Samstag, 7. September 2019

12. Sonntag nach Trinitatis

8. September 2019

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 12. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.55. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr". 

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Für alle zitierten Bibeltexte gilt: Lutherbibel 2017, © Deutsche Bibelgesellschaft

Wochenspruch

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. (Jes 42, 3)

Die vorgesehenen Bibeltexte legen einen starken Schwerpunkt auf die Heilungswunder Jesu. Die will ich nicht in Frage stellen, es wird schließlich auch von anderen Menschen erzählt, dass sie die Gabe hatten, andere gesund zu machen. Und auch heute gibt es Menschen, denen gott die Gabe der Heilung geschenkt hat. Aber in der in der Bibel geschilderten Massivität und Direktheit möchte ich die Geschichten heute nicht mehr predigen. Es würden zu viele Hoffnungen geweckt und dann womöglich enttäuscht.

Als Predigttext wähle ich deshalb Jesaja 29,17-24 - Die große Wandlung. Der Evangeliumstext Lukas 13,10-17 stammt aus der VI. Predigtreihe. Neben dem Heilungsaspekt hat der Text noch die Heiligung des Feiertags im Blick. Darauf werde ich aber nicht eingehen.

Mit dem Alttestamentlichen Text kann man den Wochenspruch m.E. gut interpretieren.

Lieder

neben der Orgel ist unser Posaunenchor im Einsatz

  • Musikalisches Vorspiel
  • Du meine Seele, singe (EG 302,1-3)
  • Psalm 30 (EG 715)
  • Herr, wir stehen Hand in Hand (EG 602,1-4)
  • Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden (EG 66,1-3)
  • Erneure mich, o ewigs Licht (EG 390,1-3)
  • Herz und Herz vereint zusammen (EG 251,1-3)
  • Musikalisches Nachspiel

Alttestamentliche Lesung und Predigttext
Jesaja 29,17-24 - Die große Wandlung

17 Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. 18 Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen; 19 und die Elenden werden wieder Freude haben am HERRN, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels.

20 Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten, 21 welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.

22 Darum spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. 23 Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände – seine Kinder – in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten. 24 Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.

Evangelium
Lukas 13,10-17 - Die Heilung einer verkrümmten Frau am Sabbat

10 Und er lehrte in einer Synagoge am Sabbat. 11 Und siehe, eine Frau war da, die hatte seit achtzehn Jahren einen Geist, der sie krank machte; und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten. 12 Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Frau, sei frei von deiner Krankheit! 13 Und legte die Hände auf sie; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott.

14 Da antwortete der Vorsteher der Synagoge, denn er war unwillig, dass Jesus am Sabbat heilte, und sprach zu dem Volk: Es sind sechs Tage, an denen man arbeiten soll; an denen kommt und lasst euch heilen, aber nicht am Sabbattag. 15 Da antwortete ihm der Herr und sprach: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder seinen Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? 16 Sollte dann nicht diese, die doch Abrahams Tochter ist, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hatte, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden? 17 Und als er das sagte, mussten sich schämen alle, die gegen ihn gewesen waren. Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch ihn geschahen.

Predigtnotizen - Jesaja 29,17-24

Zu Beginn hören wir eine großartige Verheißung:

Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden.

In der Bibel prägt die Rede von den "Zedern des Libanon" die Vorstellung von diesem Land. Bei Wikipedia finden wir diesen Hinweis:

Die Zedern Gottes sind einer der letzten Bestände der früher verbreiteten Libanon-Zeder (Cedrus libani) im Wadi Qadischa, die früher im ganzen Libanongebirge verbreitet war. Seit der Antike haben Phönizier, Ägypter, Assyrer, Babylonier, Perser, Römer, Israeliten und Türken das haltbare Holz gerne für Gebäude, Schiffbau und in osmanischer Zeit auch für den Eisenbahnbau benutzt und die Bestände abgeholzt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Zedern_des_Herrn)

Weiter lautet die Verheißung:
  • Taube hören die Worte des Buches.
  • Die Augen der Blinden sehen aus Dunkel und Finsternis.
  • Die Elenden haben Freude am HERRN. 
  • Die Ärmsten unter den Menschen sind fröhlich in dem Heiligen Israels.
Es gab eine Zeit, wo die Menschen den Eindruck hatten, dass sich diese Verheißungen erfüllten.

Da aber Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte, sandte er seine Jünger 3 und ließ ihn fragen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht:
  • Blinde sehen und 
  • Lahme gehen, 
  • Aussätzige werden rein und 
  • Taube hören, 
  • Tote stehen auf und 
  • Armen wird das Evangelium gepredigt; 
und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert. (Mt 11,2-6)

Wenn Gottes Reich kommt, wenn es da ist, wenn Menschen nach Gott fragen, dann wir es ein Ende haben mit
  • Tyrannen und Spötter
  • die darauf aus sind, Unheil anzurichten
  • welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht 
  • und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, 
  • und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.
Das alles ist die Verheißung dessen was passiert, wenn Gott kommt. 

Darum spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen.

Das spiegelt die Situation der Juden nach dem verlorenen Krieg gegen die Assyrer 722 v.Chr. wieder. Man stand beschämt da, man hatte den Krieg verloren, zumindest in den Augen der Sieger hatte auch Gott den Krieg verloren, denn die Götter waren stärker gewesen. Auch bei den Israeliten hat es lange gedauert, bis sie zu einer anderen Sicht kamen. Die allerdings war ungeheuerlich - und eigentlich nicht zu denken: Es war Gott selbst, der die Feinde gegen sein Volk geführt hatte. Warum? Die Propheten hatten es über all die Jahre, Jahrzehnte und man kann sagen Jahrhunderte angekündigt: Wenn ihr weiterhin von Gottes Wegen abweicht, wenn ihr sein Gebot in den Wind schreibt, wenn Tyrannen und Spötter das Wort haben, welche Menschen unschuldig verurteilt werden und wenn die, die dieses Unrecht benennen, verfolgt werden, wenn mit Lügen, mit Fake News das Recht des Unschuldigen gebeugt wird, dann wird es irgendwann einen Punkt geben, dass Gott einschreitet und seinerseits Gericht hält. Und genau das war passiert! Das zu erkennen bedeutete aber auch ein Eingeständnis des eigenen Versagens. Weiter so - das ging nicht mehr. Eine radikale Umkehr war vonnöten. Wenn das geschieht, dann sagt Gott allerdings tatsächlich den Israeliten zu: Ihr müsst nicht mehr erblassen!

Warum? Wenn die Völker sehen werden die Werke meiner Hände – seine Kinder – in ihrer Mitte, dann werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten.

Die Israeliten haben ihren Glauben bewahrt, sie sind ihrem Gott treu geblieben - erneut treu geworden. Das ist auch für andere das Zeichen, dass Gott nicht besiegt wurde. Wenn Menschen das erkennen ...

dann werden die, welche irren in ihrem Geist, Verstand annehmen,
und die, welche murren, werden sich belehren lassen.

Ich weiß natürlich, dass wir davon meilenweit entfernt sind, aber wenn wir mit unseren schwachen Kräften daran mitarbeiten, dass ein Stück des Reiches Gottes hier auf Erden sichtbar wird, dass Menschen erkennen, dass Verhältnisse sich zum Guten kehren, dass Recht und Gerechtigkeit herrschen, dann wird sich auch im größeren Maßstab etwas verändern.

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