Mittwoch, 23. September 2015

17. Sonntag nach Trinitatis

27. September 2015


Musikalischer Gottesdienst

Es ist wieder der 4. Sonntag im Monat und damit feiern wir einen musikalische Gottesdienst. Von unserem Organisten Heinz Detlau-Keire kam diese Anfrage: "Was halten Sie vom Motto: Singet dem Herren mit Gospels, warum denn nicht??" - Ja, warum nicht. Versuchen wir es mal! Die ersten Überlegungen hatten diese Lieder im Blick: He's got the whole world - Good news - Hallelu hallelu ... praise ye the Lord - Kommt, sagt es alle weiter - My Lord, what a morning - When Israel was in Egyptsland - Amen Amen - Josha fit the battle of Jericho.

Nachdem wir miteinander überlegt hatten, welche Lieder den auch von einer "Gospel-ungeübten" Gemeinde gesungen werden könnten, haben wir uns für diese Lieder entschieden:

Vorspiel: He's got the whole world
- Kommt, sagt es alle weiter
- Hallelu hallelu hallelu halleluja, praise ye the Lord
- Michael, row the boat ashore
Orgelsolo nach der Predigt: My Lord, what a morning
- When Israel was in Egyptsland
- We shall overcome
Nachspiel: Josha fit the battle of Jericho

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 17. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.60. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Nett animiert ist der liturgische Kalender auf der Seite der bayrischen Landeskirche.

Wochenspruch:

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1. Joh 5, 4c)

Wochenlied:

Such, wer da will, ein ander Ziel (EG 346)

Gottesdienstablauf

Vorläufig ist geplant: 

  • Vorspiel: He's got the whole world
  • Begrüßung
  • Lied: Kommt, sagt es alle weiter
  • Psalm 27

  • Bitte um Gottes Nähe

Oft verstehen wir Gottes Wort nicht. Dann möchten wir wenigstens spüren, dass er uns trägt. Deshalb bitten wir ihn: Komm zu uns, Herr, Kum ba yah, my Lord!

|:Kum ba yah, my Lord, Kum ba yah!:| (3x)
O Lord, Kum ba yah!.

|:Komm zu uns, oh Herr, komm zu uns:| (3x)
oh Herr, komm zu uns.
  • Aufforderung zu Lobgesang und Bekenntnis
Gott führt uns, auch wenn wir seine Wege nicht verstehen; er trägt uns auf seinen Händen, und er hält die ganze Welt in seiner Hand. Deshalb singen wir ihm unseren Lobgesang.

|:He’s got the whole world in his hand’s.:| (3x)
He’s got the whole world in his hand’s.

|:Er hält die ganze Welt in seiner Hand.:| (3x)
Er hält die Welt in seiner Hand.

(Zu den Aufforderungen vgl. Gottesdienstbuch, hrsg. von C. Zippert, Gütersloh 1990, S. 124)
  • Kollektengebet
  • Epistel Röm 10, 9-17 (18)
Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. 10 Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. 11 Denn die Schrift spricht (Jesaja 28,16): "Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden." 12 Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. 13 Denn "wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden" (Joel 3,5).
14 Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehouml;rt haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? 15 Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht (Jesaja 52,7): "Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!" 16 Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jesaja 53,1): "Herr, wer glaubt unserm Predigen?" 17 So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.
18 Ich frage aber: Haben sie es nicht gehört? Doch, es ist ja "in alle Lande ausgegangen ihr Schall und ihr Wort bis an die Enden der Welt" (Psalm 19,5).

  • Hallelu hallelu hallelu halleluja, praise ye the Lord
  • Glaubensbekenntnis
  • Michael, row the boat ashore. Halleluja.

  • Predigttext (gleichzeitig Evangelium) Mt 15, 21-28

Jesus ging weg von Genezareth und zog sich zurück in die Gegend von Tyrus und Sidon. 22 Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus diesem Gebiet und schrie: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt. 23 Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen: Lass sie doch gehen, denn sie schreit uns nach. 24 Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.

25 Sie aber kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! 26 Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. 27 Sie sprach: Ja, Herr; aber doch fressen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. 28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.

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Notizen zur gehaltenen Predigt

Was wie eben im Predigttext gehört haben, liebe Gemeindeglieder, das muss man erst mal sacken lassen. Da kommt eine Mutter zu Jesus und bittet um Hilfe für ihr krankes Kind. Was macht Jesus, der Sohn Gottes?
  • Er antwortete ihr kein Wort ...
Als seine Jünger für die Frau Partei ergreifen, heißt es:
  • Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel ...
Und als die Frau nicht locker lässt:
  • Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde ...
Jesus leistet sich hier mit der Zurückweisung der Frau ein starkes Stück. Das ist ja kein einfacher Ausrutscher, sondern hat hier Programm. Seine Abwehrhaltung steigert sich ja von Mal zu Mal. Ob es ihn dann wohl viel Überwindung gekostet hat, als er der Frau endlich antwortete:
  • Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!
Solch eine Zurückweisung schockiert. Wir haben doch ein ganz anderes Bild von Jesus vor Augen: Der Sohn Gott, der sich den Menschen zuwendet. Oder um es mit der Losung für dieses Jahr zu sagen: Nehmt einander an, wie Christus uns angenommen hat zu Gottes Lob. (Röm 15,7)

Ich habe bei dieser Zurückweisung sofort die Flüchtlinge vor Augen. Es sind etliche, die es denken, und dann auch aussprechen: Sollen die doch dahin gehen, woher sie gekommen sind. - Nur, so einfach ist das nicht, wenn das Heimatland zerbombt ist, wenn Krieg und Terror herrschen, wenn Furcht und Verzweiflung herrschen und es keine Perspektive gibt, wie es weitergehen könnte. 

Und genauso geht es der Frau in der Geschichte: sie ist verzweifelt, ihre Tochter ist krank, vielleicht sogar todkrank - und Jesus ist mehr oder weniger die letzte Hoffnung. 

Der eine oder die andere von Ihnen denkt jetzt vielleicht: “Jesus wollte die Frau doch nur prüfen.” Das wird manchmal in den Auslegungen auch so gesagt. Mag sein, dass der Gedanke stimmt, aber auch in diesem Fall wäre diese Prüfung verletzend und demütigend für eine Frau, die so verzweifelt Hilfe sucht. Ich will bei der schroffen Auslegung bleiben, denn die kann uns auch was sagen.

Erstens: Wir haben es mit unserem Glauben, mit Gott nicht immer leicht. Wir müssen ihn suchen, wir fühlen uns manchmal zurückgesetzt und verlassen. Wo ist er denn, unser Gott, der uns hilft? Vielleicht kann so eine Geschichte, wo die Mutter um die Hilfe Jesu kämpfen muss, helfen, am Glauben festzuhalten, auch wenn das nicht einfach ist. 

Zweitens: Die christliche Gemeinde - und offensichtlich auch Jesus - musste erst ihren Weg finden, sie musste nachdenken und diskutieren. Für wen war Gott da? Für die, die ihn anbeten, für sein Volk Israel, so lautete seit Alters her die eindeutige Antwort. “Ihr sollt mein Volk sein und ich will euer Gott sein!” 2 Mose 6,7 - 3 Moe 26,12 - Jeremia 7,23 - Jermia 11,4 - Jeremia 30,22 - Hesekiel 36,28 Die anderen waren die Fremden, die Heiden. Für die war Gott nicht zuständig, die beteten ihn ja auch nicht an. 

Wer in solcher Haltung groß geworden ist, dem fällt es vielleicht schwer, unbefangen auf die Heiden zuzugehen. So wird es hier in der Geschichte von Jesus erzählt, so berichtet es Lukas in der Apostelgeschichte später aber auch noch einmal von Petrus.

Gut, das wussten die Israeliten auch, manchmal nutzte Gott die fremden Völker, um sein eigenes Volk zu leiten und zu führen, um es zurechtzuweisen, ja auch um Israel zu strafen. Das hatten die Propheten von den Assyrer und von den Babyloniern schon gesagt. - Und manchmal half Gott auch einem Heiden. Das erzählt die Heilige Schrift im 2. Königebuch im 5. Kapitel von Naaman, der war der "Feldhauptmann des Königs von Aram, war ein trefflicher Mann vor seinem Herrn und wert gehalten; denn durch ihn gab der HERR den Aramäern Sieg über Israel". Naaman war aussätzig. Durch eine Kriegsgefangene hörte er vom Gott der Juden, von dem, der allein helfen kann. Und Naaman geht zum Propheten Elisa, der ihn mit Gottes Hilfe heilen kann. - Und dem ersten Menschen, dem Gott sich in geschichtlichen Zeiten offenbarte, Abraham, dem hatte er verheißen: "Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden." (Gen 3,2f)

Wenn es schon vorgezeichnet ist und Jesus trotzdem diese Zurückweisung unterläuft, so zeigt es, dass wir Christen uns kritisch mit uns selbst auseinandersetzen können. Wir müssen nichts beschönigen. Wir können zu unseren Fehlern stehen, vorausgesetzt: Wir lernen etwas daraus. 

Das ist offensichtlich bei Jesus in dieser Geschichte passiert. Als er die Frau so schwer beleidigt: "Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde." Etwas Schlimmeres hätte er der orientalischen Frau nicht sagen können als sie mit einem Hund zu vergleichen. Die Frau aber nimmt das Bild auf und packt Jesus mit seinen eigenen Worten: "In Ordnung", könnten sie sagen, "von mir aus bin ich ein verächtlicher Hund. Aber schließlich leben die Hunde bei ihren Herren und fressen das, was von deren Tisch fällt bzw. was die ihnen geben. Deshalb noch einmal: Du hast in allem recht, aber bitte hilf meiner Tochter!" In der Bibel bei Luther lesen wir das dann so: "Ja, Herr; aber doch fressen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen."

Da ist bei Jesus der Groschen gefallen. "Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst." Matthäus und Lukas können dann erzählen, dass Jesus den Knecht eines römischer Hauptmanns in Kapernaum heilt. Und Johannes erzählt von einer Begegnung Jesu mit einer Samariterin, mit denen die Juden sonst keinen Kontakt pflegen. Und wie Jesus hier zu einer neuen Einsicht gelangt, so schafft das später die christliche Gemeinde auch. Die Apostel machen sich auf den Weg und bringen die frohe Botschaft, das Evangelium zu allen Völkern.

Von hier aus zurück in die Gegenwart. Wenn es damals Jesus, den Aposteln und der christlichen Gemeinde mit Gottes Hilfe gelungen ist, aufeinander und auch auf die Fremden, die Heiden zuzugehen, wenn dabei die Konflikte, die es auf diesem Weg gab, auch nicht die Verletzungen, die man sich gegenseitig zufügte, wenn die nicht weggelassen, vertuscht oder verschwiegen wurden, dann macht das Hoffnung, dass wir auch heute unsere Herausforderungen bestehen werden, dass wir die Konflikte lösen werden. Es wird uns helfen, wenn wir uns dabei auf unsere christlichen Wurzeln besinnen, nicht zu Lasten von anderen, in Abgrenzung gegenüber Fremden, sondern zu Gottes Lob. 

Nehmt einander an, wie Christus uns angenommen hat zu Gottes Lob. 

nach der Predigt ein Orgelsolo

  • My Lord, what a morning
  • Abkündigungen
  • When Israel was in Egyptsland
  • Fürbitten und Vaterunser
  • Segen
nach dem Segen: 

  • We shall overcome
  • Nachspiel: Josha fit the battle of Jericho

Freitag, 18. September 2015

16. Sonntag nach Trinitatis

20. September 2015


Evangelisches Gesangbuch


Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 16. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.59. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Nett animiert ist der liturgische Kalender auf der Seite der bayrischen Landeskirche.

Wochenspruch:

Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (2. Tim 1, 10b)

Wochenlied:

O Tod, wo ist dein Stachel nun (EG 113 - nicht in Rev. 2014) oder
Rev. 2014: Jesus lebt, mit ihm auch ich (EG 115)
Was mein Gott will, gescheh allzeit (EG 364 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Wach auf, mein Herz, und singe (EG 446)

Lieder:

Morgenglanz der Ewigkeit (EG 450,1-5)
Psalm 146 /EG 757)
O Tod, wo ist dein Stachel nun (EG 113,1.5.6)
Jesus lebt (EG 115,1-4)
Ich steh in meines Herren Hand (EG 374,1.2.5)
Ach, bleib mit deinem Segen (EG 347,4-6)

Epistel 2. Tim 1, 7-10

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. 8 Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn noch meiner, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit mir für das Evangelium in der Kraft Gottes. 9 Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, 10 jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.

Evangelium: Joh 11, 1 (2) 3.17-27 (41-45)

Es lag aber einer krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf Marias und ihrer Schwester Marta. 2 Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar getrocknet hatte. Deren Bruder Lazarus war krank. 3 Da sandten die Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank. 

17 Als Jesus kam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen. 18 Betanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa eine halbe Stunde entfernt. 19 Und viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, sie zu trösten wegen ihres Bruders. 

20 Als Marta nun hörte, dass Jesus kommt, geht sie ihm entgegen; Maria aber blieb daheim sitzen. 21 Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. 22 Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben. 23 Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. 24 Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird - bei der Auferstehung am Jüngsten Tage. 25 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; 26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? 27 Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.

40 Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? 41 Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. 42 Ich weiß, dass du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das umhersteht, sage ich's, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. 43 Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44 Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und laßt ihn gehen! 45 Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn.

Predigtnotizen

Fangen wir hinten an: "Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn." Solche Wunder suchen Menschen, wünschen sich Menschen oft sehnsüchtig herbei. Im Krankenhaus, wenn wir mit der Grenze des menschlichen Lebens konfrontiert sind. Mancher hofft auch in der gegenwärtigen Situation auf ein Wunder, damit die Probleme gelöst werden.

Oder sie machen Gott Vorhaltungen, wenn er das Wunder vermeintlich nicht gewirkt hat oder wenn es  spät ist. So auch die beiden Schwestern: "Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben."

Und ein dritter Gedanke: Was bewirkt dieses Wunder letztendlich? Für die, von denen gesagt wird, sie glaubten wegen des Wunders an Jesus? Gehen die jetzt bewusster mit ihren Leben um? Achten die auf Gott und sein Wort? Wir kennen noch eine andere Geschichte aus der Bibel. Da ging es um den armen Lazarus, der vor der Tür eines Reichen sein Leben fristen musste. Als beide gestorben waren, fand sich Lazarus in Abrahams Schoß und der Reiche sich im ewigen Feuer wieder. Und der Reiche bat Abraham, dass er Lazarus zu seinen Brüdern schicke und sie warne. "Wenn einer von den Töten auferstünde, dann würden sie glauben." - Die Antwort lautete: "Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören."

Und was bedeutet dieses Wunder für Lazarus selber? Ganz bestimmt wird er bewusster leben. Das erzählen alle, die schon einmal an der Schwelle des Todes gestanden oder gar das Licht des Himmels gesehen haben. Aber irgendwann muss auch Lazarus wieder sterben, früher oder später. Vielleicht sind ihm noch viele Jahre geschenkt, so dass er alt und lebenssatt sterben kann, oder er stirbt nach langer Krankheit, wenn wir sagen, der Tod war eine Erlösung. Oder es ist nur eine kurze Frist, die ihm eingeräumt wird und er wird dann doch aus der Kraft seiner Jahre und aus dem Kreis der Familie und Freunde herausgerissen.

Was hat es also in der letzten Konsequenz mit diesem Wunder auf sich?

Fangen wir nun vorn an: "Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank." Es ist gut, wenn wir uns an Gott wenden, wenn es nicht einfach heißt: es hilft doch nichts mehr. Vielen ist da Gebet fremd geworden. “Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.” Mt 7,7 Wir erinnern uns, das Jesus in einem seiner wichtigsten Gebet im Garten Getsemane den Satz hinzugefügt hatte: … aber nicht mein Wille geschehe, sondern deiner ...

Neben der Bitte und dem Dank dürfen wir Gott auch unser Leid klagen: "Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben." Und sie fügt hinzu: "Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben." Genau wie die Bitte geht uns oftmals die Klage durch den Kopf. Wir wagen sie nicht immer auszusprechen. Aber das AT ist voll der Klagen. Eines der bekanntesten Klagegebete ist der 22. Pslam, mit dem Jesus am Kreuz von Golgatha seine ganze Verzweiflung herausschrie: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"

Bitte und Klage lassen sich aus dem Text ableiten. Doch worauf kommt es ab. "25 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; 26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? 27 Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist." 

Bei Jesus können Menschen aufstehen, lernen den aufrechten Gang. Bei Jesus finden wir Leben. Leben mit Jesus ist auch da, wo der Tod ist, wo wir an unser Grenzen stoßen. Der leibliche Tod steht der Liebe Gottes, seiner Zuwendung uns gegenüber, seiner Begleitung und seiner Hilfe nicht entgegen: Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.

Damit sind wir in der Gegenwart angekommen. Bei jeder Beerdigung lese ich vor dem Abschied von den Toten diesen Satz vor: "Ich bin die Auferstehung und das Leben ..." Und auch unausgesprochen steht jedes Mal die Frage Jesu im Raum: "Glaubt ihr das? Glaubt ihr das auch angesichts des Todes? Glaubt ihr das hier auf dem Friedhof? Glaubt ihr das auch angesichts der ganzen Probleme in der Welt, die gerade auf euch einstürzen?" Dieser Glauben, von dem Jesus spricht, der fällt und nicht einfach in den Schoß. Wir müssen so manches Mal um diesen Glauben ringen.

Wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben - lassen uns nicht unterkriegen, haben keine Angst vor gesellschaftlicher Ausgrenzung. Geben den Helfershelfern des Todes keinen Raum. Nicht der Tod behält das letzte Wort. Das tut der Christus, der Heiland, der Retter auch.

Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist. - hätte die Geschichte hier auch zu Ende sein können? Im Prinzip ja. Jesus hätte die beiden Schwestern in den Arm nehmen können: "Lasst uns nach Hause gehen und zu Gott beten, damit er uns Kraft gibt. Lasst uns aber auch daran denken, dass wir einmal sterben müssen. Das soll uns keine Angst einjagen, vielmehr soll uns diese Erkenntnis klug machen. Wir sollen erkennen, dass wir über unser Leben nicht selbst verfügen. Bei Lazarus haben wir gesehen, wie schnell das Leben zu Ende sein kann. Jeden Tag unseres Lebens bekommen wir als Geschenk aus Gottes Hand, und dieses Geschenk dürfen wir gestalten, nach bestem Wissen und Gewissen, nach Gottes Wort in seinen Geboten. Wenn wir das tun, dann können wir unser Leben zum Schluss Gott auch wieder zurückgeben. Er schenkt uns dafür die Auferstehung von den Toten."

Aber Jesus will dieses Mal einen Schritt weitergehen. Jesus nimmt seine eigene Auferstehung vorweg. Für einen Moment war deutlich geworden, dass Gott über allem steht, dass er das Leben will. Diesmal nimmt es Jesus in Kauf, dass die Menschen um des Wunders willen an ihn glauben. Aber es geht nicht um ihn selbst, es geht um Gott: "Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich weiß, dass du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das umhersteht, sage ich's, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast." - Also hat Gott die Welt beliebt, auf dass alle, die an ihn glauben, gerettet werden.

Damit sind wir wieder am Ende angelangt: "Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn." Wenn wir solche Wunder erleben - auch kleinere, alltäglichere - dann dürfen wir dankbar sein - selbstverständlich sind solche Wunder nicht - und wir dürfen glauben, dass Gott uns dies schenkt.

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.

Glaubst ihr das?

Wir dürfen hoffen und beten, dass wir dann bekennen können:
Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.

Amen.