Freitag, 27. März 2020

Judika

29. März 2020


Gottesdienst als Podcast

Da wir im Augenblick nicht in unseren Kirchen zum Gottesdienst zusammenkommen können, wollen wir die uns verbleibenden Möglichkeiten nutzen, um miteinander über Gottes Wort nachzudenken.


Hiermit stellen wir Ihnen unseren zweiten Versuch mit einem aufgezeichneten Gottesdienst vor. Wir hoffen, dass die Tonqualität dieses Mal besser ausgefallen ist.

Mit diesem Link kann das Video direkt bei Youtube aufgerufen werden: https://www.youtube.com/watch?v=A_Xw0sOQsNE

Weiter unten können Sie die Texte auch nachlesen.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Judika unter der Nummer 954.27. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft
Für den Predigttext gilt: Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Wochenspruch:

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. (Mt 20, 28)

Wochenlieder:

O Mensch, bewein dein Sünde groß (EG 76)
Holz auf Jesu Schulter (EG 97)

Lieder für den Gottesdienst

Orgelvorspiel: Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 641
Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken (EG 91,1-2)
Mir nach, spricht Christus, unser Held (EG 385,1.2.5 - instrumental)
Sende dein Licht (EG 172 - zur Fürbitte)
Orgel nach der Predigt: Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 641

Psalm 43

1 Schaffe mir Recht, Gott, und führe meine Sache wider das treulose Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten!

2 Denn du bist der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich drängt?

3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung, 4 dass ich hineingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.

5 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Evangelium Markus 10,35-45 - Wer groß sein will unter euch ...

Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, das ich für euch tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.

41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Predigt über Amos 8

Die Stichworte Corona, covid-19, Isolation, Ansteckungsgefahr, Hamsterkäufe, das alles und noch viel mehr hat uns die ganzen letzten Tage beschäftigt. Wir schauen einerseits besorgt auf die Situation in den Krankenhäusern, andererseits fragen wir mit Blick auf die Wirtschaft, wer all die finanziellen Ausfälle bezahlen soll. Wir machen uns Sorgen, nicht grundlos!

Aber es wurde auch manch eine gute Initiative entwickelt. Die Stadt Meppen hat beispielsweise mit dem Youtube-Kanal "Meppen mag dich" ein Angebot geschaffen, wo Menschen aus unserer Stadt mit kleinen Beiträgen Bürgerinnen und Bürgern Mut zusprechen wollen. Es werden Einkaufsinitiativen gegründet und NAchbarschaft neu belebt, wir telefonieren mit Menschen, die wir nicht besuchen können, und sprechen so wieder mehr miteinander. So halten wir auf der einen Seite zwar Distanz, auf der anderen Seite fragen wir aber auch, wie es dem anderen geht.

Gibt es daneben auch andere Themen? Manchmal haben wir den Eindruck: Nein. Gerade deshalb sollte der Blick nicht einfach bei Corona und allem, was dazu gehört, haften bleiben. Die Probleme, die uns vor der Pandemie beschäftigt haben, die sind ja jetzt nicht einfach verschwunden - und die neuen, die sich jetzt auftun, werden dazu kommen. Fast muss man schon angestrengt überlegen, um sich diese Punkte wieder ins Gedächtnis zu rufen:

  • Da fallen mit zuerst die Flüchtlinge in den türkischen Lagern und auf den griechischen Inseln ein. Kinder und Erwachsene hausen dort unter menschenunwürdigen Verhältnissen. 
  • Vom Krieg in Syrien haben wir seit dem Auftauchen des Virus in Europa so gut wie nichts mehr gehört. 
  • Es fehlt in unserem Land an bezahlbarem Wohnraum. 
  • Unter den europäischen Staaten macht sich Egoismus breit. 
  • In Sportstadien und in unsozialen Netzwerken, auf der Straße und an vielen anderen Stellen werden Menschen aufs schändlichste beschimpft. 
  • Am rechten Rand der Politik werden Positionen laut, von denen wir gehofft hatten, dass solche Gedanken in unserem Land nach den 2. Weltkrieg nie wieder Fuß fassen könnten. 
  • Von wirtschaftlichen und umweltpolitischen Problemen will ich gar nicht reden. 

All das - und noch vieles mehr - hatte uns vor Corona beschäftigt.
All das - und noch vieles mehr - ist keineswegs gelöst, wird jetzt nur verdrängt.
All das - und noch vieles mehr - wird uns nach der Corona-Krise noch ganz fürchterlich zu schaffen machen.

Deshalb möchte ich mich heute in der Passionszeit, in der Leidenszeit Christi, wieder den Propheten Amos zuwenden. Amos kritisierte in seiner Zeit, dass die soziale Schere immer weiter auseinander drifteten. Die einen bekamen ganz viel, die anderen verloren es. Gerechtigkeit, wie Gott sie will für seine Menschen, die sieht ganz anders aus. Das war die Botschaft des Propheten. Es ist faszinierend, es ist erschreckend, dass diese Worte heute eine so große Aktualität haben.

Ich empfehle dringend, dieses oder auch andere biblische Bücher wieder einmal zu lesen. Jetzt könnten wir uns doch einmal die Zeit dafür nehmen. Viele haben die Bibel noch zu Hause, aber man kann dieses wunderbare Buch auch an vielen Stellen online finden. Amos habe ich in der Übersetzung der “Guten Nachricht” gelesen.

Ich lese heute Zeilen aus dem 8. Kapitel des Prophetenbuches. Hier ist vom Gericht Gottes die Rede. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Corona und anderes betrachte ich nicht als Strafe Gottes. Allerdings wird uns in diesen Tagen sehr deutlich vor Augen geführt, wie fragil unsere gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung ist, wie schnell wir an unsere Grenzen stoßen, wenn die weltweiten Lieferketten reißen, die allein den Profit im Blick haben.

Das Maß ist voll

8 1 Noch etwas ließ der Herr, der mächtige Gott, mich sehen: einen Erntekorb voll Obst. 2 Er fragte mich: »Amos, was siehst du?« Ich antwortete: »Einen Korb mit reifem Obst.« Da sagte der Herr: »Ja, reif ist mein Volk – zum Gericht! Ohne Erbarmen will ich alles abernten. 3 Dann werden die Sängerinnen im Königspalast Klagelieder anstimmen. An allen Orten liegen Leichen herum, niemand begräbt sie, überall Totenstille.« Das sagt der Herr, der mächtige Gott.
    Totenstille - ja es ist ziemlich ruhig, wenn wir jetzt durch unsere Straßen gehen.

Woran krankt Israel eigentlich, die ganze Welt?

8 4 Hört her, ihr Unterdrücker und Ausbeuter! Euer ganzes Tun zielt darauf ab, die Armen im Land zu ruinieren! 5 Ihr sagt: »Wann ist endlich das Neumondfest vorbei, wann ist endlich der Sabbat vorüber? Dann können wir unsere Speicher öffnen und Korn verkaufen, das Getreidemaß kleiner machen und das Gewicht, mit dem wir das Silber zur Bezahlung abwiegen, größer, die Waagbalken verstellen 6 und sogar noch den Abfall mit Gewinn loswerden.« ... 7 Aber der Herr, auf den ihr Nachkommen Jakobs so stolz seid, hat geschworen: »Nie werde ich ihnen diese Untaten verzeihen!« 8 Wen wundert es da, dass die Erde bebt und alle ihre Bewohner erschrecken? Sie hebt und senkt sich wie der Nil in Ägypten.
  • Unterdrücker und Ausbeuter - Geld, Geld, Geld …
  • Wann kann ich verkaufen, wann kann ich kaufen - möglichst billig - ich bin doch nicht blöd!
  • Dass andere darunter leiden - ist das mein Problem?
  • Ein gerechter und angemessener Preis - warum?
  • Was machst du mit Flügeln und Unterschenkeln beim geschlachteten Huhn?
    • Kein Problem - das alles geht doch nach Afrika. Ausrangierte Kleidung und Autos und unsere riesigen Containerschiffe, wenn sie ausgedient haben, gleich dazu.
  • Und Pfötchen und Schwänzchen und anderes vom geschlachteten Tier?
    • Einmal durch den Fleischwolf - Problem gelöst. Mmmh - lecker - für die anderen. Man darf ja nichts umkommen lassen, oder?
Angesichts solchen Handelns, solch einer Wirtschaftseinstellung ist keine Strafe Gottes nötig. Solch eine Ausbeutung von Mensch und Natur führt zwangsläufig in den Untergang. Allerdings wird Gott uns eines Tages fragen, was wir angerichtet haben und warum?

Karfreitag

8 9 »An jenem Tag - wenn Gott zum Gericht kommt, wenn Menschen erkennen, wie verwerflich und schädlich ihr eigenes Tun und Handeln ist - an jenem Tag geht die Sonne am Mittag unter und am helllichten Tag wird es finster«, sagt der Herr, der mächtige Gott.
    Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. 46 Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

    Siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. 52 Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen.

    Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen! (Mt 27,45-54*)
Die einen waren froh, dass sie diesen Unruhestifter los waren, als der endlich tot war. Ihre ganze Gesellschaftsordnung hatte er infrage gestellt. Gut, schön war das Ende nicht gewesen. Jetzt konnte wieder Ruhe einkehren, man konnte zur gewohnten Tagesordnung übergehen.

Einer aber hatte die Zeichen dieses Todes erkannt. Und der gehörte noch nicht einmal zum Volk Gottes. “Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen”, das war sein und vielleicht auch seiner Kameraden Bekenntnis.

Was hatte dieser Sohn Gottes seinem Volk, was hat er uns mit auf den Weg gegeben? Wir haben die Worte heute schon in der Evangeliumslesung gehört.
    Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
Die positive Energie, die jetzt viele angesichts der aktuellen Krise freisetzen können, um anderen zu helfen, die sollten wir, wenn wir den Kopf wieder etwas freier haben, nutzen, um die Welt zum Besseren zu wenden. Wir werden nicht alles schaffen, aber anfangen sollten wir - am besten zuerst bei uns selber.

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