Donnerstag, 27. Dezember 2018

2. Weihnachtstag

26. Dezember 2018


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch fand man früher die Texte zum 2. Weihnachtstag unter der Nummer 954.08. Leider hat die neue Perikopenordnung die Alttestamentliche Lesung und das Evangelium durch andere Texte ersetzt. Deshalb empfehle ich jetzt immer stärker, die Seite "Das Kirchenjahr" zu nutzen. Martin Senftleben hat alles gut aufbereitet.

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Joh 1, 14a)

Wochenlied:

Zu Bethlehem geboren (EG 32) oder
Kommt und lasst uns Christum ehren (EG 39)

Lieder für den Gottesdienst:

♫ EG 32,1-4 - Zu Bethlehem geboren
EG 738 - Psalm 96
♫ Josef, lieber Josef mein
♫ EG 71,1-3 O König aller Ehren
♫ EG 45,1-4 - Herbei o ihr Gläubgen
♫ EG 72,1-4 O Jesu Christe wahres Licht
♫ 35,1-4 Nun singet und seid froh
♫ EG 44 O du fröhliche

Josef, Marias Mann, Jesu Vater

Heute soll einer im Mittelpunkt der Predigt stehen, der auf kaum einen Krippenbild fehlt, der aber meist immer im Hintergrund ist, der sich zurückhält, der einfach nur da ist. Gemeint ist Josef, der Mann der Maria, der Vater von Jesus. Auf ihn wollen wir heute schauen und überlegen, was er uns sagen kann.

alle Bilder von https://www.distantshores.org/sweet-publishing/

Lesung 1 - Mt 1,18-25 - Jesu Geburt

18 Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. 19 Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.

20 Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. 21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. 22 Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14): 23 »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns.

24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. 25 Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.

Auslegung 1

Einerseits kennt natürlich jeder Josef, andererseits ist nur ganz wenig von ihm bekannt. Das hat vielleicht seinen Grund darin, dass die Geschichte von Josef im "falschen" Evangelium steht. Von den Weihnachtsgottesdiensten her kennen wir die Geschichte, wie sie Lukas erzählt: Volkszählung, Bethlehem, Engel, Hirten, Stall - und vor allen Dingen: Maria. Maria spielt bei Lukas die Hauptrolle: 
- zu ihr kommt der Erzengel Gabriel
- Maria erfährt von Gabriel, dass sie ein Kind bekommt
- Maria geht zu Elisabeth
- Maria wird von Elisabeth gepriesen
- Maria ihrerseits preist Gott im Magnificat
- und Maria ist es schließlich, die die Botschaft der Hirten im Herzen behält

Bei Matthäus ist es ganz anders, Maria sagt hier kein Wort, sie ist passiv. Dagegen ist Josef ganz aktiv. Wenn wir jetzt seine Geschichte betrachten, bleiben wir auf der Erzählebene. Die dogmatischen, historischen oder gar biologischen Fragen nach der wundersamen Geburt des Gottessohnes sollen nicht im Vordergrund stehen. Hören wir noch einmal, was wir eben in der Lesung gehört haben: "Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen." (Mt 1,18-19) 

Josef ist ein frommer Mann! Das ist die erste Aussage. Aber mit dieser Frömmigkeit muss er nicht vor anderen prahlen und gut dastehen, er muss auch nicht auf andere zeigen und ihnen Vorhaltungen machen. Aber Josef will zu seinem Gewissen stehen können.  

Und da hat er im Augenblick Gewissensbisse. Augenscheinlich ist Maria fremd gegangen. Und das kurz vor der Hochzeit! Auf solch eine Ehe möchte sich Josef nicht einlassen, aber gleichzeitig will er Maria in der Öffentlichkeit auch nicht bloßstellen, denn dass würde u.U. eine Verurteilung zur Steinigung nach sich ziehen. Deshalb beschließt Josef, einen anderen Weg zu gehen. Er wird die Verlobung stillschweigend wieder lösen. Ihm als Mann steht nach dem Gesetz diese Möglichkeit offen. Dann werden die Leute zwar über ihn, den Zimmermann reden. Er hat dann seine schwangere Verlobte im Stich gelassen, aber das nimmt Josef gern auf sich, wenn er Maria damit schützt. Und Josef möchte ein reines Gewissen im Blick auf seine künftige Ehe behalten.

Doch dann kommt alles ganz anders. Josef träumt und Gott spricht durch seinen Engel mit ihm: »Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. 21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben«. Josef nimmt diesen Traum ernst, offensichtlich sind für ihn "Träume keine Schäume". Josef lässt den seinen ursprünglichen Gedanken fallen. Er nimmt Maria zu sich. Das Kind wird geboren und Josef gibt ihm den Namen: Jesus!

Wer möchte, kann dann in diesem Zusammenhang einmal die Stammbäume Jesu im Lukas- und im Matthäus-Evangelium lesen; nur wundern Sie sich nicht, dass die nur in ganz wenigen Eckdaten  übereinstimmen. Beide jedoch legen den Gedanken nahe, dass Jesus Josefs Sohn war, denn wie sonst sollte er seine Abstammung aus dem Geschlecht Davids herleiten.

Lk 4,22 Und sie gaben alle Zeugnis von ihm und wunderten sich, dass solche Worte der Gnade aus seinem Munde kamen, und sprachen: Ist das nicht Josefs Sohn?

Joh 1,45 Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josefs Sohn, aus Nazareth.

Joh 6,42 Sie sprachen: Ist dieser nicht Jesus, Josefs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wieso spricht er dann: Ich bin vom Himmel gekommen?

Lesung 2 - Mt 2,13-15 - Die Flucht nach Ägypten

13 Als die Weisen aus dem Morgenland wieder hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir's sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.


14 Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten 15 und blieb dort bis nach dem Tod des Herodes, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Hosea 11,1): »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.«

Auslegung 2

Josef träumt wieder. Gott lässt ihn vor den Mordplänen des Herodes warnen. Als Mann der Tat, als Handwerker, erkennt Josef sofort den Ernst der Lage. Noch in der Nacht bricht die Familie auf. Ohne das beherzte Handeln wäre die Geschichte Gottes hier in eine Sackgasse gekommen. Josef rettet den Retter Israels, den Retter der Welt.  

Lesung 3 - Mt,13,54-57

Jesus kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge, sodass sie sich entsetzten und fragten: Woher hat dieser solche Weisheit und solche Taten? 55 Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? 56 Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles? 57 Und sie ärgerten sich an ihm.

Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause. 

Auslegung 3

Offensichtlich eine ganz normale Familie. Jesus blieb kein Einzelkind. Er hatte mindestens 4 Brüder: Jakobus und Josef und Simon und Judas. Und von den Schwestern spricht die Bibel im Plural, als mindestens zwei. Jesus war damit wohlbekannt in Nazareth.

Und das war durchaus ein Problem bei seinem Auftritt in der Synagoge von Nazareth. Stellen Sie sich vor, hier würde jemand aus unserer Gemeinde stehen und sagen: "Ich bin der Sohn Gottes." Oder andere sagten das und der Betreffende widerspräche nicht. Was würden Sie wohl sagen? Im günstigsten Fall täten Sie die Sache mit einem Kopfschütteln ab, im schlimmsten Fall schickten wir so eine Person nach Haselünne oder Osnabrück in die Psychiatrie.


Aber das soll nicht unbedingt Thema sein. Mich interessiert viel mehr die Zwischenzeit, in der Josef und Jesus zusammen in der Familie gelebt haben. Als Jesus mit 12 Jahren an der Schwelle zum Erwachsensein stand, nahmen ihn die Eltern mit nach Jerusalem. Als er sich dann drei Tage lang im Tempel bei den Schriftgelehrten und Priestern aufhielt, war den Eltern wohl klar, dass es mit ihrem Sohn etwas Besonderes auf sich haben musste und er in einer besonderen Beziehung zu Gott stand.


Es ist dann auch davon auszugehen, dass Jesus in der Werkstatt seines Vaters mitgearbeitet hat. Dieses Motiv muss man allerdings bei den großen Malern suchen. In Kinderbibeln wird man da fündig. Der groß gewordene Jesus hilft dem Vater bei der gröberen Arbeit. 

Gerade bei solchen Szenen kann ich mir vorstellen, dass Vater und Sohn nicht stumm nebeneinander her gearbeitet haben, sondern dass hier auch Gedanken ausgetauscht und entwickelt wurden, die wir später aus dem Munde des Sohne gehört haben. Auch wenn es literarisch dafür keinen Anhaltspunkt gibt, so finde ich die Vorstellung reizvoll, dass das Jesuswort: „Eure Rede sei: Ja, ja! Oder: Nein, nein!“, in der Werkstatt des Josef entwickelt wurde. „Weißt du, mein Junge, du kommst am weitesten im Leben und im Geschäft, wenn die anderen wissen, daß sie sich auf dich verlassen können. Wenn du »ja« sagst, dann musst du auch dazu stehen; und wenn es nicht geht, sagst du ganz einfach: »Nein!«“

Oder wenn Vater und Sohn über die große Weltpolitik geredet hat, dann hat Josef seinem Ältesten vielleicht gesagt: „Weißt du, was die Zeloten da machen, die Römer im Partisanenkrieg bekämpfen, immer mal wieder einen Soldaten oder gar Offizier umbringen, das wird uns allen noch einmal zum Verhängnis. Auf Dauer lassen sich die Römer solche Nadelstiche nicht gefallen. Irgendwann schlagen sie zurück. Und dann werden wir Juden fertig gemacht!“ - Der Sohn hat später erklärt: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen.“ (Mt 5,44) – oder: „Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.“ (Mt 5,39)

Und auch so ein Werkstattgespräch kann ich mir gut vorstellen: „Vater, ich denke oft über das Gesetz Gottes nach. Ich will nicht so sein wie die Gottlosen, die der Wind wie Spreu verweht, ich will sein wie ein Baum, der an den Wasserbächen steht und seine Frucht zur rechten Zeit trägt. Aber all die vielen Gesetze, all die Vorschriften. Muss ich das alles beachten?“ Vielleicht hat der fromme Josef auf solch eine Frage so geantwortet: „»Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5.Mose 6,5). Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3.Mose 19,18).40 In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Mt 22,37-40)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen