Mittwoch, 3. Oktober 2018

Erntedankfest

7. Oktober 2018


Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Erntedanktag unter der Nummer 954.62. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. (Ps 145, 15)

Wochenlieder:

Ich singe dir mit Herz und Mund (EG 324 - auch Rev. 2014) oder
Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit (EG 502 - nicht in Rev. 2014 - das sehr schade!!!)
Rev. 2014: Gottes Geschöpfe, kommt zuhauf (EG 514 - ist auch ein schönes Lied, das zur Austeilung beim Abendmahl gespielt werden kann)

Lieder für den Gottesdienst

505,1-3 - Die Ernt ist nun zu Ende, der Segen eingebracht
743 - Psalm 104 - Herr, die Erde ist voll deiner Güter
527,1 - Die Herrlichkeit der Erden muss Rauch und Asche werden
527,10 - Wohl dem, der auf ihn trauet
623,1-4 - Die Erde ist des Herrn
508,1-2 - Wir pflügen und wir streuen
461 - Aller Augen warten auf dich Herre (zu Beginn des Abendmahls und vor der Austeilung)
502,1-5 - Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit

Weitere Liedvorschläge finden sich auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Lesung aus dem Alten Testament

Ich habe dann mal auf der Seite "Das Kirchenjahr" gestöbert, was dort für Texte für Erntedank vorschlagen. Ausgesprochen interessant fand ich aus dem Alten Testament Jesus Sirach 11, 14.17-19. Dieser Text soll die erste Lesung sein: 
 
14 Es kommt alles von Gott: Glück und Unglück, Leben und Tod, Armut und Reichtum. 15 Den Frommen gibt Gott Güter, die bleiben; 16 und was er verleiht, das gedeiht immer und ewig.
17 Mancher kargt und spart und wird dadurch reich 18 und denkt, er habe es zu etwas gebracht, 19 und sagt: Nun will ich mir ein gutes Leben machen, essen und trinken von dem, was ich habe –, doch er weiß nicht, dass sein Stündlein so nahe ist und dass er alles anderen lassen und sterben muss. 

Evangelium

Jesus kannte höchstwahrscheinlich diesen Textabschnitt, wenn er die Geschichte vom reichen Kornbauern erzählt. Finde ich faszinierend zu sehen, dass Jesus augenscheinlich auf Quellen zurückgriff. Wir hören das Evangelium aus Lk 12,15-21:

15 Jesus sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.

16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. 17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. 18 Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte 19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! 20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? 

21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.

Predigt

Predigen will ich über 5. Mose 8, 6-18. Dieser Text wurde durch die Perikopenrevision von 2014 aus den Marginaltexten in die Predigtreihe IV aufgenommen. 

Schauen wir doch einmal kurz, was die Revision mit den Texten gemacht hat. Bisher kannten wir am Erntedanktag diese Reihenfolge: 

Reihe I - Evangelium Lk 12, (13-14) 15-21 - Der reiche Kornbauer
Reihe II - Epistel 2. Kor 9, 6-15 - Wer kärglich sät, der wird kärglich ernten
Reihe III - Alttestamentliche Lesung Jes 58, 7-12 - Brich dem Hungrigen dein Brot
Reihe IV - 1. Tim 4, 4-5 - Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut
Reihe V - Mt 6, 19-23 - Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden
Reihe VI - Hebr 13, 15-16 - Gott allezeit das Lobopfer darbringen

Reihe I - Jes 58, 7-12 - Brich dem Hungrigen dein Brot
Reihe II - Evangelium Mk 8,1-9 - Die Speisung der Viertausend
Reihe III - Epistel 2. Kor 9, 6-15 - Wer kärglich sät, der wird kärglich ernten
Reihe IV - Alttestamentliche Lesung 5. Mose 8,7-18 - Hüte dich, deinen Gott zu vergessen
Reihe V - Lk 12, (13-14) 15-21 - Der reiche Kornbauer
Reihe VI - 1. Tim 4, 4-5 - Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut

Ob dieses Durcheinandermixen der einzelnen Lesereihen eine wirklich gelungene Revision ist, lasse ich mal als offene Frage stehen. Wer will, kann sich diesen Mix ja mal auf dieser Seite der VELKD anschauen: http://www.velkd.de/downloads/OGTL_Predigtjahrgaenge_I-VI_Sonn-_und_Feiertage_Weitere_Tage.pdf

Gut finde ich speziell für das Erntedankfest, dass 5. Mose 8,7-18 "Hüte dich, deinen Gott zu vergessen" als Text aufgenommen wurde. Darüber will ich ja auch predigen. Aber es erschließt sich mir nicht, warum die Evangeliums- und Epistelreihen jetzt immer wieder verschoben werden. 

Dass Mt 6, 19-23 "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden" rausgefallen ist, finde ich sehr schade. Über Hebr 13,15-16 "Gott allezeit das Lobopfer darbringen" habe ich nach meiner Erinnerung noch nie gepredigt. 


Nun aber zum Predigttext. Den werde abschnittsweise vorlesen und dann auslegen

6 So halte nun die Gebote des HERRN, deines Gottes, dass du in seinen Wegen wandelst und ihn fürchtest.

Dieser Vers ist in der neuen Leseordnung nicht vorgesehen, bildet aber zusammen mit Vers 11 das Fundament des Textes und letztendlich das Fundament des Lebens vor und mit Gott: Halte die Gebote des HERRN!

7 Denn der HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Brunnen und Seen sind, die an den Bergen und in den Auen fließen, 8 ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, 9 ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt, ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo du Kupfererz aus den Bergen haust. 

Die Israeliten kommen in ein Land, in dem sie alles vorfinden, ernten und gewinnen können, was Menschen zu einem auskömmlichen Leben verhilft. Da ist dann auch vieles dabei, was das Leben direkt angenehm macht. Offensichtlich trug das Land schon damals gute Frucht, so wie heute auch. Und ich denke, es ist nicht falsch, wenn wir sagen, dass diese Verse auch auf unser Leben in Deutschland zutreffen. Wir haben genug zu essen, ein Dach über dem Kopf und in der Regel ein ordentliches Auskommen. Dafür dürfen wir Gott dankbar sein, so wie es der nächste Vers auch sagt. 

10 Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.

11 So hüte dich nun davor, den HERRN, deinen Gott, zu vergessen, sodass du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst. 

Deinen Gott vergessen ... seine Gebote, Gesetze und Rechte nicht halten ... damit sind wir in der Gegenwart angekommen. Wie oft wird erzählt, dass nach dem 2. Weltkrieg die Kirchen voll waren. Die Zahl der evangelischen Christen im Bereich der Meppener Kirche schoss durch die Flüchtlinge von 1.000 auf 11.000 und es wurden überall die neuen Kirchen gebaut - übrigens auch bei den Katholiken. Wo aber sind all diese Menschen geblieben? Wer folgt heute noch der Aufforderung unseres Predigttextes: "Wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben." Der Verfasser unseres Predigttextes sieht sich genötigt, die Warnung, Gott zu vergessen, noch einmal mit Nachdruck zu wiederholen. Er erinnert daran, dass Gott sein Volk Israel durch die Wüste geführt hat. Und wer hat nach dem Krieg hier bei uns nicht gesagt, dass Gott ihn und seine Familie bewahrt hat?

12 Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst 13 und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt, 14 dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den HERRN, deinen Gott, vergisst, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft, 15 und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war, und ließ dir Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen 16 und speiste dich mit Manna in der Wüste, von dem deine Väter nichts gewusst haben, auf dass er dich demütigte und versuchte, damit er dir hernach wohltäte. 

Was aber passiert, wenn wir Gott vergessen, wenn wir uns nicht vergegenwärtigen, dass Gott uns diese Erde anvertraut hat?

17 Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen. 

Am 2. Mai 2018 konnte man bei Focus.de lesen: "Deutschland hat an diesem Mittwoch seine natürlich verfügbaren Ressourcen für 2018 aufgebraucht. Das ergaben Berechnungen der Forschungsorganisation Global Footprint. Die Menschen in Deutschland würden dann für den Rest des Jahres auf Kosten kommender Generationen und der Menschen im Süden leben, teilte die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch mit. ... Wenn alle Menschen weltweit so leben und wirtschaften würden wie in Deutschland, dann bräuchte die Weltbevölkerung drei Erden. ... Der globale Erdüberlastungstag werde im August erwartet. ..." (https://www.focus.de/wissen/klima/deutscher-erdueberlastungstag-ressourcen-fuer-2018-verbraucht-deutsche-leben-ab-dem-2-mai-auf-pump_id_8857459.html)

Genau das passiert, wenn wir denken und dann auch so handeln: "Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen." - Gott, wozu brauchen wir den?!

Aus dieser Sackgasse kommen wir allein, wenn wir dem Text aus dem Mosebuch folgen: 

18 Sondern gedenke an den HERRN, deinen Gott; denn er ist's, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen, auf dass er hielte seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist.

Abendmahl

Auf der Seite "Das Kirchenjahr" habe ich das wunderschöne Lied 461 - Aller Augen warten auf dich Herre - gefunden. Das gibt ja auch den Wochenspruch wieder. Deshalb möchte ich es mit der Gemeinde zu Beginn des Abendmahls und vor der Austeilung singen. Da zu dieser Melodie die gesungene Abendmahlsliturgie nicht so recht passt, werde ich die Texte sprechen. Damit ergibt sich folgende Abendmahlsordnung: 
  • Votum
  • EG 461 - Aller Augen warten
  • Vaterunser
  • Einsetzungsworte
  • EG 461 - Aller Augen warten
  • Austeilung - dazu Orgelmusik (soweit der Organist nicht zum Abendmahl kommen möchte; s. oben zu EG 514)

Ausklang des Gottesdienstes

Zum Schluss des Abendmahls danken wir Gott für alles, was er uns schenkt an Seele und Leib. Diesen Dank kleiden wir am Erntedanktag in ein Lied, das gleichzeitig auch unser Schlussgebet ist: 
  • 502,1-5 - Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit
Danach folgt der Segen und das Orgelnachspiel.

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