Donnerstag, 22. Dezember 2016

Heiligabend

24. Dezember 2016


Die Gottesdienste Heiligabend sind wie folgt aufgeteilt:

15:30 Uhr Krippenspiel in der Christvesper - Krüger / Hofmann / Team
Gottesdienst insbesondere für Familien mit kleineren Kindern

17:00 Uhr Christvesper mit „Just for Fun“ - Krüger / Hofmann / Team
Gottesdienst insbesondere für Familien mit größeren Kindern

18:30 Uhr Christvesper mit dem Posaunenchor - Krüger

22:30 Uhr Christgottesdienst in der Heiligen Nacht - Brauer

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte für die Christvespern unter der Nummer 954.05; die Texte der Christnacht (22.30 Uhr) unter der Nummer 954.6. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr by Dr. Martinus". Wie zu sehen ist, habe ich die Links schon gelegt.

Alle nachfolgenden Bibeltexte: Lutherbibel 1984, © Deutsche Bibelgesellschaft

Die Weihnachtsgeschichte

Lukas 2,1-20
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AStatue-Augustus.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/eb/Statue-Augustus.jpg
By UnknownTill Niermann (Own work) [GFDL, CC-BY-SA-3.0 or CC BY-SA 2.5],
via Wikimedia Commons - Kombination durch mich 
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.


4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war,


5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.


7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.


8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.


16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

(die Fotos zeigen die Krippenfiguren aus unserer Kirchengemeinde)

15:30 Uhr Christvesper mit Krippenspiel

Die Kindergottesdienstkinder sind fleißig beim Üben des Krippenspiels. Wir dürfen gespannt sein!

17:00 Uhr Christvesper für Familien mit größeren Kindern,
Jugendliche und junge Erwachsene

Just for Fun wird wieder singen. 
  • Kling, Glöckchen, klingelingeling
  • Soon and very soon
  • The First Nowell
Als Gemeindelieder haben wir ausgesucht:
  • EG 30 - Es ist ein Ros entsprungen
  • EG 54 - Hört, der Engel helle Lieder
  • EG 46 - Stille Nacht, heilige Nacht
  • EG 44 - O du fröhliche

Neben der Weihnachtsgeschichte hören wir die Verheißung aus dem Buch des Propheten 

Jesaja 9,1-6

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. 

Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.

Predigtidee

Die Idee zur Predigt ist mir bei der Vorbereitung des Gottesdienstes mit der Jakob-Muth-Schule in Meppen gekommen. Das Vorbereitungsteam hatte die Geschichte von einem Traum ausgesucht, in dem das Jesuskind die Krippe verlässt. "Ich denke, ich bin hier total überflüssig. Mich beachtet sowieso keiner ..." Und mit dem Kind aus der Krippe verschwindet der Glaube und verschwindet Gott selbst. "Wie sieht eigentlich die Welt ohne Gott aus?", diesen Gedanken werde ich dann etwas ausziehen. 

Nachdem wir die Weihnachtsgeschichte gehört haben, will ich erzählen, wie ich die Welt nach Weihnachten träume. Die Engel auf dem Feld bei Bethlehem brachten diese Botschaft: 
  • Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 
Aus dieser Idee sind dann die beiden nachfolgenden Predigtteile entstanden (zum 1. Teil vgl. http://www.k-l-j.de/Weihnacht4.htm)

Traum I - „Weihnachten ohne Gott“

In diesen Tagen vor Weihnachten hatte ich einen Traum, fast muss ich sagen: Ich hatte einen Alptraum. Ich sah ein weihnachtliches Wohnzimmer, festlich geschmückt für das Weihnachtsfest. Es hätte auch unsere Gustav-Adolf-Kirche oder jedes andere Haus sein können. Es ging um die Krippe, die in diesen Tagen an so vielen Orten aufgebaut ist. Maria und Josef waren da, dazu das Jesuskind, der Ochse und der Esel - alles, wie es sein muss.

Ich sah in dieser Weihnachtsstube eine Familie, die gemeinsam zu Abend aß; gerade waren sie vom Weihnachtsgottesdienst zurückgekommen. Und dann begannen Menschen, Geschenke zu verteilen und entgegenzunehmen; auszupacken und sich darüber zu freuen.

Ohne dass es irgendjemand bemerkte, erhob sich das Jesuskind plötzlich aus der Krippe und schaute sich um; es sah die Geschenke, die Essensreste, den Fernseher, der im Hintergrund lief, und vieles andere mehr. Schließlich sagte es kopfschüttelnd: „Ich denke, ich bin hier total überflüssig. Mich beachtet sowieso keiner …” Und es verschwand. Einfach so. Und mit ihm verließ Gott diese Welt, ebenso der Glaube und die Kirche.

In die Präsentation für den Gottesdienst hatte ich dann diese vier Bilder von unserer Krippe eingefügt:


Krippe ohne das Jesuskind
Auch Maria und Josef fehlen
Hirten und Könige kehren um
Zunächst hat es keiner bemerkt. Auch in den nächsten Tagen, als kein Gottesdienst mehr stattfand und niemand mehr betete, fiel die Abwesenheit Gottes nicht sonderlich auf. Die Menschen machten einfach weiter; die einen haben gelesen (allerdings gab es keine Gebetsbücher oder Bibeln mehr) und Fernsehen geguckt, die anderen saßen stundenlang beim Friseur oder vor dem Computer.

Die Kinder gingen zum Kindergarten und in die Schule, wie auch bisher. Aber die Jugendlichen trafen sich nicht mehr abends zur Jugendgruppe im Gemeindehaus, die immer so viel Spaß gemacht hatte. Die Erwachsenen kamen von der Arbeit; manchmal trafen sie sich zum Kegeln oder zum Abendessen. Keiner merkte, dass ihnen etwas abhandengekommen war: Der Glaube an Gott - und Gott selbst.

Im Frühjahr merkte es der eine oder andere, dass sich etwas verändert hatte. Früher hatte man öfters frei gehabt. Die Älteren wussten, da gab es einen Freitag, wo man nicht arbeiten musste, und gleich darauf war doch auch der Montag frei gewesen. Der Freitag war sehr traurig gewesen, der Montag umso fröhlicher. Weswegen eigentlich? Und ein paar Wochen später war da noch ein freier Donnerstag gewesen und kurz darauf noch ein freier Montag. Warum nur?

Und dann merkte man es in den Familien, dass sich etwas geändert hatte. Früher hatte man sich zu einem Fest getroffen, nachdem ein kleines Kinder geboren war. Man hatte die Verwandten eingeladen. Und die waren viele hundert Kilometer gereist, um dabei zu sein. Jetzt hatte keiner mehr Lust, so weite Fahrten zu unternehmen. Und auch den Kindern und Jugendlichen fehlte etwas. Als sie in der 3. und 8. Klasse waren, hatten die Familien doch auch gefeiert. Und es hatte tolle Geschenke gegeben. Das alles fand nicht mehr statt.

In meinem Traum gab es natürlich immer noch Leute, die Hilfe und Trost brauchten. Aber wenn es keinen Gott gibt? Was sollte man ihnen sagen, wenn sie im Krankenhaus waren oder wenn ein Mensch gestorben war. Es machte keinen Sinn mehr, zu Gott zu beten. Denn der war ja nicht mehr da.

Je länger in meinem Traum Gott fehlte, umso seltsamer wurde alles. Die Menschen hörten auf, miteinander zu reden. Sie hatten genug mit ihren eigenen Problemen zu tun. Man half sich nicht mehr gegenseitig. Und weil keiner mehr betete und kein Gottesdienst mehr stattfand, fühlten sich die Menschen allein und im Stich gelassen. Und sie hatten keine Lust mehr, etwas für die Armen in der Welt zu tun. Sie waren selbst arm geworden. Sie hatten große Angst vor der Zukunft. Sie hatten die Kriege und die Terroranschläge vor Augen, sie dachten an die Toten und Verletzten, und sie hatten keine Ideen mehr, wie es weitergehen sollte.

Am Ende meines Traumes war die ganze Welt grau und blass geworden, kalt und ohne Hoffnung. Es gab keinen Grund mehr zu feiern - und schließlich auch keinen Grund mehr, irgendjemanden auch nur irgendetwas zu schenken.

Ich wollte schon laut losschreien, als ich plötzlich einen Engel sah, der rief:

„Ich verkünde Dir eine große Freude: Heute ist dieser Welt der Retter geboren. Christus der Herr! Und das soll Dir ein Zeichen sein: Du wirst ein Kind finden, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegend.

Und plötzlich war bei dem Engel ein ganzes Heer von Engeln, das sang: Ehre sei Gott in der Höhe! Dann wird auch Frieden sein den Menschen auf der Erde!

Es folgte das Lied "Hört, der Engel helle Lieder" (EG 54) und die Weihnachtsgeschichte nach Lukas. 

Traum II - Ich verkünde Dir eine große Freude: Heute ist dieser Welt der Retter geboren. Christus der Herr! 

Für den zweiten Teil der Predigt war wieder das Bild von der vollständigen Krippe eingeblendet. Dieses Bild war ja auch schon während der Lesung des Weihnachtsevengeliums entstanden (s.o.).


Ich hatte noch einen Traum. Ich habe von den vielen Menschen geträumt, die Weihnachten in die Kirchen kommen, hier bei uns in Meppen, aber auch in den vielen anderen Kirchengemeinden in Deutschland und in der ganzen Welt. Überall in diesen Tagen hören die Menschen:
Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Wie ein Lauffeuer geht dieser Satz in diesen Weihnachtstagen immer wieder rund um die Erde, wenn Menschen in den Ländern rund um den Globus Gottesdienst feiern, wenn sie zusammen singen und beten, wenn sie zu Hause vor dem Tannenbaum sitzen, wenn sie die Krippen betrachten. Die Menschen in meinem Traum nahmen den Ruf der Engel ganz wörtlich. Die Furcht verschwand aus ihren Gesichtern,
  • die Furcht vor Terroranschlägen
  • die Furcht vor den vielen Fremden, die auf eine gewaltfreie Zukunft in unserem Land hoffen
  • die Furcht, zu kurz zu kommen
  • bei den einen, weil sie tatsächlich nicht genug zum Leben haben
  • bei den anderen, die viel zu viel haben und immer noch mehr haben wollen
  • Es verschwanden auch die Furcht und die Sorgen vor einer ungewissen Zukunft. Die Menschen vertrauten wieder darauf, dass Gott sich uns zuwendet und dass er uns schenkt, was wir zum Leben brauchen.
Statt der Furcht stand den vielen Menschen jetzt die Freude ins Gesicht geschrieben. Sie wurde gefragt: Warum siehst du so glücklich aus? Und sie konnten antworten:
  • Uns ist Weihnachten der Heiland geboren, Gottes Sohn.
  • Er will unsere Welt heilen,
  • er will unser Leben,
  • er will, dass alle ihr Auskommen haben,
  • er will, dass Menschen im Frieden miteinander die Welt gestalten.
Und dann hatten die Menschen in den vielen Weihnachtsgottesdiensten noch ein Wort aus der Bibel gehört, das sie nicht mehr los ließ:
13 Alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
“Ehre sei Gott in der Höhe …” Diese Worte gingen den Menschen nicht mehr aus dem Sinn.
  • Müssten wir nicht wieder Gott die Ehre geben,
  • müssten wir nicht wieder unseren Glauben bekennen,
  • müssten wir nicht sagen, dass es uns gut getan hat, die Gemeinschaft von so vielen anderen Christen zu erleben,
  • müssten wir nicht sagen, wie es gut getan hat, miteinander zu singen, zu beten, die alten vertrauten Worte aus der Bibel zu hören.
  • Würden andere dann nicht spüren, dass uns unser christlicher Glauben und unsere christlichen Werte etwas bedeuten, dass uns genau dies wichtig ist?
Weihnachten ist ein schönes Fest, auf das ich mich schon lange Zeit vorher freue, liebe Gemeinde. Weihnachten verändert auf jeden Fall für ein paar Stunden unsere Welt, macht alles ein wenig erträglicher, Weihnachten hat aber auch das Potential, der ganzen Welt den Frieden zu bringen, den die Engel auf dem Feld von Bethlehem versprochen haben, den die Menschen ins Jesu Nähe gespürt haben, den auch wir heute spüren können, wenn wir für uns gelten lassen:
Denn uns ist heute tatsächlich der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

18:30 Uhr Christvesper für Erwachsene

Musikalisch wird dieser Gottesdienst durch den Posaunenchor begleitet. Wir singen: 
  • EG 39 Kommt und lasst uns Christum ehren
  • EG 27 Lobt Gott, ihr Christen alle gleich
  • EG 45 Herbei, o ihr Gläub'gen
  • EG 37 Ich steh an deiner Krippen hier
  • EG 46 Stille Nacht, heilige Nacht
  • EG 44 O du fröhliche, o du selige
Bei den biblischen Lesungen orientiere ich mich an den Texten für die Christnacht. Wir beginnen mit der Lesung vom Sündenfall aus dem 1. Buch Mose. Die Schlange flüstert den Menschen ein: "Wenn ihr vom Baum der Erkenntnis esst, werdet ihr sein wie Gott."

Am Ende der Geschichte stellt Gott fest: "Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und nehme auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich! Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, dass er die Erde bebaute, von der er genommen war."

https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AForbidden_fruit.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/12/Forbidden_fruit.jpg
Michelangelo [Public domain], via Wikimedia Commons
Wohin ein Leben ohne Gott führt, das sehen wir, wenn wir uns in der Gegenwart umschauen. Eine Schreckensnachricht jagt die andere.

Das ist nicht das Leben, das Gott sich für seine Menschen wünscht. Schon im Alten Testament versuchen die Propheten immer wieder, Israel auf den Weg mit seinem Gott zurückzuführen. Dabei weisen viele Worte über diesen Kreis hinaus. Sie zielen auf den Retter der ganzen Welt. So hören wir drei Prophetenworte, die nach dem Verständnis der ersten Christen auf Jesus Christus zielen:
  • Micha 5,1-4a - Und du Bethlehem, Ephrata, die du klein bist unter den Städten in Juda...
  • Jesaja 9,1-6 - Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht ...
  • Jesaja 11,1-9 - Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais ...
Schließlich hören wir die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium. Wenn wir dabei das Verkündigungsbild von Fra Angelico betrachten, dann wird uns deutlich, dass Weihnachten, dass die Geburt Jesu Gottes Antwort auf die Sünde der Menschen ist.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AAngelico%2C_prado.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fe/Angelico%2C_prado.jpg
Fra Angelico (etwa 1395–1455) [Public domain], via Wikimedia Commons
Links im Hintergrund sehen wir, wie die Menschen, wie Adam und Eva das Paradies verlassen müssen. In dem schönen Weihnachtslied "Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich" heißt es dann in der 6. Strophe:
Heut schließt er wieder auf die Tür / zum schönen Paradeis; / der Cherub steht nicht mehr dafür. / Gott sei Lob, Ehr und Preis, / Gott sei Lob, Ehr und Preis!
Wir ahnen, dass uns durch Jesus Christus wieder der Weg zu Gott geebnet wird. 

In einem Blogbeitrag "Jesus Christus - Gottes Antwort auf die Erbsünde" habe ich dargelegt, wie ich diesen Zusammenhang sehe. Heiligabend werde ich diese Gedanken - natürlich abgewandelt - aufnehmen.

Predigt

Es ist Weihnachten, liebe Gemeinde, wir feiern die Geburt Jesu. Mancher wird sich deshalb schon gefragt haben: Warum um alles in der Welt fangen wir dann in diesem Gottesdienst mit Adam und Eva an? Weil das, was über Adam und Eva erzählt wird, sich in jedem Menschen wiederfindet und weil dieses Verhalten unsere Gegenwart bestimmt - und weil Weihnachten Gottes Antwort darauf ist.

Schauen wir auf den Anfang. Gott gibt dem Menschen seinen Lebensraum, wo er alles vorfindet, was er zum Leben braucht. Alles darf der Mensch nutzen. Nur vom Baum mitten im Garten, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, sagt Gott, davon darf der Mensch nicht essen. Die Frage nach dem “Warum” wird zugegebenermaßen unbefriedigend beantwortet: “An dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.” Der Fortgang der Geschichte zeigt, dass die Drohung so nicht in die Tat umgesetzt wird.

Mich erinnert dieses Handeln Gottes an das Verhalten von Eltern, die ihren kleinen Kindern etwas verbieten, weil sie wissen, dass es den Kindern schadet bzw. weil die Kinder damit noch nicht umgehen können. “Fass nicht auf die heiße Herdplatte!” Aber genau das probieren die Kleinen aus. Und mancher Rat an unsere pubertierenden Jugendlichen zielt in genau die gleiche Richtung: “Lern die Vokabeln, du lernst für dich und nicht für die Erwachsenen!” Wir sehen die Kinder vor uns, wie sie die Augen verdrehen: Mama! Papa!

Bei Adam und Eva kommt noch die Schlange hinzu. Sie sät Misstrauen gegenüber Gott, der sich bisher liebevoll sorgend um seine Menschen gekümmert hat. Auf einmal bekommen die Menschen Zweifel an der Güte und Menschenliebe des Schöpfers. “Ihr werdet keineswegs des Todes sterben”, zischelt die Schlange den Menschen zu, “sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.” - Ihr werdet sein wie Gott! Das ist der Schlüsselsatz in dieser Szene. “Wozu brauchen wir dann noch Gott? Wir können unser Leben doch selbst in die Hand nehmen.”

Dieser Verlockung können die Menschen nicht widerstehen und greifen zu der verbotenen Frucht. Doch was haben sie jetzt davon? Sie sterben nicht; das war von diesem Moment aus betrachtet keine gute Begründung, die Gott für sein Verbot angeführt hatte. Aber die Erkenntnis, die die Menschen im nächsten Augenblick gewinnen, ist auch nicht gerade weltbewegend. “Sie wurden gewahr, dass sie nackt waren und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.” Zum angeknacksten Gottesverhältnis kommt noch die Scham voreinander, die das Miteinander erfahrungsgemäß nicht einfacher machen wird.

Die nächsten Schritte Gottes sind sehr konsequent. Er muss feststellen: “Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist.” Damit der Mensch nicht auch vom Baum des Lebens isst und ewig lebt, verweist ihn Gott des Garten Edens. Fast ist man geneigt zu sagen: Als Strafe! Doch mit dieser Feststellung sollten wir vorsichtig sein.

Ich hatte vorhin gesagt, dass mich Gottes Verhalten an das von Eltern erinnert, die ihren Kindern etwas verbieten, um sie vor Schlimmeren zu bewahren, oder die den Kindern etwas raten, um sie auf den richtigen Weg zu bringen. Können wir das im blick auf die biblische Geschichte auch sagen? Wusste Gott, dass die Menschen dem, was kommt, nicht gewachsen waren? Schauen wir auf die Folgen des verbotenen Tuns. Dass den Menschen die Augen aufgingen und sie entdeckten, dass sie nackt waren, hat sie nicht wirklich weitergebracht. Und auch die göttliche Erkenntnis des Guten und Bösen fördert im weiteren Verlauf das Zusammenleben keineswegs. Kaum sind Kain und Abel, die Kinder des ersten Menschenpaares, groß geworden, schlägt ein Bruder den anderen aus Eifersucht tot. Und schließlich muss Gott feststellen, “dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar”.

Wenn wir an dieser Stelle einen Blick auf die Gegenwart werfen, dann bemerken wir mit Schrecken fest, dass sich an dieser Feststellung bis heute offensichtlich nicht viel geändert hat. Die Nachrichten von Tod und Verderben bestimmen den Alltag und flößen Angst ein. So viel Mord und Totschlag wie im Augenblick haben wir über Jahrzehnte nicht erlebt. Und was würden wir Menschen damit anfangen, wenn wir ewiges Leben hätten in dieser Welt? Es gäbe nur noch mehr Neid und Missgunst. Die einen könnten sich die Medikamente oder medizinischen Eingriffe leisten, die anderen müssen verrecken.

In diese Situation hinein spricht die Weihnachtsgeschichte. Sie erzählt uns Jahr um Jahr, dass Gott seine Menschen nicht vergessen hat, dass Gott selbst Mensch wird, dass er als ein hilfloses Kind in der Krippe zur Welt kommt. Und in einer genauso friedlosen Welt wie unsere es ist, ruft der Engel auf dem Feld von Bethlehem den Hirten zu: “Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.”

Dieser Jesus hat als erwachsener Mann gezeigt, wie Leben vor Gott und miteinander gelingen kann. Diese Lebensweise hat er so beschrieben: “Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Markus 12,29-31)

Dreimal spricht Jesus von der Liebe:

  • die Liebe zu Gott
  • die Liebe zum Nächsten
  • die Liebe zu sich selbst

Wenn das in einem ausgewogenen Verhältnis steht, wird persönliches und gesellschaftliches Leben gelingen. Übrigens, die Stichworte, die wir in der Verkündigung der Propheten aus dem Alten Testament heute gehört haben, weisen eben genau diesen Weg. Es geht um Frieden, um Treue und Recht und Gerechtigkeit, um den Geist Gottes, der unser Leben bestimmt, und um die Ehrfurcht vor dem Schöpfer.

Am Ende des irdischen Weges des Kindes in der Krippe von Bethlehem steht das Kreuz von Golgatha. Menschen wollten es nicht wahrhaben, dass Gott uns in diesem Jesus von Nazareth ganz nahe gekommen war. Sie wollten lieber bei ihren eigenen Vorstellungen bleiben. Doch mit der Auferweckung seines Sohnes von den Toten hat Gott der Vater gezeigt, dass eben ein Weg in der Nachfolge Jesu zu einem Leben führt, wie Gott es sich für uns Menschen wünscht.

Kommen wir noch einmal zurück zur Geschichte von Adam und Eva und zu dem Vergleich, dass wir Eltern unsere Kinder durch manches Gebot oder Verbot auf den rechten Weg bringen wollen. Auf der einen Seite sagt uns unsere Erfahrung, dass es nicht gut ist, wenn unsere Kinder dieses oder jenes tun - oder sie sollten so handeln, wie wir es uns wünschen. Und auf der anderen Seite wissen wir gleichzeitig, dass unsere Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen müssen, dass sie sich von uns lösen müssen, um sich zu entwickeln.

Kann diese Vorstellung vielleicht auch unser Verhältnis mit Gott beschreiben? Dass Menschen gegen Gott rebellieren müssen, damit sie ihre eigenen Erfahrungen machen? Die decken sich zwar nicht immer mit Gottes Willen, aber die lassen uns zu uns selber finden. Wenn die Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen nach turbulenten Jahren wieder in ein ruhigeres Fahrwasser kommt, können Eltern und Kinder ein gutes Verhältnis zueinander gefunden haben. Nicht umsonst kommen Weihnachten so viele Kinder in die Elternhäuser - und übrigens ja auch in die Gotteshäuser - zurück.

Wenn diese Vorstellungen zutreffen, dann ist die Vertreibung aus dem Paradies keine Strafe, dann eröffnet vielmehr das Leben außerhalb des Paradieses die Möglichkeit, dass wir Menschen zu uns selbst und zu Gott finden. Nach einer Zeit der Abnabelung können wir vielleicht eher hören, was Gott uns mit seinem Wort sagt. Dann können wir unser tatsächlich vorhandenes göttliches Wissen um Gut und Böse zum Nutzen der Schöpfung einsetzen. Weihnachten kann der Anfang eines solchen Weges sein. “Heut schleußt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis”, so haben wir es vorhin gesungen. Und am Ende dieses Weges wartet dann sogar das ewige Leben auf uns; nicht in dieser Welt, aber in Gottes Reich.

Amen.

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