Freitag, 25. September 2020

16. Sonntag nach Trinitatis

27. September 2020


Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 16. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.59. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (2. Tim 1, 10b)

Wochenlied:

  • Jesus lebt, mit ihm auch ich (EG 115)
  • Gelobt sei deine Treu (Westf-EG 681 / NB-EG 630)

Musikalische Gestaltung durch den Posaunenchor:

  • Eingang - Lord im comming home von W. Kirkpatrick.
  • EG 531 Weiß ich den Weg auch nicht
  • EG 592 Wie mit grimmgem Unverstand
  • Ausgang - Jesus Lover of my Soul von Charles Wesley

Psalm 146

Lobe den HERRN, meine Seele! /
Ich will den HERRN loben, solange ich lebe,
und meinem Gott lobsingen, solange ich bin.

Verlasset euch nicht auf Fürsten;
sie sind Menschen, die können ja nicht helfen.

Denn des Menschen Geist muss davon, /
und er muss wieder zu Erde werden;
dann sind verloren alle seine Pläne.

Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist,
der seine Hoffnung setzt auf den HERRN, seinen Gott,

der Himmel und Erde gemacht hat,
das Meer und alles, was darinnen ist;

der Treue hält ewiglich, /
der Recht schafft denen, die Gewalt leiden,
der die Hungrigen speiset.

Der HERR macht die Gefangenen frei.
Der HERR macht die Blinden sehend.

Der HERR richtet auf, die niedergeschlagen sind.
Der HERR liebt die Gerechten.

Der HERR behütet die Fremdlinge /
und erhält Waisen und Witwen;
aber die Gottlosen führt er in die Irre.

Der HERR ist König ewiglich,
dein Gott, Zion, für und für. Halleluja!

Epistel 2. Tim 1, 7-10 (wird nicht gelesen)

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. 8 Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn noch meiner, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit mir für das Evangelium in der Kraft Gottes. 9 Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, 10 jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.

Evangelium: Joh 11, 1 (2) 3.17-27 (41-45)

Es lag aber einer krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf Marias und ihrer Schwester Marta. 2 Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar getrocknet hatte. Deren Bruder Lazarus war krank. 3 Da sandten die Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank. 

17 Als Jesus kam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen. 18 Betanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa eine halbe Stunde entfernt. 19 Und viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, sie zu trösten wegen ihres Bruders. 

20 Als Marta nun hörte, dass Jesus kommt, geht sie ihm entgegen; Maria aber blieb daheim sitzen. 21 Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. 22 Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben. 23 Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. 24 Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird - bei der Auferstehung am Jüngsten Tage. 25 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; 26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? 27 Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.

40 Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? 41 Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. 42 Ich weiß, dass du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das umhersteht, sage ich's, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. 43 Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44 Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und laßt ihn gehen! 45 Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn.

Predigtidee

Das Anliegen des Sonntags macht es einem auch nicht ganz leicht. 

Der Wochenspruch lautet: Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (2. Tim 1, 10b) 

Den Schwerpunkt will ich aber nicht auf die Totenauferstehung legen. Es soll eher ums Vertrauen zu Gott gehen. An diesem Vertrauen auch in Krisenzeiten festzuhalten, das wird eine Aussage der Predigt werden. Als Predigttext nehme ich Klagelieder des Jeremia 3, 22-26.31-32 (s.u.)

 Anknüpfen werde ich an den Schluss der Predigt vom 23. August, die ich mit Psalm 73,23f beschlossen hatte.

Predigt

Beginnen möchte ich mit dem Bibelvers, mit dem ich meine letzte Predigt am 23. August hier in der Kirche beschlossen hatte. Nachdem ich mit Ihnen die Geschichte von Hiob bedacht hatte, zitierte ich den 73. Psalm (V23f): 

Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.

Wenn wir fragen, wer Hiob war, können wir auf Gottes Urteil selbst zurückgreifen. Der sagt über seinen Knecht: “Es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse.” Und Gott bewahrte Hiob, “sein Haus und alles”, was er hatte; und Gott segnete “das Werk seiner Hände” und Hiobs “Besitz breitete sich aus im Lande”. So können wir es zu Beginn des Buches Hiob lesen. 

Und dieser Hiob, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend, der verliert alles: Besitz, Kinder, Gesundheit, Familie, Nachbarn, die meisten Freunde. 

In seinem Ringen mit Gott und dem Schicksal hätte sich Hiob bestimmt manches Mal so ein Wunder gewünscht, wie es die Schwestern Martha und Maria und die Menschen in Betanien mit der Totenauferweckung des Lazarus erleben durften: Gott “hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht”. Was wäre das für ein Geschenk für Hiob gewesen?

Aber nichts dergleichen passiert. Auch die drei verbliebenen Freunde können Hiob mit ihrem Trost nicht helfen. Hiob sucht eine Erklärung für sein Unglück - aber er findet nichts, was er sich vorwerfen müsste: fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend hatte er gelebt, das war doch auch Gottes eigenes Urteil über seinen Knecht.

Und so kämpft und ringt Hiob mit seinem Gott. Er folgt nicht dem Rat seiner Frau: “Fluche Gott und stirb.” Auch wenn er keine Antwort bekommt, fragt Hiob nach dem Warum. Vielleicht erinnert sich Hiob in dieser Zeit an Verse, wie ich einen anfangs zitiert habe: 

Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.

Ich denke, liebe Gemeinde, dass so mancher von Ihnen aus seinem Leben auch Geschichten erzählen kann, die an Gott, die an seiner Güte zweifeln lassen. Auch wir sind nicht davor gefeit, dass wir Gott nicht verstehen, dass wir mit ihm ringen müssen, dass wir kein Licht am Ende des Tunnels sehen und dass uns selbst tröstende Psalmworte nur schwer oder überhaupt nicht über die Lippen gehen. 

Dann wünschen wir uns zwar oft ein großes Wunder - Lieber Gott mach … - , aber es passiert nichts. Wir wissen, dass Paulus recht hat, wenn er im Wochenspruch sagt: “Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium” (2. Tim 1, 10b), aber so recht fassen können wir diese Worte nicht. 

Deshalb ist es gut, dass es in der Bibel auch die leisen Töne gibt, die suchenden, die ringenden Verse. Der 73. Psalm gehört für mich dazu, aber auch ein Abschnitt aus den Klageliedern des Jeremia (3, 22-26.31-32), der als Predigttext für den heutigen Sonntag vorgesehen ist:

22 Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, 23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. 24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. 25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt. 26 Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen. 31 Denn der HERR verstößt nicht ewig; 32 sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte. 33 Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschen.

Schauen wir zuerst auf die letzten Verse: 

Denn der HERR verstößt nicht ewig; er betrübt wohl, aber Gott plagt und betrübt die Menschen nicht von Herzen.

Fast sind es - so könnte man es in einem ersten Anflug denken - es sind schon gotteslästerliche Gedanken, die der biblische Schriftsteller hier aufschreibt - Gott verstößt, Gott betrübt. Aber auf der anderen Seite trifft der Verfasser damit doch auch die Empfindungen und Gedanken von uns Menschen. Wir haben es gelernt und wollen es auch glauben: 

  • Gott ist die Liebe!
  • Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen!
  • Gott sendet seine Engel, dass sie uns behüten auf all unseren Wegen! - Taufe

Aber fragen wir manches Mal nicht auch: 

  • Gott, wo bist du? 
  • Gott, zeige deine Macht und Hoheit!
  • Warum lässt Gott das zu?

Diese Fragen höre ich im privaten Umfeld, die höre ich auch immer wieder, wenn es um das Geschehen in unserer Welt geht, um ungerechte Verhältnisse, um Hunger und Not und Flüchtlingselend, um Naturkatastrophen und von Menschen provozierte Unglücke. “Gott plagt und betrübt die Menschen”, solche Gedanken können einem dann schon durch den Kopf schießen.

Wie gut ist es, wenn wir uns dann an die leisen Töne in der Bibel erinnern, an die Menschen, die im Unglück an Gott festgehalten haben: “Dennoch bleibe ich stets an dir …” oder wie es in den Klageliedern heißt: 

Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. 

Wenn diese und andere Sätze in den guten Tagen unseres Lebens zu unserem Glaubensschatz geworden sind, dann können wir sie uns in den dunklen Tagen in Erinnerung rufen. Dann können wir nach Gott fragen, auch wenn er sich für uns verborgen hält:

Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. 

Paulus konnte diesen Gedanken im Brief an die Römer so ausdrücken: “Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden”. (Röm 5,3-5) Solche Worte gehen uns aber nur über die Lippen, wenn wir in den hellen Lebenstagen unseren Weg zu Gott und mit Gott gefunden haben. Ob die Not uns beten lehrt, wage ich auch an dieser Stelle wieder anzuzweifeln. Wie viele wenden sich dann wieder enttäuscht ab: Gott hat ja doch nicht geholfen. 

kirche-im-hr: Besser gefällt mir dagegen der Rat eines indischen Taxifahrers, den ich in einem Kino-Film gesehen habe. Er hat den etwas seltsamen englischen Titel: „happythankyoumoreplease“ Im Film erfährt man, wie dieser Taxifahrer mit dem Göttlichen kommuniziert. Einmal erzählt er einem seiner Fahrgäste: Immer, wenn etwas in seinem Leben schön ist und gelingt, betet er schlicht: Happy! Thankyou! More please. Übersetzt könnte man sagen: Ich bin glücklich! Danke! Bitte mehr davon! (https://www.kirche-im-hr.de/sendungen/27-not-lehrt-beten/)

Wir können das auch mit einem Satz aus dem Predigttext ausdrücken: 

Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.

Das könnte schon der Schlusssatz der Predigt sein. Aber lassen sie mich einen weiteren noch hinzufügen: Wenn wir geduldig sind und auf Gott hoffen, finden wir nicht allein auf unserem persönlichen Weg unseren Frieden mit Gott, wir können mit Geduld und Hoffnung und Gottvertrauen und mit den nötigen und sinnvollen Maßnahmen die gegenwärtige und zukünftige Krisen bewältigen. Wir müssen ein paar Einschränkungen hinnehmen, aber anderswo auf der Welt müssen Menschen viel mehr aushalten. 

Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen.

Amen. 

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