Samstag, 23. Januar 2021

3. Sonntag nach Epiphanias

24. Januar 2021

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 3. Sonntag nach Epiphanias unter der Nummer 954.16. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. (Lk 13, 29)

Wochenlied:

  • Lobt Gott, den Herrn, ihr Heiden all (EG 293) oder
  • In Christus gilt nicht Ost noch West (LPfG 13 / NB-EG 573)

Lieder für den Gottesdienst

Es ist der 4. Sonntag im Monat, und damit feiern wir einen musikalischen Gottesdienst. Organist Heinz Detlau-Keire hat folgende Lieder ausgewählt: 

  • LW 7 Dich rühmt der Morgen
  • Psalm 86 GEBET IN BEDRÄNGNIS (Melodie EG 574)
  • EG 184 Glaubensbekenntnis
  • LW 28 Wenn dein Kind dich morgen fragt
  • LW 95 May the Lord send angels
  • LW 96 Geh unter der Gnade

Evangelium Mt 8, 5-13

Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn 6 und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen. 7 Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. 8 Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. 9 Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er's. 10 Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden! 11 Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; 12 aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.

Predigtidee

Beim Durchschauen der Predigttexte habe ich mich für den Marginaltext 4. Mose 13-14 entschieden. Israel steht nach dem Auszug aus Ägypten unmittelbar vor dem Einzug ins gelobte Land. Die Kundschafter sind durchs Land gezogen und bringen die Nachricht mit: "Wir sind in das Land gekommen, in das ihr uns sandtet; es fließt wirklich Milch und Honig darin und dies sind seine Früchte." Trotzdem folgt ein großes "Aber". Die Israeliten fürchten sich vor den ansässigen Bewohnern. Sie erheben sich gegen Mose und wollen zurück nach Ägypten. 

Damit ist diese Chance verpasst. 40 Jahre müssen sie noch durch die Wüste ziehen, bevor die nachfolgende Generation in Land ziehen kann. Aber auch auf dieser Wüstenwanderung verlässt Gott sein Volk nicht.

Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass wir in der Gegenwart neue Wege suchen und finden, die uns helfen, die vielfältigen Krisen zu überwinden.

Predigt

Dass Menschen sich von Gott ansprechen lasse - das ist das Thema dieses Sonntags. Der römische Hauptmann, ein Heide, hat vom Gott Israels gehört, hat von Jesus und seinem wunderbaren Handeln gehört, er bittet für seinen Knecht. 

Dass Menschen, die Gott kennen, sein Wort ignorieren, das erleben wir tagtäglich und davon erzählt der heutige Predigttext 4. Mose 13 und 14 - Israel stand unmittelbar vor dem Einzug ins gelobte Land. Sie hatten unterwegs Gottes Nähe gespürt. Die wunderbare Rettung aus der Sklaverei, Rettung am Schilfmeer, Gott hatte sie versorgt mit Wasser, mit Wachteln und Manna, Begegnung am Berg Sinai mit der Gabe des Gebote. . 

1 Und der HERR redete mit Mose und sprach: 2 Sende Männer aus, die das Land Kanaan erkunden, das ich den Israeliten geben will, aus jedem Stamm ihrer Väter je einen Mann, lauter Älteste. 3 Da entsandte Mose aus der Wüste Paran nach dem Wort des HERRN lauter Männer, die Häupter waren unter den Israeliten. ...

25 Und nach vierzig Tagen, als sie das Land erkundet hatten, kehrten sie um, 26 gingen hin und kamen zu Mose und Aaron und zu der ganzen Gemeinde der Israeliten ... und brachten ... Kunde, wie es stand, und ließen sie die Früchte des Landes sehen. 27 Und sie erzählten ihnen und sprachen: Wir sind in das Land gekommen, in das ihr uns sandtet; es fließt wirklich Milch und Honig darin und dies sind seine Früchte. 

Es ist, wie Gott es versprochen hatten. Noch ein Schritt, und Gottes Verheißung wird sich erfüllen. 

28 Aber stark ist das Volk, das darin wohnt, und die Städte sind befestigt und sehr groß; und wir sahen dort auch Anaks Söhne. 29 Es wohnen die Amalekiter im Südland, die Hetiter und Jebusiter und Amoriter wohnen auf dem Gebirge, die Kanaaniter aber wohnen am Meer und am Jordan. … Wir vermögen nicht hinaufzuziehen gegen dies Volk, denn sie sind uns zu stark. ...

Alles vergessen, was vorher war, alles vergessen. Vor dem Kampf scheuten sie zurück. Jetzt, wo das eigene Handeln gefragt war. Solch ein “Aber” wirkt ansteckend, insbesondere, wenn es von erfahrenen Menschen kommt, von den Häuptern der Gemeinde, wir es Luther übersetzt.

1 Da fuhr die ganze Gemeinde auf und schrie, und das Volk weinte die ganze Nacht. 2 Und alle Israeliten murrten gegen Mose und Aaron und die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: Ach dass wir in Ägyptenland gestorben wären oder noch in dieser Wüste stürben! 3 Warum führt uns der HERR in dies Land, damit wir durchs Schwert fallen und unsere Frauen und unsere Kinder ein Raub werden? Ist’s nicht besser, wir ziehen wieder nach Ägypten? 4 Und einer sprach zu dem andern: Lasst uns einen Hauptmann über uns setzen und wieder nach Ägypten ziehen!

Das ist offene Rebellion gegen Mose und Josua, das ist aber auch Rebellion gegen Gott, dessen helfendes Handeln die Menschen doch erfahren hatten. An anderer Stelle wollen die Israeliten Mose und seine Mitstreiter sogar steinigen. Vor allem: Sie wollen zurück in die Sklaverei. Der Ruf nach Freiheit gilt nichts mehr. 

... Da erschien die Herrlichkeit des HERRN über der Stiftshütte allen Israeliten. 11 Und der HERR sprach zu Mose: Wie lange lästert mich dies Volk? Und wie lange wollen sie nicht an mich glauben trotz all der Zeichen, die ich unter ihnen getan habe? 12 Ich will sie mit der Pest schlagen und sie vertilgen und dich zu einem größeren und mächtigeren Volk machen als dieses.

13 Mose aber sprach zu dem HERRN: … 15 Würdest du nun dies Volk töten wie einen Mann, so würden die Völker, die solch ein Gerücht über dich hören, sagen: 16 Der HERR vermochte es nicht, dies Volk in das Land zu bringen, das er ihnen zu geben geschworen hatte; darum hat er sie hingeschlachtet in der Wüste. 17 So lass nun deine Kraft, o Herr, groß werden, wie du gesagt hast: 18 »Der HERR ist geduldig und von großer Barmherzigkeit und vergibt Missetat und Übertretung, aber er lässt niemand ungestraft, sondern sucht heim die Missetat der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied.« 19 So vergib nun die Missetat dieses Volks nach deiner großen Barmherzigkeit, wie du auch diesem Volk vergeben hast von Ägypten an bis hierher.

20 Und der HERR sprach: Ich habe vergeben, wie du es erbeten hast. 

Wir können mit Gott verhandeln, Gott verändert seine Pläne, Gottes große Liebe, Gottes Vergebung - in der ganzen Bibel finden wir dies, im Ersten wie im Zweiten Testament. Aber - Gott lässt sich nicht spotten!

21 Aber so wahr ich lebe und alle Welt der Herrlichkeit des HERRN voll werden soll: 22 Alle die Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich getan habe in Ägypten und in der Wüste, und mich nun zehnmal versucht und meiner Stimme nicht gehorcht haben, 23 von denen soll keiner das Land sehen, das ich ihren Vätern zu geben geschworen habe; auch keiner soll es sehen, der mich gelästert hat.

… 31 Eure Kinder aber, von denen ihr sagtet: Sie werden ein Raub sein, die will ich hineinbringen, dass sie das Land kennenlernen, das ihr verwerft. 32 Aber eure eigenen Leiber sollen in dieser Wüste verfallen. ... 34 Nach der Zahl der vierzig Tage, in denen ihr das Land erkundet habt – je ein Tag soll ein Jahr gelten –, sollt ihr vierzig Jahre eure Schuld tragen, auf dass ihr innewerdet, was es sei, wenn ich die Hand abziehe. ...

39 Als Mose diese Worte allen Israeliten sagte, da trauerte das Volk sehr. 

Halsstarriges Verhalten hat seine Konsequenzen. Weil Gott es ankündigt, wird es oft als Strafe empfunden. Aber es ist oftmals nur die logische Konsequenz. Es gibt einen Zeitpunkt, einen Kairos, an dem etwas gelingt  - aber wenn man diese Chance verpasst, dann ist sie auch vorbei. 

Das war die Stelle, wo mir der Bibeltext sehr nahe kam. Welche Entscheidungen treffen wir gerade? Wem folgen wir? Welche Rolle spielt Gott in unserem gesellschaftlichen Denken, in Politik und Wirtschaft? Vor Weihnachten gab es ja geradezu einen Hype, immer wieder aufs Christliche Fest zu verweisen. Alle Maßnahmen hinsichtlich Corona zielten darauf, dass Weihnachten gefeiert werden sollte. Die Satiriker legten schon den Finger in die Wunde und verwiesen darauf, dass nur noch etwas mehr als die Hälfte aller Deutschen überhaupt einer christlichen Kirche angehörten. Wo spielt Gott eine Rolle?

Lied
Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde.
Heute wird getan oder auch vertan,
worauf es ankommt, wenn er kommt

Der Herr wird nicht fragen:
Was hast … Allgemeines, was bei uns so wichtig ist. 
Seine Frage wird lauten:
Was hast du getan um meinetwillen?

Von den verschiedensten Seiten wird gefordert, dass wir neue Wege einschlagen müssen. Dem kann ich mich nur anschließen. Allerdings sage ich auch, dass das Wege sein müssen, wo wir wieder nach Gott, nach seinem Wort, nach seinem Willen fragen. Ob wir das schaffen?

Die Israeliten verpassten damals ihre Chance - mit dem Versuch, das Land dennoch zu erobern, scheitern sie.  

40 Und sie machten sich früh am Morgen auf und zogen auf die Höhe des Gebirges und sprachen: 

Hier sind wir und wollen hinaufziehen in das Land, von dem der HERR geredet hat; denn wir haben gesündigt. 41 Mose aber sprach: Warum wollt ihr das Wort des HERRN übertreten? Es wird euch nicht gelingen. 42 Zieht nicht hinauf – denn der HERR ist nicht unter euch –, dass ihr nicht geschlagen werdet vor euren Feinden. 43 Denn die Amalekiter und Kanaaniter stehen euch dort gegenüber und ihr werdet durchs Schwert fallen, weil ihr euch vom HERRN abgekehrt habt, und der HERR wird nicht mit euch sein. 44 Aber sie waren so vermessen und zogen hinauf auf die Höhe des Gebirges; aber die Lade des Bundes des HERRN und Mose wichen nicht aus dem Lager. 45 Da kamen die Amalekiter und Kanaaniter, die auf dem Gebirge wohnten, herab und schlugen und zersprengten sie bis nach Horma.

Nach 40 Jahren konnte Israel tatsächlich ins Land einziehen. Die Kinder erlebten, dass Gott sein Versprechen hält. Wir haben Weihnachten gefeiert. Krippe und Tannenbaum stehen noch hier in der Kirche. Wir haben von den Sterndeutern gehört, die auch als Fremde zur Krippe kamen um anzubeten. Wir haben gehört, dass Gott bei der Taufe Jesu erklärte: Du bist mein lieber Sohn. Am Freitag habe ich für die Jugendlichen über die Hochzeit zu Kana gepredigt. Wenn Gott kommt, dann ist das ein fröhliches Fest. Und Jesus hat uns auch gesagt, wie wir leben können: Doppelgebot der Liebe.

Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. (Lk 13, 29)

Wir können nur hoffen und beten, dass wir dazu gehören, dass wir die Chance zu einem Neuanfang nach Corona nicht verpassen.

Samstag, 9. Januar 2021

1. Sonntag nach Epiphanias

10. Januar 2021

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 1. Sonntag nach Epiphanias unter der Nummer 954.14. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Röm 8, 14)

Wochenlied:

Christus, das Licht der Welt (EG 410)

Du höchstes Licht, ewiger Schein (EG 441)

Lieder für den Gottesdienst

  • EG 74,1-4 - Du Morgenstern, du Licht vom Licht
  • Psalm 89
  • EG 71,1.2.4 - O König aller Ehren
  • EG 66,4.5.7 - Jesus ist kommen
  • Lebensweisen 95 May the Lord send angels

Psalm 89 - ISRAELS NOT UND DIE VERHEISSUNG AN DAVID

Ich will singen von der Gnade des HERRN ewiglich
und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für;
denn ich sage: Für ewig steht die Gnade fest;
du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel.
»Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten,
ich habe David, meinem Knechte, geschworen:
Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig
und deinen Thron bauen für und für.« 
Er wird mich nennen: Du bist mein Vater,
mein Gott und Hort, der mir hilft.
Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen,
zum Höchsten unter den Königen auf Erden.
Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade,
und mein Bund soll ihm festbleiben.
Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben
und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt. 
 

Evangelium Mt 3, 13-17 - Die Taufe Jesu

Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. 14 Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? 15 Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's geschehen. 16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. 17 Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Predigt

Wenn man die Sonntage des Kirchenjahres bewusst in eine Reihe stellt, kann man immer wieder Zusammenhänge entdecken. 

  • Weihnachten feierten wir die Geburt Jesu. 
  • Am 1. Sonntag im neuen Jahr, es war der 2. Sonntag nach Weihnachten, hörten wir die Geschichte vom 12jährigen Jesus im Tempel. Seine Eltern waren entsetzt, dass er sich selbstständig gemacht hatte, die Schriftgelehrten und Pharisäer waren begeistert vom wissbegierigen Knaben, mit dem sie ernsthafte Gespräche über den Glauben führen konnten. 
  • Und heute setzt die Geschichte von Jesu Taufe das Vorzeichen für den Sonntag - Jesus der Sohn Gottes. 

Jesus war offensichtlich auf der Suche nach dem Weg für sein Leben gewesen und hatte sich zunächst dem Täufer Johannes angeschlossen. Wahrscheinlich hatte ihn die direkte und deutliche Ansprache des Täufers an dessen Zuhörer fasziniert. Endlich mal einer, der sagt, worauf es ankommt. Bei Lukas können wir eine Predigt von Johannes nachlesen: “Ihr Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.”

Diese Predigtweise nahm Jesus anfangs offensichtlich auf. In diesem Fall lesen wir bei Markus: Nachdem aber Johannes gefangen gesetzt war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes und sprach: "Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!"

Doch bevor wir weiter dem Werdegang von Jesu folgen, bleiben wir bei seiner Taufe. Offensichtlich wird Jesus mit diesem für ihn so einschneidenden Ereignis klar, das sein Weg ganz eng mit Gott verbunden ist, dass er der Sohn Gottes ist, von dem die Heilige Schrift immer wieder spricht. 

Dass der Geist Gottes in Gestalt einer Taube auf Jesus kam, davon berichten alle Evangelisten. Bei Matthäus spricht Gott dann offensichtlich für Außenstehenden hörbar und bezeugt: “Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.” Hier stimmt Matthäus mit dem Evangelisten Johannes überein, wo der Täufer Johannes seinen Zuhörern bezeugt: “Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.”

Nach dem Bericht von Markus und Lukas hört dagegen offensichtlich allein Jesus Gottes Stimme: “Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.”

Zur Bestätigung ihrer Deutung, dass Jesus der Sohn Gottes ist, zogen die ersten Christen ihre Heilige Schrift heran, das Erste oder Alte Testament, wie wir sagen. Was da über den Messias, den Erlöser gesagt wurde, das entdeckten sie bei Jesus. Der eingangs gebetete 89. Psalm konnte beispielsweise so ein Text gewesen sein. Da spricht Gott:

»Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten, / ich habe David, meinem Knechte, geschworen: / Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig / und deinen Thron bauen für und für.« / Er wird mich nennen: Du bist mein Vater, / mein Gott und Hort, der mir hilft. / Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen, / zum Höchsten unter den Königen auf Erden.

Diese Worte, die ursprünglich dem israelitischen König galten, die bezogen die ersten Christen auf Jesus. Gott ist sein Vater, und Jesus ist der Sohn Gottes. 

Viele Bibelstellen, die zum Leben Jesu passen, fanden die Christen im Buch des Propheten Jesaja. Einer der für heute vorgesehenen Predigttexte aus dem 42. Kapitel dieses Prophetenbuches ist auch so ein Abschnitt. Ich denke, wenn ich gleich die Zeilen lese, dann haben sie sofort das Kontrastprogramm zu dem vor Augen, was wir in den letzten Tagen erleben mussten. Und damit wird klar: Dies wäre ein Weg, wie wir die Welt wieder zum Guten führen können:

Predigttext Jes 42, 1-4 (5-9)

Siehe, das ist mein Knecht - ich halte ihn - und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. 2 Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. 3 Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. 4 Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.

Vergegenwärtigen wir uns nur ganz kurz, was Gott hier durch den Mund seines Propheten sagt. Der Text erklärt sich im Grunde genommen selbst: 

Ich habe ihm meinen Geist gegeben - allein der Geist Gottes bringt uns weiter - für alle anderen Geister, auf die wir uns heute verlassen und denen wir folgen, gilt Goethes Satz aus dem Zauberlehrling: “Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.”

Er wird das Recht unter die Heiden bringen - nur mit Recht und Gerechtigkeit werden wir diese Welt wieder ins Gleichgewicht bringen. Es darf nicht sein, dass die einen auf Kosten der anderen leben. 

Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Krawall ist nicht die Sache des Sohnes Gottes und Krawall hat nicht mit Recht und Gerechtigkeit zu tun. Das Geschrei der Straße und der Mob, der sich über Recht und Gesetz hinwegsetzt, auch noch aufgestachelt von höchsten Repräsentanten eines Staates, das birgt keine Zukunft in sich, die wünschenswert, erstrebenswert ist. 

Wenn Menschen sich in ihrer Sorge um die Zukunft vorkommenden wie ein “geknicktes Rohr” oder wie ein gerade noch “glimmender Docht”, dann soll die Situation nicht durch Repressalien verschlimmert werden, dann ist eine helfende und aufrichtende Hand nötig. Dann gilt es, in Treue das Recht zu allen Menschen zu bringen.

Auch wenn wir im Augenblick von Sorgen geplagt sind, wenn wir nicht wissen, wie es weitergeht - Gott sagt uns über seinen Sohn, über seinen Knecht: Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte. 

Weiter heißt es bei Jesaja: 

5 So spricht Gott, der HERR, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem Volk auf ihr den Odem gibt und den Geist denen, die auf ihr gehen:

6 Ich, der HERR, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden,

7 dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.

8 Ich, der HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen. 9 Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es aufgeht, lasse ich's euch hören.

 An dieser Stelle erinnere ich an den Wochenspruch, den Frau Werner eingangs in der Begrüßung zitierte: “Die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.” (Röm 8, 14) Wenn das gilt, dass auch uns der Geist Gottes treibt - und das wünschen wir uns ja, und darum bitten wir - dann dürfen und müssen wir all das, was Jesaja hier über den Messias, den Knecht Gottes sagt, auch auf uns beziehen. Frau Werner fragte dann: “Wie erkennen wir, dass in uns der Geist Gottes lebt und unser Handeln bestimmt? ...” 

Die drei von Frau Werner genannten Bibelstellen mit den Kernbegriffen Frieden, Liebe und Demut gehören zu den Kernsätzen in der Heiligen Schrift. Diese können jetzt nach der Lektüre von Jesaja noch einmal ergänzt werden: 

  • das Recht unter die Heiden bringen
  • nicht schreien oder rufen bzw. grölen auf den Gassen  
  • das “geknickte Rohr” nicht brechen und den “glimmenden Docht” nicht auslöschen
  • den Blinden die Augen öffnen
  • die Gefangenen - die da sitzen in der Finsternis - aus dem Gefängnis führen 
  • Gott die Ehre geben

Wenn das Motivation für unser Handeln im Glauben ist, wenn wir Gott bitten, uns mit seinem Heiligen Geist zu stärken und zu begleiten, dann gilt letztendlich auch für uns, für unseren Einsatz für eine menschlichere Welt: 

“Ihr selbst werdet nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis ich auf Erden das Recht aufrichte”, spricht Gott der Herr, der Allmächtige, der Ewige.

Amen

Mittwoch, 6. Januar 2021

Epiphanias

6. Januar 2021

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zu Epiphanias unter der Nummer 954.13. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt. (1. Joh 2, 8)

Wochenlieder:

Wie schön leuchtet der Morgenstern (EG 70) oder

Stern über Bethlehem (NB-EG 544; HE-EG 542)

Lieder für den Gottesdienst

  • EG 8,1-4 - Es kommt ein Schiff geladen
  • EG 740 - Jauchzet dem Herrn, alle Welt!
  • EG 544,1-4 - Stern über Bethlehem
  • EG 407,1-3 - Stern auf den ich schaue
  • EG 44 - O du fröhliche als musikalisches Nachspiel

EG 740 - Jauchzet dem Herrn, alle Welt!

Jauchzet dem HERRN, alle Welt! Dienet dem HERRN mit Freuden,

kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennet, dass der HERR Gott ist!

Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.

Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, / zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Namen!

Denn der HERR ist freundlich, / und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für.

Evangelium Mt 2,1-12 - Die Weisen aus dem Morgenland

1 Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): 6 »Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«

7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut 11 und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

12 Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Predigt zu Jesaja 60,1-6 - Mache dich auf, werde licht

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.  

Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden. Dann wirst du deine Lust sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt. Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. 

Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen. 

“Dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! … Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.” Diese Sätze scheinen aus einer anderen Welt zu kommen. Bei all den Schreckensnachrichten und der Situation in unserem Land und in der ganzen Welt würden wir doch viel eher diesem Satz zustimmen: “Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker.” 

Aber genau die Botschaft vom Licht haben wir in den Weihnachtstagen vernommen und anderen weitergegeben - im digitalen Krippenspiel, im Gottesdienst mit den Jugendlichen, in der traditionellen Christvesper digital und in Präsenz abends in der Kirche und in den darauf folgenden Gottesdiensten. “Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr!” Und Menschen haben uns die Rückmeldung gegeben, dass sie sich über unsere - und auch über andere - Angebote gefreut haben, dass es gut war, dass wir unsere verschiedenen Verkündigungswege genutzt haben, dass es gut tat, in diesen dunklen Tagen die Weihnachtsbotschaft zu hören. 

Zu diesem Christus sind sie damals gegangen, die Hirten und später die Könige bzw. die Weisen aus dem Morgenland. Sie alle haben das Licht gesehen und neue Kraft geschöpft. Verändert hat sich ihre Situation nicht mit einem Schlag. Die Hirten gingen wieder zu ihren Herden und taten ihre Arbeit und die Könige zogen zurück in ihr Land. Über das weitere Schicksal dieser Menschen ist nichts bekannt. 

Später allerdings veränderte die Begegnung mit Jesus das Schicksal derjenigen, die ihn trafen und die sich von ihm ansprechen ließen. Einige verließen alles und folgten ihm nach, andere gestalteten ihr Leben von Grund auf neu wie der Zöllner Zachäus. Allen gemeinsam war, dass sie von dieser Begegnung im wahrsten Sinn begeistert waren und das ganze Leben danach ausrichteten - auch ohne, dass sich die Lebenssituation veränderte. Ja, wenn man die Geschichte der ersten Christenheit verfolgt, es wurde ja noch viel schlimmer: Ausgrenzung, Verfolgung und Tod drohten den Anhängern der neuen Religion. Trotzdem trugen die Christen das Licht ihres Glaubens in die Welt und begeisterten damit viele andere, die zur neuen Gemeinschaft gehören wollten und sich taufen ließen: Mache dich auf, werde licht, die Intention dieses prophetischen Satzes nahmen die Christen damals wortwörtlich.

Kommen wir noch einmal zurück zu Jesaja. Seite Worte waren an die Israeliten in der Babylonischen Gefangenschaft gerichtet. Aber diese Zeit des Exils neigte sich dem Ende zu und die Heimkehr nach Israel, ins Land der Väter, war nicht mehr ausgeschlossen. Der Prophet machte seinem Volk Mut, indem er auf Gott verwies: Dein Licht kommt … über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. 

Und dann lässt der Prophet sein Volk die Zukunft schauen: Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden. Dann wirst du deine Lust sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt. Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. 

Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.

Eine kurze Nebenbemerkung: Wegen des letzten Satzes aus dem Prophetenbuch - Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen - und es kommen noch diese Sätze hinzu: Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht - deswegen kommen die Weisen aus dem Morgenland und bringen Gold und Weihrauch dem Kind in der Krippe - aber darauf kommt es im Augenblick gar nicht an. 

Jesaja fordert seine Landsleute auf, zunächst einmal ganz einfach die Augen zu heben und nicht - wortwörtlich - niedergeschlagen durchs Leben zu gehen. Er verweist darauf, was kommen kann. Es kann eine Rückkehr aus dem Exil geben, es kann einen Neuanfang in Jerusalem geben, es kann auch wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung geben. Allerdings nicht, weil es Machthaber und Politiker so wollen, sondern weil Gott es will. Und genauso ist es gekommen. 

Das wäre auch die Botschaft, die mir heute wichtig ist. Lasst uns doch zunächst einmal sehen, was selbst jetzt noch möglich ist. Und lasst uns dankbar sein für das, was wir haben. Wir jammern wieder einmal auf sehr hohem Niveau. Natürlich, vieles ist im Augenblick nicht möglich und unsere Freiheiten sind eingeschränkt. Das wären sie aber auch ohne Anordnung aus der Politik. Denn jeder vernünftige Mensch hält im Augenblick von sich aus Abstand zu anderen, passt auf sich selbst und andere auf, weil wir die Situation mit dem Virus nicht einschätzen und kontrollieren können. Jeder vernünftige Mensch verhält sich im Augenblick so, wie er es bei anderen ansteckenden Infektionskrankheiten auch machen würde. - Leider gibt es offensichtlich auch unvernünftige Menschen, so dass Anordnungen und Bestimmungen erforderlich sind. 

Wenn wir auf Jesaja hören, wenn wir die Weihnachtsbotschaft ernst nehmen, dann wissen wir aber und können darauf vertrauen, dass es Zukunft gibt, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt. Dieses Licht leuchtet für mich allerdings nicht, weil es einen Impfstoff gibt, dieses Licht leuchtet auch nicht, weil die Verantwortlichen wieder einmal einen Weg aus dem Chaos verkünden - dieses Licht leuchtet für mich allein, weil wir Weihnachten das Licht Gottes gesehen habt, Jesus Christus. Und der hat von sich gesagt: “Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.”

Amen.


Samstag, 2. Januar 2021

2. Sonntag nach Weihnachten

3. Januar 2021

Bevor ich auf den 2. Sonntag nach Weihnachten inhaltlich eingehe, muss ich noch einmal kurz etwas zur revidierten Perikopenordnung schreiben, die 2018 eingeführt wurde. Was ist denn das für ein armseliges Bild, dass es gegenüber der alten Ordnung mit 6 möglichen Predigttexten jetzt nur noch drei Bibelabschnitte gibt, die sich alle drei Jahre wiederholen? 

Schlaue Menschen haben sich wohl hingesetzt und berechnet, dass es einen 2. Sonntag nach Weihnachten nur gibt, wenn der 1. Weihnachtstag auf einen Mittwoch, einen Donnerstag oder einen Freitag fällt. Fällt der 1. Weihnachtstag dagegen auf einen der anderen Wochentage, so kollidieren die beiden Sonntage nach Weihnachten entweder mit dem Jahreswechsel oder mit dem Epiphaniastag. Aber muss man deswegen gleich die Predigtreihen reduzieren?

seit 2018 gültig
bis 2018 gültig
1. Joh 5, 11-13
1. Joh 5, 11-13
Jes 61, 1-3 (4.9) 10-11
Lk 2, 41-52
Lk 2, 41-52
Joh 1,43-51
1. Joh 5, 11-13
Jes 61, 1-3 (4.9) 10-11
Jes 61, 1-3 (4.9) 10-11
Joh 7,14-18
Lk 2, 41-52
Röm 16,25-27

Wie man auch an diesem Sonntag sehen kann, ist das Vertauschen der Predigtreihen bei den für die Revision Verantwortlichen durchaus beliebt. Ich weiß natürlich, dass so verhindert werden soll, dass ein Jahr lang über die Evangelien und ein weiteres Jahr ausschließlich über die Episteln gepredigt werden soll. Aber ist das wirklich der Weisheit letzter Schluss?

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man - teilweise - die Texte zum 2. Sonntag nach Weihnachten unter der Nummer 954.12. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Joh 1, 14b)

Wochenlied:

  • Weil Gott in tiefster Nacht erschienen (EG 56) oder
  • Auf, Seele, auf und säume nicht (EG 73)

Lieder für den Gottesdienst

  • EG 56,1.4.5 Weil Gott in tiefster Nacht erschienen
  • EG 740 Psalm 100
  • EG 58,1-3 Nun lasst uns gehn und treten
  • EG 58,6.7.11 
  • EG 41 Jauchzet, ihr Himmel
  • EG 56,1.2.4 (plus Refrain letzte Strophe)

Psalm 100

Jauchzet dem HERRN, alle Welt! Dienet dem HERRN mit Freuden,

kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennet, dass der HERR Gott ist!

Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.

Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, / zu seinen Vorhöfen mit Loben;

danket ihm, lobet seinen Namen! Denn der HERR ist freundlich, /

und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für.

Evangelium - Lk 2, 41-52
DER ZWÖLFJÄHRIGE JESUS IM TEMPEL

41 Und Jesu Eltern gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Passafest. 42 Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach dem Brauch des Festes. 43 Und als die Tage vorüber waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem und seine Eltern wussten’s nicht. 44 Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten. 45 Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wieder nach Jerusalem und suchten ihn.

46 Und es begab sich nach drei Tagen, da fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. 47 Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich über seinen Verstand und seine Antworten. 48 Und als sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. 49 Und er sprach zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist? 50 Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte. 51 Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen untertan. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. 52 Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

Predigt Jes 61, 1-3.10-11
DIE FROHE BOTSCHAFT VON DER KOMMENDEN HERRLICHKEIT

1 Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; 2 zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN ..., zu trösten alle Trauernden, 3 zu schaffen den Trauernden zu Zion, dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden, dass sie genannt werden »Bäume der Gerechtigkeit«, »Pflanzung des HERRN«, ihm zum Preise.

10 Ich freue mich im HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt. 11 Denn gleichwie Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgeht, so lässt Gott der HERR Gerechtigkeit aufgehen und Ruhm vor allen Heidenvölkern.

Zunächst einmal richten sich diese Verse an Israel. Die Jahre des Babylonischen Exils neigten sich dem Ende zu und die Heimkehr nach Israel, ins Land der Väter, war nicht mehr ausgeschlossen. 

Jahrhunderte später liest Jesus diesen Text bei seiner “Antrittspredigt” in Nazareth und bezieht diese Worte auf sich selbst - “Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir …” - “Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.” Diejenigen allerdings, die ihn kannten - Ist das nicht Josefs Sohn? - Der Zimmermann? - Kennen wir nicht auch seine Geschwister? - die wollten und konnten dieses Wort von Jesus nicht annehmen. Nach der Version von Lukas wollten sie ihn sogar umbringen. 

Und wie hören wir diese Worte heute? Am Anfang eines Jahres, insbesondere am Anfang des Jahres 2021 hören wir, dass es Zukunft gibt. Herr Reichenbach sagte das ja auch schon mal in der Begrüßung. Es gibt berechtigte Hoffnung, dass dieses neue Jahr besser wird als das vergangene. 

Aber lassen Sie uns genauer hinschauen: 

Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. 

Das hat Jesus zunächst auf sich selbst bezogen, aber letztendlich müssen wir dieses Bild auch für uns gelten lassen. Ohne den Geist Gottes kommen wir nicht weit. Wir versuchen zwar, die Probleme in den Griff zu bekommen, aber wir merken, dass sich immer wieder neue auftürmen. Ganz aktuell: Obwohl es eigentlich jedem klar sein müsste, dass im Augenblick Zurückhaltung angesagt ist, denken einige nur an sich selbst. Wintervergnügen - warum eigentlich nicht! Silvesterparty - geht doch, wie man in Frankreich sieht. 2000 Leute waren zusammen. Feuerwerk - warum soll gerade ich verzichten. 

Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, 

Gott will, dass es eine Zukunft für uns gibt, das ist ganz klar. Aber wenn wir den Experten Glauben schenken, dann ist das noch ein längerer Weg. Den Lockdown jetzt aus opportunistischen Gründen zu beenden, das wäre zu kurz gesprungen. Allerdings heißt die Botschaft eindeutig:

zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; 

Auch die jetzt geltenden Einschränkungen werden irgendwann einmal wieder aufgehoben werden. 

Dann allerdings kommt der unscheinbare Satz, der es in sich hat. 

zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN ...

Das ist nicht allein die Aussage, dass es wieder eine Zukunft geben wird. Mit dieser Zeile benennen Prophet und Sohn Gottes, wie diese Zukunft denn aussehen könnte. Und das ist eine echte Herausforderung. 

Das “gnädige Jahr des Herrn” ist ein “Sabbatjahr”. Ob Israel dieses Gebot Gottes je umgesetzt hat, ist fraglich. Aber darüber nachdenken müssen wir angesichts der gegenwärtigen Situation ganz bestimmt. Lesen und hören wir, was in 3. Mose 25 über das Sabbatjahr geschrieben steht.

1 Und der HERR sprach zu Mose auf dem Berge Sinai: 2 Rede mit den Israeliten und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, so soll das Land dem HERRN einen Sabbat feiern. 3 Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und die Früchte einsammeln, 4 aber im siebenten Jahr soll das Land dem HERRN einen feierlichen Sabbat halten; da sollst du dein Feld nicht besäen noch deinen Weinberg beschneiden. …  6 Was das Land während seines Sabbats trägt, davon sollt ihr essen, du und dein Knecht und deine Magd, dein Tagelöhner und dein Beisasse, die bei dir weilen, 7 dein Vieh und das Wild in deinem Lande; all sein Ertrag soll zur Nahrung dienen. 

Es muss auch für das Land ein Sabbatjahr geben, damit sich die Erde erholen kann, das sagen schon die Menschen im alten Israel vor mehr als 2.500 Jahren. Das lassen wir mal heute die Verantwortlichen in der Wirtschaft hören, wo doch darüber nachgedacht wird, wie die Produktionsausfälle nachgeholt werden können. Nur, liebe Gemeinde, das ist doch ganz klar - und dazu müssen wir noch nicht einmal fromm sein oder an Gott glauben: Wenn wir mehr verbrauchen, als die Erde produzieren kann, dann kann das nicht gutgehen. Das ist eine logische Aussage, die jedem Menschen, der denken kann - und das sind die meisten - diese logische Aussage MUSS jedem einleuchten!

Aber damit sind die Gedanken zum Gnadenjahr noch nicht ausgereizt.

8 Und du sollst zählen sieben Sabbatjahre, siebenmal sieben Jahre, dass die Zeit der sieben Sabbatjahre neunundvierzig Jahre mache. 9 Da sollst du die Posaune blasen lassen durch euer ganzes Land am zehnten Tage des siebenten Monats, am Versöhnungstag. 10 Und ihr sollt das fünfzigste Jahr heiligen und sollt eine Freilassung ausrufen im Lande für alle, die darin wohnen; es soll ein Erlassjahr für euch sein. Da soll ein jeder bei euch wieder zu seiner Habe und zu seiner Sippe kommen. 11 Als Erlassjahr soll das fünfzigste Jahr euch gelten. Ihr sollt nicht säen und, was von selber wächst, nicht ernten, auch, was ohne Arbeit wächst, im Weinberg nicht lesen; 12 denn das Erlassjahr soll euch heilig sein; vom Felde weg dürft ihr essen, was es trägt. 13 Das ist das Erlassjahr, da jedermann wieder zu dem Seinen kommen soll. 

Im 50. Jahr sollen jedem seine Schulden erlassen werden, damit jeder wieder auf eigenen Beinen stehen kann. Jeder soll wieder zu seinem Besitz kommen, den er zuvor vielleicht verpfänden musste, weil das Geld nicht mehr reichte. Und im 50. Jahr soll auch noch einmal das Land, die Erde Kraft schöpfen und sich erholen.

Es ist mir vollkommen klar, dass dieser Gedanke nicht eins zu eins umgesetzt werden kann. Aber bedenken Sie, dass es schon jetzt das Instrument der Privatinsolvenz gibt, damit überschuldete Familien wieder auf die Beine kommen. Und auch in der Politik wird immer wieder einmal diskutiert, ob nicht den ärmsten Ländern die Schulden erlassen werden müssen, damit diese einen Neuanfang schaffen. 

“Entwicklung braucht Entschuldung” heißt ein Bündnis, das sich für die Entschuldung von Schuldenländern einsetzt. Sein Sitz ist Köln. … Seit den 1990er Jahren engagieren sich immer mehr entwicklungspolitische Initiativen und Nichtregierungsorganisationen für einen weitgehenden Schuldenerlass für hochverschuldete Entwicklungsländer. … Das Bündnis fordert auch eine grundlegende Reform internationaler Insolvenzverfahren zwischen Schuldnerländern und ihren Gläubigern in Anlehnung an die Londoner Schuldenkonferenz von 1953, von der das Nachkriegsdeutschland ja massiv profitiert hatte. (vgl. erlassjahr.de)

Was können wir tun? Herr Reichenbach hatte es in seiner Begrüßung mit einen kleinen Satz angemerkt: “Der 12-jährige Jesus im Tempel … ruft … Bewunderung unter den Gelehrten des Volkes Israel hervor.” Greta Thunberg, die heute 18 Jahre als wird, hat zusammen mit vielen Jugendlichen uns in den vergangenen Jahren immer wieder ermahnt, dass wir dieser Generation nicht die Lebensgrundlage entziehen dürfen. Natürlich setze ich die Umweltaktivistin und die anderen Jugendlichen nicht mehr Jesus gleich. Aber jetzt, wo wir durch das Coronavirus zu einer Zeit der Ruhe gezwungen werden, sollten wir diese Zeit nutzen, um im Sinn Jesu mit Gottes Hilfe neue und nachhaltige Wege der Entwicklung zu suchen und dann auch zu beschreiten. Jetzt haben wir die Chance dazu, damit es ein “gnädiges Jahr des HERRN” wird. 

Amen.