Nachtrag zum 2. Dezember 2018
Mit dem 1. Advent beginnt eine neues Kirchenjahr. In seinem Sohn Jesus Christus kommt Gott zu uns Menschen. Das ist ein Geschenk, eine Gabe und zugleich auch eine Aufgabe, die sich nicht allein auf unser eigenes Lebens bezieht, sondern die auch den Nächsten mit in den Blick nimmt.
Brot für die Welt
Deshalb ist es folgerichtig, dass mit dem 1. Advent auch die evangelische Aktion "Brot für die Welt" beginnt. Das Motto für die 60. Aktion lautet "Hunger nach Gerechtigkeit".In diesem Jahr macht sich der Kirchenkreis Emsland-Bentheim ein Projekt in Sierra Leone zu eigen:
"Mit Büchern und besseren Ernten gegen Kinderarbeit"
In Sierra Leone ist die Armut so groß, dass Kinder oft zum Lebensunterhalt beitragen müssen. Kinderarbeit ist an der Tagesordnung. Ein Projekt ermöglicht Jungen und Mädchen, in die Schule zu gehen und hilft den Eltern, ihr Einkommen zu erhöhen. (Info von der verlinkten Seite von Brot für die Welt)
Evangelisches Gesangbuch
Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 1. Advent - teilweise - unter der Nummer 954.01. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.
Wochenspruch:
Siehe dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. (Sach 9, 9b)Wochenlied:
Nun komm der Heiden Heiland (EG 4) oderWie soll ich dich empfangen (EG 11)
Auch wenn wir das Lied nicht singen werden, bleibt es ein Geheimnis der Revisoren der neuen Leseordnung (s. die Anmerkungen weiter unten), warum "EG 16 Die Nacht ist vorgedrungen" nicht mehr als Wochenlied vorgesehen ist.
Lieder für den Gottesdienst
EG 17,1 Wir sagen euch anEG 712 - Psalm 24
EG 538 Lobt den Herrn
EG 1,1-3 Macht hoch die Tür
Wenn das Brot, das wir teilen
EG 13,1-3 - Tochter Zion
Alle nachfolgenden Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft
Neue Perikopenordnung
Bevor es weiter mit den Gottesdienstüberlegungen geht einige Gedanken zur neuen Perikopenordnung und dem neu erstellten Lektionar. Das sollte nach der Vorstellung des Landeskirche - und der EKD - am 1. Advent eingeführt werden. Damit standen wir in unserer Gemeinde vor einem Problem. Vor einiger Zeit hatten wir uns vorgenommen, dass ab dem 1. Advent die biblischen Texte im Gottesdienst aus der Altarbibel gelesen werden sollten. Wir waren der Meinung, dass die Bibel nicht nur als "Schmuckbuch" auf dem Altar liegen, sondern auch in Gebrauch sein sollte. Also wollten wir darauf lesen.Das passte nun aber nicht zur Einführung eines neuen Lektionars. Denn das dann als "Schmuckbuch" zu betrachten ist genauso wenig sinnvoll wie bei der Bibel.
Aktuell lösten wir das Problem dadurch, dass wir (vorerst) auf die Einführung des neuen Lektionars als "Lesebuch" verzichten und statt dessen wie angedacht für die Lesungen tatsächlich unsere Altarbibel nehmen. Wenn wir merken, dass das Lesen aus der Bibel Schwierigkeiten bereitet - zugegebenermaßen ist es einfacher, fest umrissene Perikopen im Lektionar zu lesen - , können wir später immer noch das neue Lektionar einführen.
Ob die neue Leseordnung und die Aufteilung im Lektionar gelungen ist, wird sich im Vollzug zeigen. Zunächst einmal ist mit Bedauern festzustellen, dass das bewährte System, das die Evangelien alle in der Reihe I und die Episteln in der Reihe II standen, aufgegeben wurde (ich weiß, dass dies einigen zu eintönig erschien). Für jeden Sonntag muss jetzt einzeln geschaut werden, welche Texte zu lesen sind. Und auch der einfache Blick in den Anhang des Gesangbuches - ausgesprochen gelungen war dieser Teil - reicht nicht mehr aus. Denn es hat an den einzelnen Sonntagen zuweilen erhebliche Verschiebungen gegeben.
Besonders fragwürdig erscheint mir die Revision der Perikopenordnung, wenn an den Sonntagen gegenüber früher lediglich die Reihenfolge der Texte "durcheinandergewirbelt" wurde. Das hat für mich mit einer Reform nichts zu tun, das zeugt vielmehr von Phantasielosigkeit, weil man andere Texte nicht fand. Trotz dieser Skepsis werden wir uns an die neue Leseordnung halten. Es sind auch neue Predigttexte hinzugekommen - nicht immer, aber durchaus das eine oder andere Mal auch gelungen.
Blickt man auf den 1. Advent, so kann man der Neuerung etwas abgewinnen. Bisher wurde aus dem Alten Testament Jeremia 23,5-8 gelesen: "Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. ..." Nicht unpassend, jedoch nimmt die neue Alttestamentliche Lesung Sacharja 9, 9-10 den Wochenspruch auf und wird auch im Evangelium zitiert.
Evangelium - Mt 21, 1-11
Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus 2 und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt, und gleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! 3 Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. 4 Das geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9): "5 Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers." 6 Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, 7 und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. 8 Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. 9 Die Menge aber, die ihm voranging und nachfolgte, schrie: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! 10 Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und fragte: Wer ist der? 11 Die Menge aber sprach: Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa.Predigt über Psalm 24
1 Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.2 Denn er hat ihn über den Meeren gegründet und über den Wassern bereitet.
3 Wer darf auf des Herrn Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte?
4 Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug und nicht falsche Eide schwört:
5 der wird den Segen vom Herrn empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles.
6 Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs.
7 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!
8 Wer ist der König der Ehre? Es ist der Herr, stark und mächtig, der Herr mächtig im Streit.
9 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!
10 Wer ist der König der Ehre? Es ist der Herr Zebaoth, er ist der König der Ehre.
Brot für die Welt - Sierra Leone
Zunächst wurde der Gemeinde das Projekt von Brot für die Welt in Sierra Leone mit der von der Organisation zur Verfügung gestellten Präsentation vorgestellt. Wer die ansprechende Präsentation sehen will, findet sie auf der Internetseite von Brot für die Welt. Einen ersten Einblick geben schon die Bilder und Notizen auf der oben verlinkten Seite. Das Projekt zielt darauf, dass die Menschen in die Lage versetzt werden, durch ihre Arbeit so viel Geld zu verdienen, dass genug Nahrung vorhanden ist und die Kinder auch zur Schule gehen können. In vielen Familien kann das noch nicht in die Tat umgesetzt werden. Denn die Kinder müssen durch ihre Arbeit zum Familieneinkommen beitragen.
Die Erde ist des Herrn
Diese Situation ist durchaus unserem westlichen Wirtschaftssystem geschuldet, das auf Gewinn aus ist und die Länder Afrikas, Asiens oder Südamerikas durchaus auch ausbeutet. Moral, Glaube oder die Bedürfnisse der anderen spielen dabei keine oder nur eine absolut untergeordnete Rolle. Demgegenüber setzt der 24. Psalm als Predigttext ein anderes Vorzeichen: "Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Denn er hat ihn über den Meeren gegründet und über den Wassern bereitet." Es ist schon tausendmal gesagt - und dann geflissentlich überhört - worden: Wir haben diese Erde nur von den nachfolgenden Generationen geliehen und sollen sie ihnen als einen lebenswerten Ort weitergeben. Das tun wir im Augenblick nicht.
Lug und Trug, falsche Eide und Fakenews
Vielmehr prägen "Lug und Trug" unsere Zeit und selbst hochgestellte Persönlichkeiten empfinden keine Scham bei Fakenews, "alternativen Wahrheiten" oder "falschen Eiden", wie es im Predigttext heißt, So kann Leben miteinander nicht gedeihen, so können Menschen auch nicht ihren Lebensunterhalt in gerechten Verhältnissen erwirtschaften, so leben wir getrennt von Gott und können eben nicht zu seinem "Berg", zum Zion gelangen, zu "seiner heiligen Stätte". Und genau damit kappen wir selbst die Verbindung zu dem, der uns - und der ganzen Welt - Leben schenken will, so dass Menschen haben, was sie zum Leben brauchen.
Segen und Gerechtigkeit
Demgegenüber verheißt ein Leben mit und vor Gott, "Segen vom Herrn" und "Gerechtigkeit" zu empfangen. In der Welt des Alten Testaments schließt das Erfolg und Reichtum nicht aus. Dieser sollte aber nicht zu Lasten der anderen, sondern zum Nutzen aller erworben werden. "Eigentum verpflichtet", so heißt es mit Bedacht im Grundgesetz (Art 14 GG).
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