Dienstag, 26. September 2017

Erntedank

1. Oktober 2017


Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Erntedanktag unter der Nummer 954.62. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. (Ps 145, 15)

Erntedankaltar - vielen Dank den Mitarbeitern!

Wochenlieder:

Ich singe dir mit Herz und Mund (EG 324 - auch Rev. 2014) oder
Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit (EG 502 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Gottes Geschöpfe, kommt zuhauf (EG 514)

Lieder für den Gottesdienst

505,1-3 - Die Ernst ist nun zu Ende, der Segen eingebracht
743 - Psalm 104 - Herr, die Erde ist voll deiner Güter
502,1.2.4.5 - Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit
508,1-4 - Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land
512,1.2.4 - Herr, die Erde ist gesegnet
623,1-4 - Die Erde ist des Herrn

Weitere Liedvorschläge finden sich auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Evangelium Lk 12, (13-14) 15-21

Warnung vor Habgier

13 Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile. 14 Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt? 15 Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.

Der reiche Kornbauer

16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. 17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. 18 Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! 20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? 21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.

Predigttext - Sprüche 30,5-10

5 Alle Worte Gottes sind durchläutert; er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen. 6 Tu nichts zu seinen Worten hinzu, dass er dich nicht zur Rechenschaft ziehe und du als Lügner dastehst. 7 Zweierlei bitte ich von dir, das wollest du mir nicht verweigern, ehe denn ich sterbe: 8 Falschheit und Lüge lass ferne von mir sein; Armut und Reichtum gib mir nicht; lass mich aber mein Teil Speise dahinnehmen, das du mir beschieden hast. 9 Ich könnte sonst, wenn ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der HERR? Oder wenn ich zu arm würde, könnte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen. 10 Verleumde nicht den Knecht bei seinem Herrn, dass er dir nicht fluche und du es büßen musst.

Predigtidee

Der Predigttext, den ich aus der Reihe der Marginaltexte gewählt habe, beschreibt weniger konkret die Ernte, für die wir am Erntedanktag Gott danken, vielmehr fragt der Text, unter welchen Bedingungen Leben - und dann auch Ernte - gedeihen kann.
  • auf Gottes reines Wort vertrauen
  • Reichtum und Armut - wo bleibt Gott?
  • menschliches Miteinander muss vom Vertrauen geprägt sein!
Mal sehen, was sich aus diesen ersten Gedanken entwickeln wird. Ich werde an diesem Text in den nächsten Tagen weiterarbeiten.

Predigt

Der heute Predigttext stammt aus der Reihe der sogenannten Marginaltexte, also aus den Texten eines Sonntags, die nach dem Verständnis derjenigen, die sie ausgewählt haben, nicht so wichtig sind. Dieser Text beschreibt weniger konkret die Ernte, für die wir am Erntedanktag Gott danken, vielmehr fragt der Text, unter welchen Bedingungen Leben - und dann auch Ernte - gedeihen kann. Damit ist er allerdings kein Marginaltext mehr, er eröffnet vielmehr zentrale Gesichtspunkte, die uns helfen können, damit menschliches Miteinander wieder gelingt.

5 Alle Worte Gottes sind durchläutert; er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen. 

Zuerst wird der Blick auf Gott gelenkt. Alle seine Worte sind “durchläutert”, das heißt, Gott steht zu dem, was er sagt, auf sein Wort kann ich mich verlassen, sein Wort trägt mich. Diese Hinwendung zu Gott ist durchaus passend zum Erntedanktag. Obwohl wir wissen und im alltäglichen Leben eigentlich nur damit rechnen, dass die Landwirte für die Ernte arbeiten - und mit ihnen all die anderen Menschen, die in der Nahrungsproduktion tätig sind - heute am Erntedanktag erinnern wir uns und vergewissern uns gleichsam: Das alles ist und bleibt ein Geschenk Gottes. Es ist eben nicht selbstverständlich, dass wir genug zu essen und ein Dach über dem Kopf haben, dass wir in einem Land leben, in dem wir erst einmal keine Not leiden müssen.

Doch dieses Wissen, dieser Glaube ist vielen Menschen verloren gegangen. Wir können doch alles selber, so heißt es allenthalben. Was haben wir in den Jahren, in den Jahrzehnten und Jahrhunderten seit der Aufklärung nicht alles gelernt? Wozu brauchen wir da noch die alte überkommene Vorstellung eines höheren Wesens, wozu brauchen wir noch Gott? Wir sind doch autonom!

Erst wenn wir mit unseren Grenzen konfrontiert werden, wenn wir nicht weiter wissen - Krankheit, Tod, Unglücke, Katastrophen -, dann erinnert sich der eine oder andere, dass da doch auch noch ein Gott war. Aber was ist, wenn anschließend alles wieder in normalen Bahnen läuft? Oder wenn Hilfe scheinbar ausbleibt? Wenn Gott nicht so funktioniert, wie wir uns das vorstellen. Einmal gebetet - und dann muss es doch klappen! Not lehrt beten?

Sie wissen, dass ich diese Meinung nicht teile. Ich denke vielmehr, dass gute Tage richtig beten lehren, denn diejenigen, die sich in den hellen Zeiten ihres Lebens zu Gott halten, die in den beinahe selbstverständlichen Dingen - wie beispielsweise die Ernte - Gott am Werke sehen, die können bekennen: Er ist ein Schild denen, die auf ihn vertrauen. Und dieser Glaube trägt auch dann, wenn Fragen auftauchen.

6 Tu nichts zu seinen Worten hinzu, dass er dich nicht zur Rechenschaft ziehe und du als Lügner dastehst.

Mit Gottes Wort haben wir alles, was wir brauchen. Er hat uns das Leben geschenkt, er hat uns diese Erde gegeben, damit sie uns ernährt, er hat uns seine Gebote gegeben, damit wir miteinander leben können und nicht das Leben des anderen zerstören. Und schließlich ist sein Sohn Jesus Christus zu uns gekommen, um uns den Weg zu unserem himmlischen Vater zu zeigen. Wir müssen nichts dazutun noch wegtun. Wir dürfen darauf vertrauen, dass am Ende eines Lebens in der Nachfolge Jesu Gott selbst auf uns wartet.

7 Zweierlei bitte ich von dir, das wollest du mir nicht verweigern, ehe denn ich sterbe: 8 Falschheit und Lüge lass ferne von mir sein; 

Wir wissen es alle:
  • Lügen haben kurze Beine. 
  • Eine Lüge schleppt zehn andre nach.
  • Eine Lüge, klein und unbedacht,
    hat schon oft einen Berg von Leid entfacht.
  • Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht,
    auch wenn er dann die Wahrheit spricht.

Warum wird so viel getrickst? Warum wird so viel gekungelt? Warum reden zwei miteinander, was der dritte nicht wissen darf? - Es ist ganz viel Vertrauen verloren gegangen, weil wir darauf getrimmt wurden, dass jeder nur noch an sich selber denkt. Jeder ist sich selbst der Nächste. Dafür steht ein Satz, der bis heute unser Leben prägt: Geiz ist geil - weil jeder sparen muss, weil jeder alles möglichst billig haben will, weil der andere bloß nicht zu viel bekommen darf, weil mein Geld an erster Stelle steht. Und da kommt man das eine oder andere Mal doch gar nicht um eine klitzekleine Notlüge herum, oder? Nur, was ist, wenn wir wieder einmal ertappt werden? Ich rufe es uns noch einmal in Erinnerung:
  • Lügen haben kurze Beine. 
  • Eine Lüge schleppt zehn andre nach.
  • Eine Lüge, klein und unbedacht,
    hat schon oft einen Berg von Leid entfacht.
  • Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht,
    auch wenn er dann die Wahrheit spricht.
Falschheit und Lüge lass ferne von mir sein; Armut und Reichtum gib mir nicht; lass mich aber mein Teil Speise dahinnehmen, das du mir beschieden hast. 

Der weise Verfasser dieser Zeilen weiß, dass Gott einem jeden Menschen seinen Teil zugedacht hat. Nicht alle bekommen den gleichen Teil - gleich viel oder gleich wenig, jeder soll aber seinen Teil bekommen, das, was er zum Leben braucht, mit dem er zufrieden sein kann. Das gilt für die Menschen in Europa und in Nordamerika, das gilt aber auch für die Menschen in Afrika, in Asien, im Orient, in Südamerika, das gilt für alle Menschen dieser Welt. Und was passiert, wenn Menschen ihr Teil vorenthalten wird? Durch wirtschaftliche und politische Verhältnisse, durch Gewalt, Krieg und Terror? Sie machen sich dorthin auf den Weg, wo sie die Hoffnung haben, dass es gerechter zugeht, dass sie mehr bekommen als den Tod.

Armut und Reichtum gib mir nicht; … 9 Ich könnte sonst, wenn ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der HERR? Oder wenn ich zu arm würde, könnte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen. 

Das ist doch genau das, was wir gerade erleben: In den reichen Ländern dieser Erde mit ihren wirtschaftlichen Gütern wird Gott geleugnet. Wo wird Gottes Wort, seine Gebote noch in die alltäglichen Entscheidungen einbezogen - in der Politik, im persönlichen Leben? in den armen Ländern werden Menschen ausgebeutet und manchem bleibt kaum etwas anderes übrig als zu stehlen und zu betrügen, wenn er und seine Familie nicht verhungern sollen.

10 Verleumde nicht den Knecht bei seinem Herrn, dass er dir nicht fluche und du es büßen musst.

Es muss wohl auch damals üblich gewesen sein, den einen beim anderen anzuschwärzen, den anderen auszustechen, damit man selbst gut möglichst da steht. Wohin solche Spitzeleien führen, haben wir in Deutschland doch schon zweimal erlebt: in den Untergang!

Es ist schon ein Fluch, wenn wir im anderen nur noch den Konkurrenten, den Gegner sehen, den wir möglichst geschickt ausstechen müssen. In solch einem Klima, vor dem der weise Verfasser unseres heutigen Predigttextes bewahrt bleiben möchte: eine gottlose Welt mit Lügen und mit übermäßigem Reichtum oder mit übermäßiger Not und Konkurrenzdruck - in solch einem Klima kann Leben nicht gedeihen, in solch einer Welt gibt es keine Ernte, die die Menschen satt machen kann, die ihnen Leben und Gedeihen und Zukunft schenkt. Deshalb legt uns der Weise mit seinen Zeilen nahe:

  • auf Gottes reines Wort vertrauen
  • jeder soll das empfangen, was Gott einem Menschen zugedacht hat
  • menschliches Miteinander muss wieder vom Vertrauen geprägt sein!

Ich lese uns den Text noch einmal vor:

5 Alle Worte Gottes sind durchläutert; er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen. 6 Tu nichts zu seinen Worten hinzu, dass er dich nicht zur Rechenschaft ziehe und du als Lügner dastehst. 7 Zweierlei bitte ich von dir, das wollest du mir nicht verweigern, ehe denn ich sterbe: 8 Falschheit und Lüge lass ferne von mir sein; Armut und Reichtum gib mir nicht; lass mich aber mein Teil Speise dahinnehmen, das du mir beschieden hast. 9 Ich könnte sonst, wenn ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der HERR? Oder wenn ich zu arm würde, könnte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen. 10 Verleumde nicht den Knecht bei seinem Herrn, dass er dir nicht fluche und du es büßen musst.