Dienstag, 19. Juli 2016

9. Sonntag nach Trinitatis

24. Juli 2016

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum 9. Sonntag nach Trinitatis unter der Nummer 954.52. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Am 9. Sonntag nach Trinitatis sagt Gott uns zu, dass jeder seine Gaben, sein Talent hat, das Christsein zu leben.

Wochenspruch:

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern. (Lk 12, 48b)

Wochenlied:

Rev. 2014: Herzlich lieb hab ich dich, o Herr (EG 397)
Ich weiß, mein Gott, dass all mein Tun (EG 497 - auch in Rev. 2014)
Rev. 2014: Die Erde ist des Herrn. Geliehen ist der Stern (Westf-EG 677 / NB-EG 623 / KHW-/HN-EG 634)

Musikalischer Gottesdienst

Es ist der 4. Sonntag im Monat und damit soll ein Schwerpunkt des Gottesdienstes die Kirchenmusik sein. Von unserem Organisten Heinz Detlau-Keire kam der Vorschlag:
Was halten Sie von dem Motto "Mein Vorbild, seine Lieder: Fritz Baltruweit"?

Dann würde ich als Vor- und Nachspiel jeweils ein schönes Lied samt eigener Intonation spielen, und im Gottesdienst seine Lieder singen lassen:
  • Vorspiel "Solang die Rose blüht"
  • Eingangslied: 432,1-3 - Gott gab uns Atem damit wir leben
  • nach der Epistel: 604,1-3 - Wo ein Mensch Vertrauen gibt
  • vor der Predigt: 595,1-3 - Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst
  • nach der Predigt: 620,1-3 - Freunde, dass der Mandelzweig
  • nach den Abkündigungen zum Kollektieren: 607,1-5 - Vertrauen wagen dürfen wir getrost
  • Nachspiel: Into und Choral: "Gib mir deine Hand"

Es wäre dann auch sehr schön, wenn in der Begrüßung kurz etwas zu Fritz Baltruweit gesagt werden könnte. 
Die Antwort war schnell geschrieben: "So machen wir es." Ich bin gespannt. Die meisten Lieder sind der Gemeinde nicht unbekannt.

Epistel Phil 3, 7-11 (12-14) - gleichzeitig Predigttext

Wenn ein anderer meint, er könne sich auf Fleisch verlassen,
so könnte ich es viel mehr,
5 der ich am achten Tag beschnitten bin,
aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin,
ein Hebräer von Hebräern,
nach dem Gesetz ein Pharisäer,
6 nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde,
nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig gewesen.

7 Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. 8 Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwenglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne 9 und in ihm gefunden werde, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.

10 Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleichgestaltet werden, 11 damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.

12 Nicht, dass ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. 13 Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich's ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, 14 und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Evangelium Mt 25, 14-30

Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; 15 dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort.

16 Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. 17 Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu.

18 Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.

19 Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. 20 Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen. 21 Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!

22 Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen. 23 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!

24 Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; 25 und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine.

26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? 27 Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen.

28 Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. 29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. 30 Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

Predigtideen

Ich habe ein bisschen umgestellt und beginne mit den Liedern von Fritz Baltruweit, die wir bisher gesungen haben. Worum ging es?
  1. Gott gab uns Atem, damit wir leben. / ... Gott hat uns diese Erde gegeben, / dass wir auf ihr die Zeit bestehn.
  2. Gott will nicht diese Erde zerstören. / Er schuf sie gut, er schuf sie schön.
  3. Gott gab uns Hände, damit wir handeln. / Er gab uns Füße, dass wir fest stehn. / Gott will mit uns die Erde verwandeln. / Wir können neu ins Leben gehn.
Dann ging es darum, dass aus unseren Wüsten wieder Gärten entstehen
  1. Wo ein Mensch Vertrauen gibt, / nicht nur an sich selber denkt
  2. Wo ein Mensch den andern sieht, / nicht nur sich und seine Welt
  3. Wo ein Mensch sich selbst verschenkt, / und den alten Weg verlässt,
fällt ein Tropfen von dem Regen, / der aus Wüsten Gärten macht.

Das dritte Lied mach deutlich, dass wir auch angesichts der schrecklichen Geschehnisse der letzten Tage - Amoklauf in Münschen, Terroranschlag in Kabul - nicht der Furcht raum geben sollen in unserem Leben. Gottes Wort trägt uns. So können wir unseren Weg weitergehen:
    1. Fürchte dich nicht, / gefangen in deiner Angst ... 
    2. Fürchte dich nicht, / getragen von seinem Wort ... 
    3. Fürchte dich nicht, / gesandt in den neuen Tag ...

    Diese Texte helfen, “das Gefühl dafür zu bekommen, dass wir bei allem was geschieht und was wir tun oder auch nicht tun, gehalten sind in der Liebe Gottes und nichts kann ihn davon trennen im Leben und Tod …” (Fritz Baltruweit) - Der Apostel Paulus drückt diesen Gedanken so aus: “… dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird”.

    Aber wir Menschen gehen oft anders an unser Leben, wir meinen, uns über unsere Leistungen definieren zu können, selbst vor Gott. Wir denken, unsere Leistung müsste uns besser machen als andere; oder: wir hätten auf Grund unserer Leistung Vorteile und Vorzüge gegenüber anderen. Der Leistungsgedanke beherrscht das ganze Leben.

    Paulus nimmt im Brief an die Philipper diesen Gedanken auf und führt ihn ad absurdum. Offensichtlich waren Juden oder Judenchristen zu den Philippern gekommen, die die junge Christengemeinde mit ihrer Verkündigung, die insbesondere auf die Einhaltung jüdischer Vorschriften zielte, verunsicherte. Dem hält Paulus seinerseits seine "Vorzüge" entgegen, die jeden Juden oder Judenchristen erblassen lassen:
    • am achten Tag beschnitten,
    • aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin,
    • ein Hebräer von Hebräern,
    • nach dem Gesetz ein Pharisäer,
    • nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde,
    • nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig

    Aber Paulus will nicht prahlen. In der Begegnung mit Christus hat er erkannt, dass es auf diese äußerlichen "Vorzüge" bei Gott überhaupt nicht ankommt. "... was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet, ... ich erachte es für Dreck". Schlimmer kann er seine eifernden Gegner in Philippi nicht treffen. Das, worauf sie so großen Wert legen, das, was in Gottes Augen so wertvoll sein soll, das nennt Paulus einen "Dreck".

    Auch wenn die beiden Männer in ihrer Glaubenserfahrung durchaus unterschiedlich sind, hier treffen sich der Apostel Paulus und der Reformator Martin Luther. Genau wie Paulus hat Luther zunächst in seinem religiösen Leben Wert darauf gelegt, in Gottes Gesetz, so wie es seine Kirche damals lehrte, alles richtig zu machen, nur keinen Fehler, nur keine Schwäche zulassen. Paulus kann noch sagen "nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig"; Luther wäre an seinem Anspruch fast zerbrochen.

    Menschen zerbrechen heute nicht unbedingt an ihren religiösen Höchstleistungen, aber nicht wenige wissen irgendwann nicht mehr, wie sie den immer weiter steigenden Anforderungen im Beruf und in der Gesellschaft noch gerecht werden sollen.

    Hängen mit diesem Leistungsdenken auch die Krisen zusammen, die wir im Augenblick weltweit erleben? Die einen haben etwas - die anderen nichts. Ruft dieses Leistungsdenken auch den Hass hervor, von dem in letzter Zeit so oft die Rede ist?

    In diese Situation hinein spricht Paulus: "... nicht meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt" - nicht meine Leistung, meine Überstunden, mein privates Geld oder was ich sonst noch einsetze - "... sondern die Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird".

    In der letzten Konsequenz werden wir erleben, dass unsere Leistungen uns nichts einbringen. Wenn wir ausfallen geht das Leben auch weiter. Ein anderer macht die Arbeit. Wenn wir uns zu viel vornehmen, leidet die Qualität unserer Arbeit - und wir werden kritisiert. Und im Extremfall kostet uns diese Lebens- und Arbeitseinstellung das Leben. Bei der Beerdigung gibt es noch ein paar Dankesworte - aber ob das vor Gott zählt?

    Paulus geht es um die “Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird".

    Paulus und Luther haben aus dieser Erfahrung zu ihrer großen inneren Freiheit gefunden. Sie waren nicht mehr den Zwängen der Eiferer ausgesetzt. Sie ließen sich irgendwann keine Vorschriften mehr wachen, was zu glauben und zu tun sei. - Davon träumt heute auch so mancher. Frei sein und allen Zwängen entfliehen. Endliche machen, was man will! Endlich das Leben genießen und nicht mehr allein knechten und schuften!

    Es ist allerdings die Frage, ob Paulus und Luther diese Freiheit gemeint haben. Um es gleich vorweg zu sagen: Nein! Paulus beschreibt seine Freiheit so: "Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne." (1. Kor 9,19) Und Luther schreibt in seiner Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen": "Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan."

    Damit ist die Freiheit, die der Christ aus seinem Glauben gewinnt, aufs deutlichste beschreiben: Keinen Zwängen mehr unterworfen, aber nicht völlig losgelöst nur noch egoistisch auf sich selbst, auf die eigenen Bedürfnisse und Wünsche fixiert! Ein Christenmensch sieht seine Aufgaben in der Welt. Und er nimmt sie in Angriff, nicht weil er es muss, sondern weil er es aus eigenem inneren Glaubensantrieb für richtig hält und deshalb den Vorsatz in Freiheit in die Tat umsetzen will.

    vgl. dazu: Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. (https://de.wikipedia.org/wiki/Freiheit)

    Menschen, die so fest im Glauben stehen, können anderen neben Respekt auch Angst und Sorge einflößen: "Das schaffe ich nie, so meinen Glauben zu leben. So kann ich nicht glauben. Glaube ich dann überhaupt richtig?" Paulus kennt offensichtlich solche Gedanke, solche Einsprüche. Deshalb schreibt er den Philippern: "Nicht, dass ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin." Wie ihr auch bin ich auf dem Weg! Ich bin nicht perfekt - und ihr müsst es auch nicht sein! Aber versuchen sollten wir es! Nach bestem Wissen und Gewissen. Nicht dass wir den Glauben ein für alle Mal haben, sondern ganz allmählich, aber stetig.

    Das können wir auch mit den beiden letzten Liedern von Fritz Baltruweit nachbuchstabieren, die wir noch singen werden:
    1. Da zeigt der blühende Mandelzweig, "dass die Liebe bleibt ..."
    2. auch wenn das Blut schreit
    3. und Tausende vom Krieg zerstampft werden
    4. doch letztentlich gilt, dass der Mandelzweig der Fingerzeig Gottes bleibt, der uns zeigt, "wie das Leben siegt".
    Das letzte Lied werden wir zwischen den Fürbitten singen, die ich von der Seite der Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) übernehme (wer später das Gebet aufrufen will, muss es im Archiv der VELKD suchen; der Link verweist jeweils auf das aktuelle Gebet (unten auf dieser Seite ist die Suchfunktion eingebaut).

    1. Vertrauen wagen dürfen wir getrost ...
    2. Unrecht erkennen sollen wir getrost ...
    3. Schritte erwägen können wir getrost ...
    4. Glauben bekennen wollen wir getrost ...
    5. Vertrauen wagen dürfen wir getrost ...

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