Pfand abgenommen habt; in euren Heiligtümern trinkt ihr Wein, den ihr als Ersatz für nicht bezahlte Schulden eingefordert habt.
9 Dabei habe ich doch euretwegen die Amoriter vernichtet. Sie waren so groß wie Zedern und so stark wie Eichen, aber ich habe sie mit Stumpf und Stiel ausgerottet. 10 Ich habe euch aus Ägypten befreit und euch vierzig Jahre lang durch die Wüste geführt, bis ihr das Land der Amoriter in Besitz nehmen konntet.
11 Als meine Zeugen habe ich aus eurer Mitte Propheten berufen und Männer, die sich mir geweiht haben. So ist es doch, ihr Leute von Israel!«, sagt der Herr. 12 »Aber meinen Geweihten habt ihr Wein zu trinken gegeben und den Propheten habt ihr verboten, in meinem Namen zu sprechen.
13 Ich werde euch bestrafen, dass ihr ächzt und stöhnt wie ein überladener Erntewagen. 14-15 Auch der Schnellste kann dann nicht mehr entkommen, dem Stärksten nützt seine Kraft und dem Mutigsten sein Mut nichts. Die Bogenschützen werden überrannt, bevor sie einen Pfeil abschießen können, auch die Besatzung der Streitwagen kann sich nicht mehr retten. 16 Selbst der Tapferste der Tapferen wird an jenem Tag alles wegwerfen und um sein Leben laufen. Das sage ich, der Herr.«
Gewiss, die Bibel spricht hier von der Strafe Gottes. Und Israel hat das, was dann kam, auch tatsächlich als Strafe Gottes gedeutet. Aber ist der Absturz, der Niedergang eines Volkes und einer Gesellschaft nicht automatisch die Folge von dem, was Amos Israel - und den Völkern rundum - vorwirft: Folter, Mord, Kriegsverbrechen, Ausbeutung, Unterdrückung - so kann doch kein Gemeinwesen wachsen, so können Menschen doch nicht miteinander leben.
Zwar würde ich heute nicht mehr sagen, dass Gottes Stimme “wie Löwengebrüll und Donnergrollen ... vom Zionsberg in Jerusalem” schallt, aber dass Gott klagt über das, was wir aus seiner Erde gemacht haben und wie wir Mensche miteinander umgehen, das kann ich mir gut vorstellen. Gott steht an der Seite der Entrechteten und er klagt die Machthaber und Kriegstreiber und Ausbeuter auch heute an!
Im Evangelium haben wir gehört, was der Teufel, der Versucher, der Widersacher, was der dem Sohn Gottes angeboten hat und was er uns immer wieder anbietet:
- Füll dir den Bauch - du willst es, du kriegst es auch!
- Hab deinen Spaß, geh bis an deine Grenzen - und ruhig noch einen Schritt darüber hinaus. Gott wird es schon richten.
- Du kannst die ganze Welt bekommen - kein Problem, und wenn du willst, kriegst du auch noch mehr. Nur Gott, der passt nicht mehr in dieses Konzept. Den musst du vergessen. Dann klappt's ganz bestimmt.
Jesus zeigt uns, wie wir diesen Versuchungen begegnen können. “Du sollst Gott, dem Herrn, allein dienen und ihn anbeten!” - Das ist genau die Botschaft des Propheten Amos: Kehrt um! Ändert eure Strategie! Fördert die Gemeinschaft, lasst den Eigennutz hinter euch.
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