Mittwoch, 22. Juli 2020

7. Sonntag nach Trinitatis

26. Juli 2020

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 7. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.50. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Eph 2, 19)

Wochenlieder:

Nun lasst uns Gott, dem Herren (EG 320)
Brich dem Hungrigen dein Brot (EG 418)

Lieder für den Gottesdienst

Vorspiel EG 407 - Stern auf den ich schaue
EG 403 - Schönster Herr Jesu
EG 754 - Psalm 139
EG 652 - Ich glaube an Gott, den Vater
EG 473 - Mein schönste Zier und Kleinod bist auf Eden du, Herr Jesu Christ
EG 407 - Stern auf den ich Schaue
Nachspiel - Wolgalied

Weitere Liedvorschläge finden sich auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Evangelium Joh 6, 30-35

Eigentlich ist Joh 6, 1-15 der Evangeliumstext, die Geschichte von der Speisung der 5000, wie sie Johannes erzählt. Da der Text aus der dritten Predigtreihe Joh 6, 30-35 - Ich bin das Brot des Lebens - besser zum alttestamentlichen Text passt, über den ich predigen möchte, werden die beiden Texte aus dem Johannesevangelium ausgestaucht.
 
30 Da sprachen die Juden zu Jesus: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? 31 Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht (Psalm 78,24): »Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.« 32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33 Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. 34 Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot. 35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Predigttext - Josia rottet den Götzendienst aus - 2. Chr 34,1-7 

(https://www.jesus.ch/)

1 Acht Jahre alt war Josia, als er König wurde; und er regierte einunddreißig Jahre zu Jerusalem 2 und tat, was dem HERRN wohlgefiel, und wandelte in den Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken.

3 Im achten Jahr seiner Herrschaft fing er an, obwohl er noch jung war, den Gott seines Vaters David zu suchen, und im zwölften Jahr fing er an, Juda und Jerusalem zu reinigen von den Opferhöhen und den Bildern der Aschera, von den Götzen und gegossenen Bildern. 

4 Und er ließ vor seinen Augen abbrechen die Altäre der Baale und die Rauchopfersäulen oben darauf hieb er ab, und die Bilder der Aschera und die geschnitzten und gegossenen Götzenbilder zerbrach er und machte sie zu Staub und streute ihn auf die Gräber derer, die ihnen geopfert hatten, 5 und verbrannte die Gebeine der Priester auf ihren Altären und reinigte so Juda und Jerusalem. 6 So tat er auch ringsumher in den Städten Manasses, Ephraims, Simeons und bis nach Naftali auf ihren Plätzen. 7 Und als er im ganzen Lande Israel die Altäre und Bilder der Aschera abgebrochen und die Götzenbilder zertrümmert und zermalmt und alle Rauchopfersäulen umgehauen hatte, kehrte er zurück nach Jerusalem.

Predigt

Ausgangspunkt war der Satz Jesu aus dem Evangelium: “Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.” Den ersten Teil “Ich bin das Brot des Lebens” gab ich als Suchbegriff bei Google ein und wurde auf eine christliche Internetseite aus der Schweiz verwiesen. Die Schweizer hatten eine kurze Betrachtung eingestellt und verwiesen dann auf das Buch der Chronik. Es scheint zunächst ein Bruch zu sein. Aber ich komme im Verlauf der Predigt auf Jesus und auch auf das Evangelium zurück.  

Text ...

Einerseits fasziniert mich diese Geschichte. Ein junger König setzt alles ein, um der Religion, die er von den Vätern geerbt hat, wieder Geltung zu verschaffen. Andererseits schockiert mich die Erzählung auch. Sie hat fundamentalistische Töne. Josia lässt keine andere Religion zu als die Jahwe-Religion. 

Weil es sich hier um den jüdischen Glauben handelt, dem wieder zu seiner Bedeutung verholfen wird, um die Religion, die Jesus gelebt hat und aus der das Christentum hervorgegangen ist, habe ich zwar größte Sympathien für das Vorgehen des jungen Königs. Allerdings ruft die Geschichte auch andere Assoziationen wach. Die Aktion selbst wird nicht ruhig und bedächtig verlaufen sein; die Menschen, deren Heiligtümer zerstört wurden, werden Widerstand geleistet haben. Gewaltsame Zusammenstöße waren vorprogrammiert und ereigneten sich auch höchstwahrscheinlich. 

Mir kommen sofort die Kreuzzüge in den Sinn, bei denen durch die christlichen Ritter das so genannte Heilige Land aus der Hand der "Ungläubigen" befreit werden sollte. Oder denken Sie an die Kolonisierung Afrikas oder die Eroberung Amerikas, wo im Namen der Christlichen Kirchen die "Heiden" unterworfen und zwangsmissioniert wurden. Als letzter Akt in dieser Reihe steht mir vor Augen, dass seit dem vergangenen Freitag die Hagia Sophia wieder als Moschee genutzt wird, ohne zu berücksichtigen, dass dieses Gotteshaus zunächst 1000 Jahre lang eine christliche Kirche war. 

Auf der anderen Seite wünschten wir uns heute manches Mal eine klare Positionierung zu dem, was Christen glauben, was uns von Gott überliefert ist. Es beschleicht einen schon so etwas wie Neid, wenn an anderen Orten christliche Gemeinden - oder auch andere Religionen - wachsen, während das Christentum bei uns in Deutschland und Europa erheblichen Schwund hinnehmen muss und - nach dem Gefühl - die Kirchen langsam ausbluten. 

Aber mal ganz vorsichtig im Blick auf unsere evangelische Kirche gefragt: Was soll Menschen in einer Kirche halten, die permanent die organisatorischen Strukturen in Frage stellt, die sie bisher erfolgreich getragen haben. Die Bedeutung der Gemeinden vor Ort nimmt bei den kirchenleitenden Gremien in der evangelischen Kirche immer mehr ab. Man schaut auf Leuchttürme und Events, die Menschen faszinieren sollen. “Wachsen gegen den Trend” - wurde vor einigen Jahren als Devise ausgegeben. Gewachsen sind die Austrittszahlen, alle anderen Bereich haben abgenommen, trotz der vielen Events und der Leuchttürme. Und seit kurzem wird auch wieder über die Bedeutung des Gottesdienstes am Sonntagmorgen spekuliert. 

Natürlich weiß ich, dass dies alles etwas damit zu tun, dass tatsächlich Menschen austreten und damit Finanzmittel schwinden. Und der jetzt schon spürbare Theologenmangel wird sich in den nächsten Jahren massiv verschärfen. Aber es tut mir als Pastor weh, wenn die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in ihren "11 Leitsätze für eine aufgeschlossene Kirche" schreibt, dass die "Bedeutung des traditionellen Sonntagsgottesdienstes … in Relation zu setzen (sei) zu den vielen gelingenden Alternativen gottesdienstlicher Feiern und christlicher Gemeinschaft."(https://www.ekd.de/11-leitsaetze-fuer-eine-aufgeschlossene-kirche-56952.htm) Geradezu ergänzend zu diesem Punkt liest man in der Auswertung der jüngsten "Umfrage zu Erfahrungen in Corona-Zeiten", dass "bisherige Schwerpunkte" hinterfragt werden müssten; so weit so gut, wenn es dann nicht heißen würde, das betreffe "insbesondere das Gewicht, dass (!) der Gottesdienst in der Arbeit hat, der von einigen als sehr hoher Aufwand wahrgenommen wird, der wenig Menschen erreicht". (https://www.loccum.de/files/2020/07/Gesamte-Auswertung.pdf) Im Herbst letzten Jahres konnte man auf den Seiten des Deutschlandfunks (https://www.deutschlandfunk.de/die-debatte-um-evangelische-sonntagsgottesdienste.886.de.html?dram:article_id=462023#:~:text=Der%20EKD%2DCheftheologe%20Thies%20Gundlach,nicht%20die%20einzige%20zentrale%20Veranstaltung.) - und auch an anderen Stellen - lesen, dass der Vizepräsident des EKD-Kirchenamtes Thies Gundlach - “Cheftheologe” (Deutschlandfunk) - nichts davon hält, “auf Biegen und Brechen am Sonntagsgottesdienst festzuhalten: Der Sonntagsgottesdienst ist eine zentrale Veranstaltung, aber nicht die einzige zentrale Veranstaltung.” - Entschuldigen Sie bitte, Herr Vizepräsident: Wir feiern den Sonntagsgottesdienst weil Jesus an einem Sonntag auferstanden ist von den Toten! Und das ist das Zentrum unseres Glaubens!

Zurück zum alttestamentlichen Bibeltext. Unmittelbar im Anschluss an die Zeilen, die ich vorhin gelesen habe, wird von Josia eine bewegende Geschichte erzählt. Bei Renovierungsarbeiten im Jerusalemer Tempel wird eine Schriftrolle mit dem Gesetz des Mose gefunden und dem König gebracht und vorgelesen. Die Worte, die Josia da hört, treffen ihn so sehr ins Mark, dass er mit Gott für sein Volk einen neuen Bund schließt und alle verpflichtet, nach Gottes Gebot zu leben. 

Und der König trat an seinen Platz und schloss einen Bund vor dem HERRN, dass man dem HERRN nachwandeln und seine Gebote, Ordnungen und Rechte von ganzem Herzen und von ganzer Seele halten wolle, zu tun nach allen Worten des Bundes, die geschrieben stehen in diesem Buch. … Und die Einwohner von Jerusalem taten nach dem Bund Gottes, des Gottes ihrer Väter. (2. Chr 34,31-33)

Solch eine entschiedene Hinwendung zu Gott wünschte ich mir heute auch, und diese Hinwendung würde das Leben massiv zum Positiven verändern. Probleme, die gelöst werden müssen, gibt es ja zu Hauf. Das Geschehen rund um das Corona-Virus nimmt uns ganz und gar gefangen und versperrt den Blick auf die anderen Problemfelder, die ja nicht verschwunden sind: Umwelt und Klima, Energieversorgung, Nationalismus und radikale politische Positionen, Korruption, Unterdrückung der Meinungs- und Pressefreiheit, Handelskonflikte und kriegerische Auseinandersetzungen rund um den ganzen Globus und was ihnen sonst noch einfällt. 

An dieser Stelle komme ich, wie eingangs angekündigt, auf den Abschnitt aus dem Johannesevangelium zu sprechen, den wir vorhin hörten. Die jüdischen Gesprächspartner fordern von Jesus ein Zeichen, damit sie an ihn glauben. Gleichzeitig verweisen sie auf Mose, der ihnen bzw. den Vätern in der Wüste “Brot vom Himmels” gegeben habe. Jesus erwidert darauf: “Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.” Jesus wendet den Blick von der formalen Erfüllung der Religion auf das Zentrum, auf Gott: “Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.” Dieses Brot, das Leben verspricht, wollen die Menschen natürlich haben: “Herr, gib uns allezeit solches Brot.”

Wer jetzt Martin Luthers Erklärung zum Vaterunser kennt und speziell die zum “täglichen Brot”, der weiß, dass es nicht allein um des Brot geht, das wir beim Bäcker kaufen und das unseren leiblichen Hunger stillt. Martin Luther erklärt, was für ihn das “tägliche Brot” ist: “Alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.” 

Kann es sein, dass die vorhin genannten Probleme und Konflikte der Gegenwart auch daher rühren, dass Menschen das Gefühl haben, zu kurz zu kommen, nicht genug vom “täglichen Brot” abzubekommen, immer noch mehr haben zu wollen, ohne Rücksicht auf Verluste? Es gibt zu viele Menschen! Ich bekomme nicht genug!

Der Prophet Jesaja beschreibt eine Situation, in der Israel umkehren müsste, sich besinnen und Gott zuwenden: “Aber siehe da, lauter Freude und Wonne, Rindertöten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken: Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!” (Jes 22,13) Kommt ihnen das bekannt vor?

Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. - Oder anders ausgedrückt: Jesus will uns alles geben, was wir zum täglichen Leben brauchen wie
  • Essen, Trinken - das hält Leib und Seele zusammen, 
  • Kleider, Schuh - nützlich und bequem für die normalen Zeiten, auch mal ganz chic und modern, wenn wir ein Fest feiern, 
  • Haus, Hof, Acker, Vieh - das war die bäuerliche Gesellschaft, die Luther kannte, heute können wir an dieser Stelle auch von unserer Erwerbsarbeit sprechen, durch die wir dann
  • Geld und Gut haben, uns eine Wohnung mieten oder ein Haus bauen können, auch einkaufen oder in den Urlaub fahren
  • fromme Eheleute - respektvoll rechtschaffen gerecht vertrauensvoll ernst gläubig ehrfürchtig korrekt beherrscht tugendhaft sanft und liebevoll -, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, 
  • gut Wetter, Friede, Gesundheit, 
  • Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.”

Auch Christen brauchen natürlich, was Luther beschreibt und was zu unserem Leben heute dazugehört - und nehmen Sie auch Auto und Computer und andere Dinge des täglichen Gebrauchs dazu. Auch Christen sollen das durchaus haben. Aber sie werden sich bemühen, das alles nicht auf Kosten anderer zu besitzen. Das, was Gottes Erde uns bietet, muss  für alle reichen, wenn wir leben wollen. 

Bewusst diesen Glauben leben - und davon erzählen -, so können wir Menschen für Jesus gewinnen, so kann es eine Wende zu Gott nehmen, wie Israel sie bei Josia erleben konnte. Wenn dabei Jesus Christus Maßstab unseres Lebens ist, wird solch eine Hinwendung im Glauben nicht zu Lasten oder auf Kosten anderer Religionen gehen. Denn das hat Jesus uns auch ans Herz gelegt: Gott lieben von ganzem Herzen - und deinen Nächsten wie dich selbst. 

Fürbitten

zu den Fürbitten vgl. im Archiv der VELKD (Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirchen in Deutschland) das Gebet zum 7. Sonntag nach Trinitatis 2019 (https://www.velkd.de/gottesdienst/wochengebet.php#archiv)

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