Samstag, 9. Januar 2021

1. Sonntag nach Epiphanias

10. Januar 2021

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 1. Sonntag nach Epiphanias unter der Nummer 954.14. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Röm 8, 14)

Wochenlied:

Christus, das Licht der Welt (EG 410)

Du höchstes Licht, ewiger Schein (EG 441)

Lieder für den Gottesdienst

  • EG 74,1-4 - Du Morgenstern, du Licht vom Licht
  • Psalm 89
  • EG 71,1.2.4 - O König aller Ehren
  • EG 66,4.5.7 - Jesus ist kommen
  • Lebensweisen 95 May the Lord send angels

Psalm 89 - ISRAELS NOT UND DIE VERHEISSUNG AN DAVID

Ich will singen von der Gnade des HERRN ewiglich
und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für;
denn ich sage: Für ewig steht die Gnade fest;
du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel.
»Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten,
ich habe David, meinem Knechte, geschworen:
Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig
und deinen Thron bauen für und für.« 
Er wird mich nennen: Du bist mein Vater,
mein Gott und Hort, der mir hilft.
Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen,
zum Höchsten unter den Königen auf Erden.
Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade,
und mein Bund soll ihm festbleiben.
Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben
und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt. 
 

Evangelium Mt 3, 13-17 - Die Taufe Jesu

Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. 14 Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? 15 Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's geschehen. 16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. 17 Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Predigt

Wenn man die Sonntage des Kirchenjahres bewusst in eine Reihe stellt, kann man immer wieder Zusammenhänge entdecken. 

  • Weihnachten feierten wir die Geburt Jesu. 
  • Am 1. Sonntag im neuen Jahr, es war der 2. Sonntag nach Weihnachten, hörten wir die Geschichte vom 12jährigen Jesus im Tempel. Seine Eltern waren entsetzt, dass er sich selbstständig gemacht hatte, die Schriftgelehrten und Pharisäer waren begeistert vom wissbegierigen Knaben, mit dem sie ernsthafte Gespräche über den Glauben führen konnten. 
  • Und heute setzt die Geschichte von Jesu Taufe das Vorzeichen für den Sonntag - Jesus der Sohn Gottes. 

Jesus war offensichtlich auf der Suche nach dem Weg für sein Leben gewesen und hatte sich zunächst dem Täufer Johannes angeschlossen. Wahrscheinlich hatte ihn die direkte und deutliche Ansprache des Täufers an dessen Zuhörer fasziniert. Endlich mal einer, der sagt, worauf es ankommt. Bei Lukas können wir eine Predigt von Johannes nachlesen: “Ihr Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.”

Diese Predigtweise nahm Jesus anfangs offensichtlich auf. In diesem Fall lesen wir bei Markus: Nachdem aber Johannes gefangen gesetzt war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes und sprach: "Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!"

Doch bevor wir weiter dem Werdegang von Jesu folgen, bleiben wir bei seiner Taufe. Offensichtlich wird Jesus mit diesem für ihn so einschneidenden Ereignis klar, das sein Weg ganz eng mit Gott verbunden ist, dass er der Sohn Gottes ist, von dem die Heilige Schrift immer wieder spricht. 

Dass der Geist Gottes in Gestalt einer Taube auf Jesus kam, davon berichten alle Evangelisten. Bei Matthäus spricht Gott dann offensichtlich für Außenstehenden hörbar und bezeugt: “Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.” Hier stimmt Matthäus mit dem Evangelisten Johannes überein, wo der Täufer Johannes seinen Zuhörern bezeugt: “Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.”

Nach dem Bericht von Markus und Lukas hört dagegen offensichtlich allein Jesus Gottes Stimme: “Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.”

Zur Bestätigung ihrer Deutung, dass Jesus der Sohn Gottes ist, zogen die ersten Christen ihre Heilige Schrift heran, das Erste oder Alte Testament, wie wir sagen. Was da über den Messias, den Erlöser gesagt wurde, das entdeckten sie bei Jesus. Der eingangs gebetete 89. Psalm konnte beispielsweise so ein Text gewesen sein. Da spricht Gott:

»Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten, / ich habe David, meinem Knechte, geschworen: / Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig / und deinen Thron bauen für und für.« / Er wird mich nennen: Du bist mein Vater, / mein Gott und Hort, der mir hilft. / Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen, / zum Höchsten unter den Königen auf Erden.

Diese Worte, die ursprünglich dem israelitischen König galten, die bezogen die ersten Christen auf Jesus. Gott ist sein Vater, und Jesus ist der Sohn Gottes. 

Viele Bibelstellen, die zum Leben Jesu passen, fanden die Christen im Buch des Propheten Jesaja. Einer der für heute vorgesehenen Predigttexte aus dem 42. Kapitel dieses Prophetenbuches ist auch so ein Abschnitt. Ich denke, wenn ich gleich die Zeilen lese, dann haben sie sofort das Kontrastprogramm zu dem vor Augen, was wir in den letzten Tagen erleben mussten. Und damit wird klar: Dies wäre ein Weg, wie wir die Welt wieder zum Guten führen können:

Predigttext Jes 42, 1-4 (5-9)

Siehe, das ist mein Knecht - ich halte ihn - und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. 2 Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. 3 Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. 4 Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.

Vergegenwärtigen wir uns nur ganz kurz, was Gott hier durch den Mund seines Propheten sagt. Der Text erklärt sich im Grunde genommen selbst: 

Ich habe ihm meinen Geist gegeben - allein der Geist Gottes bringt uns weiter - für alle anderen Geister, auf die wir uns heute verlassen und denen wir folgen, gilt Goethes Satz aus dem Zauberlehrling: “Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.”

Er wird das Recht unter die Heiden bringen - nur mit Recht und Gerechtigkeit werden wir diese Welt wieder ins Gleichgewicht bringen. Es darf nicht sein, dass die einen auf Kosten der anderen leben. 

Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Krawall ist nicht die Sache des Sohnes Gottes und Krawall hat nicht mit Recht und Gerechtigkeit zu tun. Das Geschrei der Straße und der Mob, der sich über Recht und Gesetz hinwegsetzt, auch noch aufgestachelt von höchsten Repräsentanten eines Staates, das birgt keine Zukunft in sich, die wünschenswert, erstrebenswert ist. 

Wenn Menschen sich in ihrer Sorge um die Zukunft vorkommenden wie ein “geknicktes Rohr” oder wie ein gerade noch “glimmender Docht”, dann soll die Situation nicht durch Repressalien verschlimmert werden, dann ist eine helfende und aufrichtende Hand nötig. Dann gilt es, in Treue das Recht zu allen Menschen zu bringen.

Auch wenn wir im Augenblick von Sorgen geplagt sind, wenn wir nicht wissen, wie es weitergeht - Gott sagt uns über seinen Sohn, über seinen Knecht: Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte. 

Weiter heißt es bei Jesaja: 

5 So spricht Gott, der HERR, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem Volk auf ihr den Odem gibt und den Geist denen, die auf ihr gehen:

6 Ich, der HERR, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden,

7 dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.

8 Ich, der HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen. 9 Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es aufgeht, lasse ich's euch hören.

 An dieser Stelle erinnere ich an den Wochenspruch, den Frau Werner eingangs in der Begrüßung zitierte: “Die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.” (Röm 8, 14) Wenn das gilt, dass auch uns der Geist Gottes treibt - und das wünschen wir uns ja, und darum bitten wir - dann dürfen und müssen wir all das, was Jesaja hier über den Messias, den Knecht Gottes sagt, auch auf uns beziehen. Frau Werner fragte dann: “Wie erkennen wir, dass in uns der Geist Gottes lebt und unser Handeln bestimmt? ...” 

Die drei von Frau Werner genannten Bibelstellen mit den Kernbegriffen Frieden, Liebe und Demut gehören zu den Kernsätzen in der Heiligen Schrift. Diese können jetzt nach der Lektüre von Jesaja noch einmal ergänzt werden: 

  • das Recht unter die Heiden bringen
  • nicht schreien oder rufen bzw. grölen auf den Gassen  
  • das “geknickte Rohr” nicht brechen und den “glimmenden Docht” nicht auslöschen
  • den Blinden die Augen öffnen
  • die Gefangenen - die da sitzen in der Finsternis - aus dem Gefängnis führen 
  • Gott die Ehre geben

Wenn das Motivation für unser Handeln im Glauben ist, wenn wir Gott bitten, uns mit seinem Heiligen Geist zu stärken und zu begleiten, dann gilt letztendlich auch für uns, für unseren Einsatz für eine menschlichere Welt: 

“Ihr selbst werdet nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis ich auf Erden das Recht aufrichte”, spricht Gott der Herr, der Allmächtige, der Ewige.

Amen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen