Sonntag, 23. April 2017

Miserikordias Domini

30. April 2017


An diesem Sonntag stehen 3 Punkte an:
  1. Kurze Erläuterungen zum Stand der Umbaumaßnahmen in der Kirche
  2. Gottesdienst
  3. Orgelkonzert mit Werken von Johann Sebastian Bach
Nach dem Wochenende 06./07. Mai, an dem wir die Konfirmationen feiern, wird die Kirche wegen der Umbaumaßnahmen geschlossen. Für die Gottesdienstgemeinde ist der 30.04. die letzte Möglichkeit, sich einen Überblick zu verschaffen, wie die Kirche nach den Baumaßnahmen höchstwahrscheinlich aussehen wird. Dazu werden in der Kirche auch Modelle vom neuen Altar, von der Kanzel und vom Lesepult stehen.

Der Gottesdienst ist geprägt durch das Bild vom "Guten Hirten". Im Alten Testament wird Gott mit diesem Bild identifiziert, im Neuen Testament bezieht Jesus nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums dieses Bild auf sich selbst: "Ich bin der gute Hirte ..." (vgl. auch den Wochenspruch). Wie Gott das Treiben der weltlichen Hirten betrachtet (vgl. dazu den Predigttext aus vom Propheten Hesekiel) wird Thema der Predigt sein.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AMeister_des_Mausoleums_der_Galla_Placidia_in_Ravenna_002.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b4/Meister_des_Mausoleums_der_Galla_Placidia_in_Ravenna_002.jpg
By Meister des Mausoleums der Galla Placidia in Ravenna [Public domain], via Wikimedia Commons

Unter dem Titel "Bach in Meppen 2017" bietet der Kantor und Organist Balthasar Baumgartner (röm.-kath. Propstei-Kirche St. Vitus in Meppen) im Reformationsjahr 2017 mehr oder weniger wöchentlich ein Konzert mit Werken von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) dar. Da "Bachs (geistliches) Werk oft auf dem Werken Martin Luthers fußt", wie Baumgartner im Programm zur Konzertreihe schreibt, erscheint es dem Musiker "im Jahr des Reformations-Jubiläums „500 Jahre Reformation“ ... besonders interessant, sich auf eine musikalische Entdeckungsreise durch das Werk des großen Kirchenmusikers der Reformation, Johann Sebastian Bach, zu begeben".

Johann Sebastian Bach - Ölgemälde von Elias Gottlob Haußmann - 1748
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AJohann_Sebastian_Bach.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6a/Johann_Sebastian_Bach.jpg
Elias Gottlob Haussmann [Public domain], via Wikimedia Commons

Am 30. April wird Baumgartner unter der Überschrift „Christ ist erstanden“ den 16. Teil seiner Konzertreihe in der Gustav-Adolf-Kirche zu Gehör bringen. 
  • Sonate Nr. 6 in G-Dur (BWV 530) 
  • Choralbearbeitungen über „Christ ist erstanden“ (BWV 627, 746) 
  • „Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ“ (BWV 649) 
  • Präludium und Fuge in C-Dur (BWV 545)
Gottesdienstbesucher und alle, die dazu kommen wollen, dürfen sich auf einen musikalischen Ohrenschmaus freuen. Das Konzert beginnt wie üblich um 11.15 Uhr. Zuvor wird Baumgartner auch im Gottesdienst die Orgel spielen. 

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Miserikordias Domini unter der Nummer 954.35. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Jesus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. (Joh 10, 11a. 27-28a)

Wochenlied:

Der Herr ist mein getreuer Hirt (EG 274 - auch in Rev. 2014)
Rev. 2014: Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
Rev. 2014: Stimme, die Stein zerbricht (Singt Jubilate 149)

Lieder im Gottesdienst

EG 100 - Wir wollen alle fröhlich sein (1.2.4)
EG 711 - Psalm 23
EG 184 - Wir glauben Gott im höchsten Thron
EG 274 - Der Herr ist mein getreuer Hirt
EG 116 - Er ist erstanden (1.4.5)

Psalm 23 - Der gute Hirte (EG 711)

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Epistel: 1. Petr 2, 21b-25

Die Epistel wird in diesem Gottesdienst nicht gelesen.

21b Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; 22 er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; 23 der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet; 24 der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. 25 Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

Evangelium: Joh 10, 11-16 (27-30)

Jesus Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe. 12 Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie -, 13 denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. 14 Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, 15 wie mich mein Vater kennt, und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. 16 Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muß ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.

27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; 28 und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. 29 Mein Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen. 30 Ich und der Vater sind eins.

Predigttext: Hes 34, 1-7.10.11-24

Der Prophet Hesekiel richtet an die Hirten Israels das Gerichtswort Gottes: “Wehe den Hirten Israels!” Die Frage, wer mit dem Bild des Hirten gemeint ist, erschließt sich im Blick auf die Verse 23 und 24, wo Gott spricht: "Und ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David. Der wird sie weiden und soll ihr Hirte sein, und ich, der HERR, will ihr Gott sein. Und mein Knecht David soll der Fürst unter ihnen sein; das sage ich, der HERR." Gemeint sind mit den Hirten somit in erster Linie die Könige Israels, Politiker und Fürsten, die ihren von Gott gegebenen Auftrag verfehlen, die nur an ihr eigenes und nicht an das Wohl des Volkes denken. - Wenn Bibelleser und Predigthörer bei dem Gerichtswort Gottes Parallelen zur Gegenwart ziehen - Politik, Wirtschaft, Kirche -, trifft das die Intention der biblischen Botschaft. Hören wir zunächst den Propheten Hesekiel:
Und des HERRN Wort geschah zu mir: 2 Du Menschenkind, weissage gegen die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?
3 Aber ihr eßt das Fett und kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete, aber die Schafe wollt ihr nicht weiden. 4 Das Schwache stärkt ihr nicht, und das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück und das Verlorene sucht ihr nicht; das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt. 5 Und meine Schafe sind zerstreut, weil sie keinen Hirten haben, und sind allen wilden Tieren zum Fraß geworden und zerstreut. 6 Sie irren umher auf allen Bergen und auf allen hohen Hügeln und sind über das ganze Land zerstreut, und niemand ist da, der nach ihnen fragt oder auf sie achtet.

7 Darum hört, ihr Hirten, des HERRN Wort! … 10 So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen.
In der letzten Konsequenz will Gott sich selbst seiner Schafe annehmen. Das bedeutet aber nicht, dass die Schafe selbst ausgenommen sind vom Gericht Gottes, wie es Vers 17 zeigt: "Aber zu euch, meine Herde, spricht Gott der HERR: Siehe, ich will richten zwischen Schaf und Schaf und Widdern und Böcken." - Somit darf der Blick nicht allein auf die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft und Kirche gerichtet sein. Auch das eigene Verhalten ist mit zu bedenken gemäß dem Sprichwort: "Wenn du mit einem Finger auf einen anderen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst." Hören wir noch einmal den Propheten Hesekiel:
11 Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. 12 Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war. ... 15 Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen, spricht Gott der HERR. 16 Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist.

17 Aber zu euch, meine Herde, spricht Gott der HERR: Siehe, ich will richten zwischen Schaf und Schaf und Widdern und Böcken ..., ich will selbst richten zwischen den fetten und den mageren Schafen; 21 weil ihr mit Seite und Schulter drängtet und die Schwachen von euch stießt mit euren Hörnern, bis ihr sie alle hinausgetrieben hattet, 22 will ich meiner Herde helfen, dass sie nicht mehr zum Raub werden soll

23 Und ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David. Der wird sie weiden und soll ihr Hirte sein, 24 und ich, der HERR, will ihr Gott sein. Und mein Knecht David soll der Fürst unter ihnen sein; das sage ich, der HERR. 
Wenn Jesus nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums das Bild des Hirten auf sich bezieht “Ich bin der gute Hirte”, wenn er für sich in Anspruch nimmt, der vom Propheten Hesekiel angekündigte Hirte Gottes zu sein, dann ist das für unsere Ohren etwas Selbstverständliches - Jesus ist doch Gottes Sohn und somit doch auch der Gute Hirte, das haben wir gelernt, das kennen wir - für die Zuhörer damals war das aber eine Provokation und Herausforderung. Das, was die Heiligen Schriften von Gott sagen, das bezieht ein Mensch auf sich. In den Versen, die dem Evangelium folgen, wird Jesus der Gotteslästerung bezichtigt. - Diesen Gedanken werden wir nicht heute nicht weiter verfolgen, weil er die Gedanken in eine andere Richtung lenkt.

Die Frage ist vielmehr: Wenn es denn so ist, dass Gott der gute Hirte ist, dass Jesus der gute Hirte ist, wenn der sagt, dass die Seinen ihn kennen, dass sie seine Stimme hören und ihm folgen, warum sieht es dann im Augenblick so schlimm in unserer Welt aus, warum haben wir den Eindruck, dass die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Kirche das Schwache nicht stärken, und das Kranke nicht heilen, das Verwundete nicht verbinden, das Verirrte nicht zurück holen und das Verlorene nicht suchen? Warum drängen die Schafe untereinander mit der Seite und der Schulter und stoßen die Schwachen, bis sie alle hinausgetrieben sind? Warum?

Solange wir nur hören - Gott ist der Hirte - Jesus ist der Hirte - solange wir lapidar feststellen, das ist eine gute Botschaft, so lange in unserem Land Menschen von christlichen Werten schwafeln, die verteidigt werden müssen, und dann nach ganz anderen Maßstäben handeln, so lange passiert überhaupt nichts. Erst in dem Augenblick, in dem Menschen anfangen zu reden, nein, in dem Augenblick, in dem Menschen anfangen zu beten “Der Herr ist mein Hirte …” “Der Herr weidet mich auf einer grünen Aue ...” “Der Herr führet mich zum frischen Wasser ...” erst wenn wir die Botschaft des Propheten und die Worte Jesu auf uns beziehen und dann auch danach leben und handeln, erst in diesem Augenblick wird sich etwas verändern. 

Die, die ein Hirtenamt haben, werden versuchen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, sie werden nach Gottes Willen fragen oder wie es im Psalm heißt, “auf rechter Straße um Gottes Namen willen” gehen. Die, die geführt werden, die sich führen lassen, werden erkennen, dass es auch in dunklen Tälern Hilfe gibt, weil Gott da ist, weil Menschen da sind, die zur Seite stehen, die einander helfen, weil das in Gottes Augen gut und richtig ist. 

Wohin solch ein Leben führt, sagt der 23. Psalm in seinem letzten Vers: “Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang …” das wäre es, was unsere Welt wieder ein Stück lebenswerter machte. “... und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar”, hier im Gottesdienst könnten wir Kraft schöpfen für den Weg, der vor uns liegt.

Amen.

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