Freitag, 9. November 2018

Moment mal ...

Für die Ausgabe der Meppener Tagespost am 10. November 2018 schrieb ich folgende Zeilen:

Üb immer Treu und Redlichkeit …

… bis an dein kühles Grab und weiche keinen Finger breit von Gottes Wegen ab. - So mussten es vor 80 Jahren Meppener Juden im Garten des SA-Hauses in der Herzog-Arenberg-Straße singen. Sie waren in der Reichspogromnacht durch Meppen getrieben worden und mussten jetzt Gräber ausheben. Welch ein Frevel auf Seiten der Täter aus den Reihen der Meppener SA, die die Tugenden Treue und Redlichkeit mit Füßen traten, und welch eine Angst auf Seiten der Opfer, die sich in die Gräber stellen mussten und nicht wussten, ob die Männer der SA die auf sie gerichteten Pistolen abfeuerten ode nur drohten.

80 Jahre sind seither vergangen - alte Geschichten, die keiner mehr hören will? In den letzten Wochen und Monaten mussten wir es wieder in den Medien hören, sehen und lesen, dass Menschen um ihr Leben und um das ihrer Familien bangten oder durch die Stadt getrieben wurden, weil ein Mob durch die Straßen zog, dumpfe Parolen grölte und perfiderweise für sich in Anspruch nahm, unser Volk zu vertreten oder eine Alternative zur etablierten Gesellschaft darzustellen.

Gegen diese Tendenz gilt es aufzustehen und die Stimme zu erheben: “Üb immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab …” Genau diese - und auch andere - Tugenden sind geeignet, das Miteinander zu gestalten. Jeder, der im Frieden in Deutschland leben will, sollte es sich auf seine Fahne schreiben, dem anderen treu und redlich, offen und ehrlich zu begegnen. Dann muss nichts vertuscht oder unter den Teppich gekehrt werden, Missstände werden benannt und Fehlentwicklungen korrigiert. - Und dabei “weiche keinen Finger breit von Gottes Wegen ab”, denn der hat uns gesagt und gezeigt, wie Leben gelingen kann, nämlich “auf sein Wort hören, Liebe üben und demütig sein vor unserem Gott”. (Micha 6,8)


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Der Entwurf für den 22.09.2018 war der Berichterstattung über den Moorbrand auf der WTD 91 zum Opfer gefallen. 

Hochmut - Demut

“Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade” (1. Petrus 5,5), so lautete vor kurzem ein Wochenspruch. Hochmut - Demut - uralte Begriffe, trotzdem aktuell, wenn wir bedenken, welch ein Riss durch unsere Gesellschaft, durch unsere Welt geht. Jeder setzt die eigenen Position absolut und ist dabei in den Augen des anderen hochmütig, abschätzig, arrogant, herablassend, herrisch, hochnäsig, selbstgefällig, selbstüberzogen, stolz, überheblich, kurz angebunden. Warum? Weil meine Argumente nicht gehört und bedacht werden! “Die da oben machen sowieso, was sie wollen.” Oder umgekehrt: “Der kleine Mann hat doch keine Ahnung von komplexen Sachverhalten.” 

“Gott gibt den Demütigen Gnade …” Die agieren respektvoll, gottesfürchtig, intensiv, ernsthaft, fest, zurückhaltend, gelassen, sehnlich, inständig, nachdrücklich, empathisch, um nur einige sinnverwandte Begriffe zu nennen. “Der Demütige erkennt und akzeptiert aus freien Stücken, dass es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt”, so heißt es im Onlinelexikon Wikipedia; oder bezogen auf den zwischenmenschlichen Disput: Der Demütige gesteht dem Gesprächspartner das ernsthafte Ringen um eine möglichst gute und sinnvolle Lösung für alle Beteiligten zu! Dabei darf allerdings Demut nicht mit Unterwürfigkeit oder Duckmäusertum verwechselt oder in diesem Sinn gar vom anderen gefordert werden. Demut erwächst nur aus einer freien Haltung, alles andere ist demütigend.

Wer auf der Straße lauthals brüllt oder im Bundestag mit dem Fuß aufstampft, der wird uns keinen Schritt weiterbringen. Wir sollten deshalb nicht mehr übereinander, sondern miteinander reden. Vielleicht können wir da im kirchlichen Raum mit gutem Beispiel vorangehen, denn auch das steht in der Bibel: “Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott”. (Micha 6,8)

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