Dienstag, 29. Dezember 2020

4. Advent

 20. Dezember 2020

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 4. Advent - teilweise - unter der Nummer 954.04. Digital und vollständig findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayerischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochenspruch:

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! (Phil 4, 4-5)

Wochenlied:

  • Nun jauchzet, all ihr Frommen (EG 9)
  • O komm, o komm, du Morgenstern (EG 19)

Lieder im Gottesdienst

  • EG 70 Wie schön leuchtet der Morgenstern
  • fT 94 Mit dir, Maria, singen wir
  • 100.000 Friedenslichter
  • fT 175 Peace Child

Alle nachfolgenden Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Idee für den Gottesdienst

Der Begriff "Magnificat" ist auch in der Evangelischen Kirche bekannt, weniger jedoch der Text des Lobliedes. Manchmal helfen Bilder zu einem besseren Verständnis. So habe ich mich auf die Online-Bildersuche zum Stichwort Magnificat gemacht. Bei der Innenausmalung der katholische Pfarrkirche von Leeder in Oberbayern Mariä Verkündigung wurde ich fündig:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mari%C3%A4_Verk%C3%BCndigung_(Leeder)

Es geht um die Fresken in Immenraum. Die findet man bei https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Frescos_in_Pfarrkirche_Mariae_Verk%C3%BCndigung_in_Leeder_(Fuchstal)?uselang=de

vgl. auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Magnificat

Doch der Reihenfolge nach ...

Psalm 102

Ja, der HERR baut Zion wieder und erscheint in seiner Herrlichkeit.

Er wendet sich zum Gebet der Verlassenen und verschmäht ihr Gebet nicht.

Das werde geschrieben für die Nachkommen; und das Volk, das er schafft, wird den HERRN loben.

Denn er schaut von seiner heiligen Höhe, der HERR sieht vom Himmel auf die Erde,

dass er das Seufzen der Gefangenen höre und losmache die Kinder des Todes,

dass sie in Zion verkünden den Namen des HERRN und sein Lob in Jerusalem, 

wenn die Völker zusammenkommen und die Königreiche, dem HERRN zu dienen.

Marias Lobgesang - Lukas 1,39-56

Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn,
und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes;
denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.
Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.
Denn er hat große Dinge an mir getan,
der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht
bei denen, die ihn fürchten.
Er übt Gewalt mit seinem Arm
und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
Er stößt die Gewaltigen vom Thron
und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er gedenkt der Barmherzigkeit
und hilft seinem Diener Israel auf,
wie er geredet hat zu unsern Vätern,
Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.
Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; 
danach kehrte sie wieder heim.

Predigt

Die ersten vier Bilder - Orientierung an Martin Luthers Auslegung des Magnificats von 1521.

1520/21 entwirft Martin Luther seine Vorstellung von der "Verehrung" Marias, wie sie dem evangelischen Glauben entsprechen kann. Luther "erklärt" seinem Kurfürsten Friedrich dem Weisen das Magnificat aus dem 1. Kapitel des  Lukasevangeliums. Maria ist für Luther die "Mutter Gottes", dennoch gehört sie für den Reformator ganz auf die Seite des Menschen. Seine Vorstellung, die er durch das Studium der Paulusbriefe entdeckte, dass wir allein aus Gnade und durch den Glauben unsere Rechtfertigung von Gott empfangen, findet er in der Gestalt Mariens wieder: "... Aus Gnaden ist Maria die leibliche Mutter des Gottessohnes geworden, nicht aus ihrem Verdienst, das legt Luther in seiner Schrift aus.”

Doch hören wir, was Martin Luther schreibt: 

Eine geringe Dienstmagd

"... Maria lobt Gott, weil er sie in ihrem niedrigen Stand ansah. So ... lehrt uns die leibliche Mutter Christi durch das Beispiel ihrer eigenen Erfahrung und durch Worte, wie man Gott erkennen, lieben und loben soll. Denn mit fröhlichem [freudig] springendem Geist rühmt sie sich hier und lobt Gott, er habe sie angesehen, obgleich sie niedrig und nichts gewesen sei; darum muss man annehmen, dass sie arme, verachtete, geringe Eltern gehabt hat ... Sie ist ein schlichtes Mädchen gewesen, das das Vieh und Haus versorgt hat, ohne Zweifel nicht mehr als jetzt eine arme Hausmagd sein mag ..."

"... Sie sieht sich als Gottesmutter über alle Menschen hinausgehoben, und bleibt doch so einfältig und gelassen dabei, dass sie deshalb nicht eine geringe Dienstmagd für unter ihr stehend angesehen hätte. ..."

"... Sie rühmt sich nicht ihrer Würdigkeit noch Unwürdigkeit, sondern allein des Ansehens Gottes, da so übergütig und übergnädig ist, dass er auch eine solche geringe Magd angesehen hat und so herrlich und ehrenvoll ansehen wollte... "

"... Maria ist ein köstliches Beispiel dieser wahren Demut..."

Mein Geist ist voll Jubelfreude in Gott meinem Heil.

Hernieder sah er auf seine geringe Magd, 
von nun an wird mich alle Nachwelt selig nennen.

Großes hat an mir gethan der Allmächtige, 
heilig ist sein Name.

"... Aus Gnaden, nicht aus Verdienst ist Maria Gottes Mutter geworden. Sie schreibt es auch ganz der Gnade Gottes, nicht ihrem Verdienst zu ... Zwar schwatzen viele Schriftsteller hier viel von Marias Würdigkeit zu solcher Mutterschaft. Aber ich glaube ihr selber mehr als ihnen. Sie sagt, ihre Nichtigkeit sei angesehen worden ... Denn sie hat ihr Lebetage nie daran gedacht, viel weniger sich dazu vorbereitet und gerüstet, dass sie Gottes Mutter werden sollte ... Darum gilt's Gottes Gnade, nicht Marias Würdigkeit zu preisen ... 

Diese Demut heute neu einzuüben gibt Martin Luther uns mit auf den Weg.

Keine Abgötterei

Man darf aus der Ehrung Marias keine Abgötterei machen. Es ist besser, wenn Maria zuviel Abbruch getan wird, als der Gnade Gottes, ja, man kann ihr nicht zuviel Abbruch tun, da sie doch aus nichts geschaffen ist wie alle Kreaturen. Aber Gottes Gnade hat man leicht zu viel Abbruch getan; das ist gefährlich, und damit tut man Maria keine Liebe an ..."

"... Maria will keine Abgöttin sein. Sie tut nichts; Gott tut alle Dinge. ..." 

Martin Luther kann Maria in den Mund legen: "... Ich bin nur die Werkstatt, in der Gott wirkt; aber ich habe nichts zum Werke getan. Darum soll auch niemand mich loben oder mir die Ehre geben, dass ich Gottes Mutter geworden bin, sondern Gott und sein Werk soll man an mir ehren und loben. Es ist genug, dass man sich mit mir freut und mich selig preist, weil Gott mich gebraucht hat, diese seine Werke zu tun..."

Er stürzt die Mächtigen vom Throne,
und erhebt die Niedrigen.

51 Er übt Gewalt mit seinem Arm
und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
52 Er stößt die Gewaltigen vom Thron
und erhebt die Niedrigen.

Dietrich Bonhoeffer schreibt über das Magnificat: „Dieses Lied der Maria ist das leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte fast sagen revolutionärste Adventslied, das je gesungen wurde. Es ist nicht die sanfte, zärtliche, verträumte Maria, wie wir sie auf Bildern sehen, sondern es ist die leidenschaftliche, hingerissene, stolze, begeisterte Maria, die hier spricht … ein hartes, starkes, unerbittliches Lied von stürzenden Thronen und gedemütigten Herren dieser Welt, von Gottes Gewalt und von der Menschen Ohnmacht.“

Helmut Gollwitzer überschrieb eine Predigt über das Magnificat mit den Worten: Gott ist der Revolutionär und stellte dann fest: „Gott wirbelt immer wieder alles durcheinander, und das Wechselspiel der Geschichte, das wir zu allen Zeiten beobachten, ist sein Werk.“

(Bonhoefer und Gollwitzer zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/Magnificat#Dialektische_Theologie)

Die Interpretation des Maler Joseph Andreas Mörz

(vgl. zum vorhergehenden und zum nachfolgenden Bild: Peter Stoll: Der 'kunstreiche Maler' Mörz aus Unterdießen: Seine Fresken in Leeder und Ellighofen und seine Beziehungen zu Joseph Anton Merz in Straubing (PDF; 2,5 MB), Universitätsbibliothek, Augsburg 2012)

Hier wird der Sturz Luzifers durch Michael zur Illustration des Verses Lukas 1,52 herangezogen („Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“)

Gutes giebt er den Hungrigen zur Genüge,
und die Reichen entläßt er leer.

53 Die Hungrigen füllt er mit Gütern
und lässt die Reichen leer ausgehen.

Geschichte vom armen Lazarus (Lukas 16,19-31) 

Im oberen Bereich dieser Kartusche ist der zu Lebzeiten vor der Tür des Reichen Hunger leidende Lazarus zu sehen, der nach seinem Tod im Schoße Gottvaters ruht (nicht in Abrahams Schoß, wie es im Bibeltext eigentlich vorgegeben ist); im unteren Bereich leidet der Reiche Qualen im Höllenfeuer und äußert, wie aus der Geste des rechten Arms hervorgeht, seine verzweifelte Bitte, die unerfüllt bleiben wird: „Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schicke Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen.“ (Lukas 16,24) 

Insbesondere mit seinen Wundern hat Jesus beispielhaft und exemplarisch gezeigt, dass auch hier auf Erden jedem Leben möglich sein soll. 

Israel seines Knechts nahm er sich an,
eingedenk der Gnade, die er den Vätern verhieß.

Römer 11 - Gott hat sein Volk nicht verstoßen

1 So frage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn auch ich bin ein Israelit, vom Geschlecht Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. 2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erwählt hat.

Ganz Israel wird gerettet werden

25 Ich will euch, Brüder und Schwestern, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, bis die volle Zahl der Heiden hinzugekommen ist. 26 Und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): »Es wird kommen aus Zion der Erlöser; der wird abwenden alle Gottlosigkeit von Jakob. 27 Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.« 28 Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen. 29 Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.

Dem Abraham und seinen Kindern immer und ewig.

Martin Luther

"... Nachdem die heiligen Jungfrau an sich selbst erfahren hat, dass Gott ihr so große Dinge wirkt, obwohl sie doch gering, unansehnlich, arm und verachtet gewesen war, lehrt sie der Heilige Geist diese reiche Kenntnis und Weisheit: Dass Gott ein solcher Herr sei, der nichts anderes zu schaffen habe, als nur erhöhen, was niedrig ist, zu erniedrigen, was da hoch ist, und kurz, zu zerbrechen, was da gemacht ist, und zu machen, was zerbrochen ist ..."

Das können wir von Maria lernen. 

  • Wenn wir glauben, dass Maria den Sohn Gottes zur Welt gebracht hat, 
  • wenn wir glauben, dass Gott seinen Sohn in die Welt sandte, damit der Versucher keine Macht mehr über uns hat, und damit Menschen nicht ins Abseits gestellt werden, 
  • wenn wir danach handeln

dann haben wir allen Grund, auch in diesem Jahr fröhlich Weihnachten zu feiern - auch wenn so vieles ganz anders ist als in all den Jahren zuvor. 

Hoch erhebt unsere Seele den Herrn. 

Amen



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