Sonntag, 2. August 2020

8. Sonntag nach Trinitatis

2. August 2020


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 8. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.51. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Eph 5, 8b-9)

Wochenlied:

Sonne der Gerechtigkeit (EG 262/263)
Lass uns in deinem Namen, Herr (HE-EG 614)

Lieder im Gottesdienst

freiTöne 15 Und ein neuer Morgen
Psalm 145 Gnädig und Barmherzig ist der Herr (EG 756)
freiTöne 52 Herr, erbarme dich
freiTöne 161 Schenk uns Zeit
freiTöne 94 Mit dir, Maria, singen wir

Evangelium - Mt 5,13-16 Salz und Licht

13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.

14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Predigt

Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. 
 
Jesus sagt: Ihr seid das Licht der Welt! Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Ein wenig gesucht habe ich, bis ich einen Text aus dem Ersten Testament fand, der diesen Gedanken des Lichtes aufgreift. Gefunden habe ich ihn bei den Perikopen vom Epiphaniastag. 

Jes 60,1-6 Zions zukünftige Herrlichkeit

1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. 

"Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker" - gefühlt ist es so schlimm wie lange nicht. Und weil jedem die Bilder vor Augen stehen, muss ich gar keine Beispiele und Stichworte bringen. Allenthalben wird gefragt: Wie soll es weitergehen?

Bevor wir hier Antworten suchen, sollten wir vielleicht zuvor eine andere Frage stellen: Wie konnte es soweit kommen? Was sind die Ursachen all der Probleme, vor denen wir stehen? Eigenartigerweise wird dieser Aspekt selten oder gar nicht thematisiert. 

Die Bibel, insbesondere das Alte Testament geht da einen anderen Weg. Die Verfehlungen der Menschen werden klar benannt. Es wird nicht um den heißen Brei herum geredet. Einer der gewaltigsten Sätze ist da ein Wort Gottes, das er vor der Sintflut spricht, aber auch danach.

1. Mose 6,5 Als aber der HERR sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, 6 da reute es den HERRN, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden …

1. Mose 8,21 Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.

Auf der einen Seite ist diese Feststellung niederschmetternd - und sie ruft Widerspruch hervor. So etwas kann man doch nicht sagen - schon gar nicht in der Kirche. Wir müssen doch die Liebe Gottes predigen. Das ist schon richtig - aber warum darf dann nicht von menschlichen Zügen gesprochen werden, die wir doch in dieser Welt entdecken, wenn wir die Augen offen halten. 

Auf der anderen Seite: Gott selbst verbindet dieses Urteil doch ein gewaltiger Zuspruch. Gott kennt uns - die Menschen nach der Sintflut sind auch keine anderen und vor allem keine besseren als die vorher. Auch wenn Noah fromm und gottesfürchtig war, er war ein Mensch. Gott weiß das. Letztendlich will er gar keine anderen Menschen, also keinen Ersatz für die Menschen als sein Gegenüber. Weil Gott zu uns Menschen steht, müssen wir von seiner Seite her eine vernichtende Strafe nicht mehr befürchten: “Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen.”

Leider haben die Menschen unmittelbar nach der Sintflut genauso weitergemacht wie vorher. Das scheint typisch zu sein für uns, wenn wir auf die Gegenwart schauen. Ein Satz aus der Geschichte vom Turmbau zu Babel, die der Sintflutgeschichte folgt, macht deutlich, wo der Mensch seine Triebfeder sucht: 

Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen ...

Kann es sein, liebe Gemeinde, dass schon mit diesen beiden Bibelstellen eine Ursache beschrieben wird, warum “Finsternis das Erdreich bedeckt und Dunkel die Völker”? 
  • “Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse - egoistisch, Ich-bezogen - von Jugend auf” und 
  • “Wir wollen uns einen Namen machen!”
Ich könnte jetzt das ganze Erste Testament durchgehen. Aber ich mache mit Ihnen den gewaltigen Sprung ins Zweite Testament, zu Jesus. Wenn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse ist von Jugend an, dann hat Jesus gezeigt, dass uns das nicht gefangen nehmen muss, von Gott trennen. Der Sohn Gottes hat genau das Leben geführt, das Gott wohlgefällig ist und das den Mitmenschen hilft. Wo Menschen sich darauf einließen, da wurde es hell, da spürten die Menschen Gottes heilende Nähe, da passierten Wunder, da veränderte sich das Leben zum Guten. 

Wo Menschen jedoch den Sohn Gottes ablehnten, weil sie um ihre eigene Macht fürchteten, sei es politisch, sei es religiös, da stand am Ende der Tod - wortwörtlich der Tod am Kreuz von Golgatha. Jesus starb den Tod der vielen, die vor ihm und nach ihm das Leben verloren, weil die Mächtigen sich durchsetzen wollten, weil sie nicht nach Gott und seinem Wort fragten, weil sie allein ihre eigenen Interessen im Blick hatten. 

Wir Christen glauben, dass das nicht das Ende ist. Gott hat seinen Sohn von den Toten auferweckt, er hat damit das bestätigt, was dem Leben dient. Jesus hat von sich gesagt: “Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.” Aber genauso konnte Jesus den Menschen, die ihm nachfolgten, zusagen: “Ihr seid das Licht der Welt! … Stellt dieses Licht nicht unter den Scheffel! Lasst es vielmehr leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.” - Und wenn Paulus diesen Gedanken von Jesus aufnimmt und die Christen zum  bewussten Handeln auffordert “Lebt als Kinder des Lichts”, dann beschreibt er auch zugleich, was so ein Leben im Licht ausmacht: “… die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.” - Güte, Gerechtigkeit, Wahrheit - finden Sie das in unserer Zeit, in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik - finden Sie das in unseren christlichen Kirchen?

Wenn Christen - und unsere jüdischen Geschwister nehme ich mit in die Verantwortung, weil auch sie im Ersten Testament Gottes Wort kennen - wenn wir als Kinder des Lichts leben, wenn in den christlichen Kirchen das Wort Gottes gepredigt und danach gelebt und gehandelt wird, wenn Menschen unsere guten Werke wahrnehmen und erkennen, dass sie Frucht unseres Glaubens sind, wenn die Ursachen für Finsternis und Dunkelheit aufgedeckt werden, wenn neue Wege gesucht werde, die von Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit geprägt sind, dann kennt der Prophet Jesaja, dessen Wort wir eingangs hörten, noch eine Verheißung. Die durfte der Prophet aber erst in Gottes Namen aussprechen, als Israel seinen eigenmächtigen Weg überdacht hatte und sich Gott wieder zuwandte. Mit Jesajas Verheißung will ich schließen: 

1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

3 Und die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht. 4 Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden. 5 Dann wirst du deine Lust sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt. 6 ... Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.

Amen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen