Donnerstag, 9. April 2020

Gründonnerstag - Einsetzung des Abendmahl und Verhaftung

09. April 2020

Seit dem 29. März werden auf dem Youtube-Kanal "Meppen mag dich" ökumensiche Gottesdienste gestreamt. Heute am Gründonnerstag gestalteten Pastor Wellbrock von der katholische St. Paulus-Kirche hier in Meppen und ich den Gottesdienst gemeinsam. Ich bette das Video zunächst einmal ein.


Lieder für den Gottesdienst: 

- Gott liebt diese Welt (GL 464, 1-3+5 - EG 409, 1-3+5)
- Wenn das Brot das wir teilen (GL 470,1-5)
- Liebe ist nicht nur ein Wort (EG 613,1-3)
- Im Frieden dein, o Herre mein (GL 261, 1-3, EG 222, 1-3)

Lesung 1 Kor 11,23-26

Schwestern und Brüder!
Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe:
Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot,
sprach das Dankgebet, brach das Brot
und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!
Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch
und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut.
Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!
Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt,
verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Predigt über Joh 13,1-15

Es tat gut, in der biblischen Lesung die Worte des Apostel Paulus zu hören. Der gibt seiner Gemeinde in Korinth, und damit auch uns, die Einsetzungsworte zum Abendmahls bzw. zur Eucharistie weiter, die er von Jesus selbst empfangen hat. An diesen Worten orientieren wir uns in unseren Kirchen, wenn wir das Mahl des Herrn einsetzen. Deshalb haben Pastor Wellbrock und ich auch unsere Abendmahlsgeräte mitgebracht, Pastor Wellbrock das von seiner Primiz, ich habe das Tongeschirr dabei, das wir heute Abend verwendet hätten, wenn wir zum Tischabendmahl hätten zusammenkommen können.

Screenshot
Vielen Menschen ist gerade der Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag ganz wichtig. Ein letzte Mal feierte Jesus mit seinen Jüngern das Passamahl und setzte dabei für uns das Abendmahl ein: Das tut zu meinem Gedächtnis.

Heute haben wir die Abendmahlsgeräte nur zur Ansicht mitgebracht. Der Mangel schmerzt. Aber wir müssen - und können das aushalten. Jesus selbst hat ja gesagt, dass er nach dem heutigen Tag das Mahl erst wieder im Reich seines Vaters feiern wird. So lange müssen wir nicht warten. Wenn es die Umstände erlauben, werden wir wieder in den Kirchen zu den Gottesdiensten und den Mahlfeiern zusammenkommen.

Der Gründonnerstag hält uns aber nicht allein den Mangel vor Augen. Neben dem Bericht von der Mahlfeier gehört eine weitere Erzählung zu diesem Tag. Die beschriebenen Zeichenhandlung spricht in dieser gegenwärtigen Zeit vielleicht noch deutlicher zu uns als das vertraute Brot und der bekannte Kelch.

Ich habe eine Waschschüssel mitgebracht, dazu Wasser in Wasserkocher, Seife und ein Handtuch. Es sind Gegenstände aus dem Alltag. Ich denke, die meisten von Ihnen werden die Geschichte kennen, die hinter diesen Gegenständen steht. Nach der Mahlzeit nimmt Jesus eine Schüssel und wäscht seinen Jüngern die Füße.

Sreenshot
Wie gut, dass wir zu Hause sind, wird jetzt der eine oder die andere von Ihnen denken. Zu mir kann er nicht kommen und mich auffordern, die Schuhe und die Strümpfe auszuziehen, um mir die Füße zu waschen. Das mögen wir nicht, dass jemand anderes uns an die Füße geht. Das ist uns unangenehm. An meine Füße lasse ich niemanden dran. So war das ja auch in der biblischen Geschichte bei Petrus.

Ich lasse jetzt mal das Gespräch aus, das Jesus an dieser Stelle mit Petrus und den anderen Jüngern führte. Ich nähere mich von der ganz praktischen Seite der Geschichte. Die älteren unter den Gottesdienstteilnehmern werden vielleicht denken: Komm erst mal in unser Alter, dann weißt du, wie gut die Fußpflege tut. Und die vielen Patienten in den Krankenhäusern - egal ob sie am Corona-Virus erkrankt sind oder ob sie sich aus anderen Gründen in ärztliche Behandlung begeben mussten - diese Menschen werden dankbar sein, wenn sich jemand ihrer Pflege annimmt.

In solchen Situationen, in denen wir uns selbst nicht helfen können, sind wir auf die Zuwendung anderer angewiesen. Auch wenn wir in diesen Tagen manches erleben, worüber wir nur den Kopf schütteln können - Hamsterkäufe sind das Harmloseste. Missachtung der Hygieneempfehlungen und dann fahrlässige Nähe zu anderen Menschen, die in der Folge mit dem Virus infiziert werden, das steht schon auf einem anderen Blatt. Und Anfeindungen, denen Pflegekräfte mancherorts ausgesetzt sind - eine Krankenschwester aus Frankreich berichtete, dass Nachbarn sie aufgefordert hätten, die Türklinken nicht mehr zu berühren, oder besser noch: vorübergehend woanders zu wohnen - so etwas geht gar nicht.

Neben diesen unschönen Dingen gibt es viele gute Zeichen des Miteinanders: Einkaufshilfen, Anrufe bei denen, die wir im Augenblick nicht besuchen dürfen. Dank und Anerkennung für den Dienst in den Krankenhäusern, Einsatz Sanitäter, Feuerwehr, Polizeikräfte. Und auch wenn die Politiker das eine oder andere Mal mit ihren Maßnahmen übers Ziel hinausschießen, im großen und ganzen bemühen sie sich, unser Land gut durch die Krise zu steuern. Gottesdienste und Andachten in den verschiedensten Formen, was immer möglich ist. All das sind ermutigende Zeichen.

Noch einmal zurück zur biblischen Geschichte. Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, sagte er ihnen:

Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Wenn die Corona Krise überwunden ist, dann dürfen wir nicht einfach zur Tagesordnung wieder übergehen. Diese Krise führt uns jetzt eklatant die Schwachstellen unseres Lebensstils vor Augen - und das weltweit. Wenn alles nur auf Gewinnoptimierung ausgerichtet ist, dann brechen in einer Krise, wie wir sie jetzt erleben, gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen wie ein Kartenhaus zusammen. Wenn wir hier nicht ansetzen und neue Wege für unser Leben, eben auch für die Wirtschaft und die Politik suchen, dann steht die nächste Katastrophe schon vor der Tür, die uns dann noch ärger treffen kann als diese.

Dass solch eine Besinnung nicht selbstverständlich ist, zeigt uns die biblische Geschichte immer wieder. Gott redet seinen Menschen ins Gewissen - und die gehen ihre eigenen Wege. Am deutlichsten wird das am morgigen Karfreitag. Eigentlich hatten die Menschen von diesem Jesus aus Nazareth nur Gutes gehört: Er hatte Menschen geholfen, er hatte Kranke geheilt und sogar Tote zum Leben erweckt, er hatte gesellschaftliche Brüche überbrückt und Menschen zusammengebracht, die sonst niemals zusammen gewesen wären, er hatte von Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft und Demut nicht nur gepredigt, er hatte das alles auch gelebt. Gott lieben von ganzem Herzen, das war für ihn das höchste Gebot, und den Nächsten wie dich selbst.

Und trotzdem haben sie ihn ans Kreuz geschlagen. Politische und religiöse Kräfte waren nicht bereit, die neuen Wege zu gehen. Und auch das Volk, das Jesus am Palmsonntag noch als König gefeiert hatte, wandte sich enttäuscht ab, weil keinen schnellen Erfolge zu sehen waren. Karfreitag forderte der Mob der Straße von Pontius Pilatus: Kreuzige ihn!

Doch das war nicht das Ende. Wer es glauben kann, der weiß und der vertraut darauf, dass Gott den König der Juden, Jesus von Nazareth, seinen eingeborenen Sohn, dass er den am dritten Tage von den Toten auferweckte. Und damit wurde auch klar, wie diese Welt bestehen kann, nämlich in Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft und Demut!

Jesus: “Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.” Tun wir das, fangen wir an umzudenken!

Noch einmal zurück zu unseren Abendmahlsgeräten, die in den gottesdienstlichen Raum, in unsere Kirchen gehören. In dem Moment, in dem wir es verantworten können, werden wir in unseren Gottesdiensten mit Freuden und Dankbarkeit das Brot und den Wein bzw. den Traubensaft zu teilen. Bis dahin müssen wir uns noch eine kleine Weile gedulden.

Aber wir dürfen sicher sein, dass Gott uns auch jetzt in dieser Zeit nicht verlassen hat. Wenn wir uns im Gebet an unseren himmlischen Vater wenden, dann hört er uns zu. Im Gleichnis vom bittenden Freund sagt Jesus: "Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan." (Mt 7,7) Und dem Vater des epileptischen Jungen sagt er: "Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt." (Mk 9,23)

Allerdings, auch das gehört dazu: Gott geht nicht immer die Wege mit uns, die wir uns wünschen. Deshalb hat Jesus heute Abend im Garten Gethsemane Gott zwar gebeten, dass der den bitteren Kelch des Leidens an ihm vorübergehen ließe - aber nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille (Mt 26,42).

Dieses Gebet hat seinen guten Ort in unseren Kirchen - da werden wir zu gegebener Zeit auch wieder zusammenkommen. Bis dahin wenden wir uns in unseren Familien - oder auch im stillen Kämmerlein - an unseren Vater im Himmel. Der hört uns zu, der steht zu uns, der geht mit.

Amen.

Gottesdienste im Live-Stream auf "Meppen mag dich"

Karfreitag - 11.30 Uhr
Ostersonntag - 11.30 Uhr

Gottesdienste als Podcast 

hier in diesem Blog und auf der Internetseite unserer Gustav-Adolf-Kirchengemeinde zu den Feiertagen.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Gründonnerstag unter der Nummer 954.29. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochenspruch:
Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Gott. (Ps 111, 4)

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