Dienstag, 29. Dezember 2020

2. Weihnachtstag

26. Dezember 2020

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch fand man früher die Texte zum 2. Weihnachtstag unter der Nummer 954.08. Die neue Perikopenordnung hat die Alttestamentliche Lesung und das Evangelium durch andere Texte ersetzt. Ich bleibe auch in diesem Jahr bei der alten Leseordnung. Der Prolog des Johannesevangeliums ist vielen Menschen vertraut. 

Als Predigttext nehme ich Römer 1,1-7 (Lesereihe 1). Dieser Text wurde im Zuge der Perikopenrevision von der Christnacht zum 2. Weihnachtstag übernommen. Da ich über diesen Text noch nie gepredigt hatte, entschloss ich mich, dies jetzt zu tun. 

Wer sich insgesamt die Texte der neuen Perikopenordnung anschauen will, ruft die Seite "Das Kirchenjahr" auf, wo Martin Senftleben alles gut aufbereitet hat.

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Joh 1, 14a)

Wochenlied:

  • Zu Bethlehem geboren (EG 32) oder
  • Kommt und lasst uns Christum ehren (EG 39)

Lieder für den Gottesdienst

  • EG 32,1-4 Zu Bethlehem geboren
  • EG 738 - Singt dem Herrn ein neues Lied (Psalmgebet)
  • EG 27,1.2.6 - Lobt Gott, ihr Christen alle gleich
    • Verabschiedung und Einführung von Kirchenvorstehern
      dazu EG 537 - Zieh, Ehrenkönig, bei mir ein
  • EG 45,1-4 - Herbei, o ihr Gläub'gen
  • EG 39,1-3 Kommt uns lasst uns Christus ehren
  • EG 44,1-3 - O du fröhliche

Evangelium Joh 1, 1-5.9-14

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dasselbe war im Anfang bei Gott. 3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. 4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen.

9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. 10 Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. 11 Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, 13 die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.

14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Predigt - Röm 1,1-7

Vorbemerkung: Ende 2019 waren zwei Kirchenvorstandsmitglieder ausgeschieden. Einen konnten wir jetzt in diesem Gottesdienst verabschieden, die andere war familiär eingebunden. Für die beiden ausgeschiedenen wurden zwei neue Kirchenvorsteher eingeführt. Auf das Kirchenvorstandsamt beziehe ich mich in der Predigt des öfteren. 

Paulus, ein Knecht Christi Jesu, 

berufen zum Apostel, ausgesondert, zu predigen das Evangelium Gottes, 

2 das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der heiligen Schrift, 3 von seinem Sohn Jesus Christus, unserm Herrn, 

der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch, 4 und der nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten

Das ist zwar nicht die Hauptaussage des Textes, aber einen Augenblick will ich bei diesem Gedanken verweilen - Jesus Christus, geboren nach dem Fleisch aus dem Geschlecht Davids und nach dem Geist eingesetzt als Sohn Gottes. Paulus kann - wie wahrscheinlich alle anderen Judenchristen auch - Paulus kann die Geburt Jesu - und damit wohl auch die Zeugung - als einen natürlichen Vorgang denken und gleichzeitig von Jesus als dem Sohn Gottes reden. 

Dass der Gedanke der biologischen Jungfrauengeburt erst später eingetragen wurde, legen auch die Genealogien, die Stammbäume Jesu bei Matthäus und bei Lukas nahe. Beide Evangelisten sagen, Jesus stamme aus dem Geschlecht Davids - und beide Evangelisten leiten diese Beziehung über Josef her. Da die Aufzählung bei Matthäus als einer der möglichen Predigttexte für den 2. Weihnachtstag vorgesehen ist, lese ich Ihnen hieraus einige Zeilen vor: 

Mt 1, 1-17

Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams - so beginnt Matthäus sein Evangelium. 

Und dann folgt die Aufzählung der Generationen, beginnend bei Abraham. Dabei werden bis zur Zeit von König David auch Beziehungen genannt, die nach frommer Vorstellung nicht unbedingt mit den Geboten Gottes übereinstimmen. 

2 Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. Jakob zeugte Juda und seine Brüder. 3 Juda zeugte Perez und Serach mit der Tamar. Perez zeugte Hezron. Hezron zeugte Ram. 4 Ram zeugte Amminadab. Amminadab zeugte Nachschon. Nachschon zeugte Salmon. 5 Salmon zeugte Boas mit der Rahab. Boas zeugte Obed mit der Rut. Obed zeugte Isai. 6 Isai zeugte den König David. David zeugte Salomo mit der Frau des Uria. 7 Salomo zeugte Rehabeam. 

Tamar - Schwiegertochter von Juda, die ihren Schwiegervater als Prostituierte verkleidet verführte, nachdem sie mit zweien seiner Söhne verheiratet war. Beide Sohne waren verstorben und hatten keine Kinder zeugen können bzw. wollen. Die beiden Kinder Perez und Serach wurden gezeugt.

Rahab - war eine Prostituierte in Jericho, die die Kundschafter Israels vor den eigenen Leuten versteckte. Die Kundschafter bereiteten die Eroberung Jerichos vor (Posaunen von Jericho). Allerdings findet man im Ersten Testament die Geschichte von Salmon und Rahab nicht. 

Rut - war eine Ausländerin; normalerweise sollten die israelitischen Männer keine ausländischen Frauen heiraten. 

Batseba - König David verführte die Frau seines Offiziers Uria, der gerade auf einem Kriegszug war. Als das Kind Uria nicht untergeschoben werden konnte - der weigerte sich aus Solidarität zu seinen Untergebenen im Feld bei einem angeordneten Heimatbesuch, bei seiner Frau zu schlafen - , ordnete David die Ermordung Urias an. 

Rehabeam zeugte Abija. Abija zeugte Asa. 8 Asa zeugte Joschafat. Joschafat zeugte Joram. Joram zeugte Usija. 9 Usija zeugte Jotam. Jotam zeugte Ahas. Ahas zeugte Hiskia. 10 Hiskia zeugte Manasse. Manasse zeugte Amon. Amon zeugte Josia. 11 Josia zeugte Jojachin und seine Brüder um die Zeit der babylonischen Gefangenschaft. 12 Nach der babylonischen Gefangenschaft zeugte Jojachin Schealtïl. Schealtiël zeugte Serubbabel. 13 Serubbabel zeugte Abihud. Abihud zeugte Eljakim. Eljakim zeugte Asor. 14 Asor zeugte Zadok. Zadok zeugte Achim. Achim zeugte Eliud. 15 Eliud zeugte Eleasar. Eleasar zeugte Mattan. Mattan zeugte Jakob. 16 Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von der geboren ist Jesus, der da heißt Christus.

Bei Lukas verläuft die Beweisführung zwar etwas anders, aber auch hier wird Josef als letzter männliche Vorfahre von Jesus genannt. Das macht nur Sinn, wenn er auch der leibliche Vater Jesu war. 

Zahlensymbolik - 17 Alle Glieder von Abraham bis zu David sind vierzehn Glieder. Von David bis zur babylonischen Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus sind vierzehn Glieder.

Zurück zu Paulus:

5 Durch ihn (Jesus) haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, in seinem Namen den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden, 

6 zu denen auch ihr gehört, die ihr berufen seid von Jesus Christus.

7 An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Allen, die diese Zeilen hören und lesen - also auch uns in diesem Gottesdienst -, spricht Paulus den Frieden und die Gnade Gottes zu. Das ist für ihn die Voraussetzung für einen geistlichen Gedankenaustausch, wie er ihn im Römerbrief mit den Adressaten dann führt. Es geht Paulus darum, seinen christlichen Glauben in die Welt zu tragen, um so Menschen für Christus zu gewinnen. Diesen Glauben hat er von Jesus, dem Sohn Gottes, selbst empfangen, bezeugt durch die Propheten im Ersten Testament.

Als ich diesen Zusammenhang vor Augen hatte und dann die ersten Zeilen des Textes las

Paulus, ein Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel ...

musste ich an unsere Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher denken, die berufen sind zum Dienst in unserer Gustav-Adolf-Gemeinde. Auch ihnen ist ein Amt anvertraut. Das ist zunächst in erster Linie ein Amt der Verwaltung, aber auch verbunden mit dem Amt der Verkündigung. Ganz konkret, wenn Sie einen Gottesdienst selbstständig gestalten oder mitgestalten, aber auch, wenn Menschen unsere Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher auf ihr Amt ansprechen. Wie in allen anderen kirchlichen Ämtern muss auch bei den Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern Reden und Handeln im Einklang stehen. Dabei werden wir niemals perfekt sein - wir sind und bleiben schließlich Menschen mit ihren Stärken und Schwächen.

An dieser Stelle verweise ich noch einmal auf das, was ich zum Stammbaum von Jesus gesagt habe. Matthäus verschwieg nicht, dass es bei den Vorfahren Jesu durchaus Punkte gab, die mit dem Willen Gottes nicht unbedingt konform gingen. Und auch der Lebensweg von Paulus ist ja nicht das, was wir uns unter einem Leben im Dienst des Nächsten vorstellen. Paulus berichtet selbst, dass er zunächst die christliche Gemeinde verfolgte. Vor Damaskus öffnete ihm Jesus selbst die Augen, so dass Paulus vom Christenverfolger zum Christusverkünder wurde. 

Gott kann all diese Menschen in seinen Dienst nehmen.

Das kann uns Mut für unsere Arbeit geben. Es wird immer wieder einmal Punkte geben, wo Fehler passieren - auch Fehler, die andere verletzen -, aber wenn wir uns ehrlich um die Übereinstimmung von Reden und Handeln bemühen, dann merken das die uns anvertrauten Gemeindeglieder und haben Vertrauen in das, was wir sagen. 

Allerdings gilt das, was ich eben über die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher gesagt habe, für jeden Christen, egal wo wir stehen. Andere lassen sich für den Glauben gewinnen, wenn sie uns unserer Engagement abnehmen. 

Weihnachten ist ein Punkt, wo wir auftanken können, wo der leere Glaubensakku wieder geladen wird. Dann kann es mit frischen Kräften ins neue Jahr gehen. Was unsere Arbeit dann ausmacht, möchte ich in Anlehnung an Paulus für unsere Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher so formulieren: 

Berufen und gewählt sind diese Frauen und Männer zum Kirchenvorstandsamt, die Kirchengemeinde zu leiten und das Evangelium Gottes zu bezeugen. 

Das Evangelium von seinem Sohn Jesus Christus hat Gott selbst verheißen und bezeugt durch seine Propheten in der heiligen Schrift. In der Mitte der Zeit ist Gott selbst Mensch geworden.

Durch den Sohn Gottes empfangen wir Gnade, in seinem Namen den Gehorsam des Glaubens aufzurichten in unserer Gemeinde, zu der jeder gehört, der berufen ist von Jesus Christus.

Zum Schluss kann es dann nur heißen: Allen Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!


2. Weihnachtstag - Ökumenischer Gottesdienst 

YouTube-Kanal "Meppen mag dich



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