Mittwoch, 28. März 2018

Gründonnerstag

29. März 2018


Abweichend von der üblichen Leseordnung soll in diesem Jahr von Gründonnerstag bis zum Ostersonntag das Johannesevangelium (Kapitel 18-20) im Zentrum der Gottesdienste stehen. Das erfordert die eine oder andere Umstellung in den Gottesdienstordnungen. Trotzdem stelle ich zunächst den üblichen Ablauf des Gründonnerstag vor.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Gründonnerstag unter der Nummer 954.29. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Gott. (Ps 111, 4)

Gottesdienstidee 2018

Am Gründonnerstag wird es um die Verhaftung Jesu und das Verhör vor dem Hohenpriester gehen. Wenn wir in etwa den Gang der Ereignisse nachempfinden wollen, dass gehört dieses Mal das Abendmahl vor die Lesung der biblischen Texte. Wir werden dazu wie in all den Jahren zuvor uns an die Tische im erweiterten Altarraum setzen. Hier empfangen wir von unserem Nachbarn das Brot und reichen es weiter: "Christi Leib, für dich gegeben." - "Amen." Ebenso empfangen wir den Traubensaft und schenken unserem Nachbarn ein: "Christi Blut, für dich vergossen." - "Amen." Zum Fladenbrot und dem Traubensaft gibt es wie üblich auch Weintrauben.

So gestärkt höre wir, wie die Geschichte weitergeht. Bei Johannes lesen wir im 18. Kapitel:
1 Jesus ging hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen Jesus und seine Jünger. 2 Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern. 3 Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen.

4 Da nun Jesus alles wusste, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr? 5 Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin's! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen. 6 Als nun Jesus zu ihnen sagte: Ich bin's!, wichen sie zurück und fielen zu Boden.

7 Da fragte er sie abermals: Wen sucht ihr? Sie aber sprachen: Jesus von Nazareth. 8 Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Sucht ihr mich, so lasst diese gehen! 9 Damit sollte das Wort erfüllt werden, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.

10 Simon Petrus aber hatte ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. 11 Da sprach Jesus zu Petrus: Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?

12 Die Schar aber und ihr Anführer und die Knechte der Juden nahmen Jesus und banden ihn 13 und führten ihn zuerst zu Hannas; der war der Schwiegervater des Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war. 14 Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es wäre gut, ein Mensch stürbe für das ganze Volk.
Gegenüber den synoptischen Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas setzt Johannes einen anderen Schwerpunkt. Es spielen nicht in erster Linie der Verräter Judas und die Soldaten und später die Hohenpriester die aktiven Rollen, es ist vielmehr Jesus, der das Heft des Handelns fest in der Hand hat. Er geht den Weg, den Gott ihm bestimmt hat, er lenkt alles in diese Bahn.

So wartet Jesus bei der Verhaftung nicht auf den Verräter, nein, er selbst tritt den Soldaten entgegen und fragt, wen sie suchen. Er tritt auf wie einer, der zu gebieten hat - und tatsächlich fallen die Häscher auf die Knie, als Jesus sich zu erkennen gibt. Nicht einem, den sie gefangen nehmen wollen treten sie gegenüber, sondern einem König, dem König der Juden.

Und als Petrus ihn mit der Waffe in der Hand verteidigen will, weist Jesus ihn mit dem Verweis auf Gottes Handeln zurück: "Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?" Der, der seinen Herrn verteidigen will, stellt sich damit gegen Gott. Schon einmal hatte Jesus seinen ersten Jünger scharf zurückgewiesen, als dieser zu bedenken gab, dass es gefährlich sein könnte, wenn man dieses Mal zum Fest nach Jerusalem ginge. "Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist." (Mk 8,33)

In einem zweiten Durchgang geht es dann um das Verhör vor dem Hohenpriester:
15 Simon Petrus aber folgte Jesus nach und ein anderer Jünger. Dieser Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in den Palast des Hohenpriesters. 16 Petrus aber stand draußen vor der Tür. Da kam der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, heraus und redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein. 17 Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sprach: Ich bin's nicht. 18 Es standen aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlenfeuer gemacht, denn es war kalt und sie wärmten sich. Aber auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich.

19 Der Hohepriester befragte nun Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. 20 Jesus antwortete ihm: Ich habe frei und offen vor aller Welt geredet. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet. 21 Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe. 22 Als er so redete, schlug einer von den Knechten, die dabeistanden, Jesus ins Gesicht und sprach: Sollst du dem Hohenpriester so antworten? 23 Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise, dass es böse ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich? 24 Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.

25 Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist du nicht einer seiner Jünger? Er leugnete und sprach: Ich bin's nicht. 26 Spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im Garten bei ihm? 27 Da leugnete Petrus abermals, und alsbald krähte der Hahn.
Wenden wir uns zuerst dem Verhör zu. Jesus verweist darauf, dass der Hohepriester und alle, die um ihn stehen, doch Bescheid wissen müssen. Offen hat er im Tempel und in den Synagogen gelehrt und gepredigt. Nichts geschah im Verborgenen. Wie einen dummen Schuljungen meint einer der Knechte des Hohenpriesters Jesus zurechtweisen zu müssen. Der tritt ihm seinerseits nicht wie einer entgegen, der auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, sondern wie einer, der das Herrschen gewohnt ist, eben wie der König der Juden.

Weder der Hohepriester noch die anderen gelehrten Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde haben diesem Jesus etwas entgegenzusetzen. Natürlich wissen sie, dass er von der Liebe, von der Vergebung Gottes gesprochen hat - so, wie es die Heilige Schrift bezeugt -; natürlich wissen sie, dass er vor aller Welt mutig bezeugt hat: "Du sollst Gott deinen Herrn lieben von ganzem Herzen - und deinen Nächsten wie dich selbst." - auch das bezeugt die Heilige Schrift -; und Sie wissen natürlich auch, dass viele in ihm den verheißenen Messias sehen - so wie es die Heilige Schrift bezeugt.

Aber sie wollen das alles nicht hören, sie wollen diesem Sohn Gottes nicht folgen. Denn dann müssten sie ihr ganzes Leben ändern, dann müssten sie auf den anderen zugehen, und dann wäre auch ihre gesellschaftliche Stellung nichts mehr wert, für die sie doch so sehr gekämpft hatten - angesehen und ein Stück gefürchtet beim einfachen Volk, mehr oder weniger anerkannt, zu einem gewissen Grad auch respektiert von den römischen Besatzern. Das alles sollen sie aufgeben wegen dieses einen, wegen dieses Königs, wegen dieses Propheten aus Galiläa?

Die Geschichte des Petrus, der seinen Herrn dreimal verleugnet, denjenigen, den er kurz vorher mit dem Schwert verteidigen wollte, diese Geschichte macht deutlich, dass nicht allein die Hohenpriester und die frommen Juden versagen, auch diejenigen, die den Mann aus Nazareth besser kennen, die mit ihm durchs Land gezogen sind, die erlebt haben, wie in seiner Nähe Gottes Reich zu spüren waren, auch diese Menschen versagen: Ich kenne ihn nicht!

Ein wenig ratlos bleiben wir zurück. Gern würden wir unseren Glauben so fest bekennen wie es Jesus tut, doch zu befürchten ist, dass wir unseren Herrn wie Petrus verleugnen wenn es darauf ankommt. Und trotzdem gilt uns allen die Einladung Jesu:

Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken! (Mt 11,28)

Lieder für den Gottesdienst

Wenn das Brot, das wir teilen
EG 407 - Stern auf den ich schaue
Meine Zeit steht in deinen Händen
EG 488 - Bleib bei mir, Herr!

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