Donnerstag, 19. März 2020

Laetare

22. März 2020



Hiermit stellen wir Ihnen unseren ersten Versuch mit einem aufgezeichneten Gottesdienst vor. Wir haben mit einfachsten Mitteln, mit einem Smartphone gedreht. Die Tonqualität lässt sicherlich zu wünschen übrig. Das werden wir beim nächsten Mal in Angriff nehmen. Wir konnten die Texte am besten verstehen, wenn wir entweder mit dem Smartphone oder mit dem Tablet das Video aufgerufen haben. Am PC muss die Lautstärke vielleicht etwas höher gestellt werden als sonst gewohnt.

Mit diesem Link kann das Video direkt bei Youtube aufgerufen werden: https://www.youtube.com/watch?v=OI_H3ULUYcE

Weiter unten können Sie die Texte auch nachlesen.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Laetare unter der Nummer 954.25. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft
Für den Predigttext gilt: Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Gottesdienst als Podcast

Da wir im Augenblick nicht in unseren Kirchen zum Gottesdienst zusammenkommen können, wollen wir die uns verbleibenden Möglichkeiten nutzen, um miteinander über Gottes Wort nachzudenken. Im Augenblick bereiten wir für den kommenden Gottesdienst ein Video vor, das hier an dieser Stelle und über die Website der Ev.-luth. Gustav-Adolf-Kirche zu sehen sein wird.

Wochenspruch:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Joh 12, 24)

Wochenlieder:

Korn, das in die Erde (EG 98)
Jesu, meine Freude (EG 396)

Lieder für den Gottesdienst

  • Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362,1-3)
  • Befiehl du deine Wege (EG 361,1-4)

Eine kurze Erklärung zur Auswahl der biblischen Texte. 

Die Alttestamentliche Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja ist als Lesungstext für diesen Sonntag Laetare auch nach der gottesdienstlichen Leseordnung in den evangelischen Kirchen vorgesehen. Beim ersten Lesen dachte ich: Diese Worte passen genau in diese Zeit.

In der Predigt beziehe ich mich dann u.a. auf Abschnitte aus dem Buch des Propheten Amos. Ich hatte ja schon in den letzten Gottesdiensten angekündigt, dass ich mir für die Passionszeit vorgenommen hatten, die Botschaft dieses Propheten in unseren Gottesdiensten zu bedenken.

Das ursprünglich unter den Königen David und Salomo im 10. Jahrhundert vor Christus vereinte Reich Israel war nach Salomos Tod in zwei Reiche zerfallen, das Nordreich, das weiterhin den Namen “Israel” führte, und das Südreich mit dem Staatsnamen “Juda”. Amos stammte aus dem Südreich und trat etwa in der Mitte des 8. Jahrhunderts vor Christus auf. Von Beruf war er Viehzüchter. Von Gott wurde er ins Nordreich geschickt, um dort das Gericht Gottes anzukündigen. Amos kritisierte scharf, dass die sozialen Unterschiede immer stärker hervor traten und die ärmeren Bevölkerungsschichten ausgebeutet wurden.

Hier ist der Punkt, weswegen ich auch unter den gegebenen Umständen daran festhalte. Zwar überdeckt die Corona-Krise alles andere, doch die sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Gegenwart, die viele Menschen benachteiligen, sind dadurch ja nicht behoben.

Alttestamentliche Lesung - Jesaja, 54,7-10

7 Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. 8 Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser.

9 Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. 10 Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.

Predigt

Ein feste Burg ist unser Gott … er hilft uns frei aus aller Not - das war das Lied, das unser Organist Herr Detlau-Keire gerade auf unserer Marcussenorgel gespielt hat. Nicht, dass mit Gott alles ganz einfach ist, nicht, dass wir mit Gott schon alle Probleme gelöst hätten. Da gibt es noch ganz viel zu tun. Aber dieses alte Lied von Martin Luther spricht erst einmal vom Vertrauen. Es stellt uns in dem ganzen Chaos Gott an die Seite. Wir sind nicht allein!

Wenn man die Textzeilen dann aufmerksam verfolgt, so bekommt das Lied eine ganz eindrückliche Aktualität:
  • Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren … Das merken wir jetzt ganz deutlich!
  • Und wenn die Welt voll Teufel wär … Dieses Virus ist erst einmal nicht zu fassen. Wie aus dem Nichts ist es über die ganze Welt gekommen, hat gleichsam etwas Diabolisches, Teuflisches an sich. Es macht Angst - und Angst lähmt bekanntlich und Angst ist auch ein schlechter Ratgeber.
Aber was sagt Martin Luther:
  • ... so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen … Das soll bei all dem Chaos das Vorzeichen sein, unter das wir uns heute stellen. 
Doch bevor ich diese Linie weiter verfolge, will ich wie angekündigt auf das biblische Buch des Propheten Amos zurückgreifen, über das ich in den letzten Wochen schon mehrfach gepredigt habe und zu dem ich mir durch die ganze Passionszeit hindurch Gedanken machen wollte.

Amos nimmt die ungerechten und unsozialen Verhältnisse seiner Zeit ins Visier und prangert sie schonungslos an. Beispielsweise kann man im 6. Kapitel lesen:
    Ihr meint, das Unheil sei noch fern – dabei habt ihr ein System der Unterdrückung und Ausbeutung eingeführt! Ihr räkelt euch auf euren elfenbeinverzierten Polsterbetten und esst das zarte Fleisch von Lämmern und Mastkälbern. Ihr grölt zur Harfe und bildet euch ein, ihr könntet Lieder machen wie David. Ihr trinkt den Wein kübelweise und verwendet die kostbarsten Parfüme; aber dass euer Land in den Untergang treibt, lässt euch kalt.
Diese Zeilen sind tatsächlich vor mehr als 2500 Jahren und nicht erst jetzt in unserer Gegenwart geschrieben worden. Der Prophet redet seinem Volk ins Gewissen - und man könnte denken, wir selbst seien angesprochen. Die Israeliten jedoch meinten, wie es später so oft in der Geschichte auch bei so genannten christlichen Völkern passierte: Gott ist doch bei uns! Wir sind doch sein auserwähltes Volk! Was soll uns schon passieren. Gott mit uns!

Auch wenn ich eingangs selbst vom Vertrauen gesprochen habe: So war es nicht gemeint! Das wird auch an verschiedenen Stellen bei Amos deutlich. Ich lese einmal den Abschnitt aus dem 5. Kapitel, den ich schon seit längerem für heute als Predigttext vorgesehen hatte:
    21 Der Herr sagt: »Ich hasse eure Feste und kann eure Feiern nicht ausstehen. 22 Eure Brandopfer und Speiseopfer sind mir zuwider; das gemästete Vieh, das ihr für das Opfermahl schlachtet, kann ich nicht mehr sehen. 23 Hört auf mit dem Geplärr eurer Lieder! Euer Harfengeklimper ist mir lästig! 24 Sorgt lieber dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen das Land erfüllen wie ein Strom, der nie austrocknet.
“Sorgt lieber dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen das Land erfüllen wie ein Strom, der nie austrocknet.” - Hätte ich vor zwei drei Wochen diese Zeilen gelesen, dann hätte ich zusammen mit Amos die ungerechten und unsozialen Verhältnisse der Gegenwart angesprochen, in der ganzen Welt, aber auch in unserem Land.

Jetzt in den Zeiten von Corona bewegen die Menschen natürlich ganz andere Gedanken. Trotzdem lassen Sie uns noch einen Augenblick bei den beiden Stichworten bleiben: Recht und Gerechtigkeit. Dass hier vieles im Argen liegt, dass eben nicht jeder zu seinem Recht kommt, wie es Amos und mit ihm die anderen Propheten fordern, das bleibt wohl auch in diesen Zeiten vielen Menschen präsent. Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass wir uns in dieser Ausnahmesituation auch Gedanken machen, wie wir uns später einmal anders, wie wir uns besser aufstellen können, damit jeder mit dem zufrieden sein kann, was er hat. Auch das wäre ein Gesundungsprozess, den wir in unserer Gesellschaft wahrlich nötig haben.

Gesundungsprozess, das ist das Stichwort, mit dem ich den eingangs skizzierten Weg wieder aufnehmen will. Vom Vertrauen war da die Rede. Da habe ich zunächst die Menschen im Blick, die in vorderster Linie sich für unsere Gesundheit einsetzen: Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, aber auch die vielen anderen Kräfte, die in den Krankenhäusern und Einrichtungen alles in Ordnung und am Laufen halten. Ich denke an die vielen, die sich dafür einsetzen, dass wir in dieser Krise gut mit Essen und Trinken, auch mit materiellen Gütern versorgt sind. Ich will diejenigen nicht vergessen, die sich um andere, um Hilfsbedürftige kümmern. Und schließlich hoffe ich auch darauf, dass unsere Politiker gut beraten werden, um dann kluge Entscheidungen zu fällen.

Mit seinem Lied “Ein feste Burg ist unser Gott” stellte uns Martin Luther Gott an die Seite. Auch wenn die Welt voll Teufel wär, wir müssen uns nicht fürchten, das war seine tiefste Überzeugung. Das wird uns am Ende der Passionszeit, am Karfreitag, auch Amos sagen: Es gibt Hoffnung!

Heute hören wir zum Schluss noch einmal auf die Worte des Propheten Jesaja, die in der alttestamentlichen Lesung schon einmal erklangen: “Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.” Amen.

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