Dienstag, 15. November 2016

Ewigkeits- oder Totensonntag

20. November 2016


Am Ewigkeits- oder Totensonntag - auch Gedenktag der Entschlafenen genannt - steht im Zentrum des Gottesdienstes das Gedenken an die Verstorbenen des zu Ende gehenden Kirchenjahres. Die Namen werden noch einmal verlesen und für jeden Verstorbene wird eine Osterkerze entzündet, Symbol der Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Die biblischen Texte und die Predigt sprechen von der christlichen Hoffnung, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern Gott, der seinen Sohn von den Toten auferweckt hat und der auch uns und unsere verstorbenen Angehörigen vom Tode zum ewigen Leben erweckt.

Wir feiern morgens um 10.00 Uhr den Abendmahlsgottesdienst in der Gustav-Adolf-Kirche, nachmittags um 15.00 Uhr treffen wir uns noch einmal zum Gottesdienst auf dem Friedhof in der Hüttenstraße. Da lesen wir die Namen aller Verstorbenen, die im vergangenen Kirchenjahr auf diesem Friedhof beerdigt wurden.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Ewigkeits- oder Totensonntag unter den Nummern 954.73 und 74. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr"; entweder man wählt "Letzter Sonntag im Kirchenjahr" oder "Gedenktag der Entschlafenen"

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochensprüche:

Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen. (Lk 12, 35 - Ewigkeitssonntag)
Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. (Ps 90, 12 - Totensonntag)

Wochenlieder:

Wachet auf, ruft uns die Stimme (EG 147) Ewigkeitssonntag
Warum soll ich mich denn grämen (EG 370) Totensonntag

Lieder für den Gottesdienst

EG 450 Morgenglanz der Ewigkeit
Psalm EG 750 Der HERR erlöst seine Gefangenen
EG 382,1-3 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
EG 65 Von guten Mächten wunderbar geborgen
EG 533 Du kannst nicht tiefer fallen
EG 369 Wer nur den lieben Gott lässt walten
EG 216 Du hast uns Leib und Seel gespeist

Alle nachfolgenden Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Epistel - 1. Thessalonicher 4,13-18 - Von der Auferstehung der Toten

Vorbemerkung: Als Epistel für diesen Sonntag ist eigentlich 1. Kor 15, 35-38.42-44a vorgesehen (s.u.). Da ich aber fast alle Beerdigung mit dem Text aus dem 1. Brief des Apostel Paulus an die Thessalonicher beende, soll dieser Text im Gottesdienst noch einmal gelesen werden, diesmal mit einem kurzen Präfamen, dass daran erinnert, dass die Gottesdienstteilnehmer den Text schon einmal gehört haben. 

Den Text der Epistellesung für den heutigen Ewigkeitssonntag haben viele von Ihnen schon auf dem Friedhof am Grab eines Angehörigen gehört, wenn Sie Abschied nehmen mussten von Ihren Lieben. Der Text steht im 1. Brief des Apostel Paulus an die Thessalonicher im 4. Kapitel.

13 Wir wollen euch aber, liebe Schwestern und Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. 14 Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen. 15 Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind. 16 Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. 17 Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. 18 So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.

Predigt

Von fast 60 Menschen mussten wir in der Gustav-Adolf-Kirchengemeinde im vergangenen Kirchenjahr Abschied nehmen. Manche schlossen die Augen alt und lebenssatt, manche wurden mitten aus dem Leben herausgerissen, Die Herzen waren zerrissen, und mancher hatte vielleicht auch Angst und Sorge vor dem Gottesdienst am Toten- oder Ewigkeitssonntag, dass noch einmal alles aufgewühlt wird.

Fast alle Familien haben am Grab die Worte des Apostel Paulus gehört, die als Lesung für diesen Gottesdienst vorgesehen sind: "Wir wollen euch aber, liebe Schwestern und Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. ... Gott wird die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen."

Nicht jeder konnte diesen Trost aufnehmen, als man Abschied nehmen musste. Und vielleicht fällt es auch jetzt noch schwer, diese Worte zu hören. Aber genau diese Hoffnung auf die Auferstehung der Toten, die sich gründet auf der glaubend erfahrenen Auferweckung Jesu Christi, gehört zu dem wirklich Neuen des Neuen Testaments. Zwar spricht auch schon das Alte Testament von der Auferstehung der Toten. Aber zur Glaubensgewissheit wird dies erst in der Auferweckung Jesu Christi. Und wenn Christus auferstanden ist von den Toten, dann wird Gott auch die auferwecken, die entschlafen sind, davon ist der Apostel Paulus zutiefst überzeugt.

Bei vielen Beerdigungen habe ich dann auch einen Abschnitt aus dem Buch des Prediger Salomos gelesen. Im 3. Kapitel hören wir diese Worte: "1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: 2 geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; …"

Gleich mit diesem ersten Satz benennt der Prediger die Eckpunkte unseres Leben: geboren werden und sterben. Und dazwischen spannt sich unser Leben aus mit den schönen, aber auch mit den schwierigen Seiten. Deshalb fährt der Prediger fort:

"... 4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; … 6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; … schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; 8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit."

Diese Zeilen machen uns Mut, vom Leben der Verstorbenen zu erzählen. Dabei müssen wir nicht nur die Zeiten ansprechen, wo alles gelungen war. Wir können auch die dunklen Seiten mit in das Gespräch einbeziehen. Das alles findet mit der Beerdigung ein Ende, damit wir im Frieden weiterleben können.

Wenn wir dann für uns begreifen und akzeptieren, dass der Satz “Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit” - nicht allein das Leben unserer Lieben beschreibt, die gegangen sind, sondern dass dieser Satz auch unser Leben und Sterben beschreibt, den Weg, den wir alle einmal gehen werden, dann können wir lernen, jeden Tag unseres Lebens als ein Geschenk Gottes zu sehen.

Für solch ein Leben aus Gottes Hand macht uns der Prediger Mut: "12 Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. 13 Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes."

Wieder "guten Mut" fassen, das ist es, was uns der Totensonntag schenken will. Dann können wir die Worte des Propheten Jesaja hören, die uns aufrichten wollen:

Jes 35, 3 Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! 4 Sagt den verzagten Herzen: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt ... und er wird euch helfen.« … Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. ... 8 Und es wird dort eine Bahn sein und ein Weg, der der heilige Weg heißen wird. ... 10 Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.

Predigtideen

Als erstes hatte ich diese beiden Absätze formuliert. Daraus haben sich dann die vorstehenden Gedanken zur Predigt ergeben:

Die Hoffnung auf die Auferstehung der Toten, die sich gründet auf der glaubend erfahrenen tatsächlichen Auferweckung Jesu Christi, gehört zu dem wirklich Neuen des Neuen Testaments. Zwar spricht auch schon das Alte Testament von der Auferstehung der Toten. Aber zur Glaubensgewissheit wird dies erst in der Auferweckung Jesu Christi.

Während die anderen, die in dieser Welt wieder zum Leben erweckt wurden, am Ende doch den leiblichen Tod gestorben sind, so ist Jesus Christus mit seiner Auferweckung durch Gott den Vater lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und hat den Tod besiegt; denen zur Hoffnung und zum Leben, die darauf vertrauen und an seine Auferstehung glauben.

Weitere Lesungen

Viele der für den Totensonntag vorgeschlagenen Texte sprechen von der lebendigen Hoffnung auf eine Auferstehung der Toten. Es lohnt sich, diese Texte auf sich wirken zu lassen.

Alttestamentliche Lesung - Dan 12, 1b-3

Es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen. Und viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande. Und die da lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.

Ps 90, 1-14(15-17) - Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.

1 Herr, du bist unsre Zuflucht für und für.
2 Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden,
bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
3 Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!

4 Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist,
und wie eine Nachtwache.
5 Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf,
wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst,
6 das am Morgen blüht und sprosst und des Abends welkt und verdorrt.

7 Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen,
und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahinmüssen.
8 Denn unsre Missetaten stellst du vor dich,
unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.

9 Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn,
wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz.
10 Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre,

und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe;
denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.
11 Wer glaubt's aber, dass du so sehr zürnest,
und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm?

12 Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen,
auf dass wir klug werden.
13 HERR, kehre dich doch endlich wieder zu uns
und sei deinen Knechten gnädig!

14 Fülle uns frühe mit deiner Gnade,
so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.
15 Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest,
nachdem wir so lange Unglück leiden.

16 Zeige deinen Knechten deine Werke
und deine Herrlichkeit ihren Kindern.
17 Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich
und fördere das Werk unsrer Hände bei uns.
Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern!

Evangelium Joh 5, 24-29

Jesus spricht: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. 25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben. 26 Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber; 27 und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. 28 Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, 29 und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.

1. Kor 15,12-20 Gegen die Leugnung der Auferstehung der Toten

12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferweckt ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? 13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. 14 Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. 15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. 16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. 17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; 18 dann sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. 19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.

20 Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

1. Kor 15, 35-38.42-44a

Es könnte aber jemand fragen: Wie werden die Toten auferstehen, und mit was für einem Leib werden sie kommen? 36 Du Narr: Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. 37 Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem. 38 Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, einem jeden Samen seinen eigenen Leib. 42 So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. 43 Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. 44 Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib.

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