10. April 2020
Gottesdienst als Podcast
Da wir im Augenblick nicht in unseren Kirchen zum Gottesdienst zusammenkommen können, wollen wir die uns verbleibenden Möglichkeiten nutzen, um miteinander über Gottes Wort nachzudenken. So ist hier wieder ein aufgezeichneter Gottesdienst zu sehen.Evangelisches Gesangbuch
Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Karfreitag unter der Nummer 954.30. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.
Wochenspruch:
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Joh 3, 16)Wochenlied:
O Haupt voll Blut und Wunden (EG 85)In einer fernen Zeit (Singt Jubilate 17)
Lieder im Gottesdienst
O Mensch, bewein dein Sünde groß (EG 76,1-2)Herzliebster Jesu (EG 81,1.2.5)
Evangelium: Joh 19, 16-30
Pilatus überantwortete Jesus, dass er gekreuzigt würde. 17 und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf hebräisch Golgatha. 18 Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. 19 Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden. 20 Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. 21 Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern, dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. 22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.23 Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand. Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. 24 Da sprachen sie untereinander: Laßt uns das nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Psalm 22,19): "Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen." Das taten die Soldaten.
25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. 26 Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! 27 Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
28 Danach, als Jesus wußte, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. 29 Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund. 30 Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.
Predigt Amos 9,1.11-15 - Das künftige Heil des Gottesvolkes
Wer meine Predigten in der Passionszeit verfolgt hat, weiß, dass ich seit Invocavit immer wieder über Texte aus dem Buch Amos gepredigt habe. Der Prophet Amos stammte aus dem Südreich Juda. Von Beruf war er Viehzüchter - hatte prinzipiell erst einmal keinen Verkündigungsauftrag. Gott aber berief Amos zum Propheten. Der konnte sich nicht wehren. “Der Löwe brüllt – wer fürchtet sich nicht? Der Herr, der mächtige Gott, redet – wer wird da nicht zum Propheten?”In Gottes Namen kritisierte Amos scharf, dass die sozialen Unterschiede in Israel immer stärker hervortraten und die ärmeren Bevölkerungsschichten ausgebeutet wurden. Für dieses Verhalten sagte Gott seinem Volk das Gericht an. Es ist erschreckend und faszinierend, wie aktuell die Botschaft des Propheten ist.
Bevor wir aus dem letzten Kapitel des Prophetenbuches heute am Karfreitag den Abschnitt hören, wo Amos von der Hoffnung für Israel sprechen durfte, rekapitulieren wir noch einmal seine Anklagepunkte. Ich denke, Ihnen wird es gehen wie mir. Immer wieder stehen einem Bilder und Ereignisse aus der Gegenwart vor Augen, wenn wir die biblische Botschaft hören.
- Invokavit: Menschen werden in die wirtschaftliche Abhängigkeit gebracht
Ihr verkauft ehrliche Leute als Sklaven, nur weil sie ihre Schulden nicht bezahlen können, ja ihr verkauft einen Armen schon, wenn er euch eine Kleinigkeit wie ein Paar Sandalen schuldet.
- Reminiscere: Israel ist unbelehrbar
Amos zählt in Gottes Namen auf, was in der Vergangenheit immer wieder passiert war: Hungersnot - Dürre - Mehltau und Kornbrand - Heuschreckenplagen - Pest - Untergang großer Städte und Metropolen - nur ein paar Menschen überlebten die Katastrophe ... »Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt«, sagt der Herr.
- Laetare: Wenn all das Unrecht nicht abgestellt wird, hat Gott auch keinen Gefallen am Gottesdienst.
21 Der Herr sagt: »Ich hasse eure Feste und kann eure Feiern nicht ausstehen. ... 23 Hört auf mit dem Geplärr eurer Lieder! Euer Harfengeklimper ist mir lästig! 24 Sorgt lieber dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen das Land erfüllen wie ein Strom, der nie austrocknet.«
- Judika: Geld, Geld Geld
Hört her, ihr Unterdrücker und Ausbeuter! Euer ganzes Tun zielt darauf ab, die Armen im Land zu ruinieren! 5 Ihr sagt: »Wann ist endlich das Neumondfest vorbei, wann ist endlich der Sabbat vorüber? Dann können wir unsere Speicher öffnen und Korn verkaufen ... 6 und sogar noch den Abfall mit Gewinn loswerden.«
Ja, das ist das Gericht, das Gott durch den Mund seines Propheten den Menschen ansagt, aber: Das von Amos beschriebene Verhalten - und erschreckend ist, dass wir unsere Gegenwart in diesen Worten wiedererkennen - dieses Verhalten der Menschen führt in den Untergang - es bedarf gar nicht der Strafe Gottes. Die Menschheit richtet sich selbst, weil sie gottlos - ohne Gott - lebt, weil sie somit auch nicht nach Gottes Willen fragt, weil nur die eigenen Interessen zählen.
Um die Folgen dieser Gottlosigkeit deutlich zu machen, stirbt der Sohn Gottes stellvertretend für uns, für die Menschheit. Sie fragen, wie das zu verstehen ist? Im Grunde genommen ganz einfach! Am letzten Sonntag hörten wir die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem. Er wurde von den Menschen als König begrüßt. Allerdings realisierte niemand, was diesen König kennzeichnete. Das war keineswegs Kampfeskraft und der politische Wille, sich durchzusetzen, nötigenfalls mit Gewalt. Dieser König zeichnete sich vielmehr aus durch Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Armut und Bescheidenheit und Demut: »Gott lieben von ganzem Herzen«, das war für ihn das höchste Gebot! Und das andere kam dem gleich: »Und deinen Nächsten wie dich selbst.«
Die weltlichen Machthaber, die römischen Besatzungstruppen mit dem Statthalter Pontius Pilatus und der jüdische König Herodes Antipas, die fühlten sich natürlich provoziert, weil da auf einmal ein anderer den Anspruch erhob, dass man ihm folgen solle. Das Volk fühlte sich später getäuscht, weil dieser König nicht zu den Waffen griff und den verhassten Feind aus dem Land trieb.
Und dann passierte noch etwas. Im Tempel gab es einen Aufruhr, weil das geschäftliche Treiben der Händler und Geldwechsler Jesus ein Greuel war. Ihn packte ein heiliger Zorn und er warf Tische und Bänke um und störte die einträglichen Geschäfte erheblich: »Mein Haus soll ein Bethaus sein, ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!«
Was dann kam, ereignete sich in der Geschichte immer wieder, und das ist bis heute für diejenigen, gegen die es sich richtet, immer tödlich: Religiöse und weltliche Machthaber gingen eine unheilige Allianz ein. Der Unruhestifter musste verschwinden. Da war jedes Mittel recht, auch Mord. Danach konnte man wieder zur gewohnten Tagesordnung übergehen - das war das Kalkül! Jetzt aber sollte jeder wissen: Wir lassen uns nicht reinreden!
Doch, es wurde ihnen hinein geredet! Gott ließ sich das Wort nicht verbieten. Wer es glauben kann, der weiß, dass Gott den König der Juden, Jesus von Nazareth, seinen eingeborenen Sohn, dass er den am dritten Tage von den Toten auferweckte. Und damit wurde auch klar, wie diese Welt bestehen kann, nämlich in Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Armut - sagen wir heute: Bescheidenheit - und Demut!
Amos hatte vom Gericht Gottes gesprochen. Das taten nach ihm auch die vielen anderen Propheten, die Gott seinem Volk sandte. Unter ihnen war auch Hesekiel, mehr als 200 Jahre nach Amos. Hesekiel wusste vom Untergang Israels und Judas. In der babylonischen Gefangenschaft, nach der großen Katastrophe des Untergangs, nach der Zerstörung des Tempels und nach der Deportation in das ferne Babylon, wo die Israeliten mit Fronarbeit ihre Kriegsschuld bezahlen mussten, da durfte Hesekiel seinem Volk Hoffnung geben: »So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?« (Hes 33,11)
Genauso war es aber auch bei Amos. Ganz am Ende seines Buches, mit den letzten Versen, durfte Amos seinem Volk sagen, dass Gott Israels Leben und nicht den Tod will. Durch den Mund seines Propheten sagt Gott seinem Volk: »Es kommt der Tag, an dem ich die verfallene Hütte Davids wieder aufrichten werde. Ich maure die Risse zu und ziehe die eingestürzten Mauern hoch, sodass das Haus Davids in alter Pracht wieder ersteht.«
Wir müssen wählen. Auf der einen Seite steht der Tod. Er gaukelt uns vor, dass wir es nur wollen müssen, dann bekämen wir, was das Herz begehrt und könnten in Freuden leben. Am Ende stehen wir aber mit leeren Händen da, weil wir nichts festhalten können. Auf der anderen Seite steht Gott. Der fordert uns auf: Kehrt um, seid gerecht und hilfsbereit, bescheiden und demütig. Sorgt dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen die Welt erfüllen und niemals versiegen. Dann werdet ihr leben - und wenn auch wir einst sterben, sterben wir im Frieden, im Frieden mit Gott, im Frieden mit uns selbst, im Frieden mit der Welt.
Für den ersten Weg steht das Kreuz Jesu auf Golgatha, für den zweiten die Auferstehung Ostern und das letzte Bild aus dem Propheten Amos: »13 Es kommt eine Zeit - sagt der Herr -, da werden die Schnitter schon zur Ernte antreten, kaum dass die Pflüger ihre Arbeit beendet haben, und an die Weinlese schließt sich sogleich die nächste Aussaat. Es wird so viele Trauben geben, dass ihr Saft die Berge und Hügel herabfließt. 14 Dann werde ich für mein Volk alles wieder zum Guten wenden. ...«
Das sagt der Herr, euer Gott, das sagt er damals, das sagt er heute, auch am Karfreitag!
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