Samstag, 15. April 2017

Ostern

16. April 2017


Den Ostersonntag beginnen wir morgens um 6.00 Uhr in der dunklen Gustav-Adolf-Kirche. Wir tragen die Osterkerze hinein, von der dann alle ihr Licht empfangen. Nach einem ausgiebigen Osterfrühstück versammeln wir uns noch einmal um 10.00 Uhr zum Festgottesdienst in der Kirche.

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Ostermorgen bzw. zur Osternacht unter der Nummer 954.31, zum traditionellen Festgottesdienst unter 954.32. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offb 1, 18)

Wochenlied:

Christ ist erstanden (EG 99)

Lieder um 6.00 Uhr:

  • Wir danken dir, Herr Jesu Christ
  • Ich bin getauft auf deinen Namen
  • Der schöne Ostertag
  • Er ist erstanden, Halleluja

Lieder um 10.00 Uhr:

  • Erschienen ist der herrlich Tag - EG 106,1-3
  • Psalm 8 - EG 705
  • Wach auf, mein Herz - EG 114,1.3.5
  • Der schöne Ostertag EG 117,1-3
  • Auf auf mein Herz mit Freuden EG 112,1-3
  • Christus ist opstahn EG 551,1-2
  • Gelobt sei Gott im Höchsten Thron EG 103,1-6
  • Wir wollen alle fröhlich sein EG 100,1-5

Gottesdienst am Ostermorgen um 6.00 Uhr

Morgens um 6.00 Uhr hören wir das Osterevangelium in der Version des Evangelisten Matthäus 28,1-10:
Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.

Aber der Engel sprach zu den Frauen: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.“

Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: „Seid gegrüßt!“ Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: dort werden sie mich sehen.
Predigt

Da wir auch eine Taufe im Gottesdienst feiern, bietet sich als Predigttext der Abschnitt aus dem 6. Kapitel des Römerbriefes an, wo Paulus Taufe, Tod und Auferstehung miteinander in Verbindung bringt.

Gottes Geschenk: Leben und Freiheit!

Zu den Versen  11 und 12 - So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus. So lasst nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, und leistet seinen Begierden keinen Gehorsam. - fielen mir die Zehn Gebote in der Deutung von Ernst Lange ein. Der Theologe verstand die Gebote unter dem Vorzeichen der Zuwendung Gottes zu seinen Menschen nicht als eine Einschränkung, sondern als eine Einladung zur Freiheit (Die zehn großen Freiheiten – 1965 von Ernst Lange; wer sich weiter zu diesem Aspekt informieren will, gibt einfach die Begriffe "Ernst Lange" "Zehn Freiheiten" "Gebote" [Anführungszeichen weglassen] in eine Suchmaschine ein). Unter diesem Aspekt kann man das "Du sollst ..." der Gebote als "Du darfst ..." oder als "Du hast es nicht nötig ..." verstehen.

Als Christ, der du in den Tod Jesu getauft bist, um mit ihm zum wirklichen Leben in dieser Welt aufzuerstehen ...
  1. ... hast du es nicht nötig, dir andere Götter und Götzen zu suchen. Der, den Jesus Vater nennt, will dein Leben!
  2. ... hast du es nicht nötig, Gottes Namen in belanglosen Worten und Redewendungen und Schwüren zu missbrauchen (o Gott, o Gott; o mein Gott; bei Gott - o.ä.). Du darfst dich aber im Gebet an ihn wenden.
  3. ... hast du es nicht nötig, ständig und pausenlos zu arbeiten, zu schaffen, zu produzieren - du darfst auf Gottes Wort hören, du darfst den Gottesdienst besuchen, du darfst ausspannen, du darfst dich mit anderen Menschen zu deiner Freude treffen.
  4. ... hast du es nicht nötig, ständig gegen deine Eltern zu opponieren, obwohl diese Auseinandersetzung auch zu einer gesunden Entwicklung von Jugendlichen gehört.
  5. ... hast du es nicht nötig, den anderen fertigzumachen, weder physisch noch psychisch.
  6. ... hast du es nicht nötig, nach anderen Partnern Ausschau zu halten, dich auf "Abenteuer" einzulassen. 
  7. ... hast es nicht nötig, andere um ihr Eigentum zu bringen. 
  8. ... hast du es nicht nötig, Gerüchte in die Welt zu setzen, Lügen zu verbreiten.
  9. ... hast du es nicht nötig, auf den anderen neidisch zu sein. Du kannst ihm gönnen, was er hat: Ehepartner und Familie, Haus und Hof, Mitarbeiter und vieles andere mehr. Du kannst dich mit deinem Nächsten über all diese Geschenke freuen, denn auch du bekommst, was du zum Leben brauchst (9 und 10 zusammengefasst). 
Wenn es gelingt, diese Einstellung für ein Leben unserer modernen Gesellschaft fruchtbar zu machen, sind wir auf einem Weg in eine bessere und gerechtere Zukunft.

Römer 6,3-17
Wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein.

6 Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. 8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, 9 und wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod kann hinfort über ihn nicht herrschen. 10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für alle Mal; was er aber lebt, das lebt er Gott. 

11 So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus. 12 So lasst nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, und leistet seinen Begierden keinen Gehorsam. ... 

16 Wisst ihr nicht: wem ihr euch zu Knechten macht, um ihm zu gehorchen, dessen Knechte seid ihr und müsst ihm gehorsam sein, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit? 

17 Gott sei aber gedankt, dass ihr Knechte der Sünde "gewesen" seid, aber nun von Herzen gehorsam geworden der Gestalt der Lehre, der ihr ergeben seid. 18 Denn indem ihr nun frei geworden seid von der Sünde, seid ihr Knechte geworden der Gerechtigkeit. 

Festgottesdienst um 10.00 Uhr

Um 10.00 Uhr hören wir das Osterevangelium in der Version von Markus (16,1-8)
Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß.
5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. 6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. 7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich.
Predigt

Als Textgrundlage wähle ich einen Abschnitt aus dem alttestamentlichen Buch Baruch Kapitel 3. Der Text war bisher als einer der Marginaltexte für die Osternacht vorgesehen (wieder ein tiefgründiger Text, der der sogenannten Perikopenrevision von 2014 zum Opfer gefallen ist). Von den Versen 9-38 lese ich eine Auswahl, in der wiederholt der Begriff der "Weisheit" auftaucht. Zu diesem Begriff kann man im Onlinelexikon Wikipedia lesen: "Weisheit ... bezeichnet vorrangig ein tiefgehendes Verständnis von Zusammenhängen in Natur, Leben und Gesellschaft sowie die Fähigkeit, bei Problemen und Herausforderungen die jeweils schlüssigste und sinnvollste Handlungsweise zu identifizieren." (https://de.wikipedia.org/wiki/Weisheit abgerufen am 15.04.2017).

Diese "Fähigkeit, bei Problemen und Herausforderungen die jeweils schlüssigste und sinnvollste Handlungsweise zu identifizieren", die wünschten wir uns heute allenthalben. Das Frustrierende ist, dass wir überall sehen - Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kirche -, dass eben nicht die "schlüssigste und sinnvollste Handlungsweise" gewählt wird, dass vielmehr jeder versucht, die eigenen Interessen durchzusetzen - und das führt letztendlich zu den Konflikten in der Welt.

Bei der Antwort auf die Frage, warum nicht die "schlüssigste und sinnvollste Handlungsweise" gefunden wird, hilft vielleicht Paulus weiter. Im 1. Korintherbrief macht er deutlich, dass die "Weisen der Welt" gescheitert sind, dass sie mit ihrer Weisheit am Ende sind. Obwohl die Menschen von der Weisheit Gottes umgeben sind, erkennen sie sie nicht. "Die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit", (1. Kor 1,22) so erklärt es Paulus. Im Kontext des Paulusbriefes heißt das für mich, die Menschen wollen entweder ein überwältigendes Wunder sehen oder sie wollen argumentativ überzeugt werden - beides soll zur Einsicht führen. Aber nach der Auffassung des Paulus - und nach unserer menschlichen Erfahrung - wird dieser Weg von Gott nicht beschritten.

Vielmehr offenbart sich Gott in seinem Sohn Jesus Christus. der Teilt unsere menschliche Existenz bis zum Tod am Kreuz. Doch dieses Kreuz - Zeichen der militärischen Macht der Römer und des religiösen Fundamentalismus auf Seiten der jüdischen Obrigkeit - ist nicht das letzte Wort. Gott erweckt seinen Sohn am dritten Tag von den Toten und zeigt damit seine Allmacht, die aber nicht in der innerweltlichen Logik aufgeht.

Wenn wir in dieser Auferweckung die Neuschöpfung Gottes erkennen, wenn wir hier erkennen, dass Gott unser Leben und nicht den Tod will, wenn wir bekennen, dass Jesus für uns gestorben und auferstanden ist, dann entdecken wir die Weisheit, von der Baruch schon im Alten Testament erzählt, dann können wir aus dem Glauben heraus die Welt zum besseren verändern, auch wenn diese Weisheit Gottes für "die Juden ist das ein Skandal, für die anderen Völker eine Dummheit" ist. Für uns, "die Gott berufen hat - Juden oder Nichtjuden - ist der gekreuzigte Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (vgl. 1. Kor 1,24 (NEÜ)).

Baruch 3,9-38 (in Auswahl)

9 Höre, Israel, die Gebote des Lebens; achtet gut darauf, dass ihr Klugheit lernt! 10 Wie kommt es, Israel, dass du im Land deiner Feinde bist, dass du in einem fremden Land alt wirst, 11 dass du dich unrein machst unter den Toten, dass du zu denen gerechnet wirst, die in der Unterwelt sind? 12 Das ist die Ursache: weil du die Quelle der Weisheit verlassen hast. 13 Wärst du auf Gottes Weg geblieben, du hättest wohl immer im Frieden gewohnt.

14 So lerne nun, wo es Klugheit, Tüchtigkeit und Einsicht gibt, damit du zugleich erfährst, wo es langes Leben und Glück, leuchtende Augen und Frieden gibt. 15 Wer weiß, wo die Weisheit wohnt? Wer ist in ihre Schatzkammern gekommen? ...

20 Die Jüngeren sahen zwar das Licht und wohnten auf dem Erdboden, doch fanden sie den Weg der Erkenntnis nicht 21 und erkannten ihre Pfade nicht ...

Sie forschten der irdischen Einsicht zwar nach, die Kaufleute von Midian und Teman (sie) dichteten zwar Fabeln und strebten nach Einsicht; aber sie fanden doch den Weg zur Weisheit nicht, und ihre Pfade hatten sie vergessen.

24 O Israel, wie groß ist das Haus Gottes! Wie weit ist die Stätte, die er besitzt! 25 Sie ist groß und hat kein Ende, sie ist unermesslich hoch.

29 Wer ist zum Himmel gefahren und hat die Klugheit geholt und aus den Wolken herabgebracht? 30 Wer ist übers Meer gefahren und hat sie gefunden und für kostbares Gold hergebracht? 31 Es gibt niemanden, der den Weg zu ihr weiß noch über den Pfad zu ihr nachdenkt.

32 Der aber alle Dinge weiß, kennt sie und hat sie durch seine Einsicht bereitet, er, der die Erde auf ewige Zeit gegründet und sie mit vielerlei Tieren erfüllt hat, 33 der das Licht sendet und es fährt dahin, und wenn er's zurückruft, so gehorcht es mit Zittern. 34 Die Sterne leuchteten auf und hielten Wacht mit Freuden, 35 und er hat sie gerufen, und sie antworteten: Hier sind wir!, und leuchteten mit Freuden für den, der sie geschaffen hat.

36 Das ist unser Gott, und keiner kommt ihm gleich. 37 Er hat jeden Weg der Erkenntnis bereitet und hat ihn Jakob, seinem Diener, und Israel, seinem Geliebten, gewiesen. 38 Danach ist die Erkenntnis auf Erden erschienen und hat bei den Menschen gewohnt.

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