Sonntag, 25. März 2018

Karwoche und Ostern

Gründonnerstag - Karfreitag - Ostersonntag


Nachdem der Palmsonntag angebrochen ist, an dem wir des Einzugs Jesu in Jerusalem gedenken, beginnt die Karwoche, nach der wir am kommenden Sonntag morgens im Frühgottesdienst um 6.00 Uhr hören werden:


Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden - Halleluja!

Doch bevor wir diese Worte hören, müssen wir zuerst Jesus auf seinem Weg ans Kreuz begleiten. Daran führt kein Weg vorbei. In diesem Jahr wird uns dabei das Johannesevangelium mit seinen beeindruckenden Dialogen begleiten. Liest man die Kapitel 18 bis 20 in einem Zusammenhang, so erkennt man, dass in dieser Komposition des Evangelisten Jesus das Heft des Handelns in der Hand behält. In der letzten Konsequenz ist er es selbst, der den Prozess auf die Kreuzigung zulaufen lässt und unter dieser Voraussetzung zum Schluss sagen kann: "Es ist vollbracht."

Die entscheidenden Textpassagen, auf die ich mich in den Gottesdiensten beziehen werde, stelle ich vorab hier schon einmal zusammen.

Gründonnerstag - Einsetzung des Abendmahl und Verhaftung

Der Gottesdienst beginnt um 19.00 Uhr und ist mit einer Tischabendmahlsfeier verbunden. 

Jesus zu Petrus, der ihn mit Waffengewalt gegen die anrückenden Soldaten verteidigen will: "Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?" (Joh 18,11)

Als der Hohepriester Jesus dann über seine Jünger und über seine Lehre befragt, antwortet Jesus: "Ich habe frei und offen vor aller Welt geredet. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet. Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe." (Joh 18,19ff)

Parallel zu diesem Verhör erleben wir, wie Petrus Jesus dreimal verleugnet.

Karfreitag - Kreuzigung und Tod

Wir treffen uns zunächst morgens um 10.00 Uhr zum Abendmahlsgottesdienst. Nun spielt der römische Statthalter Pilatus eine große Rolle. Es geht um die Frage nach der Königsherrschaft Jesu, die mit dem Einzug in Jerusalem am Palmsonntag proklamiert wurde. 

"Mein Reich ist nicht von dieser Welt", antwortet Jesus auf die erste Frage des römischen Prokurators. "Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt." (Joh 18,36)

Pilatus lässt nicht locker: "So bist du dennoch ein König?" Jesus antwortet: "Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme." (Joh 18,37)

Dann stellt Pilatus die alles entscheidende Frage: "Was ist Wahrheit?" (Joh 18,38) Jedoch der Römer wie die jüdische Obrigkeit sind nicht Willens und in der Lage, sich mit dieser Frage ernsthaft auseinanderzusetzen. Pilatus stellt sie in den Raum und will Jesus wieder loswerden. Sollen die Juden doch mit "ihrem" König machen was sie wollen. 

Doch die jüdische Obrigkeit lässt nicht locker: "Kreuzige, Kreuzige!" (Joh 19,6) Auch wenn Pilatus im Folgenden erklärt: "Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen?" (Joh 19,10), so wird durch den Fortgang des Geschehens deutlich, dass er eben diese Macht nicht hat, da er sich nicht auf die Frage nach der Wahrheit eingelassen hat. 

Alles nimmt seinen Lauf und gipfelt in der Groteske, dass der Römer sich mit der jüdischen Drohung konfrontiert sieht, durch seine Haltung Jesu gegenüber ein Feind des Kaisers zu sein und die jüdische Obrigkeit, die sonst so stolz drauf ist, dem Kaiser in Rom keine göttliche Verehrung entgegen bringen zu müssen, auf einmal ein eindeutiges Bekenntnis zum römischen Staat ablegt: "Wir haben keinen König als den Kaiser." (Joh 19,15) 

"So spricht der HERR, der König Israels, und sein Erlöser, der HERR Zebaoth: Ich bin der Erste und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott." (Jes 44,6 ) In ihrem Hass, in ihrer Verblendung gilt diese Ansage kaum noch!

Nachmittags um 15.00 Uhr zur Sterbestunde Jesu hören wir auf dem Friedhof Hüttenstraße, hören wir, wie der Sohn Gottes stirbt - "Es ist vollbracht!" - und begraben wird. 

Ostersonntag - Auferstanden ins Leben

Wenn alles noch dunkel ist und die meisten noch schlafen, dann machen wir uns auf in die Gustav-Adolf-Kirche, wo um 6.00 Uhr der Osterfrühgottesdienst beginnt. Noch sind wir müde, noch sitzt uns das Karfreitagsgeschehen im Nacken: "Wir nahmen den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen. Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. Dahin legten wir Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war." (Joh 19,40) Aber die ersten Hoffnungsstrahlen brechen an: "Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. ..." Psalm 126,1f) und wir singen zaghaft: "Christ unser Licht." - "Gelobt sei Gott!"

Und dann wird mit jedem Augenblick die Kirche heller werden, durch das Licht der Osterkerze, das sich langsam ausbreitet, mit den Worten der Osterbotschaft, die wir hören und nach der Maria von Magdala zum Schluss bezeugt: 

Ich habe den Herrn gesehen!

Im Gegensatz zu Pontius Pilatus und anders als der jüdische Hoherat hatte sich Maria vom auferstandenen Jesus direkt ansprechen lassen "Maria!", und sie hatte ihm geantwortet "Rabbuni, mein Meister!" Keine Betrachtung aus der Ferne "Ach wie interessant!" - "Müsste man sich mal mit beschäftigen", sondern mittendrin, direkt betroffen, persönlich angesprochen!

Diese Botschaft ist das Fundament, auf dem Christen bis heute bekennen: "Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden und lebt! Halleluja." Weil das unsere Hoffnung ist uns bleibt, werden wir in diesem Gottesdienst Taufe und Abendmahl feiern. 

In den nächsten Tagen folgen die genaueren Planungen zu den einzelnen Feiertagen. 

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