Dienstag, 1. Oktober 2019

Erntedankfest

6. Oktober 2019


In diesem Jahr feierten wir zum Erntedankfest einen Abendmahlsgottesdienst mit kleinen und großen Leuten! Alle waren herzlich eingeladen. Frau Diakonin Hofmann und ihr Team hatten einen schönen Familiengottesdienst vorbereitet.

Nachfolgend gebe ich die Predigt von Frau Hofmann wieder. Sie legt die Geschichte von der Heilung der "Zehn Aussätzigen" aus.

Die zehn Aussätzigen Lk 17,11-19

11 Und es begab sich, als er nach Jerusalem wanderte, dass er durch das Gebiet zwischen Samarien und Galiläa zog. 12 Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer; die standen von ferne 13 und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! 14 Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, als sie hingingen, da wurden sie rein. 15 Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme 16 und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. 17 Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? 18 Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde? 19 Und er sprach zu ihm: Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen.

Die nachfolgenden Zeichnungen zum "Familiendialog", mit dem sie die Predigt begann, stammen von Frau Hofmann.

Zeichnung Maike R. Hofmann
Mama: „Hallo Kim, kannst du bitte mal beim Tischdecken helfen?“

Zeichnung Maike R. Hofmann
Kim: „Wieso ich?“
Mama: „Darum … komm, doch bitte.“
Kim (unwillig): „Soll doch Torben helfen …“
Mama: „Der hat schon die Wäsche gemacht … erheb dich.“
Kim: „Und Papa?“
Mama: „Papa hat Spätschicht.“
Kim: „Ich will nichts essen.“
Mama: „Okay … dann nicht.“

Zeichnung Maike R. Hofmann
Torben: „Ah, was gibt’s?“
Mama: „Hallo erstmal … Brote.“ (kampflustig): „Wieso?“
Torben: „Nur so - lass mal. Ich hol mir nachher mit den Jungs ´n Döner.“
Mama: „Ach, und ich ... ich darf jetzt hier allein essen, was?“

Zeichnung Maike R. Hofmann
Mama (spricht vor sich hin): „So ist Familie? Wirklich? Um jedes bisschen Arbeit diskutieren? Kein Dank fürs Brote schmieren? Fürs Waschen? Fürs Mitdenken? Ach, überhaupt - ist es denn gar nicht wichtig, zusammen zu sein? Sich zuzuhören? Ich vermisse das so. Meine Oma hat jeden Abend Stullen geschmiert und Gott voller Freude gedankt, bevor sich alle auf die Brote gestürzt haben. Aber wir zicken nur rum. Was läuft hier falsch?”

<><><><><>

„Nie wieder, nie wieder lasse ich mich auf ein solches Spiel ein. Ich mach mich doch nicht zum Hampelmann. Ich bin doch nicht der Automat der Nation: Eine Bitte oben rein, und schon kommt die Heilung raus. Ich lass mir das einfach nicht mehr gefallen. Was ist das denn für eine Ausbeute: 10% der Geheilten kommen nur zurück, um wenigstens Danke zu sagen. Das ist doch wohl das Mindeste. Aber satt werden kann ich davon auch nicht. Wer erstattet mir meine Auslagen? Die Fahrtkosten? Die Ausbildung und Ausrüstung?“ 

Jesus hat nicht so reagiert nach der Heilung der zehn Aussätzigen.

Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der sehr genau gerechnet wird. Da wird nach den Kosten gefragt und wer sie trägt. Da werden Einzelaufstellungen der Aufwendungen erstellt, und jedes Detail wird aufmerksam durchkalkuliert.

„Es wird dir nichts geschenkt, also hast du auch nichts zu verschenken“, nach der Devise wird heutzutage gerechnet, gelebt und oft auch erzogen.

Bei Jesus war es anders. Jesus lebte und handelte nicht nach den Prinzipien von Wert und Gegenwert. Von lohnt sich und lohnt sich nicht. Er handelte nicht nach der Frage: „Was bringt es mir, wenn ich dir etwas gebe?“

Linke Seite der Miniatur Cleansing of the ten lepers aus dem Codex Aureus Epternacensis
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:CodexAureus_Cleansing_of_the_ten_lepers.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b6/CodexAureus_Cleansing_of_the_ten_lepers.jpg
Codex Aureus Epternacensis [Public domain]
Als Jesus mal wieder auf dem Weg nach Jerusalem war, sah er vor einem Dorf zehn Männer, die eine tödliche, sehr ansteckende Krankheit hatten. Deswegen waren sie ausgestoßen und durften nicht ins Dorf gehen und keinen Kontakt mehr zu gesunden Menschen haben.

Diese zehn Aussätzigen, so nannte man die Kranken, baten ihn um Hilfe, sie riefen von weitem “Jesus, unser Meister, erbarm dich unser!”

Und - was hat Jesus getan?

Hat er gesagt: “Ach, ich bin grad auch dem Weg nach Jerusalem.” Jesus wusste, was ihn dort erwartete: Der Tod am Kreuz. Er hatte eine geringere Lebenserwartung als die Aussätzigen: Noch ein paar Wochen. Also hätte er sagen können: „Passt jetzt grad nicht. Ich muss selbst sehen, wie ich die kommenden Wochen schaffe. Da kann ich mich nicht noch um euch kümmern.“

Oder hat Jesus überlegt “Was bringt es mir, wenn ich helfe?”

Oder “Warum immer ich? Ich hab doch schon gestern geholfen!”

Nein, Jesus sah ihre Not - und handelt. Er sagte “Geht hin und zeigt euch den Priestern!” Die waren nämlich zuständig festzustellen, ob jemand von einer ansteckenden Krankheit befallen oder wieder geheilt war. Eine Art Gesundheitsbehörde. „Geht hin und zeigt euch den Priestern.“

Die 10 Aussätzigen machen sich auf den Weg und erleben, dass es geschieht: „Es geschah, während sie hingingen, dass sie rein wurden.“

Rechte Seite der Miniatur Cleansing of the ten lepers aus dem Codex Aureus Epternacensis
Fundort s.o.
Hier sehen wir die Männer ohne ihre Krankheit. Sie sind geheilt. Sie sind nur noch knapp zu sehen. Neun von ihnen drängen sich von Jesus weg zum Bild hinaus.

„Einer von ihnen lobte Gott mit lauter Stimme und fiel aufs Angesicht vor Jesu Füße, und dankte ihm.“

Danke.

Wie wichtig ist es, sich zu bedanken, dankbar zu sein. Wer sich bei einem anderen Menschen bedankt, der erkennt immer auch dessen Einsatz an. Danken ist ein Stück Wertschätzung.

Ich bin mir sicher, wir alle haben unendlich viel, für das wir dankbar sein können und es hoffentlich auch sind!

Wir haben hier kleine Klebezettelchen, auf die Sie und Ihr bitte alles aufschreibt oder malt, wofür Ihr dankbar seid. Das können ruhig ein paar mehr Zettel werden, also nicht 10 Sachen auf einen Zettel quetschen sondern bitte 10 Zettel nehmen. Diese Zettelchen kleben wir dann gleich auf unsere DANK-Buchstaben - auf dass sie gleich voll beklebt sind!

Zettel-Aufschreib/mal-Dank-Aktion

Danke - wir haben jede Menge Gründe, dankbar zu sein! Und können es auch sagen. So wie der eine, der zu Jesus kam und aus tiefstem Herzen Danke sagte.

s.o.
Jesus fragte: “Sind nicht 10 rein geworden? Wo sind die übrigen neun?“

Ja, wo sind die anderen? Phantasieren wir: Der erste sitzt zu Hause und trinkt Kaffee mit seiner Familie. „Jetzt bin ich endlich gesund und kann wieder bei der Familie sein. Bedanken kann ich mich dann später.“

Der zweite konnte endlich wieder einmal in ein Konzert. „Endlich wieder einmal etwas Kultur genießen. Bedanken kann ich mich dann später.“

Der dritte war völlig überzeugt von sich selbst und sagte: „Wie hat doch dieser Rabbi aus Nazareth meine Selbstheilungskräfte gestärkt! Was doch so alles in mir steckt. Da brauch ich mich zu bedanken.“

Und so geht es weiter bis zum neunten. Der lag im Bett. Er war fest entschlossen sich am nächsten Morgen bei Jesus zu bedanken. Aber leider hatte er vergessen, den Wecker zu stellen und verschlafen.

Sie nahmen die Gabe entgegen und verachteten den Geber durch ihre Undankbarkeit.

Diese neun Männer sind der traurige Beweis, dass man Gott erleben und erfahren kann und trotzdem ohne ihn durchs Leben geht. „Ich würde ja an Gott glauben, wenn er mir einen Beweis gäbe, dass es ihn gibt.“ Höre ich manchmal.

Miniatur Cleansing of the ten lepers aus dem Codex Aureus Epternacensis
Fundort s.o.
Wirklich? Die neun ehemals Aussätzigen sind für mich der Beweis: Man kann Gottes Kraft erleben, aber dennoch nicht an Gott glauben.

10 Männer wurden geheilt. Neun von ihnen reichte es, dass ihre Haut heil war. Es ging ihnen nicht weiter unter die Haut.

Nur einer von den zehn Männern hat begriffen, dass es bei Jesus um mehr als um die körperliche Heilung geht.

Er ist umgekehrt und hat Jesus gedankt. Er fiel auf sein Angesicht und dankte ihm.

Er ist umgekehrt - „Umkehren“ heißt in der Bibel: Eine neue Richtung einschlagen.

Dieser Mann erlebt eine völlige Veränderung, eine neue Richtung. Er erlebt die Heilung seines Körpers und sieht darin ein großes Geschenk. Dieser Mann fällt nicht vor Jesus auf die Knie, weil es sich so gehört. Dieser Mann hat gespürt, dass Jesus sein Leben komplett verändert und bereichert hat.

Und so kann Jesus zu ihm sagen: “Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“

„Erst in dem einer dankt, erhebt er den Blick von der Gabe zum Geber.“ (H. Gollwitzer).

Genauso ist das Erntedankfest zu verstehen - nicht nur ein Fest der Dankbarkeit für das Korn, das Brot, das Trinken, das Dach über dem Kopf. Dieses Fest will uns den Blick zu Gott hin weiten - von der Gabe zum Geber.

Ich überdenke mein Leben, mein Handeln. An manchen Stellen merke ich, dass ich vielleicht auch mal umkehren sollte. Den Blick für meine Mitmenschen wiederentdecken, Hilfe geben, wo sie benötigt wird, Lächeln und Freude einfach verschenken, dankbar sein für “Selbstverständlichkeiten” und dies auch äußern.

Wenn wir uns die Situation vom Anfang vorstellen, wie hätte der Abend in der Familie wohl dann verlaufen können?

Eine Möglichkeit! - Zeichnung Maike R. Hofmann
Denken wir einfach öfters mal an: Please make a U-turn if possible. - Wenn möglich, bitte wenden - nicht nur im Auto.

Amen.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen