Dienstag, 31. Dezember 2019

Neujahr 2020

1. Januar 2020


Wochenspruch:

"Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit." (Hebr 13,8)

Jahreslosung:

Ich glaube, hilf meinem Unglauben! (Markus 9,24)

Einladung zum Gottesdienst um 17.00 Uhr

in der Evangelisch-freikirchliche Baptistengemeinde
Nödike - Baumschulenweg 10 - Meppen

Alle evangelischen Kirchengemeinden Meppens - lutherisch, reformiert und freikirchlich - laden zu einem gemeinsamen Gottesdienst zum Jahresbeginn ein. Die Gottesdienste finden abwechselnd in einer der beteiligten Kirchen statt. Im vergangenen Jahr traf man sich bei den Lutheranern in der Bethlehemkirche, dieses Mal bei den Baptisten. Die Predigt hält Pastor Krüger von der Ev.-luth. Gustav-Adolf-Kirchengemeinde, wo der Gottesdienst 2021 stattfinden wird.

Predigt

Die Predigt hat zwei Schwerpunkte:

1. Jahreslosung aus Markus 9,24: Ich glaube, hilf meinem Unglauben.

2. Ein Abschnitt aus 2. Kön 23,1-3, wo König Josia den Bund mit Gott erneuert und den Götzendienst abschafft; dieser Text wird nach der neuen Perikopenordnung zu den Marginaltexte des Neujahrstages gezählt:

1 Und der König sandte hin und es versammelten sich bei ihm alle Ältesten Judas und Jerusalems. 2 Und der König ging hinauf ins Haus des HERRN und alle Männer Judas und alle Einwohner von Jerusalem mit ihm, Priester und Propheten und alles Volk, Klein und Groß. Und man las vor ihren Ohren alle Worte aus dem Buch des Bundes, das im Hause des HERRN gefunden war. 3 Und der König trat an die Säule und schloss einen Bund vor dem HERRN, dass sie dem HERRN nachwandeln sollten und seine Gebote, Ordnungen und Rechte halten von ganzem Herzen und von ganzer Seele, um zu erfüllen die Worte dieses Bundes, die geschrieben stehen in diesem Buch. Und alles Volk trat in den Bund.

Notizen: 

Ich glaube, hilf meinem Unglauben. (Markus 9,24 - Jahreslosung)

Unglaube

Bei einer Konfirmation kündigt die Pastorin an, man singe das Lied “Wenn Glaube bei uns einzieht …” - einer der Gottesdienstbesucher für viele deutlich vernehmbar: “Der ist bei mir schon lange ausgezogen …”

Karl Johann Philipp Spitta (1801 - 1859) schrieb 1833 in seinem Pfingstlied “O komm, du Geist der Wahrheit” in der 3. Strophe:
    Unglaub und Torheit brüsten
    sich frecher jetzt als je;
    darum musst du uns rüsten
    mit Waffen aus der Höh.
    Du musst uns Kraft verleihen,
    Geduld und Glaubenstreu
    und musst uns ganz befreien
    von aller Menschenscheu.
Natürlich war es gut, dass sich Menschen im Gefolge der Aufklärung von der Bevormundung durch die Kirchen - und anderer Obrigkeiten - lösten. Gott ist nicht der verlängerte Arm von wem auch immer, mit dem man drohen kann, wenn die eigene Autorität nicht mehr langt. Aber bei aller berechtigten Kritik an solch einer Verzerrung des Glaubens, hier wurde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Ein ernsthafter Dialog zwischen Glauben und Vernunft ist seit damals nicht mehr zustande gekommen. Solch ein Dialog auf Augenhöhe aber würde unsere Gesellschaft, ich behaupte: er würde die Menschheit einen, wenn nicht den entscheidenden Schritt weiterbringen.

Zerrissenheit des Glaubenden

Der Vater des epileptischen Jungen bittet Jesus, der Familie zu helfen: “... Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst – alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!” (Mk 9,22-24)

Natürlich glaubt der Vater, dass Jesus helfen kann - sonst wäre er ja nicht da -, und gleichzeitig schießen ihm verständlicherweise Zweifel durch den Kopf. Der Glaube sagt: Jesus kann es! Der Verstand hält die Zweifel und die Erfahrung in der Welt dagegen.

Es ist gut, wenn diese und andere Geschichten in der Bibel erzählt werden, dass der Glaube nichts ist, was ich ein für alle mal habe. Glauben heißt ringen, immer wieder von neuem. Das beschreibt auch Paulus im Brief an die Philipper, wenn er das Ziel christlichen Lebens benennt: “Nicht, dass ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin.” (Phil 3,12)

Die Psalmen sprechen da eine eindeutige Sprache. Ich lese einmal einen Abschnitt aus Psalm 69:
    Gott, hilf mir!
    Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.

    Ich versinke in tiefem Schlamm,
    wo kein Grund ist;

    ich bin in tiefe Wasser geraten,
    und die Flut will mich ersäufen.

    Ich habe mich müde geschrien,
    mein Hals ist heiser.
30 Verse lang trägt der Beter Gott sein Leid vor. Am Ende - der Psalm hat 37 Verse - ringt er sich zu einem Vertrauensbekenntnis durch:
    Denn der HERR hört die Armen
    und verachtet seine Gefangenen nicht. (V34)
Wenn es ums Ringen mit Gott geht, denke ich auch an Hiob, an den Jünger Thomas und letztendlich auch an Jesus selbst. Im Garten Gethsemane betet er nach dem Bericht von Markus vor der Verhaftung: “Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!” (Mk 14,36) Am Kreuz stirbt er dann mit den Worten “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.” (Mk 15,34) Gottes Antwort auf diesen Schrei ist die Auferweckung seines Sohnes am Ostermorgen!

2. Kön 23,1-3 - Josia erneuert den Bund mit Gott und schafft den Götzendienst ab

Einer der Marginaltexte in der neuen Perikopenordnung - im Tempel war ein altes Gesetzbuch gefunden worden - vielleicht das 5. Buch Mose, das als eigenständiges Werk die Geschichte vom Auszug aus Ägypten und dem Empfang der Gebote nacherzählt. König Josia lässt sich das Buch vorlesen, er ist beeindruckt und will den Bund mit Gott erneuern.

1 Und der König sandte hin und es versammelten sich bei ihm alle Ältesten Judas und Jerusalems. 2 Und der König ging hinauf ins Haus des HERRN und alle Männer Judas und alle Einwohner von Jerusalem mit ihm, Priester und Propheten und alles Volk, Klein und Groß. Und man las vor ihren Ohren alle Worte aus dem Buch des Bundes, das im Hause des HERRN gefunden war. 3 Und der König trat an die Säule und schloss einen Bund vor dem HERRN, dass sie dem HERRN nachwandeln sollten und seine Gebote, Ordnungen und Rechte halten von ganzem Herzen und von ganzer Seele, um zu erfüllen die Worte dieses Bundes, die geschrieben stehen in diesem Buch. Und alles Volk trat in den Bund.

Das Gespräch oder das Miteinander von Glauben und Vernunft - in diesem Fall: Glauben und Politik - , das ich oben vermisst habe, das findet hier statt. Die politische Autorität seiner Zeit lässt sich von der Religion ansprechen und nimmt die Untertanen auf diesem Weg mit.

Dass vernünftige Menschen auch heute nach Gott suchen und sich um Wahrheit bemühen

Dass solch ein Dialog auch in der Gegenwart weiterführend sein kann, macht die Position des Religionsphilosophen Daniel von Wachter (*1970) deutlich. Er »bezeichnet den Begriff „Aufklärung“ als Erfindung von Gegnern des Christentums, der erfunden wurde, „um den Eindruck zu erwecken, die Christen seien naiv und intolerant“«. (https://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung#Kritik_aus_religionsphilosophischer_Richtung)

Weiter kann man dann bei Wikipedia lesen: “Als Philosoph beschäftigt sich von Wachter mit grundlegenden Begriffen wie Gott, Wahrheit und Vernunft. Besonders Vertretern der Postmoderne ... wirft er vor, dass sie Wahrheitsfindung grundsätzlich ablehnen und das zur Vorgabe und zum Ziel ihres Denkens und ihrer Philosophie machen würden. Das führe zu einer fragwürdigen Gleichgültigkeit und einem verzerrten Wahrheitsbegriff. Von Wachter vertritt dagegen die Auffassung, dass vernünftige Menschen auch heute nach Gott suchen und sich um Wahrheit bemühen sollten. Denn in Wahrheit liege viel Kraft.” (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_von_Wachter#Lehre_und_Positionen)

Solch einen Aufbruch auf breiter Basis wünschte ich mir natürlich auch zu Beginn eines neuen Jahres, zu Beginn eines neuen Jahrzehnts. Ich denke, dass wir tatsächlich an einem Scheideweg stehen und nicht mehr viel Zeit haben, den richtigen Weg zu wählen. Wenn unsere Vertreter in Politik und Theologie einen gemeinsamen Weg der Suche nach Gott und der Wahrheit nicht gehen können - oder wollen - dann müssen wir Christen uns davon nicht anstecken und entmutigen lassen.

Die Jahreslosung erinnert mich persönlich an meinem Konfirmationsspruch. Er stammt aus der Geschichte, wo der Synagogenvorsteher Jairus Jesus um Hilfe für seine sterbenskranke Tochter bittet. Noch während des Gespräches kommen die Nachbarn und müssen berichten: “Das Mädchen ist tot.” Dem verzweifelten Vater sagt Jesus zu: “Fürchte dich nicht, glaube nur.” (Mk 5,36)

Diesen Vers hat mir meine Oma als Konfirmationsspruch ausgesucht. Dazu gab es dann im Konfirmationsgottesdienst von meinem Konfirmator den bekannten Vers aus dem 1. Tim 6,12: “Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.”

Auch wenn sich mein späterer Berufswunsch zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzeichnete, ich finde, Pastor Grundmann und meine Oma brachten es damals auf den Punkt. Diese beiden Bibelversen begleiten mich und lassen mich bei all den Schwierigkeiten mutig nach vorn sehen. Wenn man dann - wie heute - erfährt, dass man nicht allein auf dem Weg ist, dass vielmehr Schwestern und Brüder aus den verschiedenen Konfessionen mitgehen, dann gibt das zusätzlich Kraft. So lasst uns zusammen in dieser Welt bekennen, was das biblische Votum für den Neujahrstag uns vorgibt:

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebr 13, 8)

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