Donnerstag, 26. März 2015

Ostermorgen

05.04.2015

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Ostersonntag unter der Nummer 954.31. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Nett animiert ist der liturgische Kalender auf der Seite der bayrischen Landeskirche.

Wochenspruch:

Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offb 1, 18)

Wochenlied:

Christ ist erstanden (EG 99)

Lieder im Frühgottesdienst

EG 112 - Auf, auf, mein Herz mit Freuden
EG 200 - Ich bin getauft auf deinen Namen
EG 117 - Der schöne Ostertag
EG 100 - Wir wollen alle fröhlich sein

Nach den beiden stillen Tagen Karfreitag und Karsamstag treffen wir uns
morgens früh um 6.00 Uhr in der Kirche.

Wir versammeln uns still in der Kirche, die zunächst nur vom Licht der Osterkerze "ausgeleuchtet" wird. Wir hören die Botschaft von der Auferstehung und erleben, wie es langsam hell wird - im Kirchenraum, aber auch draußen. Wir feiern Tauferinnerung und Abendmahl.

Gottesdienstordnung

Die Gottesdienstordnung ist von der normalen verschieden. Wir hören zuerst das Osterlob, das mit Gesang vorgetragen wird. Dann wird der Altar, der im Augenblick noch mit dem schwarzen Tuch und der Dornenkrone von Karfreitag gekennzeichnet ist, österlich geschmückt. Neben der Ostergeschichte, wie sie unten zu lesen ist, hören wir auch noch die Geschichte vom Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Während für uns Christen die Auferweckung Jesu von den Toten das Urdatum unseres Glaubens ist und wir den Gott bekennen, der seinen Sohn von den Toten auferweckt hat, so sprechen unsere jüdischen Geschwister von dem Gott, der Israel aus dem Sklavenhaus Ägypten befreit hat.

Auszug aus Ägypten

In jenen Tagen wohnte das Volk Israel in Ägypten. Es war dort fruchtbar und vermehrte sich, und wurde so zahlreich, dass es das Land überflutete. Da sprach der König von Ägypten: Dieses Volk Israel wird uns zu mächtig. Wir müssen gegen sie vorgehen mit harter Hand. Und lange Jahre stöhnten die Israeliten unter der Sklaverei, und ihr Rufen stieg zu Gott empor. ER hörte sie rufen und gedachte Seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob.

Gott sprach zu Mose: Ich werde für dich dasein. Ganz gewiss habe ich das Stöhnen der Kinder Israels gehört. Ich werde euch herausführen, und ihr sollt wissen, dass ich euer Gott bin und dass ich rette. Wunder werde ich wirken vor den Augen des Pharao und vor dem ganzen Volk Israel. Und es geschah so.

Und Gott ließ das Volk durch die Wüste ans Schilfmeer ziehen. Und ER zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten.

Am Schilfmeer hoben die Israeliten ihre Augen auf, und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen her. Und sie fürchteten sich und schrien zu dem Herrn und sprachen zu Mose: »Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben?« Da sprach Mose zum Volk: »Fürchtet euch nicht, steht fest und sehet zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. ER wird für euch streiten, und ihr werden stille sein.«
Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der Herr zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich. Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken.

Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach, alle Rosse des Pharao, seine Wagen und Männer, mitten ins Meer. Da reckte Mose seine Hand aus über das Meer, und das Meer kam gegen Morgen wieder in sein Bett, und die Ägypter flohen ihm entgegen. So stürzte der Herr sie mitten ins Meer. Und das Wasser kam wieder und bedeckte Wagen und Männer, das ganze Heer des Pharao, das ihnen nachgefolgt war ins Meer, so dass nicht einer von ihnen übrigblieb. So errettete der Herr an jenem Tage Israel aus der Ägypter Hand. Und Israel sah die mächtige Hand, mit der der Herr an den Ägyptern gehandelt hatte.

Da nahm Mirjam, die Prophetin, Aarons Schwester, eine Pauke in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken im Reigen.

Und Mirjam sang ihnen vor: »Lasst uns den Herrn singen, denn er hat eine große Tat getan, Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.«

(Paraphrase nach Exodus 1-15)

Epistel: Kol 3, 1-4 (wird morgens um 6.00 Uhr nicht gelesen)

Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. 2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. 3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. 4 Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.

Evangelium: Mt 28, 1-10

Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. 2 Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. 3 Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. 4 Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. 5 Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. 6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat; 7 und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. 8 Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. 9 Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfaßten seine Füße und fielen vor ihm nieder. 10 Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: dort werden sie mich sehen.

Matthias Grünewald [Public domain], via Wikimedia Commons
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b8/GrunewaldR.jpg

Predigtidee

"Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat." - Es muss den Frauen - und nachher auch den Männern - wie ein Traum vorgekommen sein - zunächst war es wohl ein Albtraum - , als sie das geöffnete Grab vorfanden und der Leichnam Jesu verschwunden war. Sie hatten die ersten Schritte eingeleitet, das Unfassbare, die Katastrophe anzunehmen. Die Frauen waren realistisch. Sie wollten noch einmal ins Grab, um den Leichnam zu waschen und zu salben. Und dann das: Das Grab stand offen - der Leichnam fort - und Engel sprachen zu ihnen - gibt es die denn? Und schließlich Jesus selbst!? Seid gegrüßt! Von einem Toten? Von einem Lebenden?

Es brauchte seine Zeit, bis die Jüngerinnen und Jünger Jesu das Unfassbare annehmen konnten, bis sie merkten: das war kein Traum, das war die Realität - nicht beweisbar, anderen, außenstehenden demonstrierbar, aber doch erfahrbar. Der Apostel Paulus beschrieb dies so: dass Christus "auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden." (1. Kor 15,4-8)

Den Jüngern selbst stand Jesus nach seiner Auferstehung noch vierzig Tage bis zur Himmelfahrt zur Seite. Er legte ihnen die Schrift aus, er erklärte und verdeutlichte, was von ihm bei den Alten geschrieben stand. Dann gingen sie ihre eigene, zaghafte Schritte, gestärkt durch Gottes Geist, den sie Pfingsten empfingen. "Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst - diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, dass er vom Tode festgehalten werden konnte." (Apostelgeschichte 2,22ff). Dabei wurde die Verkündigung der Jünger von den anderen kritisch verfolgt, die Jünger sahen sich dem Vorwurf der Lüge und des Betrugs ausgesetzt. “Ihr habt den Leichnam gestohlen”, so können wir den Vorwurf der jüdischen Mitmenschen bis heute im Matthäusevangelium nachlesen.  Aber die Jünger Jesu ließen sich nicht beirren: "Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Er lebt!"

Der Auferstandene hatte ihnen aufgetragen: “Gehet hin in alle Welt! Machet zu Jüngern alle Völker! Taufet sie auf den Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.” Und genau das taten die Christen, die an die Auferstehung glaubten. Bis ans Ende der Welt gingen sie, gewannen Menschen und begeisterten sie. Sie predigten nicht allein die Nächstenliebe, sie lebten sie auch und stützen die Schwachen in ihrer Gemeinschaft. Und sie standen für ihren Glauben ein, auch wenn sie das mit ihrem Leben bezahlen mussten. Je mehr Widerstand den Christen entgegenschlug, desto mehr Menschen schlossen sich dem neuen Glauben an den Gott an, der den Tod überwunden hatte.

Später ging der christliche Glaube eine oftmals unheilige Allianz mit der staatlichen Macht ein. Unterlegene Völker wurden mit dem Schwert bekehrt. Im Mittelalter, in der Reformations- und in der beginnenden Neuzeit bis in unsere Tage kämpften Christen gegeneinander. Kein gutes Bild, um den anderen von der Liebe Gottes zu erzählen. Vielleicht auch unter dem Eindruck solcher Auseinandersetzungen dichtete John Lennon 1971 sein berühmtes Lied "Imagine". In einer Strophe heißt es da: "... Stell dir vor es gibt keine Länder, ... nichts wofür man morden oder sterben müsste, und auch keine Religion. Stell dir vor, alle Menschen leben in Frieden. ..." Bei Wikipedia können wir dazu lesen: "Es ist eine Vision einer Gesellschaft frei von Religionen, Nationalismus und Privateigentum. Zugleich ist der Song ein Aufruf für den Frieden und gilt als eine Hymne der Friedensbewegung."

Was ist aus der Faszination des Glaubens an den Auferstandenen geworden? Welche Kraft hat der christliche Glaube noch in unserer Welt? Vermeintlich schlaue Leute sagen, mit dem Glauben könne man nicht die Welt regieren, könne man kein Unternehmen führen. Der Glaube sei Privatsache. Diese Aussage stelle ich in Frage!

Für uns Christen gehört am Osterfest - das ist das Urdatum unseres Glaubens - die Geschichte von der Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei dazu - das  ist das Urdatum unserer jüdischen Geschwister. Gott befreit vom leiblichen Tod, Gott befreit aber auch vom gesellschaftlichen Tod, von der Unterdrückung seiner Menschen. Gott mischt sich immer wieder in die Geschichte ein. Er war es, der seinem Volk neues Land schenkte, der ihm aber auch die Gebote als Regeln der Freiheit gab.

  • Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
  • Du sollst den Namen des Herr, deines Gottes, nicht unnützlich führen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
  • Du sollst den Feiertag heiligen.
  • Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es dir wohlergehe und du lange lebest auf Erden.
  • Du sollst nicht töten.
  • Du sollst nicht ehebrechen.
  • Du sollst nicht stehlen.
  • Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
  • Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
  • Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist.

Hat das nichts mit unserem Leben zu tun? Wenn man darüber spricht, sagen viele, dass unser Leben besser aussähe, wenn wir die Gebote hielten. Ich denke, dass dies genau zutrifft. Gleichzeitig zeigen uns die Gebote, dass wir das, was wir wollen, nicht erreichen, dass wir auch mit den besten Vorsätzen scheitern. Lassen wir die Gebote deshalb unbeachtet?

"Fürchtet euch nicht!" Damals hieß es: "Jesus ist auferstanden, wie er gesagt hat." Heute leitet für mich dieser Satz "Fürchtet euch nicht!" die Aufforderung ein, sich trotz der scheinbaren Ausweglosigkeit in der Welt zu engagieren. Trotz unseres Scheiterns schenkt uns Gott auch immer wieder einen Neuanfang. Er behaftet uns nicht bei unserem Versagen, er will uns zum Handeln motivieren.

"Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker. Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" und verkündet ihnen:

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!

Schließlich sind alle zum Abendmahl eingeladen.

Nach dem Gottesdienst treffen wir uns zum Osterfrühstück im Gemeindehaus. Auf dem Weg dorthin singen wir "Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!


Das nachfolgende Gedicht von Goethe fand ich vor einigen Jahren gefunden.

Johann Wolfgang von Goethe - Vor dem Tore

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)

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