Mittwoch, 28. Oktober 2015

Reformationstag

31. Oktober 2015

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Reformartionstag unter der Nummer 954.68. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Nett animiert ist der liturgische Kalender auf der Seite der bayrischen Landeskirche.

Wochenspruch:

Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. (1. Kor 3, 11)

Wochenlied:

Nun freut euch, lieben Christen g'mein (EG 341 - auch in Rev. 2014) oder
Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich (EG 351 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Die ganze Welt hast du uns überlassen (EG 360)

Liedvorschläge für den Gottesdienst (geändert am 30.10.)

572,1-2 -  Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt
725 - Psalm 46 Gott ist unser Schutz
351,1-4 - Ist Gott für mich, so trete
362,1-3 - Ein feste Burg ist unser Gott
652 - Ich glaube an Gott, den Vater
572,3-5-  Im Schiff, das sich Gemeinde nennt

Epistel: Röm 3, 21-28

Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. 22 Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: 23 sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, 24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. 25 Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher 26 begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.
27 Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. 28 So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

Evangelium: Mt 5, 2-10 (11-12)

Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm. 2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
3 Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8 Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
9 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
10 Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.

Predigtidee

Eigentlich wäre das Evangelium auch der Predigttext für den Reformationstag. Zugegebenermaßen habe ich es immer wieder schwer, die Seligpreisungen mit dem Anliegen dieses Tages zusammenzubringen. Bei Wikipedia kann man zum Stichwort "Reformation" lesen: "Anfänglich war die Bewegung ein Versuch, die römisch-katholische Kirche zu reformieren. Viele Katholiken in West- und Mitteleuropa waren beunruhigt durch das, was sie als falsche Lehren und Missbrauch innerhalb der Kirche ansahen, besonders in Bezug auf die Ablassbriefe. Ein weiterer Kritikpunkt war die Käuflichkeit kirchlicher Ämter (Simonie), die den gesamten Klerus in den Verdacht der Korruption brachte." (https://de.wikipedia.org/wiki/Reformation) Allerdings frage ich mich auch, wie ich diesen historischen Hintergrund auf die Gegenwart beziehen soll. Die damaligen Kritikpunkte "Ablass" und "Simonie" spielen heute doch kaum noch eine Rolle. 

Wiederherstellung, Erneuerung, Umgestaltung, Verbesserung

Wenn Reformation "Wiederherstellung, Erneuerung" (Wikipedia a.a.O.) oder auch "Umgestaltung, Verbesserung" (Langenscheidts Handwörterbuch 1975) bedeutet, dann ist zu fragen, was heute "dran" ist.

Ich glaube ...

In den letzten Tagen ist mir der Gedanke gekommen, dass es nicht einzelne Aspekte unserer Kirche sind, die "reformiert" werden müssen - natürlich gäbe es hier viel anzupacken. Aber ich denke, dass wir viel grundsätzlicher fragen müssen, dass es der christliche Glaube an sich ist, der in unserer Gegenwart dringend der Erneuerung und Stärkung bedarf. Wenn ich das Stichwort des "Traditionsabbruchs" vor Augen habe, dann muss ich fragen, was Menschen überhaupt noch glauben, was sie vom christlichen Glauben noch wissen. Darüber hinaus ist zu fragen, wo ich in unserem z.Zt. so sehr beschworenen "christlich-jüdisch Abendland" spüre, dass sich politische und gesellschaftliche Entscheidungen am Wort Gottes, an seinen Geboten ausrichten? Heißt nicht vielmehr die erste Frage immer: "Was kostet es?"

Gott, der Schöpfer

In der Predigt will ich auf das Glaubensbekenntnis eingehen. Der erste Artikel spricht von Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erden. In seiner Erklärung führt Martin Luther dazu im Kleinen Katechismus aus: "Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält ..." (https://www.ekd.de/glauben/bekenntnisse/kleiner_katechismus_2.html) Wenn wir Menschen zur Schöpfung gehören, dann sind wir ein Teil ihrer und dürfen sie nicht mit Füßen treten und ausbeuten.

Gott, der Sohn

Der zweite Artikel spricht von Gott, dem Sohn. Der zeichnet mit seinem Leben, seinem Leiden und Sterben meinen irdischen Weg in dieser Welt vor. Aber am Ende steht nicht der Tod - aus, vorbei, nach mir die Sintflut - sondern die Auferstehung und das ewige Leben. Damit ich dies erkennen kann, dafür ist der Sohn gestorben und auferstanden. Noch einmal Martin Luther: "... damit ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit". (a.a.O.)

Gott, der Heilige Geist

Damit wir Menschen auf diesen Weg mit Gott kommen, hat der seinen Heiligen Geist in die Welt gesandt. Jetzt sind wir beim dritten Artikel des Glaubensbekenntnisses, zu dem Martin Luther schrieb: "Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten ..." (a.a.O.)

Reformation heute

Diesen Glauben heute wieder neu für mich zu entdecken, das bleibt in meinen Augen das wichtigste Ziel einer gegenwärtigen Reformation der (evangelischen) Kirche. 

Sonntag, 18. Oktober 2015

21. Sonntag nach Trinitatis

25. Oktober 2015


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 21. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.65. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Nett animiert ist der liturgische Kalender auf der Seite der bayrischen Landeskirche.

Konfirmationsjubiläum

Am Sonntag vor dem Reformationsfest feiern wir in der Gustav-Adolf-Kirche traditionell ein Konfirmationsjubiläum. In diesem Jahr sind diejenigen eingeladen, deren Konfirmation 50, 60, 65 oder noch mehr Jahre zurückliegt. Also feiern wir das Goldene, das Diamantene und das Eiserne Konfirmationsjubiläum. Im nächsten Jahr 2016 sind dann übrigens am 30. Oktober die Silbernen Konfirmanden eingeladen, also diejenigen, die vor 25 Jahren konfirmiert wurden.

Treffpunkt

Wir treffen uns am Sonntagmorgen ab 9.30 Uhr im Gemeindehaus. Diejenigen, die als erste mit dem Auto zur Kirche kommen, können auf dem Gemeindeparkplatz vor der Superintendentur parken (Auffahrt hinter der Bushaltestelle Herzog-Arenberg-Straße gegenüber dem Hotel Pöker). Wenn dieser Parkplatz belegt ist (12 Plätze), müssen die anderen ausweichen. Dabei kann der Parkplatz des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes nicht mehr genutzt werden. Am Sonntag kann man in der Bahnhofstraße kostenlos parken. Eine weitere Möglichkeit ist der Bereich der Hafenstraße. Von dort aus erreicht man die Gustav-Adolf-Kirche schnell zu Fuß, wenn man beim Blumenhaus Moss die Fußgängerbrücke nutzt.

Zum Gottesdienstbeginn um 10.00 Uhr werden wir unter Orgelspiel gemeinsam in die Kirche einziehen. Die (Ehe-)Partner dürfen die Jubilare beim Einzug gern begleiten und mit vorn in den ersten reservierten Reihen sitzen.

Musikalischer Gottesdienst

Da das Konfirmationsjubiläum auf den vierten Sonntag im Monat fällt, soll die Kirchenmusik eine Rolle spielen. Gibt es vielleicht ein Lied, das die Jubilare von ihrer Konfirmationszeit in Erinnerung haben und das sie gern im Gottesdienst singen würden? Auch wenn nicht alle Wünsche erfüllt werden können, werden wir doch den einen oder anderen Vorschlag aufnehmen können.

Einsegnung und Abendmahl

Nach der Predigt werden die Jubilare gebeten nach vorn zu kommen wie bei der Konfirmation damals. Ich verlese die Urkunden und spreche Ihnen unter Handauflegung Gottes Segen zu. Knien müssen Sie nicht, weil ich denke, dass den Älteren unter den Jubilaren das Aufstehen schwer fallen würde. Wir feiern in diesem Festgottesdienst auch das Abendmahl, zu dem ausdrücklich alle eingeladen sind - auch über Konfessionsgrenzen hinweg - , denn es ist Jesus Christus, der uns zu seinem Tisch ruft.

Kirchenkaffee, Mittagessen und Zusammenkunft am Nachmittag

Nach dem Gottesdienst gibt es wie üblich im Gemeindehaus Kirchenkaffee. Um das Mittagessen kümmert sich bitte jeder selbst. Wir laden Sie dann wieder fürs Kaffeetrinken um 15.00 Uhr ins Gemeindehaus ein. Da soll es auch um den Austausch von Erinnerungen gehen. Deshalb ist es schön, wenn der eine oder andere seine Konfirmationsurkunde oder andere Unterlagen mitbringt (Kleiner Katechismus, Gesangbuch, Hausaufgabenheft etc.). Wir haben im Gemeindehaus die Möglichkeit, diese Dinge zu fotografieren oder einzuscannen, um sie dann allen mit einem Beamer zeigen zu können. Außerdem möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick geben, wie ich den Konfirmandenunterricht heute gestalte. Spätestens gegen 17.30 Uhr werden wir uns dann wieder voneinander verabschieden.

Wochenspruch:

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12, 21)

Wochenlied:

Ach Gott, vom Himmel sieh darein (EG 273 - nicht in Rev. 2014) oder
Zieh an die Macht, du Arm des Herrn (EG 377 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut (EG 326)
Rev. 2014: Hilf, Herr meines Lebens (EG 419)

Liedvorschläge für den Gottesdienst

Es ist musikalischer Gottesdienst. Wir wollen die alten Kirchenlieder singen, die die Jubilare von früher kennen. Wir hoffen, dass sich der eine oder die andere im Lauf dieser Woche noch meldet und Liederwünsche äußert.

Gottesdienstablauf


  • Einzug der Jubilare, dazu musikalisches Vorspiel
  • Begrüßung und Abkündigungen
  • 1. Lied 445, 1.2.4 Gott des Himmels und der Erden
  • Psalmgebet 720 Befiehl dem Herrn deine Wege
  • Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist
  • Kyrie eleison
  • Gruß und Eingangsgebet
  • Epistellesung und Halleluja
  • 2. Lied 329,1-3 Bis hierher hat mich Gott gebracht
  • Predigt
  • 3. Lied 346,1.2.4 Such, wer da will, ein ander Ziel
  • Einsegnung der Jubilare
  • 4. Lied 320,1-5 Nun lasst uns Gott, dem Herren
  • Abendmahl
  • 5. Lied 398,1-2 In dir ist Freude
  • Fürbitte
  • Segen
  • Musikalisches Nachspiel
  • Auszug aus der Kirche


Epistel Eph 6, 10-17

Zuletzt: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. 11 Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. 12 Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. 13 Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. 14 So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, 15 und an den Beinen gestiefelt, bereit, einzutreten für das Evangelium des Friedens. 16 Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen, 17 und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.

Evangelium und Predigttext: Mt 5, 38-48

Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24): "Auge um Auge, Zahn um Zahn." 39 Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. 40 Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. 41 Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei. 42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.

43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist (3. Mose 19,18): "Du sollst deinen Nächsten lieben" und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, 45 damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? 47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? 48 Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

Erste Predigtidee

Auf Gottes Wort hören und danach leben (vgl. den vergangenen 20. Sonntag nach Trinitatis), das schließt auch das Zusammenleben mit denen ein, die ich gar nicht mag. Der Wochenspruch vom 21. Sonntag nach Trinitatis macht uns klar, dass Agression nur zur Eskalation beiträgt. Der Apostel Paulus hält dagegen: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Röm 12,21)

Was Jesus uns dann zu diesem Gedanken in der Bergpredigt sagt, ist im ersten Augenblick schon eine Zumutung: Wenn ich geschlagen werde auch die andere Wange hinhalten, wenn mich jemand über den Tisch ziehen will, ihm nachgeben, dem geben, der von mir etwas haben will. Und dann die Aufforderung: Liebt eure Feinde!

Allerdings das ist auch klar: Mit dem Einsatz von Stärke und Gewalt kommen wir auch nicht weiter. Ein einziges Mal ein kriegerischer Sieg zum Friedens geführt. Das war der Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland. Mit Hilfe der Siegermächte ist es den Menschen in Deutschland über die Jahre gelungen, die Zukunft wieder aufzubauen. Alle anderen Kriege, die ich vor Augen habe, haben nur neue Gewalt hervorgerufen und zu keinem Ziel geführt: Afghanistan, Irak, Iran, Syrien, Ägypten, Lybien, Jemen, Saudi Arabien, Israel und Palästina - und es gibt noch viele Länder.

Die Folgen dieser gewalttätigen Auseinandersetzungen spüren wir im Augenblick hautnah. Und hinzu kommen die Folgen einer ausbeuterischen Wirtschaftspolitik, die allein auf das Kapital und den Gewinn zielt. Auge um Auge, Zahn um Zahn; den Nächsten lieben, den Feind hassen - damit kommen wir nicht weiter.

Sonntag, 11. Oktober 2015

20. Sonntag nach Trinitatis

18. Oktober 2015


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 20. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.64. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Nett animiert ist der liturgische Kalender auf der Seite der bayrischen Landeskirche.

Am 20. Sonntag nach Trinitatis hören wir, dass Gottes Gebot auch den alltäglichen Lebensbereich durchdringt. Konkret geht es diesmal um das 6. Gebot: "Du sollst nicht ehebrechen." Oft meinen wir, Gottes Gebote einzuhalten gehe heute gar nicht mehr. Aber der Prophet Micha macht deutlich, dass wir uns nicht herausreden können. Wir lesen:

Wochenspruch:

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha 6, 8)

Wochenlied:

Wohl denen, die da wandeln (EG 295 (nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Es kennt der Herr die Seinen (EG 358)
Rev. 2014: Meinem Gott gehört die Welt (EG 408)

Liedvorschläge für den Gottesdienst

EG 398 - In dir ist Freude (1-2)
EG 748 - Psalm 119
EG 295 - Wohl denen, die da wandeln (1-4)
EG 238 - Herr, vor dein Antlitz treten zwei (1-3)
EG 376 - So nimm denn meine Hände (1-3)
EG 391 - Jesu, geh voran (1-4)

Im Predigttext geht es um die Ehe und um die Frage, ob es eine Scheidung geben kann. Alle Lieder werden und wurden im Zusammenhang mit einer kirchlichen Trauung gesungen. Sie sprechen von der Freude, aber auch von der ernsten Seite des Lebens, sie beschreiben das Vorhaben eines Paares, gemeinsam durchs Leben zu gehen und sie beziehen Gottes Segen auch in schwierigen Zeiten mit ein.

Epistel 1. Thess 4, 1-8

Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut -, dass ihr darin immer vollkommener werdet. 2 Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. 3 Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht 4 und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, 5 nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen. 6 Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. 7 Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. 8 Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen heiligen Geist in euch gibt.

Evangelium und Predigttext: Mk 10,2-12(13-16)


Und Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit. 3 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? 4 Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. 5 Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; 6 aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. 7 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, 8 und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. 9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

10 Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger danach. 11 Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; 12 und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe.

13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Erste Predigtidee


Auf meiner Konfirmandenseite habe ich versucht, die Evangeliumslesung nachzuerzählen. Ich denke, dass ich mich daran in der Predigt auch orientieren werden. Da ist auf der einen Seite die menschliche Praxis, dass Ehen geschieden werden - schon im alten Israel. Auf der anderen Seite steht Jesu klare Aussage: Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.


Nacherzählende Erklärung des Predigttextes


Der heutige Text aus dem Markusevangelium Kapitel 10 die Verse 2-12 macht es uns nicht leicht. Er nimmt zu einem Thema Stellung, das bis heute oder gerade heute viele Familien betrifft. Es geht um die Ehescheidung und damit auch um das 6. Gebot: "Du sollst nicht ehebrechen". Offensichtlich war das schon zu Zeiten Jesu ein Problem. Und nimmt man dann bei Markus die nächsten Verse noch dazu (Mk,10,13-16), dann sieht man, wen eine Scheidung am härtesten trifft, die Kinder. Das steht zwar nicht wörtlich in diesem Text. Aber wenn Markus die Kindersegnung unmittelbar zu dem Text stellt, wo es um die Ehescheidung geht, dann will er damit zeigen, dass Kinder ganz viel Zuwendung brauchen, damit sie sich entwickeln und selbstständig und selbstbewusst ihren eigenen Weg suchen und gehen können.

Aber beginnen wir von vorn. Am Anfang einer Ehe steht die Hochzeit. Das Brautpaar empfängt Gottes Segen. Und zusammen mit Verwandten und Gästen wird ein rauschendes Fest gefeiert. Alles ist wunderbar. So ist das auch heute, wenn zwei Menschen einander versprechen, gemeinsam durchs Leben zu gehen.

Leider vergessen viele, dass das gemeinsame Leben nicht allein aus ausgelassener Freude und Tanzen besteht. Im Alltag müssen Aufgaben bewältigt werden, die manches Mal auch keinen Spaß machen. An diesen Aufgaben kann eine Beziehung zwar wachsen, manches Mal aber auch zerbrechen, wenn sich alle überfordert fühlen. Das wurde schon zu Zeiten des Alten Testaments erlebt. Im schlimmsten Fall ist es dann vielleicht auch ein gangbarer Weg, wenn eine Ehepaar sich trennt. Wahrscheinlich war deshalb dieser Vers ins 5. Buch Mose aufgenommen worden: "Wenn jemand eine Frau zur Ehe nimmt und sie nicht Gnade findet vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, und er einen Scheidebrief schreibt und ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Hause entlässt ..." (5. Mose 24,1)

Über diesen Vers wollten Pharisäer mit Jesus diskutieren. Luther schreibt dazu: "... sie versuchten ihn damit" (Mk 10,2), d.h. sie wollten ihn aufs Glatteis führen. Offensichtlich hatten sie gehört, dass Jesus sich bei anderer Gelegenheit gegen die Ehescheidung ausgesprochen hatte. Wenn sie ihn noch einmal zu dieser Aussage verleiten konnten, dann konnten sie ihm belegen, dass er gegen die Heiligen Schriften aus den Büchern Mose verstieß. Und das durfte der Messias, der Gesandte Gottes nicht tun!

Es war nicht das erste Mal, dass fromme Juden Jesus so auf die Probe stellen wollten. Er konnte dem auch gut begegnen, indem er sich seinerseits auf die Heilige Schrift bezog und die Pharisäer gleich bei der Bibelstelle packte, die sie selbst gegen Jesus wenden wollten. "Was hat euch Mose geboten?", das war Jesu Frage. Die Frommen müssen überrascht gewesen sein. Genau das hatten sie doch gegen Jesu Position anführen wollen, um zu verdeutlichen, dass eine Scheidung erlaubt sei. "Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden", war also die Antwort der Pharisäer. Welche Bibelstelle hier gemeint war, habe ich oben schon zitiert - 5. Mose 24,1.

Jesus nimmt diesen Faden auf: "Richtig", sagt er, "Mose hat die Ehescheidung erlaubt. Das hat er aber nur gemacht, weil er eure harten Herzen kannte, weil er wusste, dass Eheleute es sich manchmal so schwer machen, als ob sie miteinander einen Krieg führen. Da ist es dann vielleicht besser, wenn man sich trennt, als dass jeder Tag zur Hölle wird." Aber das ist nicht die Position Jesu und spiegelt auch nicht Gottes Willen wieder. Jesus greift deshalb seinerseits eine Bibelstelle auf, und zwar einen Satz aus dem 1. Schöpfungsbericht. "... von Beginn der Schöpfung an hat Gott den Menschen geschaffen als Mann und Frau". Und er fügt dann einen Satz aus dem 2. Schöpfungsbericht hinzu: "Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen und die zwei werden ein Fleisch sein ..." (Mk 10,8f; vgl. 1. Mose 1,27 [Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.] und 1. Mose 2,24 [Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein "ein" Fleisch.])

Der Bibelstelle der Pharisäer setzt Jesus mit dem Verweis auf die Schöpfung Bibelstellen entgegen, die nach seiner Interpretation die Absicht Gottes mit Frau und Mann viel besser beschreiben als das Zitat von Mose, der aus menschlichen Erwägungen die Ehescheidung erlaubt - sie ist manches Mal das kleinere Übel. Aber Gottes Wille ist das für ein Ehepaar nicht. Wenn Jesus davon spricht, dass Mann und Frau ein Fleisch werden, so hat er das biblische Bild vor Augen, dass Gott Eva aus der Rippe Adams schuf. Und das ausdrücklich, weil Adam im Gegensatz zu den Tieren sonst kein Gegenüber hatte und sich ausdrücklich dieses Gegenüber wünschte. Als er seine Frau erkennt, stellt er fest: "... Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch ..." (1. Mose 2,23) "Und wenn das so ist", sagt Jesus, "dass Gott Frau und Mann zusammengeführt hat, dann soll der Mensch die Ehe nicht scheiden."

Damit wird das Gespräch mit den Pharisäern beendet gewesen sein, aber das Thema war noch nicht durch. Die Jünger von Jesus hatten genau zugehört und die hatten ihre Frage. "Was ist eigentlich, wenn Geschiedene wieder heiraten?" Das kam doch vor. Und wer weiß, vielleicht war auch einer Jünger geschieden und hatte wieder geheiratet. Jesus bleibt bei seiner eindeutigen Position, dass die Scheidung nicht in Gottes Sinn ist, dass die Ehe nach einer rechtsgültigen Scheidung tatsächlich ein Ehebruch ist und gegen das 6. Gebot verstößt. "Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe; 12 und wenn sich eine Frau scheidet von ihrem Mann und heiratet einen andern, bricht sie ihre Ehe."

Dass dies tatsächlich die Position von Jesus gewesen sein muss, macht ein Satz des Apostel Paulus deutlich, den er etwa 30 Jahre später in der 2. Hälfte der 50er Jahre nach Christus seiner Gemeinde in Korinth schreibt: "Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden soll - hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen - und dass der Mann seine Frau nicht verstoßen soll." (1. Korinther 7,10f)


Wie gehen wir heute mit der Ehescheidung um? Sie ist vielleicht um des "Herzens Härte willen" ein Weg, den manches Ehepaar beschreiten muss. Aber dem Willen Gottes und der Vorstellung Jesu entspricht das nicht. Vielleicht ist es in Krisensituationen hilfreich, wenn sich das Ehepaar an den Anfang des gemeinsamen Weges erinnert, wie man sich verliebt traf, wie man beschloss, gemeinsam durchs Leben zu gehen und zu heiraten, und wie man dann in der Trauung Gottes Segen empfing. Vielleicht kann diese Erinnerung Kraft gegen für einen neuen Anfang.

Erntedank

04. Oktober 2015

Am Erntedanktag feierten wir einen wunderschönen Abendmahlsgottesdienst mit kleinen und großen Leuten in der Gustav-Adolf-Kirche, die am Tag zuvor wunderschön für den Anlass geschmückt worden war.



Das Blumenschmuckteam nach getaner Arbeit
Für den Gottesdienst hatten Frau Hofmann und ihr Team dann zwei Texte miteinander kombiniert, die den Hintergrund des Erntedanktages nicht besser ausleuchten konnten. Da war zunächst der bekannte Text vom "reichen Kornbauern", der seinen Besitz nur für sich haben wollte. Dieser Abschnitt aus dem Lukas-Evangelium wird jedes Jahr zum Erntedankfest gelesen: 

Hütet euch vor aller Habgier


15 Jesus sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.

16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. 17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. 18 Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! 20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? 21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott. (Lk 12,15-21)

Wiste ne Beer?


Als Kontrasttext hatte das Team das Gedicht von Theodor Fontane "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" ausgewählt. Der alte Gutsherr zeigt, wie man auch mit seinem Reichtum umgehen kann. 

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland


Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn’s Mittag vom Thurme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: „Junge, wist’ ne Beer?“
Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb’ ne Birn.“

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit,
Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit in’s Grab.“
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht
Sangen „Jesus meine Zuversicht“
Und die Kinder klagten, das Herze schwer,
„He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?“

So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt,
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er that,
Als um eine Birn’ in’s Grab er bat,
Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung’ über’n Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: „wiste ne Beer?“
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: „Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew’ Di ’ne Birn.“

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

aus: Gedichte, S. 318–319; 10. Auflage 1905, Erstdruck 1889, Stuttgart und Berlin
https://de.wikisource.org/wiki/Herr_von_Ribbeck_auf_Ribbeck_im_Havelland_(Fontane)