Donnerstag, 31. Januar 2019

5. Sonntag der Vorpassionszeit

3. Februar 2019


Aktualisierung am 11.02.2019

Weiter unten füge ich ein paar Gedanken von Alexander Gerst und Greta Thunberg zur inhaltlichen Aktualisierung der Predigt ein. Zunächst geht es aber um den massiven Eingriff in die Abfolge von Epiphanias- und Vorpassionszeit durch die Arbeitsgruppe zur Perikopenrevision.

5. Sonntag in der Vorpassionszeit

"5. Sonntag in der Vorpassionszeit - was ist denn das?", so fragt mancher, der in der Abfolge des Kirchenjahres bewandert ist. Die Arbeitsgruppe, die die neue Perikopenordnung erarbeitete, hat massiv in die Abfolge von Epiphanias- und Vorpassionszeit eingegriffen. Die Epiphaniaszeit sollte wohl dadurch aufgewertet werden, dass mit dem Feiertag "Lichtmess" oder "Darstellung des Herrn im Tempel" am 2. Februar ein festes Enddatum der Epiphaniaszeit gesetzt wird. Dass damit die bisher feste Anzahl der drei Sonntage Vorpassionszeit zukünftig variiert - 0 bis 5 Sonntage - , nahm man billigend in Kauf. Schließlich sei die Vorpassionszeit ja eher "ungeprägt" (vgl. dazu meine Ausführungen in diesem Blog).

Die ganze Misere dieser Änderung wird gleich im ersten Jahr der Einführung deutlich. Da der Festtag Epiphanias in diesem Jahr auf einen Sonntag fiel, fällt der Festtag "Lichtmess" auf einen Samstag und verkürzt die Zahl der Sonntage nach Epiphanias auf drei. Dass somit schon am vergangenen Sonntag (27.01.2019) der "letzte nach Epiphanias" gefeiert wurde, ging auch bei Kollegen unter.

Da Ostern in diesem Jahr sehr spät liegt, wird die "ungeprägte" Vorpassionszeit um zwei weitere Sonntage erweitert - unspezifisch der 5. und 4. Sonntag der Vorpassionszeit genannt. Die Proprien für diese beiden Sonntage übernahm man aus der Epiphaniaszeit - 5. Sonntag in der Vorpassionszeit = 5. Sonntag nach Epiphanias und 4. Sonntag in der Vorpassionszeit = 4. Sonntag nach Epiphanias. Damit lässt sich jetzt am Beginn eines neuen Abschnitts im Ablauf eines Kirchenjahres aber kein besonderer Akzent setzen. Vielmehr verweist insbesondere der Wochenspruch vom kommenden Sonntag mit dem Bezug aufs Licht noch einmal ganz klar in die Epiphaniaszeit: "Der Herr wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen." (1. Kor 4, 5b)

Betrachtet man die beiden nächsten Sonntage noch einmal im Zusammenhang mit der Epiphaniaszeit, so reihen sich die Proprien gut ein.
  • Epiphanias: die Weisen aus dem Morgenland kommen als Heiden, um den neugeborenen König der Juden, den Christus, anzubeten. 
  • 1. Sonntag nach Epiphanias: Jesu Taufe, in der sich Gott zu seinem Sohn bekennt. 
  • 2. Sonntag nach Epiphanias: Das Weinwunder von Kana zeigt, dass Gott Anteil am "fröhlichen" Leben schenkt. 
  • 3. Sonntag nach Epiphanias: Wenn Jesus sich dem Hauptmann von Kapernaum zuwendet, so wird deutlich, dass auch die Heiden zum Reich Gottes eingeladen sind. 
  • 4. Sonntag nach Epiphanias: Alle Menschen erkennen die Wunderwerke Gottes, wenn sie sich auf den Glauben einlassen. 
  • 5. Sonntag nach Epiphanias: Am Ende wird Gott ans Licht bringen, was den Menschen ausmacht. 
  • Letzter Sonntag nach Epiphanias: In der Verklärung Jesu lässt sich punktuell Gottes Reich schon jetzt in dieser Welt entdecken (Martin Senftleben; https://www.daskirchenjahr.de/tag.php?name=lnepiphanias&zeit=Epiphanias)
Daran schloss sich früher genuin die Vorpassionszeit, die bereits mit dem 1. Sonntag Septuagesimae auf Ostern verwies (vgl. dazu meine Ausführungen in diesem Blog). Es ist bezeichnend, dass Martin Senftleben auch jetzt nach der Reform der Perikopenordnung die Vorpassions- bzw. Vorfastenzeit so beschreibt:
  • Mit dem Sonntag Septuagesimae beginnt die Vorfastenzeit, die schon auf das Osterfest bezogen ist. Der Name des ersten Sonntags dieser Zeit weist auf die Dauer der Vorbereitungszeit "Vor den Fasten" (s. Fastenzeit) zusammen mit der eigentlichen Fastenzeit hin: "Septuagesimae" bedeutet "der 70." Tag (vor Ostern). Diese Zahl ist Symbol für die 70-jährige Gefangenschaft des Gottesvolkes (s. Jer 25, 11). (https://www.daskirchenjahr.de/tag.php?name=&zeit=Vorfasten&typ=Einfuehrung; abgerufen am 31.01.2019)

Evangelisches Gesangbuch

Nun genug Kritik an der Reform der Perikopenordnung. Versuchen wir, dem 5. Sonntag in der Vorpassionszeit etwas abzugewinnen. Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte beim 5. Sonntag nach Epiphanias unter der Nummer 954.18. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Der Herr wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. (1. Kor 4, 5b)

Wochenlied:

Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ (EG 246)
Gott liebt diese Welt (EG 409)

Lieder für den Gottesdienst

445,1.2.4 - Gott des Himmels und der Erden
720 - Befiehl dem HERRN deine Wege - Ps 37
407,1-3 - Stern auf den ich schaue
EG 70,1.2.5 Wie schön leuchtet der Morgenstern
382,1-3 - Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
331,1-5 - Großer Gott wir loben dich

Alttestamentliche Lesung Jes 40, 12-25 - Israels unvergleichlicher Gott

12 Wer misst die Wasser mit der hohlen Hand, und wer bestimmt des Himmels Weite mit der Spanne und fasst den Staub der Erde mit dem Maß und wiegt die Berge mit einem Gewicht und die Hügel mit einer Waage? 13 Wer bestimmt den Geist des HERRN, und welcher Ratgeber unterweist ihn? 14 Wen fragt er um Rat, der ihm Einsicht gebe und lehre ihn den Weg des Rechts und lehre ihn Erkenntnis und weise ihm den Weg des Verstandes? 15 Siehe, die Völker sind geachtet wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der Waage. Siehe, die Inseln sind wie ein Stäublein. 16 Der Libanon wäre zu wenig zum Feuer und seine Tiere zu wenig zum Brandopfer. 17 Alle Völker sind vor ihm wie nichts und gelten ihm als nichtig und eitel.

18 Mit wem wollt ihr denn Gott vergleichen? Oder was für ein Abbild wollt ihr von ihm machen? 19 Der Meister gießt ein Bild und der Goldschmied vergoldet's und macht silberne Ketten daran. 20 Wer aber zu arm ist für eine solche Gabe, der wählt ein Holz, das nicht fault, und sucht einen klugen Meister dazu, ein Bild zu fertigen, das nicht wackelt.

21 Wisst ihr denn nicht? Hört ihr denn nicht? Ist's euch nicht von Anfang an verkündigt? Habt ihr's nicht gelernt von Anbeginn der Erde? 22 Er thront über dem Kreis der Erde, und die darauf wohnen, sind wie Heuschrecken; er spannt den Himmel aus wie einen Schleier und breitet ihn aus wie ein Zelt, in dem man wohnt; 23 er gibt die Fürsten preis, dass sie nichts sind, und die Richter auf Erden macht er zunichte: 24 Kaum sind sie gepflanzt, kaum sind sie gesät, kaum hat ihr Stamm eine Wurzel in der Erde, da lässt er einen Wind unter sie wehen, dass sie verdorren, und ein Wirbelsturm führt sie weg wie Spreu. 25 Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, dem ich gleich sei?, spricht der Heilige.

Welch ein gewaltiger Text!

Schon beim ersten Lesen und Hören muss der gläubige Mensch - egal ob Christ oder Jude - sich ganz klein fühlen im Gegenüber zum allmächtigen Gott, wie ein "Tropfen im Eimer", ein "Sandkorn auf der Waage", ein "Stäublein" im Wind. Solange unser Verhältnis zu Gott nicht vom Vertrauen geprägt ist, kann der Mensch gegenüber Gott entweder nur Angst empfinden oder sich von Gott abwenden, weil er seine Ohnmacht und Winzigkeit nicht wahrhaben will. Beide Wege aber führen in die Sackgasse: Angst lähmt und das Gefühl der Ohnmacht und Winzigkeit führt oft zu Überheblichkeit anderen gegenüber oder zur unrealistischen Einschätzung der eigenen Möglichkeiten. 

Während der mittelalterliche Mensch sich in seiner Angst verkroch und die "allmächtige" Kirche als Vermittlerin zwischen sich selbst und Gott akzeptierte pocht der moderne Mensch auf seine Unabhängigkeit und meint, schalten und walten zu können wie es ihm gerade in den Sinn kommt und er es für richtig und vorteilhaft hält. Ein "Deal" nach dem anderen wird geschlossen. Nur wird dabei vergessen, dass weder Gott noch die Natur sich auf einen "Deal" einlässt. 

Pendant - Erklärung - Deutung

Weder die ausgesuchte Epistel noch das Evangelium sind in meinen Augen geeignet, den gewaltigen Alttestamentlichen Text zu deuten bzw. dem Hörer und Leser eine Interpretation an die Hand zu geben, die ihm einen Zugang ermöglicht, damit nicht sofort die "Schotten dicht gemacht" werden. Das kann meines Erachtens nur der Marginaltext aus Hesekiel 33, 10-16 mit seinem Kernsatz: "So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?"

Predigttext Hesekiel 33, 10-16 - Gott richtet jeden nach seinem Handeln

10 Und nun, du Menschenkind, sage dem Hause Israel: Ihr sprecht: Unsere Sünden und Missetaten liegen auf uns, dass wir darunter vergehen; wie können wir denn leben? 11 So sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?

12 Und du, Menschenkind, sprich zu deinem Volk: Wenn ein Gerechter Böses tut, so wird's ihm nicht helfen, dass er gerecht gewesen ist; und wenn ein Gottloser von seiner Gottlosigkeit umkehrt, so soll's ihm nicht schaden, dass er gottlos gewesen ist. Auch der Gerechte kann nicht am Leben bleiben, wenn er sündigt. 13 Denn wenn ich zu dem Gerechten spreche: Du sollst leben!, und er verlässt sich auf seine Gerechtigkeit und tut Böses, so soll aller seiner Gerechtigkeit nicht mehr gedacht werden, sondern er soll sterben um des Bösen willen, das er getan hat. 14 Und wenn ich zum Gottlosen spreche: Du sollst sterben!, und er bekehrt sich von seiner Sünde und tut, was recht und gut ist, 15 – sodass der Gottlose das Pfand zurückgibt und erstattet, was er geraubt hat, und nach den Satzungen des Lebens wandelt und nichts Böses tut –, so soll er am Leben bleiben und nicht sterben, 16 und all seiner Sünden, die er getan hat, soll nicht mehr gedacht werden, denn er hat nun getan, was recht und gut ist; darum soll er am Leben bleiben.

17 Aber dein Volk spricht: »Der Herr handelt nicht recht«, während doch sie nicht recht handeln. 18 Wenn der Gerechte sich abkehrt von seiner Gerechtigkeit und Unrecht tut, so muss er deshalb sterben. 19 Und wenn sich der Gottlose von seiner Gottlosigkeit bekehrt und tut, was recht und gut ist, so soll er deshalb am Leben bleiben. 20 Und doch sprecht ihr: »Der Herr handelt nicht recht«, während ich doch einen jeden von euch, ihr vom Hause Israel, nach seinem Handeln richte.

Predigtidee

Wenn ich den Akzent des 5. Sonntags vor der Passionszeit auf die beiden alttestamentlichen Texte lege, so wird deutlich, dass der allmächtige, der gewaltige Gott, dem kein Herrscher gleicht, dass dieser Gott das Leben seiner Menschen will. Dazu hat er ihnen sein Gesetz gegeben, das die Bahn anzeigt, auf der Leben gelingt. Das Leiden des Sohnes Gottes dagegen zeigt, wohin ein gottloses Leben führt: In den Tod! 

Auch wenn es der Sonntagsname dieses ersten Sonntags nach der Epiphaniaszeit nicht mehr aussagt: Wir Christen vertrauen darauf, dass am Ende die Auferstehung, das Leben bei Gott steht. Nicht der Tod behält das letzte Wort, das liegt allein bei Gott, der seinen Sohn und auch uns auferweckt zum Leben!

Kehrt um!

Im Friedensgebet am 08.02. habe ich noch einmal vor den Jugendlichen über Jesaja und Hesekiel gepredigt. Den Satz von Hesekiel "So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen." habe ich für die Jugendlichen durch Beiträge von Alexander Gerst und Greta Thurnberg verdeutlicht. 

Hier verlinke ich zwei Videos von den beiden. Die konnte ich im Gottesdienst zwar nicht zeigen, aber ich habe daraus referiert. 

Alexander Gerst: "Liebe Enkelkinder, ihr seid noch nicht auf der Welt und ich weiß nicht, ob ich euch jemals treffen werde, deswegen habe ich beschlossen, euch diese Nachricht hier aufzuzeichnen. ... Im Nachhinein sagen natürlich immer viele Leute, sie hätten davon nichts gewusst, aber in Wirklichkeit ist es uns Menschen schon sehr klar, dass wir im Moment den Planeten mit Kohlendioxid verpesten; dass wir das Klima zum Kippen bringen; dass wir Wälder roden; dass wir die Meere mit Müll verschmutzen; dass wir die limitierten Ressourcen viel zu schnell verbrauchen und dass wir zum Großteil sinnlose Kriege führen."

Hier ist der Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=4UfpkRFPIJk
Es gibt mehrere Versionen dieses Videos auf Youtube. 

Greta Thunberg: „Ich will, dass ihr handelt, als wenn euer Haus brennt, denn das tut es“, sagte die Schwedin am Ende ihres Vortrages beim Weltwirtschaftsforums in Davos. Sie will nichts von Hoffnung hören, die die Erwachsenen den Jugendlichen geben wollen. Sie will auch nicht, dass die Erwachsenen hoffnungsvoll sind. Vielmehr: "Ich will, dass ihr in Panik geratet, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre. Und dann will ich, dass ihr handelt!“ - Harte Worte, aber sie entsprechen wohl der bitteren Wahrheit. Wenn die Menschheit jetzt nicht handelt, wird es ein "Zu-Spät" geben. 

Hier ist der Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=M7dVF9xylaw Greta spricht Englisch, aber man kann den Vortrag gut verfolgen. Auch hier gibt es mehrere Versionen. Greta wird den Vortrag mehrfach gehalten haben. 

Weiteres Vorgehen

Die Predigtidee muss sich jetzt weiter entwickeln. Epistel und Evangelium führe ich der Vollständigkeit halber an, sie werden am Sonntag aber nicht gelesen. Da es der 1. Sonntag im Monat ist, feiern wir auch das Abendmahl.

Epistel 1. Korinther 1, 4-9 - Dank für Gottes reiche Gaben in Korinth

4 Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus, 5 dass ihr durch ihn in allen Stücken reich gemacht seid, in aller Lehre und in aller Erkenntnis. 6 Denn die Predigt von Christus ist in euch kräftig geworden, 7 sodass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus. 8 Der wird euch auch fest erhalten bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus. 9 Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.

Evangelium Matthäus 21,28-32 - Von den ungleichen Söhnen

Jesus fragt: 28 Was meint ihr aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. 29 Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn und er ging hin. 30 Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr!, und ging nicht hin. 31 Wer von den beiden hat des Vaters Willen getan?

Sie antworteten: Der erste. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr. 32 Denn Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und obwohl ihr's saht, tatet ihr dennoch nicht Buße, sodass ihr ihm dann auch geglaubt hättet.

Mittwoch, 23. Januar 2019

Letzter Sonntag nach Epiphanias

27.01.2019


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Letzten Sonntag nach Epiphanias unter der Nummer 954.19. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Bemerkenswert ist, dass Martin Senftleben auf der Startseite https://daskirchenjahr.de/ bis heute - 23.01. - schreibt:

- Am 27.01. ist der 3. Sonntag nach Epiphanias
- Am 10.02. ist der letzte Sonntag nach Epiphanias

Die Neuerung der Perikopenordnung (vgl. dazu den nachfolgenden Post) ist dem sonst so gewissenhaften Theologen offensichtlich durchgegangen.

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jes 60, 2b)

Wochenlied:

Herr Christ, der einig Gotts Sohn (EG 67)
Morgenglanz der Ewigkeit (EG 450)

Musikalischer Gottesdienst

Es ist der 4. Sonntag im Monat, somit wird die Kirchenmusik im Mittelpunkt stehen. Diesmal hat der Posaunenchor alles vorbereitet und wird den Gottesdienst musikalisch allein gestalten. 

Vorläufige Gottesdienstordnung


Musikalisches Vorspiel
Begrüßung
EG 166 - Tut mir auf die schöne Pforte
EG 740 - Psalm 100


Epistel 2. Kor 4, 6-10

Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

7 Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwengliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. 8 Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. 9 Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. 10 Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.

EG 449 - Die güldne Sonne


Evangelium Mt 17, 1-9

Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. 4 Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 5 Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! 6 Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. 7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. 9 Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.

Credo
EG 331 - Großer Gott


Predigt über 2. Mose 3, 1-8a(8b-9)10(11-12)13-14(15)

Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! 6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. 11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge. 

13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt! und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: "Ich werde sein", der hat mich zu euch gesandt. 15 Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.

Predigtideen


Paulus in der Epistel: Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Martin Senftleben zum Evangelium: Himmel auf Erden - Drei Jünger haben die Chance, etwas davon zu sehen, für eine kurze Weile nur. Das Reich Gottes ragt in unsere Wirklichkeit hinein, um uns zu stärken und uns zu ermutigen, den Weg des Glaubens zu gehen.

Worum geht es: Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt ...

Musikstück Posaunenchor
Abkündigungen
fT 145 - Die Seele wird frei


Fürbitte und Vaterunser
Entlassung und Segen
Musikalisches Nachspiel

Dienstag, 22. Januar 2019

Epiphanias- und Vorpassionszeit

Im Übergang von der Epiphanias- zur Vorfastenzeit hat es im Zusammenhang mit der neuen Perikopenordnung eine deutliche Verschiebung der Sonntage gegeben. Rufen wir uns dazu die Vorüberlegungen in Erinnerung, wie sie im Vorentwurf zur Perikopenordnung 2014 zu lesen waren: “Für sinnvoll erachtete [die Arbeitsgruppe] allerdings, den Übergang vom Weihnachtsfestkreis zum Osterfestkreis klarer zu gestalten. Am Termin des Osterfestes orientiert, der dem Mondkalender folgend jährlich wandert, schwankte die Zahl der Sonntage nach Epiphanias bislang zwischen einem und fünf. Die Epiphaniaszeit konnte also bereits Mitte Januar ihr Ende finden oder Mitte Februar. Demgegenüber blieb die Zahl der Sonntage der eher ungeprägten „Vorfastenzeit“ bei drei. … Nun wird vorgeschlagen, die Epiphaniaszeit stabil bis zum 2. Februar, Lichtmess, zu halten. … Die bisherigen Proprien werden bewahrt, aus dem 4. Sonntag nach Epiphanias wird der 4. Sonntag vor der Passionszeit, aus dem 5. Sonntag nach Epiphanias der 5. Sonntag vor der Passion.”

Ich will an dieser Stelle gern einräumen, dass ich wahrgenommen habe, dass in der endgültigen Ausgabe des Lektionars nur noch eingeschränkt von “Lichtmess” die Rede ist und die Betonung auf dem “Tag der Darstellung Jesu im Tempel (Lichtmess)” liegt. Aber das hilft bei der ganzen Deutung auch nicht viel weiter. Vielmehr drängt sich die Frage auf, ob der Arbeitsgruppe die Problematik ihres Vorschlages im Lauf der Zeit bewusst wurde und sie deshalb die Begrifflichkeit änderte.

Nachjustierung - warum?

Zunächst muss der Versuch unternommen werden zu klären, warum es im Übergang von der Epiphanias- zur Vorfastenzeit eine Veränderung vorgenommen wurde, moderat „nachjustiert“, wie es im Entwurf von 2014 hieß und dann in der endgültigen Fassung auch umgesetzt wurde.

Da der Ostertermin Jahr für Jahr durch den Mondkalender neu gesetzt wird und die Passions- und die Vorpassionszeit, beginnend mit dem Sonntag Septuagesimae, sich fest an diesem für die Christenheit wichtigsten Fest orientierte, variierte bisher die Epiphaniaszeit. Lag Ostern sehr spät, hatte die Epiphaniaszeit bis zu 6 Sonntage, feierten wir Ostern dagegen sehr früh, konnte die Epiphaniaszeit auch sehr schnell enden.

Wie auch immer: Der Sonntag Septuagesimae - 70 Tage bis Ostern, wie es landläufig hieß und von unseren Kirchenvorstehern Jahr für Jahr in der Begrüßung auch erwähnt wurde - dieser Sonntag verwies sicher darauf, dass nach der Epiphaniaszeit eine andere Kirchenjahreszeit anbrach, und gleichzeitig machte der Sonntagsname deutlich, dass am Ende dieser Zeit mit der Auferstehung Jesu eine neuer Anfang gesetzt war. Gleiches gilt für den Sonntagsnamen Sexagesimae - 60 Tage bis Ostern - und Estomihi - “Sei mir (ein starker Fels)” Psalm 31 - am letzten Sonntag vor der eigentlichen Passionszeit.

Ungeprägte Vorfastenzeit?

Hätten sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe nur ein wenig mehr mit der Vorfastenzeit auseinandergesetzt, so hätten sie die eindeutige Prägung über die Sonntagsnamen nachvollziehen können. Interessantes findet sich z.B. auf der Seite https://www.stilkunst.de Ausgehend vom Sonntagsnamen “Quinquagesimae” kann man lesen:

Der Sonntag vor der Passionszeit, Estomihi, trägt in Anlehnung an die beiden Sonntage davor (→Septuagesimae und →Sexagesimae) auch die Bezeichnung Quinquagesimae (lat. quinquagesima: fünfzig). Dieser Name zeigt an, dass die Osterwoche am 50. Tag ab diesem Sonntag beginnt (Ostersonntag).

Mit diesen Bezeichnungen spiegelt die Zeit zwischen den drei Sonntagen der Vorpassionszeit die gesamte Osterwoche zwischen →Ostersonntag und dem Samstag vor →Quasimodogeniti und richtet so den Blick auf die Freudenzeit nach der Passionszeit, die am →Aschermittwoch, dem Mittwoch nach Estomihi, beginnt.
  • Septuagesimae (lat. septuagesima: siebzig), 63 Tage vor Ostern, zeigt auf das Ende der Osterwoche, auf den Tag vor dem Sonntag Quasimodogeniti, den siebzigsten Tag ab Septuagesimae.
  • Sexagesimae (lat. sexagesima: sechzig), 56 Tage vor Ostern, zeigt auf die Mitte der Osterwoche (Mittwoch nach Ostersonntag), den sechzigsten Tag ab Sexagesimae.
  • Quinquagesimae (lat. quinquagesima: fünfzig), 49 Tage vor Ostern, zeigt auf den Beginn der Osterwoche, Ostersonntag, dem fünfzigsten Tag ab Quinquagesimae.
  • Zudem zeigt der Sonntag Quadragesimae (lat. quadragesima: vierzig), der Sonntag Invokavit, auf Gründonnerstag (den 40. Tag ab Invokavit), auf den Beginn des Triduum Paschale, der drei österlichen Tage, mit der →Vesper am Abend des Gründonnerstag.
(https://www.stilkunst.de/c31_calendar/evjahr/ev2019/ev2019-022_estomihi.php?2019 - abgerufen am 22.01.2019)

Ungeprägte Vorfastenzeit? Mitnichten!

Church of England?

Für die “moderate Nachjustierung” der Perikopenordnung wurde 2014 das Brauchtum anderer Konfessionen herangezogen. Dabei richten die Revisoren den Blick auf die Praxis der “Church of England”, die hierzulande natürlich jedem vertraut ist. In der englischen Kirche setzt der 02. Februar “Lichtmess” den Schlusspunkt des Weihnachtskreises. Im Nachgang wird noch erwähnt, dass diese Neuregelung auch “der Tatsache Rechnung” trägt, “dass es in einigen Regionen nach wie vor üblich ist, den weihnachtlichen Schmuck bis zum 2. Februar zu lassen und den 40. Tag nach Weihnachten als Ende der Weihnachtszeit zu begehen”. Dass dies in der Regel die katholischen Regionen Deutschlands sind, wird allerdings verschwiegen. Warum eigentlich?

Interessant ist der Vergleich mit der Begründung der Veränderung im aktuellen Lektionar: “Die Epiphaniaszeit endet nun jeweils mit der Woche, in der der 2. Februar, der Tag der Darstellung Jesu im Tempel (Lichtmess), liegt. Dieser vierzigste Tag nach Weihnachten bildet seit jeher einen gewissen Abschluss der Weihnachtszeit und kennt auch im evangelischen Raum ein entsprechendes Brauchtum.” - Zumindest der norddeutsche Leser in der Hannoverschen Landeskirche fragt verwundert: Lichtmess? Tag der Darstellung Jesu im Tempel? Evangelisches Brauchtum? Wo und was?

Was also soll man mit diesem Fest verbinden? Im katholisch geprägten Emsland haben wir natürlich schon mal etwas von “Mariä Lichtmess” gehört - und wir wissen, dass die katholischen Familien manchmal ihre Krippen und Weihnachtsbäume bis zu diesem Zeitpunkt behalten - aber sonst?

Bisher gaben wir der Epiphaniaszeit auch ohne “Lichtmess” oder “Darstellung Jesu im Tempel” ein besonderes Gepräge. Wenn irgend möglich blieben Krippe und Tannenbaum bis zum letzten Sonntag nach Epiphanias in der Kirche, auch im Februar. Und es war nicht ungewöhnlich, wenn dann noch einmal “O du fröhliche …” erklang.

Lichtmess? Tag der Darstellung Jesu im Tempel?

Wer sich informieren will, liest einmal bei Wikipedia nach. Ich finde die Darstellung durchaus spannend vor dem geschichtlichen Hintergrund. Aber für die Gegenwart in der evangelischen Kirche werden diese Informationen nichts bewirken oder gar in gottesdienstliche Formen gegossen werden können.
  • Lichterprozession - Christus kommt 40 Tage nach der Geburt das erste Mal nach Jerusalem und die Menschen begrüßen ihn (Simeon und Hanna; vgl. dazu die Legende aus dem 5. Jahrhundert von einer Frau namens Hikelia, die zusammen mit Mönchen die Heilige Familie auf ihrem Weg von Bethlehem nach Jerusalem begleitet haben soll.
  • Reinigungsritus für Maria, die 40 Tage nach der Geburt ihres Sohnes im Tempel ein Sühnopfer bringen muss, um wieder als rein zu gelten (3. Mose 12,6ff Und wenn die Tage ihrer Reinigung für den Sohn ... um sind, soll sie dem Priester ein einjähriges Lamm bringen zum Brandopfer und eine Taube oder Turteltaube zum Sündopfer vor den Eingang der Stiftshütte. Der soll es opfern vor dem HERRN und sie entsühnen, so wird sie rein von ihrem Blutfluss. …)
  • Darstellung der männlichen Erstgeburt im Tempel, die Gott gehört und ausgelöst werden muss (vgl. 2. Mose 13,2.15 - Heilige mir alle Erstgeburt bei den Israeliten; alles, was zuerst den Mutterschoß durchbricht bei Mensch und Vieh, das ist mein. ... so sollst du dem HERRN alles aussondern, was zuerst den Mutterschoß durchbricht. Alle männliche Erstgeburt unter deinem Vieh gehört dem HERRN. Die Erstgeburt vom Esel sollst du auslösen mit einem Schaf; wenn du sie aber nicht auslöst, so brich ihr das Genick. Beim Menschen aber sollst du alle Erstgeburt unter deinen Söhnen auslösen. Und wenn dich morgen dein Sohn fragen wird: Was bedeutet das?, sollst du ihm sagen: Der HERR hat uns mit mächtiger Hand aus Ägypten, aus der Knechtschaft, geführt. Denn als der Pharao hartnäckig war und uns nicht ziehen ließ, erschlug der HERR alle Erstgeburt in Ägyptenland, von der Erstgeburt des Menschen bis zur Erstgeburt des Viehs. Darum opfere ich dem HERRN alles Männliche, das zuerst den Mutterschoß durchbricht, aber die Erstgeburt meiner Söhne löse ich aus.
Schaut man sich noch einmal kurz die Lesungen für “Lichtmess” bzw. jetzt “Tag der Darstellung Jesu im Tempel” an, so sieht man, dass der Schwerpunkt des Sonntags - Darstellung im Tempel und Lobgesang des Simon und der Hanna - schon am 1. Sonntag nach Weihnachten thematisiert wurde.

So gut - so schlecht

Was bedeutet diese Neuregelung nun für den gottesdienstlichen Gebrauch? Die Epiphaniaszeit bekommt einen festen Schlusspunkt, der allerdings im gottesdienstlichen Leben einer Kirchengemeinde überhaupt keine Rolle spielt! Selbst wenn der “Tag der Darstellung Jesu im Tempel (Lichtmess)” auf den “Letzten Sonntag nach Epiphanias” fällt, 2020 ist das der Fall, dann sollte der »“Tag der Darstellung des Jesu im Tempel” nicht im Hauptgottesdienst gefeiert werden, sondern in der Vesper des Sonntags, in der Vesper am Vorabend (1. Februar) oder an einem Tag der folgenden Woche (3. Februar bis 7. Februar)«, so kann man es auf der entsprechenden Seite von Stilkunst.de nachlesen (https://www.stilkunst.de/c31_calendar/evjahr/ev2019/ev2019-103_02februar.php?2020 abgerufen am 22.01.2019).

Offensichtlich soll das Fest “Lichtmess” oder “Tag der Darstellung des Jesu im Tempel” nicht als kirchlicher Feiertag eingeführt werden. Der Festtag wird zwar in der Perikopenordnung aufgeführt - wie übrigens auch schon in der alten Ordnung -, sucht man jedoch in der Kollektenordnung “Lichtmess”, so sucht man vergebens - wie übrigens auch bei Epiphanias, wenn dieses Fest nicht wie im Jahr 2019 auf einen Sonntag fällt.

Somit wird die Epiphaniaszeit von zwei Feiertagen umrahmt, die beide kaum im gemeindlichen Leben verankert sind - Ausnahmen bestätigen die Regel - Epiphanias wird u.a. in unserer Ev.-luth. Gustav-Adolf-Kirchengemeinde in Meppen jährlich am 6. Januar begangen.

Epiphaniaszeit = Vorpassionszeit?

Völlig unverständlich bleibt, warum die Revisoren der Perikopenordnung den zwei neuen Vorpassionssonntagen kein eigenes Proprium gegeben haben, sondern ganz einfach erklären:

4. Sonntag nach Epiphanias = 4. Sonntag der Vorpassionszeit
5. Sonntag nach Epiphanias = 5. Sonntag der Vorpassionszeit

Mk 4,35-41 
2. Kor 1 ,8-11 
Mt 14,22-33 
Eph 1, 15-20a 
Jes 51,9-16 
1. Mose 8,1-12
Markus 4,35–41 
2. Korinther 1,8–11
Jesaja 51,9–16 
Matthäus 14,22–33 
Markus 5,24b–34 
1. Mose 8,1–12
Mt 13,24-30
1. Kor 1,(4-5)6-9 
Jes 40,12-25
1. Kor 1,4-9 
Jes 40,12-25 
Mt 13,24-30

Diese Phantasielosigkeit lässt jegliches Gespür für die Prägung einer Kirchenjahreszeit vermissen!

Fazit

In manchen Bereichen kann man der Perikopenrevision durchaus etwas Positives abgewinnen, insbesondere wenn es darum geht, dass die Zahl der alttestamentlichen Texte erhöht wurde. Es bleibt allerdings die Frage, die ich schon im Zusammenhang mit Epiphanias gestellt habe, warum die Revisoren nicht die bestehenden Textreihen um zwei weitere ergänzten. Die hier beschriebenen Veränderungen zur Epiphanias- und Vorpassionszeit erscheinen mir ziemlich unausgegoren.
  • Phantasielos ist, dass einfach die Proprien aus der einen in die andere Zeit verschoben wurden.
  • Mit “Lichtmess” ist ein Datum dazu gekommen, was einerseits bisher in der evangelischen Kirche überhaupt keine Rolle spielte und mit dem die meisten evangelischen Gemeindeglieder nichts anfangen können.
  • Andererseits bringt dieses Datum keinerlei Vereinfachung. Es stiftet vielmehr Verwirrung, weil es einmal die Epiphaniaszeit verkürzt und dann wieder die Vorpassionszeit beeinflusst.
  • Bisher galt: Nach dem letzten Sonntag der Epiphaniaszeit folgen drei Sonntage der Vorpassionszeit. Jetzt schwankt die Zahl zwischen 0 und 5.
  • Verwiesen die bisherigen Sonntage in der Vorpassionszeit mit Ihren Namen eindeutig auf das Osterfest, so wird dieses Aspekt durch die Bezeichnung “5. und 4. Sonntag der Vorpassionszeit” verwässert.
  • Es wird sich in “normal” geprägten Kirchengemeinden kein Gottesdienst zum 2. Februar etablieren.
Wenn hier eine Revision erforderlich gewesen ist - was ich verneine - dann hätten die Revisoren den Mut aufbringen müssen, die Namen der Vorpassionssonntage ganz zu streichen. Dann hätte es eben nur Sonntage in der Vorpassionszeit gegeben. Das wiederum hat man sich offensichtlich nicht getraut, weil traditionell jeglicher Sonntag im evangelischen Kirchenjahr in einem Bezug zu einem Festtag steht.

Summa summarum - vielleicht im Blick auf einen festen Endpunkt der Epiphaniaszeit noch gut gemeint, aber ungenügend ausgeführt.

Freitag, 18. Januar 2019

Jahreslosung 2019 - Suche den Frieden und jage ihm nach

Kirchenkreiskonferenz am 16.01.2019


EG 52,1-3 - Wisst ihr noch wie es geschehen


EG 718 - Psalm 34 - Suche Frieden und jage ihm nach!

Blau gekennzeichnet sind die Verse, die nicht im Gesangbuch stehen. Eigenartigerweise - bezeichnenderweise - gehören die Verse der Jahreslosung und deren Kontext dazu. Die Situationsbeschreibung in Vers 1 wird nicht gelesen.

1 Von David, als er sich wahnsinnig stellte vor Abimelech 
und dieser ihn von sich trieb und er wegging.

2 Ich will den HERRN loben allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
    3 Meine Seele soll sich rühmen des HERRN,
    dass es die Elenden hören und sich freuen.
4 Preiset mit mir den HERRN
und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
    5 Als ich den HERRN suchte, antwortete er mir
    und errettete mich aus aller meiner Furcht.
6 Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude,
und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
    7 Als einer im Elend rief, hörte der HERR
    und half ihm aus allen seinen Nöten.
8 Der Engel des HERRN lagert sich um die her,
die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
    9 Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist.
    Wohl dem, der auf ihn trauet!
10 Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen!
Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.
    11 Reiche müssen darben und hungern;
    aber die den HERRN suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.
12 Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu!
Ich will euch die Furcht des HERRN lehren.
    13 Wer möchte gern gut leben
    und schöne Tage sehen?
14 Behüte deine Zunge vor Bösem
und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.
    15 Lass ab vom Bösen und tu Gutes;
    suche Frieden und jage ihm nach!
16 Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten
und seine Ohren auf ihr Schreien.
    17 Das Angesicht des HERRN steht wider alle, die Böses tun,
    dass er ihren Namen ausrotte von der Erde.
18 Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR
und errettet sie aus all ihrer Not.
    19 Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind,
    und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
20 Der Gerechte muss viel erleiden,
aber aus alledem hilft ihm der HERR.
    21 Er bewahrt ihm alle seine Gebeine,
    dass nicht eines zerbrochen wird.
22 Den Gottlosen wird das Unglück töten,
und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld.
    23 Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte,
    und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

Predigt


Aus dem Leben gegriffen

Suche den Frieden - Neujahrsgottesdienst aller evangelischen Kirchengemeinden Meppens in der Bethlehemkirche in Esterfeld - Konkret: Schilder mit der Aufschrift Frieden, in verschiedenen Sprachen, sollen im Kirchenschiff gesucht werden. Nach kurzem Gewusel sind etliche Schilder gefunden, aber eines fehlt. Wo ist es? Nachsuche.

Erst der externe Hinweis der Küsterin ermöglichte den Fund des letzten Schildes. Es war in der Bankreihe von Pastoren und Gottesdiensthelfern “versteckt”. Einer der Kirchenvorsteher hatte sich draufgesetzt - und war, ohne das er das bewusst machte oder etwas damit bezweckte, seelenruhig sitzen geblieben, als die anderen suchten. Erst der Zwischenruf der Küsterin schreckte ihn auf.

Pastor Rebers in der Predigt: "Es gibt Situationen, da kann Frieden nicht gedeihen."

Seniorenkreis der Gustav-Adolf-Kirche, Thema Jahreslosung. Zum Schluss fragt die Leiterin: “Möchte noch jemand den Vortrag von Herrn Krüger ergänzen.” Eine ältere Dame: “Muss ich mich mit jedem vertragen? Das will ich gar nicht! … hat mich so verletzt, dass ich mit ihm kein Wort mehr reden werde.” Andere pflichten bei: “Ja, so etwas kennen wir auch.” Frieden?

Das Umfeld des Friedens aus dem Psalm

12 Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu!
Ich will euch die Furcht des HERRN lehren.
    13 Wer möchte gern gut leben
    und schöne Tage sehen?
14 Behüte deine Zunge vor Bösem
und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.
    15 Lass ab vom Bösen und tu Gutes;
    suche Frieden und jage ihm nach!
16 Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten
und seine Ohren auf ihr Schreien.
    17 Das Angesicht des HERRN steht wider alle, die Böses tun,
    dass er ihren Namen ausrotte von der Erde.

Saul und David

Psalm 34,1 
Von David, als er sich wahnsinnig stellte vor Abimelech
und dieser ihn von sich trieb und er wegging.

Von den gut 80 Davidpsalmen geben 14 eine konkrete Situation an; und von diesen Konkretisierungen reflektieren etliche die Auseinandersetzungen zwischen Saul und David - so eben auch Psalm 34.

Saul wird zum König gesalbt, aber kurze Zeit später nimmt Gott dieses Versprechen zurück, weil Saul sich seinem Befehl widersetzte (1. Sam 15).

Auch wenn Saul die Krone behält, wird David zum König gesalbt. David kommt an Sauls Hof, nach seinem Sieg über Goliath steigt er schnell auf - ja, er überflügelt seinen König.
    »“Saul hat tausend erschlagen, aber David zehntausend.” 8 Da ergrimmte Saul sehr und das Wort missfiel ihm und er sprach: ”Sie haben David zehntausend gegeben und mir tausend; ihm wird noch das Königtum zufallen.” 9 Und Saul sah David scheel an von dem Tage an und hinfort.« (1. Sam 18,7ff)
Es ist die Eifersucht, die den Blick und das Urteilsvermögen des Königs vernebelt.

Die Situation eskaliert. David muss fliehen, Saul verfolgt ihn, aber er kann seiner nicht habhaft werden. Im Gegenteil: Zweimal gerät Saul in Situationen, in denen David ihn töten könnte, aber jedes Mal darauf verzichtet oder - wie er es sagt - nicht Hand anlegen will an den Gesalbten Gottes, der Saul noch für ihn ist.

Unter diesem Eindruck des Verschontwerdens wendet sich Saul David zu, ohne dass es letztendlich zur Aussöhnung kommt.
    20 Wo ist jemand, der seinen Feind findet und lässt ihn im Guten seinen Weg gehen? Der HERR vergelte dir Gutes für das, was du heute an mir getan hast! 21 Nun siehe, ich weiß, dass du König werden wirst und das Königtum über Israel in deiner Hand Bestand haben wird. 22 So schwöre mir nun bei dem HERRN, dass du mein Geschlecht nach mir nicht ausrotten und meinen Namen nicht austilgen wirst aus meines Vaters Hause. 23 Und David schwor es Saul. (1. Sam 24)

    Saul sprach zu David: Gesegnet seist du, mein Sohn David; du wirst's ausführen und vollenden. Saul aber kehrte zurück an seinen Ort. (1. Sam 26,25)


Christliche Kirche


Jesus


Mt 5,9 Selig sind die Friedfertigen - 2017: die Frieden stiften -; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Mt 10,34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.

Paulus und die Heidenmission

Es wurde nicht von oben herab entschieden und durchgesetzt. Man setzte sich vielmehr zusammen und rang um ein Ergebnis, dass dann einvernehmlich festgestellt wurde (Apg 15 und Gal 2) - ohne dass dann ein für alle Mal diese Fragen geklärt waren, wie Paulus in Gal 2 verdeutlicht.

Martin Luther und die evangelische Kirche

Vergleichbares geschah knapp 1500 Jahre später noch einmal, als der Augustinermönch Martin Luther durch sein Bibelstudium zu der befreienden Erkenntnis kam, dass der Christ aus Glauben und nicht durch die Werke gerechtfertigt werden. Er stand damit gegen die Lehrtradition, wusste aber Gottes Wort an seiner Seite. Leider reagierte die damalige katholische Kirche nicht mit Gesprächen, sie verschanzte sich vielmehr hinter Kirchengesetzen und provozierte so die Spaltung der Kirche.

Thema der Pfarrkonferenz

Suche Frieden und jage ihm nach - in Verbindung mit Machtverlagerung, Kommunikation, Verlässlichkeit

EG 39,1-3.5 - Kommt und lasst uns Christum ehren