Montag, 25. Oktober 2021

19. Sonntag nach Trinitatis 2021

Nachtrag zum 10. Oktober 2021

Evangelischen Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte für den 19. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.63. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch:

Heile du mich, Herr, so werde ich heil. Hilf du mir, so ist mir geholfen. (Jer 17, 14)

Wochenlieder:

  • Ich singe dir mit Herz und Mund (EG 324)
  • Da wohnt ein Sehnen tief in uns (Singt Jubilate 128 / fT 25 oder LPfG 24)

Lieder für den Gottesdienst

  • 449,1-3+6 Die güldne Sonne
  • 320,1-4 Nun lasst uns Gott dem Herren
  • 364,1-4 Was mein Gott will, gescheh allzeit
  • 430,1-4 Gib Frieden, Herr, gib Frieden

717 - Psalm 32

Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind,
dem die Sünde bedeckt ist!
2 Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet,
in dessen Geist kein Trug ist!
3 Denn als ich es wollte verschweigen,
verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen.
4 Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir,
dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird..
5 Darum bekannte ich dir meine Sünde,
und meine Schuld verhehlte ich nicht.
Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen.
Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.
6 Deshalb werden alle Heiligen zu dir beten
zur Zeit der Angst.
Darum, wenn große Wasserfluten kommen,
werden sie nicht an sie gelangen.
7 Du bist mein Schirm, du wirst mich vor Angst behüten,
dass ich errettet gar fröhlich rühmen kann.
11 Freuet euch des HERRN und seid fröhlich, ihr Gerechten,
und jauchzet, alle ihr Frommen.
 

Evangelium Mk 2, 1-12

Und nach einigen Tagen ging er wieder nach Kapernaum; und es wurde bekannt, dass er im Hause war. 2 Und es versammelten sich viele, so dass sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort. 3 Und es kamen einige zu ihm, die brachten einen Gelähmten, von vieren getragen. 4 Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, wo er war, machten ein Loch und ließen das Bett herunter, auf dem der Gelähmte lag. 5 Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. 

6 Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihren Herzen: 7 Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein? 

8 Und Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich selbst dachten, und sprach zu ihnen: Was denkt ihr solches in euren Herzen? 9 Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh umher? 10 Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden - sprach er zu dem Gelähmten: 11 Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! 12 Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, so dass sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben so etwas noch nie gesehen.

Predigt 1.Mose 9,12-17

Ging es Ihnen vorhin auch so, liebe Gemeinde, als wir den Psalm beteten, dass Sie stuzten? Der Wochenspruch für diesen Sonntag lautet doch: "Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen." (Jer 17,14) Aber im Psalm war immer wieder die Rede von der Sünde. 

Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist!
Ich bekannte … dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht.
Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen.
Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.

Warum wurde ausgerechnet dieser Psalm für diesen Sonntag ausgesucht? Gibt es keine anderen, in denen der Beter Gott für die erfolgte Krankenheilung dankt? Doch, die gibt es, aber auch hier wird ein Zusammenhang zwischen Krankheit und Sünde hergestellt. 

Dann dämmerte es mir langsam. Auch im Evangelium kam dieser Gedanke auf. Vordergründig wird von der Krankenheilung in Kapernaum erzählt. Aber der entscheidende Abschnitt in diesem Text lautet: “Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.”

Jetzt wollte ich es wissen. Kam dieser Gedanke auch in den anderen Texten des Sonntags vor? Ja, in jedem der 6 Texte für diesen Sonntag ist von der Sünde die Rede. 

Dem Menschen, den Jesus am See Betesda in Jerusalem nach 38 jähriger Krankheit heilt, dem sagt er: “Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, dass dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre.” (Joh 5,14)

Im Epheserbrief fordert der Apostel seine Zuhörer auf: “22 Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. … 26 Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, 27 und gebt nicht Raum dem Teufel.” (Eph 4)

Die dritte biblische Lesung stammt aus dem Buch des Propheten Jesaja. König Hiskia dankt Gott für die Rettung aus tödlicher Krankheit. Auch hier findet sich der Hinweis auf die Sünde: “Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück.” (Jes 38,17)

Und im Jakobusbrief heißt es: “Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.” (Jak 5,16)

Und auch im letzten Text aus dem 2. Buch Mose kommt das Stichwort “Sünde” vor: “Hab ich, HERR, Gnade vor deinen Augen gefunden, so gehe der Herr in unserer Mitte, denn es ist ein halsstarriges Volk; und vergib uns unsere Missetat und Sünde und lass uns dein Erbbesitz sein.” (2. Mose 34,9)

Wie sollen wir nun Krankheit, Heilung und Sünde zusammendenken, liebe Gemeinde? Ist eine Krankheit tatsächlich eine Strafe für unsere Sünden, wie es früher immer wieder gesagt wurde? Auch heute taucht in Gesprächen immer wieder einmal die Frage auf: “Was habe ich nur verbrochen, Herr Pastor, dass ich so krank bin?” 

Diese Frage hat Jesus selbst beantwortet. Bei Lukas wird erzählt, dass 18 Menschen erschlagen wurden, als in Siloah ein Turm einstürzte. Offensichtlich wurde auch hier nach einem Zusammenhang mit Schuld gefragt. Jesus erklärte dazu: “... meint ihr, dass die achtzehn ... schuldiger gewesen seien als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen? Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.”

Damit ist die Perspektive beschrieben, unter der wir Krankheit, Unglück, Tod und vieles mehr betrachten müssen. Es geht also nicht um Schuldzuweisung, es geht ihm um Umkehr, um Hinwendung zu Gott. Und dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Bibel. 

Doch bevor wir von dieser Hinwendung sprechen, müssen wir die Sünde in den Blick nehmen, die uns von Gott trennt. Um zu verstehen, was gemeint ist, fangen wir am besten bei Adam und Eva an. Sie erinnern sich, was Gott den beiden gesagt hatte: “Ihr dürft alles essen und gebrauchen, nur vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollt ihr nicht essen und auch nicht vom Baum des Lebens. Ihr werdet sonst sterben.” Sie erinnert sich auch, was die Schlange den Menschen einflüsterte: “Wenn ihr vom Baum der Erkenntnis esst, werdet ihr sein wie Gott!” 

Das war eine phantastische Aussicht - sein wie Gott! Eigene Entscheidungen fällen, nicht immer auf den Übervater Gott hören. Nachdem Gott die Übertretung seines Gebotes bemerkte, muss er feststellen: “Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist.” (Gen 3,22) Doch dieses Wissen hilft dem Menschen nichts. Kaum hatte das Leben außerhalb des Paradieses begonnen, da tötet Kain seinen Bruder Abel, weil er eifersüchtig ist. Und obwohl Gott ihn vor der Tat anspricht, ist Kain nicht fähig, noch einmal über sein Vorhaben nachzudenken. Gottes Wort, ihr werdet sterben, erfüllt sich auf ganz andere Weise als gedacht. Es ist keine Strafe, sondern eine Folge menschlichen Tuns. Mord und Totschlag gehen weiter bis Gott die Sintflut schickt.

Auch wenn es merkwürdig erscheint, mit dem, was ich gerade gesagt habe, sind wir in meinen Augen in der Gegenwart angekommen. “Sein wollen wie Gott”, leben und wirtschaften, ohne nach Gott zu fragen; Religion ist - wenn man dafür überhaupt noch ein Gespür hat - bestenfalls Privatsache, hat aber mit dem tatsächlichen Leben nichts zu tun. Wird diese Haltung uns nicht allenthalben vor Augen geführt, liebe Gemeinde? Ist es nicht genau diese Hybris, diese menschliche Überheblichkeit, die für viele Unglücke, für Katastrophen in unserer Welt verantwortlich ist? 

Wenn wir an den steigenden Meeresspiegel, an die schmelzenden Polkappen denken, dann wird deutlich, was ich meine. Die seriösen Wissenschaftler sind sich einig, dass dies eine Folge des menschenverursachten Klimawandels ist. Sintflut. Obwohl wir wissen, was gut und was böse ist, tun wir nicht das Gute, das Richtige! Und auch das wissen wir, dass Angst und Sorgen und prekäre Verhältnisse einen richtig krank machen können! Das ist keine Strafe Gottes, sondern Folge unseres menschlichen Tuns. 

Vieles lässt sich auf diese Weise erklären, aber natürlich nicht alles. Vulkanausbruch, Erdbeben. Auch hier gilt: Nicht jede Krankheit. Und auch der Tod als Ende unseres Lebens ist eine natürliche Gegebenheit, sonst hätte Gott Adam und Eva nicht gesagt, sie sollten nicht vom Baum des Lebens essen. Der Tod kann allerdings mit Angst und Schrecken verbunden sein, wenn wir ihn als das große Aus, Vorbei, Nichts verstehen, wenn wir nicht mit uns selbst, mit unseren Nächsten und mit Gott im Reinen sind. 

Es gibt tatsächlich noch einen weiteren Text für diesen 19. Sonntag nach Trinitatis, der uns Mut machen kann. Er gehört mal wieder zu den Marginaltexten, zu denen, die am Rande stehen, offensichtlich nicht so wichtig sind. Es geht um das Ende der Sintflut und um das, was Gott seinen Menschen sagt:

12 Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: 13 Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. 14 Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. 15 Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe. 16 Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist. 17 Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.

Gott hat seinen Frieden mit uns Menschen geschlossen. Von ihm wird der Untergang der Welt nicht ausgehen. Vor Gott müssen wir uns nicht fürchten. Gott ist bereit, Übertretungen zu vergeben und die Sünde zu bedecken. Gott beschönigt nichts - alles nicht so schlimm -, aber er ist es auch nicht, der für das verantwortlich ist, was kommt, der uns womöglich straft, wie es manchmal in besonders frommen Kreisen heißt. 

"Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen." Zu dieser Gesundung gehört also zuerst, dass wir uns zu Gott wenden, dass wir wieder nach ihm und seinem Wort fragen und Leben - und dann wird vielleicht auch manche Krankheit wieder verschwinden. 

Gottes Regenbogen in den Wolken ist das Zeichen, das uns Hoffnung machen will. 

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