Mittwoch, 30. Dezember 2020

Altjahresabend

Silvester 31.12.2020

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man - teilweise - die Texte zum Altjahresabend unter der Nummer 954.10. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Meine Zeit steht in deinen Händen. (Ps 31, 16a)

Wochenlied:

  • Nun lasst uns gehn und treten (EG 58) oder
  • Von guten Mächten treu und still umgeben (EG 65)

Lieder für den Gottesdienst

  • EG 65,1-3 Von guten Mächten
  • EG 749 - Psalm 121 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen
  • EG 374,1.2.5 - Ich steh in meines Herren Hand
  • EG 61,1.2.4 - Hilf, Herr Jesu, lass gelingen
  • EG 65,4-6 - Doch willst du uns noch einmal Freude schenken

Auszug aus der Begrüßung (Margit Werner)

... Die Bibel berichtet davon, dass auch die Jünger einmal mit Jesus auf den See hinausfuhren und in schweres Wasser gerieten. Sie fürchteten um ihr Leben und wunderten sich über den seelenruhig im Boot schlafenden Jesus. Als sie ihn voller Angst weckten, war dieser verwundert über ihr mangelndes Vertrauen, ihren geringen Glauben. Jesus gebot dem Sturm die Stille. Und es wurde still.

Sollte nicht die Besinnung auf diese Geschichte auch uns zu mehr Gelassenheit und Vertrauen verhelfen unter Gottes Geleit gut durch alle Unbilden unseres Lebens zu kommen? ...

Psalm 121

1 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
2 Meine Hilfe kommt vom HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat.
3 Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
4 Siehe, der Hüter Israels
schläft und schlummert nicht.
5 Der HERR behütet dich;
der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
6 dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
7 Der HERR behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
8 Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit! 

Lesung aus dem Ersten Testament
Prediger 3,1-14 - Alles hat seine Zeit

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:

2 geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit;
pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine seine Zeit;
3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit;
abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit;
klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit;
herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;
6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit;
behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
7 zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit;
schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.

9 Man müht sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.

10 Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen. 11 Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. 12 Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. 13 Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.

14 Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man ihn fürchte.

Predigt

Es hat alles seine Zeit, so haben wir es eben beim Prediger Salomo gehört, die guten Momente in unserem Leben, aber auch die schwierigen, die einen kommen, die anderen gehen - und damit hat auch eine Pandemie wie die im Zusammenhang mit dem Corona-Virus ihre Zeit. Wir können nicht vor ihr weglaufen, wir müssen aber auch nicht weglaufen. Wir können uns dieser schwierigen Zeit aber stellen. 

So lange wir panisch reagieren, können wir keine klaren Gedanken fassen. Um im Bild zu sprechen, das Frau Werner in der Begrüßung verwendete: Wir versuchen in stürmischer See, durch emsiges Wasserschöpfen das Volllaufen unseres Bootes zu verhindern, aber wir merken, dass das Wasser an ganz verschiedenen Stellen erneut eindringt. Es türmen sich vor uns so viele Probleme auf, so dass wir kaum wissen, wo wir anfangen sollen. 

  • Corona-Pandemie
  • Wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen des Lockdown
  • Klimawandel
  • Handelskonflikte
  • mangelnde oder fehlende Rechtsstaatlichkeit in manchen EU- und anderen Ländern
  • Vorrang der Finanzen bei allen Entscheidungen
  • Despoten und Egomanen, die auf den Rest der Menschheit pfeifen

Jeder könnte noch weitere Stichworte hinzufügen, die es uns aber immer noch schwerer machen. Da trifft dann schon der Satz zu, den Caroline im Weihnachtsgottesdienst für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aussprach: "Wenn wir so reden, kommt von der Freude, die Weihnachten doch eigentlich herrschen soll, nichts rüber." - Oder anders: Wo bleibt unsere Hoffnung?

Im Psalm haben wir eben gebetet: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat? Glauben wir das tatsächlich?

Zugegeben, wenn wir an Gott denken, wünschten wir uns so manches Mal ein Wunder wie in der Geschichte der Sturmstillung: "Jesus stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich und es entstand eine große Stille." (Mk 4,39) Gott steht auf - und schon sind all unsere Probleme gelöst. Aber so einfach wird es uns Gott nicht machen. Und Wunder kann man bekanntlich nicht erzwingen. 

Aber etwas anderes tut Gott schon. Er sagt uns seine Begleitung zu. Das können wir aus vielen biblischen Geschichten ablesen, u.a. aus der Geschichte von Josua, die als ein möglicher Predigttext für den morgigen Neujahrstag vorgesehen ist. 

Predigttext - Jos 1, 1-9 

ZURÜSTUNG FÜR DEN EINZUG IN DAS VERHEISSENE LAND

1 Nachdem Mose, der Knecht des HERRN, gestorben war, sprach der HERR zu Josua, dem Sohn Nuns, Moses Diener: 2 Mein Knecht Mose ist gestorben; so mach dich nun auf und zieh über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, gegeben habe. ... Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. 

Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. ... 7 Sei nur getrost und ganz unverzagt, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, damit du es recht ausrichten kannst, wohin du auch gehst. 8 Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen und du wirst es recht ausrichten. 9 Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.

Josua muss ein großes Erbe antreten. Bisher hatte Mose das Volk Israel aus Ägypten geführt. Nun muss Josua diese Verantwortung übernehmen. In dieser Situation sagt Gott ihm zu: "Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. ... 7 Sei nur getrost und ganz unverzagt, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat."

... dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat ... Damit sind wir bei einem Lösungsansatz, der uns auch heute weiterbringen kann. Gott wird nicht eingreifen und für uns die Probleme ausräumen, die wir durch unsere Lebensweise größtenteils selbst heraufbeschworen haben. Aber Gott hat uns mit seinem Gesetz und mit unserem Verstand Werkzeuge an die Hand gegeben, die uns helfen können. 

Worauf sollen wir uns beziehen? Wir könnten die Zehn Gebote als Richtschnur für unser Leben nehmen, wir könnten fragen, was in Gottes Augen richtig wäre zu tun. Aber selbst diese Zehn Gebote hat Jesus noch einmal zusammengefasst, als er gefragt wurde, was denn das wichtigste Gebot sei: 

Das höchste Gebot ist das:

„Höre, Israel,
der Herr, unser Gott, ist der Herr allein,
und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
von ganzem Herzen, von ganzer Seele,
von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft“ (5. Mose 6,4-5).

Das andre ist dies:

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19,18).

Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

(Mk 12,29-31)

Gott lieben - das wäre in unserer gottlosen Welt der erste Schritt.

  • Gott wieder in unsere Überlegungen mit einbeziehen; 
  • damit rechnen, dass wir unser Leben von ihm empfangen haben und es (!) nicht dem Zufall zu verdanken ist, dass wir hier auf dieser Erde sind; 
  • und ebenso bedenken, dass am Ende unseres Lebens Gott uns fragen wird, was wir mit der Zeit angefangen haben, die er uns gegeben hat. 

Schon diese Gedanken würde uns von mancher Entscheidung abbringen, die zu Lasten anderer gefällt werden, für die andere später bezahlen müssen. 

Und damit wären wir beim zweiten Teil dessen, was Jesus gesagt hat: "Deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Jesus will ja gerade nicht, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse ständig hintanstellen. Das ist das Geheimnis des christlichen Glaubens, dass wir uns auch selbst lieben dürfen. Nur, diese Selbstliebe darf nicht zu Lasten des Nächsten gehen. Jesus hat das auch einmal mit der Goldenen Regel ausgedrückt: "Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten." (Mt 7,12)

Es ist mir natürlich klar, dass wir im Jahr 2021 nicht einfach den Schalter umlegen und im christlichen Sinn die Welt verändern und retten können. Aber wir können erste Schritte tun. Wir können überlegen, welche positiven Erkenntnisse wir aus den ganzen Einschränkungen ziehen, die uns jetzt auferlegt sind. Wir können uns fragen, was in Zukunft tatsächlich erforderlich ist, worauf wir aber auch verzichten sollten. 

Mit so einer pragmatischen Vorgehensweise kommen wir dem ziemlich nahe, was der Prediger Salomo so ausgedrückt hat: "Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes." Das hat für mich nichts mit dem Motto zu tun "Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!" Vielmehr setzen wir in die Tat um, was wir im Psalm beten: “Ich habe meine Augen auf zu den Bergen? Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.” Unsere Zuversicht, unser Vertrauen in die Zukunft ist eine Gabe Gottes. 

Und es wäre ein weiterer guter Schritt zu einer besseren Welt, wenn in der einen oder anderen Situation berücksichtigt wird, dass wir unsere Erde nicht derart gebrauchen, als gäbe es kein Morgen. Das sollte eigentlich jedem eingängig sein, dass auch die uns nachfolgenden Generationen eine Erde vorfinden wollen, auf der es sich lohnt zu leben und Menschen sich an der Schönheit von Gottes Schöpfung freuen können. 

Wir Christen können mit unserem Reden und Handeln darauf verweisen, dass wir glauben, dass dies alles etwas mit unserem Gott zu tun hat. Der hat Josua bei seinem schwierigen Weg ins Land Israel begleitet und seinem Volk Zukunft geschenkt, Gott hat seinen Sohn von den Toten auferweckt und uns damit gezeigt, dass ein Weg in der Nachfolge Jesu zum Leben führt. Gott will auch uns in eine gute Zukunft führen. Wir müssen uns auf sein Angebot nur einlassen. 

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? 

Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.

Amen.

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