Samstag, 26. Dezember 2015

Altjahresabend 2015

31. Dezember 2015

Evangelisches Gesangbuch

Im Evangelischen Gesangbuch findet man die Texte zum Altjahresabend unter der Nummer 954.10. Digital findet man alles auf der Seite "Das Kirchenjahr".

Die Farben des Kirchenjahres lassen sich in dieser Grafik finden. Den liturgischen Kalender bieten die bayrischen Landeskirche und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands an.

Wochenspruch:

Barmherzig und gnädig ist der Herrn, geduldig und von großer Güte. (Ps 103, 8)

Wochenlied:

Das alte Jahr vergangen ist (EG 59) oder
Der du die Zeit in Händen hast (EG 64)

Lieder für den Gottesdienst

EG 58,1-3.6 - Nun lasst uns gehn und treten
EG 749 - Psalm 121 Ich habe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe
EG 63,1-3 - Das Jahr geht still zu Ende
EG 398,1-2 - In dir ist Freude
EG 227,1-4 - Dank sei dir, Vater
EG 61,1.2.4 - Hilf, Herr Jesu, lass gelingen (Melodie 166)

Epistel Röm 8, 31b-39, gleichzeitig auch Prediggtext

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? 32 Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? 33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. 34 Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt. 35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 wie geschrieben steht (Psalm 44,23): "Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe."

37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Evangelium Lk 12, 35-40

35 Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen 36 und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun. 37 Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich schürzen und wird sie zu Tisch bitten und kommen und ihnen dienen. 38 Und wenn er kommt in der zweiten oder in der dritten Nachtwache und findet's so: selig sind sie. 39 Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt, so ließe er nicht in sein Haus einbrechen. 40 Seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr's nicht meint.

Predigtidee

Es ist eigenartig. Obwohl ich nun schon seit knapp 30 Jahren auf der Kanzel stehe und predige und viele Gottesdienste am letzten Abend des Jahres gehalten und somit diesen Text gehört und gelesen habe, ich hätte ihn nicht mit Silvester verbunden. Auf dem Friedhof predige ich des öfteren über diese Worte, wenn wir Abschied nehmen müssen. Vielleicht ist der Gottesdienst am letzten Abend eines Jahres eine Beerdigung, wenn wir auf das hinter uns liegende Jahr zurückblicken und uns erinnern, was wir erlebt haben.

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Doch bevor wir das tun, achten wir darauf, wie Paulus seinen Text beginnt. Am Anfang steht eine Feststellung:

  • Gott ist für uns ...

Und dann beschreibt Paulus, was dieser Gott für den Leser, den Prediger und den Hörer tut:

  • Gott hat seinen Sohn für uns gegeben
  • Gott will gerecht machen 
  • Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist für uns gestorben und auferweckt und er vertritt uns vor Gott

Nachdem der Apostel Paulus dies alles klargestellt und verkündigt hat, da fragt er dann:

  • Ist Gott für uns ...
  • wer kann wider uns sein? 
  • Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? 
  • Wer will verdammen? 

Nachdem Paulus zuvor das deutliche Ausrufezeichen gesetzt hat, dass Gott für uns ist und auf unserer Seite steht, sind die Antworten auf diese Fragen klar: Niemand, niemand ist da, der gegen die Christen steht, der sie beschuldigen oder verdammen kann!

Doch Paulus ist auch realistisch. Er weiß, dass nicht alles geglückt ist bzw. alles auf der Sonnenseite des Lebens zu verbuchen ist. Da ist auch viel Not und Elend. Wir müssen nicht annehmen, dass es zu Paulus Lebzeiten einfacher war: Christen wurden vom römischen Staat, aber auch von den jüdischen Gemeinden, mit denen sie sich eigentlich verbunden fühlten, verfolgt. Christen gehörten  nicht unbedingt zu den gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Gewinnern ihrer Zeit. So fragt Paulus dann auch: Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert!

Heute heißen die Schlagworte: Flüchtlingskrise - Kämpfe in Syrien, wo man langsam den Überblick verliert wer gegen wen und mit wem kämpft - Charlie Hebdo - Anschläge jetzt im November - Helmut Schmidt ist gestorben - Absturz Germanwings - Skandal bei der FIFA - Erdbeben in Nepal - Krise in der Ukraine - und sehr viel anderes mehr im Jahr 2015!

Nachdem Paulus die Krisen seiner Zeit angesprochen hatte, bekennt er aber sogleich gegenüber seiner Gemeinde: “Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.” (V 37) - Wäre es nicht eine Alternative, wenn wir uns angesichts der Krisen wieder stärker zu Gott hielten. Nicht frömmelnd, aber doch unseren Glauben bekennend und nach Gottes Willen fragend.
Dann können wir vielleicht auch leichter das Gute sehen, was es gibt. Nach dem ersten Empfinden gab es 2015 nicht so viele Lichtblicke, aber es gab sie.

  • Die Ebola-Seuche in Afrika scheint mehr oder weniger eingedämmt zu sein. 
  • Mit dem Iran wurde das über Jahre verhandelte Atom-Abkommen abgeschlossen. 
  • Kuba und die USA nahmen wieder diplomatische Beziehungen auf. 
  • Im Emsland haben wir dank vieler ehrenamtlicher Helfer die Probleme, die es im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise gibt, einigermaßen gemeistert.
  • Aktuell liegen hinter uns in der Gustav-Adolf-Kirchengemeinde schöne Gottesdienste zum Weihnachtsfest. 
  • Wir haben engagierte Konfirmanden. 
  • Privat kann der eine oder andere positive Geschichten erzählen. 

Zum Schluss unseres Predigttextes legt Paulus ein Bekenntnis ab. Mancher junge Mensch lässt sich davon inspirieren und wählt genau diese Worte als Konfirmationsspruch, als das Bibelwort, das ihn durchs Leben begleiten soll.

Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Dieses Bekenntnis, diese Zuversicht wünsche ich fürs neue Jahr des Herrn 2016 dem christlichen Abendland. Vom alten Jahr nehmen wir Abschied - wehmütig und klagend mit offenen Fragen, wie manches Mal auch bei einer Beerdigung. Aber wir blicken auch voller Zuversicht und Hoffnung auf die Zeit, die vor uns liegt. Gott will uns mit seinem Segen begleiten und stärken. Machen wir etwas daraus!

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