Samstag, 8. August 2020

9. Sonntag nach Trinitatis

9. August 2020

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 9. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.52. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern. (Lk 12, 48b)

Wochenlied:

Die ganze Welt, Herr Jesu Christ (EG 110)
Gott gab uns Atem (EG 432)

Lieder im Gottesdienst

EG 319 Die beste Zeit im Jahr ist mein
EG 702 - Psalm 1 - Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen
EG 360 Die ganze Welt hast du uns überlassen
EG 145 Wach auf, wach auf, du deutsches Land
EG 278 Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser 

Evangelium Mt 25, 14-30 - Von den anvertrauten Zentnern

14 Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; 15 dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort. 16 Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. 17 Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. 18 Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.

19 Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. 20 Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen. 21 Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!

22 Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen. 23 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!

24 Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; 25 und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. 26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? 27 Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. 28 Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. 29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. 30 Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 

Predigt

Die beiden Lieder 

  • EG 360 Die ganze Welt hast du uns überlassen
  • EG 145 Wach auf, wach auf, du deutsches Land

rahmen die Predigt inhaltlich ein. 

EG 360 Die ganze Welt hast du uns überlassen

Das Lied wurde 1965 von Christa Weiß gedichtet. Geboren 1925 in Essen-Werden, Lehrerin, ab 1962 Dozentin und seit 1971 Schriftstellerin und Verlagsmitarbeiterin

1965 - ARD Rückblick: 

Die USA eröffnen den Bombenkrieg mit Napalm gegen Nordvietnam. Der indisch-pakistanische Grenzkonflikt um Kaschmir weitet sich zu einem Krieg aus.

1963 war in den USA John F. Kennedy ermordet worden.Jetzt kam es zu Rassenunruhen. Martin Luther King trat auf, der 1968 ermordet wurde. 

Im Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main werden die Urteile verkündet. 

Ludwig Erhard bleibt deutscher Bundeskanzler. 

Sir Winston Churchill stirbt

1 Die ganze Welt hast du uns überlassen, doch wir begreifen deine Großmut nicht. Du gibst uns frei, wir laufen eigne Wege in diesem unermesslich weiten Raum. Refrain: Gott schenkt Freiheit, seine größte Gabe gibt er seinen Kindern.

2 Du lässt in deiner Liebe uns gewähren. Dein Name ist unendliche Geduld. Und wir sind frei: zu hoffen und zu glauben, und wir sind frei zu Trotz und Widerstand. Refrain: Gott schenkt Freiheit, seine größte Gabe gibt er seinen Kindern.

3 Wir wollen leben und uns selbst behaupten. Doch deine Freiheit setzen wir aufs Spiel. Nach unserm Willen soll die Welt sich ordnen. Wir bauen selbstgerecht den Turm der Zeit. Refrain: Gott schenkt Freiheit, seine größte Gabe gibt er seinen Kindern.

4 Wir richten Mauern auf, wir setzen Grenzen und wohnen hinter Gittern unsrer Angst. Wir sind nur Menschen, die sich fürchten können, wir brachten selbst uns in Gefangenschaft. Refrain: Gott schenkt Freiheit, seine größte Gabe gibt er seinen Kindern.

5 Wenn du uns richtest, Herr, sind wir verloren. Auf unsern Schultern lastet schwere Schuld. Lass deine Gnade, Herr, vor Recht ergehen; von gestern und von morgen sprich uns los. Refrain: Gott schenkt Freiheit, seine größte Gabe gibt er seinen Kindern.

6 Gib uns die Wege frei, die zu dir führen, denn uns verlangt nach deinem guten Wort. Du machst uns frei, zu lieben und zu hoffen, das gibt uns Zuversicht für jeden Tag. Refrain: Gott schenkt Freiheit, seine größte Gabe gibt er seinen Kindern.

Von der Freiheit eines Christenmenschen

Der Refrain dieses Liedes legt den Bezug zu Martin Luthers schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen" nahe. 

Hier muss unbedingt ein Hinweis kommen auf den Anfang der Reformationsschrift: 

Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. 

Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.

Vermittelt durch die damalige katholische Kirche hatte Luther einen Gott kennengelernt, der die Menschen knechtete. Die mittelalterliche Idee war, dass der Mensch nur genug tun müsse, um in den Himmel zu kommen. Wer wie Luther diese Idee wortwörtlich ernst nahm, der merkte, dass der Mensch von sich aus dieses Werk nicht vollbringen kann. Er wird immer wieder scheitern und deshalb von Gott bestraft werden. Wie kann man dann von Gottes Liebe sprechen. 

Durch sein Bibelstudium entdeckte Luther, dass seine katholische Kirche eine Lehre vertrat, die mit dem biblischen Zeugnis nicht übereinstimmt. Röm 3,28 So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

Darauf bezog sich der erste Satz seiner Freiheitsschrift: “Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.” Das, was Luther dann in der Folge  vorgeworfen wurde, hatte er nie gesagt und auch niemals intendiert: Wenn nur der Glaube zählt, dass muss ich ja nichts machen. Deshalb formulierte Luther auch im Anschluss an Paulus: “Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.” Nur nach evangelischem Verständnis tut ein Christ diese Werke nicht, weil er gezwungen wird - von wem auch immer -, sonder er tut sie freiwillig, aus freien Stücken, aus Liebe zu Gott und zum Nächsten.  

In diesem Zusammenhang habe ich bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Von_der_Freiheit_eines_Christenmenschen) diese bedenkenswerten Sätze von Merlin R. Carothers (1924 - 2013) gefunden

„Die Angst spottet: „Gestern war es schlimm, heute ist es schrecklich, und morgen wird alles noch furchtbarer. Und daran änderst du gar nichts.“ Im Glauben aber kann jeder dagegenhalten: „Gott war gestern mit mir. Er ist heute mit mir, und er wird immer mit mir sein. Ich kann alles tun durch Christus, der mir die Kraft gibt. Seinetwegen lebe ich.“ 

Angst möchte, dass wir zurückschrecken und weichen, weil wir meinen, alle Anstrengungen würden sowieso nur im Versagen enden. Glauben ermutigt uns, voranzugehen. Er gibt uns die Überzeugung, dass wir Erfolg haben können. Dann können wir voller Zuversicht von Triumph zu Triumph vorangehen.“

„Wir leben aus Angst oder aus Glauben, und die Entscheidung für das eine oder das andere macht den Unterschied aus.“ 

Zum Schluss wende ich mich dem Evangelium zu. Was werden wir Gott sagen, wenn wir vor ihn treten und er fragt, was wir aus unserm Leben gemacht haben?

EG 145 Wach auf, wach auf, du deutsches Land

1 Wach auf, wach auf, du deutsches Land! Du hast genug geschlafen. Bedenk, was Gott an dich gewandt, wozu er dich erschaffen. Bedenk, was Gott dir hat gesandt und dir vertraut sein höchstes Pfand, drum magst du wohl aufwachen.

2 Gott hat dir Christus, seinen Sohn, die Wahrheit und das Leben, sein liebes Evangelium aus lauter Gnad gegeben; denn Christus ist allein der Mann, der für der Welt Sünd g'nug getan, kein Werk hilft sonst daneben.

3 Für solche Gnad und Güte groß sollst du dem Herren danken, nicht laufen aus seim Gnadenschoß, von seinem Wort nicht wanken, dich halten, wie sein Wort dich lehrt, dadurch wird Gottes Reich gemehrt, geholfen auch den Kranken.

4 Du solltest bringen gute Frucht, so du recht gläubig wärest, in Lieb und Treu, in Buß und Zucht, wie du solchs selbst begehrest, in Gottes Furcht dich halten fein und suchen Gottes Ehr allein, dass du niemand beschwerest.

5 Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt, will niemand Wahrheit hören; die Lüge wird gar fein geschmückt, man hilft ihr oft mit Schwören; dadurch wird Gottes Wort veracht', die Wahrheit höhnisch auch verlacht, die Lüge tut man ehren.

6 Gott warnet täglich für und für, das zeugen seine Zeichen, denn Gottes Straf ist vor der Tür, Deutschland, lass dich erweichen, tu rechte Buße in der Zeit, weil Gott dir noch sein Gnad anbeut und tut sein Hand dir reichen.

7 Das helfe Gott uns allen gleich, dass wir von Sünden lassen, und führe uns zu seinem Reich, dass wir das Unrecht hassen. Herr Jesu Christe, hilf uns nun und gib uns deinen Geist dazu, dass wir dein Warnung fassen.

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