24. Januar 2016
Evangelisches Gesangbuch
Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Sonntag Septuagesimae unter der Nummer 954.20. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.
Es ist der 4. Sonntag im Monat und damit feiern wir einen musikalischen Gottesdienst:
- Orgel und Flötentrio
- Triosonate von Antonio Lotti, aufgeteilt vor und nach der Predigt, wie dies der alten Kantatenpraxis entspricht
Zu der Triosonate in C-Dur von Antonio Lotti kommen - ebenfalls in C-Dur - Präludium und Fuge in C-Dur BWV 531 von Johann Sebastian Bach als musikalischer Rahmen des Gottesdienstes hinzu. Spielfreude, bewegte Passagen und ein Schwingen, das ganz vom Barock geprägt Kraft und Harmonie spendet, zeichnet beide Werke aus. Das Präludium erklingt als Vorspiel und die Fuge als Nachspiel zum Gottesdienst.
Dazu diese Lieder:
- 452,1-5 Er weckt mich alle Morgen
- 716 - Psalm 31
- 385,1-2 Mir nach, spricht Christus, unser Held
- 252,1.2.8.9 Jesu der du bist alleine
Wochenspruch:
Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. (Dan 9, 18)
Wochenlied:
Es ist das Heil uns kommen her (EG 342 - auch in Rev. 2014) oderGott liebt diese Welt (EG 409 - nicht in Rev. 2014)
Rev. 2014: Er weckt mich alle Morgen (EG 452)
Epistel - 1. Kor 9, 24-27
Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt. 25 Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. 26 Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, 27 sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.Evangelium - Mt 20, 1-16a
Jesus sprach: Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. 2 Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. 3 Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markt stehen 4 und sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. 5 Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe. 6 Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag müßig da? 7 Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand eingestellt. Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg.8 Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten. 9 Da kamen, die um die elfte Stunde eingestellt waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen. 10 Als aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und auch sie empfingen ein jeder seinen Silbergroschen. 11 Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn 12 und sprachen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. 13 Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? 14 Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten dasselbe geben wie dir. 15 Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin?
16 So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.
Predigtnotizen
70 Tage bis Osten, so zählt der heutige Sonntag. Wenn ich die vor und liegende Zeit in den Blick nehme, dann steht uns das bevor: ausschweifendes Leben im Karneval, auch die 5. Jahreszeit genannt - man lebt nur einmal - wir lassen uns das Feiern nicht verbieten, nicht von den Nachbarn, auch nicht von der Polizei - Mainz Helau (eine Erklärung leitet „Helau“ von Halleluja ab.) und Kölle Alaaf (Ursprünge des Wortes „all af“ („alles ab“ / „alles weg“) auch in Trinksprüchen legen Inschriften auf Bartmännern nahe; vgl. zu Helau und Alaaf https://de.wikipedia.org/wiki/Narrenruf) - nach uns die Sintflut - dann kommt am Aschermittwoch der große Katzenjammer - die Fastenzeit, Passionszeit - zu Tode betrübt, alles vorbei - Karfreitag werden wir wieder die klagen hören, dass es keine laute Musik geben darf, dass nicht getanzt werden darf, die Christen seien Spaßbremsen - Christen wissen: Das Leiden, das Stillesein, das gehört zum Leben dazu. Und Osten hören wir es dann: Er ist auferstehen, wahrhaftig auferstanden, er lebt! Halleluja!Zwischen diesen Polen spielt unser Leben. Damit beschreibt der heutige Sonntag unser Leben. Der Apostel Paulus beschreibt das Leben vom Sport her.
"Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt."
Der Apostel Paulus vergleicht unser Leben mit einem Wettkampf. Und er wundert sich: Im Wettkampf wollen alle den Sieger Preis. Und im Leben? Oder das, was Paulus am Herzen liegt: im Glauben? Der Apostel hat für sich beschlossen: er will die Krone des Lebens erringen. Mit vollem Einsatz. Nicht wie einer, der seinen Gegner mit Faustschlägen in die Luft, mit einer großen Klappe beeindrucken will. Paulus kämpft mit vollem Einsatz. … damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde. Mit dieser Lebensführung, mit diesem Einsatz hat Paulus viele Menschen für Christus gewonnen. Paulus rühmt sich nicht seiner selbst, wenn es etwas zu rühmen gibt, dann Gott. “Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben.”
»Passion and transformation« So lautet der Slogan der Olympischen Spiele, die genau in einem halben Jahr in Rio de Janeiro stattfinden. »Passion und Transformation« – Eine starke Überschrift: »Leidenschaft und Verwandlung«. (die Idee, das olympische Motto in den Zusammenhang der Predigt zu stellen, habe ich bei meinem Kollegen Pastor Stephan Jacob gefunden: http://www.velkd.de/downloads/17_24-01-2016.pdf)
Das, was Paulus für den Glauben beschreibt und was das olympische Motto zum Ausdruck bringt - mit vollem Einsatz alles dran gesetzt, das gestreckte Ziel zu erreichen, das können wir heute auf unser Leben, auf unseren Alltag übertragen. Und wie erleben es auch - nur mit negativen Vorzeichen. Jeder für sich, jeder ist sich selbst der Nächste. Gewinnmaximierung auf Kosten der anderen. Nicht nur in der Werbung, sondern schon bei uns selbst. “Wir lassen uns das Feiern nicht verbieten, nicht von den Nachbarn, auch nicht von der Polizei.” Rücksichtnahme, teilen, abgeben, zurückstecken?
Das Evangelium geht einen anderen Weg. In der Begrüßung haben wir gehört: “Heute setzen wir uns mit dem Thema „Gerechtigkeit und Gnade“ auseinander.” Die Geschichte haben Sie ja noch in Erinnerung. Wenn der Weinberg Besitzer am Ende jeden Arbeiter gleich viel Geld gibt, stört es zwar unser Gerechtigkeitsempfinden, aber die Frage ist doch berechtigt: “Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin?” Noch einmal ein Satz aus der Begrüßung: “… Wir sind gefordert, die Perspektive zu wechseln, einen anderen Blick einzunehmen.”
Wie viele Tagelöhnerfamilien hatte der Arbeitgeber mit diese Einstellung wieder über den Tag gebracht, wie viele Kinder hatten zumindest einen Tag lang zu essen bekommen? Für Jesus und für Paulus war das eine Frucht des Glaubens; sozialer Einsatz ist immer eng mit dem Glauben verbunden.
Die einmal werfen wir einen Blick auf die vor uns liegende Zeit: feiern - ja, warum nicht, es muss ja nicht immer in Ausschweifung und Betrinken ausarten, aber dann auch wieder zum Ernst des Lebens zurückkehren - auch nicht alles immer bierernst nehmen und verbissen sehen. - Olympisches Motto »Passion and transformation« - Leiden und Verwandlung - Jesus Christus ist seinen Weg durch die tiefste Passion gegangen. Er hat sich den Menschen und Gott zugewandt: Kehrt um, den das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. “Du sollst Gott deinen Herrn, lieben von ganzen Herzen … und deinen Nächsten wie dich selbst.” Für alle, die diese Botschaft gelten ließen, hat sich ihr Leben verwandelt, transformiert. Von den Etablierten, den Mächtigen wurde Jesus dafür angefeindet und ans Kreuz geschlagen und getötet.
Trotz dieses Endes wissen wir: Es führt kein Weg am Miteinander und an der Verständigung vorbei. Rücksichtnahme und Voraussicht. Nur auf diese Weise können wie unsere Welt verwandeln.
Am Ende in 70 Tagen steht Ostern, deshalb heute der Name Septuagesimae. Und Ostern werden wir hören und es weitersagen:
Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!
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