Sonntag, 23. August 2020

11. Sonntag nach Trinitatis

23. August 2020

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 11. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.54. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. (1. Petr 5, 5)

Wochenlied:

Aus tiefer Not schrei ich zu dir (EG 299)

Lieder im Gottesdienst

Da beide Organisten heute nicht zur Verfügung standen, wurde die Lieder über die Lautsprecheranlage eingespielt. Für alle, die sich die Stücke gern anhören möchten, sind sie hier auf YouTube verlinkt. 

Johann Christoph Bach 1642 - 1703 - Sei getreu bis in den Tod - Vox Luminis · Lionel Meunier (Musikalisches Vorspiel)

EG 299 Aus tiefer Not schrei ich zu dir - Vox Luminis · Lionel Meunier · Haru Kitamika

EG 382 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr - Öhringen Bezirkskantorat - Alexandra Zinßer, Klarinette; Jürgen Breidenbach, Klavier

Johann Michael Bach, 1648 - 1695 - Halt, was du hast (Jesu, meine Freude) - Vox Luminis, Lionel Meunier (Musikalisches Nachspiel)

Psalm 143 - EG 755 - Bitte um Verschonung und Leitung (Der siebente Bußpsalm)

1 HERR, erhöre mein Gebet, / vernimm mein Flehen um deiner Treue willen,
erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen,

2 und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht;
denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.

3 Denn der Feind verfolgt meine Seele
und schlägt mein Leben zu Boden,

er legt mich ins Finstere
wie die, die lange schon tot sind.

4 Und mein Geist ist in Ängsten,
mein Herz ist erstarrt in meinem Leibe.

5 Ich denke an die früheren Zeiten;
ich sinne nach über all deine Taten
und spreche von den Werken deiner Hände.

6 Ich breite meine Hände aus zu dir,
meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.

7 HERR, erhöre mich bald, mein Geist vergeht;
verbirg dein Antlitz nicht vor mir, 
dass ich nicht gleich werde denen, die in die Grube fahren.

8 Lass mich am Morgen hören deine Gnade;
denn ich hoffe auf dich. 

Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; 
denn mich verlangt nach dir.

9 Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden;
zu dir nehme ich meine Zuflucht.

10 Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen,
denn du bist mein Gott;
dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn.

Evangelium Lk 18, 9-14 - Vom Pharisäer und Zöllner

9 Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: 10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. 13 Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!

14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Glaubensbekenntnis


EG 299,1.3.5 - Aus tiefer Not schrei ich zu dir


Predigt 

Im Grunde genommen dreht sich heute alles um den Wochenspruch: "Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade." Jesus erklärt diesen Gedanken mit dem Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner. 

Seit 2017, seit der Perikopenrevision gehört aber auch das Buch Hiob zu diesem Sonntag. Bereits 2017 und 2018 habe ich über diese Texte gepredigt. Auch heute beziehen sich die Gedanken auf dieses Buch - Kapitel 22,21-30. Jedoch kann man diese Verse nicht isoliert sehen. Wir müssen bei Anfang ansetzen, auch wenn die Geschichte Ihnen wohl bekannt ist. 

Aus dem ersten Kapitel:

1 Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob. Der war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse. … 6 Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, kam auch der Satan mit ihnen. 7 Der HERR aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. 8 Der HERR sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse. 

9 Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Meinst du, dass Hiob dich umsonst fürchtet? 10 Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher bewahrt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande. 

11 Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat: Was gilt's, er wird dir ins Angesicht fluchen!

Gott lässt sich auf diese absurde Wette ein:

12 Der HERR sprach zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht. Da ging der Satan hinaus von dem HERRN. 

Und Hiob verliert alles: Seinen Besitz, sein Vieh, seine Kinder. - Es ist fast unvorstellbar. Aber Hiob hält trotz dieser Schicksalsschläge an Gott fest. 

Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt! 

Satan bekommt von Gott auch noch die Erlaubnis Hiobs Gesundheit zu nehmen. Selbst seine Frau wendet sich gegen ihn: 

Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit, Hiob? Fluche Gott und stirb!

10 Er aber sprach zu ihr: ... Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? (Hiob 2,9f)

In der Folge bekommt Hiob Besuch von drei Freunden: Elifas, Bildad, Zofar - sie versuchen Hiob zu trösten, sie überlegen aber auch, dass es einen Grund geben muss, warum Gott all das Unglück zulässt, das über Hiob hereingebrochen ist. Und diesen Grund suchen sie bei Hiob. Der wiederum sieht auf seiner Seite kein Versäumnis - was ja von Gott selbst bestätigt ist: “Es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse.” 

Und, als ob sich Hiob mit unserem Wochenspruch auseinandersetzen wollte ... 

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

... platzt es geradezu aus ihm heraus und erhält seinen frommen Freunden vor (21,7-34*): 

7 Warum bleiben die Gottlosen am Leben, werden alt und nehmen zu an Kraft? 8 Ihr Geschlecht ist sicher um sie her, und ihre Nachkommen sind bei ihnen. 9 Ihr Haus hat Frieden ohne Furcht, und Gottes Rute ist nicht über ihnen. ... 13 Sie werden alt bei guten Tagen, und in Ruhe fahren sie hinab zu den Toten, 14 und doch sagen sie zu Gott: »Weiche von uns, wir wollen von deinen Wegen nichts wissen! 15 Wer ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten? Oder was nützt es uns, wenn wir ihn anrufen?« ...

17 Wie oft geschieht's denn, dass die Leuchte der Gottlosen verlischt und ihr Unglück über sie kommt, dass Gott Herzeleid über sie austeilt in seinem Zorn, 18 dass sie werden wie Stroh vor dem Winde und wie Spreu, die der Sturmwind wegführt? 19 »Gott spart das Unglück des Gottlosen auf für dessen Kinder.« Er vergelte es ihm selbst, dass er's spüre! ...

23 Der eine stirbt frisch und gesund in allem Reichtum und voller Genüge, 24 sein Melkfass ist voll Milch, und sein Gebein wird gemästet mit Mark; 25 der andere aber stirbt mit verbitterter Seele und hat nie vom Glück gekostet – 26 und doch liegen beide miteinander in der Erde, und Gewürm deckt sie zu.

27 Siehe, ich kenne eure Gedanken und eure Ränke, mit denen ihr mir Unrecht antut. 28 Denn ihr sprecht: »Wo ist das Haus des Fürsten, und wo ist die Hütte, in der die Gottlosen wohnten?« 29 Habt ihr nicht befragt, die des Weges kommen, und nicht auf ihre Zeichen geachtet, 30 dass nämlich der Böse erhalten wird am Tage des Verderbens und am Tage des Grimms bleibt? 31 Wer sagt ihm ins Angesicht, was er verdient? Wer vergilt ihm, was er getan hat? 32 Wird er doch zu Grabe geleitet, und man hält Wache über seinem Hügel! 33 Süß sind ihm die Schollen des Grabes, und alle Menschen ziehen ihm nach, und die ihm vorangehen, sind nicht zu zählen.

34 Wie tröstet ihr mich mit Nichtigkeiten, und von euren Antworten bleibt nichts als Trug!

Hiobs Freunde, die es nur gut meinten, müssen entsetzt gewesen sein über diesen emotionalen Ausbruch des sonst doch so frommen und gottesfürchtigen Hiob. Mehr oder weniger unmittelbar antwortet Elifas auf Hiobs Aufbegehren. Und diese Zeilen - Kapitel 22,21-30 - sind als Predigttext vorgesehen. 

21 So vertrage dich nun mit Gott und mache Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen. 22 Nimm doch Weisung an von seinem Munde, und fasse seine Worte in dein Herz. 23 Bekehrst du dich zum Allmächtigen und demütigst du dich und tust das Unrecht weit weg von deiner Hütte 24 – wirf in den Staub dein Gold und zu den Steinen der Bäche das Gold von Ofir –, 25 so wird der Allmächtige dein Gold sein und wie Silber, das dir zugehäuft wird. 26 Dann wirst du deine Lust haben an dem Allmächtigen und dein Antlitz zu Gott erheben. 27 Wenn du ihn bitten wirst, wird er dich hören, und du wirst deine Gelübde erfüllen. 28 Was du dir vornimmst, lässt er dir gelingen, und das Licht wird auf deinen Wegen scheinen. 29 Denn er erniedrigt die Hochmütigen; aber wer seine Augen niederschlägt, dem hilft er. 30 Auch wer nicht unschuldig ist, wird errettet werden; er wird errettet um der Reinheit deiner Hände willen.

So wie Hiob mit dem Gedanken des Wochenspruchs ringt "Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.", so legt Elifas mit seinen Worten den Gedanken von Demut und Hochmut aus und versucht, Hiob einen Weg zu Gott zu bahnen. 

Hiob kann dem aber nicht folgen, weil er nichts vor Augen hat, was er sich vorzuwerfen hätte oder was sein Unglück in der Vorstellung von "Tun und Ergehen" auch nur ansatzweise erklären könnte. Wenn er jetzt beschreibt, was er alles getan hat, dann tut er es nicht wie der Pharisäer im Gleichnis Jesu, um sich selbst in ein gutes Licht zu rücken. Hiob will die Wahrheit finden. Und wenn er wüsste, was Gott vor seinem himmlischen Hofstaat selbst über Hiob gesagt hatte, so könnte er Gott zum Zeugen nehmen: "... es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse."

Wenn wir gleich hören, wie Hiob sein Leben beschreibt, dann können wir aber auch erkennen, warum bei uns so viel verkehrt läuft. Denn all die Handlungen, die Hiob aufzählt, weil sie zu meiden sind und die er dann auch gemieden hat, diese Handlungen zerstören bis heute Familien, sie machen ein vertrauensvolles Miteinander unmöglich und sie vernichten sogar unsere Lebensgrundlagen. 

Hiob 31 Hiobs Reinigungseid und Appell an Gott

1 Ich hatte einen Bund gemacht mit meinen Augen, dass ich nicht lüstern blickte auf eine Jungfrau. 2 Was gäbe sonst mir Gott als Teil von oben ... 4 Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte? 5 Bin ich gewandelt in Falschheit, oder ist mein Fuß geeilt zum Betrug? 6 Gott möge mich wiegen auf rechter Waage, so wird er erkennen meine Unschuld!

7 Ist mein Gang gewichen vom Wege und mein Herz meinen Augen nachgefolgt und blieb etwas hängen an meinen Händen, 8 so will ich säen, aber ein anderer soll es essen, und was mir gewachsen ist, soll entwurzelt werden.

9 Hat sich mein Herz betören lassen um einer Frau willen und hab ich an meines Nächsten Tür gelauert, 10 so ... sollen sich andere über (meine Frau) beugen. 11 Denn das ist eine Schandtat und eine Schuld, die vor die Richter gehört. ...

13 Hab ich missachtet das Recht meines Knechts oder meiner Magd, wenn sie eine Sache wider mich hatten ...

16 Hab ich den Bedürftigen ihr Begehren versagt und die Augen der Witwe verschmachten lassen? 17 Hab ich meinen Bissen allein gegessen, und hat nicht das Wasienkind auch davon gegessen? ... 19 Hab ich zugesehen, wie jemand ohne Kleid verkommen ist, und den Armen ohne Decke gehen lassen? 20 Hat er mich nicht gesegnet, wenn er von der Wolle meiner Lämmer erwärmt wurde? ...

24 Hab ich das Gold zu meiner Zuversicht gemacht und zum Feingold gesagt: »Mein Trost«? 25 Hab ich mich gefreut, dass ich großes Gut besaß und meine Hand so viel erworben hatte? ...

29 Hab ich mich gefreut, wenn's meinem Feinde übel ging, und mich erhoben, weil ihn Unglück getroffen hatte? 30 Nein, ich ließ meinen Mund nicht sündigen, dass ich verwünschte mit einem Fluch seine Seele. ...

38 Hat mein Acker wider mich geschrien und haben miteinander seine Furchen geweint, 39 hab ich seine Früchte unbezahlt gegessen und seinen Ackerleuten das Leben sauer gemacht …

35 O hätte ich einen, der mich anhört – hier meine Unterschrift! Der Allmächtige antworte mir! –, oder die Schrift, die mein Verkläger geschrieben! 36 Wahrlich, dann wollte ich sie auf meine Schulter nehmen und wie eine Krone tragen. 

40b Die Worte Hiobs haben ein Ende.

Noch einmal: Hier redet kein Pharisäer, der sich gut darstellen will, hier redet einer, von dem Gott selbst gesagt hat: "Hast du meinen Knecht Hiob gesehen: Es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse.”

Es folgen noch weitere Reden, dann aber ergreift Gott selbst das Wort. Er wendet sich direkt an den Geplagten (Hiob 38,1-11):

1 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wettersturm und sprach:

2 Wer ist's, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Verstand? 3 Gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich!

4 Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir's, wenn du so klug bist! 5 Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie die Richtschnur gezogen hat? 6 Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, 7 als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne?

8 Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es herausbrach wie aus dem Mutterschoß, 9 als ich's mit Wolken kleidete und in Dunkel einwickelte wie in Windeln, 10 als ich ihm seine Grenze bestimmte mit meinem Damm und setzte ihm Riegel und Tore 11 und sprach: »Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!«?

Gott antwortet ganz anders, als Hiob es erwartet hatte. Auch wenn es sich Hiob gewünscht hätte, Gott lässt sich nicht vor ein Gericht ziehen. Vielmehr konfrontiert er Hiob mit dem Bild der Schöpfung. Hiob muss eingestehen, dass er hier nicht antworten kann. 

3 Hiob aber antwortete dem HERRN und sprach: 4 Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen. 5 Einmal hab ich geredet und will nicht mehr antworten, ein zweites Mal geredet und will's nicht wieder tun. (Hiob 40,3-5)

Und dann spricht Gott ein zweites Mal mit Hiob. Er nimmt dabei auch den Gedanken von Hochmut und Demut auf (Hiob 40,6-14):

6 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wettersturm und sprach:

7 Gürte wie ein Mann deine Lenden! Ich will dich fragen; lehre mich! 8 Willst du mein Urteil zunichte machen und mich schuldig sprechen, dass du Recht behältst? 9 Hast du einen Arm wie Gott, und kannst du mit gleicher Stimme donnern wie er? 10 Schmücke dich mit Pracht und Hoheit; zieh Majestät und Herrlichkeit an! 11 Streu aus den Zorn deines Grimmes; schau an alle Hochmütigen und demütige sie! 12 Ja, schau alle Hochmütigen an und beuge sie und zertritt die Gottlosen in Grund und Boden! 13 Verscharre sie miteinander in der Erde, und versenke sie ins Verborgene, 14 so will auch ich dich preisen, dass dir deine rechte Hand helfen kann.

Jetzt kann Hiob nur noch antworten:

2 Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. 3 »Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?« Darum hab ich unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. ... 5 Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. 6 Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche. (Hiob 42,2-6)

Im Grunde genommen macht Hiob jetzt, was Elifas ihm an Herz gelegt hatte. "Bekehre dich zum Allmächtigen und demütige dich vor ihm." Aber Hiob tut es nicht, weil er seine Schuld erkannt hat - die ist nicht da -, sondern weil er Gottes Allmacht und Größe und seiner Herrlichkeit begegnet ist. 

Es sträubt sich zugegebenermaßen alles in mir, hier zuzustimmen. Denn die wahnwitzige Wette vom Anfang ist ja nicht ausgeräumt oder ungeschehen gemacht. Und ganz menschlich gesprochen: Gott "entschuldigt" sich auch nicht dafür, was er sich zusammen mit Satan geleistet hat. Im Grunde genommen hat Gott mit der Frömmigkeit und Rechtschaffenheit Hiobs geprahlt wie der Pharisäer. 

Aber: Genau mit diesem Gott, der nicht immer zu verstehen ist, schließt Hiob seinen Frieden. Er hat mit Gott gerungen, er hat nicht klein beigegeben und Schuld eingestanden, die nicht vorhanden war. Aber durch diesen Kampf mit Gott hat Hiob zu einer Lebenseinstellung wiedergefunden, die er in der Zeit des Unglücks mit diesen Sätzen beschrieb: 

Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt! 

Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? 

Gegenüber seinen Freunden, die Hiob dazu bewegen wollten, im Denken von "Tun und Ergehen" seine Schuld einzugestehen, um Gott so ins rechte Licht gerückt würde, rechtfertigt Gott Hiobs aufbegehren, sein Festhalten an seiner Unschuld, seine Klage, warum es ihm, dem Frommen, so übel gehen muss, während die anderen froh ihr Leben leben konnten. 

7 Als nun der HERR diese Worte mit Hiob geredet hatte, sprach er zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt über dich und über deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.

Hiobs gesegnetes Ende

10 Und der HERR wandte das Geschick Hiobs ... gab Hiob doppelt so viel, wie er gehabt hatte. 11 Und es kamen zu ihm alle seine Brüder und alle seine Schwestern und alle, die ihn früher gekannt hatten, und aßen mit ihm in seinem Hause und sprachen ihm zu und trösteten ihn über alles Unglück, das der HERR über ihn hatte kommen lassen. Und ein jeder gab ihm ein Goldstück und einen goldenen Ring.

12 Und der HERR segnete Hiob fortan mehr als einst …

Ob es nun tatsächlich sich so "märchenhaft" gefügt hat, wie hier beschrieben, das lasse ich dahingestellt. Wichtig ist aber, dass Hiob mit Gott hat seinen Frieden geschlossen, auch wenn die wahnwitzige Wette zu Beginn damit nicht gerechtfertigt ist. Im Grunde genommen tut er, was wir eingangs mit dem 143. Psalm gebetet haben: 

8 Lass mich am Morgen hören deine Gnade
denn ich hoffe auf dich.
Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll
denn mich verlangt nach dir.
9 Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden;
zu dir nehme ich meine Zuflucht.
10 Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen,
denn du bist mein Gott;
dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn.

Hiob hat Gott gegen Gott gesucht und er hat ihn gefunden. 

Dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende mit Ehren an. (Ps 73,23f)

Amen

EG 382 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr


Fürbitte

siehe velkd.de - Wochengebet - Gebet für den 11. Sonntag nach Trinitatis - Sonntag, 01. September 2019


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