Mittwoch, 27. Januar 2016

Sexagesimae 2016

31. Januar 2016

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Sexagesimae - 60 Tage bis Ostern - unter der Nummer 954.21. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochenspruch:

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht. (Hebr 3, 15)

Wochenlied:

Herr, für dein Wort sei hoch gepreist (EG 196 - auch in Rev. 2014) oder
Es wolle Gott uns gnädig sein (EG 280 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Wohl denen, die da wandeln (EG 295)

Lieder, die wir im Gottesdienst singen:

451,1-4 - Mein erst Gefühl sei Preis und Dank
748 - Psalm 119 Erhalte mich, Herr, durch dein Wort
196,1-4 - Herr, für Dein Wort sei hoch gepreist
198,1.2 - Herr, dein Wort, die edle Gabe
199,1-4 - Gott hat das erste Wort
409,1-8 - Gott liebt diese Welt

Epistel - Hebr 4, 12-13

Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. 13 Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.

Erste Predigtideen

Das Wort Gottes trifft einen Menschen - schärfer als ein zweischneidiges Schwert. Das macht Angst. Wenn wir es ernst nehmen, können wir nur zurückschrecken bzw. müssen wir unser Leben überdenken.

Schuster Wilhelm Voigt
Der Schuster Wilhelm Voigt ist nach seiner Haft bei seiner Schwester und deren Mann Friedrich untergekommen.  Als er mit seinem Schwager über den Sinn des Lebens diskutiert, fallen diese Sätze:

 „Und denn, denn stehste vor Gott, dem Vater, ….und der fragt dir ins Jesichte: Willem Voigt, wat haste jemacht mit deine‘ Leben. Und da muss ick sagen: Fußmatten, muss ick sagen, die hab ick jeflochten im Jefängnis. …. Det sachste vor Gott, Mensch.

Aber der sacht zu dir: Jeh weck, sacht er! Ausweisung! Sacht er. Dafür hab ick dir det Leben nicht jeschenkt! Sacht er. Det biste mir schuldig. Wo is et? Wat haste mit jemacht?“

(Carl Zuckmayer, Der Hauptmann von Köpenick, Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag 1977, S. 91)

Berliner Taxifahrer
Letztens las ich in der Zeitung, dass ein Berliner Taxifahrer - der könnte aber auch überall sonst in Deutschland oder auf der Welt leben - seinem Fahrgast gesagt habe, dass er die Bibel nicht lesen würde, Dann müsste er ja sein Leben ändern. - Wie wahr! Was würde dieser Mensch eigentlich zum Wochenspruch sagen: Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.

Mose bei seiner Berufung
Gott spricht: "... so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst." Mose sprach zu Gott: "Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten?" Er sprach: "Ich will mit dir sein." (Ex 3,10ff)

Jesaja bei seiner Berufung
In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel ... Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen. Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei. (Jes 6,1ff)

Jeremia bei seiner Berufung
Und des HERRN Wort geschah zu mir: Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker. Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung. Der HERR sprach aber zu mir: Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR. (Jer 1,4ff)

Der Fischzug des Petrus
Jesus sprach zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. ... 8 Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. ... Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

Gott aber gibt Kraft!
"Ich will mit dir sein." - Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde ... - Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR. - Fürchte dich nicht!

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.

Was will Gott?
Was will Gott? - Vorher: Was wollen Menschen? Macht und Einfluss über andere. Spaß und Konsum - man gönnt sich ja sonst nichts. Nach Gott fragen weder die einen noch die anderen; die einen fürchten um ihre Position, die anderen um ihr Gewissen.

Deshalb wurde - und wird - zwar immer wieder von Gott geredet, aber Gott wird dann zum großen Aufpasser. Die Mächtigen wollen seine Macht für sich gebrauchen, die Schwachen fürchten diese Macht, weil sie sie noch kleiner macht. Es ist ein Teufelskreis.

Aber Gott sagt: Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir! Ich reinige dich von Schuld! Unter diesem Vorzeichnen noch einmal auf den Predigttext schauen.

Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig ...

Psalm 119 in diesem Gottesdienst: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg ...

Konfirmationssprüche aus dem letzten Jahr:

  • Gott ist die Liebe
  • Gott hat seinen Engeln befohlen
  • Gott ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz
  • Glaube, Hoffnung, Liebe
  • Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
  • Gesegnet sei der Mensch, der sich auf den HERRN verlässt
  • … bei dir ist die Quelle des Lebens
  • … selig werden
  • … die Krone des Lebens geben
  • Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.
  • Was der Mensch sät, das wird er ernten.
  • Ich bin das Licht der Welt.
  • Meine Zeit steht in deinen Händen
  • Bittet, … suchet, … klopfet an ...
  • Ich bin die Auferstehung und das Leben

und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, 
und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein,
und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.

Wäre es nicht manchmal besser, den Maßstab Gottes anzulegen, bevor wir handeln und Unheil hervorbringen? Die Situation von Wilhelm Voigt war zwar zum Verzweifeln - keine Aufenthaltserlaubnis, keine Arbeit - keine Arbeit, keine Aufenthaltserlaubnis - aber der Einbruch ins Bürgermeisteramt brachte ihm auch keine Zukunft, sondern 10 Jahre Zuchthaus. Und umgekehrt, hätte das Wort Gottes die Verantwortlichen, die sich ganz bestimmt als gute Christen bezeichnet haben, nicht auch zum Einlenken, zum Nachdenken bringen müssen? - Als strafmildernden Umstand ließ das Gericht hingegen gelten, dass er „nach Verbüßung seiner letzten Strafe ernst und - soweit es an ihm lag - erfolgreich bemüht gewesen ist, sich seinen Lebensunterhalt ehrlich zu erwerben, und auf dem besten Wege war, ein nützliches Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft zu werden, dass aber dieses Bemühen ohne seine Schuld vereitelt und er wieder auf den Weg des Verbrechens gedrängt worden ist.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Hauptmann_von_K%C3%B6penick)

Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern
es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes,
dem wir Rechenschaft geben müssen.

Wenn Menschen das bewusst wäre, müsste manche Entscheidung anders ausfallen. Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel hat diesen Gedanken in einem Interview mit der Zeit im Jahr 2007 einmal auf beeindruckende Weise ausgeführt (http://www.zeit.de/2007/14/Sterben-Interview):

ZEIT: Was sind die Kriterien für ein gelungenes oder zufriedenes Leben?

Vogel: Man sollte beim Blick in den Spiegel sagen können: Insgesamt hast du es, gemessen an den ethisch-moralischen Regeln, oder einfacher, an den Zehn Geboten, im Ganzen erträglich bewältigen können. Das zweite Kriterium ist für mich: Was hast du für deine Mitmenschen tun können? Hast du geholfen, ihnen das Leben erträglicher zu machen? Was hast du für das Gemeinwesen getan? Hast du nur kritisierend danebengestanden und alles besser gewusst, oder hast du dich selber engagiert?

ZEIT: Die meisten Menschen fürchten den Tod, weil das Leben dann nicht mehr korrigierbar ist.

Vogel: ... ich glaube schon, dass man vom Herrgott in ein ernstes Gespräch über sein Leben gezogen wird - andere nennen das »Gericht« - und dass einem dabei dies und jenes vorgehalten wird, man sich also zu rechtfertigen hat.

Das nächste Zitat von Vogel stammt zwar aus einem anderen Zusammenhang des Gespräches, bringt aber m.E. Vogels Zuversicht auch angesichts des Gerichtes, des ernsten Gespräches mit Gott zum Ausdruck: "... da schlägt meine Überzeugung durch, dass das Leben in Gottes Hand liegt."

Soweit dieses Interview.

Abschließend noch einmal ein Blick auf Psalm 119, der eingangs gebetet wurde:

Wenn ich schaue allein auf deine Gebote,
so werde ich nicht zuschanden.
Öffne mir die Augen,
dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.
Zeige mir, Herr, den Weg deiner Gebote,
dass ich sie bewahre bis ans Ende.

Würde es sich unter diesen Umständen nicht doch ab und zu Lohnen, die Bibel zu lesen, auch wenn wir dann unser Leben in Frage stellen müssten? Wir können doch eigentlich nur gewinnen.

Evangelium - Lk 8, 4-8 (9-15)

Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, redete er in einem Gleichnis: 5 Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf. 6 Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. 7 Und einiges fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's. 8 Und einiges fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

9 Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis bedeute. 10 Er aber sprach: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen, den andern aber in Gleichnissen, damit sie es nicht sehen, auch wenn sie es sehen, und nicht verstehen, auch wenn sie es hören.

11 Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes. 12 Die aber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. 13 Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeitlang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. 14 Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht. 15 Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.

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